1 Historischer Hintergrund - Universität Bamberg
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Der Zweijahrplan 1949/50 - Erster Zentralplan für die gesamte SBZ/DDR 61<br />
• Bis 1950 wäre die Produktion um 35 Prozent im Vergleich zu 1947 zu steigern<br />
(entspricht 81 Prozent der Vorkriegsstandes von 1936).<br />
• Steigerung der Arbeitsproduktivität bis zum Jahre 1950 um 30 Prozent im<br />
Vergleich zu 1947 (Methode: verbesserte Organisation der Arbeit, verbesserte<br />
Arbeitsbedingungen, Entfaltung der Aktivistenbewegung, Einführung einer<br />
richtigen Normung, Übergang zu Leistungslöhnen, vollständigere Entfaltung der<br />
Produktionsmöglichkeiten). 72<br />
• Anwachsen der Gesamtlohnsumme um 15 Prozent im Vergleich zu 1947.<br />
• Senkung der Produktionsselbstkosten der volkseigenen Betriebe um mindestens<br />
sieben Prozent. 73<br />
1.3.2 Fehlstart der SBZ-Zentralplanwirtschaft<br />
Zum Jahreswechsel 1948/49 sollte der Zweijahrplan in Kraft treten. Aber schon<br />
der Start in die für die gesamte SBZ zentral geplante Wirtschaft erfolgte mit Verspätung.<br />
Erst am 30. März 1949 verabschiedete die Vollversammlung der DWK<br />
den Volkswirtschaftsplan für das laufende Jahr 1949. 74 Gesetzlich verpflichtet,<br />
oblag die konkrete Ausführung des Zweijahrplans nun der Wirtschaft. De facto<br />
hatten die meisten Betriebe aber noch immer damit zu tun, was ihnen der Halbjahrplan<br />
für das zweite Halbjahr 1948 auferlegt hatte und sie waren noch nicht<br />
einmal im Besitz gültiger Produktionsauflagen für die gegenwärtige Produktionsphase.<br />
Daß schon zu Beginn des Jahres 1949 im Sinne der Wirtschaftsplanung<br />
alles glatt gelaufen wäre, behaupteten nicht einmal offizielle Stellen: „Es handelt<br />
sich [...] darum, daß wir zu einem längeren Planungszeitraum übergehen, und zwar<br />
vom ursprünglichen Vierteljahres-, über den soeben beendeten Halbjahres-, zum<br />
Zweijahresplan. [...] Mit Beginn des Jahres 1949 arbeiten wir zum ersten Male<br />
nach einem Plan, der alle Zweige der Wirtschaft in einem Gesamtplan umfaßt und<br />
eine organisatorische Verbindung der vielfältigen Wirtschaftstätigkeiten untereinander<br />
herstellt. Wir verringern keineswegs die Bedeutung dieser Tatsache, wenn<br />
wir gleichzeitig darauf hinweisen, daß dabei noch viel Unzulänglichkeiten, Schwächen<br />
und Schwierigkeiten [zu] bestehen und zu überwinden sind.“ 75 Rau drängte,<br />
zur Lösung der auftretenden Probleme die Wirtschaft weiter zu zentralisieren.<br />
Mißerfolge führte er darauf zurück, daß die Konzentration der Wirtschaft noch<br />
nicht weit genug fortgeschritten wäre. Obwohl 1949 die wichtigsten Industrien<br />
verstaatlicht waren und mindestens 40 Prozent der SBZ-Gesamtproduktion im<br />
volkseigenen Sektor hergestellt wurden 76 , vertrat Rau die Ansicht, daß Planung<br />
72 Dokumente der SED, Bd. II, Berlin 1951, S. 66.<br />
73 Ebenda, S. 58.<br />
74 Verordnung über den Volkswirtschaftsplan für das Jahr 1949, das erste Jahr des<br />
Zweijahrplanes, ZVOBl. I, Nr. 27/1949. Der Volkswirtschaftsplan setzte sich aus folgenden<br />
zehn Einzelplänen zusammen: Industrie, Land- und Forstwirtschaft, Verkehr<br />
sowie Post- und Fernmeldewesen, Wiederaufbauarbeiten (Investitionen), Arbeit,<br />
Selbstkosten, Warenumsatz, Gesundheitswesen, kulturelle Entwicklung, Verteilung<br />
der Materialbestände.<br />
75 RAU, Planaufgaben, S. 1.<br />
76 Angabe laut SMAD-Befehl Nr. 64 vom 17. April 1948.<br />
Oskar Schwarzer geht für 1950 davon aus, daß 55,3 Prozent des Nettoproduktes in<br />
sozialistischen Betrieben (49,2 Prozent volkseigene Betriebe, 6,1 Prozent Genossenschaften)<br />
erwirtschaftet wurde. Dieser Anteil stieg auf 83,2 Prozent bis 1960, auf 85,0<br />
Prozent bis 1970, auf 96,0 Prozent bis 1980 und betrug 1988 noch 95,7 Prozent, aus:<br />
SCHWARZER, Sozialistische Zentralplanwirtschaft, S. 191f. sowie: BUCK, Hansjörg F.,