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Hörclubs an Grundschulen in Hessen - Stiftung Zuhören

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1<br />

Hörclubs <strong>an</strong> <strong>Grundschulen</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />

Reson<strong>an</strong>zen zur Hörclubarbeit <strong>an</strong> 42 <strong>Grundschulen</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> im<br />

Schuljahr 2002/2003 - Auswertung von 42 Hörclub-Porträts<br />

Erhebung: Mai bis Juli 2003<br />

Vorstellung der Ergebnisse bei der Fachtagung des Arbeitskreises Radio und<br />

Schule im Hessischen Rundfunk am 13.11.2003: Hörclubs <strong>an</strong> <strong>Grundschulen</strong><br />

E<strong>in</strong> Bericht von Lena Dietze<br />

Zuhören fördert Sprechen und Lesen, unterstützt die <strong>in</strong>neren Bilder, <strong>in</strong>spiriert zu<br />

Kreativität und zur Ph<strong>an</strong>tasie. Zuhören hilft, das Ohr aufzuschließen für die Klänge<br />

und Geräusche der Umwelt, lässt sie bewusst wahrnehmen und stärkt das<br />

Unterscheidungsvermögen.<br />

1999 haben 10 <strong>Grundschulen</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> mit e<strong>in</strong>em Pilotprojekt der <strong>Stiftung</strong> Zuhören<br />

"Hörclubs <strong>an</strong> <strong>Grundschulen</strong>" begonnen. Nach erfolgreichem Verlauf s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

darauffolgenden Schuljahren neue dazugekommen. Mittlerweile gibt es <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 70<br />

und bundesweit fast 200 Hörclubs <strong>an</strong> <strong>Grundschulen</strong> vor allem <strong>in</strong> Bayern, Thür<strong>in</strong>gen,<br />

Bremen, Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d-Pfalz sowie <strong>in</strong> den <strong>an</strong>deren Bundesländern. Mit Beg<strong>in</strong>n des<br />

Jahres 2004 starten <strong>in</strong> Fr<strong>an</strong>kfurt am Ma<strong>in</strong> die ersten 22 Hörclubs <strong>an</strong><br />

K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen.<br />

Hörclubs wurden <strong>in</strong> Anlehnung <strong>an</strong> die "Leseclubs" der "<strong>Stiftung</strong> Lesen" gegründet.<br />

Wichtiges Pr<strong>in</strong>zip der Hörclubs ist der "Hörspaß", die "Freude am Zuhören". Die<br />

Teilnahme am Hörclub ist freiwillig. K<strong>in</strong>der von Klasse 1 bis 4 treffen sich nach<br />

Möglichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em speziell e<strong>in</strong>gerichteten Hörclubraum außerhalb des Unterrichts<br />

und hören Geschichten und Hörspiele, für die es im üblichen Unterricht meist <strong>an</strong> Zeit<br />

fehlt. Die Gruppengröße variiert zwischen 12 bis 15 K<strong>in</strong>dern. Es sollten nicht mehr<br />

als 20 se<strong>in</strong>. Als Zeit für e<strong>in</strong>e Hörclubstunde haben sich 60 bis 90 M<strong>in</strong>uten bewährt.<br />

Was gehört zu e<strong>in</strong>em Hörclub?<br />

E<strong>in</strong> Materialpaket, e<strong>in</strong> Hörclubraum, e<strong>in</strong>e gute Hifi-Anlage.<br />

Das Materialpaket enthält 40 Hörspiele und Geschichten auf CD und Kassette.<br />

Es wurde von der <strong>Stiftung</strong> Zuhören zusammen mit Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern<br />

entwickelt und enthält e<strong>in</strong>e verlässliche Zusammenstellung qualitätsvoller,<br />

empfehlenswerter Kassetten und CDs. Es ist e<strong>in</strong>e hilfreiche Auswahl. Denn bei der<br />

Fülle <strong>an</strong> Audio-Kassetten für K<strong>in</strong>der ist m<strong>an</strong> als E<strong>in</strong>zelner überfordert, das <strong>in</strong>haltlich<br />

Ansprechende, Altersgerechte, pädagogisch S<strong>in</strong>nvolle, akustisch gut Produzierte,<br />

das auch noch bei den K<strong>in</strong>dern gut <strong>an</strong>kommt, herauszuf<strong>in</strong>den.<br />

