Neue Szene Augsburg 2014-10
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de
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74 Augsbürger<br />
Augsbürger<br />
In unserer Serie ŸAugsbürgerÿ stellt der Fotograf Fabian Schreyer Menschen aus unserer<br />
Stadt vor, deren Gesichter zwar bekannt, deren Geschichten aber nicht allen vertraut sind.<br />
* <br />
hauptamtlicher Zauberer im 46. Berufsjahr.<br />
Fotos im Flur zeigen ihn Seite an Seite mit Siegfried & Roy, Udo Lindenberg und Franz Josef Strauß. Die Wohnzimmerwände zieren asiatische<br />
Riesenfächer mit seinem Konterfei. Im Vorgarten steht ein geräumiger Stall für Häsin Micky. Ich bin zu Gast bei »Hardy«, seines Zeichens<br />
Eisenbahn gewünscht, Zauberkasten bekommen – so kam die von den Eltern anfangs kritisch beäugte Karriere des gebürtigen Aichachers ins<br />
Rollen. In der Sparkasse hieß es später: »Wenn Sie sich vorübergehend einen anständigen Beruf suchen würden, wäre ein Kredit sicher möglich.«<br />
Längst sind die Zweifel ausgeräumt. Mehr als drei Millionen Kinder im Alter von fünf bis zehn haben einen Auftritt des kraushaarigen<br />
Zauberpädagogen gesehen. Viele erinnern sich bis heute an die Wunderbox »Hardys Kinder Zauberspiele«, die selbst die »Ehrlich Brothers«<br />
einst ihr Eigen nannten.<br />
Aufgrund einer Geschichte, die nach Schildbürgerstreich klingt,<br />
nahm 20<strong>10</strong> auch das Fernsehpublikum Kenntnis von Hardys<br />
magischen Aktivitäten. In Folge einer anonymen Anzeige erreichte<br />
ihn damals zunächst ein Kontrollanruf des <strong>Augsburg</strong>er<br />
Veterinäramts und Monate später ein Bescheid kuriosen<br />
Inhalts. In diesem wurde festgelegt, dass das Saalpublikum<br />
aus Gründen des Tierschutzes bei Erscheinen seiner Häsin<br />
nicht mehr klatschen dürfe. Nach einem Bericht in der örtlichen<br />
Presse sprang Stern-TV blitzschnell auf den fahrenden<br />
Zug auf. Vier Tage später stand Hardy samt tierischer Komparsin<br />
Günther Jauch Rede und Antwort. Ein Glücksfall für<br />
den alleinlebenden Vater einer erwachsenen Tochter, der<br />
gerade an seiner Autobiographie schreibt: »Das Hasenapplausverbot<br />
war nur zu meinem Vorteil. Etwas Normales<br />
interessiert ja heute niemanden mehr!«<br />
Diese Erkenntnis macht erfinderisch. 92 Stunden Zauberei<br />
am Stück reichten 1983 für den Eintrag ins Guinnessbuch:<br />
»Während der Aktion bei Opel Haas gab es Freibier<br />
und auf vier schlaflose Nächte folgte der körperliche<br />
Zusammenbruch und die Einlieferung ins Zentralklinikum.<br />
Alle dachten: ‚Jetzt hat’s den Hardy erwischt!’<br />
Aber nicht mich hat’s erwischt, sondern einen der Aufpasser!<br />
Schwächen kann man sich nicht eingestehen<br />
in dieser Branche.« Dass sich der schnöde Mammon<br />
selbst von Profis nicht herbeizaubern lässt, legt die<br />
in die Jahre gekommene Innenausstattung der Junggesellenwohnung<br />
nahe. Die etwas desillusionierende<br />
Konsequenz: »Also gehe ich meinen Weg noch zu<br />
Ende, so lange ich Freude verbreiten kann und nicht<br />
aus Mitleid engagiert werde!«