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1 Historischer Hintergrund - Universität Bamberg

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<strong>Historischer</strong> <strong>Hintergrund</strong><br />

erst in dem Augenblick perfekt sein könne, in dem die Wirtschaftsführung über<br />

sämtliche Produktionsmittel verfüge. Er trat darum ein für weitere Enteignungen<br />

und die Bündelung aller wirtschaftlichen Entscheidungsbefugnisse in den Händen<br />

der Planbürokratie: „Man muß sich darüber klar sein, daß eine Gesamtplanung<br />

der Volkswirtschaft nur in dem Maße vollkommen sein kann, wie die Produktion<br />

und die Verteilung der Produkte vergesellschaftet sind. Davon sind wir aber noch<br />

ein gutes Stück entfernt.“ 77 Ohne konkrete Probleme anzusprechen, verschanzte<br />

sich auch das Mitteilungsblatt der RTA, der „Fachnachrichtendienst“, hinter einem<br />

klaren Bekenntnis zur Planwirtschaft: „Am 1.1.1949 ist der Zweijahresplan für die<br />

sowjetische Besatzungszone [...] angelaufen, der den Aufbau und Weiterentwicklung<br />

unserer Wirtschaft grundlegend bestimmt. Alle angeordneten wirtschaftlichen<br />

Maßnahmen sind darauf gerichtet, seine erfolgreiche Durchführung zu sichern<br />

und alle dafür in Betracht kommenden Faktoren in diesem Sinne einzusetzen<br />

und zu lenken.“ 78 Das tatsächliche Geschehen stand im klaren Gegensatz zur<br />

offiziellen Propaganda, die nicht müde wurde, den Zweijahrplan zu loben. Tatsächlich<br />

enthielt selbst die „Verordnung über den Wirtschaftsplan für 1949, das<br />

erste Jahr des Zweijahrplanes vom 30. März 1949“ 79 „nur grob formulierte Mengenkennziffern.<br />

Planmethodik und Ziele wurden noch mehrfach geändert, bei<br />

‘dem’ Zweijahrplan handelte es sich also faktisch um ein Konglomerat verschiedener<br />

Pläne“ 80 . Die Annahme der SED-Führung, die SBZ wäre zu Beginn des<br />

Jahres 1949 für den Start in die zentral geplante Wirtschaft ausreichend vorbereitet<br />

gewesen, stützte sich insbesondere auf einen hohen Grad ihrer Institutionalisierung.<br />

Die tatsächliche Leistungsfähigkeit der neu geschaffenen Einrichtungen<br />

fand dabei keine Beachtung, zumal es sich insbesondere um bürokratische Organe<br />

zur Verwaltung und Kontrolle handelte. Für den vermeintlich vollendeten<br />

„demokratischen“ Aufbau der Wirtschaft standen Institutionen, wie z.B. die Deutsche<br />

Wirtschaftskommission (DWK), Vereinigungen volkseigener Betriebe<br />

(VVB), Volkseigene Betriebe (VEB), Zentrale Kontrollkommission (ZKK), Ausschuß<br />

zum Schutze des Volkseigentums, Revisions- und Treuhandanstalt für die<br />

sowjetische Besatzungszone (RTA), Deutsche Notenbank, Deutsche Investitionsbank<br />

(DIB), Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB) und die Betriebsgewerkschaftsleitungen<br />

(BGL). 81 Daß keine dieser Institutionen in der Lage war,<br />

der „demokratischen Wirtschaft“ zum gewünschten Erfolg zu verhelfen, wurde<br />

durch regelmäßige Umstrukturierungen dokumentiert, wodurch ihre Leistungsfähigkeit<br />

immer wieder verbessert werden sollte. Die wirtschaftlichen Erfolge ließen<br />

Buck, Hansjörg F., Formen, Instrumente und Methoden zur Verdrängung, Einbeziehung<br />

und Liquidierung der Privatwirtschaft in der SBZ/DDR, in: Deutscher Bundestag<br />

(12. Wahlperiode) (Hrsg.), Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte<br />

und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“, Bd. II,2, Machtstrukturen und Entscheidungsmechanismen<br />

im SED-Staat und die Frage der Verantwortung, Frankfurt<br />

1995, S. 1091.<br />

77 RAU, Planaufgaben, S. 1.<br />

78 FND Nr. 1, S. 4 in: DN5-1132.<br />

79 ZVOBl Nr. 27/1949, S. 221-225.<br />

80 ZANK, Zentralverwaltungen, S. 272.<br />

81 23. November 1948: Als logische Konsequenz fortschreitender Zentralisierung der<br />

SBZ-Wirtschaft wurden die Betriebsräte den Betriebsgewerkschaftsleitungen (BGL)<br />

angeschlossen und damit faktisch aufgelöst. Die BGL waren verpflichtet, Beschlüsse<br />

des FDGB mitzutragen. Das bedeutete die „Verstaatlichung“ der Betriebsräte und<br />

somit das Ende der letzten eigenständigen Arbeitnehmervertretung in der SBZ/DDR.

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