Zu jedem Hörstück gibt es e<strong>in</strong>e kurze Inhaltsübersicht, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung nach Hör-<br />

Anforderungen (Hör-E<strong>in</strong>steiger, Hör-Erfahrene, Hör-Profis) und Anregungen, wie die<br />

K<strong>in</strong>der das Gehörte kreativ umsetzen können.<br />

Ferner gibt es sogen<strong>an</strong>nte "Hör-Spiele", Spiele zum Hören, die die Hör-<br />

Wahrnehmung und -Sensibilität fördern.<br />

Die Materialh<strong>in</strong>weise, Anregungen und Erfahrungen s<strong>in</strong>d zusammengestellt im Buch<br />

„Hörspaß“*. Es enthält zusätzlich zwei CDs mit Kl<strong>an</strong>goasen, das s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>deutig<br />

erkennbare Klänge von 2 bis 3 M<strong>in</strong>., die Raum lassen für <strong>in</strong>dividuelle Vorstellungen<br />

und Ged<strong>an</strong>kenaustausch.<br />

Kosten für das gesamte Materialpaket: 320,00 Euro.


2<br />

*Hörspaß – Über Hörclubs <strong>an</strong> <strong>Grundschulen</strong>, hrsg. von Volker Bernius und Mareile Gilles, Verlag<br />

V<strong>an</strong>denhoeck & Ruprecht, Gött<strong>in</strong>gen 2004.<br />

In den beteiligten Schulen wurde meist e<strong>in</strong> Hörclubraum e<strong>in</strong>gerichtet mit<br />

Teppichboden, bequemen Sitzmöbeln, Sesseln, Sofas, Matratzen, Kissen, so dass<br />

die K<strong>in</strong>der beim Hören sitzen, liegen oder sich lümmeln können. Die K<strong>in</strong>der lieben die<br />

besondere Atmosphäre und werden automatisch ruhig, wenn sie den Raum betreten.<br />

Wichtig ist e<strong>in</strong>e gute Hifi-Anlage, damit m<strong>an</strong> die Hörgeschichten <strong>in</strong> akustisch guter<br />

Qualität hören und sich der Kl<strong>an</strong>g im Raum entfalten k<strong>an</strong>n.<br />

Da es <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> bereits über mehrere Jahre Erfahrungen mit der Hörclubarbeit gibt,<br />

ist <strong>in</strong> Kooperation mit dem "Arbeitskreis Radio und Schule c/o Hessischer Rundfunk"<br />

am Ende des Schuljahres 2002/2003 e<strong>in</strong>e Erhebung durchgeführt worden, <strong>in</strong> der die<br />

Hörclub-BetreuerInnen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es ausführlichen Hörclub-Porträts über die<br />

Arbeitsweise, Erfahrungen mit den Materialien und Reson<strong>an</strong>zen berichten. Damit<br />

sollte genauer erfasst werden, wie sich die Hörclubarbeit auf die Fähigkeit zum<br />

Zuhören auswirkt, auf Konzentration, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprachverhalten,<br />

Kommunikation und Sozialverhalten.<br />

Ausgewählte Ergebnisse und Erfahrungen aus 42 Hörclubs<br />

Ph<strong>an</strong>tasievolle Namen haben sich die K<strong>in</strong>der für ihre Hörclubs ausgedacht:<br />

Lauschdetektive, Die geheimnisvollen Lauscher, Hörmäuse, Hörkids, Ohrenstrolche,<br />

Rotes Ohr, Ohrwurm, Hörvampire, Fledermausclub, Lauschmix.<br />

"Hörclub" - darunter können sich die meisten K<strong>in</strong>der zunächst nicht viel vorstellen:<br />

Hören - was soll denn dar<strong>an</strong> Besonderes se<strong>in</strong>? Mit der Zeit entdecken sie den Reiz:<br />

sie freuen sich auf neue, ihnen unbek<strong>an</strong>nte Hörstücke, genießen die entsp<strong>an</strong>nte<br />

"unschulische" Atmosphäre im Hörclub, hören gern, spielen und malen gern,<br />

genießen die ruhige Atmosphäre <strong>in</strong> der kle<strong>in</strong>en Gruppe.<br />

