Das Rätsel der „Irrläufer“ ist gelöst - Evangelische Kirche Frankfurt ...
Das Rätsel der „Irrläufer“ ist gelöst - Evangelische Kirche Frankfurt ...
Das Rätsel der „Irrläufer“ ist gelöst - Evangelische Kirche Frankfurt ...
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Nr. 120 - September 2009<br />
INFO<br />
EJW wird 111<br />
<strong>Das</strong> <strong>Evangelische</strong> Jugendwerk (EJW) wird<br />
111 und feiert dieses Jubiläum vom 22.<br />
bis 27. September auf dem Roßmarkt in<br />
<strong>der</strong> <strong>Frankfurt</strong>er City. Jeweils von 10 bis 20<br />
Uhr sind Kin<strong>der</strong> und Jugendliche eingeladen,<br />
in zehn<br />
Containern die<br />
Zehn Gebote als<br />
„zehn Angebote<br />
zum Leben” kennenzulernen.<br />
Mit<br />
zum Beispiel einem Raum <strong>der</strong> Stille,<br />
einem spirituellen Zentrum und einer Lebenswerkstatt<br />
möchte das EJW Anregungen<br />
für das persönliche und gesellschaftliche<br />
Leben geben. Zum Abschluss gibt es<br />
am Sonntag, 27. September, um 14.30<br />
Uhr, einen Jubiläumsgottesdienst mit<br />
Pröpstin Gabriele Scherle. Weitere Informationen<br />
zum Programm gibt es unter<br />
www.ejw.de.<br />
Mit Andacht in die neue<br />
Woche<br />
Der <strong>Evangelische</strong> Regionalverband lädt montags<br />
um 8.30 Uhr alle Mitarbeitenden zur gemeinsamen<br />
Andacht in die Heiligge<strong>ist</strong>kirche<br />
im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-<br />
Straße 23, ein. Im September halten die Andachten<br />
Pfarrerin Esther Gebhardt (7.9. mit<br />
Einführung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter),<br />
Kurt Helmuth Eimuth (14.9.), Helmut<br />
Müller (21.9.) und Ralf Bräuer (28.9.).<br />
AUS DEM INHALT<br />
Muslimische Mitarbeiterinnen - aber klar!<br />
„Zur Sache“ von Antje Schrupp 2<br />
„Wir brauchen klare Konzepte“<br />
Esther Gebhardt über Erzieher-Mangel 3<br />
<strong>Rätsel</strong> <strong>der</strong> <strong>„Irrläufer“</strong> <strong>ist</strong> <strong>gelöst</strong><br />
ERV verbessert Postversand 4<br />
Was machen eigentlich die Rentner?<br />
Mitarbeitende schreiben 7<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong><br />
Intern<br />
<strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> in <strong>Frankfurt</strong><br />
Herausgegeben vom <strong>Evangelische</strong>n Regionalverband <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
BLICKPUNKT<br />
In einem Gottesdienst in <strong>der</strong> <strong>Frankfurt</strong>er Heiligge<strong>ist</strong>kirche wurde am 8. Juli Pfarrerin Karin Frindte-Baumann<br />
vom <strong>Kirche</strong>npräsidenten <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> in Hessen und Nassau, Volker Jung, in den Ruhestand<br />
verabschiedet. Frindte-Baumann leitete 18 Jahre lang das Religionspädagogische Amt <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Sein Glaubenszeugnis wirkt weiter<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong> nahm Abschied von Bernhard Klinzing<br />
Am 27. August nahm die evangelische <strong>Kirche</strong> in<br />
<strong>Frankfurt</strong> mit einem Gottesdienst in <strong>der</strong> Sankt<br />
Katharinenkirche Abschied von Bernhard Klinzing,<br />
<strong>der</strong> am 14. Juli nach schwerer Krankheit<br />
gestorben war. Dekan Dietrich Neuhaus erinnerte<br />
in seiner Predigt die Trauergemeinde an<br />
das „hintersinnig schwebende Lächeln“, mit<br />
dem Klinzing über viele Jahre die Geschicke <strong>der</strong><br />
evangelischen <strong>Kirche</strong> in seiner Gemeinde, im<br />
Dekanat und im <strong>Evangelische</strong>m Regionalverband<br />
gelenkt habe. Übertrüge man seine zahlreichen<br />
Leitungsämter in politische Ämter,<br />
dann war Berhard Klinzing „Bundestagspräsident<br />
und Bundespräsident und Min<strong>ist</strong>erpräsident<br />
in einer Person“, sagte Neuhaus. „Und das<br />
Wun<strong>der</strong>bare daran: Seine Leitungs- und Repräsentationsaufgaben<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> waren durch<br />
sein ge<strong>ist</strong>liches Urteilsvermögen gedeckt.“<br />
Claus Ludwig Dieter, Präses des Dekanats Mitte-<br />
Ost, hob in <strong>der</strong> Begrüßung die Verdienste Klin-<br />
Foto: Oeser<br />
zings in <strong>der</strong> Diakonie hervor, ob als Mitbegrün<strong>der</strong><br />
des <strong>Evangelische</strong>n Hospitals für palliative<br />
Medizin o<strong>der</strong> wenn er sich bei <strong>der</strong> Obdachlosenspeisung<br />
die Schürze umband und Brote<br />
schmierte. In seiner Predigt ergänzte Neuhaus,<br />
dass Bernhard Klinzing auf den Begriff „Obdachlosenspeisung“<br />
empfindlich und scharf reagieren<br />
konnte und zu entgegnen pflegte: „Die<br />
Menschen, die kommen, sind nicht sozialpolitisch<br />
zu rastern, das sind Gäste, Gäste unserer<br />
Gemeinde.“ Ohne Lächeln. Was bleibt, sei das<br />
Glaubenszeugnis seines Lebens, das in seiner<br />
Familie und in <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> weiterwirken<br />
werde, sagte Neuhaus zum Abschluss,<br />
„und wir haben ein Vermächtnis, dass Bernhard<br />
Klinzing ausdrücklich weitergegeben haben<br />
wollte, seinen Konfirmationsspruch aus dem Kolosserbrief:<br />
Über alles aber ziehet an die Liebe,<br />
die da <strong>ist</strong> das Band <strong>der</strong> Vollkommenheit. <strong>Das</strong> sei<br />
uns allen ins Herz gelegt“. Ralf Bräuer
ZUR SACHE<br />
Muslimische Mitarbeiterinnen - aber klar!<br />
Hat eine evangelische Einrichtung, zum Beispiel<br />
eine Kita, nur dann evangelisches „Profil“,<br />
wenn sie ausschließlich chr<strong>ist</strong>liches<br />
Personal hat? Die Frage <strong>ist</strong> <strong>der</strong>zeit aktuell<br />
(Artikel Seite 3). Denn <strong>der</strong> große, politisch<br />
gewollte Ausbau von Kitas und Krabbelstuben<br />
führt zu Engpässen beim Personal: Es<br />
gibt schlicht und ergreifend nicht genug<br />
chr<strong>ist</strong>liche Bewerberinnen für den Job.<br />
Pragmatisch gesehen steht die evangelische<br />
<strong>Kirche</strong> daher vor <strong>der</strong> Alternative, entwe<strong>der</strong><br />
auch nicht-chr<strong>ist</strong>liche Erzieherinnen einzustellen<br />
– o<strong>der</strong> auf den Ausbau ihrer Einrichtungen<br />
zu verzichten, vielleicht sogar manche<br />
auch zu schließen. Doch es wäre falsch, die<br />
Angelegenheit nur unter dem Druck <strong>der</strong> Verhältnisse<br />
zu betrachten. Denn es <strong>ist</strong> auch inhaltlich<br />
richtig, sich von <strong>der</strong> alten Richtlinie<br />
zu verabschieden, wonach im Prinzip nur<br />
chr<strong>ist</strong>liche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
eingestellt werden.<br />
Längst repräsentiert das „evangelische Milieu“<br />
nur noch eine Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Menschen.<br />
<strong>Frankfurt</strong> <strong>ist</strong> eine multikulturelle und multireligiöse<br />
Stadt, und viele kirchliche Einrichtungen<br />
