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1 Historischer Hintergrund - Universität Bamberg

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<strong>Historischer</strong> <strong>Hintergrund</strong><br />

sowjetischen Besatzungszone, sich - im Sinne der Beschlüsse von Potsdam - für<br />

einen einheitlichen Wirtschaftsraum auf dem Boden der vier Besatzungszonen in<br />

Deutschland einzusetzen und versuchte, gesamtdeutsche Institutionen auf gesellschaftspolitischer<br />

Ebene zu initiieren. Gleichzeitig wurde die Einbindung der SBZ<br />

in das sowjetische Machtimperium auf allen Ebenen vorangetrieben. Die fortgeschrittene<br />

Zentralisierung in der SBZ, die mit Gründung der Deutschen Wirtschaftskommission<br />

(DWK) schon im Juni 1947 ihren institutionellen Ausdruck<br />

fand, führte zwar zu verstärktem Widerspruch der Länder sowie von Mitgliedern<br />

der Blockparteien, die sich durch das personelle Übergewicht der SED immer<br />

weiter in den <strong>Hintergrund</strong> gedrängt fühlten. Der Kurs von SED, bzw. Regierung<br />

der SBZ/DDR stand aber unverrückbar fest. Widerstände konnten daran nichts<br />

mehr ändern. Schon für August 1948 konstatierte Zank: „Anders als noch im<br />

Januar 1947 war die Besatzungsmacht nicht mehr geneigt, aus gesamtdeutschen<br />

Überlegungen größere Rücksichten auf die Länder zu nehmen.“ 22 In konsequenter<br />

Fortführung ihrer Position versuchte die SED, ihre Mission auch auf die westlichen<br />

Besatzungszonen auszudehnen; ein Versuch, der dort sehr wohl erkannt<br />

wurde: „Man [soll] den Einfluß, der durch die Kommunistische Partei und durch<br />

die Infiltrierung vom Osten her auf wichtigste Industriezweige und ihre Arbeiterschaft<br />

ausgeübt wird, in keiner Weise unterschätzen.“ 23 Konsequenz der Differenzen<br />

und des endgültigen Bruchs zwischen den Ökonomien der westlichen und<br />

östlichen Besatzungszone war die Durchführung ihrer separaten Währungsreformen<br />

im Juni 1948. Hierzu ist festzustellen, daß im Westen mit weitgehender Aufhebung<br />

der Warenbewirtschaftung und Preisbindung 24 sowie der Herstellung von<br />

Konvertibilität der Währung, die wichtigsten wirtschaftspolitischen Voraussetzungen<br />

für einen tatsächlichen ökonomischen Neubeginn geschaffen wurden. Die<br />

Signale wurden nach über zwanzig Jahren wieder auf Marktwirtschaft und Gewerbefreiheit<br />

gestellt. Es handelte sich um einen echten Neubeginn, mit dem die<br />

bestimmenden Wesenszüge des bisherigen Systems der gelenkten Wirtschaft 25<br />

liquidiert wurden, während in der SBZ unter Beibehaltung von Preis- und Lohnstop<br />

nach Daten aus dem Jahre 1944 sowie fortgesetzter Warenbewirtschaftung<br />

ein Geldumtausch stattfand, der die Konservierung der bisherigen Binnenwährung<br />

besiegelte. 26 Im Kampf um ein gesamtdeutsches Wirtschafts- und Gesellschaftssystem<br />

konnte sich keine der so unterschiedlichen Positionen durchsetzen, was<br />

letztlich zur Gründung der Bundesrepublik und der DDR im Mai und Oktober<br />

22 ZANK, Zentralverwaltungen, S. 253-296, hier S. 270.<br />

23 ADENAUER, Konrad, Erinnerungen 1945-1953, 6 1987, S. 188.<br />

24 Ludwig Erhards nutzte dazu das „Gesetz über Leitsätze für die Bewirtschaftung und<br />

Preispolitik nach der Geldreform“ vom 24. Juni 1948. Es gab ihm nach eigener Darstellung<br />

die Möglichkeit, „so schnell als möglich so viele Bewirtschaftungs- und<br />

Preisvorschriften als möglich zu beseitigen“ (ERHARD, Ludwig, Wohlstand für Alle,<br />

Düsseldorf 1957, S. 22). Weitere staatliche Reglementierungen fielen mit der Aufhebung<br />

des Verbots der Gewährung von Kontokorrentkrediten vom 8. August 1948<br />

sowie der Aufhebung des Lohnstops am 3. November 1948.<br />

25 Zum Vergleich der Wesensmerkmale der aufeinander folgenden Wirtschaftsordnungen<br />

unter der NSDAP und SED, bzw. dem Modell der Sozialen Marktwirtschaft der<br />

Bundesrepublik Deutschland siehe: SCHNEIDER, Kriegswirtschaftsordnung, Abb. Nr.<br />

8 und 12, S. 42ff.<br />

26 Vgl. SCHNEIDER, Kriegswirtschaftsordnung, S.45ff., sowie: ERMER, Matthias, Von<br />

der Reichsmark zur Deutschen Mark der Deutschen Notenbank: zum Binnenwährungsumtausch<br />

in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, Juni/Juli 1948,<br />

Stuttgart 2000.

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