Verlauf e<strong>in</strong>er Hörclubstunde<br />

Die Hörclubstunde beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er Art Anf<strong>an</strong>gsritual, e<strong>in</strong>er Kl<strong>an</strong>goase: die K<strong>in</strong>der<br />

hören besondere Kl<strong>an</strong>gaufnahmen und beschreiben, was sie gehört haben, wie es<br />

sich <strong>an</strong>gehört hat. Oder sie beg<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em Spiel zum Hören.<br />

Es folgt das E<strong>in</strong>stimmen auf das neue Hörspiel, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung zum Thema der<br />

Geschichte.<br />

D<strong>an</strong>n: Anhören e<strong>in</strong>es Hörspiels auf Kassette/CD.<br />

Anschließend: darüber Sprechen, Malen, Basteln oder Spielen.<br />

E<strong>in</strong>ige machen außerdem eigene Mikrofonaufnahmen mit Geräuschen oder<br />

Hörgeschichten.<br />

Zum Abschluss gibt es bei e<strong>in</strong>igen noch e<strong>in</strong> Spiel oder Lied zum Auskl<strong>an</strong>g.<br />

M<strong>an</strong>chmal werden auch Hörspaziergänge gemacht.<br />

Wichtig ist, dass die K<strong>in</strong>der nicht nur e<strong>in</strong>fach so hören, sondern zu dem Gehörten<br />

auch immer aktiv selber etwas machen, also über das Gehörte reden, malen,<br />

basteln, kneten oder szenisch spielen.


3<br />

Verhalten beim Hören<br />

Beim Hören sitzen oder liegen die K<strong>in</strong>der gern auf Sofas, Matten oder auf dem<br />

Teppichboden.<br />

- "Sie liegen oder "lümmeln" auf dem Teppich." (G. Kehl)<br />

- "Sie suchen sich e<strong>in</strong>en Sitz- oder Liegeplatz auf den Sofas oder dem Teppich und hören zu." (C.<br />

Krüger)<br />

Oder sie sitzen auf dem Stuhl und liegen zum Teil halb auf dem Tisch.<br />

- "E<strong>in</strong>ige lauschen mit geschlossenen Augen und Kopf auf dem Tisch."(Kildau)<br />

Sie s<strong>in</strong>d überwiegend ruhig und hören aufmerksam zu.<br />

- "E<strong>in</strong>ige benutzen beim Hören selbst gebasteltete "Schlafmasken" = Hörmasken." (A. Huth)<br />

- "Das Zuhören hat sich im Laufe des Jahres enorm verbessert, selbst hyperaktiven K<strong>in</strong>dern gel<strong>in</strong>gt<br />

das Zuhören zunehmend leichter." (M. Schippert-Asli)<br />

E<strong>in</strong>ige malen oder schreiben gern nebenbei.<br />

M<strong>an</strong>che K<strong>in</strong>der bewegen sich beim Hören.<br />

- "Viele können ruhig und entsp<strong>an</strong>nt zuhören, <strong>an</strong>dere brauchen immer etwas zu malen etc. Aber<br />

leise und konzentriert s<strong>in</strong>d sie alle." (L. Baumjoh<strong>an</strong>n)<br />

- "Am Anf<strong>an</strong>g waren die K<strong>in</strong>der sehr unruhig. In der Zwischenzeit hören sie konzentriert zu. Sie<br />

malen oder schreiben nur selten nebenbei." (B. Petrich)<br />

- "M<strong>an</strong>che s<strong>in</strong>d unruhig, aber nicht unaufmerksam." (Happel)<br />

Hörclubgruppe<br />

E<strong>in</strong>ige Hörclubs laufen jahrg<strong>an</strong>gsübergreifend 2./3. oder 3./4. Klasse. In vielen<br />

Schulen s<strong>in</strong>d sie jahrg<strong>an</strong>gsbezogen, überwiegend im 2. und 3. Schuljahr.<br />

Im 1. Schuljahr s<strong>in</strong>d sie eher die Ausnahme.<br />

Sie werden überwiegend von Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern geleitet.<br />

Wichtig ist die Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> der Arbeit. Der Hörclub sollte über e<strong>in</strong> Schuljahr gehen,<br />

der Wechsel nach e<strong>in</strong>em halben Jahr hat sich nicht bewährt. Die K<strong>in</strong>der brauchen<br />