werden zu einem Großteil von nichtchr<strong>ist</strong>lichen<br />
und speziell auch vielen muslimischen<br />
Kin<strong>der</strong>n besucht.<br />
Aber es geht hier nicht bloß darum, auch<br />
ihnen eine Bezugsperson zu bieten, die ihren<br />
kulturellen Hintergrund teilt. <strong>Das</strong> entscheidende<br />
Argument <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Bildungsauftrag, den<br />
Kitas o<strong>der</strong> Jugendhäuser haben. <strong>Das</strong>s Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche ein Gespür für soziale, religiöse<br />
und kulturelle Unterschiede bekommen<br />
und dass sie lernen, wie man mit Menschen<br />
zusammenlebt, die „an<strong>der</strong>s“ sind, gehört<br />
heute zu den wichtigsten Inhalten von Bildung<br />
und Erziehung. Natürlich kann auch ein<br />
Team aus deutschen Chr<strong>ist</strong>innen Respekt für<br />
An<strong>der</strong>sdenkende vermitteln. Aber sie können<br />
diesen Respekt nicht vorleben, wenn ihr<br />
Team homogen zusammengesetzt <strong>ist</strong>.<br />
EDITORIAL<br />
Mitarbeitende schreiben<br />
<strong>Kirche</strong> Intern <strong>ist</strong> aus <strong>der</strong> Sommerpause zurück<br />
und widmet die Septemberausgabe einem<br />
kontroversen sowie aktuellem Thema <strong>der</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong>er <strong>Kirche</strong>: Sollen muslimische Erzieherinnen<br />
in evangelischen Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />
arbeiten und wenn ja, unter welchen Bedingungen?<br />
Vorstandsvorsitzende Esther Gebhardt<br />
sagt ihre Meinung dazu im Interview auf<br />
Seite 3, Antje Schrupp kommentiert aus ihrer<br />
Sicht in „Zur Sache“ auf Seite 2. Und damit<br />
nicht immer nur die Profis zu Wort kommen,<br />
2 <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern<br />
Kin<strong>der</strong> lernen nun einmal nicht durch abstrakte<br />
Belehrungen, son<strong>der</strong>n durch Beispiele.<br />
Muslimische Erzieherinnen o<strong>der</strong> Sozialarbeiter<br />
im Team sind deshalb eine wun<strong>der</strong>bare<br />
Chance, um multikulturellen Alltag<br />
praktisch vorzuleben und nicht nur theoretisch<br />
zu predigen. Beson<strong>der</strong>s wichtig <strong>ist</strong> das<br />
natürlich dort, wo viele Kin<strong>der</strong> aus an<strong>der</strong>en<br />
Religionen und Kulturen betreut werden. Aber<br />
eben nicht nur. Gerade auch deutsche, chr<strong>ist</strong>liche<br />
Kin<strong>der</strong>, die aus Milieus kommen, in<br />
denen es noch wenig „Multikulti“ gibt, brauchen<br />
solche Lebenserfahrungen.<br />
<strong>Das</strong> „<strong>Evangelische</strong>“ geht dadurch keineswegs<br />
verloren. Für viele Teams wird sich so ja überhaupt<br />
erst einmal die Notwendigkeit ergeben,<br />
über die eigene Religion bewusst nachzudenken.<br />
Und das kann <strong>der</strong> Glaubensfestigkeit ja<br />
nur gut tun.<br />
Im Gegenteil wäre es sogar ganz und gar „unevangelisch“,<br />
Kin<strong>der</strong>n die Chance, religiöse<br />
und kulturelle Vielfalt im Kita-Alltag zu erleben,<br />
vorzuenthalten – o<strong>der</strong> gar, Musliminnen<br />
zwar in <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Putzfrau o<strong>der</strong> Köchin,<br />
aber nicht in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Erzieherin zu akzeptieren.<br />
In gewisser Weise liegt in dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
sogar eine Chance. Denn multireligiöse<br />
Vielfalt bedeutet auch, dass es<br />
wie<strong>der</strong> wichtiger wird, von Gott zu sprechen.<br />
Und an<strong>der</strong>s als säkulare Einrichtungen wissen<br />
wir in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> (zumindest theoretisch), wie<br />
das geht. Antje Schrupp<br />
starten wir mit dieser Ausgabe eine neue Rubrik<br />
„Mitarbeitende schreiben“ (Seite 7). Die<br />
Redaktion freut sich über Einsendungen!<br />
Ihre Sandra Hoffmann<br />
KURZ NOTIERT<br />
Keine Regionalversammlung<br />
am 16. September<br />
Die für den 16. September geplante Tagung<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Regionalversammlung<br />
wurde von <strong>der</strong> Versammlungsleitung abgesagt,<br />
da es nicht genügend Themen gebe, die<br />
zur Beratung und Beschlussfassung anstehen.<br />
Die Delegierten <strong>der</strong> <strong>Frankfurt</strong>er <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
und Dekanate treten am Mittwoch,<br />
2. Dezember, um 18 Uhr, zur nächsten Tagung<br />
des <strong>Kirche</strong>nparlaments zusammen.<br />
Dekan Schäfer verabschiedet<br />
Pfarrer Jan Schäfer, Dekan des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Dekanats <strong>Frankfurt</strong>-Höchst und Pfarrer <strong>der</strong><br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>ngemeinde Nied, wurde<br />
am Sonntag, 26. Juli, in <strong>der</strong> Chr<strong>ist</strong>uskirche in<br />
Nied von Pröpstin Gabriele Scherle und <strong>der</strong><br />
Gemeinde verabschiedet. Schäfer gibt seine<br />
Ämter als Dekan und Gemeindepfarrer auf und<br />
geht als Lehrer und Schulseelsorger an die<br />
Paul-Ehrlich-Berufsschule Höchst.<br />
Mitarbeiterfreizeit<br />
auf Spiekeroog<br />
Der <strong>Evangelische</strong> Regionalverband (ERV) bietet<br />
eine 9-tägige Mitarbeiterfreizeit auf <strong>der</strong> Nordseeinsel<br />
Spiekeroog im „<strong>Frankfurt</strong>er Haus“ an<br />
– und zwar vom 30. September bis 9. Oktober.<br />
Dabei können Mitarbeitende und Ruheständler<br />
sowie <strong>der</strong>en Angehörige neue und alte Kolleginnen<br />
und Kollegen einmal ganz an<strong>der</strong>s<br />
kennen lernen und das Miteinan<strong>der</strong> in entspannter<br />
Atmosphäre genießen. Information<br />
über die Freizeit und die Zuschüsse für Mitarbeitende<br />
des ERV o<strong>der</strong> seiner Gemeinden und<br />
für Ruheständler gibt das Kirchliche Werk für<br />
Freizeit und Erholung, Telefon 069 297239511,<br />
E-Mail info@ervreisen.de.<br />
Gewonnen<br />
„Wer gab dem Hufeisenhof seinen Namen?”<br />
lautete die Gewinnspielfrage in <strong>der</strong> letzten<br />
Ausgabe von <strong>Kirche</strong> Intern. Die richtige Antwort<br />
„Napoleon” wusste Alfred Krieger vom<br />
<strong>Evangelische</strong>n Zentrum in Höchst, <strong>der</strong> unter<br />
den richtigen Einsen<strong>der</strong>n ausgelost wurde. Er<br />
gewinnt den „Happy Sunday Brunch“ für zwei<br />
Personen im Waldhotel Hufeisenhof.<br />
Martin L. - <strong>Das</strong> Luther-Musical<br />
<strong>Das</strong> Theater „Die Katakombe“ zeigt in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Sankt Paulsgemeinde vom<br />
21. Oktober bis 20. November, täglich um<br />
19.30 Uhr, in <strong>der</strong> Alten Nikolaikirche auf dem<br />
Römerberg das Musical des norwegischen Autorengespanns<br />
Gisle Kverndokk und Oystein<br />
Wilk. Es orientiert sich an den Jugend- und<br />
Studienjahren des Reformators (1483-1546)<br />
bis zu den Bauernkriegen. Mehr Infos:<br />
www.katakombe.de.
