Der JadeWeserPort ist eröffnet - Wilhelmshavener Zeitung
Der JadeWeserPort ist eröffnet - Wilhelmshavener Zeitung
Der JadeWeserPort ist eröffnet - Wilhelmshavener Zeitung
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<strong>Der</strong><br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
<strong>ist</strong> eröffnet!<br />
EINE<br />
SONDERBEILAGE<br />
DER<br />
21. September 2012
SEITE2<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>:DieVisionwird<br />
zumhandfestenStückZukunft<br />
VON GERD ABELDT<br />
<strong>Der</strong> heutigen Tag geht in<br />
die Geschichtsbücher<br />
ein. <strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong> wird<br />
in Betrieb genommen. Ein<br />
Containerhafen der Superklasse.<br />
Ein Jahrhundertbauwerk<br />
für Wilhelmshaven und<br />
die Region, ein neues Tor zur<br />
Welt für ganz Deutschland.<br />
Millionen Kubikmeter Sand,<br />
zigtausend Tonnen Stahl,<br />
mächtige Saugbagger, gewaltige<br />
Rammen – vor dem Voslapper<br />
Groden ein Stück Neuland<br />
entstanden, an dem die<br />
Hoffnungen vieler Menschen<br />
hängen. Die Hoffnung auf<br />
einen wirtschaftlichen Aufschwung,<br />
von dem nach dem<br />
Niedergang der AEG Olympia-Werke<br />
Anfang der 1990er<br />
Jahre im Großraum Wilhelmshaven<br />
kaum noch jemand<br />
zu träumen gewagt<br />
hatte.<br />
Die „<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>“ hat den Prozess<br />
von der Idee über Planung<br />
und Bau bis zur Inbetriebnahme<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s so<br />
intensiv begleitet wie kein anderes<br />
Medium. Wir haben<br />
durch unsere Fotografen den<br />
Bürgern den Blick auf die<br />
Baustelle gewährt, durch<br />
unsere Kommentare den Sorgen<br />
und Ängsten von Lesern<br />
eine Stimme gegeben und als<br />
Plattform für kritische Diskussionen<br />
das Projekt insgesamt<br />
mit voran getrieben.<br />
Die heutige Sonderbeilage<br />
zur Inbetriebnahme des Hafens<br />
<strong>ist</strong> nicht das Ende dieser<br />
Form der Berichterstattung,<br />
sie <strong>ist</strong> die Bestandsaufnahme<br />
einer Zwischenstation auf<br />
dem Weg zu einer grundlegenden<br />
wirtschaftlichen Neuausrichtung<br />
von Stadt und<br />
Region.<br />
Gerd Abeldt, Chefredakteur<br />
der „<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong>“<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Wilhelmshaven blickt seewärts“<br />
hat der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Wirtschaftsförderer<br />
Arthur Grundewald<br />
schon Mitte des vergangenen<br />
Jahrhunderts postuliert. Er<br />
hatte dabei das tiefe Fahrwasser<br />
der Jade vor Augen, an der<br />
sich dann die Nord-West Oelleitung<br />
(NWO), einige Chemiebetriebe<br />
und ein Kraftwerk<br />
ansiedelten. Doch Wilhelmshaven<br />
blieb lange weit<br />
davon entfernt, eine echte<br />
Hafenstadt zu sein. Daran änderten<br />
auch die zahlreichen<br />
schwimmenden Einheiten<br />
der Marine nichts, die in<br />
ihrem Stützpunkt an der<br />
Nordsee zu Hause sind.<br />
Für die Trendwende bedurfte<br />
es weitsichtiger<br />
Menschen, guter Ideen, politischer<br />
Geschlossenheit und<br />
mutiger unternehmerischer<br />
Entscheidungen. Nur so<br />
konnte aus einer Hafen-Vision<br />
ein handfestes Stück Zukunft<br />
werden.<br />
Mit der Inbetriebnahme<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
schickt sich Wilhelmshaven<br />
an, in die maritime Champions<br />
League aufzusteigen –<br />
um ein Bild aus dem Fußball<br />
zu verwenden. <strong>Der</strong> einzige<br />
deutsche Tiefwasserhafen<br />
verändert die log<strong>ist</strong>ische Situation<br />
im nordwestlichen<br />
Europa und gibt Impulse bis<br />
weit ins Hinterland.<br />
Reedereien und Spediteure<br />
erhalten zusätzliche Möglichkeiten,<br />
ihre Warenströme zu<br />
steuern. Sei es für den deutschen<br />
Im- und Export oder<br />
bei den so genannten Feeder-<br />
Verkehren in Richtung Baltikum.<br />
Dabei wird Fracht von<br />
riesigen Containerfrachtern<br />
auf ostseegängige Schiffe umgeladen.<br />
Wilhelmshavens<br />
geografische Lage <strong>ist</strong> dafür<br />
ideal.<br />
Den etablierten Containerhäfen<br />
Hamburg und<br />
Bremerhaven <strong>ist</strong> ein Partner –<br />
und ein Wettbewerber – entstanden,<br />
der zur Kenntnis genommen<br />
wird, der zur Kenntnis<br />
genommen werden muss.<br />
Allzu deutlich sind die natürlichen<br />
Vorteile des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
– tiefes Fahrwasser,<br />
kurze Revierfahrt, optimale<br />
nautische Verhältnisse. Auf<br />
Sicht werden immer mehr<br />
global ausgerichtete Akteure<br />
diese Vorzüge erkennen. <strong>Der</strong><br />
<strong>JadeWeserPort</strong> wird ein Erfolgsmodell<br />
– nein, er <strong>ist</strong><br />
schon heute ein Erfolgsmodell.<br />
Allein am Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven<br />
(CTW) sind bereits 400<br />
Menschen beschäftigt, darunter<br />
viele ehemals Arbeitslose.<br />
Am Nordfrost Seehafen-<br />
Terminal entstehen Hunderte<br />
neue Jobs, weitere in einem<br />
Lebensmittelwerk im JadeWeserPark<br />
in Roffhausen. Behörden<br />
wie der Zoll, die Wasserschutzpolizei<br />
und das Veterinäramt<br />
erhöhen ihre Personalstärke.<br />
Firmen in der ganzen<br />
Region haben bereits direkt<br />
oder indirekt vom Bau<br />
profitiert oder rechnen sich<br />
gute Chancen aus, mit dem<br />
Hafen Geschäfte zu machen.<br />
Die Palette reicht von Bauund<br />
Fuhrunternehmen<br />
über Dienstle<strong>ist</strong>er auf dem<br />
Wasser und zu Lande bis hin<br />
zur Hotelbranche. Das „Columbia“-Hotel<br />
etwa wäre<br />
wohl nie nach Wilhelmshaven<br />
gekommen, gäbe es nicht den<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>. Nicht zuletzt<br />
gehört die Stadt selbst zu den<br />
Gewinnern: Grundsteuern,<br />
Gewerbesteuern, Einkommensteuern<br />
– der Kämmerer<br />
darf sich freuen.<br />
Alles nur Gewinner? Die Jade-<br />
Bay-Region bald ein Land, in<br />
dem Milch und Honig fließen?<br />
Die Wirtschaftsförderer werden<br />
arbeitslos? <strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong><br />
wird es schon richten?<br />
Übermut <strong>ist</strong> gefährlich.<br />
Noch einmal ein Seitenblick<br />
auf den Fußballplatz:<br />
Wer den Aufstieg in eine neue<br />
Spielklasse mit der Erwartung<br />
verbindet, das Team<br />
müsse hier sofort die Me<strong>ist</strong>erschaft<br />
erringen, kann enttäuscht<br />
werden. <strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong><br />
muss noch wachsen,<br />
und er wird wachsen. Niedersachsen<br />
und Bremen haben<br />
mit Hilfe der JWP-Realisierungsgesellschaft<br />
ein wunderbares<br />
Stadion gebaut, in<br />
dem sich Spieler, Zuschauer<br />
und Geschäftspartner wohl<br />
fühlen können. Das Management<br />
liegt beim Hafenbetreiber<br />
Eurogate in guten Händen.<br />
Die ersten Stars, die<br />
Wertschöpfung in die Region<br />
spülen, sind verpflichtet: Die<br />
Reederei Maersk etwa und<br />
der Nordfrost Seehafen-Terminal,<br />
der für Umschlag sorgen<br />
wird. Weitere wichtige<br />
Spieler werden hinzukommen.<br />
Aber all das <strong>ist</strong> kein Selbstläufer.<br />
Dauerhafter Erfolg<br />
setzt harte Arbeit voraus –<br />
und etwas Glück. <strong>Der</strong> Jade-<br />
WeserPort schafft die Basis<br />
für Erfolg, erarbeiten müssen<br />
ihn Eurogate, JWP Log<strong>ist</strong>ics<br />
Zone GmbH, die regionalen<br />
Wirtschaftsförderer, Länder<br />
und Kommunen und die<br />
Unternehmer, die auf den<br />
Hafen setzen, Geschäftsideen<br />
entwickeln und investieren.<br />
Sie alle hängen dabei ab von<br />
der Weltkonjunktur, von der<br />
Entwicklung des internationalen<br />
Warenaustausches, von<br />
der Globalisierung. Entschieden<br />
wird dadurch auch die<br />
Frage, ob am Ende 2000, 3000<br />
oder noch mehr neue<br />
Arbeitsplätze durch den Jade-<br />
WeserPort entstanden sein<br />
werden.<br />
Die heutige offizielle Inbetriebnahme<br />
des Hafens<br />
<strong>ist</strong> kein Endpunkt, sondern<br />
ein Zwischenschritt – möglicherweise<br />
ein so wichtiger<br />
Schritt, das künftige H<strong>ist</strong>oriker<br />
über ihn einmal schreiben<br />
werden, dass am 21. September<br />
2012 der Aufschwung<br />
einer ganzen Region begann.<br />
Eine Vision? Ja. Aber warum<br />
soll nicht auch sie Wirklichkeit<br />
werden?<br />
Container als Zeichen der<br />
Globalisierung: Ab sofort <strong>ist</strong><br />
Wilhelmshaven mit dem <strong>JadeWeserPort</strong><br />
Teil des weltumspannenden<br />
log<strong>ist</strong>ischen<br />
Netzwerks.<br />
FOTO: DPA<br />
Grußwort des Niedersächsischen<br />