Zeit und Ruhe zum Hören, so dass sie allmählich e<strong>in</strong>e Fähigkeit zum Zuhören<br />

entwickeln können.<br />

In den Materialpaketen gibt es Hörclubausweise. Sie s<strong>in</strong>d den K<strong>in</strong>dern am Anf<strong>an</strong>g<br />

unglaublich wichtig. Das verliert sich aber im Laufe der Zeit.<br />

Reson<strong>an</strong>zen zu den Materialien<br />

Zur Zusammenstellung der CDs und Hörspiele wird gesagt:<br />

"Die Hörspiele s<strong>in</strong>d sehr gut ausgewählt und lassen sich vielfach und <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen von<br />

Schule e<strong>in</strong>setzen" (B. Völp).<br />

Es s<strong>in</strong>d viele schöne Hörspiele dabei, vielseitig und von allem was dabei. Und das<br />

Begleitmaterial ist übersichtlich und gut beschrieben.<br />

Als erfolgreicher E<strong>in</strong>stieg hat sich bereits jahrel<strong>an</strong>g "Das Geheimnis der schwarzen<br />

Kassette" bewährt, die Geschichte vom kuriosen Detektiv Dagobert Dünkelste<strong>in</strong>, der<br />

bei se<strong>in</strong>er Falllösung der Spur verschiedener Geräusche folgt.<br />

Überhaupt s<strong>in</strong>d Detektivgeschichten immer wieder bei Lehrern und Schülern<br />

gleichermaßen beliebt und gefragt.<br />

Hörclub-Starter haben sich zunächst Stücke für Hör-E<strong>in</strong>steiger ausgesucht.<br />

Es s<strong>in</strong>d aber auch noch <strong>an</strong>dere Hörspiele verwendet worden, die nicht im<br />

Materialpaket enthalten waren und empfehlenswert s<strong>in</strong>d.<br />

Länge der Hörspiele<br />

Es gab immer wieder den Wunsch nach kurzen 15 M<strong>in</strong>uten-Hörspielen. Aber die<br />

meisten Hörspiele s<strong>in</strong>d länger, 45 bis 60 M<strong>in</strong>uten. In der Praxis hat es sich jedoch


4<br />

bewährt, längere Hörstücke als Fortsetzungsgeschichten zu hören. Die KollegInnen<br />

sagen dazu:<br />

- "Unterbrechungen bieten den K<strong>in</strong>dern die Möglichkeit, das Gehörte selbst zu verbalisieren, so<br />

dass der E<strong>in</strong>stieg immer e<strong>in</strong>e mündliche Wiederholung ist. Dabei können wir als Lehrer viel über<br />

die Genauigkeit des Hörens der K<strong>in</strong>der erfahren." (Bernd Petrich)<br />

- "... Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d auf die Fortsetzung gesp<strong>an</strong>nt" (C. Krüger),<br />

- "Es hat sich bewährt. Die K<strong>in</strong>der er<strong>in</strong>nern sich gut <strong>an</strong> die vorherigen Folgen - besser als ich!"<br />

(H.Eser)<br />

- "Das ist unbed<strong>in</strong>gt zu empfehlen. Die K<strong>in</strong>der erzählen <strong>in</strong> der nächsten Woche, was passiert ist,<br />

und d<strong>an</strong>n hören sie die Geschichte weiter."(A. Huth)<br />

Wiel<strong>an</strong>ge können die K<strong>in</strong>der zuhören?<br />

Das kommt natürlich auf das Hörstück <strong>an</strong>, aufs Alter der K<strong>in</strong>der und ihre Hör-<br />

Erfahrung. Die Antworten variieren dementsprechend von 5 bis 60 M<strong>in</strong>. Aber die<br />

meisten sagen: Die K<strong>in</strong>der können zwischen 10 und 20 M<strong>in</strong>uten zuhören.<br />

Die Ideen und Anregungen zur Weiterarbeit<br />

Sie kommen überwiegend positiv <strong>an</strong>:<br />

- "Sie bieten auch Grundlage für eigene Ideen" (S. Schröder)<br />

- "Sie s<strong>in</strong>d immer d<strong>an</strong>n hilfreich, wenn uns selbst nichts eigenes e<strong>in</strong>fällt. Oft k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sie der<br />

Gruppe entsprechend verändern. Die Auswahl ist gut und sehr breit gefächert" (B. Petrich)<br />

- "Da hab ich jeweils selbst was gemacht, ich hab die Ideen gar nicht so genau gelesen." (B.<br />

