1 Historischer Hintergrund - Universität Bamberg
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<strong>Historischer</strong> <strong>Hintergrund</strong><br />
SBZ/DDR für die Zeit von 1945 bis 1953 [nach Karlsch, Allein bezahlt?, auf] 54<br />
Milliarden Reichsmark zu laufenden Preisen oder rund 14 Milliarden Dollar zu<br />
den Preisen von 1938. [...] Das waren mehr als zwei komplette Nationaleinkommen<br />
der DDR des Jahres 1949.“ 18 Wohnraum und Lebensmittel blieben trotz<br />
günstiger Ausgangslage der SΒZ 19 knapp und minderten die Belastungsfähigkeit<br />
der Bevölkerung. Die Versorgung der sowjetischen Besatzungstruppen - sie ernährten<br />
sich im Gegensatz zu den Westalliierten aus dem Lande - minderte den<br />
Versorgungsspielraum der einheimischen Bevölkerung.<br />
1.1 Die Stalinisierung der sowjetischen Besatzungszone<br />
ab 1945<br />
Das „eigene gesellschaftliche System“ der Sowjetunion, welches der SBZ 1945<br />
auferlegt wurde, war der Stalinismus, und überdauerte in der SBZ/DDR in leicht<br />
abgewandelten Formen fast fünfundvierzig Jahre. Fritz Schenk warnte davor,<br />
systemimmanente Diskussionen, die in der Sowjetunion und ihrer deutschen Besatzungszone<br />
von Zeit zu Zeit auftraten [Neuer Kurs, NÖS], als Anzeichen einer<br />
Abkehr vom stalinistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem oder einer Liberalisierung<br />
zu interpretieren; das Resultat müsse stets daraufhin untersucht werden,<br />
inwieweit sich die entscheidenden Wesenszüge des Stalinismus erhalten hatten.<br />
Solange die Sowjetunion und die SBZ/DDR existierten, gründeten sie sich auf<br />
die von Schenk zusammengefaßten Dogmen des Stalinismus:<br />
„Dogma Nummer eins besagt, daß Frieden, Demokratie und Humanismus nur<br />
im Sozialismus zu verwirklichen und dauerhaft zu sichern sind. Daraus resultiert,<br />
daß Privateigentum an Produktionsmitteln sowie an Grund und Boden<br />
[...] bekämpft werden. Daraus resultiert weiter, daß am ‘dialektischen und historischen<br />
Materialismus’ (als Basis für die ‘Ideologie des Marxismus-<br />
Leninismus’) festgehalten, die ‘Weltrevolution’ weiterhin angestrebt und der<br />
‘Klassenkampf’ fortgeführt werden. Die ‘friedliche Koexistenz’ wird als<br />
‘Wettkampf der Systeme’ verstanden, ‘ideologische Koexistenz’ kategorisch<br />
abgelehnt und mit allen Mitteln bekämpft.<br />
1949, München 2 1993, S. 253-296, hier S. 272. Oskar Schwarzer geht von „bis zu einem<br />
Drittel des Inlandsprodukts für Reparationen sowie Besatzungskosten“ aus:<br />
SCHWARZER, Oskar, Markt gegen Plan. Makroökonomische Indikatoren im Vergleich,<br />
in: SCHÄFER, Hermann (Hrsg.), 50 Jahre Deutschland, Ploetz, Ereignisse und Entwicklungen,<br />
Deutsch-deutsche Bilanz in Daten und Analysen, Freiburg 1999, S. 34.<br />
Vgl. auch: SCHWARZER, Sozialistische Zentralplanwirtschaft, S. 22 und: ZSCHALER,<br />
Frank, Die Entwicklung einer zentralen Finanzverwaltung in der SBZ/DDR 1945-1949,<br />
in: MEHRINGER, Hartmut (Hrsg.), Von der SBZ zur DDR. Studien zum Herrschaftssystem<br />
in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik.<br />
Sondernummer Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, München<br />
1995, S. 105ff., hier: S. 130-132.<br />
18 KOZIOLEK, Helmut, Die DDR war eine Hauswirtschaft, in: PIRKER u.a., Der Plan als<br />
Befehl und Fiktion, S. 263.<br />
19 Wohnraum: Während in den westlichen Besatzungszonen 24 Prozent des Wohnraums<br />
kriegszerstört waren, hatte die SBZ eine Schadensbilanz von nur 14 Prozent zu<br />
verzeichnen. Vgl. KARLSCH, Allein bezahlt?, S. 46.<br />
Lebensmittel: Die SBZ hatte den „natürlichen Vorzug“, nicht auf Lebensmittelimporte<br />
angewiesen zu sein. Vgl. WEGNER, Herbert, die Zonen und der Außenhandel, in:<br />
DEUTSCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG (Hrsg.), Wirtschaftsprobleme<br />
der Besatzungszonen, Berlin 1948, S. 111.