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können Sie unsere Festschrift lesen - TSV Utting

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Besuch der rhodesischen Olympia-<br />

Mannschaft am 2. September 1972<br />

OLYMPIA 1972 IN UTTING<br />

In den 90 Jahren Vereinsgeschichte<br />

gibt es sicher<br />

viele Ereignisse, die es<br />

wert wären, über sie zu<br />

berichten. Ein solches<br />

Ereignis gab es während<br />

der Olympischen Spiele<br />

1972 in München.<br />

Im letzten Jahr gab es<br />

in den Medien vielfältige<br />

Berichte über die<br />

Olympischen Spiele,<br />

die vor 40 Jahren in<br />

München stattfanden. An sportliche<br />

Höchstleistungen und außergewöhnliche persönliche<br />

Leistungen einzelner Sportler wurde umfangreich und<br />

teilweise mit verklärendem Blick erinnert und zu diesen<br />

Erinnerungen gehört leider auch das unfassbare Geschehen<br />

um den Überfall auf die israelischen Sportler<br />

im Olympischen Dorf.<br />

Eine Begebenheit blieb aber völlig unerwähnt: der Ausschluss<br />

der Olympiamannschaft von Rhodesien, dem<br />

heutigen Simbabwe. Was war geschehen? In der<br />

Woche vor der Eröffnung der Spiele am 26.08.1972,<br />

alle Mannschaften waren bereits angereist, wurden<br />

ganz massive Spannungen zwischen verschiedenen<br />

afrikanischen Ländern und Rhodesien deutlich. Grund<br />

für diese Probleme war die in Rhodesien damals vorherrschende<br />

Apartheitspolitik. 27 afrikanische Länder,<br />

unter anderem z.B. Kenia und Uganda, drohten mit<br />

ihrer Abreise, wenn die rhodesischen Sportler starten<br />

dürften. Unter diesem Druck gab das IOC mit dem Präsidenten<br />

Avery Brundage nach und schloss am 22. August<br />

kurzerhand die rhodesische Mannschaft aus.<br />

Dieses Verhalten empörte den damaligen <strong>TSV</strong>-Fußballabteilungsleiter,<br />

Gerd Roßmann, aufs Äußerste. Er<br />

fand die Behandlung der Sportler mit der kurzfristigen<br />

Absage ungerecht und reagierte ganz spontan, indem<br />

er die gesamte rhodesische Olympiamannschaft mit allen<br />

offiziellen Repräsentanten und Sportlern auf eigene<br />

Kosten nach <strong>Utting</strong> einlud. Diese Einladung wurde angenommen,<br />

und so kam es zu dieser denkwürdigen<br />

Begegnung am 2. September 1972. Für diesen Samstagnachmittag<br />

hatte Gerd Roßmann mit Unterstützung<br />

des zu dieser Zeit amtierenden Vorsitzenden, Manfred<br />

Thaler, und einiger freiwilliger Helfer ein abwechslungsreiches<br />

Programm zusammengestellt, bestehend<br />

aus einem Fußballspiel, anschließendem Aufenthalt<br />

am See im Cafe Steinlechner, Ausflügen mit einem<br />

Motorboot, einer Besichtigung der Erdefunkstelle in<br />

Raisting und einem Abendessen in Andechs. Vor allem<br />

der Besuch in Andechs löste bei den Offiziellen und<br />

insbesondere bei den Sportlern den angestauten Ärger<br />

auf. Bei allen, die sich über Monate und Jahre auf die<br />

Spiele vorbereitet und abstinent gelebt hatten, zeigte<br />

das Andechser Bockbier seine Wirkung. Bestanden zu<br />

Beginn noch Sprachbarrieren, waren diese beim Abschied<br />

der Gäste gegen 20 Uhr weitgehend gelöst.<br />

Aus dem damals geplanten Gegenbesuch der <strong>Utting</strong>er<br />

Fußballer in Rhodesien ist dann leider nichts geworden.<br />

Aber Gerd Roßmann und der damalige Bürgermeister,<br />

Fred Frankenberger mit Gattin, folgten 1973 einer Einladung<br />

und die Rhodesier zeigten sich dankbar und revanchierten<br />

sich auf diese Art für den Besuch in <strong>Utting</strong>.<br />

Der Ablauf dieses Fußballspiels wäre nicht weiter erwähnenswert,<br />

wenn es nicht während des Spiels eine<br />

besondere Wendung gegeben hätte. Das rhodesische<br />

Team war ja keine eigene Fußballmannschaft. Es waren<br />

hauptsächlich Leichtathleten, Schützen und Schwimmer,<br />

die gegen uns antraten. Die Besonderheit in diesem<br />

Spiel zeigte sich aber während der ersten Halbzeit,<br />

als der erste afrikanische Fußballer, vermutlich an Fußballschuhe<br />

nicht gewöhnt, seine Schuhe auszog und<br />

andere aus seiner Mannschaft recht bald diesem Beispiel<br />

folgten. Um einer möglichen Verletzungsgefahr<br />

zu begegnen, die schon darin bestand, dass wir einem<br />

Rhodesier mit den Fußballschuhen aus Versehen auf<br />

den Fuß hätten treten könnten, zog die <strong>Utting</strong>er Mannschaft<br />

nach und in der Halbzeitpause ihre Schuhe aus.<br />

Und so ist für einige ältere <strong>Utting</strong>er Fußballer die Erinnerung<br />

an ihr einziges „Länderspiel“ damit verbunden,<br />

dass sie eine Halbzeit lang barfuß spielen mussten.<br />

Erich Neugebauer, März 2013<br />

ObERE Reihe (v. l.n.r.) Wolfgang Reindl, Jakob Neu, Karl SaUTER und Josef Klingl (5. von rechts), UnTERE Reihe (v.l.n.r.) ManfRED ThalER<br />

(1. VorsitzenDER Tsv), EmmERan „Moby“ Strynadiuk (3. v.l.), HelmUT GeiER (5. v.l.), Alfons GailER, Anton Kraus, Klaus SchnappinGER, Ludwig<br />

StreichER, GERD Rossmann (AbTEilungsleiTER), Otto DiETRich, Ulrich KleinERT, WernER Bieniek, Fritz Zink, In der MiTTE, hinTER GERD<br />

Rossmann: Erich NeugebaUER und Peter Raich

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