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Jahresrückblick - Mallorca Zeitung

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Das<br />

2013<br />

war<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Nr. 713 – 31. Dezember 2013


02 Bilanz Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

2013 – eine Frage<br />

der Perspektive<br />

War 2013 ein gutes Jahr für<br />

<strong>Mallorca</strong>? Viele Ereignisse der<br />

vergangenen zwölf Monate lassen<br />

sich von zwei Seiten betrachten. Die<br />

Hells Angels hatten sich auf <strong>Mallorca</strong><br />

breit gemacht – wurden aber in ihre<br />

Schranken gewiesen. Der gewaltige<br />

Waldbrand bei Andratx ließ sich auch<br />

mit Dutzenden Wasserflugzeugen<br />

erst nach Tagen bezwingen – doch<br />

die Menschen bewiesen Tatkraft<br />

und Solidarität. Korruption und<br />

Spekulation beherrschten die<br />

Schlagzeilen – doch die Justiz setzte<br />

den Abriss der illegalen Apartments<br />

am Naturstrand Es Trenc durch. Die<br />

Medien in Deutschland haben unsere<br />

Lieblingsinsel zum Teil für billige<br />

Schlagzeilen missbraucht – der ZDF-<br />

Zeppelin zeigte hingegen ganz neue<br />

Bilder von <strong>Mallorca</strong>. Es kommt eben<br />

auf die Perspektive an, von der wir<br />

die Insel betrachten. Wie war also<br />

2013? Schauen Sie selbst …


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick Januar<br />

03<br />

Mega-Prozess<br />

„Kabul“: Freispruch<br />

für <strong>Mallorca</strong>s<br />

Drogenbarone<br />

■ Machte mit Drogenhandel jahrzehntelang Kasse: „La Paca“ war die Hauptangeklagte in dem Prozess. FOTO: RAMON<br />

Es war nicht nur der bislang<br />

größte Drogenprozess auf<br />

<strong>Mallorca</strong>, es war auch eine<br />

der größten Niederlagen der<br />

Ermittler: Francisca Cortés, bereits<br />

mehrfach verurteilte Chefin eines<br />

Drogenhändler-Clans in Palmas<br />

Problemviertel Son Banya, wurde<br />

freigesprochen. Das balearische<br />

Oberlandesgericht erklärte<br />

abgehörte Telefongespräche<br />

sowie Hausdurchsuchungen aus<br />

dem Sommer 2008, auf die sich<br />

die Anklage gestützt hatte, für<br />

nichtig. Für „La Paca“, die bereits<br />

eine Gefängnisstrafe wegen<br />

anderer Delikte absitzt, waren<br />

18 Jahre Haft gefordert worden.<br />

Insgesamt 36 von 47 Angeklagten<br />

blieben letztendlich<br />

Haftstrafen erspart. Sie gehörten<br />

laut Ermittlern sechs Drogenclans<br />

an, die über Jahre hinweg<br />

den Handel mit vorwiegend<br />

aus Barcelona eingeschmuggeltem<br />

Kokain und Heroin auf<br />

<strong>Mallorca</strong> kontrolliert haben<br />

sollen. Die Staatsanwaltschaft<br />

hatte Haftstrafen von insgesamt<br />

686 Jahren gefordert. Da in<br />

Palmas Gerichtsgebäude kein<br />

ausreichend großer Saal zur<br />

Verfügung stand, wurde der<br />

Megaprozess in einem unter<br />

großen Sicherheitsvorkehrungen<br />

umfunktionierten Verwaltungsbau<br />

gegenüber von Palmas<br />

Gefängnis abgehalten.<br />

■ Javier Salinas hat große Erwartungen geweckt. FOTO: BENDGENS<br />

Umgänglich und volksnah:<br />

<strong>Mallorca</strong> hat einen neuen Bischof<br />

Sein Vorgänger Jesús Murgui galt als scheu und hinterließ<br />

einen Graben zwischen Kirchenführung, Priestern und Basis.<br />

Javier Salinas dagegen spricht klare Worte und ist ein Mann<br />

des Volkes. Der neue Hirte, der am 12. Januar eingeführt<br />

wurde, hat eine vorsichtige Reform des Bistums eingeleitet.<br />

■ Luxus in Son Claret, Piraten-Spaß im „Pirates Village“ und edles Design im Hotel Cort. FOTOS: SON CLARET, BENDGENS, DM<br />

Schöne neue Hotelwelten: Es tut sich was auf <strong>Mallorca</strong><br />

Startschuss für die Eröffnung einer ganzen Reihe neuer oder neugestalteter Hotels im Jahr 2013: In Santa Ponça wird<br />

aus einem veralteten Apartmenthotel das Themenhotel „Pirates Village“, das sich an Familien richtet. Für Luxus-Fans<br />

wird bei Es Capdellà im großen Stil restauriert: Unternehmer Klaus-Michael Kühne verwandelte einen alten Landsitz<br />

ins Fünf-Sterne-Hotel Castell Son Claret. An der Playa de Palma werden gleich mehrere Häuser renoviert, um von<br />

drei auf vier Sterne aufzustocken. In Palmas Innenstadt schließlich öffnen im Lauf des Jahres mit den Hotels Cort und<br />

Calatrava gleich zwei Boutiquehotels der gehobenen Kategorie und mit „Palma Suites“ das erste Aparthotel der Stadt.<br />

■ Der Müll wurde lose in Containern geliefert. FOTO: TIRME<br />

140 Tonnen Müll: Die erste<br />

Lieferung trifft auf <strong>Mallorca</strong> ein<br />

Aktion Morgengrauen: Unter heftigen Protesten kam am<br />

11. Januar eine Probelieferung „Ersatzbrennstoff“ an –<br />

Müll aus Katalonien, um die Verbrennungsanlage von Son<br />

Reus auszulasten. Weitere Lieferungen sollen 2014 folgen.


04 Februar Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

■ Gezeichnet und wortkarg: Urdangarin bei seinem zweiten Termin beim Untersuchungsrichter in Palma. FOTO: RAMON<br />

Der Skandal im Schatten<br />

des Königshauses<br />

eskaliert weiter<br />

Wiedersehen nach einem Jahr: Der<br />

Schwiegersohn von König Juan Carlos,<br />

Iñaki Urdangarin, wurde am 23. Februar<br />

ein zweites Mal in Palma vorgeladen.<br />

Seit der Marathon-Vernehmung ein<br />

Jahr zuvor waren zahlreiche weitere<br />

Details in dem Skandal um zwielichtige<br />

Geschäfte im Schatten des Königshauses<br />

bekannt geworden, neben dem Delikt der<br />

Veruntreuung standen nun auch Vorwürfe<br />

der Steuerhinterziehung im Raum.<br />

Urdangarin soll vor allem zwischen 2004<br />

und 2006 aus seiner Stellung als Mitglied<br />

der Königsfamilie Profit geschlagen haben.<br />

Er und sein Geschäftspartner Diego Torres<br />

verdienten allein mit der Organisation<br />

zweier Tagungen zu „Sport und Tourismus“<br />

in Palma rund 1,4 Millionen Euro. In<br />

Verdacht geriet immer stärker auch<br />

Urdangarins Frau, die Königstochter<br />

Cristina de Borbón – doch gegen eine<br />

Vorladung als Beschuldigte legte die<br />

Staatsanwaltschaft Einspruch ein. Noch<br />

ist nicht das letzte Wort gesprochen –<br />

Untersuchungsrichter Castro ermittelt<br />

weiter, der Skandal zieht Kreise.<br />

Insolvenz bei Orizonia:<br />

Aus für den drittgrößten<br />

Touristikkonzern Spaniens<br />

Bereits im Herbst 2012 stand Orizonia,<br />

hinter Globalia und Barceló der drittgrößte<br />

Touristikkonzern Spaniens, das Wasser bis<br />

zum Hals. Rund 5.000 Mitarbeiter – etwa<br />

1.000 davon auf den Balearen – bangten<br />

um ihre Jobs. Die Rettung schien im<br />

Dezember die Übernahme durch Barceló<br />

zu bringen. Doch dann preschte Globalia<br />

mit einem besseren Angebot vor. Am Ende<br />

teilten sich die beiden Riesen die besten<br />

Unternehmenssparten – unter anderem<br />

die Hotelkette Luabay, einen Teil der Vibo-<br />

Reisebüros sowie der Fluglinie Orbest –<br />

untereinander auf. Rund 800 Arbeitsplätze<br />

blieben so erhalten. Am 18. Februar<br />

verkündete die Geschäftsführung der<br />

Belegschaft, dass nur mehr die Insolvenz<br />

bleibe. Anfang April wurden spanienweit<br />

die verbliebenen 2.347 Mitarbeiter<br />

insolvenzbedingt entlassen.<br />

■ Angestellte von Orizonia protestierten nach der Hiobsbotschaft von der Insolvenz vor dem Firmensitz im ParcBit. FOTO: MIELNIEZUK<br />

■ Das ist doch der Torrent de Pareis! Szene aus dem Inseldreh „Cloud Atlas“. FOTO: JAY MAIDMENT<br />

„Der Wolkenatlas“ kommt ins Kino – doch der Ruf<br />

<strong>Mallorca</strong>s als internationaler Drehort leidet<br />

Die Bestseller-Verfilmung „Der Wolkenatlas“ lief im spanischen Kino an und zeigte<br />

Hollywoodschauspieler vor der Kulisse der Insel. Doch es hätte besser laufen können für<br />

den Drehort <strong>Mallorca</strong>: Produzenten warteten vergeblich auf zugesagte finanzielle Hilfen,<br />

die Film Commission wurde wieder aufgelöst. Der Ruf der Balearen in der Branche litt<br />

gewaltig. 2014 soll nun eine neue Filmförderung ihre Arbeit aufnehmen.<br />

Auslandsvermögen:<br />

Ein Anwalt klagt gegen<br />

den Offenbarungseid<br />

Das „Modelo 720“ bescherte Anfang des<br />

Jahres vermögenden Steuerinländern<br />

auf <strong>Mallorca</strong> Kopfschmerzen – und den<br />

Steuerberatern bis Ende April viel Arbeit.<br />

Erstmals musste das Auslandsvermögen<br />

gegenüber dem spanischen Fiskus<br />

offengelegt werden, und zwar in allen<br />

Fällen, in denen es in einer oder mehr der<br />

drei Kategorien Immobilien, Konten oder<br />

Anlagevermögen die Obergrenze von<br />

50.000 Euro überschreitet. Zwar handelt<br />

es sich um eine Informationspflicht,<br />

die keine zusätzlichen Zahlungen ans<br />

Finanzamt mit sich bringt – aber der<br />

Offenbarungseid kann Auswirkungen<br />

auf die Vermögensteuer haben. Zudem<br />

drohte das Finanzamt bei Nichtbeachtung<br />

mit drakonischen Strafen. Anwalt und<br />

Steuerberater Alejandro del Campo hielt<br />

die Auflagen für so weitreichend, dass er<br />

im Februar wegen Behinderung des freien<br />

Kapitalverkehrs und der Freizügigkeit<br />

Klage in Brüssel einreichte.<br />

■ Klage eingereicht: Del Campo. FOTO: BENDGENS


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick März<br />

05<br />

EU-Gerichtshof<br />

stoppt Willkür<br />

der Zwangsräumungen<br />

■ Mehr als 1,4 Millionen Personen unterschrieben für einen besseren gesetzlichen Schutz der Hypothekenkunden. FOTO: EFE/NARANJO<br />