KIRCHENWELT<br />
„Wir brauchen klare Konzepte“<br />
ERV-Vorstandsvorsitzende Esther Gebhardt über Erzieherinnen-Mangel und ACK-Klausel<br />
Viele Einrichtungen haben schon nichtchr<strong>ist</strong>liche<br />
Mitarbeitende. Ein guter Weg?<br />
Gebhardt: Ja. Grundsätzlich finde ich muslimische<br />
Erzieherinnen in solchen Kitas sinnvoll,<br />
in denen es viele muslimische Kin<strong>der</strong> gibt. Bedingung<br />
sollte aber sein, dass nach einem abgestimmten<br />
religionspädagogischen Konzept<br />
vorgegangen wird. <strong>Das</strong> Problem zur Zeit <strong>ist</strong>,<br />
dass viele Einstellungen von Muslimas oft Notlösungen<br />
sind. <strong>Das</strong> finde ich schwierig. Wir<br />
müssen raus aus <strong>der</strong> Defensive, aus einer Mangeldiskussion.<br />
Klar <strong>ist</strong>: Es wird in Zukunft<br />
immer schwieriger, chr<strong>ist</strong>lich sozialisierte Mitarbeitende<br />
zu finden, etwa in den Kin<strong>der</strong>gärten<br />
und Krabbelstuben. Deshalb wird es wahrscheinlich<br />
immer mehr Ausnahmen geben. <strong>Das</strong><br />
stellt uns auch inhaltlich vor die Frage, wie wir<br />
uns verstehen und wie unsere Arbeit erkennbar<br />
sein soll. Wir brauchen dafür Konzepte –<br />
aber zunächst eine offene und ehrliche Diskussion.<br />
Von einer Ausnahmeregelung sollten wir<br />
zu einer Ermöglichungsregel kommen und Arbeitsgebiete<br />
bewusst für nichtchr<strong>ist</strong>liche Mitarbeitende<br />
öffnen. Deshalb brauchen wir eine<br />
inhaltliche Auseinan<strong>der</strong>setzung zu <strong>der</strong> Frage:<br />
was <strong>ist</strong> „chr<strong>ist</strong>lich arbeiten“ in <strong>der</strong> säkularen<br />
o<strong>der</strong> eben auch multireligiösen Stadt?<br />
Was spricht für den Einsatz muslimischer Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter?<br />
Gebhardt: Wir müssen in einer globalisierten<br />
Welt das Zusammenleben verschiedener Religionen<br />
lernen und einüben. Und das fängt ja in<br />
unserer Stadt an. <strong>Das</strong> können wir Seite an Seite<br />
mit den aufgeklärten Kräften im Islam, zum<br />
Beispiel beim Thema Moscheebau o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zu-<br />
Foto: Oeser<br />
sammenarbeit von Chr<strong>ist</strong>en und Muslimen in<br />
einer chr<strong>ist</strong>lichen Einrichtung. <strong>Das</strong> geht auch<br />
nur dann, wenn <strong>der</strong> Träger, etwa die Gemeinde,<br />
auch dahintersteht. Mit einem vertieften Verständnis<br />
füreinan<strong>der</strong> können wir Schranken<br />
überwinden und Ängste o<strong>der</strong> Vorurteile abbauen.<br />
Mir <strong>ist</strong> klar, dass das eine hohe Anfor<strong>der</strong>ung<br />
<strong>ist</strong> und viel mehr eigene Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
auch mit religiösen Fragen for<strong>der</strong>t.<br />
Also ein neues Bewusstsein statt neuer Richtlinien?<br />
Gebhardt: Ja. Wir sind auf dem Weg in eine<br />
Min<strong>der</strong>heitskirche. <strong>Das</strong> heißt, wir sollten mutiger<br />
unseren Glauben bekennen, angstfreier im<br />
Umgang mit an<strong>der</strong>en Kulturen werden und gemeinsam<br />
interreligiöses Leben einüben – bei<br />
allen Konflikten, die wir damit auch aushalten<br />
müssen. Übrigens sind für mich Konflikte auch<br />
Kennzeichen von Lebendigkeit. Der ERV wird<br />
sich nicht gegen die Richtlinien <strong>der</strong> EKHN stellen.<br />
Wir werden jedoch unsere Stimme in die<br />
Diskussion einbringen. Unabhängig davon<br />
müssen wir und die einzelnen Teams Konzepte<br />
entwickeln und eine höhere Kompetenz in Religionsfragen<br />
erreichen. Dazu gehören natürlich<br />
auch die Fragen: Was können wir akzeptieren?<br />
Wo unterscheiden wir uns etwa im Menschenbild<br />
– zum Beispiel im Blick auf Männer<br />
und Frauen? Aber auch: warum bin ich überhaupt<br />
Chr<strong>ist</strong> und Chr<strong>ist</strong>in?<br />
Wie können das Gemeinden und Einrichtungen<br />
erreichen?<br />
Gebhardt: Viele Einrichtungen und Gemeinden<br />
lassen sich schon beraten von den Profilstel-<br />
In <strong>Frankfurt</strong> fehlen Erzieherinnen und<br />
Erzieher. Immer mehr Kitas und Jugendhäuser<br />
betreuen Kin<strong>der</strong> mit Migrationshintergrund.<br />
Richtlinien <strong>der</strong><br />
Landeskirche, die sogenannte ACK-Klausel,<br />
erlauben nur im Ausnahmefall die<br />
Einstellung konfessionsloser o<strong>der</strong> nichtchr<strong>ist</strong>licher<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Reicht das? O<strong>der</strong> soll sich die<br />
<strong>Kirche</strong> weiter öffnen hin zur interkulturellen<br />
Zusammenarbeit?<br />
Carla Diehl sprach für <strong>Kirche</strong> Intern mit<br />
Esther Gebhardt, <strong>der</strong> Vorstandsvorsitzenden<br />
des <strong>Evangelische</strong>n Regionalverbandes<br />
(ERV), über Probleme, Chancen<br />
und Grenzen.<br />
len für interkulturelle Arbeit. Und neben den<br />
Einführungstagen für neue Mitarbeitende können<br />
Workshops sie diskussionsfähig in Bezug<br />
auf Glaubensfragen machen.<br />
Ist eine muslimische Kita-Leiterin denkbar?<br />
Gebhardt: Nein. Die Mehrheit <strong>der</strong> Mitarbeiterschaft<br />
und die Leitung sollten evangelisch sein,<br />
sonst würde das evangelische Profil unscharf.<br />
Und es würde auch Ängste wecken, die letztlich<br />
dem ganzen Prozess abträglich wären. Entscheidend<br />
<strong>ist</strong>, dass wir es mit aufgeklärten Muslimas<br />
und Muslimen zu tun haben, die die<br />
Grundwerte achten. Radikale und fundamental<strong>ist</strong>ische<br />
Strömungen würden wir auch bei allen<br />
an<strong>der</strong>en Mitarbeitenden nicht dulden. Nach wie<br />
vor bin ich auch dem Kopftuch gegenüber skeptisch<br />
– obwohl auch hierüber unterschiedlich<br />
diskutiert wird. Sie sehen, es <strong>ist</strong> längst nicht<br />
alles abschließend klar und eindeutig, wenn<br />
man sich auf einen neuen Weg begibt.<br />
Stellt sich am Ende nicht die Frage: wie evangelisch<br />
sind überhaupt alle Mitarbeitenden?<br />
Gebhardt: Es <strong>ist</strong> ein absolutes Wunschbild,<br />
dass sich alle Mitarbeitenden mit <strong>der</strong> evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> als Arbeitgeberin identifizieren.<br />
Es gibt sicher ein breites Spektrum <strong>der</strong> Nähe<br />
und D<strong>ist</strong>anz zum chr<strong>ist</strong>lichen Glauben unter <strong>der</strong><br />
Mitarbeiterschaft, mehr noch zur <strong>Kirche</strong> überhaupt.<br />
Ich erwarte aber grundsätzlich, dass<br />
Mitarbeitende religiösen Fragen gegenüber aufgeschlossen<br />
sind. Und dass sie verstehen,<br />
warum es so wichtig <strong>ist</strong>, dass sie auch Botschafter<br />
des chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens sind.<br />
Lesen Sie dazu den Kommentar auf Seite 2<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern 3
ARBEITSWELT TIPPS UND TERMINE<br />
<strong>Das</strong> <strong>Rätsel</strong> <strong>der</strong> <strong>„Irrläufer“</strong> <strong>ist</strong> <strong>gelöst</strong><br />
Regionalverband hat den Postversand mit viel Einsatz verbessert<br />
Über die Poststelle des <strong>Evangelische</strong>n Regionalverbandes<br />
(ERV) im Dominikanerkloster<br />
gehen an manchen Tagen Tausende Briefe, Zeitungen<br />
