196006.pdf
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Stubbenroden und<br />
-sprengen am Altrhein<br />
Ein OV schult seine Helfer bei technischen Hilfeleistungen<br />
Unter den kritischen Augen des Sprengmeisters wird die Sprengkapsel mit der<br />
Zündschnur verbunden. Dann wird die Ladung in das vorbereitete Bohrlocb gebracht<br />
Bei Altrip am Rhein im Kreise<br />
Ludwigshafen sollte in diesem Frühjahr<br />
ein größeres, von Bäumen und<br />
Büschen bewachsenes Grundstück im<br />
Altrheingebiet urbar gemacht werden,<br />
um es der notwendigen landwirtschaftlichen<br />
Nutzung zuzufühfen.<br />
Dabei waren weit über 100 Baumstubben<br />
bis zu 70 cm Durchmesser zu<br />
roden. Das Wurzelwerk der Bäume<br />
und Sträucher auf dem Grundstück<br />
war so vernetzt, daß der Einsatz von<br />
Rodemaschinen keinen rechten Erfolg<br />
versprach und eine Sprengung der<br />
etwa 40 größten Stubben am zweckmäßigsten<br />
erschien. Wie meist in solchen<br />
Fällen, wandten sich die Eigentümer<br />
an das Technische Hilfswerk<br />
mit der Bitte um Hilfe.<br />
Für den OV Ludwjgshafen, der im<br />
Präzisionssprengen schon manchen<br />
Fabrikschornstein umgelegt hatte,<br />
war dies eine willkommene Gelegenheit,<br />
im Rahmen einer technischen<br />
Hilfeleistung seine bisherigen vielfältigen<br />
Sprengerfahrungen zu erweitern<br />
und zugleich den jungen Helfern<br />
eine abchechslungsreiche übungsaufgabe<br />
zu stellen.<br />
Zunächst wurde die Mehrzahl der<br />
Stubben mit Seilwinde aus dem Boden<br />
gezogen, wobei auch auf diesem Gebiet<br />
neue Erfahrungen gewonnen<br />
werden konnten. Die Arbeit ging<br />
flott vonstatten. Ein Trupp arbeitete<br />
voraus und legte an jedem Stubben<br />
an der der Winde abgelegenen Seite<br />
einen Wurzelansatz frei, an dem dann<br />
eine starke Kette (ein Drahtseil hatte<br />
sich hier nicht bewährt) und an der<br />
Kette das Zugseil der am Gerätekraftwagen<br />
angebrachten Winde angreifen<br />
konnte. Wo keine Wurzel<br />
günstig zu fassen war, wurde ein<br />
Achterschlag um den verbleibenden<br />
Stammteil gelegt und so das Abgleiten<br />
der Kette verhindert.<br />
Einige wel1ige, noch stehende Bäume<br />
wurden im ganzen umgezogen<br />
und mit dem Wurzelstock ausgerissen,<br />
wobei es darauf ankam, den Stamm<br />
möglichst einige Meter über dem Boden<br />
mit dem Zugseil zu fassen. Dabei<br />
hat sich gezeigt, daß das Umlegen von<br />
ganzen Bäumen leichter durchzuführen<br />
ist als das Fällen der Stämme<br />
und spätere Umziehen der Wurzeln.<br />
Durch den Einsatz einer Umlenkrolle<br />
an der zu ziehenden Last konnte die<br />
Kraft der Winde verdoppelt werden.<br />
Während dieser Arbeit hatte der<br />
Bohrtrupp mit dem Erdbohrer die<br />
Bohrlöcher für die Sprengladung<br />
unter den großen, nicht mehr zu<br />
ziehenden Stubben angelegt, so daß<br />
anschließend der Sprengtrupp die<br />
nach Größe und Art der Stubben unterschiedlichen<br />
Sprengladungen anbringen<br />
konnte; Pfahlwurzler, die mit<br />
einer ~ballten Ladung an der Hauptwurzel<br />
gesprengt werden, sind anders<br />
zu behandeln als FlachwurzIer, deren<br />
Sprengladung in einem schräg unter<br />
die Wurzelmitte geführten Bohrloch<br />
angebracht sind. Die mögliche Methode,<br />
den Stubben selbst von oben<br />
anzubohren, hat sich hier, wie eine<br />
Probesprengung ergab, nicht bewährt,<br />
da der Kern des Holzes nicht die hierfür<br />
notwendige Festigkeit hatte.<br />
Um die Unfallgefahr 'So gering wie<br />
möglich zu halten, wurde die Schlagpatrone<br />
mit einer nach außen führenden<br />
Sprengzündschnur verbunden,<br />
worauf vor Anbringung der Sprengkapsel<br />
die sachg,emäße Verdämmung<br />
der Ladung mit eingeschwemmter<br />
Erde vorgenommen wurde. Da viele<br />
Stubben nahe beeinander lagen und<br />
die elektrische Zündmaschine an diesem<br />
Tage nicht zur Verfügung stand,<br />
wurde die LeiUeuerzündung ang'ewendet.<br />
Da im Umkreis von 500 Metern<br />
keine bewohnten Gebäude vorhanden<br />
waren, konnten bis zu 20<br />
Stubben auf einmal gesprengt werden.<br />
Die Sprengung wurde unter sorgfältiger<br />
Beachtung der vorgeschriebenen<br />
Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt.<br />
Genau dm erwarteten Augenblick<br />
erfolgte die erste Detonation,<br />
der in kurzen Abständen weitere<br />
folgten. Ein Rauchpilz nach dem andern<br />
schoß aus dem Boden. Stubbenteile<br />
wirbelten pfeifend durch die<br />
Luft und schlugen bis zu 200 Meter<br />
entfernt dn den weichen Ackerboden,<br />
Der Sprengmeister zählte sorgfältig<br />
die Schüsse, die mit der Zahl der gelegten<br />
Ladungen übereinstimmten.<br />
Erst dann konnte er sich zur Untersuchung<br />
der Sprengstelle nähern und<br />
das Signal zur Entwarnung blasen<br />
lassen.<br />
Die Besichtigung der Sprengstelle<br />
ließ den gewünschten Erfolg erkennen.<br />
Alle Stubben waren aus ihrer<br />
starken Verwurzelung gerissen, und<br />
ihre verstreuten Reste konnten leicht<br />
gesammelt und abtransportiert werden.<br />
Natürlich hatte die Sprengung<br />
ziemliche Verwüstungen auf dem betroffenen<br />
Gelände angerichtet, ein<br />
Umstand, der vorausgesehen und mit<br />
dem Grundstückseigner besprochen<br />
worden war. Er war nicht zu umgehen,<br />
da nur so die Rodung des Grundstücks<br />
und die Gewinnung neuen<br />
Ackerbodens durchgeführt werden<br />
konnte. Die Sprengung wurde wiederholt,<br />
bis alle noch verbliebenen<br />
Stub-ben gesprengt waren.<br />
Wieder einmal hatte sich die sorgfältig,e<br />
Vorarbeit durch ein einwandfreies<br />
Ergebnis, das beim Sprengen<br />
der oft unberechenbaren Stubben<br />
nicht immer selbstverständlich ist,<br />
bezahlt gemacht. O. S.<br />
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