Zehn Jahre „Lindenhof“ - Diakoniewerk im nördlichen Mecklenburg

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Passionszeit Die Kinder bastelten in der Fastenzeit den christlichen Jahreskreis. Davor stehen (von rechts) Angelo, Paula, Luise, Lauren Fastenzeit in der Kita Peermoor Die Adventszeit und das Erntedankfest – was fällt einem als Erzieherin nicht alles ein, um diese schönen Zeiten mit den Kindern zu gestalten! Aber die Fastenzeit? Ehrlich gesagt, habe ich mich in meinen ersten Berufsjahren immer gerne um dies schwierige Thema gedrückt! Sollte man Kinder überhaupt mit einem so schwierigen Thema konfrontieren? Werden sie damit etwas anfangen? Und bin ich als Erzieherin überhaupt in der Lage, ihnen dieses Thema nahe zu bringen, wo ich es doch selber kaum verstehe? Wie wir im vergangenen Jahr diese zwei Wochen gestaltet haben, davon berichten einige Kinder. Miriam: Wir sollten alle einen möglichst großen tragbaren Stein mit in den Kindergarten bringen. Nach Aschermittwoch lag das große Holzkreuz im Flur. Ich hatte es mit einer Erzieherin und meinen Freunden schon mit Erde befüllt! Dort haben wir alle gesessen, ein Lied gesungen und unsere „Jesuskerze“ dabei angezündet. Wir haben gehört, dass Jesus in der Zeit vor Ostern einen langen Weg gegangen ist. Der Weg hatte etwas zu tun mit der Wüste und Wasser und einem Hügel und einem großen Tor. Ach ja, und ein Esel spielte auch eine Rolle. Wir haben alle unsere Steine zu einem großen Weg in Richtung Kreuz gelegt – das sah ganz schön aus. Mirko: In der Gruppe haben wir darüber gesprochen, dass Fasten – auf etwas verzichten bedeutet – für sieben Wochen in der Fastenzeit! Das ist, glaube ich, ganz schön lang. Wir haben ein Bild gemacht auf dem Boden, worauf man verzichten kann! Leider sind das immer die leckeren, besonderen Dinge wie Cola oder Na- 4 querbeet 1 /2006
Fotos: Julia Wesseloh schis oder Fernsehen. Aber auf Trinken kann man gar nicht verzichten – dann muss man eben Wasser nehmen. Das war eine aufregende Diskussion welche Dinge man eigentlich wirklich braucht und welche nicht? Stellt euch vor, unsere Erzieherin hat sieben Wochen auf Fernsehen verzichtet – es muss schwer gewesen sein, das durchzuhalten. Katrin: Jede Gruppe sollte dann überlegen, welches ihr Lieblingsspielzeug ist und das in der nächsten Woche mit in den großen Kreis nehmen. Wir haben so einen schönen großen Holzbaukasten in der Gruppe, den haben wir mitgenommen. Oft streiten wir darum, wer denn nun damit spielen kann. Jede Gruppe hatte ein Spiel mitgebracht. Wir haben die Spiele getauscht – erst fand ich das ganz doof, eine Woche auf das schöne Spiel zu verzichten, aber wir haben in dieser Woche dafür ein Steckspiel bekommen – das war toll. Marvin: Wir haben auch unseren Weg noch gestaltet und dazu jedes Mal eine Geschichte von Jesus gehört. Am besten fand ich, dass jedes Kind eine Handvoll Sand in den Weg legen durfte, weil Jesus ja in der Wüste war. Ja und da war dann auch noch Wasser (aus Krepppapier und Mülltüten) für die Taufgeschichten und die Frau am Brunnen, zu der Jesus ganz freundlich war. Einen großen Hügel haben wir gebaut – das ist der Hügel, von dem aus Jesus zu den Menschen gesprochen hat. Die Fastenzeit erlebten wir als besonders intensiv. Immer wieder sah man Kinder an unserem Weg stehen und darüber diskutieren. Beeindruckend war, dass die Kinder mit eben diesem Weg ganz vorsichtig umgingen, und er war wirklich mittendrin! In der Woche vor Ostern begannen wir dann, den Kindern die Geschichten vom Abendmahl bis hin zur Kreuzigung zu erzählen. Dafür trafen wir uns täglich am Kreuz und versuchten, diese Geschichten durch Stehgreifspiele den Kindern nahezubringen. Besonders wichtig war hier die Vertiefung der einzelnen Themen in den Gruppen. So jubelten wir gemeinsam beim Einzug in Jerusalem und verteilten Brot unter uns zur Geschichte des Abendmahls. Sebastian: Also, ich find, die Menschen waren damals ganz schön gemein. Jesus hat doch gar nichts angestellt – der hat doch überall geholfen. Da jubeln die Menschen erst und dann wollen sie, dass er stirbt. Am gemeinsten fand ich aber die Sache Am malen sind Kiara (vorne), Nanuk sowie Saskia und Jacqueline. 1 /2006 querbeet Passionszeit mit dem Kuss! Einen Freund so zu verraten … Der Verrat hat die Kinder wirklich am stärksten beschäftigt, auch dass Petrus nicht zu Jesus gehalten hat. So diskutierten sie in den Gruppen plötzlich das Thema Freundschaft. Am letzten Tag vor Karfreitag erlosch dann unsere „Jesus-Kerze“, und wir deckten ein Tuch über das Kreuz. Wir erzählten den Kindern von der Grablegung und dass alle sehr traurig waren. Natürlich haben wir den Kindern auch den Hinweis auf Ostern gegeben, den Hinweis auf das leere Grab und die Auferstehung. Luisa: Als wir nach Ostern in die Kita kamen, war das Tuch über dem Kreuz weg und im Kreuz war ganz viel grünes Gras gewachsen – das war schön. In der Kirche haben wir dann gefeiert – Jesus war gar nicht mehr in der Höhle. Zwei Freunde von ihm haben ihn erst erkannt, als er das Brot gebrochen hat. Ich weiß aber, dass das zwei Erzieherinnen und der Pastor nur gespielt haben. Am Schluss haben wir alle einen kleinen Stein zum Umhängen bekommen – der erinnert mich jetzt immer an diese Zeit im Kindergarten. Christiane Köhne 5
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