und Päckchen raus. Zur ganz normalen<br />
Alltagspost kommen dann Einladungen zu Veranstaltungen,<br />
Unterlagen für Gremienmitglie<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> Rundschreiben an Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen. Damit alles auch da ankommt,<br />
wo es hin soll und es möglichst wenig<br />
sogenannte <strong>„Irrläufer“</strong> und „Rückläufer“ gibt,<br />
hat die ERV-Verwaltung jetzt ein Kontrollsystem<br />
für den Postversand entwickelt. Kein<br />
Brief, kein Schriftstück soll fehlerhafte Adressen<br />
enthalten o<strong>der</strong> irgendwo auf dem Weg zum<br />
Empfänger „verloren“ gehen. „<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Anspruch.<br />
Nicht weniger“, sagt Beate Kolberg,<br />
Sachgebietsleiterin des Referats Meldewesen,<br />
Organisation und Wirtschaftsangelegenheiten<br />
des ERV – kurz MOW genannt.<br />
Der Anlass war, dass plötzlich vermehrt Umschläge<br />
zurück kamen mit dem Vermerk „unzustellbar“,<br />
obwohl Absen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Firmen zum<br />
Teil persönlich bekannt waren. Auch Terminpost<br />
kam in einem Fall nicht beim Empfänger<br />
an. Was war da los? Die Mitarbeitenden <strong>der</strong><br />
ERV-Poststelle legten Tabellen und L<strong>ist</strong>en an<br />
und trugen dort akribisch ein, welchen Empfängern<br />
wann und wo keine Post zugestellt<br />
werden konnte. Recherche über Telefon, Internet<br />
o<strong>der</strong> Telefonbuch folgte. Doch ein Teil<br />
blieb rätselhaft. Der Postauslieferer wurde mit<br />
<strong>der</strong> Situation und den Rechercheergebnissen<br />
konfrontiert und ging seinerseits dem Problem<br />
auf den Grund. Heraus kam Interessantes: Der<br />
ERV verschickt seine Post seit einiger Zeit mit<br />
zwei unterschiedlichen Postauslieferern. Und<br />
4 <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern<br />
während die Briefträger des einen häufig aus<br />
langjähriger Erfahrung wissen, welche Bewohner<br />
zu einem Briefkasten mit unlesbarem<br />
Schild gehören o<strong>der</strong> in welchen verschlungenen<br />
Seitenwegen sich <strong>der</strong> Briefkasten auf<br />
einem Firmengelände befindet, verteilen die<br />
Mitarbeitenden des an<strong>der</strong>en Postzustellers aus<br />
Sicherheitsgründen nach strengen Regeln. So<br />
wird ein Brief zum Beispiel nur dann eingeworfen,<br />
wenn <strong>der</strong> Empfänger eindeutig auf<br />
dem Briefkasten genannt <strong>ist</strong>. Auch werden<br />
Postsendungen nicht bei Nachbarn abgegeben.<br />
Grund dafür <strong>ist</strong> <strong>der</strong> vermehrte Missbrauch<br />
von persönlichen Daten durch Dritte.<br />
In einigen Fällen prüften Mitarbeitende des<br />
Regionalverbandes sogar selbst die Briefkästen<br />
<strong>der</strong> Empfänger vor Ort und stellten fest:<br />
die waren schlecht beschriftet o<strong>der</strong> nur mit<br />
detektivischem Spürsinn zu finden. Um das<br />
Problem an <strong>der</strong> Wurzel zu packen, gibt es<br />
jetzt im ERV einen festen Ablauf. Rückläufer<br />
werden dokumentiert. Kann das Problem<br />
nicht per Adressüberprüfung <strong>gelöst</strong> werden,<br />
schickt <strong>der</strong> ERV das betreffende Poststück<br />
noch einmal los, inklusive einer Erklärung<br />
und Bitte an den Empfänger, die Beschriftung<br />
am Briefkasten o<strong>der</strong> dessen Position zu überprüfen.<br />
<strong>Das</strong> klappt me<strong>ist</strong>ens. Erst, wenn auch<br />
dieser Brief nicht zugestellt werden kann, <strong>ist</strong><br />
<strong>der</strong> Job <strong>der</strong> Poststelle erledigt. Dann geht <strong>der</strong><br />
Brief als „unzustellbar“ zurück an den Absen<strong>der</strong>.<br />
Ein aufwändiges, aber lohnendes Verfahren,<br />
findet Beate Kolberg. „Denn die<br />
Adressdatenbänke sind dadurch so aktuell<br />
und die Arbeit mit ihnen so effektiv wie noch<br />
nie.“ Sandra Hoffmann<br />
In <strong>der</strong> Poststelle des <strong>Evangelische</strong>n Regionalverbandes sorgt Martin Hünten-Kutzer dafür, dass die Briefe an die<br />
richtige Adresse kommen und dem „Fehlerteufel“ das Handwerk gelegt wird.<br />
Foto: Oeser<br />
Fragen und Antworten zum<br />
Familienscheckheft<br />
Für das Jahr 2009 haben alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong><br />
in <strong>Frankfurt</strong> ein sogenanntes „Familienscheckheft”<br />
bekommen, das eine ganze Reihe<br />
von familienför<strong>der</strong>nden Le<strong>ist</strong>ungen enthält,<br />
die Beschäftigte in Anspruch nehmen können.<br />
Da es bei den Mitarbeitenden immer<br />
wie<strong>der</strong> Fragen gibt wie „Wie viele Tage Notfallbetreuung<br />
stehen mir bei drei Kin<strong>der</strong>n zur<br />
Verfügung?” o<strong>der</strong> „Bekomme ich bei Freizeiten<br />
auch für zwei Kin<strong>der</strong> einen Zuschuss?”,<br />
hat die Personalabteilung des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Regionalverbandes einen Frage-Antwort-<br />
Katalog veröffentlicht. Den Katalog mit den<br />
sogenannten „FAQs” finden Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im Intranet (www.intranet.<br />
frankfurt-evangelisch.de) auf <strong>der</strong> Startseite<br />
in <strong>der</strong> Rubrik „Service”.<br />
Wachstumskongress<br />
<strong>Das</strong> Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> in Hessen und Nassau<br />
(EKHN) lädt zu einem „etwas an<strong>der</strong>en<br />
Wachstumskongress“ am 3. November von 9.30<br />
bis 17.30 Uhr ins Dominikanerkloster, Kurt-<br />
Schumacher-Straße 23, in <strong>Frankfurt</strong> ein. Bei<br />
<strong>der</strong> Veranstaltung geht es um die Frage, wie ein<br />
neues Verständnis von Wachstum und Wohlstand<br />
zu einer zukunftsfähigen Entwicklung<br />
von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen<br />
kann. Die Teilnahme kostet inklusive Mittagessen<br />
40 Euro. Info und Anmeldung bis 23. Oktober<br />
bei Hanne Münch, Telefon 06131<br />
28744-35, E-Mail h.muench@zgv.info.<br />
Fundraising-Forum<br />
„Ethisch währt am längsten” - so lautet <strong>der</strong><br />
Titel des Fundraising Forums Hessen und Nassau<br />
am 27. Oktober, von 9.30 bis 17 Uhr, in<br />
<strong>der</strong> DZ Bank, Platz <strong>der</strong> Republik, in <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Ist es zum Beispiel legitim, für ein Projekt<br />
weiterhin Spenden einzuwerben, wenn es<br />
schon längst finanziert <strong>ist</strong>, an an<strong>der</strong>er Stelle<br />
jedoch ein Haushaltsloch besteht? Nicht<br />
alles, was im Fundraising-Bereich machbar <strong>ist</strong><br />
und vielleicht sogar beson<strong>der</strong>s profitabel, <strong>ist</strong><br />
auch immer ethisch vertretbar. Doch wie erzielt<br />
man Wirkung und Nachhaltigkeit in sozialen<br />
und kirchlichen Projekten? Impulse zu<br />
dieser Frage und zu weiteren Themen rund um<br />
das Fundraising bietet das siebte Fundraising-<br />
Forum. Die Teilnahme kostet 90 Euro, bei Anmeldung<br />
bis 15. September 70 Euro. Anmeldeformulare<br />
und mehr Informationen gibt es<br />
beim Organisationsbüro im Diakonischen<br />
Werk in Hessen und Nassau, Ulrike Senft, Telefon<br />
069 7947240, E-Mail fundraising@<br />
dwhn.de, o<strong>der</strong> online unter www.fundraisingforum-hessen-nassau.de.
