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Gemeinde Kerns 2014-42

Die Gemeinde Kerns begleitet mit einen redaktionellen Teil von und über Sachseln.

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<strong>Gemeinde</strong>rubrik <strong>Kerns</strong><br />

es musste aber mit einer Kurbel in Gang gesetzt<br />

werden. Die Gäste wurden mit einem<br />

Pferdewagen an der Bürgenstockbahn abgeholt,<br />

das Gepäck auf einem Brückenwagen<br />

transportiert. Das Haus war 1905 nach<br />

den damaligen Erfordernissen gebaut worden<br />

und ein Vierstern-Hotel. Später liess<br />

die Mutter die Zimmer mit fliessendem<br />

Wasser ausrüsten.<br />

Hotelleben<br />

Die Gäste blieben etwa drei bis vier Wochen,<br />

einige verbrachten den ganzen Sommer<br />

auf der Honegg, zum Teil auch mit ihren<br />

Kindern, später wurden ganze Familien<br />

seltener. Vor dem Ersten Weltkrieg kamen<br />

die Gäste aus aller Herren Länder, auch<br />

vornehme Russen waren dabei. Mittagund<br />

Nachtessen nahmen sie gemeinsam<br />

ein. Die Speisen wurden auf einer Platte<br />

präsentiert, von der sich jeder Gast selber<br />

bediente. Die Hotelierskinder assen mit<br />

dem Personal. Tagsüber vergnügten sich<br />

die Gäste auf dem Tennisplatz oder spielten<br />

Krokket, darin war Liseli Meisterin und<br />

konnte es mit jedem aufnehmen. Vater<br />

Durrer hatte im Freien ein Kegelspiel aufgebaut.<br />

Im Haus gab es einen Billardtisch,<br />

an dem die Herren oft stundenlang spielen<br />

konnten, während die Damen sich zum<br />

Plaudern gern in den Damensalon zurückzogen.<br />

Daneben gab es ein Extrazimmer<br />

zum Jassen. Abends nach dem Essen sass<br />

man in der Halle oder im Freien auf der<br />

Terrasse. Rege benutzt wurde der Phonograph,<br />

und die jüngeren Herrschaften tanzten<br />

zur Musik von Schellackplatten.<br />

Die Weltkriege<br />

Ein Höhepunkt im Sommer war immer der<br />

1. August, wenn alle Gäste abends mit Lampions<br />

zum Höhenfeuer zogen und miteinander<br />

Lieder sangen, wie «Luegid vo Bärg<br />

und Tal» oder «Ich bin ein Schweizer Knabe».<br />

Während des Ersten Weltkrieges mussten<br />

die meisten Hotels schliessen, weil die<br />

ausländischen Gäste ausblieben. Vater<br />

Durrer gelang es aber, verletzte deutsche<br />

Internierte einzuquartieren. Für diese war<br />

auch ein Arzt im Hotel. Das muntere kleine<br />

Liseli war der Liebling dieser Gäste, sie erinnerte<br />

wohl einige an ihre eigenen Kinder<br />

in der fernen Heimat. In den Jahren nach<br />

dem Ersten Weltkrieg lief die Hotellerie gut,<br />

bis etwa 1925, wonach die Situation in den<br />

Dreissigerjahren wieder schwierig wurde.<br />

Auf die Honegg kamen zu dieser Zeit ranghohe<br />

Nationalsozialisten in die Ferien. Die<br />

älteste Schwester sagte ab und zu: «Diesen<br />

Nazis traue ich nicht über den Weg.» Familie<br />

Durrer war sehr gut informiert über alles,<br />

was sich in Deutschland tat. Wer wollte,<br />

konnte am Schweizer Radio, besonders<br />

durch die politischen Sendungen von Rudolf<br />

von Salis, genug erfahren. Was die Lebensmittelversorgung<br />

in der Kriegszeit betraf,<br />

waren die Leute auf dem Land in einer<br />

bevorzugten Lage. Der benachbarte Bauer<br />

sagte zum Beispiel: «Gebt uns einfach von<br />

euren Lebensmittelkarten, und wir geben<br />

euch alle Milch, die ihr braucht».<br />

Früher Abschied vom Vater<br />

Der Tod des Vaters war ein grosser Einschnitt<br />

im Leben der zwölfjährigen Elisabeth<br />

und der ganzen Familie. Er war auf<br />

der Honegg beim Gang über ein Gerüst von<br />

einem losen Brett gefallen und wurde so<br />

schnell wie möglich ins Berglispital Luzern<br />

gebracht. Die ganze Familie versammelte<br />

sich um Vaters Bett, und er verabschiedete<br />

sich von allen und gab jedem einzelnen ein<br />

Kreuzzeichen auf die Stirn. Beim Wechseln<br />

der Sauerstoffflasche starb er. Wie es sein<br />

Wunsch war, führte die Familie das Hotel<br />

weiter. Alle waren gewohnt zusammenzustehen,<br />

und ein Onkel war ihnen eine Art<br />

Beistand. Bei allen Durrerkindern wurde<br />

auf eine gute Ausbildung Wert gelegt. Die<br />

grossen Geschwister waren in der französischen<br />

Schweiz und in England,<br />

Fortsetzung nächste Seite...

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