F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>g)<br />

- "Prima - muss aber jeder auf se<strong>in</strong>e Lerngruppe verändern" (L. Baumjoh<strong>an</strong>n)<br />

- "Sie lassen sich gut umsetzen" (R. Schweiger)<br />

- "Die Spiele-Anregungen waren e<strong>in</strong>e große Hilfe für mich als "Neul<strong>in</strong>g" (C. Köster-Désor)<br />

- "Gut, doch leider fehlt bei 45 M<strong>in</strong>. oft die Zeit dafür" (A. Huth)<br />

Viele Anregungen zur Weiterarbeit gehen <strong>in</strong> Richtung Malen, Basteln, Spiele. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d viele und verschiedenartige Schülerprodukte enst<strong>an</strong>den:<br />

- Figuren aus Ton und Pappmaché;<br />

- viele Bilder, Plakate, Bilderbücher, Bildgeschichten;<br />

- Geschichten;<br />

- Eigene Hörgeschichten und Hörspiele, die die K<strong>in</strong>der selber mit Kassette aufgenommen haben.<br />

Beliebt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Gruppen die Spiele zum Hören, die Hör-Spiele. K<strong>in</strong>der spielen<br />

gern und ihnen gefallen diese speziellen Spiele zum Hören. Sie s<strong>in</strong>d sehr<br />

aufmerksam und mit Freude bei allen möglichen Vari<strong>an</strong>ten mit Geräuschen dabei:<br />

Geräusche raten, selber herstellen, verstecken und suchen.<br />

Beliebt s<strong>in</strong>d die Spieleklassiker: Stille Post, Koffer packen (mit Geräuschen!),<br />

aber auch so e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache und äußerst effektive Übung wie: e<strong>in</strong> Papier ohne e<strong>in</strong><br />

Geräusch zu machen weitergeben.<br />

Besonders beliebt s<strong>in</strong>d Hörspaziergänge draußen oder im Schulgebäude. Dabei<br />

achtet m<strong>an</strong> nicht redend und mit geschlossenen Augen g<strong>an</strong>z genau auf all die<br />

verschiedenen Geräusche, Stimmen und Klänge. Anschließend spricht m<strong>an</strong> über das<br />

Gehörte.<br />

Zu den Spielen zum Hören sagen die KollegInnen:<br />

- "Die K<strong>in</strong>der des letzten Hörclubs liebten die Spiele. Eigentlich wollten sie immer spielen und<br />

immer neue kennenlernen." (C. Krüger)<br />

- "Besonders effektiv s<strong>in</strong>d Spiele mit verbundenen Augen, wenn die K<strong>in</strong>der g<strong>an</strong>z Ohr se<strong>in</strong><br />

müssen."(C. Krüger)<br />

- "Hörspaziergänge lieben die Schüler; selbst unsichere Schüler getrauen es sich, werden mutig<br />

und s<strong>in</strong>d stolz auf sich und ihr Gehör!" (M. Schippert-Asli)


5<br />

Die Hörclub-BetreuerInnen haben weitere zusätzliche Materialien verwendet, wie<br />

Geräuschemacher aus exotischen Ländern, Regenstab, zum Teil auch<br />

Regenmacher selbst hergestellt, e<strong>in</strong>e Geräuschekiste mit Alltagsmaterialien, bzw.<br />

e<strong>in</strong>e "Kl<strong>an</strong>gkiste" gefüllt mit kl<strong>in</strong>genden D<strong>in</strong>gen, verschiedenen Papiersorten, Folien,<br />

Schellen, Schneebesen; Orff-Instrumente.<br />

Wie gefällt es den K<strong>in</strong>dern im Hörclub?<br />

Das Ergebnis bei fast allen: Sie kommen und hören gern.<br />

E<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> sagt ausdrücklich: "Die K<strong>in</strong>der lieben ihren Hörclub" (E. Rydzy).<br />

Die K<strong>in</strong>der genießen die ruhige und <strong>an</strong>genehme Atmosphäre, die Ruhe und<br />

Konzentration, das Zusammense<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Gruppe ohne Leistungsdruck, entsp<strong>an</strong>nt<br />

und mit Spaß beisammen zu se<strong>in</strong>.<br />

Dazu wird von den BetreuerInnen gesagt:<br />

- "Die K<strong>in</strong>der genießen die entsp<strong>an</strong>nte "unschulische" Atmosphäre, sie genießen die kle<strong>in</strong>e Gruppe,<br />

und dass es etwas <strong>an</strong>deres ist als Schule." (B. Bolch)<br />

- "Sie s<strong>in</strong>d auf die Geschichten gesp<strong>an</strong>nt." (H. Desch-Selzer)<br />