ARBEITSWELT<br />
Zwei Frauen wollen ihre Arbeit sinnvoll verknüpfen<br />
Tanja Eckelmann und Renate Lutz kooperieren, um kirchliche Arbeit sichtbar machen<br />
Eine Anfrage des Diakoniezentrums Weser5<br />
brachte Anfang des Jahres den Stein ins Rollen.<br />
Für zwei Küchenhelfer, die im Obdachlosen-Tagestreff<br />
unter an<strong>der</strong>em bei <strong>der</strong> Frühstücksausgabe<br />
ehrenamtlich mitarbeiten,<br />
suchte Weser5 Praktikumsplätze in einer professionellen<br />
Großküche, wie sie das VCH-<br />
Hotel Spenerhaus des <strong>Evangelische</strong>n Regionalverbandes<br />
(ERV) betreibt. Die beiden Männer<br />
sollten dort vor allem verschiedene<br />
Schneidetechniken, Bedienung von Küchengeräten,<br />
Hygienevorschriften und das Zubereiten<br />
von Schmorgerichten lernen.<br />
Gemeinsam Ideen entwickelt<br />
<strong>Das</strong> Praktikum haben beide längst gemacht.<br />
Doch dabei <strong>ist</strong> es nicht geblieben. Die beiden<br />
Einrichtungen des ERV haben sich seitdem<br />
immer besser kennen gelernt, beschnuppert,<br />
und durch das Engagement <strong>der</strong> beiden Leiterinnen,<br />
Renate Lutz vom Diakoniezentrum<br />
Weser5 und Tanja Eckelmann vom Spenerhaus,<br />
Ideen zur Zusammenarbeit entwickelt.<br />
Sie wollen zusammen bringen, was Sinn<br />
macht und dabei kirchliche Arbeit sichtbar<br />
machen.<br />
„Wir gehören zu einer evangelischen <strong>Kirche</strong>,<br />
und so verstehen wir auch unsere Arbeit“,<br />
sagt Spenerhaus-Chefin Tanja Eckelmann. Die<br />
Hotellerie- und Tagungsfachfrau <strong>ist</strong> ein Vollprofi<br />
im Hotelgeschäft. Und sie arbeitet ganz<br />
bewusst bei einem kirchlichen Arbeitgeber.<br />
Neben <strong>der</strong> Sicherung von Standards in Betriebsabläufen<br />
sieht sie ihren Job auch als<br />
Coach ihrer Mitarbeitenden. Jeden in seiner<br />
Einzigartigkeit mit seinen Stärken wahrzunehmen,<br />
gehört für sie zu einem chr<strong>ist</strong>lichen<br />
Menschenbild und Arbeitsumgang. Dabei<br />
Foto: Oeser<br />
trotzdem weiter zusammen an den jeweiligen<br />
Schwächen arbeiten, <strong>ist</strong> professionelle Verpflichtung<br />
für sie. „Und ob das Betriebsklima<br />
gut <strong>ist</strong>, das merken die Gäste schnell“, sagt<br />
sie. <strong>Das</strong> größte Lob sei deshalb, wenn ein Gast<br />
sich rundum gut aufgehoben und zu Hause<br />
gefühlt habe. „Atmosphäre und Charakter<br />
eines Hauses sind <strong>der</strong> entscheidende Mehrwert“,<br />
davon <strong>ist</strong> Tanja Eckelmann überzeugt.<br />
„Und durch das Menschlich-Emotionale wird<br />
das ganze Produkt erst authentisch“, sagt sie.<br />
Spontan 500 Euro gespendet<br />
Bei den Hotelgästen kommt diese Botschaft<br />
jedenfalls an. Ein Messe-Großkunde erfuhr<br />
durch das Spenerhotel von <strong>der</strong> Arbeit des Diakoniezentrums<br />
und spendete spontan 500<br />
Euro für die Obdachlosenarbeit. Doch es geht<br />
Tanja Eckelmann und ihrem Team um weit<br />
mehr als nur ums Spendensammeln für karitative<br />
Zwecke. „Ich möchte den nichtkirchlichen<br />
Hotelkunden die gute und vielfältige kirchliche<br />
Arbeit näher bringen“, sagt sie. Und das<br />
meint sie auch durchaus räumlich. So hat sie<br />
zum Beispiel kürzlich mit einer Gruppe interessierter<br />
Hotel-Stammkundinnen das Diakoniezentrum<br />
im <strong>Frankfurt</strong>er Bahnhofsviertel<br />
besucht. Damit will sie „Orte <strong>der</strong> Begegnung<br />
schaffen“, erklärt sie. Auch die Teams <strong>der</strong> beiden<br />
Einrichtungen haben sich schon zu einem<br />
Grillfest getroffen. So werden auch berufliche<br />
und kollegiale Horizonte erweitert.<br />
Menschen möglichst gut beherbergen<br />
So unterschiedlich die beiden Betriebe auch<br />
sind, sie ähneln sich auch. Beiden geht es<br />
darum, Menschen möglichst gut zu beherbergen,<br />
Ihnen, wenn auch nur auf Zeit, ein Zu-<br />
Renate Lutz (links) <strong>ist</strong> Leiterin des Diakoniezentrums<br />
Weser5 und Tanja Eckelmann<br />
leitet das VCH-Hotel Spenerhaus<br />
und den Wirtschaftsbetrieb des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Regionalverbandes.<br />
Beiden geht es darum, an<strong>der</strong>e Menschen<br />
möglichst gut zu beherbergen.<br />
Beide arbeiten für die evangelische <strong>Kirche</strong><br />
und wollen das auch zeigen. Deshalb<br />
haben sie sich jetzt in einigen<br />
Projekten zusammen getan.<br />
hause zu geben. Und die beiden Frauen<br />
haben noch jede Menge Ideen für einzelne,<br />
zeitlich begrenzte gemeinsame Projekte. Im<br />
Sommer gab es zum Beispiel ein beson<strong>der</strong>es<br />
Übernachtungs-Arrangement auf <strong>der</strong> Internetseite<br />
des Spenerhotels. Vom Erlös <strong>der</strong> Buchungen<br />
kamen jeweils 10 Prozent <strong>der</strong> Arbeit<br />
von Weser5 zugute. Außerdem informiert die<br />
Hotelseite über die soziale Einrichtung für<br />
obdachlose Männer in <strong>Frankfurt</strong>. Dazu gehören<br />
außer dem Tagestreff mit Aufenthaltsraum,<br />
Schlafkojen, Klei<strong>der</strong>kammer, Frühstücksausgabe<br />
und Waschräumen nämlich<br />
auch ein Übergangswohnhaus, Notübernachtungsmöglichkeiten,<br />
eine Beratungsstelle<br />
und Kolleginnen und Kollegen für die Straßensozialarbeit.<br />
Weitere ERV-Kooperationen denkbar<br />
Tanja Eckelmann würde künftig gerne noch<br />
weitere gemeinsame Projekte mit an<strong>der</strong>en<br />
ERV-Einrichtungen entwickeln. Zum Beispiel<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n Stadtakademie. <strong>Das</strong><br />
Hotelpublikum auf die dort laufenden Kunstausstellungen<br />
aufmerksam zu machen, <strong>ist</strong><br />
dabei nur ein Aspekt, den sie sich vorstellen<br />
kann. „Ich möchte zeigen, wer wir sind und<br />
was wir unter einem Dach alles machen.“<br />
Dafür schaut sie gerne auch weiterhin über<br />
den Tellerrand. „Was machen die an<strong>der</strong>en, wo<br />
sind dabei Anknüpfungspunkte und wie kann<br />
man das Ganze in das soziale Marketing eines<br />
Hotelbetriebes packen?“ Eines <strong>ist</strong> ihr dabei<br />
ganz wichtig: „Niemandem soll in sein Handwerk<br />
gepfuscht werden. Der Kerngedanke <strong>ist</strong><br />
die Vernetzung, die Zusammenarbeit von verschiedenen<br />
Arbeitsbereichen, wo sie sich<br />
sinnvoll ergänzen.“ Sandra Hoffmann<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern 5
Neu:<br />
PERSONAL<br />
50 Jahre<br />
Annegret Meyer, <strong>Evangelische</strong> Blindenarbeit,<br />
13.8.<br />
Pfarrer Gerhard Wegner, Gehörlosengemeinde,<br />
9.9.<br />
Pfarrerin Lieve Van den Ameele, <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Fechenheim, 19.9.<br />
Bodo Schulmeyer, Diakonisches Werk für<br />
<strong>Frankfurt</strong>, 25.9.<br />