Entscheidende Wende im<br />

Drama um die Zwangsräumungen.<br />

Erst sammelte<br />

eine Bürgerinitiative<br />

1,4 Millionen Unterschriften<br />

für einen besseren<br />

gesetzlichen Schutz von<br />

Hypotheken-kunden<br />

und dann erklärte der<br />

Europäische Gerichtshof<br />

am 14. März Spaniens<br />

veraltetes Hypothekengesetz<br />

als unvereinbar mit dem<br />

EU-Verbraucherschutz.<br />

■ Juan March und Ana Gallart. FOTOS: EFE<br />

Die Frau, die die Tochter des<br />

Magnaten Juan March sein wollte<br />

Weil Ana Gallart Stein und Bein glaubte, dass der<br />

mallorquinische Finanzmagnat Juan March (1880-<br />

1962) ihr Vater sei, rückten Arbeiter im Mausoleum<br />

auf dem städtischen Friedhof von Palma an. Sie<br />

exhumierten die Überreste des einst offenbar sexuell<br />

umtriebigen Tycoons und unterzogen sie einer<br />

DNA-Analyse. Die inzwischen in Valencia wohnhafte<br />

Gallart war als Kind auf der Insel von einer Familie<br />

adoptiert worden. Die DNA-Experten haben inzwischen<br />

festgestellt, dass die Frau nicht Tochter des Magnaten<br />

ist, dass sie aber doch irgendwie mit dem March-<br />

Clan verwandt sein könnte. Dieses Ergebnis wurde im<br />

November von einer Richterin in Madrid bestätigt.<br />

Uni-Rektorin<br />

stirbt an Krebs<br />

Im Alter von nur 57 Jahren<br />

erlag Montserrat Casas,<br />

Rektorin der Balearen-<br />

Universität (UIB), am<br />

30. März einem Krebsleiden.<br />

Statt Blumen und Kränze<br />

wünschte sich die erste<br />

Frau an der Spitze der<br />

UIB Spenden für junge<br />

Forscher. Die Atom- und<br />

Molekularphysikerin war<br />

30 Jahre an der Hochschule<br />

tätig gewesen.<br />

■ Montserrat Casas. F.: RAMON<br />

BAHIA GRANDE<br />

Freistehendes Haus mit Pool und Garten, gegenüber<br />

einer unbebaubaren Grünzone. 2 Schlafzimmer, 2<br />

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06 April Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

■ 20 Jahre lang standen hier Bauruinen. Anfang April rückten die Bagger an, im Mai sah es fast wieder nach Natur aus. FOTOS: TERRASSA, FELDMEIER<br />

Die Bauruinen am<br />

Naturstrand Es Trenc<br />

verschwinden endgültig<br />

Am 2. April um 13 Uhr ließ der<br />

erste Bagger seine Schaufel auf die<br />

Betonfassade donnern: Die Bauruinen<br />

von Ses Covetes, die seit knapp 20 Jahren<br />

hier an der Südküste standen und zu<br />

<strong>Mallorca</strong>s bekanntestem Naturstrand<br />

dazuzugehören schienen, fielen. Das<br />

balearische Oberlandesgericht hatte Ende<br />

2012 eine Frist bis zum 15. Mai gesetzt.<br />

Der Bürgermeister von Campos, Sebastià<br />

Sagreras, sträubte sich lange gegen den<br />

Abriss und wurde mehrfach von den<br />

Richtern verwarnt. Die Gemeinde hatte<br />

einst unrechtmäßig die Baugenehmigung<br />

an einen deutschen Bauträger erteilt und<br />

war somit für den Abriss verantwortlich<br />

– auch wenn die Landesregierung<br />

letztendlich den Großteil der Kosten,<br />

und der Inselrat die Arbeiten übernahm.<br />

Es wird wohl noch einige Jahre dauern,<br />

bis das Gelände seinen ursprünglichen<br />

Naturzustand tatsächlich wieder erreicht.<br />

„Abenteuer <strong>Mallorca</strong>“:<br />

Epische Bilder per Zeppelin<br />

Sechs Wochen Dreharbeiten, mehrere Kamerateams,<br />

hochmoderne technische Ausstattung – und eine<br />

Perspektive, die es so noch nicht gegeben hat: Das ZDF<br />

drehte im April und Mai mit seiner Zeppelin-Kamera<br />

auf der gesamten Insel. Dabei entstanden Bilder, die<br />

auch langjährige <strong>Mallorca</strong>-Fans noch nicht gesehen<br />

haben. Das über zehn Meter lange und mit Helium<br />

gefüllte Fluggerät war in einem Spezialanhänger auf die<br />

Insel geschafft und durch enge Dorfstraßen manövriert<br />

worden. Das ZDF-Team spürte des Weiteren Mönchsgeier<br />

auf, machte sich auf die Suche nach der Ginsterkatze oder<br />

tauchte vor Cabrera. MZ-Leser bekamen die zweiteilige<br />

Dokumentation „Abenteuer <strong>Mallorca</strong>“ der Reihe<br />

„planet e“ im Club der <strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> noch vor der<br />

TV-Ausstrahlung im August zu sehen.<br />

■ Der Zeppelin umkreiste die gesamte Insel. Hier schwebt er vor der Tramuntana über Port de Sóller. FOTO: SABINE RICHTER<br />

Kein Geld für<br />

den Cabrera-<br />

Nationalpark<br />

Die Haushaltskrise bekam<br />

auch der Nationalpark<br />

Cabrera zu spüren: Wegen<br />

Stellenstreichungen werde<br />

das Meeresschutzgebiet<br />

nicht genügend überwacht,<br />

warnten Wissenschaftler die<br />

Landesregierung. Auch das<br />

Meeresaquarium in Colònia<br />

de Sant Jordi war bedroht,<br />

konnte aber mit neuem<br />

Konzept wiedereröffnen.<br />

■ Unterwasserparadies Cabrera: Auch beim Nationalpark wurde gespart. FOTO: OCEANA<br />

16 Jahre Haft<br />

für korrupten<br />

Ex-Minister<br />

Höchste Korruptionsstrafe<br />

für einen Inselpolitiker:<br />

Ex-Wirtschaftsminister<br />

Josep Cardona (PP) wurde<br />

wegen Vetternwirtschaft und<br />

Korruption in der Regierung<br />

Matas (2003-2007) zu<br />

16 Jahren Haft verurteilt.<br />

Geschäftsführerin Antònia<br />

Ordinas kam nach einem<br />

Geständnis mit drei Jahren<br />

und acht Monaten davon.<br />

■ Cardona auf der Anklagebank.<br />

FOTO: MIELNIEZUK<br />

■ Stammgäste im Hafen von Palma: Kreuzfahrtschiffe, so weit das Auge reicht. FOTO: AGUILERA<br />

Neue Kreuzfahrtmole, noch mehr Schiffe<br />

Kreuzfahrtboom ohne Ende: Knapp 500 Schiffe machten 2013 im Hafen von Palma fest –<br />

ein Plus von 18 Prozent. Möglich machte das auch eine neue Kreuzfahrtmole, die im April<br />

fertig wurde. Die Verlängerung der Muelle de Poniente kostete 38 Millionen Euro. Jetzt<br />

können sieben große Pötte von bis zu 300 Metern Länge gleichzeitig im Hafen festmachen.<br />

■ Opfer der Einsparungen? Alpha Pam. F.: DM<br />

28-jähriger Senegalese<br />

stirbt an Tuberkulose<br />

Der senegalesische Einwanderer Alpha<br />

Pam starb am 24. April in Can Picafort<br />

an Tuberkulose. Angeblich wurde dem<br />

28-Jährigen zuvor im Krankenhaus in Inca<br />

eine Röntgenuntersuchung verweigert, da<br />

er weder eine Versicherungskarte vorlegen<br />

noch die Behandlung bezahlen konnte.<br />

Es hagelte daraufhin harsche Kritik an der<br />

Gesundheitspolitik der Balearen. Menschen<br />

ohne Aufenthaltsgenehmigung werden<br />

inzwischen nur noch in der Notaufnahme<br />

kostenlos behandelt. Vereine und Freunde<br />

sammelten Spenden, damit der Leichnam in<br />

den Senegal überführt werden konnte.