Min<strong>ist</strong>erpräsidenten David McAll<strong>ist</strong>er 3<br />
Grußwort des Präsidenten des Senats der<br />
Freien Hansestadt Bremen Jens Böhrnsen 4<br />
Grußwort des Vorstandsvorsitzenden<br />
Eurogate Emanuel Schiffer 6<br />
Grußwort des Niedersächsischen Min<strong>ist</strong>ers für<br />
Wirtschaft und Verkehr Jörg Bode 6<br />
Grußwort des Landrates des Landkreises<br />
Friesland Sven Ambrosy 7<br />
Grußwort des <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Oberbürgerme<strong>ist</strong>ers Andreas Wagner 8<br />
Deutschlands tideunabhängiger Containerhafen 9<br />
Eine Vision entwickelte sich zur Wirklichkeit 11<br />
Wilhelmshaven entwickelt neue Perspektiven 15<br />
Vom Tappe-Plan zum <strong>JadeWeserPort</strong> 17<br />
Klippen von Rohrdommeln bis zur „Flaminia“ 19<br />
Große Herausforderungen sehr gut geme<strong>ist</strong>ert 25<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>: Die Chronik seit 2001 27<br />
Techniker vom Hafenbau herausgefordert 33<br />
Die Schlosssprengungen 39<br />
<strong>Der</strong> Jahrhundertbau: Sie waren dabei 40/41<br />
Bunte: Millioneninvestitionen in neue Maschinen 42<br />
Voss: Know-how auch für komplexe Bauvorhaben 44<br />
Möbius: Seit über 60 Jahren Experten im Wasserbau 45<br />
Auf die Schiene gesetzt 46<br />
Fahrdienstleiter regeln den Bahnverkehr 47<br />
Den Hafen im Fokus 48<br />
Eurogate überzeugte mit Betreiberkonzept 49<br />
Andersen: „Wir können hier wirklich etwas bewegen“ 53<br />
Grafik: <strong>Der</strong> Eurogate-Containerterminal 56/57<br />
Riesige Brücken mit 5-Cent-Stück getestet 58<br />
Straddle-Carrier fahren macht richtig Spaß 59<br />
<strong>Der</strong> Gate-Supervisor mag die Aufbauarbeit 60<br />
Wenn es los geht, <strong>ist</strong> man eins mit dem Gerät 60<br />
Als Gate-Manager die Transportlog<strong>ist</strong>ik im Blick 61<br />
Trainingsplan nach Maß für jeden Neuen 62<br />
Von der Schiffsbrücke ins Terminalhaus 63<br />
Maßgeschneiderte Trainings im maritimen Umfeld 64<br />
Gutes Personal braucht Lieferzeit 65<br />
Neuer Hafen mit log<strong>ist</strong>ischen Vorteilen 67<br />
Nordfrost Seehafen-Terminal in einmaliger Lage 69<br />
Grafik: Blick auf den <strong>JadeWeserPort</strong> 72/73<br />
Bei Zollabfertigung geht Sicherheit vor 74<br />
Festmacher und Schlepper 75<br />
BLG Log<strong>ist</strong>ics und die Containergeschichte 76<br />
Turnschuhe auf langer Seefahrt bis zum Ziel 78<br />
Maritim-soziale Botschafter Wilhelmshavens 80
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Deutschlands einziger Tiefwasserhafen<br />
– Wilhelmshaven.<br />
Aus Blickrichtung Süden<br />
erkennt man an der<br />
Küste den <strong>JadeWeserPort</strong><br />
(oben rechts, hier noch eine<br />
Sandfläche). Er verfügt über<br />
ein weiteres Alleinstellungsmerkmal:<br />
die Log<strong>ist</strong>ikzone.<br />
Direkt neben dem Hafengelände<br />
befindet sich eine in<br />
Nordeuropa einzigartig große<br />
und zusammenhängende<br />
Fläche. Vor allem hafennahe<br />
Dienstle<strong>ist</strong>er und Log<strong>ist</strong>ikunternehmen<br />
und ebenso<br />
Industriebetriebe finden auf<br />
insgesamt 160 Hektar und<br />
weiteren Flächen in der<br />
Stadt und Region optimale<br />
Standortbedingungen vor.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE3<br />
Motorfüreine<br />
positive<br />
Entwicklung<br />
Über viele Jahre hinweg<br />
konnten die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
beobachten, wie an der<br />
Jade das größte Infrastrukturprojekt<br />
in Norddeutschland<br />
Gestalt annimmt.<br />
Mit dem <strong>JadeWeserPort</strong><br />
öffnet sich an der Küste ein<br />
weiteres „Tor zur Welt“. <strong>Der</strong><br />
<strong>JadeWeserPort</strong> ergänzt das<br />
Angebot der Containerhäfen<br />
in Hamburg und Bremerhaven<br />
in sinnvoller Weise um<br />
die Möglichkeit, auch in<br />
Deutschland Containerschiffe<br />
der nächsten Generation, also<br />
Schiffe mit einem Tiefgang<br />
von bis zu 16,5 Metern, tideunabhängig<br />
abfertigen zu<br />
können.<br />
Lediglich 23 Seemeilen Revierfahrt,<br />
dazu die derzeit<br />
größten Containerbrücken<br />
der Welt mit einer Ausladung<br />
von jeweils 69 Metern – das<br />
sind Merkmale, die den neuen<br />
Hafen für die Handelsschifffahrt<br />
attraktiv machen.<br />
Dazu trägt auch die gute Verkehrsanbindung<br />
mit Containerschiff,<br />
Bahn und Lkw bei.<br />
<strong>Der</strong> neue Hafen<br />
verfügt aber noch<br />
über ein weiteres Alleinstellungsmerkmal:<br />
die Log<strong>ist</strong>ikzone.<br />
Direkt neben dem<br />
Hafengelände befindet<br />
sich eine in Nordeuropa<br />
einzigartig<br />
große<br />
und zusammen- hängende<br />
Fläche.<br />
David McAll<strong>ist</strong>er<br />
Und nun <strong>ist</strong> es so weit: <strong>Der</strong><br />
<strong>JadeWeserPort</strong> geht in Betrieb.<br />
Die größten Containerschiffe<br />
der Welt können in<br />
Wilhelmshaven festmachen<br />
und Güter aus aller Welt nach<br />
Deutschland und Europa<br />
bringen sowie bei uns hergestellte<br />
Produkte nach Asien<br />
und zu anderen Kontinenten<br />
transportieren.<br />
FOTO: LAND NIEDERSACHSEN<br />
Vor allem hafennahe<br />
Dienstle<strong>ist</strong>er und<br />
Log<strong>ist</strong>ikunternehmen<br />
und ebenso Industriebetriebe<br />
finden auf<br />
insgesamt 160 Hektar<br />
optimale Standortbedingungen<br />
vor.<br />
Die Niedersächsische<br />
Landesregierung<br />
erhofft sich von diesem<br />
Hafen einen<br />
Wachstumsschub für<br />
die Wirtschaft. <strong>Der</strong><br />
<strong>JadeWeserPort</strong> <strong>ist</strong> Motor für<br />
eine positive ökonomische<br />
Entwicklung in Wilhelmshaven<br />
und Umgebung.<br />
Insgesamt sollen im neuen<br />
Hafen einmal 2000 Arbeitsplätze<br />
entstehen – ein Gewinn<br />
für die ganze Region.<br />
David McAll<strong>ist</strong>er<br />
Niedersächsischer<br />
Min<strong>ist</strong>erpräsident
SEITE4<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Bremens Bürgerme<strong>ist</strong>er<br />
Jens Böhrnsen (rechts)<br />
besucht im Juli 2008<br />
die Baustelle des<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>s. Zusammen<br />
mit Wilhelmshavens<br />
damaligem Oberbürgerme<strong>ist</strong>er<br />
Eberhard Menzel<br />
(links) ließ er sich auch das<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>-Infocenter<br />
zeigen. Zuvor hatte sich<br />
Böhrnsen ins Goldene Buch<br />
der Stadt eingetragen.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
DieErfolgsstory<br />
wirdfortgeschrieben<br />
<strong>Der</strong> Norden wächst zusammen.<br />
An der Deutschen<br />
Bucht entsteht eine gemeinsame<br />
Hafenregion. Sie lässt<br />
sich nicht von einer Landesgrenze<br />
aufhalten und<br />
überwindet antiquiertes<br />
Konkurrenzdenken.<br />
Denn wir<br />
müssen uns an der<br />
Küste auf das Wesentliche<br />
konzentrieren<br />
– auf den internationalen<br />
Wettbewerb,<br />
insbesondere<br />
mit den Großhäfen<br />
an Maas und Schelde.<br />
<strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong><br />
<strong>ist</strong> Sinnbild einer sich<br />
verändernden nationalen<br />
Hafenlandschaft.<br />
Alle reden von<br />
Hafenkooperation –<br />
hier findet sie in großem<br />
Stil statt. Bremen<br />
und Niedersachsen<br />
schaffen in<br />
Wilhelmshaven beste<br />
nautische Bedingungen<br />
für Großcontainerschiffe<br />
und bauen<br />
die maritime Infrastruktur<br />
abgestimmt<br />
aus.<br />
Die Investition wird wirtschaftliches<br />
Wachstum generieren,<br />
viele Arbeitsplätze<br />
schaffen und sie dauerhaft sichern.<br />
Vor Ort an der Jade.<br />
Aber auch im Land Bremen,<br />
wo erfahrene Log<strong>ist</strong>ikunternehmen<br />
den Umgang mit<br />
dem Container über Jahrzehnte<br />
perfektioniert haben.<br />
Diese Dienstle<strong>ist</strong>er dürfen<br />
sich auf neues Geschäft freuen.<br />
Um den Welthafen Bremerhaven,<br />
der es 2011 auf<br />
Bürgerme<strong>ist</strong>er Jens Böhrnsen, Präsident des<br />
Senats der Freien Hansestadt Bremen.<br />
knapp 6 Millionen Boxen<br />
(TEU) gebracht hat und seinen<br />
Umschlag – ohne grundlegende<br />
Änderungen der Terminal-Log<strong>ist</strong>ik<br />
– auf mindestens<br />
9 Millionen TEU ausdehnen<br />
kann, muss man sich<br />
nach der Inbetriebnahme der<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Anlage keine<br />
Sorgen machen.<br />
FOTO: HANSESTADT BREMEN<br />
Die Freie Hansestadt Bremen<br />
hat an der Wesermündung<br />
vorausschauend Milliarden<br />
investiert. An der längsten<br />
Containerkaje des Kontinents<br />
arbeiten hochproduktive<br />
Umschlagunternehmen.<br />