- "Sie mögen das geme<strong>in</strong>schaftliche Erlebnis, die Möglichkeit frei zu gestalten, die Hörspiele, die<br />

Aktionen und die Spiele" (B. Völp)<br />

- "Sie mögen die besondere Situation, das "liegen dürfen"." (G. We<strong>in</strong>ert)<br />

- "Ihnen gefällt, dass sie e<strong>in</strong>en zensurfreien Raum/Rahmen haben, <strong>in</strong> dem sie sich regelmäßig<br />

treffen können und soziale Kontakte pflegen dürfen, ohne sich profilieren zu müssen." (M.<br />

Schippert-Asli)<br />

E<strong>in</strong>igen Gruppen gefällt es besonders, sich selber Hörspiele auszudenken und<br />

aufzunehmen.<br />

E<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> sagt kurz und bündig: "Es gefällt ihnen e<strong>in</strong>fach alles!" (H. Eser)<br />

Eigene Aufnahmen mit Mikrofon und Kassettenrecorder s<strong>in</strong>d äußerst beliebt.<br />

Von den 42 Hörclubs haben mehr als die Hälfte eigene Aufnahmen gemacht. Sie<br />

haben Umweltklänge und selbst hergestellte Geräusche aufgenommen; sie haben<br />

Hörspaziergänge unternommen und dabei Geräusche vor Ort aufgenommen.<br />

Viele Gruppen haben sich eigene Geschichten und Hörspiele ausgedacht. Sie haben<br />

Dialoge geschrieben, Rollen e<strong>in</strong>geteilt und H<strong>in</strong>tergrundgeräusche verwendet. Zum<br />

Teil haben sie auch vorgegebene Geschichten verwendet, mit verteilten Rollen<br />

sprechen geübt, aufgenommen und Geräusche und Klänge e<strong>in</strong>geblendet.<br />

Das selber Aufnehmen hat den K<strong>in</strong>dern unglaublich viel Spaß gemacht.<br />

Sie lieben ihre Aufnahmen, hören sich gern. Es geht hier nicht um technische<br />

Perfektion, denn meist hat m<strong>an</strong> <strong>in</strong> der Schule nur e<strong>in</strong>fache technische Geräte, kle<strong>in</strong>e<br />

Kassettenrecorder und e<strong>in</strong>fache Mikrofone. Es geht um den besonderen Reiz, selber<br />

aufzunehmen und zu hören.<br />

Es macht viel Arbeit, aber es lohnt sich.<br />

E<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> sagt: "Harte Arbeit - riesiger Spaß" (L. Baumhoh<strong>an</strong>n)<br />

E<strong>in</strong> Kollege: "Jede Aufnahme war wichtig für die Hörclub-K<strong>in</strong>der, selbst wenn sie technisch nicht<br />

optimal war." (B. Petrich)<br />

E<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong>: "Die K<strong>in</strong>der waren sehr motiviert. Es empfiehlt sich aber, das Hörspiel am PC<br />

nachzubearbeiten." (G. Raafati-Aliferis)<br />

"Für die K<strong>in</strong>der ist es reizvoll und sp<strong>an</strong>nend." (R. Schweiger)<br />

"Braucht viel Zeit und volle Konzentration der K<strong>in</strong>der." (A. Huth)<br />

"Geräusche s<strong>in</strong>d schwieriger als Stimme aufzunehmen." (G. We<strong>in</strong>ert)<br />

"Eigene Produktionen nehmen bei mir e<strong>in</strong>en großen Raum <strong>in</strong> der Hörclub-Arbeit e<strong>in</strong>, machen den<br />

K<strong>in</strong>dern viel Spaß. Sie lernen vieles dabei spielerisch." (S. Schröder:)<br />

"Von der Tonaufnahme her mittelmäßige Qualität, aber <strong>in</strong>haltlich sehr vielseitig und orig<strong>in</strong>ell!" (M.<br />

Schippert-Asli)


6<br />

"Sehr hoher Motivationswert bei Schülern. Brauchen e<strong>in</strong>fach bedienbare Geräte, aber gute Qualität."<br />