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick Mai<br />

07<br />

■ Radikaler Schnitt: Premier Bauzá. FOTO: RAMON<br />

Der Premier baut das Kabinett um<br />

– und kippt die Mietwagensteuer<br />

■ „Da muss Mann durch“: Liefers, Regisseur Rothemund, Kameramann Langer, Jentsch, Möhring, Luca (v. li.). F.: NFP/WARNER BROS.<br />

Komödien und Shows: <strong>Mallorca</strong> als Kulisse fürs deutsche Fernsehen<br />

Mit erstklassigen Schauspielern startete im Mai der bedeutendste Insel-Dreh des Jahres. Jan-Josef Liefers, Wotan Wilke<br />

Möhring, Julia Jentsch und andere Leinwand-Größen produzierten Szenen für die romantische Komödie „Da muss Mann<br />

durch“. 2013 wurden noch weitere deutsche Produktionen auf der Insel gedreht: Sat.1 machte die Playa de Muro für<br />

„Willkommen im Club“ zu Teneriffa, RTL drehte im Pueblo Español zwei Folgen der Chart-Show.<br />

■ Andere Zeiten: Juan Carlos (re.), Freunde und Verwandte auf der „Fortuna“. FOTO: EFE<br />

Adiós<br />

„Fortuna“:<br />

Ende einer<br />

Epoche<br />

Geste in der Krise: König<br />

Juan Carlos lässt wissen,<br />

dass er die einst von<br />

Insel-Unternehmern<br />

spendierte Luxusyacht<br />

„Fortuna“ nicht mehr<br />

nutzen wird. Nun wird<br />

ein Käufer gesucht – kein<br />

einfaches Unterfangen.<br />

Eine Regierung, die eisern spart, aber das Soziale links<br />

liegen lässt – diesem Bild musste Premier José Ramón Bauzá<br />

entgegenwirken. Er schasste Finanzminister Josep Ignasi<br />

Aguiló und schuf ein Sozialministerium. Auch die Pläne für<br />

die umstrittene Mietwagensteuer blieben auf der Strecke.<br />

Obdachloser<br />

stirbt übersät<br />

von Rattenbissen<br />

Er löste eine Debatte über<br />

Menschen am Rande der<br />

Gesellschaft aus: Nachdem<br />

ihn Anwohner in Sóller<br />

mit Rattenbissen übersät<br />

zwischen Unrat und<br />

Ungeziefer gefunden hatten,<br />

starb der Obdachlose Charlie<br />

am 6. Mai im Krankenhaus<br />

Son Llàtzer an multiplem<br />

Organversagen. Der<br />

Deutsche hatte seit etwa 14<br />

Jahren auf <strong>Mallorca</strong> gelebt.<br />

■ Charlie im Jahr 2010 in<br />

Artà. FOTO: BABST<br />

. PR-ARTIKEL<br />

Auf der Suche nach der Dame Ihres Herzens?<br />

Die deutsche Firma Fimina geht das Thema Partnervermittlung auf neue Art an: Partnersuchende Männer mit Niveau<br />

lernen kultivierte, gut ausgebildete Frauen aus dem Ausland bei Event-Reisen in das Land selbst kennen<br />

Für alle, die für 2014 besondere<br />

Vorsätze haben! Unsere nächste<br />

Kennenlernreise findet am<br />

16. Januar 2014 statt und führt<br />

nach Odessa am Schwarzen Meer. Bei<br />

dieser Gelegenheit werden zwei Kennenlernpartys<br />

mit über 200 partnersuchenden<br />

Damen veranstaltet. Die nächste Kennenlernreise<br />

ist dann für Juni 2014 geplant.<br />

Im persönlichen Gespräch unmittelbar<br />

vor der Reise erfolgt eine umfassende<br />

Beratung über die Serviceleistungen von<br />

Fimina. Gemeinsam mit dem partnersuchenden<br />

Interessenten wird eine Partnerwunsch-Analyse<br />

durchgeführt. Das garantiert<br />

letztendlich eine erfolgreiche Vermittlung,<br />

die den Kundenwünschen in jederlei<br />

Hinsicht gerecht wird. Im Anschluss daran<br />

wird ein Partnervermittlungsvertrag über<br />

alle Leistungen abgeschlossen, die in Anspruch<br />

genommen werden können und<br />

den Wünschen und (besonderen) Vorstellungen<br />

entsprechen.<br />

„Wenn Sie den Wunsch haben, eine Frau<br />

aus dem Ausland kennenzulernen, stehen<br />

wir Ihnen mit unserem Rundum-Service<br />

sehr gerne zur Verfügung. Denn so manch<br />

ehrenhafter Versuch im Alleingang ist letztendlich<br />

an der Bürokratie gescheitert. Wir,<br />

das heißt unser kompetentes Team und ein<br />

juristischer Berater, betreuen Sie vom ersten<br />

Tag an und übernehmen die gesamte Abwicklung<br />

aller Formalitäten und Rechtsfragen<br />

für Sie, bis Sie Ihre zukünftige Partnerin<br />

in den Armen halten dürfen“, erläutert Lilly<br />

Mohni, Inhaberin von Fimina Süd, Standort<br />

Lörrach, zuständig für Süddeutschland, Österreich,<br />

Schweiz, Frankreich und <strong>Mallorca</strong>.<br />

■ Den passenden Partner finden (o.). Die<br />

geschäftsführende Inhaberin von Fimina ist<br />

Lilly Mohni (u.li.). FOTO: FIMINA INSTITUT<br />

INFORMATION<br />

Lörrach, Turmstraße 2<br />

Tel.: (0049) 7621 510 29 53<br />

E-Mail: l.mohni@fi mina.de<br />

www.fi mina.de<br />

„Wir vermitteln partnersuchende Frauen<br />

aus der Ukraine, die allesamt sehr attraktiv<br />

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mit unserem Fimina-Germany-Partner<br />

vor Ort haben wir diese Damen in einem<br />

persönlichen Gespräch kennen gelernt.<br />

Verantwortungsbewusstsein und absolute<br />

Diskretion sind selbstverständlich – beim<br />

Beratungsgespräch, der Zustellung Ihrer<br />

Vermittlungsvorschläge und während unserer<br />

gesamten Kommunikation. Aus diesen<br />

Gründen beginnt eine Partnervermittlung<br />

bei uns grundsätzlich mit einem persönlichen<br />

Gespräch, auf Wunsch bei Ihnen zu<br />

Hause oder an einem neutralen Ort Ihrer<br />

Wahl. Dieses erste Gespräch ist kostenfrei<br />

und unverbindlich.<br />

Durch individuellen Service konnten wir<br />

uns in den vergangenen 20 Jahren deutlich<br />

von bestehenden Vermittlungsmaßstäben<br />

abheben und unsere Kompetenz immer<br />

weiter ausbauen. Für diejenigen, die sich in<br />

Gruppen nicht wirklich wohlfühlen, bieten<br />

wir auch individuelle Reisen an.<br />

Unser Know-how besteht größtenteils<br />

aus Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis,<br />

langjähriger Erfahrung und Engagement<br />

für die Menschen, die unser Institut<br />

vertrauensvoll mit ihrer Partnersuche<br />

beauftragen. Unser Ziel ist es, Menschen,<br />

die ihre Partnersuche vertrauensvoll in unsere<br />

Hände legen, glücklich zu machen.<br />

„Überzeugen Sie sich in einem persönlichen<br />

Gespräch von unserer kompetenten<br />

Tätigkeit und unserem Erfolg. Ihre individuelle<br />

Beratung und persönliche Betreuung<br />

erfolgt selbstverständlich bei absoluter<br />

Diskretion und Seriosität“, sagt Lilly Mohni.


8 Juni Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

■ „Sí se puede!“ (Ja, da ist noch was drin!): Die Fans machten sich selbst Mut. FOTO: MIELNIEZUK<br />

Hartes Jahr für die Fans von Real <strong>Mallorca</strong>: Abstieg<br />

aus der Primera División und Grabenkämpfe in der Führung<br />

Ab in die zweite Liga, hieß es für Real <strong>Mallorca</strong> nach Saisonende. Viele Fans hatten die sportliche Misere<br />

lange nicht wahrhaben wollen. Inzwischen ist der Abschied verdaut, und nach einem holprigen Start in<br />

die neue Saison hat der Alltag das Team um Trainer José Luis Oltra in der Liga Adelante eingeholt. Zu<br />

Jahresende befanden sich die Insel-Kicker immerhin wieder in der Nähe der Aufstiegsplätze. Mit einer<br />

Kampagne – „Eigentlich sollte ich dich nicht mögen aber ich mag dich“ (siehe Bild re.) – hatte der Verein<br />

zwischenzeitlich versucht, 10.000 Dauerkarten zu verkaufen. Das gelang sogar annähernd. Trotzdem<br />

ist das Stadion meist leerer als in den vergangenen Spielzeiten. Derweil fliegen im Vorstand weiter die<br />

Fetzen. Hauptaktionär Llorenç Serra Ferrer hat sich mit seinem letzten Verbündeten Biel Cerdà verkracht.<br />

Jetzt könnte die Stunde des deutschen Aktionärs Utz Claassen gekommen sein.<br />

■ Andreu Coll Junior bei seiner Festnahme. FOTO: RAMON<br />

18-Jähriger aus<br />

Alaró prügelt seinen<br />

Vater zu Tode<br />

In einem zwischen Bunyola<br />

und Santa María abgestellten<br />

Landrover wurde am 30. Juni<br />

die Leiche des mallorquinischen<br />

Unternehmers Andreu Coll<br />

gefunden. Sein Sohn (18) und<br />

dessen Freund hatten ihn in<br />

seiner Villa in Alaró zu Tode<br />

geprügelt. Nach der Trauerfeier<br />

wurden sie festgenommen. Bei<br />

seiner Vernehmung sagte der<br />

Sohn, er habe die Demütigungen<br />

durch seinen Vater satt gehabt.<br />

Energieausweis auch für Bestandsbauten<br />

Pflicht – doch die Umsetzung ist zäh<br />

Stichtag 1. Juni: Seither sind alle Immobilieneigentümer verpflichtet, bei Verkauf<br />

oder Vermietung einen Energieausweis bereitzuhalten. Zuvor war im April ein<br />

Gesetz verabschiedet worden, wonach nicht mehr nur für Neubauten, sondern<br />

auch für Bestandsimmobilien das Zertifikat über die Energieeffizienz ausgestellt<br />

werden muss. Für Verunsicherung vor allem bei Maklern sorgte, dass Objekte<br />

ohne Energiepass nicht mehr beworben werden dürfen – sonst drohen Strafen.<br />

Laut einer Studie der spanischen Vereinigung für Qualität am Bau waren zum<br />

Jahresende trotzdem erst drei von zehn Immobilien zertifiziert.<br />

■ Arg peinlich: Moderator Lanz. FOTO: BAUMANN/ZDF<br />

Insel-Ausgabe von<br />

“Wetten, dass…?“<br />

schmiert ab<br />

Nach zwei Jahren gastierte am<br />

10. Juni die ZDF-Show wieder<br />

in der Stierkampfarena von<br />

Palma – erstmals mit Markus<br />

Lanz. Doch was mit Brimborium<br />

angekündigt worden war, wurde<br />

zur Enttäuschung: Promis wie<br />

Jacko Jr. und Pamela Anderson<br />

sagten ab, nach der Sendung<br />

hagelte es harsche Kritik am<br />

zum Teil zotig-niedrigen Niveau.<br />

Die Einschaltquote war die<br />

schlechteste seit 32 Jahren.<br />

■ Die Energietabelle gibt den CO2-Ausstoß eines Gebäudes an. FOTOMONTAGE: HUMANES