Auch die beiden weltgrößten<br />
Reedereien wissen die Stärken<br />
des viertgrößten europäischen<br />
Containerhafens zu<br />
schätzen. Sie sind an der Weser<br />
Joint-Ventures mit dem<br />
Terminalbetreiber Eurogate<br />
eingegangen.<br />
Damit haben sie<br />
sich langfr<strong>ist</strong>ig an<br />
den Standort gebunden.<br />
Aktuelle<br />
Umschlagzahlen sehen<br />
Bremerhaven<br />
an der Spitze des<br />
europäischen Containerwachstums.<br />
Ich weise auf diese<br />
Entwicklung hin,<br />
weil mir der Hinweis<br />
wichtig <strong>ist</strong>,<br />
dass die Erfolgsstory<br />
des Containers in<br />
Wilhelmshaven und<br />
in Bremerhaven<br />
fortgeschrieben<br />
werden wird. Die<br />
beiden Nachbarhäfen<br />
dürften uns<br />
trotz möglicher<br />
Rückschläge in der<br />
Weltwirtschaft noch<br />
viel Freude bereiten.<br />
Deshalb <strong>ist</strong> die<br />
Inbetriebnahme des<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>s ein guter Tag<br />
für die Küste. <strong>Der</strong> neue Containerhafen<br />
wird den Arbeitsmarkt<br />
stärken, die Wirtschaftskraft<br />
beleben und das<br />
Steueraufkommen erhöhen.<br />
Jens Böhrnsen<br />
Präsident des Senats<br />
Freie Hansestadt Bremen
SEITE6<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
JetztstarteteineneuePhase<br />
Eurogate hat sich seit über<br />
zehn Jahren für einen Containerhafen<br />
in Wilhelmshaven<br />
eingesetzt und gekämpft.<br />
Jetzt <strong>ist</strong> der Tag, auf<br />
den alle gewartet haben, gekommen:<br />
Am 21. September<br />
2012 legt das erste Containerschiff,<br />
die „Maersk Laguna“,<br />
am Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven im<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> an. Streng genommen<br />
54 Prozent Marktführer. In<br />
der gesamten Northrange<br />
kommen wir immerhin auf<br />
einen Marktanteil von 20<br />
Prozent. Wenn ein Unternehmen<br />
den neuen Containerhafen<br />
etablieren kann,<br />
dann <strong>ist</strong> es Eurogate. Das<br />
haben wir mehrfach mit<br />
unseren anderen „green<br />
field“-Projekten in Europa<br />
unter Beweis gestellt.<br />
<strong>ist</strong> es nicht das ers-<br />
te Containerschiff, welches<br />
an der Kaje festmacht. Für<br />
den notwendigen Testbetrieb<br />
haben bereits mehrere<br />
kleinere Schiffe den Terminal<br />
besucht. Auf die Proben<br />
folgt die Generalprobe.<br />
Dann die Premiere.<br />
Emanuel Schiffer FOTO: PRIVAT<br />
Unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter freuen sich<br />
darauf, dass es jetzt endlich<br />
losgeht. Ein Großteil von ihnen<br />
hat in zweijährigen Umschulungen<br />
lange auf diesen<br />
Moment hingearbeitet. Bereits<br />
in der Umschulungsphase<br />
haben sie ihr großes<br />
Le<strong>ist</strong>ungsvermögen unter<br />
Beweis gestellt. Ihren Anstrengungen<br />
und Willen<br />
zum Erfolg zollen wir großen<br />
Respekt. 400 neue Mitarbeiter<br />
werden von der ersten<br />
Stunde an dabei sein.<br />
Zum Zeitpunkt des Erreichens<br />
der vollen Umschlagskapazität<br />
sollen es allein<br />
beim Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven<br />
1000 an der Zahl sein.<br />
Dabei war der Verlauf des<br />
gesamten Projektes bekanntermaßen<br />
nicht reibungslos.<br />
Eurogate war und <strong>ist</strong> es<br />
wichtig, dass alle Probleme,<br />
Fragen und Unsicherheiten<br />
im Vorfeld geklärt werden –<br />
sobald sie auftreten. Wir haben<br />
eine Betreiberkonzession<br />
für 40 Jahre erhalten.<br />
Unser Ziel <strong>ist</strong>, einen Containerterminal<br />
zu betreiben,<br />
der über Generationen Bestand<br />
hat. Unser Ziel <strong>ist</strong>, den<br />
Containerhafen so zu entwickeln,<br />
dass er ein gleichwertiges<br />
Mitglied der Seehäfen<br />
der Northrange wird. Das<br />
liegt in unser eigenem Interesse,<br />
aber auch im Interesse<br />
der Region, die hohe Erwartungen<br />
mit dem sogenannten<br />
Jahrhundert-Projekt verbindet.<br />
Die Gesamtinvestitionen<br />
von Eurogate in diesem<br />
Projekt betragen 350<br />
Millionen Euro. Das <strong>ist</strong> für<br />
ein mittelständisches Unternehmen,<br />
wie wir es sind,<br />
keine Kleinigkeit. Unsere Investitionen<br />
werden nicht<br />
aus einer Laune heraus getätigt,<br />
sondern sind wohlüberlegt.<br />
Allen Skeptikern sei gesagt:<br />
Wir hätten hier nicht<br />
investiert, wenn wir nicht an<br />
das Projekt glauben würden.<br />
Wir sind Kaufleute, keine<br />
Abenteurer. Das macht Eurogate<br />
zu einem zuverlässigen<br />
Partner in der Region.<br />
Wir wollen in Wilhelmshaven<br />
etwas Bleibendes schaffen,<br />
etwas, von dem auch<br />
die nachfolgenden Generationen<br />
noch profitieren können.<br />
Wir bauen unsere Häfen<br />
nicht nur für uns, sondern<br />
vor allem auch für<br />
unsere Nachkommen.<br />
Eurogate hat all seine Erfahrungen<br />
aus dem europaweiten<br />
Netzwerk in das Projekt<br />
eingebracht. Das gilt für<br />
die technische Kompetenz<br />
in Operations genauso wie<br />
für die über Jahrzehnte gewachsenen<br />
Kundenbeziehungen<br />
zu den Top-Reedereien<br />
der Welt. Wir sind<br />
Europas führender, reedereiunabhängiger<br />
Containerterminalbetreiber.<br />
Zu unserem<br />
Netzwerk gehören elf Standorte<br />
von der Nordsee bis<br />
zum Mittelmeer, vom Atlantik<br />
bis zur Ostsee. In<br />
Deutschland sind wir mit<br />
einem Anteil von ungefähr<br />
Im ersten halben Betriebsjahr<br />
werden wir den<br />
Containerterminal mit zwei<br />
Liniendiensten der Reederei<br />
Maersk Line „hochfahren“.<br />
Das braucht Zeit. Die Reederei<br />
muss erst ihre Ladung für<br />
den Standort organisieren.<br />
Auch das braucht Zeit. <strong>Der</strong><br />
Eurogate Container Terminal<br />
Wilhelmshaven wird daher<br />
zu Beginn voraussichtlich<br />
einen höheren Transshipment-Anteil<br />
haben. <strong>Der</strong><br />
junge Hafen und die Region<br />
müssen sich in Bezug auf<br />
die lokalen Ladungsanteile<br />
erst noch entwickeln. Das <strong>ist</strong><br />
ein wichtiger Aspekt für den<br />
langfr<strong>ist</strong>igen Erfolg des Containerhafens.<br />
Erst die lokalen<br />
Ladungsanteile bringen<br />
dem Hafenstandort die Sicherheit<br />
auf Wirtschaftserfolg,<br />
den sich alle wünschen.<br />
<strong>Der</strong> Containerterminal<br />
kann wertvolle Impulse<br />
für das Wirtschaftswachstum<br />
der Region geben, für<br />
das Wirtschaftswachstum<br />
selbst kann er jedoch nicht<br />
verantwortlich sein.<br />
Containerhafen und<br />
Wirtschaftsregion sind<br />
wechselseitig voneinander<br />
abhängig. Einerseits sorgt<br />
der Containerhafen für das<br />
Vorhandensein der notwendigen<br />
Log<strong>ist</strong>ikinfrastruktur,<br />
die ein entscheidendes Kriterium<br />
für die Ansiedelung<br />
neuer Industrien <strong>ist</strong>. Vor diesem<br />
Hintergrund <strong>ist</strong> die Anbindung<br />
an das Bahn-Netz<br />
von Bedeutung.<br />
Natürlich kommt nur Ladung<br />
in den Hafen, wenn<br />
die Möglichkeit besteht, diese<br />
problemlos weiter zu<br />
transportieren. Andererseits<br />
profitiert die regionale Industrie<br />
ebenfalls vom Ausbau<br />
des Schienennetzes,<br />
denn ein gut ausgebautes<br />
Netz erhöht die Attraktivität<br />
des Standortes für zukünftige<br />
Standortentscheidungen.<br />
So steht unser Terminalbahnhof<br />
auch Verladern zur<br />
Verfügung, die nicht Kunde<br />
am Seeterminal sind. <strong>Der</strong><br />
zweigleisige Ausbau des<br />
Bahnstreckennetzes wird<br />
Ende dieses Jahres fertiggestellt.<br />
Die Elektrifizierung<br />
der Strecke wird jedoch<br />
noch einige Jahre in Anspruch<br />
nehmen. Das <strong>ist</strong> zu<br />
lange, und der Hafenentwicklung<br />
nicht gerade förderlich.<br />
Andererseits sorgt die regionale<br />
Wirtschaft für das<br />
Ladungsaufkommen, das<br />
dem Containerhafen Wachstum<br />
und neue Kunden (Reedereien,<br />
Speditionen oder<br />
Log<strong>ist</strong>ik-Dienstle<strong>ist</strong>er) beschert,<br />
und gleichzeitig die<br />
Kundenbindung an den<br />
Standort sichert. Aus diesem<br />
Grund <strong>ist</strong> es wichtig, die negativen<br />
Diskussionen rund<br />
um den Hafen schnellstmöglich<br />
auszuräumen, damit<br />
das Vertrauen in den<br />
Standort für neue Ansiedelungen<br />
generiert werden<br />
kann.<br />
Am heutigen 21. September<br />
2012 <strong>ist</strong> jetzt also Premiere.<br />
Eurogate hat in Wilhelmshaven<br />
von Anbeginn<br />
hervorragende Voraussetzungen<br />
eine hochproduktive<br />
Abfertigung von Containerschiffen<br />
geschaffen. Hierin,<br />
sowie in den hervorragenden<br />
nautischen Zufahrtsbedingungen,<br />
