KBW-Aktuell Juni 2013 - Diözese Linz

Spirituelle WegbegleiterInnen
Spirituelle WegbegleiterInnen stellen sich vor
Für die Reihe „Spirituelle WegbegleiterInnen
stellen sich vor“ hat
Veronika Pernsteiner für diese
Ausgabe Andrea Reisinger als Begleiterin
von Exerzitien im Alltag
und Erni Paireder als Geistliche
Begleiterin interviewt.
www.spirituelle-wegbegleiter.at
Andrea Reisinger: ExerzitienbegleiterInnen
erschließen spirituelle Schätze im Alltag.
Liebe Andrea, seit wann begleitest
Du Menschen bei Exerzitien im
Alltag?
Ich begleite seit dem Jahr 2001 einbis
zwei Mal im Jahr Menschen bei
Exerzitien im Alltag.
Was machst Du beruflich?
Ich arbeite als diplomierte Ehe-, Familien-
und Lebensberaterin in einer
Familienberatungsstelle der Diözese
in Vöcklabruck. Ab Herbst werde ich
auch wieder in meinen Grundberuf
als Religionslehrerin zurückkehren.
In welcher Zeit des Kirchenjahres
sind Exerzitien im Alltag besonders
gefragt?
Ich habe bisher Exerzitien im Alltag
zu „heiligen Zeiten“ des Kirchenjahres
angeboten: im Advent, in der
Fastenzeit, in der Osterzeit.
Die Advent-Exerzitien haben wir jeweils
im November begonnen, bis
in die erste Adventwoche hinein,
damit die vielfältigen Advent-Aufgaben
kein Hindernis zur Teilnahme
sind. Viele TeilnehmerInnen haben
berichtet, dass sie die Adventszeit
dann besonders ruhig und besinnlich
verbracht haben.
In der Fastenzeit ist das besondere
äußere Erleben der Übergang vom
Winter in den Frühling, der sich in
diesen Wochen vollzieht. Der Aufbruch
ist auch innerlich spürbar.
Die Osterzeit ist mir persönlich ein
großes Anliegen. Viele ChristInnen
können mit dem Pfingstfest und der
Hl. Geist-Kraft nicht so viel anfangen.
Diese Exerzitien machen die Gaben
des Geistes erfahrbar und spürbar.
Im Sommer habe ich noch nie angeboten
und weiß auch nicht, ob da
Exerzitien im Alltag angenommen
werden würden. Ich vermute eher
nicht, denn im Sommer ist manchmal
einfach die Leichtigkeit und Lebendigkeit
im Vordergrund und nicht
so sehr die Auseinandersetzung mit
Kernthemen des Seins. Im Sommer
werden oft spirituelle Angebote, die
mit Urlaub, d.h. Übernachtung an
einem anderen Ort verbunden sind,
gesucht.
Welche „Themen“ bietest Du an?
Meine Themen lauten: In der Ruhe
liegt die Kraft; Versöhnung lässt leben;
Mache dich auf und werde Licht;
Neues Leben in mir; Den Himmel berühren;
Aus meiner inneren Quelle leben;
Da wohnt ein Sehnen tief in uns;
Der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden;
Atme in uns, heiliger Geist.
Wie laufen Exerzitien im Alltag ab?
Wir treffen uns über vier Wochen
hinweg an fünf Abenden zum gemeinsamen
Austausch, Beten, Singen,
Meditieren, Tanzen. Für die Woche
bekommen die TeilnehmerInnen
Unterlagen für eine persönliche Gebets–
und Meditationszeit mit. Diese
Zeit sollte sich dann jeder für sich
täglich nehmen und in den Alltag integrieren.
Der Alltag kann in dieser
Zeit auch bewusst gestaltet, entschleunigt,
strukturiert und achtsam
gelebt werden. Das ist das Besondere
an den Exerzitien im Alltag: Gotteserfahrung
wird im Alltag, mitten in
meinem Leben, wo ich jetzt stehe,
geübt und erlebt. So kann daraus
auch ein gutes Ritual für die Zeit
über die Exerzitien hinaus entstehen.
Auf Wunsch kann während dieser
Zeit auch ein Gespräch mit dem
Begleiter/der Begleiterin in Anspruch
genommen werden.
Wie viele Menschen treffen sich da
in einer Gruppe?
Ich hatte bisher Gruppen zwischen 10
und 20 Personen.
Wer ist die Zielgruppe für Exerzitien
im Alltag?
Jeder Mensch, ob alt oder jung,
männlich oder weiblich, der sich für
eine bestimmte Zeit auf einen intensiven
Glaubens– und Lebensweg
einlassen möchte. Da waren auch
schon Ausgetretene oder evangelische
Christen dabei.
Was ist Deine Motivation, dass
Du Begleiterin von Exerzitien im
Alltag geworden bist?
Religiöse Vermittlung war mir als Religionslehrerin
vertraut. In meiner
Karenzzeit bei meinen beiden älteren
Kindern suchte ich nach Möglichkeiten,
mit Erwachsenen (Freiwilligen)
spirituell zu arbeiten. Der
Lehrgang für die Begleitung von Exerzitien
im Alltag ist mir da sehr gelegen
gekommen.
Unsere Kirche hat viele spirituelle
Schätze, zu denen ich gerne Zugänge
erschließe. Ich erlebe viel religiöse
Offenheit bei den Menschen
und das Bedürfnis, den Glauben mit
dem eigenen Leben in Verbindung zu
bringen. Menschen werden auf diesem
Weg von Gott berührt. Ich freue
mich, dass ich daran teilhaben darf!
Was sind Deine Hobbys und
Kraftquellen?
Ich bewege mich gern in der Natur
beim Radfahren oder Walken, ich
verbringe gern Zeit mit meiner Fa-
30 kbw-aktuell Juni 2013