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick Juni<br />

9<br />

Immobilienkäufer<br />

und Urlauber: Die<br />

Russen kommen<br />

Was sich die Balearen-Politiker<br />

seit Jahren wünschen, hat sich<br />

im Sommer 2013 in Zahlen<br />

bemerkbar gemacht: Die Russen<br />

entdecken zunehmend die Inseln<br />

für sich. Rund 150.000 Urlauber<br />

wurden gezählt, ein Plus von<br />

mehr als 40 Prozent im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Direktflüge wurden<br />

sogar aus Sibirien angeboten.<br />

Auch die Zahl der Residenten<br />

steigt. Mittlerweile haben bereits<br />

zwei russische Kulturzentren<br />

eröffnet. Hinzu kommen<br />

russische Immobilienfirmen,<br />

die die kaufkräftige Kundschaft<br />

bedienen.<br />

■ „Böse Schatten über der Happy Hour“: Der Bericht der „Bild am Sonntag“ wurde vielfach in der mallorquinischen Presse zitiert.<br />

„Bild-<strong>Zeitung</strong>“: Schiefe Schlagzeilen über den Ballermann<br />

Immer wieder zur Sommerzeit schlägt die „Bild-<strong>Zeitung</strong>“ auch auf<br />

<strong>Mallorca</strong> zu – dieses Mal traf es die Playa de Palma jedoch besonders<br />

hart. „<strong>Mallorca</strong>s dunkler Sommer“ hieß die Reportage, in der sich die<br />

„Bild am Sonntag“ mit „Koma-Saufen, Klau-Huren und kriminellen<br />

Clans“ beschäftigte. Der Tenor: Das „17. Bundesland“ kippt, schuld<br />

habe die spanische Wirtschaftskrise. Vor allem Polizei und Justiz kamen<br />

bei der „Bild“ schlecht weg: Richter seien überlastet, Patrouillen nur<br />

Show. Dass die Probleme alles andere als neu und zudem komplizierter<br />

sind und dass Straßenhändler wegen Ordnungswidrigkeiten nicht<br />

weggesperrt werden können, wurde nicht erwähnt. Die Reaktionen<br />

auf <strong>Mallorca</strong> reichten von Gelassenheit bis hin zu Entsetzen: Die<br />

Hoteliers etwa forderten PR-Maßnahmen, um der „Kampagne“ etwas<br />

entgegenzusetzen. Kurz darauf legte dann die „Bild“-<strong>Zeitung</strong> mit<br />

besorgten Schlagzeilen auf der Titelseite nach: „Politiker will unseren<br />

Ballermann dichtmachen!“ und „Hände weg vom Ballermann!“, hieß<br />

es. Dumm nur: Das stimmte so gar nicht. „Meine Aussagen wurden<br />

völlig verdreht“, sagte Tourismusdezernent Álvaro Gijón. Zitiert wurde<br />

der Politiker unter anderem damit, dass es die Feiermeile in fünf,<br />

sechs Jahren nicht mehr geben werde. Nun würde man sich um<br />

Luxustouristen aus China und Dubai bemühen. „Das ist absurd“, so<br />

Gijón. Party-Urlauber seien weiterhin willkommen. Nur die „Bild“-<br />

Reporter, die brauchten sich nicht mehr blicken lassen.<br />

■ Taisa Pavlova leitet das Kulturzentrum<br />

„Kalinka“. FOTO: RAMON


10 Anzeige Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick Anzeige<br />

11


12 Juli Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

■ Das von Umweltschützern betriebene Landgut La Trapa bei Sant Elm ist nach 1994 erneut den Flammen zum Opfer gefallen, rund 70 Prozent der Fläche brannte. FOTO: GOB<br />

Größter Waldbrand in der Geschichte <strong>Mallorca</strong>s vernichtet im Westen der Insel 2.335 Hektar Land<br />

Am heißesten Tag des Jahres, am 26. Juli gegen Mittag, brach in der Siedlung Son Curt bei Andratx ein Feuer aus, nachdem ein Anwohner glühende Grillkohle in die Landschaft gekippt<br />

hatte. Wegen der Trockenheit und des starken Windes breiteten sich die Flammen rasant bis nach s‘Arracó und Sant Elm aus. In den darauffolgenden Tagen drang das Feuer fast bis<br />

nach Estellencs und zum Galatzó vor. Obwohl innerhalb kürzester Zeit Löschflugzeuge und die militärische Nothilfeeinheit UME vom Festland auf der Insel eintrafen, gelang es den<br />

Hundertschaften an Einsatzkräften erst nach mehr als vier Tagen, den größten Waldbrand in der Geschichte <strong>Mallorca</strong>s unter Kontrolle zu bringen. Traurige Bilanz: 2.335 Hektar Land wurden<br />

vernichtet, darunter weite Teile des 81 Hektar großen Landguts La Trapa, das der Umweltorganisation Gob gehört. Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt.<br />

■ Maria Antònia Munar erfuhr Ende Juli, dass sie in Haft muss. FOTO: ISERN<br />

■ Rockerboss Hanebuth, bevor er dem Haftrichter vorgeführt wurde. FOTO: DPA<br />

Zweites Korruptionsurteil gegen Munar: Die früher<br />

mächtigste Frau <strong>Mallorca</strong>s sitzt hinter Gittern<br />

Die Gefängnistüren schlossen sich am 24. Juli hinter ihr: Die frühere Inselratsvorsitzende,<br />

Parlamentspräsidentin und Ehrenpräsidentin der zwischenzeitlich wegen Korruption<br />

aufgelösten Regionalpartei Unió Mallorquina (UM) sitzt in Haft. Am Vortag war im<br />

Fall Can Domenge das inzwischen zweite Urteil gegen Munar ergangen. In dem<br />

Korruptionsprozess erhielt die früher mächtigste Frau <strong>Mallorca</strong>s weitere sechs Jahre,<br />

nachdem sie im Juli 2012 bereits zu fünfeinhalb Jahren verurteilt worden war. Dieses<br />

erste Korruptionsurteil ist inzwischen rechtskräftig.<br />

Großrazzia gegen Hells Angels: Frank Hanebuth<br />

und seine Rocker-Freunde festgenommen<br />

Bei einer Großrazzia gegen die Hells Angels auf <strong>Mallorca</strong> wurden am 23. Juli gut zwei<br />

Dutzend Rocker und mutmaßliche Komplizen festgenommen – darunter der Deutsche<br />

Frank Hanebuth, den die Ermittler als europaweiten Anführer der „Höllenengel“<br />

betrachten und der nun angeblich von der Insel aus die Strippen ziehen wollte. Den<br />

Verhafteten wird Geldwäsche, Drogenhandel, Erpressung, Betrug und Nötigung zur<br />

Prostitution zur Last gelegt. Unter anderem sollen die Rocker versucht haben, auf <strong>Mallorca</strong><br />

im Rotlicht-Geschäft mitzumischen. Frank Hanebuth sitzt nun auf dem Festland in U-Haft.


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick Juli<br />

13<br />

■ Viel Rückhalt: Zu dem Protestkonzert am 13. Juli auf dem Borne-Boulevard in Palmas Altstadt kamen mehr als 4.000 Personen. FOTO: BOSCH<br />

Stürmische Zeiten für die Balearen-Sinfoniker: Gehaltskürzungen und Protestkonzerte<br />

Es sah nicht gut aus im Sommer für die Balearen-Sinfoniker. Nachdem Landesregierung, Inselrat und Palma ihre finanzielle Unterstützung zurückgefahren hatten, war lange unklar, ob<br />

es überhaupt weitergehen würde. Die Musiker verlagerten ihre Konzerte auf die Straßen und Plätze von Palma, und es entstand eine breite Protestbewegung („Tots amb la Orquestra<br />

Simfònica“, Alle für die Sinfoniker) – die Musikliebhaber kämpften für ihr Ensemble. Die Schließung konnte abgewendet werden, die Musiker mussten jedoch Gehaltseinbußen hinnehmen.<br />

■ Nette mehrsprachige Helfer sollen Orientierung bieten im Konsumdschungel nach der Sicherheitskontrolle. FOTO: TERRASSA<br />

Alles neu am Flughafen: Am<br />

Duty-Free führt kein Weg vorbei<br />

Konsum auf 2.659 Quadratmetern: Nach Umbauarbeiten<br />

für 12 Millionen Euro eröffnete Palmas Flughafen Son<br />

Sant Joan Mitte Juli den größten Walk-Through-Duty-Free<br />

Spaniens. Den müssen nun alle Passagiere des Flughafens<br />

– ob sie wollen oder nicht – auf dem Weg von der<br />

Sicherheitskontrolle zu den Gates passieren. Dabei werden<br />

die Passagierströme nach Nationalitäten kanalisiert, damit<br />

das Angebot auch den jeweiligen Geschmack trifft: Briten<br />

stehen auf Alkohol und Tabak, die Deutschen auf Parfum.<br />

Und alle auf Schokolade – der meist verkaufte Artikel des<br />

Duty-Frees ist Toblerone.<br />

PR-ARTIKEL<br />

Die Agentur mit Charme und Kompetenz<br />

Perfekten Versicherungsschutz in jeder Lebensphase mit der AXA-Agentur Anke Sevenster<br />