liegen<br />
die Wettbewerbsvorteile dieses<br />
neuen Containerhafens.<br />
Das Projekt, welches uns seit<br />
über zehn Jahren beschäftigte,<br />
endet jedoch nicht hier.<br />
Am 21. September 2012 startet<br />
das Projekt in eine neue<br />
Phase. Jetzt geht es erst richtig<br />
los. Nach der Premiere<br />
folgen viele weitere Vorstellungen.<br />
Emanuel Schiffer<br />
Vorsitzender Eurogate<br />
Gruppengeschäftsführung<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
stößtneue<br />
Toreauf<br />
Große Infrastrukturprojekte<br />
werden nicht ohne Grund als<br />
Jahrhundertprojekt bezeichnet:<br />
Sie erfordern einen langen<br />
Planungsvorlauf, benötigen<br />
viel Zeit für die Realisierung<br />
und oft braucht es auch<br />
einige Zeit, bis alles rund läuft<br />
und reibungslos in Betrieb <strong>ist</strong>.<br />
Ganz sicher aber gilt, dass<br />
diese Projekte<br />
sich über Jahrzehnte<br />
bewähren<br />
müssen<br />
und Zeit brauchen,<br />
bis sie<br />
ihre ganze<br />
positive Wirkung<br />
entfalten<br />
können. Und<br />
da in diesen<br />
Zeiträumen<br />
viele Stimmungen<br />
den<br />
Markt, die<br />
Politik und die<br />
Medien prägen,<br />
verlangen<br />
solche Projekte<br />
nicht nur<br />
von den Regierungsverantwortlichen,<br />
Jörg Bode<br />
sondern von allen Beteiligten<br />
gute Nerven und ein gewisses<br />
Durchhaltevermögen.<br />
Im Falle des <strong>JadeWeserPort</strong><br />
Wilhelmshaven war und <strong>ist</strong><br />
dies nicht anders, und doch<br />
stehe ich als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong><br />
Wilhelmshaven gerne und<br />
voller Überzeugung in der<br />
Verantwortung und bin stolz<br />
auf das, was wir hier mit allen<br />
Beteiligten zusammen in<br />
einem Gemeinschaftsprojekt<br />
der Länder Bremen und Niedersachsen<br />
erreicht haben.<br />
<strong>Der</strong> offiziellen Einweihung<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong> Wilhelmshaven<br />
am heutigen 21. September<br />
sehe ich mit großer<br />
Freude entgegen. Und ich tue<br />
dies auch mit einer begründeten<br />
Zuversicht dahingehend,<br />
dass wir mit dem Jade-<br />
WeserPort Wilhelmshaven<br />
den richtigen Hafen zur richtigen<br />
Zeit an den Start bringen,<br />
zumal die große Hafenerweiterung<br />
Maasvlakte 2 in<br />
Rotterdam erst 2013 an den<br />
Start gehen wird.<br />
Angesichts der weiter<br />
wachsenden Umschlagszahlen<br />
der deutschen Seehäfen,<br />
des wachsenden<br />
Welthandels<br />
und der<br />
zunehmenden<br />
Globalisierung<br />
des Handels<br />
und der Wirtschaft<br />
<strong>ist</strong> der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
Wilhelmshaven<br />
die richtige<br />
Antwort, um<br />
als Exportnation<br />
den künftigen<br />
Herausforderungen<br />
zu<br />
begegnen.<br />
Niedersachsen<br />
wird hierüber<br />
einen<br />
FOTO: MW wichtigen Platz<br />
im internationalen<br />
Gefüge des Welthandels<br />
einnehmen und für die<br />
Log<strong>ist</strong>ik des Landes neue Tore<br />
aufstoßen.<br />
<strong>Der</strong> Hafen wird sich entwickeln<br />
– und mit ihm das Hinterland.<br />
Darauf freue ich<br />
mich und wünsche nicht nur<br />
allen Lesern der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> eine interessante<br />
Lektüre, sondern möchte<br />
sie auch einladen: Überzeugen<br />
Sie sich vor Ort von<br />
den Standortvorteilen des <strong>JadeWeserPort</strong>!<br />
Jörg Bode<br />
Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>-<br />
Realisierungsgesellschaft<br />
Eine Region blickt seewärts ...<br />
Gratulation zur<br />
Hafeneröffnung<br />
<strong>Der</strong> Lotse mit dem richtigen Kurs<br />
Allgemeiner Wirtschaftsverband Wilhelmshaven-Friesland e.V<br />
Ronald Brandes<br />
Vizepräsident<br />
Martin Steinbrecher<br />
Präsident<br />
Lutz Bauerme<strong>ist</strong>er<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Tom Nietiedt<br />
Vizepräsident
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE7<br />
ZügigerAusbauderVerkehrsinfrastrukturnötig<br />
Endlich! Auf diesen Tag haben<br />
wir lange gewartet und<br />
setzen große Hoffnungen in<br />
ihn:<br />
Weil der <strong>JadeWeserPort</strong><br />
unserer Region Rückenwind<br />
auf unserem Weg nach vorne<br />
geben wird. Weil jetzt jeder<br />
sehen kann, dass wir nicht<br />
das Ende aller Straßen sind –<br />
sondern deren Anfang! Und<br />
weil dieser Hafen Chancen<br />
für uns alle bedeutet. Viele<br />
einzelne Erfolge sind schon<br />
sichtbar und weitere werden<br />
folgen.<br />
Das bedeutet aber nicht,<br />
dass wir feiern und uns zurücklehnen<br />
können.<br />
sisch, Spanisch, Niederländisch.<br />
Und das gilt nicht nur für<br />
Unternehmer, die direkt am<br />
und mit dem Schiff arbeiten<br />
– der Hafen wird uns mehr<br />
und mehr Kontakte in alle<br />
Welt bringen, auch für den<br />
Mittelstand. Das können und<br />
müssen wir als Landkreise,<br />
Städte und Gemeinden nach<br />
Kräften unterstützen.<br />
Und wir müssen selbstbewusst<br />
sein, einfordern, was<br />
uns zusteht. Nur, wenn wir<br />
als Wirtschaftsregion Gesicht<br />
Seefender liegen im August 2010 zur Montage an der Hauptkaje<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s bereit.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
und Flagge zeigen, werden<br />
wir auch gesehen. Dazu gehört,<br />
mit Nachdruck für<br />
einen zügigeren Ausbau der<br />
Verkehrsinfrastruktur einzustehen.<br />
Zu diesem Selbstbewusstsein<br />
gehört auch, an Übermorgen<br />
zu denken. Nicht stehen<br />
zu bleiben, sondern zu<br />
sehen, was man noch erreichen<br />
kann. Sich durch<br />
Gegenwind nicht entmutigen<br />
zu lassen und für seine Chancen<br />
durch eine gute Regional-<br />
und Strukturpolitik<br />
selbst zu sorgen.<br />
Ja, der erste Bauabschnitt<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s <strong>ist</strong> da,<br />
und das <strong>ist</strong> hervorragend.<br />
Aber der erste Tag nach dem<br />
Feiern sollte auch der erste<br />
Tag auf dem schnellen Weg<br />
zum zweiten Bauabschnitt<br />
sein!<br />
Sven Ambrosy<br />
Landrat<br />
Landkreis Friesland<br />
Wir haben ein Tor aufgestoßen.<br />
Das verpflichtet! Wir<br />
werden mit Hilfe des Hafens<br />
und unserer Wirtschaftsfördergesellschaft<br />
JadeBay internationaler.<br />
Schon jetzt tauchen<br />
wir dank eines einzigartigen<br />
Angebots und cleveren<br />
Marketings weltweit auf<br />
den ge<strong>ist</strong>igen Landkarten von<br />
Reedern und Log<strong>ist</strong>ikern anderer<br />
Länder und Kontinente<br />
auf, die bisher nicht einmal<br />
wussten, dass es uns gibt.<br />
Das <strong>ist</strong> gut so! Aber mit dem<br />
Hafen stehen wir auch vor<br />
Sven Ambrosy<br />
FOTO: LK FRIESLAND<br />
einem gewaltigen neuen Austausch<br />
von Waren, Wissen<br />
und Dienstle<strong>ist</strong>ungen.<br />
Dafür sind wir zwar mit<br />
einer unserer Kernkompetenzen<br />
gut vorbereitet: Gäste<br />
willkommen zu heißen, so<br />
dass sie sich wohlfühlen und<br />
gern wiederkommen!<br />
Das <strong>ist</strong> aber nicht alles.<br />
Wir müssen unseren Teil dafür<br />
tun, den Erfolg in unserer<br />
Region zu schaffen und zu<br />
halten. Dieser Hafen <strong>ist</strong> unser<br />
Hafen. Er geht uns alle an.<br />
Was an der Kaje passiert, <strong>ist</strong><br />
nicht nur für Wilhelmshaven<br />
wichtig, sondern auch für<br />
Wittmund, Friesland, die Wesermarsch<br />
und darüber hinaus.<br />
In diesem Bewusstsein<br />
müssen wir die Zusammenarbeit,<br />
die wir vor allem mit<br />
der JadeBay sowie dem Jade-<br />
WeserPark und vielen anderen<br />
Projekten begonnen haben,<br />
fortsetzen – und noch<br />
eine Schippe drauflegen.<br />
Ein Beispiel: Wir müssen<br />
unseren Teil dazu tun, die<br />
Chancen zu nutzen, die der<br />
Hafen unserer Region bietet.<br />
Ein Mosaikstein unter vielen<br />
wird sein, Unternehmen Angebote<br />
für neue Sprachkompetenz<br />
zu machen! Wer in<br />
der internationalen maritimen<br />
Wirtschaft Erfolg haben<br />
will, muss nicht nur Englisch<br />
und Französisch im Blick haben,<br />
sondern auch Chine-
SEITE8<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>wecktWachstumsPotenziale<br />
Es gibt Tage, an denen sich<br />
derart Großes ereignet, dass<br />
sie in das Geschichtsbuch<br />
unserer Stadt eingehen – ein<br />
solches h<strong>ist</strong>orisches Datum<br />
<strong>ist</strong> auch der 21. September<br />
2012.<br />
Am heutigen Tage wird der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> mit dem Container<br />
Terminal Wilhelmshavens<br />
(CTW) feierlich eröffnet!<br />
Die Ankunft der Containerbrücken<br />
