Neue Szene Augsburg 2014-10
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de
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50 Gerilltes<br />
EGOKIND & OZEAN<br />
TRANSITION<br />
(Traum/Kompakt)<br />
Immer wenn man glaubt es geht<br />
nicht mehr, kommt von irgendwo ein<br />
DJ her. Der anziehende Technozug,<br />
der auch in der Schwabenhauptstadt<br />
(k)einen Halt macht, bringt neben<br />
unzähligen Four-to-the-floor-Helden<br />
auch mal Weiterentwicklung. Auch<br />
wenn man Techno so etwas gar<br />
nicht zutrauen möchte. Die beiden<br />
Berliner Sounddesignstudenten liefern<br />
mit „Transition“ ein erstklassiges<br />
Electronica-Album für Leute, die<br />
sich nicht nur den Bass aus der Hüfte<br />
schütteln wollen. Auch sehr schön:<br />
Eine Technonummer muss nicht immer<br />
gleich zehn Minuten dauern.<br />
Ganz großes Kino für Soundliebhaber,<br />
konzentrierte Zuhörer und alle<br />
Tanzwütigen mit Hang zur Melancholie.<br />
Ein berlinerisches Boards of<br />
Canada? Ne, viel besser! Saustark!<br />
(mw) (VÖ: 03.<strong>10</strong>.)<br />
<br />
LABRASSBANDA<br />
KIAH ROYAL<br />
(Sony Music)<br />
Endlich machen die Jungs von La-<br />
BrassBanda mal was anderes und<br />
nicht immer nur ihr Volldampfding,<br />
was ja gut ist, aber auf Dauer doch<br />
irgendwie austauschbar. Wenn ich<br />
dem Infozettel glauben kann, haben<br />
die Burschen ihr neues Album in einem<br />
Kuhstall mit Viechern drin aufgenommen.<br />
Damit „dia Kiah“ nicht<br />
durchdrehen und „dia Milli“ nicht<br />
sauer wird, mussten die Jungs das<br />
Ganze relativ soft angehen. Das Ergebnis<br />
ist ein tolles Album, auf dem<br />
LaBrassBanda viele ihrer bekannten<br />
Songs ganz relaxt rauslassen. Außerdem<br />
haben sie Rocko Schamoni,<br />
Stofferl Well und den Trio-Mann Stephan<br />
Remmler eingeladen und mit<br />
ihnen je einen Song aufgenommen.<br />
Oiso, LaBrassBanda amoi anders und<br />
deswegen guat. (cs) (VÖ: 26.09.)<br />
<br />
WE DESTROY DISCO<br />
IT’S ALWAYS A BAD TIME<br />
(Eigenvertrieb)<br />
We Destroy Disco tragen ein wenig<br />
den Stempel als schlampige Genies,<br />
seit ihrer Finalteilnahme bei Band<br />
des Jahres 2012 hochgehandelt und<br />
durchaus auch über <strong>Augsburg</strong> hinaus<br />
präsent, ist das ganz große<br />
heimische Publikum noch nicht herangereift.<br />
Die EP soll über Crowdfunding<br />
finanziert werden und bei<br />
Nichtfunktionieren nur digital erscheinen.<br />
Wär schade drum, die<br />
sechs Songs unter dem fast schon<br />
programmatischen Titel „It’s always<br />
a bad time“ verdienen ihren Platz im<br />
Plattenregal, neben der herausragenden<br />
Stimme von Sänger Tobias<br />
wird der Indie-Fan auch musikalisch<br />
bestens bedient. Und für einen<br />
Songtitel wie „Times New Roman“<br />
wurde es sowieso mal höchste Zeit.<br />
Releaseparty am 17.<strong>10</strong>. im Glyzerin<br />
mit King The Fu. (flo) (VÖ: 17.<strong>10</strong>.)<br />
<br />
JULI<br />
INSEL<br />
(Universal)<br />
Zehn Jahre später ist „Die perfekte<br />
Welle“ auf den Strand der Insel getroffen,<br />
Juli machen nun auch auf<br />
Seefahrerromantik zwischen Bacardi-Werbung<br />
und sanften Anspielungen<br />
auf die Flüchtlingsproblematik.<br />
Um im Bild zu bleiben: Die Welle ist<br />
nicht mehr allzu stürmisch, aber<br />
immer noch leidlich perfekt, der<br />
Oktober hat seine Spuren im Juli<br />
hinterlassen, Produzent Olaf Opal<br />
die Segel routiniert in den Wind<br />
gestellt. Man kann an dem Album<br />
eigentlich nichts aussetzen, allerdings<br />
ist die Oberfläche dermaßen<br />
glatt und scheinbar undurchdringlich,<br />
dass selbst die nachdenklicheren<br />
Textpassagen kaum den Weg an<br />
die Oberfläche finden. Um es mit<br />
Mirko Slomka zu sagen: „Da war<br />
mehr drin.“ (flo) (VÖ: 03.<strong>10</strong>.)<br />
<br />
ALBUM DES MONATS<br />
ls Alt-J 2012 mit ihrem Debütalbum auf Jungfernfahrt gingen, lösten die<br />
Avier Briten eine gewaltige Welle aus, denn „An Awesome Wave“ wurde<br />
auch zur ihrer Überraschung zum echten Millionenseller. Es folgte eine<br />
schier endlose Tour mit Hunderten von Konzerten durch fast alle Kontinente.<br />
Von diesen Strapazen gezeichnet, warf Gitarrist und Bassist Gwill Sailsbury<br />
erschöpft und ausgebrannt das Handtuch. Umso erstaunlicher ist es, dass<br />
die zum Trio geschrumpfte Band es trotz aller Reisemeilen auf dem Buckel<br />
fertiggebracht hat, überhaupt ein neues Album aus dem Hut zu zaubern. Allein<br />
das verdient schon Respekt. Nach dem ersten Durchgang fällt auf, dass<br />
die Songs etwas verhaltener ausfallen, durch das gesamte Werk zieht sich<br />
ein melancholischer Schleier. Und auch wenn einem der ein oder andere Ton<br />
bekannt oder sagen wir vertraut vorkommt, ist es beachtlich, dass Alt-J ihre<br />
Intensität konservieren konnten. Ihre Mischung aus Folk und Elektronik hinterlässt<br />
endlos Raum für Ruhe und Nachdenklichkeit. Gesanglich ist das alles<br />
sowieso Champions League. Auch wenn vielleicht ein Song wie „Tessallate“<br />
fehlt (am ehesten kommt noch „The Gospel Of“ in dieses Fahrwasser), ist<br />
„This Is All Yours“ ein Longplayer, der einen berührt, einen einnimmt und auch<br />
nicht mehr so leicht loslässt. Ich freue mich jetzt schon auf das Konzert im<br />
Februar 2015 in München. (ws) (VÖ: 19.09.)<br />
<br />
LIEBLINGS-CDS<br />
TIPP<br />
DER<br />
REDAKTION<br />
ROYAL BLOOD – “Royal Blood” (mw)<br />
ALT-J<br />
THIS IS ALL YOURS (Infectious Music/Pias Cooperative)<br />
SHELLAC – “Dude Incredible” (flo)<br />
CARIBOU– “Our Love” (cs)<br />
ALT-J – “This Is All Yours” (ws)