Die Verunsicherung in den<br />

heutigen Zeiten ist groß. Wo<br />

man hinschaut – Skandale<br />

und Korruption, die auch vor<br />

Banken und Versicherungen nicht<br />

halt machen. Umso wichtiger werden<br />

dann Aspekte wie Zuverlässigkeit,<br />

Ehrlichkeit, langjährige Erfahrung und<br />

ein unbefleckter Leumund. All dies<br />

repräsentiert die AXA-Agentur Anke<br />

Sevenster. Als starker und vor allem<br />

vertrauenswürdiger Fels in der Brandung<br />

mit dem skandalfreien, weltweit<br />

agierenden großen Partner AXA an<br />

der Seite bilden Vertrauen, Kontinuität<br />

und Loyalität die drei Grundpfeiler, auf<br />

denen die gebürtige Holländerin Anke<br />

Sevenster vor über 25 Jahren ihre<br />

Versicherungsagentur aufgebaut hat.<br />

Gemeinsam mit ihren drei Töchtern<br />

Helena, Eva und Laura sowie weiteren<br />

neun Mitarbeitern betreuen sie an<br />

drei Standorten (Palma, Santa Ponça<br />

und Port d‘Andratx) über 5.000 deutsche<br />

und deutschsprachige Kunden.<br />

Ein abgeschlossenes Studium und<br />

Mehrsprachigkeit bilden für das „Vier-<br />

Mäderl-Haus“ die Basis ihrer Arbeit.<br />

Der Familienbetrieb berät und betreut<br />

mit Kompetenz und Engagement,<br />

aber auch mit persönlichem Einsatz,<br />

der über Öffnungszeiten weit hinausgeht.<br />

Wer einmal die Erfahrung mit den<br />

Sevenster-Ladies gemacht hat, bleibt<br />

■ Anke Sevenster mit ihrem Enkelsohn Jaime. FOTO: ANKE SEVENSTER<br />

der Agentur treu. So gibt es Klienten,<br />

die schon seit dem Beginn dabei sind.<br />

„Wir wollen mit einem guten Gefühl<br />

abends nach Hause gehen können“,<br />

sagt Anke Sevenster, „deshalb sollen<br />

sich unsere Kunden mit uns wohl<br />

fühlen und sich im Schadensfall auf<br />

uns verlassen können.“ Die „mujeres<br />

AXA“, wie die Spanier Anke Sevenster<br />

und ihre drei Töchter respektvoll<br />

nennen, denken dabei nicht nur an<br />

das Hier und Jetzt, sondern auch an<br />

die Zukunft ihrer Klienten. „So wie ich<br />

sechs, bald sieben Enkel habe und<br />

mich auch um deren Zukunft kümmere,<br />

so wollen wir auch unsere Kunden<br />

sensibilisieren, nicht nur an sich<br />

selbst, sondern auch an die Familie<br />

zu denken, und suchen gemeinsam<br />

mit ihnen langfristige Lösungen“, sagt<br />

Anke Sevenster. Doch das clevere<br />

Team hat natürlich auch das aktuelle<br />

Wohl ihrer Kunden vor Augen und sorgt<br />

mit seinem „Anke Sevenster Club“ für<br />

Rabatte und Sonderkonditionen bei<br />

über 150 renommierten Firmen der<br />

Insel, die allen Klienten der Agentur<br />

zugute kommen. Von Ermäßigungen<br />

beim Weinkauf oder Restaurantbesuch<br />

über Nachlässe bei Spa-Anwendungen<br />

bis hin zum vergünstigten Greenfee<br />

auf dem Golfplatz ist alles dabei.<br />

Selbst beim Besuch im Museum Es<br />

Baluard spart man ein Viertel des Eintrittspreises.<br />

Weitere Infos dazu unter:<br />

www.ankesevenster.com/club<br />

INFORMATION<br />

AXA-Agenturen<br />

Anke Sevenster<br />

auf <strong>Mallorca</strong><br />

Palma Zentrum<br />

Passeig <strong>Mallorca</strong>, 36<br />

Tel.: 971-71 62 60<br />

Santa Ponça<br />

Boulevard<br />

Gran Via Puig Es Castellet<br />

Tel.: 971-69 24 24<br />

Port d‘Andratx<br />

Carrer Saluet, 1<br />

Tel.: 971-67 22 22


14 August Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

■ Die freiwilligen Helfer begannen im August mit dem Aufräumen im Wald. Die verwilderten Ziegen, die junge Triebe abfressen, wurden zum Abschuss freigegeben. FOTOS: GUTIÉRREZ, MASSUTI, BENDGENS<br />

Während die Flammen im Osten wüten, sind im Westen die Aufräumarbeiten in vollem Gange<br />

Bei einem weiteren großen Waldbrand nahe der Cala Torta bei Artà im Inselosten<br />

fielen in der Nacht auf den 21. August noch einmal 480 Hektar Land den bis Menorca<br />

sichtbaren Flammen zum Opfer. 180 Anwohner und Urlauber mussten in Sicherheit<br />

gebracht werden. Im Waldbrandgebiet von Andratx waren zu diesem Zeitpunkt die<br />

Aufräumarbeiten bereits in vollem Gange. Die Gemeinden Andratx und Estellencs stellten<br />

vor allem für das Sichern und Instandsetzen der Straße zwischen den beiden Orten und<br />

das Umsägen der verbrannten Bäume zusätzliches Personal ein. Zudem begannen Mitte<br />

August zahlreiche Freiwillige damit, zusammen mit dem Zivilschutz an den Hängen der<br />

Finca Sa Gramola Dämme anzulegen, die dem Erosionsschutz dienen sollen. Seitdem<br />

waren die ehrenamtlichen Helfer dort fast jeden Samstag im Einsatz, sogar Bürgermeister<br />

Llorenç Suau packte tatkräftig mit an. Der Umweltverband Gob organisierte zudem<br />

Freiwilligen-Einsätze auf seinem Landgut La Trapa. Zum Entsetzen vieler Tierschützer<br />

wurde in dem verbrannten Gebiet auch die Jagd auf verwilderte Ziegen freigegeben. So<br />

soll verhindert werden, dass sie die jungen Pflanzentriebe abfressen. Inzwischen wurde<br />

auch mit der Pflanzung neuer Setzlinge begonnen, wobei Kritiker etwa im Gob dafür<br />

plädieren, das dafür benötigte Geld besser in Präventionsmaßnahmen zu stecken. Nach<br />

dem Brand von Andratx war eine regelrechte Welle der Spendenbereitschaft losgebrochen<br />

– bereits in den ersten Wochen kamen mehrere Hunderttausend Euro zusammen.<br />

Bauhaus-Eröffnung in Marratxí:<br />

Vor allem Ausländer investieren<br />

■ Wo bitte geht‘s zu den Eröffnungsangeboten? Die ersten Kunden in der neuen Bauhaus-Filiale in Marratxí. FOTO: BENDGENS<br />

Rund 3.000, teils bereits seit Stunden wartende<br />

Kunden stürmten am 2. August die erste Insel-Filiale<br />

der deutschen Baumarktkette Bauhaus in Marratxí.<br />

Am Eröffnungstag lockten besondere Angebote. Im<br />

mit 14.000 Quadratmetern Verkaufsfläche größten<br />

Baumarkt <strong>Mallorca</strong>s fanden rund 170 Personen Arbeit,<br />

rund 30 Millionen Euro hat das Unternehmen nach<br />

eigenen Angaben in die neue Filiale investiert. Insgesamt<br />

betrugen die ausländischen Investitionen im zweiten<br />

Quartal 439 Millionen Euro – das ist mehr als zehnmal<br />

so viel wie 2012. Ein gutes Omen, dass die Krise nun<br />

endgültig überwunden ist? Zum Teil: Auf den Balearen<br />

läuft es zwar besser als im restlichen Spanien, was vor<br />

allem an den guten Zahlen in der Tourismusbranche<br />

liegt. Und in der Baubranche scheint sich die Lage<br />

immerhin zu stabilisieren. Vor allem der mallorquinische<br />

Einzelhandel und die Gastronomen beklagen aber weiter<br />

die getrübte Konsumfreude. Die Arbeitslosenzahlen indes<br />

sinken leicht – wobei sie weiterhin sehr hoch sind.


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick August<br />

15<br />

Deutscher Wirt stirbt<br />

bei Raubüberfall<br />

Es war eines der brutalsten Verbrechen<br />

des Jahres auf <strong>Mallorca</strong>: der Mord am<br />

deutschen Wirt Rainer V. aus Sa Coma.<br />

Der 65-Jährige aus Hamburg, Besitzer<br />

des bekannten Restaurants Ca‘n Faro<br />

in Cala Millor, und seine 76-jährige<br />

Lebensgefährtin wurden am Morgen<br />

des 30. August in ihrer erst kurz zuvor<br />

bezogenen Wohnung überfallen, mit<br />

Schlägen traktiert und anschließend<br />

gefesselt und geknebelt. Rainer V. erstickte<br />

Stunden später neben seiner Partnerin, die<br />

schwer verletzt überlebte. Vermutet wird,<br />

dass die Tat im Zusammenhang mit dem<br />

Verkauf des Restaurants wenige Tage zuvor<br />

an russische Geschäftsleute stand – offenbar<br />

wollten die Täter an das Geld. Noch ist<br />

keiner von ihnen gefasst.<br />

■ Ferienvermietung von Apartments ist auf den Balearen gesetzlich nicht vorgesehen. Es gibt sie aber trotzdem. FOTO: TERRASSA<br />

Legal, illegal, ganz egal: Ferienapartments weiter in der Grauzone<br />

Soll die Vermietung von Apartments an Urlauber auf den<br />

Balearen legalisiert werden? Nachdem sich das Geschäft mit den<br />

Ferienwohnungen bislang in der rechtlichen Grauzone abspielte,<br />

stand die Landesregierung im vergangenen Sommer am<br />

Scheideweg. Denn die Neuauflage des spanischen Mietgesetzes<br />

überlässt es den Regionalregierungen, diesen Bereich zu<br />

regulieren. Nicht nur die Apartmentbesitzer, auch Gastronomen,<br />

Einzelhändler oder Handelskammer forderten eine Legalisierung.<br />

Die immer lauter werdenden Rufe nach einer Kehrtwende<br />

zwangen Tourismusminister Carlos Delgado (PP) zu einer Art<br />

Ferienvermietungsgipfel. Am Ende lautete die Entscheidung:<br />

Weitermachen wie bisher, die Vermietung von Ferienapartments<br />

wird nicht geregelt. Zufrieden mit dem Ergebnis waren vor allem<br />

die Hoteliers, die vor einer Legalisierung gewarnt hatten.<br />

■ Ermordet: Rainer V. aus Cala Millor. F.: PRIVAT


16 September Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

■ Zum Streik bereit: Lehrer bei einer Vollversammlung. FOTO: BOSCH<br />

■ Schüler stellen ein Gemälde des Malers Delacroix nach. FOTO: IES SON PACS<br />

Turbulenter Schulstart: Lehrerstreik und<br />

Großdemo gegen Drei-Sprachen-Modell<br />

■ „Marea verde“, die grüne Flut: Bei einer Großdemo in Palma gingen rund 100.000 Menschen auf die Straße. FOTO: RAMON<br />

2013 erlebte <strong>Mallorca</strong> den turbulentesten Schulstart der jüngeren<br />

Geschichte. Seit Monaten bereits regte sich heftiger Widerstand<br />

gegen das Drei-Sprachen-Modell TIL, mit dem die Landesregierung<br />

an den öffentlichen Schulen die Vorherrschaft von Katalanisch<br />

als Hauptunterrichtssprache brechen und mehr Spanisch und<br />

Englisch unterrichten lassen will. Kurz vor Schuljahresbeginn am<br />

13. September stoppte der Oberste Gerichtshof der Balearen<br />

den TIL wegen Verfahrensfehlern. Doch die Regierung drückte<br />

ihn kurzerhand per Eildekret durch. Mit der Einführung des<br />

dreisprachigen Unterrichts wurde es dennoch vorerst nichts: Die<br />

Lehrergewerkschaften riefen ab 16. September zum unbefristeten<br />

Streik auf – ihre Hauptforderung: die Rücknahme des TIL. Der<br />

Protest erreichte seinen Höhepunkt am 29. September mit einer<br />

Großdemonstration in Palma, bei der rund 100.000 Personen,<br />

großteils mit grünen T-Shirts der Initiative Crida gekleidet, gegen<br />

das neue Bildungsmodell demonstrierten. Nach dreiwöchigem<br />

Streik begann im Oktober endlich der Unterricht, die Verhandlungen<br />

zwischen Bildungsministerium und Lehrergewerkschaften blieben<br />

jedoch weiter ergebnislos. Das Drei-Sprachen-Modell wird bisher<br />

laut Lehrervollversammlung nur an etwa der Hälfte der Schulen<br />

umgesetzt, vielerorts fehlen ausreichend qualifizierte Englischlehrer.<br />

■ Hier fährt kein Zug mehr: Entwurf für den Wander- und Fahrradweg. FOTO: GOVERN<br />

