02.11.2012 Aufrufe

Rundbrief 2. Halbjahr - Hospizkreis Minden e.V.

Rundbrief 2. Halbjahr - Hospizkreis Minden e.V.

Rundbrief 2. Halbjahr - Hospizkreis Minden e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

titelthema<br />

14 Titelthema I<br />

Die Zukunftswerker/innen benannten aber auch „Notwendiges“.<br />

Psychosoziale Selbsthilfegruppen und Unterstützungsangebote<br />

für Angehörige werden benötigt. Dies erfordert<br />

eine stärkere Ermutigung der Menschen zu mehr Austausch<br />

zum Thema Sterben und Tod. Immer noch wird ein zu häufiges<br />

„Abschieben“ von alten, schwerstkranken und sterbenden<br />

Menschen in Alten- und Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser<br />

beobachtet. Auch Fachkräfte zeigen Informationsdefizite<br />

und mangelnde Qualifikation, um Sterbende und ihre Angehörige<br />

angemessen zu begleiten. Und der Bedarf nach einem<br />

stationären Hospiz in <strong>Minden</strong> wird wahrgenommen, damit<br />

Entlastung da ist, wenn zu Hause die Kräfte versagen.<br />

Die zweite Werkstattrunde beschäftigte sich mit der<br />

Zukunft. „Wie wird das Leben im <strong>Minden</strong>er Land im<br />

Jahr 2020 sein?“<br />

Es war keine leichte Aufgabenstellung, die Zukunft vorher-<br />

zusehen. Gerade diese Auseinandersetzung setzte viele Ängste<br />

und Befürchtungen frei. Die gemeinsame Gruppenarbeit<br />

machte es möglich, zukünftige Lebenssituationen anzudenken.<br />

Wird die Zunahme alter Menschen den Hilfebedarf steigern<br />

und die Angst vor Überforderung und finanzieller Abhängigkeit<br />

wecken? Werden Singles „als einsamer Wolf sterben?“<br />

Und wird die Frage nach aktiver Sterbehilfe lauter werden?<br />

Die Zukunftswerker/innen befürchten, weniger tragende<br />

soziale Netzwerke zur Verfügung zu haben und die Zunahme<br />

von Einsamkeit, Isolation, Abgrenzung, Missgunst, Alters-<br />

armut, besonders bei Frauen. Die Verfügung über nur geringe<br />

finanzielle Ressourcen kann zum Verlust von Autonomie führen.<br />

Lücken in der ärztlichen Versorgung erfordern eine Zu-<br />

hospizkreis minden rundbrief 02|2012<br />

nahme der Pflegeheimunterbringungen. Lange Fahrwege zu<br />

Arztpraxen, Geschäften, Hospizen und Krankenhäusern werden<br />

die Versorgung und Teilhabe an Gemeinschaft erschweren.<br />

Dabei steigt der Bedarf an häuslicher Unterstützung bis<br />

hin zur Nachtwache. Dennoch wird es mehr Versorgung zu<br />

Hause geben müssen bei gleichzeitigem Rückgang der fachlichen<br />

Versorgung. Dies kann zur Zentralisierung der Versorgung<br />

in „Stützpunkten“ führen. Und auch eine abnehmende<br />

Bereitschaft zur Pflegeversorgung in der Familie wird befürchtet.<br />

Auch eine positive Perspektive wurde gezeichnet, in der<br />

die Menschen im Mühlenkreis die gesellschaftlichen Veränderungen<br />

aufgegriffen haben. In diesem Zukunftsbild wird<br />

es mehr Palliativmediziner/innen geben. Das Ehrenamt wird<br />

durch die geänderte Familienstruktur und die vielen „fitten Alten“<br />

gefördert. Mehrgenerationen- und Modellprojekte haben<br />

zugenommen, so dass neue Lebensformen ausprobiert werden<br />

konnten.<br />

Die dritte Werkstattrunde wandelte die entstandene<br />

Kreativität in konkrete Ideen und Überlegungen um.<br />

Häufig benannt wurden neue Wohnformen, bei denen eine<br />

Pflegemöglichkeit angegliedert ist, mit Treffpunkten für Jung<br />

und Alt, sogar mit kurzfristiger Kinderbetreuung für pflegende<br />

Angehörige bis hin zur Wahl-Großfamilie, des Weiteren<br />

mehr Hospiz- und Palliativbetten auch in Altenheimen,<br />

überkonfessionelle spirituelle Bewältigungsmöglichkeiten<br />

und -rituale, Begegnungsmöglichkeiten und Männerrunden,<br />

Aufklärung und Information für Jung und Alt sowie die handelnden<br />

Akteuren, damit Hemmnisse beim Umgang mit Sterben<br />

und Tod gemindert werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!