6 <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern<br />
Chr<strong>ist</strong>el Surrmann, Sozialhelferin,<br />
Fachbereich II des<br />
ERV, Bahnhofsmission, 15.6.<br />
(Foto)<br />
Ulrike Naumann, Verwaltungsangestellte,Regionalbüro<br />
des ERV, 1.8.<br />
Lisa Schüller, Erzieherin,<br />
Kin<strong>der</strong>tagesstätte <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Nied, 1.8.<br />
Katharina Löffert, Anerkennungspraktikantin,<br />
Krabbelstube Sachsenhausen, 1.9.<br />
Simone Hahn, Leiterin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> Mariengemeinde, 1.9.<br />
Emma Gerl, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde <strong>Frankfurt</strong>-Nied, 15.8.<br />
Susanne Meesen, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> Sankt Nicolai-Gemeinde, 1.8.<br />
Melanie Usler, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde <strong>Frankfurt</strong>-Nied, 1.8.<br />
Gökce Barak, Sozialass<strong>ist</strong>entin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> Gethsemanegemeinde, 1.8.<br />
Sabine Hager, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Unterlie<strong>der</strong>bach, 1.8.<br />
Ursula Katzenbach, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>garten,<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde Bockenheim, 1.8.<br />
Dörte Magdeburg, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Nied, 1.9.<br />
Lena Schäfer, Anerkennungspraktikantin,<br />
Fachbereich II, Krabbelstube „An <strong>der</strong> Segenskirche“<br />
in Griesheim, 1.9.<br />
Geburtstage im August und September<br />
Nadine Schreier, Anerkennungspraktikantin,<br />
Fachbereich II, Krabbelstube „Dina“, 1.9.<br />
Katja Köbel, Anerkennungspraktikantin,<br />
Fachbereich II, Krabbelstube „Lea“, 1.8.<br />
Thomas Puls, Erzieher, Philippusgemeinde, 1.9.<br />
Peter Walbrecht, Hausme<strong>ist</strong>er, Kin<strong>der</strong>garten<br />
<strong>der</strong> Dreikönigsgemeinde, 1.8.<br />
Carolin Rautenberg, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> Sankt Nicolai-Gemeinde, 1.8.<br />
Linda Steffens, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> Gethsemanegemeinde, 1.8.<br />
Berna Yesilova, Anerkennungspraktikantin,<br />
Krabbelstube „Gabriel“ in Ginnheim, 1.8.<br />
Jenny Fe<strong>ist</strong>, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>hort <strong>der</strong> Hoffnungsgemeinde,<br />
1.8.<br />
Eva Hoffmann, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>hort <strong>der</strong><br />
Paul-Gerhardt-Gemeinde, 1.8.<br />
Petra Sosenheimer, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Hausen, 1.8.<br />
Karin Detsch, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, 1.7.<br />
Thorsten Kintscher, Anerkennungspraktikant,<br />
Fachbereich II, Krabbelstube „Habakuk“, 1.9.<br />
Carolina Burgio, Anerkennungspraktikantin,<br />
Fachbereich II, Krabbelstube „Dina“, 1.9.<br />
Ramona Staudt, Anerkennungspraktikantin,<br />
Fachbereich II, Krabbelstube „Rehstraße“, 1.9.<br />
Sabrina Weiß, Krabbelstube „Alte Post“, 31.7.<br />
Charlotte Herrmann, pädagogische Mitarbeiterin,<br />
Kita <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde Nied, 15.8.<br />
60 Jahre<br />
Renate Eckert, Regionalbüro des ERV, 4.8.<br />
Peter Müller, Bauabteilung des ERV, 6.8.<br />
Wolfgang Mund, Bauabteilung des ERV, 8.8.<br />
Ursula Groh, Fachbereich I, <strong>Evangelische</strong> Familienbildung,<br />
30.8.<br />
75 Jahre<br />
Helga Vay, früher Rentamt des ERV, 2.8.<br />
Heidi Nensel, Gemeindesekretärin, Thomasgemeinde,<br />
1.9.<br />
Samantha Bartels, Anerkennungspraktikantin,<br />
Fachbereich II, Krabbelstube „Jona“, 1.9.<br />
Tanja Göttler, Erzieherin, Kin<strong>der</strong>garten,<br />
Maria-Magdalena-Gemeinde, 1.9.<br />
Katja Kropp, Gemeindesekretärin, Gemeinde<br />
Nie<strong>der</strong>-Eschbach, 1.9.<br />
Michael Schmitt, Erzieher, Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> Sankt Nicolai-Gemeinde, 1.9.<br />
Rosanna Molisina, Reinigungskraft, Kita <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde Fechenheim, 1.9.<br />
Francois Laure Mballa Tsana, Anerkennungspraktikantin,<br />
Fachbereich II, Martinushaus, 1.9.<br />
Andreas Sandtner, Hausme<strong>ist</strong>er <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Frieden und Versöhnung, 1.8.<br />
Jubiläum:<br />
Edith Rücker-Asweh, Diplom-Sozialarbeiterin,<br />
arbeitete am 15.8. seit 30 Jahren beim<br />
<strong>Evangelische</strong>n Regionalverband. Sie <strong>ist</strong> im<br />
Fachbereich I bei <strong>der</strong> Ambulanten Jugendhilfe<br />
tätig.<br />
Heike Liening feierte am 1.9. ein Dienstjubiläum<br />
von 20 Jahren als <strong>Kirche</strong>nmusikerin in<br />
<strong>der</strong> Maria-Magdalena-Gemeinde.<br />
Chr<strong>ist</strong>ine Müller, Referat Finanzen des ERV,<br />
konnte am 1.8. auf eine Beschäftigungszeit<br />
von 20 Jahren zurückblicken.<br />
Korrektur<br />
Heike Schädel, die am 9.7. ihren 50. Geburtstag<br />
feierte, arbeitet im Fachbereich I, in <strong>der</strong> Sozialberatung<br />
für Migranten und Flüchtlinge.<br />
85 Jahre<br />
Edith Andres, früher Bauabteilung, 3.8.<br />
Luise Hoehn, 9.8.<br />
Hans Joachim Lengfeld, früher Bauabteilung<br />
des ERV, 22.8.<br />
Ilse Runte, früher Personalabteilung, 26.8.<br />
90 Jahre<br />
Katharina Schwerdtner, 4.8
SERVICE<br />
Die neue <strong>Kirche</strong>nordnung<br />
Die Synode <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> in Hessen<br />
und Nassau (EKHN) tritt am 12. September<br />
im <strong>Frankfurt</strong>er Dominikanerkloster zur<br />
nächsten Tagung zusammen. Neben dem Bericht<br />
des Präses steht die zweite Lesung über<br />
das „<strong>Kirche</strong>ngesetz zur Neufassung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nordnung<br />
und zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeindeordnung<br />
sowie zur Än<strong>der</strong>ung an<strong>der</strong>er<br />
Gesetze“ auf <strong>der</strong> Tagesordnung. Der aktuelle<br />
Entwurf des <strong>Kirche</strong>nordnungsausschusses für<br />
die zweite Lesung <strong>ist</strong> ab sofort auf <strong>der</strong> Internetseite<br />
<strong>der</strong> EKHN unter www.ekhn.de/synode<br />
zu finden.<br />
Leiten und Führen<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
<strong>Das</strong> Thema „Leitung und Führung in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>“<br />
<strong>ist</strong> ein zentrales Thema im Reformprozess<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> in Deutschland<br />
(EKD). Um die Situation in diesem Themenfeld<br />
klar zu analysieren und den Stand <strong>der</strong> Diskussion<br />
zu bündeln, wurde im Oktober 2008 ein<br />
Workshop in Berlin durchgeführt, dessen Dokumentation<br />
nun vorliegt. Die Publikation<br />