■ 1-2-FlyClub Vell Marí in Can Picafort: Im Becken und am Strand wurde es eng. FOTO: TUI<br />

Grüner Korridor: Wander-Idylle statt Zugstrecke<br />

Nach dem Regierungswechsel 2011 hatte die Volkspartei (PP) den Ausbau der Strecke<br />

für die Zugtrasse Manacor-Artà gestoppt – wegen Geldmangels und Zweifeln an der<br />

Rentabilität des Projekts. Im September 2013 schließlich stellte die Landesregierung ihr<br />

Alternativprojekt vor, bei dem Züge keine Rolle mehr spielen. Der nun für Fußgänger<br />

und Fahrradfahrer gedachte Weg führt laut den Plänen auf einer Strecke von<br />

28,6 Kilometern von Manacor über Sant Llorenç und Son Servera bis nach Artà und soll<br />

mit neun Erholungsbereichen versehen werden. Kosten: 5,5 Millionen Euro. Bis zum Juni<br />

2014 sollen alle nötigen Arbeiten abgeschlossen sein.<br />

Saisonbilanzen: Auf den Jubel folgt die Trübsal<br />

Nachdem bereits im Juli erstmals die Zwei-Millionen-Urlauber-Marke geknackt wurde,<br />

war den ganzen Sommer über ein Rekord nach dem anderen gebrochen worden. Vor<br />

allem bei den deutschen und britischen Urlaubern legten die Inseln noch einmal zu.<br />

Palmas Flughafen Son Sant Joan platzte aus allen Nähten, und die Hoteliers freuten<br />

sich sowohl über die gestiegene Zahl der Übernachtungen als auch über eine höhere<br />

Rentabilität. Doch so gut die Zahlen für die Hochsaison ausfielen, so ernüchternd waren<br />

diejenigen der Nebensaison: Noch nie hatten so viele Hotels geschlossen, noch nie<br />

waren die Winterflugpläne so kräftig ausgedünnt worden.


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick Oktober<br />

17<br />

■ Auf dem Vormarsch ist auf der Baustelle des Kongresspalasts nur der Rost. Sonst tat sich im Jahr 2013 dort praktisch gar nichts. FOTO: TERRASSA<br />

Kongresspalast: Die<br />

unendliche Geschichte<br />

geht in die nächste Runde<br />

Anfang 2013 überlegten sich Stadt und<br />

Landesregierung eine neue Strategie,<br />

um endlich einen Betreiber für den<br />

Kongresspalast und das zugehörige Hotel<br />

zu finden: Das Grundstück des Hotels wurde<br />

umgewidmet, um es getrennt vom Palast<br />

zu verkaufen und das nötige Geld für die<br />

Fertigstellung des Komplexes einzunehmen.<br />

Die Anforderungen in der erneuten<br />

Ausschreibung waren jedoch hoch – und<br />

am Ende gab es nur ein einziges Gebot.<br />

Der Bewerber war die European Invest<br />

Holding Group (EIHG) mit Sitz in Inca.<br />

Vorsitzender ist der Deutsche Gert-Uwe<br />

Liebelt, der das Hotel für Hilton erwerben<br />

sollte. Doch sein Angebot wurde wegen<br />

Formfehlern verworfen. Eine geplante<br />

Direktvergabe an Hilton scheiterte ebenfalls.<br />

Im Dezember setzte das Konsortium den<br />

Verkauf des Hotels wieder aus – unter<br />

anderem wegen einer Klage von Bauträgern<br />

gegen die Umwidmung des Grundstücks.<br />

Zumindest das Bauunternehmen Acciona<br />

erhält ausstehende Gelder in Höhe von<br />

42,9 Millionen Euro: Im Januar sollen die<br />

Arbeiten wieder aufgenommen werden.<br />

■ Beatriz García und Xus Sastre mit Kindern vor der Finca Son Sunyer in Es Pil.lari. F.: TERRASSA<br />

Ehepaar sollte mittelalterliche Feudalabgabe<br />

an Markgräfin zahlen und gewinnt vor Gericht<br />

Ein Ehepaar aus Es Pil.lari bei Palma gewann vor Gericht gegen eine Markgräfin, die nach<br />

einem Hausverkauf ihren Anspruch auf eine aus dem Mittelalter stammende Abgabe<br />

namens alou geltend machen wollte – ein Recht, das sie ihrer Meinung nach mit dem<br />

Grundstück geerbt hatte, das einst einer Adelsfamilie gehörte. Anschließend sammelten<br />

Beatriz García und Xus Sastre Unterschriften für die Abschaffung des alou.<br />

100. Geburtstag:<br />

Eine Straßenbahn<br />

lässt sich feiern<br />

Nachdem die Eisenbahngesellschaft<br />

Ferrocarril de Sóller<br />

bereits 2012 den runden<br />

Geburtstag des „Roten<br />

Blitzes“ feiern konnte – die<br />

Bummelbahn verbindet seit<br />

einem Jahrhundert Palma mit<br />

Sóller – war am 4. Oktober<br />

2013 die Straßenbahn<br />

zwischen Sóller und Hafen<br />

an der Reihe. Auch wenn die<br />

„tranvía“ rumpelt und pfeift<br />

wie anno dazumal, haben sich<br />

doch Zielgruppe, Technik und<br />

Unternehmen verändert. Aber<br />

das wollen die knapp eine<br />

Million Passagiere pro Jahr gar<br />

nicht so genau wissen. Der Blick<br />

auf die Straßenbahn ist nicht<br />

nur nostalgisch: Einzelhändler<br />

und Wirte wissen genau um die<br />

wirtschaftliche Bedeutung des<br />

Urlaubermagneten.<br />

■ Abfahrt in Sóller: das ewige Bähnlein. FOTO: BENDGENS<br />

Rekordteilnehmerzahl und<br />

ungewisse Zukunft beim<br />

Tui-Marathon in Palma<br />

Die Feier zum zehnjährigen Bestehen<br />

des Tui-Marathons in Palma hätte<br />

unbeschwerter ausfallen können. Wenige<br />

Monate vor der Jubiläumsausgabe hatte<br />

die Tui AG angekündigt, sich aus sämtlichen<br />

Sportsponsoring-Aktivitäten zurückzuziehen.<br />

Wie es mit dem <strong>Mallorca</strong>-Lauf weitergehen<br />

sollte, war zunächst ungewiss. Inzwischen<br />

gibt es einen Termin für das kommende<br />

Jahr, doch wer dann für die Finanzierung<br />

sorgt, ist noch offen. Die Stadt will einen<br />

Großteil der Organisation übernehmen.<br />

Die Läufer ließen sich den Spaß an dem<br />

Jubiläumslauf trotzdem nicht nehmen.<br />

Mit knapp 11.000 Teilnehmern über die<br />

verschiedenen Disziplinen knackte die<br />

Veranstaltung einen neuen Rekord. Der Sieg<br />

ging zum fünften Mal an den Mallorquiner<br />

Miquel Capó. Bei den Damen siegte zum<br />

dritten Mal die Deutsche Sonja Oberem.<br />

■ Das große Trappeln hatte Palma auch am dritten Oktoberwochenende 2013 wieder voll im Griff. FOTO: TERRASSA


18 November Jahresrückblick<br />

<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Knie? Welches<br />

Knie? Rafael Nadal<br />

mit bärenstarkem<br />

Comeback 2013<br />

Es gibt eigentlich gar nicht<br />

genügend Superlative, mit<br />

denen man das Jahr von<br />

<strong>Mallorca</strong>s Tennis-Ass Rafael<br />

Nadal betiteln könnte. Der<br />

27-Jährige aus Manacor<br />

beendete die Saison auf Platz<br />

eins der ATP-Weltrangliste.<br />

Er holte zehn Turniersiege,<br />

darunter die French Open in<br />

Paris und die US Open in New<br />

York, und gewann 75 seiner<br />

insgesamt 83 absolvierten<br />

Matches – und das nach einer<br />

Zwangspause von Juni 2012<br />

bis Januar 2013 und mit der<br />

ständigen Ungewissheit, wie<br />

es mit seinem angeschlagenen<br />

Knie weitergehen würde. Doch<br />

weil „Rafael extrem leidensfähig“<br />

ist, wie sein Trainer und<br />

Onkel unlängst der MZ sagte,<br />

schaffte er es, aus diesem Loch<br />

herauszukommen und stärker<br />

aufzutreten als je zuvor. Mit<br />

einem noch aggressiveren Spiel<br />

versuchte er, die Partien früher<br />

zu entscheiden, um seinem Knie<br />

kräftezehrende Fünf-Stunden-<br />

Matches zu ersparen. Selbst sein<br />

schärfster Rivale Novak Djokovic<br />

musste mehrfach die Waffen<br />

strecken angesichts von Rafas<br />

kraftvollem Spiel, so etwa im<br />

Finale der US Open. Wenn das<br />

Knie hält, dürfte Rafael Nadal<br />

auch im Jahr 2014 etliche<br />

weitere Siege holen.<br />

■ Der König von Amerika: Rafael Nadals Sieg bei den US Open war nur einer von vielen Höhepunkten in seinem Jahr der Superlative. FOTO: EFE<br />

■ Hells Angels-Vize auf <strong>Mallorca</strong>, Khalil Youssafi. F.: HOCHGEPOKERT.COM<br />