5 bis 8 verzögerte<br />
sich im Mai 2012 um einen<br />
Tag. Offenbar das Ergebnis<br />
von Missverständnissen<br />
zwischen JWP-R und<br />
Eurogate.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Dem Bau des Hafens <strong>ist</strong><br />
eine ähnliche Bedeutung beizumessen<br />
wie seinerzeit der<br />
Gründung der Stadt vor 143<br />
Jahren. Verdankte Wilhelmshaven<br />
damals sein Werden<br />
der militärisch-strategisch<br />
günstigen Lage am tiefen<br />
Fahrwasser, so liegen die Zukunftschancen<br />
für unsere<br />
Stadt auf dem wachsenden<br />
Handel über die Meere.<br />
Wenn heute zur Eröffnung<br />
ein Containerschiff an der<br />
Kaikante festmacht und seine<br />
Ladung löscht, dann sind<br />
knapp 20 Jahre von der Idee<br />
bis zur Fertigstellung vergangen.<br />
Eine lange, fast unendliche<br />
Geschichte liegt hinter allen<br />
Beteiligten.<br />
Seit Anfang der 1990er-<br />
Jahre setzte sich die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
mit<br />
Nachdruck dafür ein, den Bau<br />
eines großdimensionierten<br />
Mehrzweckhafens für Container-<br />
und Massengutumschlag<br />
zu verwirklichen. Aus der anfangs<br />
vielfach belächelten Vision<br />
<strong>ist</strong> mittlerweile Realität<br />
geworden.<br />
Jeweils 80 000 Kubikmeter<br />
Beton und Tonnen Stahl sowie<br />
rund eine Million Steine<br />
sind in den vergangenen vier<br />
Jahren verbaut, nahezu 46<br />
Millionen Kubikmeter Sand<br />
aufgespült und so insgesamt<br />
360 Hektar Hafenfläche gewonnen<br />
worden.<br />
Man muss kein Visionär<br />
sein, um zu begreifen, welche<br />
Bedeutung der Containerhafen<br />
für alle Beteiligten hat.<br />
Das mit Abstand größte und<br />
beispiellose Infrastrukturprojekt<br />
der vergangenen 50 Jahre,<br />
das die Länder Niedersachsen<br />
und Bremen gemeinsam auf<br />
den Weg gebracht haben, eröffnet<br />
der gesamten deutschen<br />
Seehafenwirtschaft<br />
neue Perspektiven.<br />
Mit dem neuen Container-<br />
Tiefwasserhafen wird<br />
Deutschlands Hafenzukunft<br />
auf lange Zeit unabhängig<br />
von jeder Schiffsgrößenentwicklung<br />
gesichert. Gleichzeitig<br />
erfährt die Region durch<br />
den <strong>JadeWeserPort</strong> wesentliche<br />
Wirtschaftsimpulse und<br />
profitiert künftig als internationale<br />
Drehscheibe und Umschlagsplatz<br />
für Waren und<br />
Güter aller Art.<br />
Schon vor seiner Inbetriebnahme<br />
wirkt der neue <strong>JadeWeserPort</strong><br />
wie ein Katalysator,<br />
der Wachstumspotenziale<br />
weckt und zur Entfaltung<br />
bringt. Erste Ansiedlungserfolge<br />
sprechen ebenso dafür<br />
wie personelle und räumliche<br />
Erweiterungen bei<br />
hier ansässigen Firmen<br />
und Betrieben.<br />
Mit dem Unternehmen<br />
Eurogate<br />
wird künftig die führende<br />
Container-Terminal-<br />
Log<strong>ist</strong>ikgruppe Europas den<br />
Hafen betreiben, die über<br />
weltweite Geschäftsbeziehungen<br />
und insbesondere über<br />
Erfahrungen im Umschlag<br />
mit Containern verfügt.<br />
Mit einer endgültigen Kajen-Länge<br />
von 1725 Meter,<br />
einer Terminaltiefe von 650<br />
Meter sowie im Endausbau 16<br />
Containerbrücken <strong>ist</strong> die Umschlagskapazität<br />
auf 2,7 Millionen<br />
TEU pro Jahr ausgelegt.<br />
Das CTW im JadeWeser-<br />
Port bildet das Fundament<br />
für nachhaltige Wertschöpfung<br />
und eine prosperierende<br />
wirtschaftliche Zukunft unserer<br />
Stadt.<br />
Dafür bietet das direkt an<br />
das Terminal angrenzende<br />
Güterverkehrszentrum mit<br />
einer Ansiedlungsfläche von<br />
160 Hektar beste Voraussetzungen.<br />
Diese Potenziale gilt es in<br />
den kommenden Jahren für<br />
Wilhelmshaven als Wirtschaftsstandort<br />
wie auch für<br />
das regionale Umland optimal<br />
zu nutzen und weiter<br />
auszubauen. Mit dieser Vorgabe<br />
richtet sich der Blick in<br />
die Zukunft, in der auch weiterhin<br />
an einer Verbesserung<br />
Andreas Wagner<br />
FOTO: STADT WILHELMSHAVEN<br />
des Hafenstandortes Wilhelmshaven<br />
zu arbeiten sein<br />
wird, um dessen Bandbreite<br />
und Le<strong>ist</strong>ungsvermögen mit<br />
dem <strong>JadeWeserPort</strong> als größtem<br />
norddeutschen Infrastrukturvorhaben<br />
umfassend<br />
auszuschöpfen.<br />
In diesem Sinne hoffe ich,<br />
dass sich die Erwartungen,<br />
die an den <strong>JadeWeserPort</strong> mit<br />
seinen vielfältigen Aufgaben<br />
geknüpft sind, erfüllen mögen.<br />
Mein Dank gilt allen an der<br />
Planung, der Konzeption und<br />
am Bau Beteiligten für ihren<br />
Einsatz bei der Realisierung.<br />
<strong>Der</strong> CTW im <strong>JadeWeserPort</strong><br />
und mit ihm unsere Stadt<br />
werden von diesem bedeutungsvollen<br />
Tag an als Log<strong>ist</strong>ik-<br />
und Energiedrehscheibe<br />
fungieren, Wilhelmshaven<br />
wird künftig zum Inbegriff<br />
eines modernen und sicheren<br />
Umschlagstandortes für Waren<br />
und Güter aller Art avancieren.<br />
Andreas Wagner<br />
Oberbürgerme<strong>ist</strong>er<br />
Stadt Wilhelmshaven<br />
<strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong> <strong>ist</strong> eröffnet –<br />
Sonderbeilage der „<strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong>“.<br />
Redaktion: Michael Halama, Hartmut Siefken.<br />
Anzeigen: Thomas Schipper.<br />
Verlag und Druck: Brune-Mettcker-<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft mbH,<br />
Parkstraße 8, 26382 Wilhelmshaven.<br />
Die <strong>Zeitung</strong> <strong>ist</strong> in all ihren Teilen urheberrechtlich<br />
geschützt. Ohne vorherige Genehmigung durch den<br />
Verlag dürfen diese <strong>Zeitung</strong> oder alle in ihr<br />
enthaltenen Beiträge und Abbildungen weder<br />
vervielfältigt noch verbreitet werden. Dies gilt<br />
ebenso für die Aufnahme in elektronische Datenbanksysteme<br />
und die Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />
Telefon: ( 0 44 21) 488-0,<br />
Telefax allgemein: (0 44 21) 488 259,<br />
Telefax Redaktion: (0 44 21) 488 430,<br />
Telefax Anzeigen: (0 44 21) 488 258.<br />
E-Mail: redaktion@WZonline.de,<br />
anzeigen@WZonline.de, Internet: www.WZonline.de
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Deutschlands<br />
tideunabhängiger<br />
Containerhafen<br />
Rund eine Milliarde Euro<br />
haben die öffentliche<br />
Hand und private<br />
Firmen insgesamt<br />
investiert. Jetzt startet<br />
Wilhelmshavens neue<br />
Hafen-Zukunft.<br />
WILHELMSHAVEN – Auf 1000<br />
Meter Kajenlänge mit dahinter<br />
liegendem Gelände startet<br />
heute der <strong>JadeWeserPort</strong> offiziell<br />
seinen Betrieb. <strong>Der</strong> Eurogate<br />
Container Terminal Wilhelmshaven<br />
(CTW) wird ab<br />
sofort seine Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />
im Vergleich mit anderen<br />
Terminals unter Beweis stellen<br />
müssen.<br />
Rund 400 Mitarbeiter stehen<br />
mit acht der weltgrößten<br />
Containerbrücken, 36 Straddle<br />
Carriern und drei Portalkranen<br />
nach dem Probebetrieb<br />
der vergangenen Wochen<br />
bereit, um die Herausforderung<br />
anzunehmen. Die<br />
ersten Container im „normalen“<br />
Umschlagsbetrieb brachte<br />
zum Wochenanfang die<br />
„Anna Schulte“.<br />
Zur Eröffnung macht die<br />
„Maersk Laguna“ an der Kaje<br />
des CTW fest. Maersk, die<br />
größte Containerreederei der<br />
Welt, will den Tiefwasserhafen<br />
an der Jade künftig mit<br />
zwei Liniendiensten anlaufen,<br />
die zudem auch weiterhin<br />
in Bremerhaven festmachen<br />
werden: Dem Mittelamerikadienst<br />
„CRX“ und<br />
dem Asiendienst „AE 1“.<br />
Dabei hatten das Land<br />
Niedersachsen, die Freie<br />
Hansestadt Bremen (und zunächst<br />
noch Hamburg) im<br />
März 2001 mit Blick auf die<br />
Entwicklungen der Containerschiffsgrößen<br />
und wirtschaftliche<br />
Wachstumsprognosen<br />
beschlossen, in Wilhelmshaven<br />
den JadeWeser-<br />
Port als Deutschlands Tiefwasserhafen<br />
für zukünftige<br />
Großcontainerschiffe zu errichten.<br />
Damit sollte das Le<strong>ist</strong>ungsangebot<br />
der deutschen<br />
Seehafenwirtschaft zielgerichtet<br />
ergänzt werden.<br />
Nach einer intensiven Planungsphase<br />
wurde der Antrag<br />
auf Planfeststellung nach<br />
dem Bundeswasserstraßengesetz<br />
im Oktober 2003 eingereicht.<br />
Das entsprechende<br />
Baurecht wurde am 20. März<br />
2007 erteilt. <strong>Der</strong> Antrag nach<br />
dem Bundesberggesetz erfolgte<br />
im März 2004, der Planfeststellungsbeschluss<br />
am 5.<br />
Oktober 2006.<br />
Das Investitionsvolumen<br />
für die erforderliche Infrastruktur<br />
beträgt rund 650 Millionen<br />
Euro. Für die Errichtung<br />
der Suprastruktur – beispielsweise<br />