„Leitung und Führung” kann als epd-Dokumentation<br />
zum Preis von 4,60 Euro bestellt<br />
werden beim Gemeinschaftswerk <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n<br />
Publiz<strong>ist</strong>ik, Emil-von-Behring-Straße 3,<br />
60439 <strong>Frankfurt</strong> am Main. Im Internet kann<br />
sie als PDF-Datei kostenlos heruntergeladen<br />
unter www.kirche-im-aufbruch.ekd.de/publikationen.html.<br />
Arbeitshilfe für Erntedank<br />
Der „Ausschuss für den Dienst auf dem Land<br />
in <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> in Deutschland“<br />
hat eine Handreichung zum Erntedankfest herausgegeben.<br />
Sie enthält Handlungs- und Hintergrundwissen<br />
sowie Gestaltungsvorschläge<br />
für das kirchliche Erntedankfest mit Gottesdienstentwürfen,<br />
neueren Lie<strong>der</strong>n sowie weiteren<br />
Fachbeiträgen zur Vorratshaltung, zur<br />
Kreditwürdigkeit, zum bäuerlichen Selbstbewusstsein<br />
und zur Welternährung. Die Handreichung<br />
<strong>ist</strong> zum Preis von 3,90 Euro erhältlich<br />
beim Verlag „<strong>Kirche</strong> im ländlichen Raum“,<br />
Postfach 1309, 57603 Altenkirchen, Telefon<br />
02681 95160, E-Mail kohl@lja.de.<br />
20 Jahre friedliche Revolution<br />
Für <strong>Kirche</strong>ngemeinden, die in diesem Herbst<br />
Gottesdienste und Gedenkveranstaltungen zum<br />
Fall <strong>der</strong> Mauer planen, stellt das <strong>Kirche</strong>namt<br />
<strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> in Deutschland (EKD)<br />
jetzt im Internet unter www.ekd.de/friedlicherevolution<br />
eine Materialssammlung zur Verfügung,<br />
die Gestaltungsvorschläge für Andachten,<br />
Fürbitten und Friedensgebete sowie Hintergrundinformationen<br />
zu den Ereignissen des<br />
Jahres 1989 enthält.<br />
MITARBEITENDE SCHREIBEN<br />
Verblüffen<strong>der</strong> Effekt: Mit Toilettenpapierrollen konnten die ERV-Rentnerinnen und -Rentner auf ihrem Tagesausflug<br />
die Bil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Idsteiner Unionskirche noch genauer betrachten.<br />
Was machen eigentlich die Rentner?<br />
50 Ehemalige des ERV machten im Juni einen Ausflug nach Idstein<br />
Meine Tochter fragte: „Wie war denn dein Seniorentag?“<br />
Es war nämlich mein erster Ausflug<br />
im Kreise <strong>der</strong> Rentner des <strong>Evangelische</strong>n<br />
Regionalverbandes, und so nennen wir den<br />
Tag auch ganz schlicht Rentnerfahrt. Sie war<br />
schön, strahlend schön, diese Fahrt! In<br />
einem komfortablen Doppeldeckerbus ging es<br />
nach Idstein in den Taunus.<br />
Niemand von uns hatte je eine evangelische<br />
<strong>Kirche</strong> mit so prächtiger Bil<strong>der</strong>ausstattung zu<br />
biblischen Geschichten gesehen: die evangelische<br />
Unionskirche Idstein aus dem 14. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Beeindruckt saßen wir in dieser<br />
Gemäldegalerie und hörten zuerst auf das<br />
Psalmwort, mit dem Siegfried Großmann, <strong>der</strong><br />
zusammen mit Ella Schrempp den Ausflug organisiert<br />
hatte, die Gotteshausbesichtigung<br />
eröffnete. Jetzt vernahmen wir von dem ehemaligen<br />
Kantor <strong>der</strong> Idsteiner Gemeinde, <strong>der</strong><br />
lei<strong>der</strong> wegen einer Kehlkopfoperation nicht<br />
immer gut zu verstehen war, doch erstaunliche<br />
Erläuterungen und auch hintergründige<br />
Interpretationen zu den Bil<strong>der</strong>n des Deckengewölbes,<br />
des Mittelschiffes und <strong>der</strong> Engelsbil<strong>der</strong>.<br />
Verblüfft erkannten wir zum Beispiel auf <strong>der</strong><br />
Darstellung „Versuchung Jesu in <strong>der</strong> Wüste“<br />
den Teufel, dargestellt mit einer Mönchskutte<br />
und einer Klumpfußbehin<strong>der</strong>ung! Auch bekamen<br />
wir Toilettenpapierrollen als „Ferngläser“,<br />
um Bildausschnitte zu fokussieren. Wir<br />
schauten buchstäblich in die Röhre, doch <strong>der</strong><br />
Effekt war frappierend. Die Bil<strong>der</strong> stammen<br />
von mehreren Künstlern aus unterschiedli-<br />
Foto: Stakemann<br />
chen Jahrhun<strong>der</strong>ten und bilden doch eine<br />
sehr eindrucksvolle Einheit. Darunter <strong>ist</strong> auch<br />
eins von Michael Angelo. Aber nein, nicht<br />
von dem ganz berühmten Michelangelo, son<strong>der</strong>n<br />
von Michael Angelo Immenraedt.<br />
Noch vieles mehr gab es zu bestaunen, und<br />
mit Dank und Bewun<strong>der</strong>ung verließen wir<br />
diese schöne <strong>Kirche</strong>, um im Felsenkeller zu<br />
Mittag zu essen. „Was haben Sie bestellt,<br />
„Limburger Edelsäcker“, was <strong>ist</strong> denn das?<br />
Käse und Schnaps?“ Nein, diesen gefüllten<br />
Braten und an<strong>der</strong>es mehr ließen sich die 50<br />
ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des Regionalverbandes wohl schmecken.<br />
Es blieb genug Zeit für einen Bummel durch<br />
das so hübsch herausgeputzte Städtchen Idstein<br />
mit den wun<strong>der</strong>schönen Fachwerkhäusern.<br />
Idstein <strong>ist</strong> einen Besuch wert!<br />
Und schon waren wir wie<strong>der</strong> unterwegs zum<br />
Kaffeetrinken auf dem Rettershof. Viele Gespräche<br />
hatten uns durch diesen Tag begleitet,<br />
und wir kamen pünktlich und zufrieden<br />
wie<strong>der</strong> am Dominikanerkloster in <strong>Frankfurt</strong><br />
an. Zum Abschied riefen wir uns fröhlich den<br />
9. Dezember zu, denn im Advent treffen wir<br />
uns wie<strong>der</strong>.<br />
Ein herzliches Dankeschön an die noch aktiven<br />
Mitarbeitenden des ERV, Ella Schrempp<br />
und Siegfried Großmann, für das so schön<br />
ausgesuchte Ziel und die gute Organisation<br />
an diesen Tag. Und im Namen aller Rentner<br />
ein herzliches Dankeschön an die Geschäftsleitung<br />
des ERV, die uns Rentnern solche Treffen<br />
ermöglicht. Helga Stakemann<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern 7
KULTURTIPP<br />
Tausend strahlende Sonnen<br />
Als Mariam dem Schuhmacher Raschid zur Frau<br />
gegeben wird, <strong>ist</strong> sie gerade fünfzehn, dreißig<br />
Jahre jünger als ihr Mann. Die uneheliche<br />
Tochter eines Kinobesitzers <strong>ist</strong> isoliert auf<br />
dem Lande aufgewachsen, und auch das<br />
Leben als Ehefrau des launischen Raschid in<br />
<strong>der</strong> afghanischen Hauptstadt Kabul hält für<br />
sie nicht viel Gutes bereit. Lange Jahre <strong>der</strong><br />
Unterdrückung und des Leidens gehen ins<br />
Land, bis Raschid eine zweite Frau heiratet,<br />
ein junges Mädchen aus <strong>der</strong> Nachbarschaft.<br />
Mit Laila und ihren Kin<strong>der</strong>n verän<strong>der</strong>t sich das<br />
Leben von Mariam auf eine Weise, wie sie es<br />
sich nie erträumt hätte. <strong>Das</strong> neue Buch von<br />