Richter gibt Ermittlungsakten<br />

gegen Hells Angels frei<br />

Fast 100 Tage hielt Ermittlungsrichter Eloy Velasco<br />

die Akten über die mutmaßlich kriminellen<br />

Machenschaften der Hells Angels unter Verschluss.<br />

Dann wurde das rund 15.000 Seiten umfassende<br />

Dokument über die „Operation Casablanca“, bei<br />

der im Juli auf <strong>Mallorca</strong> mehr als 25 Personen<br />

festgenommen worden waren, freigegeben. Hervor<br />

geht daraus nicht nur, dass Rockerboss Frank<br />

Hanebuth regelmäßig auf der Insel weilte, für das<br />

Alltagsgeschäft vor Ort aber offenbar vor allem seine<br />

rechte Hand Khalil Youssafi zuständig war. In den<br />

Akten finden sich zudem die Namen vieler, mitunter<br />

bekannter Inselresidenten, etwa Jürgen Prinz zu<br />

Hohenlohe, den die Rocker wohl erpressen wollten.<br />

17 Rocker sitzen weiterhin in U-Haft.<br />

■ Junípero Serra.<br />

Rummel um<br />

300. Geburtstag<br />

von Insel-Mönch<br />

Ausstellungen,<br />

Gottesdienste, Reisen zu<br />

seinen Wirkungsstätten in<br />

den heutigen USA: <strong>Mallorca</strong><br />

feierte mit mehr Pathos als<br />

Gedenkkultur den<br />

300. Geburtstag von<br />

Inselmönch Junípero<br />

Serra, der als Gründervater<br />

Kaliforniens gilt. Über die<br />

Folgen der Missionierung<br />

für die Indianer wurde<br />

kaum ein Wort verloren.<br />

■ So soll das künftige Casino im Bingo-Theater aussehen. FOTO: BINGO BALEAR<br />

Zweites Casino:<br />

Entscheidung für<br />

Palmas Innenstadt<br />

Der Poker um <strong>Mallorca</strong>s<br />

zweite Casino-Lizenz ging<br />

überraschend aus: Die Gutachter<br />

des Wirtschaftsministeriums<br />

entschieden sich für das Projekt<br />

des Bingo Teatro Balear, das<br />

eine Spielbank in der Bingohalle<br />

am Mercat de l‘Olivar in Palmas<br />

Innenstadt vorsieht. Die deutsche<br />

Merkur-Gruppe, die ein Casino<br />

im Schloss Bendinat plante, ging<br />

ebenso leer aus wie das Projekt<br />

an der Playa de Palma, das aus<br />

einem Komplex mit Luxushotel<br />

bestand und deshalb von der<br />

Stadt Palma favorisiert wurde.<br />

■ Die Weinholds beim Abschiedsgottesdienst. FOTO: MZ<br />

Evangelischer Pfarrer Weinhold<br />

verlässt die Insel nach neun Jahren<br />

Die evangelische Gemeinde nahm Ende November Abschied<br />

von Pfarrer Klaus-Peter Weinhold und seiner Frau Brigitte.<br />

Das Ehepaar, das auf <strong>Mallorca</strong> hohes Ansehen genoss, wird<br />

nun auf Usedom für seine Mitmenschen da sein.


<strong>Mallorca</strong> <strong>Zeitung</strong> – 31. Dezember 2013<br />

Jahresrückblick Dezember<br />

19<br />

■ Romanov (Mi.) bei seinem Termin bei der Haftrichterin. FOTO: SUTORRAS<br />

Geldwäsche per<br />

Hotelkauf: Polizei geht<br />

gegen russische Mafia vor<br />

Acht Festnahmen standen am Ende<br />

einer großangelegten Razzia gegen<br />

die russische Mafia am 11. Dezember.<br />

Hauptverdächtiger ist der russische<br />

Unternehmer Alexander Romanov, er soll<br />

der Organisation Taganskaya angehören,<br />

laut Ermittlern eines der mächtigsten<br />

Mafia-Netzwerke Moskaus. Laut Polizei<br />

hat es Unternehmen erpresst und die<br />

Gewinne aus Firmen abgezogen, um das<br />

Geld auf <strong>Mallorca</strong> unter anderem in Hotels<br />

zu investieren. Auf der Insel soll dies im<br />

Fall des „Mar y Pins“ in Peguera der Fall<br />

gewesen sein. Das Hotel wurde durchsucht,<br />

genauso wie die Villa von Romanov sowie<br />

die Kanzlei des mallorquinischen Anwalts<br />

Amado Sastre. Er soll die Investitionen auf<br />

der Insel vorbereitet haben. Romanov und<br />

sein Anwalt wurden in Untersuchungshaft<br />

eingewiesen, die Ermittler haben damit<br />

begonnen, eine große Zahl sichergestellter<br />

digitaler Unterlagen auszuwerten. Es war<br />

nicht die erste Aktion gegen mutmaßliche<br />

Angehörige der russischen Mafia auf<br />

<strong>Mallorca</strong>, erstmals wurden aber auch deren<br />

Geschäfte auf der Insel entdeckt.<br />

■ Jaume<br />

Matas.<br />

FOTO:<br />

ISAAC<br />

BUJ/EFE<br />

Noch ein Schuldspruch<br />

für Ex-Premier Matas –<br />

die Tage auf freiem Fuß<br />

scheinen gezählt<br />

Urteil im zweiten Matas-Prozess:<br />

Der frühere balearische<br />

Ministerpräsident wurde am<br />

5. Dezember von einem<br />

Geschworenengericht in<br />

Palma der Vorteilsnahme im<br />

Amt für schuldig befunden.<br />

Zwar sieht das Urteil nur<br />

eine Geldstrafe von 9.000<br />

Euro sowie die Rückzahlung<br />

der Gelder vor, die seine<br />

Frau getarnt als Gehalt von<br />

einem Hotelier erhalten<br />

hatte. Doch die Richter<br />

des Oberlandesgerichts<br />

sprachen sich dagegen<br />

aus, eine Haftstrafe von<br />

neun Monaten aus Matas‘<br />

erstem Korruptionsprozess zur<br />

Bewährung auszusetzen. Matas<br />

habe als ehemals hochrangiger<br />

Politiker – er war Balearen-Premier<br />

(1996-1999 und 2003-2007)<br />

und spanischer Umweltminister<br />

(2000-2003) – schließlich eine<br />

besondere Verantwortung<br />

und Vorbildfunktion. Zudem<br />

habe er keinerlei Anzeichen<br />

von Reue gezeigt. Auch<br />

eine Begnadigung durch die<br />

spanische Zentralregierung erscheint<br />

unwahrscheinlich. Der spanische<br />

Justizminister Alberto Ruiz-Gallardón<br />

(PP) machte seinem Ex-Parteikollegen<br />

in einer öffentlichen Erklärung<br />

wenig Hoffnung. Und dann<br />

wären da noch zahlreiche weitere<br />

Korruptionsverfahren. Ermittelt wird im<br />

Rahmen des Falls Palma Arena wegen<br />

Unregelmäßigkeiten rund um den<br />

Bau der gleichnamigen Radsportarena<br />

sowie wegen der angeblichen<br />

persönlichen Bereicherung des<br />

Ehepaars Matas. Die Aufklärung dürfte<br />

sich noch Jahre hinziehen: Die Justiz<br />

auf den Balearen ist derzeit vor allem<br />

mit dem Fall Nóos beschäftigt, in<br />

dem es um die lukrativen Geschäfte<br />

des königlichen Schwiegersohns Iñaki<br />

Urdangarin unter anderem mit der<br />

balearischen Landesregierung geht.<br />

■ In Puerto Portals sorgten junge Musiker für weihnachtliche Stimmung. FOTOS: TERRASSA<br />

Kein Dorf mehr ohne Weihnachtsmarkt:<br />

<strong>Mallorca</strong> entdeckt Glühwein und Besinnlichkeit<br />

Endlich eine deutsche Tradition, die den Mallorquinern richtig gut gefällt: Die Zahl der<br />

Weihnachtsmärkte ist förmlich explodiert, jeder kleine Ort versucht so, wenigstens für ein<br />

Wochenende Besucher anzulocken und dem lokalen Handel unter die Arme zu greifen.<br />

Das Angebot war unterschiedlich, geschätzt wurde aber allerorten mallorquinische wie<br />

deutsche Weihnachtsbäckerei. Und auch der Glühwein wurde mancherorts probiert.<br />

Überraschungscoup<br />

zu Weihnachten:<br />

Tourismusminister Carlos<br />

Delgado tritt zurück<br />

Es ist der sechste Personalwechsel<br />

im Kabinett Bauzá: Der balearische<br />

Tourismusminister Carlos Delgado<br />

erklärte am 27. Dezember überraschend<br />

seinen Rücktritt. Offizielle Erklärung: Er<br />

wolle sich auf seine Familie und seinen<br />

früheren Anwaltsberuf konzentrieren.<br />

So richtig glauben mochte das dem<br />

ehrgeizigen Vollblutpolitiker jedoch kaum<br />

jemand. In der Tourismuspolitik soll sich<br />

nichts ändern – Nachfolger wurde noch<br />

am selben Tag Delgados bisherige rechte<br />

Hand, Jaime Martínez.<br />

■ Tourismusminister a.D. Carlos Delgado. FOTO: RAMON


Erben und Vererben von Immobilien<br />

Was Sie über den Erwerb von Objekten in Spanien durch (nicht nur vorweggenommene) Erbschaften wissen sollten<br />

www.stiff.es • E-Mail: stiff@stiff.es<br />

Die rechtlichen und steuerlichen Fragen stellen<br />

sich anlässlich einer Erbschaft ähnlich wie<br />

beim Erwerb einer Immobilie. Das spanische<br />

Notariats und Grundbuchwesen ist sehr unterschiedlich<br />

zum deutschen. Vor allem bedarf<br />

es zur Eintragung des Erben im Grundbuch der<br />

notariellen Erbschaftsannahme. Erst dann<br />

kann der Erbe z.B. verkaufen.<br />

Es sind also Besonderheiten wie diese, die es in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz oder anderen nordeuropäischen<br />

