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DIE ZEIT OHNE BEISPIEL - thule-italia.net

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politischen Motive. Doch wirkt das leider auf uns nicht mehr. Wir sind im November 1918 darauf<br />

hereingefallen. Aber das gibt's nur einmal, das kommt nicht wieder! Wir haben unsere<br />

Leichtgläubigkeit am Ende des Krieges mit einer bitteren Leidenszeit von 1918 bis 1933 sehr teuer<br />

bezahlen müssen. Wir befinden uns deshalb heute in der Rolle des gebrannten Kindes, das das Feuer<br />

scheut. Es hat deshalb auch gar keinen Zweck mehr, wenn man in London und Paris versucht, um die<br />

Dinge herumzureden. Es wäre offenbar viel praktischer und würde den Wert der Diskussion nur<br />

fördern können, wenn man dort Begriffe wie Humanität, Zivilisation, internationales Recht und<br />

internationales Vertrauen in diesem Zusammenhang endgültig aus der öffentlichen Debatte ausschiede.<br />

Denn wir müssen gestehen, daß wir uns eines leichten Lächelns nicht erwehren können, wenn<br />

ausgerech<strong>net</strong> die englische Presse mit einem geradezu blutigen Ernst diese Begriffe in der<br />

Auseinandersetzung zwischen der<br />

-77-<br />

Demokratie und den autoritären Staaten zur Anwendung zu bringen versucht. Da können wir nur<br />

höflich, aber mit Bestimmtheit sagen: Gestatten Sie, daß wir laut und vernehmlich kichern!<br />

Das wirkte vielleicht auf unser bürgerliches Vorkriegsdeutschland, das ja dafür bekannt war, daß es die<br />

Phrasen der Demokratie für bitteren Ernst nahm. Es wirkte vielleicht auch noch auf unsere<br />

biedermännischen Systemgrößen und parlamentarischen Spießer der Nachkriegszeit. Für uns<br />

Nationalsozialisten dagegen hat diese Argumentation vollkommen den Reiz der Neuheit und<br />

Originalität verloren. Sie entbehrt jeder Glaubwürdigkeit. Wir bewundern dabei nur noch die geradezu<br />

aufreizende Dummdreistigkeit, mit der diese Argumente in der Polemik vorgebracht werden. Wenn die<br />

Engländer sich im Verlaufe der mehrhundertjährigen Geschichte der Aufrichtung und Verteidigung<br />

ihres Empire in diesen Dingen allmählich ein dickes Fell zugelegt haben, so können wir ihnen zu ihrer<br />

Beruhigung versichern, daß wir uns nach unseren neueren Erfahrungen in dieser Beziehung auch nicht<br />

mehr zu beklagen brauchen. Es wäre also sehr wohltuend und außerordentlich angenehm, wenn wir<br />

wenigstens versuchen wollten, uns gegenseitig nichts mehr vorzumachen. Wir kennen uns doch. Wir<br />

wollen uns also einmal als ehrliche Männer scharf in die Pupille schauen, und zwar gänzlich ohne<br />

frommen Augenaufschlag, und die Dinge endlich, endlich beim Namen nennen.<br />

Was wurde denn in Versailles eigentlich mit Mitteleuropa geplant und versucht? Man hatte<br />

Deutschland zu Boden geschlagen, es militärisch entwaff<strong>net</strong> und wirtschaftlich ausgeplündert. Man<br />

hatte ihm seine Auslandsguthaben und seine Handelsflotte genommen. Seine Kolonien wurden aus<br />

seinem Machtbereich herausgebrochen. Der Versuch eines Anschlusses Österreichs an das Reich<br />

wurde als Anschlag auf die europäische Sicherheit gebrandmarkt, und die Errichtung des mehr als<br />

merkwürdigen tschecho-slowakischen Staatsgebildes hatte gar keinen anderen Zweck, als Deutschland<br />

den Pfahl mitten ins Fleisch hineinzutreiben und in Böhmen und Mähren ein sehr bequemes und<br />

billiges militärisches Aufmarschfeld gegen das Reich zu errichten. Damit glaubte man Deutschland<br />

nicht nur endgültig aus dem internationalen Spiel ausgeschaltet, sondern es auch für alle Zukunft mit<br />

seinen eigenen Sorgen beschäftigt zu haben. Deutschösterreich sollte als ewiger Zankapfel zwischen<br />

dem<br />

-78-<br />

Reich und der westeuropäischen Demokratie liegen, und die sogenannte Tschecho-Slowakei hatte<br />

dabei die Aufgabe, die militärische Einkreisung des Reiches zu sichern und auf eine feste Basis zu<br />

stellen.<br />

Das bedeutete nichts anderes als den Versuch einer Konservierung europäischer Spannungen, die dazu<br />

angelegt waren, den wenn auch in seiner militärischen Abwehrkraft vollkommen niedergeschlagenen,

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