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Dokumentation 2008 - Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme

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<strong>Dokumentation</strong> <strong>2008</strong> Tätigkeitsberichte im Jahrbuch der MPG (<strong>2008</strong>)<br />

Tätigkeitsbericht <strong>2008</strong><br />

Martin, Raquel | Nanostrukturierte Oberächen <strong>für</strong> biomedizinische Anwendungen<br />

scheitert die Nutzung von Fötuszellen <strong>für</strong> Diagnosetests bis heute an zwei großen Nachteilen: Der<br />

Mangel und die Zerbrechlichkeit der zirkulierenden Fötuszellen. Tatsächlich benden sich nur geringe<br />

Mengen fötaler Zellen im peripheren Blut von schwangeren Frauen: etwa zwei bis sechs fötale Zellen<br />

können pro Milliliter Blut der Mutter im zweiten Drittel einer normalen Schwangerschaft nachgewiesen<br />

werden. Zusätzlich zu ihrem raren Vorkommen sind diese Zellen zerbrechlich, sehr wahrscheinlich<br />

deshalb, weil sie sich von den Genen der Mutter unterscheiden. Dies gefährdet auch ihr Überleben im<br />

mütterlichen Blutkreislauf, nachdem sie die Plazenta durchschritten haben.<br />

Aufgrund der Knappheit der fötalen Zellen im Mutterblut wurden bereits viele Methoden zur Anreicherung<br />

der Zellen entwickelt; jedoch mangelt es nach wie vor an erwähnenswertem Fortschritt. Dies<br />

kann teilweise auf den aggressiven Umgang während der Anreicherungsprozeduren zurückgeführt<br />

werden, bei dem viele Fötuszellen verloren gehen. Folglich hat sich kein Pränataldiagnosetest, der auf<br />

zirkulierenden Fötalzellen basiert, als klinisch erfolgreich erwiesen.<br />

Das Team um Dr. Martin entwickelt einen neuen medizinischen Test, der eine risikolose, nichtinvasive<br />

Pränataldiagnostik ermöglicht. Es korrespondiert mit einem Biosensor, der in die Vene einer<br />

schwangeren Frau eingeführt wird und zirkulierende fötale Zellen im peripheren Blut von schwangeren<br />

Frauen sucht. Die Oberäche des Sensors trägt ein regelmäßiges Nanomuster von Goldnanopartikeln.<br />

Diese Nanodots sind mit einem Antikörper ummantelt, der die auf der Oberäche der fötalen<br />

Zellen bendlichen Proteine spezisch binden kann. Anschließend wird der Sensor wieder aus der<br />

Vene entfernt und zur Analyse in ein Labor gebracht. Dort werden dann die individuellen Fötalzellen,<br />

die am Biosensor anhaften, identiziert und charakterisiert. Der Test wird mit einer minimalen Zahl an<br />

Handlungsschritten durchgeführt und benötigt keine Anreicherung der Blutprobe. So wird verhindert,<br />

dass fötale Zellen verloren gehen.<br />

2.) Ein neuartiger, nicht-invasiver Test zur Überwachung von Krebs<br />

Viele neue Studien lassen darauf schließen, dass die Erkennung zirkulierender Tumorzellen (CTCs)<br />

im peripheren Blut der Patienten große Potenziale birgt. So dient sie als wichtiges Werkzeug <strong>für</strong> die<br />

Krebsprognose, als Diagnose <strong>für</strong> eine minimale Resterkrankung, sie hilft bei der Beurteilung der<br />

Tumorsensibilität gegenüber Antikrebsmedikamenten und unterstützt die persönliche Antikrebstherapie.<br />

Der Nachweis der zirkulierenden Tumorzellen könnte auch bei frühen Diagnosen von invasiven<br />

Krebsarten helfen. Denn manche Studien haben gezeigt, dass die CTCs schon im frühen Stadium der<br />

Tumorbildung im peripheren Blut zirkulieren.<br />

Verschiedene Methoden sind entwickelt worden, um die CTCs zu isolieren und zu identizieren. Sie<br />

basieren alle auf der Anreicherung von Blutzellen, die vom Patienten entnommen werden. Jedoch<br />

erzielen diese Methoden weniger Menge an CTC als gewünscht oder lediglich eine sehr schlechte<br />

Reinheit. Die technische Herausforderung der CTC-Erkennung besteht in der Schwierigkeit, die<br />

äußerst raren Tumorzellen zu nden – in einem Milliliter Blut sind nur wenige CTCs zusammen mit<br />

Milliarden anderer Zellen – und diese von Nicht-Tumorzellen, Leukozyten und Epithelzellen (Deckgewebszellen)<br />

zu unterscheiden. Ein weiteres großes Hindernis beim Erkennen von CTCs ist ihre Zerbrechlichkeit.<br />

Dies zeigt sich schon innerhalb von 24 Stunden nach der Blutabnahme: CTCs werden<br />

durch die Blutspeicherung mit konservierenden Wirkstoffen und die verschiedenen Behandlungsschritten<br />

und Übertragungen zerbrechlich. Dies kann plötzlichen Zelltod, Zellverlust oder Kontamination<br />

hervorrufen – mit entsprechend dramatischem Effekt auf das Prüfverfahren, besonders wenn man mit<br />

einer geringen Zahl an Proben arbeitet.<br />

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www.mpg.de<br />

© <strong>2008</strong> <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Gesellschaft

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