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Ausgabe als pdf - Trafikantenzeitung

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im blickpunkt<br />

Schnupftabakdosen und -fläschchen (teils mit Portionslöffel)<br />

waren ein eigener Wirtschaftszweig – und einfache Ware war<br />

schon im 18. Jahrhundert oft „made in China“<br />

Pfeifen aus Silber wurden für<br />

den Adel schnell zum begehrten<br />

Prestige- und Sammlerobjekt.<br />

Die Metallpfeifen waren für Raucher<br />

allerdings mehr eine Notlösung.<br />

Sie entwickelten große<br />

Hitze, starke Kondensation, und<br />

der Geschmack war auch nicht<br />

gerade das, was man sich eigentlich<br />

wünschte. Also blieb man<br />

vorerst bei der weitverbreiteten<br />

Tonpfeife und sammelte mit ihr<br />

alle Formen von Etuis, die in<br />

vielfältigsten Formen angeboten<br />

wurden.<br />

trafik a nten zeitung November/2013<br />

Erlesene Tabatieren<br />

Nachdem sich die billigen Tonpfeifen<br />

und einige Tabaksorten<br />

schließlich sogar Soldaten,<br />

Seeleute und einfache Bürger<br />

leisten konnten, wählte der<br />

Adel eine exklusivere Form des<br />

Tabakgenusses. Schnupftabak<br />

erfreute im 18. Jahrhundert die<br />

gehobenen Kreise. In Spanien<br />

und Portugal hatte man dafür<br />

ein spezielles Verfahren, die<br />

sogenannte Karottierung, entwickelt.<br />

Tabakblätter wurden<br />

wochenlang gebeizt und danach<br />

in karottenähnliche Form gepresst.<br />

Ein monatelanger Fermentierungsprozess<br />

folgte. Der<br />

Tabak erhielt dadurch sein erlesenes<br />

Aroma und wurde Spaniol<br />

genannt. Es ging aber auch<br />

einfacher: Die Prise (das Tabakpulver)<br />

wurde durch die Beigabe<br />

von Lavendel- oder Rosenöl, Salbei<br />

oder Nelken verfeinert und<br />

sollte so genussvoll den Intellekt<br />

anregen. Und wieder nahm das<br />

Kunsthandwerk die neue Mode<br />

auf: Porzellandosen aus Meißen,<br />

Emaildosen aus Berlin oder<br />

sogar Goldtabatieren wurden<br />

kunstvoll angefertigt und am<br />

österreichischen, Pariser oder<br />

Berliner Hof verschenkt.<br />

Bis heute schlagen sich gewisse<br />

Trends auch in der Mode nieder.<br />

Dam<strong>als</strong> war das ebenso: Männer<br />

rasierten sich ihre Bärte ab, damit<br />

die Wirkung beim Schnupfen<br />

des Tabaks nicht beeinträchtigt<br />

würde. Von nun an gab es<br />

eigene Benimm-dich-Kurse für<br />

das richtige Schnupfen, ebenso<br />

wie für das Fechten und das Tanzen.<br />

Weiches Holz ist leicht zu<br />

bearbeiten, brennt aber<br />

durch, Keramik ist schön zu<br />

bemalen, dafür schlecht zu<br />

rauchen – beides nicht ideal<br />

Holzpfeifen <strong>als</strong><br />

Erkennungszeichen<br />

Die Liebe zum Pfeifenrauchen<br />

ging auch während dieser Zeit<br />

nicht ganz verloren. Auf der<br />

Suche nach dem idealen Geschmack<br />

und Praktikabilität<br />

hatte man schon Ende des 17.<br />

Jahrhunderts angefangen, Holzpfeifen<br />

zu fertigen. Es bedurfte<br />

einiger Zeit, sich durch unzählige<br />

Holzarten und -formen<br />

durchzuarbeiten, um die bestmögliche<br />

Wirkung zu erhalten.<br />

Und das war gar nicht so leicht.<br />

Denn viele Holzsorten entwickelten<br />

einen unangenehmen<br />

Beigeschmack, brannten durch<br />

und waren nicht sehr saugfähig.<br />

Im Laufe der Zeit entwickelte sich<br />

daher die dreiteilige Gesteckpfeife.<br />

Sie bestand aus einem Pfeifenrohr,<br />

dem Pfeifenkopf und dem<br />

Wassersack <strong>als</strong> Zwischenstück,<br />

der das Kondenswasser aufsog.<br />

Nach Gebrauch nahm man die<br />

Pfeife auseinander und säuberte<br />

sie.<br />

Die Holzpfeife war für geschickte<br />

Handwerker auch einfach selbst<br />

herzustellen. So kam es, dass zu<br />

manchen Trachten im 18. und<br />

sogar noch im 19. Jahrhundert eigene<br />

Pfeifenarten dazugehörten.<br />

Bestimmte Berufsgruppen wie<br />

Jäger und Bauern waren ohne<br />

Handy-Ladebons<br />

Paysafecard<br />

Callingcards<br />

Gamecards<br />

w w w . l o a d . a g<br />

dieses Accessoire nicht mehr<br />

vorstellbar. In der Stadt Ulm entstand<br />

die erste größere Pfeifenproduktion<br />

aus Buchsbaumholz.<br />

Charakteristisch dafür waren die<br />

besondere Maserung des Holzes,<br />

der geschnitzte Bauch und der<br />

aus Silber gearbeitete helmartige<br />

Pfeifendeckel. Das war deshalb<br />

notwendig geworden, weil viele<br />

Fein zu rauchen, aber verletzlich: Zu einer Meerschaumpfeife<br />

gehört ein Etui einfach dazu<br />

Handwerker auch während der<br />

Arbeit rauchten. Der gefährliche<br />

Funkenflug sollte dadurch verhindert<br />

werden. Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts erkannte man das<br />

Bruyèreholz (Wurzelholz einer<br />

mediterranen Heidekrautsorte)<br />

<strong>als</strong> optimales Pfeifenmaterial. Es<br />

war hart, leicht, saugfähig und<br />

brannte aufgrund des hohen<br />

Kieselsäureanteils nicht durch.<br />

Wertanlage<br />

Meerschaumpfeife<br />

Ein völlig neues Rauchgefühl<br />

bescherte schließlich die Meerschaumpfeife.<br />

Mit der türkischen<br />

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