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1 Historischer Hintergrund - Universität Bamberg

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Die Radikalisierung der SED zur „Partei Neuen Typus“ 51<br />

1949 führte. Dieser Schritt zementierte auch die Trennung der Wirtschaftsgebiete.<br />

Die Ereignisse des Jahres 1949 wurden dominiert die Konkurrenz beider Wirtschafts-<br />

und Gesellschaftsordnungen. Noch im Januar 1949 unternahm die SED<br />

einen groß angelegten Versuch, die Gründung eines westdeutschen Staates an der<br />

Seite der westlichen Demokratien zu unterbinden.<br />

1.2 Die Radikalisierung der SED zur „Partei Neuen<br />

Typus“<br />

Die SED verstärkte die Kompromißlosigkeit ihres Vorsatzes, dem westlichen<br />

Modell das Eigene entgegen zu halten und Gesamtdeutschland unter dem Vorzeichen<br />

des Sozialismus zusammenzuführen. Radikal wurde allen der Kampf angesagt,<br />

die diese Position nicht teilten. Ganz besonders innerhalb der Partei wollte<br />

man gegen abweichende Meinungen vorgehen: „Nach der 1. Parteikonferenz<br />

verschwanden auch die letzten Reste innerparteilicher Demokratie.“ 27 Auf der<br />

ersten Parteikonferenz vom 25. bis 29. Januar 1949 griff die SED die Lenin-<br />

Vorstellung einer „Partei neuen Typus“ wieder auf. Schon auf dem II. Parteitag<br />

der SED, vom 20. bis 24 September 1947 war dieser Gedanke von Walter<br />

Ulbricht angeregt worden. Die Parteiführung entschied, die SED zur „Partei neuen<br />

Typus“ 28 auszubauen und erkannte in ihr, getreu der Theorie, für die Zukunft „die<br />

Avantgarde der Arbeiterklasse“ 29 . Vor diesem <strong>Hintergrund</strong> sollte sie die Aufgabe<br />

erhalten, „die Gründung einer sozialistischen Einheitspartei in ganz Deutschland<br />

vorzubereiten.“ 30 Die „Partei Neuen Typus“ sollte eine „marxistisch-leninistische<br />

Kampfpartei“ 31 werden, d.h. „eine von oben gesteuerte, nach militärischen Organisationsprinzipien<br />

aufgebaute Elitepartei, deren wichtigster Teil der aus geschulten<br />

Berufsrevolutionären bestehende Funktionskörper sein sollte.“ 32 In der Folge<br />

dieser Bestrebungen unterwarf sich „die SED alle anderen Organisationen und alle<br />

Institutionen. Diese wurden umgeformt in Ausführungsorgane der Partei.“ 33<br />

Schenk beschrieb, daß die Planbürokratie, insbesondere in Folge der 1. Parteikonferenz<br />

der SED im Januar 1949, nach Kräften verlangte, die die seltene Bedingung<br />

erfüllten, politisch und fachlich versiert zu sein. Die mit dem Aufbau einer<br />

„Partei neuen Typus“ verbundene Forderung war, die SED ideologisch zu<br />

„reinigen“, d.h., abweichenden Meinungen verstärkt entgegenzutreten. Man vertrat<br />

die Auffassung, „das politisch-ideologische Wachstum der Partei [habe] mit<br />

ihrem raschen zahlenmäßigen Erstarken nicht Schritt gehalten.“ 34 Sämtliche Bemühungen,<br />

die SED als eine im westlichen Sinne „demokratische“ Partei dastehen<br />

zu lassen, wurden nun fallengelassen. Im Zuge ihrer Radikalisierung zeigte die<br />

SED spätestens im Laufe des Jahres 1949 ihr wahres Gesicht:<br />

• Die paritätische Verteilung führender Parteiposten zwischen ehemaligen Anhängern<br />

der KPD, bzw. SPD wurde aufgegeben und Repräsentanten des<br />

27 SCHENK, Diktatur, S. 29.<br />

28 AUTORENKOLLEKTIV, Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der<br />

SED (Hrsg.), Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Berlin 1966, Bd. I von<br />

1945 bis 1949, S. 225.<br />

29 SCHENK, Diktatur, S. 28.<br />

30 AUTORENKOLLEKTIV, Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. I, S. 225.<br />

31 SCHENK, Diktatur, S. 22.<br />

32 Ebenda.<br />

33 Ebenda, S. 28f.<br />

34 AUTORENKOLLEKTIV, Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. I, S. 225.

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