Containerbrücken<br />
und Van Carrier, die Flächenbefestigung,<br />
Immobilien und<br />
die Informationstechnik – investiert<br />
die Eurogate-Gruppe<br />
rund 350 Millionen Euro.<br />
<strong>Der</strong> herausragende Standortvorteil<br />
dieses Tiefwasserhafens<br />
besteht darin, dass er<br />
tideunabhängig auch von zukünftigen<br />
Großcontainerschiffen<br />
mit Tiefgängen bis zu<br />
16,5 Meter und Schiffslängen<br />
bis zu 430 Meter voll beladen<br />
angelaufen werden kann. Dazu<br />
kommt die kurze Revierfahrt<br />
von nur 23 Seemeilen.<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE9<br />
Bei der offiziellen Inbetriebnahme<br />
der neuen Richtfeuerlinie<br />
Jappensand durch<br />
das Wasser- und Schifffahrtsamt<br />
Wilhelmshaven<br />
sprühte die „Mellum“ vor<br />
den Containerbrücken aus<br />
allen Monitoren. WZ-FOTO: LÜBBE<br />
In beiden Diensten fahren<br />
ausschließlich Schiffe mit<br />
einer Kapazität von bis zu<br />
8500 Standardcontainern. Die<br />
Containerschiffsriesen lassen<br />
also auf sich warten.<br />
An der 1725 Meter langen<br />
Stromkaje sollen ab Sommer<br />
2013 mit 16 Containerbrücken<br />
und 68 Van-Carriern<br />
zeitgleich vier Großcontainerschiffe<br />
und Feederschiffe abgefertigt<br />
werden können; die<br />
Terminalfläche wird dann<br />
rund 130 Hektar betragen<br />
und auf der landseitigen Umschlagsanlage<br />
für den kombinierten<br />
Verkehr über fünf<br />
Portalkrane verfügen.<br />
Fortsetzung auf Seite 10<br />
Claus Wülfers hat den Jade-<br />
WeserPort maßgeblich vorangetrieben.<br />
Als erster Geschäftsführer<br />
der JWP-Entwicklungsgesellschaft<br />
(2001-<br />
2003) trieb der Bremen in<br />
seiner Amtszeit das Projekt<br />
an der Jade mit viel Herzblut<br />
voran. Bei seinem Ausscheiden<br />
aus dem Amt dankte er<br />
ganz besonders seinem Prokur<strong>ist</strong>en<br />
Berend Snippe,<br />
dem Vorstand der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafenwirtschafts-<br />
Vereinigung und dem Wirtschaftsförderer<br />
der Stadt,<br />
Wolfgang Frank,für deren<br />
Unterstützung. FOTO: WZ-BILDDIENST
SEITE10<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Während des Besuchs der<br />
Medienvertreter der<br />
Landespressekonferenz<br />
aus Hannover wird einer der<br />
Taucher für die Sanierung<br />
der Spundwand vorbereitet.<br />
Über 80 Taucher und<br />
zahlreiche andere<br />
Fachleute waren acht<br />
Wochen lang im Einsatz,<br />
dann war die Betonwand<br />
vor der rissigen Spundwand<br />
fertig – und die<br />
Schlosssprengungen<br />
abgedichtet.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
TransitverkehreindenOsten<br />
Fortsetzung von Seite 9<br />
An den CTW schließt sich<br />
ein rund 160 Hektar großes<br />
hafennahes Log<strong>ist</strong>ik-, Industrie-<br />
und Gewerbegebiet mit<br />
einem Güterverkehrszentrum<br />
für die Ansiedlung von Unternehmen<br />
an.<br />
Durch den engen räumlichen<br />
Verbund zwischen Terminal<br />
und Güterverkehrszentrum<br />
am Tiefwasserhafen<br />
entsteht ein maritimes Log<strong>ist</strong>ik-Cluster<br />
von europäischer<br />
Bedeutung, das über le<strong>ist</strong>ungsfähige<br />
Anschlüsse an<br />
die Verkehrsträger Bahn und<br />
Lkw verfügt. So endet die<br />
Bundesautobahn A 29 unmittelbar<br />
vor dem Güterverkehrszentrum.<br />
Ende Juli 2012 hatte Eurogate<br />
seine Tore zum „Tag der<br />
offenen Baustelle“ geöffnet:<br />
Über 50 000 Besucher haben<br />
sich persönlich ein Bild machen<br />
wollen vom neuen Containerterminal.<br />
Neben den<br />
gewaltigen Umschlagsgeräten<br />
überzeugten vor allem die<br />
Eurogate-Mitarbeiter mit<br />
ihrem schwungvollen Engagement.<br />
<strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong>, mit<br />
dessen Bau im Frühjahr 2008<br />
von der Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> begonnen<br />
wurde, <strong>ist</strong> der östlichste Tiefwasserhafen<br />
der Nordrange<br />
der europäischen Seehäfen.<br />
Vom Eurogate Container Terminal<br />
Wilhelmshaven aus soll<br />
ein wesentlicher Teil der Verkehre<br />
als Hub für Überseeund<br />
Seetransitverkehre nach<br />
Skandinavien, Finnland, ins<br />
Baltikum und nach Russland<br />
abgewickelt werden. Außerdem<br />
empfiehlt sich der neue<br />
Hafen wegen seiner Nähe<br />
und günstigen Verkehrsanbindung<br />
zum Ruhrgebiet als<br />
echte Alternative zu den ARA-<br />
Häfen (Antwerpen, Rotterdam,<br />
Amsterdam).<br />
Die Jahresumschlagskapazität<br />
soll bei Vollauslastung<br />
2,7 Millionen TEU (20-Fuß-<br />
Standardcontainer) pro Jahr<br />
betragen. Angesichts modernster<br />
Umschlaganlagen<br />
und optimierter Prozesse<br />
könnte diese Zahl in der Zukunft<br />
durchaus größer ausfallen.<br />
Niedersachsens Finanzmin<strong>ist</strong>er Hartmut Möllring (l.) im Gespräch mit Axel Kluth (Geschäftsführer<br />
JWP-R) und Marcel Egger (Geschäftsführer Eurogate CTW).<br />
WZ-FOTO: LÜBBE
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE11<br />
EineVisionentwickeltesichzurWirklichkeit<br />
Aus einer Vision wurde<br />
Wirklichkeit. Die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
trieb<br />
die Hafenbaupläne zielstrebig<br />
und unermüdlich<br />
voran.<br />
WILHELMSHAVEN – Dass der<br />
Container-Tiefwasserhafen<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> heute als Symbol<br />
für Wilhelmshavens maritime<br />
Zukunft offiziell seinen<br />
Betrieb aufnimmt, wird wohl<br />
besonders die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
e.V. (WHV) mit Stolz<br />
und Freude erfüllen.<br />
Die engagierten Männer<br />
der WHV haben maßgeblich<br />
dazu beigetragen, dass Wilhelmshaven<br />
heute nicht nur<br />
die Heimat von Deutschlands<br />
größtem Marinestützpunkt<br />
<strong>ist</strong>, sondern jetzt auch Standort<br />
des einzigen tidenunabhängigen<br />
Container-Tiefwasserhafens.<br />
Zum 25-jährigen Bestehen<br />
der WHV hieß es über den <strong>JadeWeserPort</strong>:<br />
„Ein modernes<br />
Wirtschaftsmärchen, dessen<br />
Realisierung wir der Hartnäckigkeit<br />
einer Handvoll tatkräftiger<br />
Männer zu verdanken<br />
haben.“<br />
Die WHV prognostizierte<br />
schon vor 18 Jahren, dass die<br />
Jadestadt ohne den Bau dieses<br />
Containerhafens keine<br />
Zukunfts-, zumindest aber<br />
nur eingeschränkte Wachstumschancen<br />
habe. Aus dieser<br />
Erkenntnis und überaus<br />
wichtigen Faktoren wie dem<br />
tiefen Fahrwasser der Jade<br />
und der kurzen Revierfahrt <strong>ist</strong><br />
die visionäre Initiative der<br />
WHV geboren worden.<br />
„Ein Unterfangen so überflüssig<br />
wie ein Kropf“, tönte<br />
es den <strong>Wilhelmshavener</strong>n seinerzeit<br />
von Antwerpen bis<br />
Hamburg entgegen. Doch die<br />
WHV ließ sich nicht beirren.<br />
Schließlich hatte man sich<br />
1985 doch vor allem zu dem<br />
Zweck gegründet, die maritime<br />
Wirtschaft vor Ort zu stärken.<br />
Eines der zu lösenden<br />
Probleme waren beispielsweise<br />
die ständig steigenden<br />
Baggerkosten zur Unterhaltung<br />
des Jade-Fahrwassers.<br />
Kreativität war daher gefragt.<br />
Warum also nicht das Baggergut<br />
in dem Bereich zwischen<br />
Im August 2008 startete die Arbeitsgemeinschaft <strong>JadeWeserPort</strong> mit den Rammarbeiten. Damals gingen alle noch von einer Teilinbetriebnahme des Hafens<br />
im Jahr 2011 aus – siehe Informationsschild vor dem Voslapper Deich.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Niedersachsenbrücke und<br />
den Brücken der Raffinerie im<br />
Flachwasserbereich lagern<br />
und so langfr<strong>ist</strong>ig ein neues<br />
Hafengelände schaffen?<br />
Schnell entwickelte die<br />
Idee eine gewisse Eigendynamik.<br />
Auf den so gewonnenen<br />
Aufspülflächen einen weiteren<br />
Umschlagplatz zu schaffen,<br />
war ursprünglich gar<br />
nicht geplant gewesen und<br />
erschien anfangs auch gar<br />
nicht als zukunftsträchtig.<br />
Doch schon Anfang der<br />
1990er-Jahre zeichnete sich<br />
ab, dass der Containerverkehr<br />
weltweit wachsen würde.<br />
Weshalb sollte Wilhelmshaven<br />
also nicht mit seinen<br />
Wettbewerbsvorteilen wie gewaltige<br />
als Industriegebiet<br />
ausgewiesene Flächen sowie<br />
einer unbelasteten Verkehrsanbindung<br />
werben? Das fragten<br />
sich auch die kreativen<br />
Köpfe und Vordenker der<br />
WHV. Als Arbeitsbegriff für<br />
ein solches Terminal wählte<br />
der WHV-Vorstand „Jade-<br />
Port“.<br />
Eine erste Studie zum Jade-Port,<br />
als „Vision“ bezeichnet,<br />
wurde öffentlich vorgestellt<br />
und als Entwurf für die<br />
maritime Zukunft an wichtige<br />
Personen in Wirtschaft und<br />