Khaled Hosseini „Tausend strahlende Sonnen“<br />
<strong>ist</strong> ein erschütterndes Zeugnis <strong>der</strong> jüngeren<br />
Geschichte Afghan<strong>ist</strong>ans, ein dringen<strong>der</strong> Appell<br />
an Männer und Frauen, dafür zu sorgen,<br />
dass Menschen- und Frauenrechte unteilbar<br />
miteinan<strong>der</strong> verbunden sind. Und es <strong>ist</strong> eine<br />
sentimental-nüchterne Liebeserklärung an ein<br />
Land, in dem unzählige Menschen<br />
leben wie „die tausend strahlenden<br />
Sonnen, die verborgen hinter Mauern<br />
stecken“. H<strong>ist</strong>orisches, Politisches<br />
und Geographisches näht <strong>der</strong><br />
Autor aneinan<strong>der</strong> und lässt Zeiten<br />
und Geschehnisse anhand seiner<br />
beiden starken Frauenfiguren lebendig<br />
werden. Dabei entsteht ein<br />
Bild des krisengeschüttelten Afghan<strong>ist</strong>ans,<br />
das man nicht mehr los wird und<br />
das tief berührt. Ein großer multikultureller<br />
Bildungsroman. Tausend strahlende Sonnen,<br />
Khaled Hosseini, Bvt, 10,90 Euro.<br />
3 Bücher zu gewinnen!<br />
Schicken Sie bis zum 15.9. eine Mail mit dem<br />
Stichwort „Afghan<strong>ist</strong>an“ und Angabe des Namens,<br />
<strong>der</strong> Arbeitsstelle und E-Mail-Adresse an<br />
kirche-intern@ervffm.de.<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER:<br />
Der Vorstand des <strong>Evangelische</strong>n Regionalverbandes<br />
<strong>Frankfurt</strong> am Main, Kurt-Schumacher-Straße 23,<br />
60311 <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
REDAKTION:<br />
Ralf Bräuer (verantwortlich, Satz), Jörn Dietze, Sandra<br />
Hoffmann (Geschäftsführende Redakteurin), Bettina<br />
Behler, Carla Diehl, Esther Gebhardt, Wolfgang Rosenhagen,<br />
Francis Schmitt (Produktion), Antje Schrupp<br />
KONTAKT:<br />
<strong>Evangelische</strong>r Regionalverband <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
Redaktion <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern<br />
Kurt-Schumacher-Straße 23, 60311 <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />
Fon 069 2165-1388, E-Mail kirche-intern@ervffm.de<br />
„<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern“ erscheint zehn Mal pro<br />
Jahr und wird kostenlos an alle Mitarbeitenden <strong>der</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong>er Gemeinden, Dekanate und Ein richtungen<br />
des <strong>Evangelische</strong>n Regional ver bandes verteilt.<br />
ISSN 1437-4102<br />
Redaktionsschluss <strong>der</strong> nächsten Aus gabe: 15.9.2009<br />
8 <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Intern<br />
KIRCHENWELT<br />
Seit zehn Jahren <strong>ist</strong> er Pfarrer im Ruhestand. Doch Ulrich Wegner engagiert sich für kirchliche Entwicklungshilfe<br />
und für die <strong>Kirche</strong>nmusik. <strong>Kirche</strong> Intern hat den Pensionär besucht.<br />
Keine Lust mehr auf Ärgern<br />
Was macht eigentlich ... - Pfarrer Ulrich Wegner?<br />
Auf dem Balkon stehen Wan<strong>der</strong>schuhe und<br />
eine Gießkanne, daneben liegt eine Gartenschere:<br />
Der kleine Garten blüht in allen Farben.<br />
„Ich arbeite ja auch jeden Morgen eine<br />
L<strong>ist</strong>e ab“, sagt Ulrich Wegner, seit zehn Jahren<br />
Pfarrer im Ruhestand. Er bestellt Garten<br />
und Haus und kümmert sich oft um seine 88jährige<br />
Mutter, die im 1. Stock wohnt. „So<br />
halte ich meiner Frau den Rücken frei“, erklärt<br />
<strong>der</strong> 66-Jährige, „ich will einfach für sie<br />
da sein.“ Seine zweite Frau, Erdmuthe<br />
Druschke-Borschel, arbeitet als Seelsorgerin<br />
im Nordwest-Krankenhaus und <strong>ist</strong> jeden Tag<br />
mit Leiden und Tod konfrontiert. Außerdem<br />
<strong>ist</strong> sie Vize-Präses <strong>der</strong> EKHN-Synode und<br />
berät sich gerne mit ihrem Mann über kirchenpolitische<br />
Themen.<br />
Ulrich Wegner war 30 Jahre Gemeindepfarrer,<br />
davon die letzten 13 Jahre in <strong>der</strong> Versöhnungsgemeinde<br />
im Gallus, wo er sich intensiv<br />
mit <strong>der</strong> Gemeinde solidarisierte. So demonstrierte<br />
er etwa gegen die Schließung von Triumph-Adler,<br />
einem wichtigen Arbeitgeber im<br />
Stadtteil. „Es war sehr erfüllend, mit dieser<br />
Arbeitergemeinde zu leben, aber auch sehr<br />
verausgabend“, sagt Wegner, <strong>der</strong> zudem vor<br />
vier Jahren eine Krebsoperation überstehen<br />
musste. „Jetzt möchte ich nur noch Dinge<br />
tun, bei denen ich mich nicht mehr ärgern<br />
muss.“<br />
Zum Beispiel in <strong>der</strong> Gemeinde Cantate Domino<br />
predigen, <strong>der</strong> früheren Gemeinde seiner<br />
Frau. Dort organisiert er auch regelmäßig<br />
Konzerte, darunter dieses Jahr zum erstenmal<br />
ein Benefizkonzert für ein Dorfentwicklungsprojekt<br />
in Indien: Wegner hat den Verein für<br />
Foto: Oeser<br />
deutsch-indische Zusammenarbeit mit aufgebaut.<br />
Jetzt arbeitet er im Vorstand des <strong>Kirche</strong>nmusikvereins<br />
und singt im <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Kantatenkreis.<br />
Außerdem <strong>ist</strong> er ständig im Kontakt mit seiner<br />
großen Familie: Zwei Brü<strong>der</strong>, die auch<br />
Pfarrer sind, leben in seiner Straße, mit<br />
einem weiteren Bru<strong>der</strong> und seiner Schwester<br />
telefoniert er viel. Zusammen mit seiner Frau<br />
hat er vier Kin<strong>der</strong> und ein Enkelkind und<br />
pflegt einen großen Freundeskreis. „Ich lebe<br />
aus <strong>der</strong> Vielfalt“, sagt er. „Aber ab und an<br />
müssen meine Frau und ich auch mal raus.“<br />
Dann fährt das Ehepaar auf die kanarischen<br />
Inseln. Beide genießen dort ein umkompliziertes<br />
Leben mit Wan<strong>der</strong>n, Essen und Lesen.<br />
„Am liebsten würde ich da bleiben und einfach<br />
nur entspannen und genießen“,<br />
schwärmt <strong>der</strong> Ruheständler.<br />
Dennoch <strong>ist</strong> er bestens über die neuen Entwicklungen<br />
in <strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> informiert.<br />
Die Versöhnungskirche in eine<br />
Trauerkirche und Urnengrabstätte umzuwandeln,<br />
hält er für eine gute Idee, weil es im<br />
Gallus keinen Friedhof gibt: „Eine Zumutung<br />
für die Witwen“. Von einem möglichen Stadtdekanat<br />
für ganz <strong>Frankfurt</strong> hält er nichts:<br />
„Kleine Einheiten sind unserem Auftrag viel<br />
angemessener.“ Leidenschaftlich for<strong>der</strong>t er<br />
Supervisoren für Pfarrerinnen und Pfarrer, die<br />
sich etwa in die Gottesdienste setzen und<br />
qualifizierte Rückmeldungen geben. „<strong>Das</strong><br />
habe ich in den 30 Jahren meiner aktiven<br />
Pfarrzeit kein einziges Mal erlebt. <strong>Das</strong> <strong>ist</strong><br />
doch nicht mehr zeitgemäß.“<br />
Stephanie von Selchow