Ländern nicht gibt, aber im Rahmen der Abwicklung des Erbfalles<br />

zwingend zu beachten sind, obgleich eingentlich ausländisches<br />

(deutsches) Erbrecht anzuwenden ist. Die<br />

spanische (Ferien-) Immobilie geht im Falle einer Erbschaft auf<br />

die Erben über (§ 1992 BGB). Die erbrechtlichen, grundbuchrechtlichen<br />

und steuerrechtlichen Fragen richten sich einmal<br />

nach deutschem und einmal nach spanischem Recht. Bei<br />

einem deutschen Erblasser gilt zwar ausschließlich deutsches<br />

Erbrecht (Art. 25 EGBGB und Art. 9 Nr. 8 Código Civil). Damit<br />

ist der scheinbar einfache Fall einer Immobilienerbschaft in<br />

Spanien aber nicht gelöst. Denn will der deutsche Erbe nun<br />

das erworbene Grundstück auf seinen Namen umschreiben<br />

lassen, muss er die nach spanischem Recht zwingend erforderliche<br />

notarielle Erbschaftsannahme erklären. Der Notar bewirkt<br />

jedoch damit anders als deutsche Notare nicht<br />

automatisch auch die Grundbuchumschreibung.<br />

Aus diesen Gründen ist Vorsicht geboten. Hier kann, wie beim<br />

Immobilienerwerb selbst, durch den Notar per Fax und heute<br />

auch per Email dem Grundbuchamt die Tatsache der Erbschafts<br />

mitgeteilt werden (asiento de presentación), was eine<br />

zehn- bis 60-tätige Sperrfrist (ähnlich einer deutschen Vormerkung)<br />

auslöst. Unumgänglich ist die Eintragung der Erbschaftsan-<br />

nahme auch dann, wenn die Immobilie danach verkauft<br />

werden soll und der Erwerber eine Bankenfinanzierung<br />

für den Kaufpreis benötigt. Die Banken verlangen nämlich,<br />

dass zunächst die Erbschaft im Grundbuch eingetragen ist,<br />

bevor sie eine Hypothekenfinanzierung für den Käufer bewillligen.<br />

Erbschaftsabwicklung<br />

Damit der Grundbucheintrag gesichert wird, müssen auch<br />

Erben eine N.I.E.-Nummer (número de identificación de extranjero)<br />

beantragen. Ohne Zahlung der Erbschaftssteuern finden<br />

die Umschreibung nicht statt. Ohne eine N.I.E.-Nummer<br />

können die Steuern nicht fristgerecht bezahlt werden. Der Erhalt<br />

der Nummer kann zwei Monate dauern. Spanische (und<br />

deutsche) Erbschaftssteuern müssen innerhalb eines halben<br />

Jahres ab dem Todestag bezahlt werden. Das kann theoretisch<br />

sogar ohne vorherige Erbschaftsannahme geschehen. Meist<br />

wird aber erst diese Erklärung abgegeben, dann die Steuerzahlung<br />

vorgenommen. Wer die Erbschaftssteuern nicht innerhalb<br />

der Frist zahlt, muss mit erheblichen Säumniszuschlägen<br />

rechnen. Grunderwerbsteuern fallen neben den<br />

hohen spanischen Erbschaftssteuern nicht an. Weil ein Doppelbesteuerungsabkommen<br />

in Bezug auf Erbschaftssteuern<br />

fehlt, müssen grundsätzlich auch die Erbschaftssteuern in beiden<br />

Ländern parallel, also doppelt, bezahlt werden. Es gilt nur<br />

die Anrechnungsmethode, d.h. die niedrigeren Steuern werden<br />

bei den höheren Steuern angerechnet. In der Regel sind<br />

in Spanien die Erbschaftssteuern erheblich höher – dies, weil<br />

auch für Kinder als Regelerben nur ein Freibetrag in Höhe von<br />

ca. 16.000 € vorgesehen ist, während in Deutschland ein Freibetrag<br />

von nun 400.000 € gilt. Ohne Verwandschaftsgrad<br />

entfällt auch der spanische Freibetrag. Selbst kleine Vermögen<br />

werden<br />

besteuert, während dies in Deutschland nicht der Fall ist. Die<br />

spanische Erbschaftssteuer beträgt selbst bei Kindern mit<br />

einem zu besteuernden und in Spanien belegenen Vermögen<br />

von nur 120.000 € also 16,15% – also 15.606 €. Bei 400.000<br />

€ liegt der Prozentsatz bei 25,5% und die Steuer beträgt<br />

80.655 €. Ab etwa 800.000 € Vermögen beträgt der Steuersatz<br />

dann 34%. Der Steuersatz erhöht sich, wenn der Erbe<br />

Vorvermögen in Spanien hat oder mit dem Erblasser nicht verwandt<br />

ist. Im Erbfall ist aber den Erben der Wert der Immobilien<br />

meist unbekannt. Trotz Risikos wird aber oft anstatt dem<br />

vorgeschrieben Marktwert (valor real), der Katasterwert mit 2<br />

multipliziert und als wahrer Wert und damit als Besteuerungsgrundlage<br />

angegeben. Der Katasterwert liegt aber unter<br />

dem Verkehrswert, also kann das Finazamt den Verkehrs- und<br />

Besteuerungswert ermittlen und festlegen. Dann werden<br />

Nachschläge erhoben, die sehr hoch sein können. Neben der<br />

Erbschaftssteuer fällt auch die „plusvalia“, die gemeindliche<br />

Wertzuwachssteuer an. Ist man einmal Eigentümer der ererbten<br />

Immobilie, so hat man jährlich die Grundsteuer (I.B.I.) zu<br />

zahlen. Daneben fielen in Spanien bis zum Ende 2008 auch<br />

noch die Vermögenssteuern, die nun abgeschafft wurden und<br />

nach wie vor die Einkommenssteuern auf die Immobiliennutzung<br />

an.<br />

Vorsorge und Erbrecht<br />

Weil das geschilderte Verfahren kompliziert ist, sollte man sich<br />

fachkompetent beraten lassen. Durch die Beratung im spanischen<br />

und im deutschen Erb- und Steuerrecht besteht die<br />

Möglichkeit, nicht nur den Erwerb einer Spanienimmobilie,<br />

sondern auch die Erbschaftsannahme mit präventiven erbschaftssteuerrechtlichen<br />

Fragen zu verbinden.<br />

Umschreibungen unter Lebenden und Nießbrauchrecht<br />

Um die hohe Erbschaftssteuer zu vermeiden, können Umschreibungen<br />

des Grundbesitzes unter Lebenden getätigt und<br />

ein lebensslanges Wohnrecht für die Eltern vorbehalten werden.<br />

Eine Schenkung nützt hingegen nichts, da die Schenkunssteuer<br />

identisch mit der Erbschaftssteuer ist, aber nicht<br />

einmal ein Freibetrag bewilligt wird. Eine Umschreibung unter<br />

Lebenden ist nicht kostenlos, mindert aber die steuerliche Belastung<br />

im Erbschaftsfall erheblich. Wissen sollte man, dass<br />

selbst ein Nießbrauchsrecht pfändbar ist (das Wohnrecht, derecho<br />

de habitación, nicht) und der potenzielle Erblasser und<br />

Nießbraucher nun von seinen Kinder abhängig ist und nicht<br />

mehr frei verkaufen kann. Aber auch sind Lösungen möglich.<br />

Weil manchmal die liebsten Kinder die Angewohnheit haben,<br />

die bösesten Ehegatten zu heiraten, sind hier familiäre Konflikte<br />

ohne vorherige Lösung vorprogrammiert. Die Kinder<br />

könnten die Eltern eine „Rückübertragungs-Vollmacht”<br />

geben. Ob so eine Konstellation aber vor den strengen spanischen<br />

Grundbuchrichtern standhält, hängt letzlich vom Einzelfall<br />

ab.<br />

Deutsche notarielle Vollmachten<br />

Eine dem deutschen Recht unterstellte notarielle Vollmacht<br />

kann über den Tod hinaus wirksam sein. Nach spanischem<br />

Recht hingegen erlöschen Vollmachten automatisch mit dem<br />

Tod des Vollmachtgebers/Erblassers (Art. 1732 Nr. 3,Art. 1718<br />

II Código Civil). Es kann hier ein Grenzbereich zwischen deutschem<br />

und spanischem Recht enstehen, der noch nicht ausreichend<br />

untersucht wurde und Risiken enthält.<br />

Verjährung der Erbschaftssteuern<br />

Es gibt einige Altfälle, in denen die Erben auf eine Umschreibung<br />

verzichtet hatten, nachdem der Erblasser verstorben war.<br />

In diesem Fall kann es passieren, dass die Deklarationsfrist<br />

von sechs Monaten abläuft, ohne dass die Steuern bezahlt<br />

wurden. Wird sie verpasst, drohen Säumniszuschläge. Es ist<br />

nicht ratsam einfach abzuwarten, weil steuerrechtliche Konsequenzen<br />

drohen, die kaum absehbar sind.Auch scheint sich<br />

hier das Erbschaftssteuerrecht bald zu ändern. Es gilt also präventiv<br />

und vorausschauend zu handeln, bevor der Erbfall eintritt.<br />

Die sich an die Erklärungsfrist anschließende<br />

VerjährungsfristvonvierJahren(insgesamtalso4½Jahre),<br />

kann aber nach Art. 25 II spanisches Erbschaftssteuergesetz<br />

und nach Ansicht vieler spanischer Finanzämter, erst beginnen,<br />

wenn das Finanzamt auch vom Erbfall Kenntnis hat und<br />

sein Besteuerungsrecht ausüben kann, wenn die Erben schon<br />

nicht im Selbstversteuerungsverfahren die Erbschaftssteuererklärung<br />

fristgerecht abgegeben haben.<br />

Umwandlung des Vermögens in eine S.L.-Gesellschaft<br />

Es kann sich anbieten, die Immobilie in eine nicht aktive Gesellschaft<br />

(sociedad inactiva, spanische GmbH ([Familien-]-<br />

S.L.)) einzulegen oder umzuwandeln. Neben dem Effekt, dass<br />

der Eigentümer dann nicht namentlich im Grundbuch steht,<br />

kann auch der Erbfall so relativ flexibel geregelt werden. Zumindest<br />

nach deutschem Schenkungssteuerrecht können Kinder<br />

alle zehn Jahren den Freibetrag von 400.000 € durch eine<br />

Geldschenkung in Deutschland ausschöpfen und sich alle zehn<br />

Jahre von ihren Eltern mit dem geschenkten Geld Gesellschaftsanteile<br />

in Spanien erwerben, ohne dass deutsche<br />

Steuern anfallen. Nach spanischem Schenkungssteuerrecht<br />

gibt es allerdings keine Schenkungssteuerfreibeträge.<br />

Deutsches oder spanisches Testament<br />

Das Errichten eines Testaments beim spanischen Notar ist, bis<br />

auf Ausnahmen, unnötig und verursacht nicht selten wegen<br />

Widersprüchlichkeiten zu einem deutschen Testament Probleme.<br />

Es gibt allerdings Ausnahmen.<br />

Normalerweise reicht der deutsche Erbschein und eine internationale<br />

Sterbeurkunde zur Abwicklung des Erbfalles in Spanien<br />

aus.<br />

VON DR. MAUEL STIFF Deutscher und spanischer Rechtsanwalt<br />

(abogado español) in Palma de <strong>Mallorca</strong><br />

Calle Catalunya 5 “A” 3º Piso • 070011 Palma<br />

Tel.: 971 220 799 und 971 228 140 • Fax: 971 228 770<br />

Am Stadtgraben 43 • 48143 Münster<br />

Tel.: +49 (0) 251 265 511 • Fax: +49 (0) 251 2 655 155

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