(R. Kildau)<br />

"Die K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den die Aufnahmen toll." (G. Jung<strong>in</strong>ger)<br />

"Es hat den K<strong>in</strong>dern Freude gemacht. Sie waren stolz auf ihr Hörstück!" (J. Müller)<br />

"Sehr sp<strong>an</strong>nend, hohes Konzentrationsvermögen während der Aufnahme, sehr motiviert" (M. Thiel)<br />

Stellt sich am Ende die Frage zu den pädagogischen Auswirkungen:<br />

E<strong>in</strong>ige KollegInnen schränken e<strong>in</strong>, dass m<strong>an</strong> das nach so kurzer Zeit<br />

noch nicht beurteilen k<strong>an</strong>n, besonders wenn m<strong>an</strong> die K<strong>in</strong>der sonst nicht im Unterricht<br />

hat. Aber Zweidrittel machen detailliertere Angaben zu pädagogischen Effekten.<br />

Mehr als e<strong>in</strong> Drittel der PädagogInnen sagen: Besonders positiv s<strong>in</strong>d die<br />

Auswirkungen auf Konzentration und Aufmerksamkeit.<br />

- "Die K<strong>in</strong>der brauchen nach e<strong>in</strong>em Jahr Hörclub kürzere Zeit, um sich aufs Zuhören e<strong>in</strong>zulassen<br />

als noch zu Beg<strong>in</strong>n der Hörclub-Arbeit" (M. Schippert-Asli)<br />

- "Während des Hörclubs schaffen es fast alle K<strong>in</strong>der ruhig zu se<strong>in</strong> " (C. Beutelhoff)<br />

- "Die Konzentration hat sich schrittweise von 10 M<strong>in</strong>uten Hörausdauer am Anf<strong>an</strong>g auf 45 M<strong>in</strong>uten<br />

erweitert" (B. Völp)<br />

- "Sie können sich über e<strong>in</strong>en l<strong>an</strong>gen Zeitraum konzentrieren" (B. Petrich)<br />

- "Die Zeitdauer, <strong>in</strong> der die K<strong>in</strong>der konzentriert zuhören können, hat sich im Laufe des Schuljahres<br />

enorm gesteigert, von ca. 8 M<strong>in</strong>uten auf 20 M<strong>in</strong>uten" (A. Huth)<br />

- "K<strong>in</strong>der werden ruhiger und konzentrierter, ohne dass m<strong>an</strong> (Lehrer<strong>in</strong>) es sagt." (L. Baumjoh<strong>an</strong>n)<br />

Bei vielen hat sich das Richtungshören enorm verbessert.<br />

Das Orten von Geräuschen wird nach e<strong>in</strong>igem Üben immer leichter.<br />

Schon nach wenigen Stunden wird genauer und differenzierter wahrgenommen.<br />

Weiter gibt es positive Auswirkungen auf das Gedächtnis und Sprachverhalten.<br />

Die K<strong>in</strong>der können die Geschichten gut behalten.<br />

Das Hören bietet viele Sprech<strong>an</strong>lässe. Die K<strong>in</strong>der können über das Gehörte gut<br />

sprechen, sie können Geräusche (Kl<strong>an</strong>goasen) zunehmend besser beschreiben.<br />

Beim Hören entwickeln sie <strong>in</strong>nere Vorstellungen, die zum Sprechen und<br />

Ged<strong>an</strong>kenaustausch <strong>an</strong>regen. Sie entwickeln Kreativität zum Geschichtenschreiben.<br />

"Sie haben e<strong>in</strong>en größeren Wortschatz-Zuwachs als <strong>an</strong>dere K<strong>in</strong>der und ihre Syntax verbessert."(B.<br />

Petrich).<br />

"Die K<strong>in</strong>der haben sich im Laufe von zwei Jahren sprachlich stark verbessert, sie konnten fremde,<br />

schwierige Wörter aus Hörspielen im Kontext korrekt <strong>an</strong>wenden, ohne sie def<strong>in</strong>ieren zu können." (B.<br />

Petrich)<br />

"Der Sprachschatz erweitert sich erst passiv, später auch aktiv." (B. Völp)<br />

Auch das Sprachverhalten und die Kommunikation untere<strong>in</strong><strong>an</strong>der haben sich<br />

verbessert:<br />

"Die Schüler reden leiser und l<strong>an</strong>gsamer mite<strong>in</strong><strong>an</strong>der, brüllen nicht mehr aggressiv oder schlagen."<br />