Politik, so auch an die Vorstände<br />
großer Hafenumschlagsunternehmen<br />
verteilt.<br />
Die Vision zeigte das Potenzial<br />
Wilhelmshavens für Warenströme<br />
im internationalen<br />
Seeverkehr bis zum Jahre<br />
2010 auf. Mögliche Containermengen<br />
für einen solchen<br />
Zukunftshafen an der Jade<br />
mussten erkundet werden.<br />
Fortsetzung auf Seite 12<br />
Durch riesige Rohre spülte man den Sand auf die neuen Flächen für den <strong>JadeWeserPort</strong>.<br />
Bis zu vier Schneidkopfsaug- und ein Hopperbagger holten den Sand vom Grund der Jade.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE
SEITE12<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Am 12. August hatten<br />
erstmals zwei<br />
Containerschiffe am<br />
Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven<br />
festgemacht. Hier die<br />
„Conti Singa“, rechts<br />
<strong>ist</strong> gerade noch der<br />
Bug der „Northern<br />
Vitality“ zu erkennen.<br />
Die liegt derzeit nach<br />
dem Probebetrieb im<br />
Nordhafen – weiterer<br />
Verbleib derzeit<br />
ungewiss.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
AmAnfanggaltes,kräftig<br />
dieWerbetrommelzurühren<br />
Fortsetzung von Seite 11<br />
„Wir wussten von Anfang<br />
an, dass unser Faustpfand das<br />
tiefe Fahrwasser der Jade und<br />
die unkomplizierten nautischen<br />
Vorbedingungen sind“,<br />
erinnert sich Präsident John<br />
H. Niemann, Teil der Ideenschmiede<br />
des Projektes Jade-<br />
WeserPort (JWP).<br />
Wie immer, wenn Experten<br />
unter sich sind, gab es heiße<br />
Diskussionen. In diesem Fall<br />
über Schiffsgrößen und die<br />
Zukunft der Schifffahrt im<br />
Allgemeinen. Bald rührten die<br />
WHVler weltweit kräftig die<br />
Werbetrommel. In Quingdao,<br />
Shanghai, Singapur und<br />
Hongkong lernten sie dabei<br />
vor allem eines: „<strong>Der</strong> Containerumschlag<br />
wird der Renner<br />
der Zukunft. Dabei wird der<br />
Güteraustausch zwischen<br />
Asien und Europa eine immense<br />
Dimension erreichen.“<br />
Nun galt es, die Möglichkeiten<br />
für den künftigen Containerumschlag<br />
in Wilhelmshaven<br />
auszuloten. Neben<br />
Fantasie waren in diesem Planungsstadium<br />
bereits handfeste<br />
Fakten gefragt. 1997 gab<br />
die Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
deshalb eine Analyse<br />
der Umschlagpotenziale für<br />
den Container- und Mehrzweckhafen<br />
beim Institut für<br />
Seeverkehrswirtschaft und<br />
Log<strong>ist</strong>ik Bremen und der Ingenieurgesellschaft<br />
mbH für<br />
Bauplanungen Oldenburg in<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
Ocean Shipping Consultants<br />
(OSC) aus London in Auftrag.<br />
Die Kosten: 350 000 Mark –<br />
und zwar ohne Berücksichtigung<br />
eigener Vorle<strong>ist</strong>ungen.<br />
„Das Aufbringen dieser Summe<br />
erforderte seinerzeit sehr<br />
viel kreatives Handeln“, heißt<br />
es aus WHV-Vorstandskreisen.<br />
Doch der Einsatz hat sich<br />
gelohnt. Das Ergebnis fiel<br />
durchweg positiv aus. Das Interesse<br />
der 15 befragten<br />
Großreedereien war groß. Die<br />
skandinavischen, baltischen<br />
und osteuropäischen Märkte<br />
wurden als expansiv eingeschätzt<br />
und wären theoretisch<br />
über einen Transshipment-Hub<br />
Wilhelmshaven zu<br />
bedienen.<br />
John H. Niemann, Präsident<br />
der <strong>Wilhelmshavener</strong> Hafen-<br />
Wirtschaftsvereinigung<br />
(WHV).<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Die Gesprächspartner erkannten<br />
die Vorteile des Jade-<br />
Ports: Tiefes Fahrwasser, gute<br />
seewärtige Erreichbarkeit und<br />
eine ausbaufähige Schienenund<br />
Straßeninfrastruktur im<br />
Hinterland.<br />
Pluspunkte, die für sich<br />
selbst sprachen. Kurzum, ein<br />
Ort wie geschaffen, um dem<br />
niederländischen Rotterdam<br />
bei der Abfertigung von Containerriesen<br />
mit einer Kapazität<br />
von über 10 000 TEU<br />
(Twenty-foot Equivalent Unit,<br />
zu deutsch Standardcontainer)<br />
Paroli zu bieten.<br />
Hauptaugenmerk legte der<br />
Verein auf eine offensive Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Vermehrt<br />
nahm man Wilhelmshaven<br />
auch als möglicherweise interessant<br />
werdenden Hafenumschlagsplatz<br />
für den begehrten<br />
Containerverkehr zur<br />
Kenntnis.<br />
Beflügelt durch den Erfolg<br />
in Wirtschaftskreisen suchten<br />
die Mitglieder den Kontakt<br />
zur Bundes- und Landespolitik.<br />
Hier reagierte man anfangs<br />
skeptisch. Erst als der<br />
damalige Landtagsabgeordnete<br />
Wilfried Adam im Februar<br />
1998 ein Gespräch mit Min<strong>ist</strong>erpräsident<br />
Gerhard<br />
Schröder arrangierte, kam Bewegung<br />
in die Sache.<br />
Allerdings anders als erwartet.<br />
Schröder reagierte auf<br />
die Ergebnisse skeptisch, ließ<br />
aber immerhin ein „Interessant,<br />
interessant, macht weiter<br />
so“ folgen. Nicht mehr,<br />
nicht weniger. Zum Lesen gab<br />
er die Unterlagen jedoch dem<br />
Leiter der Staatskanzlei,<br />
Frank Walter Steinmeier.<br />
Ein Glücksfall. „Er erkannte<br />
die großen Möglichkeiten<br />
und hat im Nachhinein all<br />
unsere Aktivitäten gefördert<br />
und unterstützt“, lobt der<br />
heutige WHV-Vizepräsident<br />
Hans-Peter Kramer, der seinerzeit<br />
gemeinsam mit seinem<br />
Vorstandskollegen Günter<br />
Reiche nach Hannover<br />
fuhr.<br />
Fortsetzung auf Seite 13
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Studiebewiesdie<br />
Machbarkeit<br />
Fortsetzung von Seite 12<br />
Trotz positiver Potenzialanalyse<br />
standen die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Visionäre vor<br />
der schwierigen Aufgabe, die<br />
Realisierbarkeit ihres Projektes<br />
zu beweisen: „Bei der damals<br />
gezeigten Zurückhaltung<br />
der Politik mussten wir<br />
belegen, dass unser <strong>JadeWeserPort</strong><br />
technisch und wirtschaftlich<br />
machbar <strong>ist</strong>. Aber<br />
wir mussten auch zeigen,<br />
dass aus den umweltrechtlichen<br />
Gesetzen und Verordnungen<br />
keine unüberwindlichen<br />
Schranken<br />
entstehen<br />
und nicht zuletzt,<br />
dass ein<br />
solcher Hafen<br />
der Zukunft<br />
weitgehend mit<br />
den Instrumenten<br />
des Kapitalmarktes zu finanzieren<br />
und in privater Regie<br />
zu betreiben <strong>ist</strong>.“<br />
<strong>Der</strong> WHV-Vorstand beschloss<br />
daraufhin, die zum<br />
Verein gehörenden Hafendienste<br />
Wilhelmshaven<br />
GmbH (HDW) zu beauftragen,<br />
eine Machbarkeitsstudie<br />
anfertigen zu lassen.<br />
Schon damals haben viele<br />
Mitglieder, u. a. die BLG und<br />
Eurogate, maßgeblich dazu<br />
beigetragen, die Machbarkeitsstudie<br />
finanziell und materiell<br />
zu unterstützen und<br />
gemeinsam voranzutreiben.<br />
Doch all das war nebensächlich,<br />
als das Ergebnis feststand:<br />
„Das Projekt <strong>ist</strong> aus<br />
heutiger Sicht machbar.“ Wie<br />
ein perfekt getrimmtes Schiff<br />
nahm der <strong>JadeWeserPort</strong> von<br />
diesem Zeitpunkt an immer<br />
mehr Fahrt auf.<br />
Im Februar 2000 stellte<br />
WHV-Präsident John H. Niemann<br />
das Konzept während<br />
einer Veranstaltung des Deutschen<br />
Verkehrsforums in<br />
Hannover vor. Ein voller Erfolg.<br />
Zumal sich auch der Eurogate-Vorstandsvorsitzende<br />
Emanuel Schiffer voll hinter<br />
das Konzept stellte und zusammen<br />
mit der HDW eine<br />
Absichtserklärung<br />
über den gemeinsamen<br />
Bau und<br />
Betrieb des JWP<br />
abgab.<br />
Diesem Umstand<br />
<strong>ist</strong> auch die<br />
Umbenennung in JadeWeser-<br />
Port geschuldet. Schon der<br />
Name sollte Nähe zu Bremen<br />
demonstrieren. Mit der Gründung<br />
der <strong>JadeWeserPort</strong> Aktiengesellschaft<br />
wurde zudem<br />
ein Träger des Vorhabens geschaffen.<br />
Nun sprang auch bei der<br />
niedersächsischen Landesregierung<br />
der Funke über. Das<br />
Wirtschaftsmin<strong>ist</strong>erium setzte<br />
noch im selben Monat eine<br />
Arbeitsgruppe ein, die weitere<br />
Planungsschritte und Finanzierungsmöglichkeiten<br />
aufzeigen<br />
sollte. Bereits vier Monate<br />
später stand der Fahrplan<br />
fest.<br />
Fortsetzung auf Seite 14<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
Im Frühjahr 2011 startete Eurogate<br />
eine Roadshow in Asien, um seinen<br />
Container Terminal Wilhelmshaven zu<br />
vermarkten. In Seoul (Südkorea) warten<br />
auf die Gäste (von links): Detlef<br />
Breitzke (JadeBay), John H. Niemann<br />
SEITE13<br />
(WHV), Emanuel Schiffer, Jörn Kamrad,<br />
Marcel Egger und Corinna Romke (alle<br />
Eurogate).<br />
FOTO: HALAMA
SEITE14<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