(M. Schippert-Asli)<br />

Schüler lernen vor Publikum zu sprechen. (R. Kildau)<br />

Bei e<strong>in</strong>igen hat sich auch das Sprachempf<strong>in</strong>den weiterentwickelt:<br />

"Bei wiederholtem Hören e<strong>in</strong>e Stücks werden die K<strong>in</strong>der aufmerksamer für die Fe<strong>in</strong>heiten der<br />

Sprache, besonders aber die, die von zu Hause e<strong>in</strong>e gute Sprachförderung haben" (S. Bratzler)<br />

Positive Auswirkungen wurden auch auf die Kommunikation festgestellt:<br />

- In der Kle<strong>in</strong>gruppe wächst die Kommunikation.<br />

- Sie hören sich besser zu.<br />

- Das Aufe<strong>in</strong><strong>an</strong>der-Hören und auf Gesagtes Bezug nehmen wird geschult.


7<br />

Und natürlich hat sich überhaupt die Fähigkeit zum Zuhören bei vielen verbessert:<br />

Die K<strong>in</strong>der hören aufmerksamer zu, entwickeln Geduld zum Zuhören, ihnen wurde<br />

"Hören" als positiver Begriff bewusster, viele K<strong>in</strong>der konnten sich zunehmend besser<br />

auf Gehörtes e<strong>in</strong>lassen und sich entsp<strong>an</strong>nen; mit der Zeit entst<strong>an</strong>den immer mehr<br />

Bilder im Kopf; sie können sich über e<strong>in</strong>en l<strong>an</strong>gen Zeitraum konzentrieren, sie hören<br />

"fe<strong>in</strong>er", differenzierter und bewusster.<br />

Auch das Sozialverhalten entwickelte sich positiv. Besonders die Spiele führten zu<br />

e<strong>in</strong>em guten Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl <strong>in</strong> der Gruppe.<br />

Und die Zuhörförderung hat sich nach Aussagen e<strong>in</strong>zelner KollegInnen auch auf das<br />

Lesen und Schreiben positiv ausgewirkt. Das berichtet e<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong>, die <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Schule im sozialen Brennpunkt arbeitet. Dort wurde vor drei Jahren als spezielles<br />

Förder<strong>an</strong>gebot vom 1. Schuljahr <strong>an</strong> e<strong>in</strong> Hörclub e<strong>in</strong>gerichtet. Überraschende<br />

Beobachtung: die K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>deutig besser lesen und schreiben gelernt als<br />

sonst. Und die Kolleg<strong>in</strong> dieser Schule, Gaby Jung<strong>in</strong>ger, fasst knapp und kurz zu den<br />

Pädagogische Auswirkungen zusammen: "Es wirkt sich auf alles positiv aus".<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen:<br />

Die Hörclubs wirken sich positiv auf die Hörwahrnehmung, Konzentration, Ausdauer,<br />

Imag<strong>in</strong>ationsfähigkeit und das Sprach- und Sozialverhalten aus. So ist es nur zu<br />

begrüßen, dass <strong>in</strong>zwischen mehrere Schulen ausdrücklich Zuhörförderung und<br />

Hörclubs <strong>in</strong> ihr Schulprogramm aufgenommen haben.<br />

Und noch etwas vermitteln die Ergebnisse auf <strong>in</strong>direkte Weise:<br />

Die Lehrerpersönlichkeit spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, das Engagement fürs Hören, die<br />

Freude <strong>an</strong> den Hörgeschichten, die Ph<strong>an</strong>tasie zur Umsetzung und die Art, wie sie die<br />

Ideen der K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>bezieht. Das gehört wohl auch mit zum Erfolgsrezept der<br />

Hörclubs <strong>an</strong> <strong>Grundschulen</strong>.<br />

Nähere Informationen bei der <strong>Stiftung</strong> Zuhören, Projektbüro, Bertramstr. 8, 60320 Fr<strong>an</strong>kfurt/Ma<strong>in</strong>,<br />

Tel.: 069 / 155-3938, Fax: -3939, E-Mail: hoerclubs@hr-onl<strong>in</strong>e.de Internet: www.stiftung-zuhoeren.de<br />

Lena Dietze ist Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> des Arbeitskreises Radio und Schule <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>,<br />

c/o Hessischer Rundfunk

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