„EntscheidungvonunfassbarerDimension“<br />
Fortsetzung von Seite 13<br />
„Wir haben seinerzeit<br />
maßgeblich Tempo und Zielrichtung<br />
mitbestimmt“, erläutert<br />
WHV-Präsident Niemann<br />
rückblickend.<br />
Vor dem Hintergrund dieser<br />
Entwicklung fallen jedoch<br />
die Hamburger Hanseaten<br />
aus allen Wolken. Wie kann es<br />
sein, dass ihnen eine strukturschwache<br />
Stadt an der Jade<br />
plötzlich Konkurrenz machen<br />
will? An der Elbe werden<br />
scharfe Geschütze aufgefahren.<br />
Cuxhaven als Standortalternative<br />
wird plötzlich aus<br />
dem Hut gezaubert. Gegengutachten<br />
werden in Auftrag<br />
gegeben. <strong>Der</strong> gewünschte Erfolg<br />
blieb jedoch aus.<br />
Als letztendlich sogar renommierte<br />
Fachleute wie Roland<br />
Berger und die Planco<br />
Consulting GmbH Wilhelmshaven<br />
den Vorzug geben, geht<br />
kein Weg mehr vorbei am <strong>JadeWeserPort</strong>.<br />
Am 30. März<br />
2001 wird offiziell bekannt<br />
gegeben: „<strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong><br />
kommt nach Wilhelmshaven.“<br />
<strong>Der</strong> Mann, der die gute<br />
Nachricht in die Stadt bringt,<br />
<strong>ist</strong> kein Geringerer als Niedersachsens<br />
Min<strong>ist</strong>erpräsident<br />
Sigmar Gabriel. Damals sogar<br />
einen Tag früher als erwartet.<br />
Nicht nur für die WHV ein<br />
Moment von h<strong>ist</strong>orischer Bedeutung<br />
und Zeit für große<br />
Gefühle. <strong>Der</strong> Landeschef beschreibt<br />
die Geburt des Hafens<br />
mit den Worten „Drei<br />
Väter mussten sich auf eine<br />
Mutter einigen. Es <strong>ist</strong> gelungen,<br />
dieses Baby in neun Monaten<br />
zur Welt zu bringen.<br />
Kein Frühchen. Ein ordentliches<br />
Baby.“<br />
Später wird Wilhelmshavens<br />
Oberbürgerme<strong>ist</strong>er<br />
Eberhard Menzel dieses<br />
Datum als „goldenen Freitag<br />
für die Stadt“ und „einen Tag<br />
von unfassbarer Dimension<br />
für Wilhelmshaven und die<br />
Region“ bezeichnen.<br />
Zur Umsetzung des Projektes<br />
gründete das Land Niedersachsen<br />
die <strong>JadeWeserPort</strong><br />
Entwicklungsgesellschaft<br />
mbH, aus der spätzerdie heutige<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> Realisierung<br />
GmbH & Co. KG hervorging.<br />
Mit dem Gewinn der auf<br />
Warten im März 2001 auf die Entscheidung<br />
über den deutschen Tiefwasser-Containerhafen<br />
(v.l.): OB Eberhard Menzel, Günter Reiche,<br />
Detlef Weide (beide WHV), Wolfgang<br />
Frank (Wirtschaftförderung) und John H. Niemann<br />
(WHV).<br />
FOTO: PRIVAT<br />
40 Jahre angelegten Konzession<br />
für den Betrieb des Containerterminals<br />
am 14. März<br />
2006 und der Unterzeichnung<br />
des Betreibervertrages Jade-<br />
WeserPort durch Eurogate am<br />
25. April 2006 wurde einer der<br />
wichtigen Meilensteine gelegt.<br />
Weitere folgten mit der Genehmigung<br />
des Landesbergamtes<br />
Clausthal-Zellerfeld für<br />
die Sandentnahme im Herbst<br />
2006, der Erteilung des Planfeststellungsbeschlusses<br />
durch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion<br />
Nordwest für<br />
den Bau des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
am 15. März 2007 und dem<br />
offiziellen Baubeginn am 1.<br />
März 2008.<br />
Jetzt sind über 46 Millionen<br />
Kubikmeter Sand aufgespült.<br />
Und mit den acht größten<br />
Containerbrücken der<br />
Welt auf den ersten 1000 Meter<br />
Kaje und Terminal nimmt<br />
die Eurogate Container Terminal<br />
Wilhelmshaven GmbH<br />
& Co. KG den Containerumschlag<br />
auf. 16 dieser Containerbrücken<br />
werden im<br />
nächsten Jahr dort stehen,<br />
wenn auch die letzten 725<br />
Meter Kaje an Eurogate übergeben<br />
werden.<br />
Die <strong>Wilhelmshavener</strong> Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
e.V. hat dieses Projekt in enger<br />
Zusammenarbeit mit Eurogate<br />
über all die Jahre begleitet<br />
und wird dies darüber<br />
hinaus auch bei der Weiterentwicklung<br />
des gesamten<br />
Tiefwasserhafens Wilhelmshaven<br />
tun.<br />
Den Containerhafen hat<br />
die WHV bereits seit den<br />
90er-Jahren auf Touren durch<br />
Europa und Asien beworben.<br />
Den vorläufigen Höhepunkt<br />
bildeten die Roadshows der<br />
Eurogate. Die Asien-Roadshow<br />
in 2011 begleitete John<br />
H. Niemann, und auf der<br />
Europa-Roadshow in diesem<br />
Jahr vertrat Ulrich Schilling<br />
die WHV.<br />
Stationen waren Hafenstädte<br />
und Handelszentren in<br />
Japan, Korea, China, Taiwan,<br />
Singapur, Holland, Belgien,<br />
der Schweiz, Österreich und<br />
natürlich auch in Deutschland,<br />
um Reeder, Verlader,<br />
Spediteure und Produzenten<br />
für den Hafen und seine optimalen<br />
Bedingungen zu gewinnen.<br />
In 2013 soll die<br />
Roadshow durch weitere Länder<br />
Europas gehen.<br />
<strong>Der</strong> Weg zur Realisierung<br />
des Container-Terminals war<br />
kein Spaziergang, so die Hafenwirtschafts-Vereinigung.<br />
Es habe viele Situationen gegeben,<br />
bei denen den Initiatoren<br />
der Atem stockte. Für<br />
anhaltende Aufregung sorgten<br />
beispielsweise die rechtlichen<br />
Auseinandersetzungen<br />
bei der Vergabe der Baule<strong>ist</strong>ungen.<br />
Das habe Kraft gekostet,<br />
habe die WHV aber zusammengeschweißt.<br />
18 Jahre sind seit dem ersten<br />
Gedanken zu einem neuen<br />
Tiefwasserhafen bis zur Inbetriebnahme<br />
vergangen.<br />
Dieser Zeitsprung zeigt auf,<br />
wie ungeheuer schwierig es<br />
geworden <strong>ist</strong>, Großprojekte<br />
trotz einer weitreichenden<br />
wirtschaftlichen Bedeutung<br />
zu realisieren. Inzwischen<br />
mag sich niemand mehr vorstellen,<br />
wie die Zukunft an<br />
der Jade ohne die Vision der<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
e.V. aussähe.<br />
„HeimischeWirtschaftwird<br />
positivenHafenWindspüren“<br />
WILHELMSHAVEN – Im neuen<br />
Hafen sieht der Allgemeine<br />
Wirtschaftsverband Wilhelmshaven-Friesland<br />
e. V.<br />
durchaus auch Perspektiven<br />
für den Mittelstand. AWV-<br />
Präsident Martin Steinbrecher<br />
und Geschäftsführer<br />
Lutz Bauerme<strong>ist</strong>er nehmen<br />
Stellung:<br />
„Es <strong>ist</strong> heute<br />
nicht wie Weihnachten,<br />
wo Vorfreude<br />
die größte<br />
Freude <strong>ist</strong>. Heute<br />
<strong>ist</strong> ein Tag des ungetrübten<br />
Jubels<br />
über das gelungene<br />
Werk. Wilhelmshaven,<br />
ja die<br />
ganze Region, tritt<br />
ein in die Schar<br />
der ganz großen,<br />
internationalen<br />
Hafendestinationen.“<br />
Martin<br />
Steinbrecher.<br />
Wilhelmshaven sei, so<br />
Steinbrecher und Bauerme<strong>ist</strong>er,<br />
dabei im weltweiten<br />
Transportnetz der Containerschiffsriesen,<br />
und andere<br />
Schiffe mit und ohne großen<br />
Tiefgang würden folgen; die<br />
Elbe könne nicht ewig ausgebaggert<br />
werden, sind sich beide<br />
einig.<br />
Das habe Auswirkungen<br />
auf den Linienverkehr zur See<br />
und das wiederum habe Auswirkungen<br />
auf die wirtschaftliche<br />
Entwicklung von Stadt<br />
und Region.<br />
„Schon der Bau des Hafens<br />
löste etliche wirtschaftliche<br />
Impulse aus. Kleine und mittlere<br />
Betriebe, vornehmlich<br />
aus dem Baugewerbe, aber<br />
auch aus anderen Branchen<br />
wirkten am Entstehen der riesigen<br />
Fläche und der notwendigen<br />
Infrastruktur mit“, so<br />
die AWV-Sprecher. Auch das<br />
Hotel- und Gaststättengewerbe<br />
habe einen Boom erlebt,<br />
und Wilhelmshaven sei durch<br />
das Columbia-Hotel nicht nur<br />
städtebaulich bereichert worden.<br />
„Viele Menschen fanden<br />
zusätzlich Lohn und Brot und<br />
stärkten damit die heimische<br />
Kaufkraft, die in hohem<br />
Maße dem<br />
Handel zugute<br />
kam.“<br />
<strong>Der</strong> AWV blickt<br />
nach vorn. Welche<br />
weiteren Chancen<br />
für kleine und mittlere<br />
Betriebe birgt<br />
ein pulsierender <strong>JadeWeserPort</strong>?<br />
„<strong>Der</strong><br />
Hafen selbst birgt<br />
ein gewaltiges<br />
Potenzial, aber es <strong>ist</strong><br />
noch fest verschlossen<br />
in den Containern“,<br />
sind Steinbrecher und<br />
Bauerme<strong>ist</strong>er überzeugt.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
„Zusätzliche Wertschöpfungsaktivitäten<br />
können sich entwickeln,<br />
wenn es gelingt,<br />
die relativ hohe<br />
Quote im Transshipment,<br />
d. h. Anund<br />
Abtransport<br />
per Schiff zugunsten<br />
der sog. Loco-<br />
Quote zu senken,<br />
also die Container<br />
auf Straße oder<br />
Schiene abzutransportieren<br />
oder – am<br />
besten – vor Ort die<br />
Weiterverarbeitung<br />
der ankommenden<br />
Güter vorzunehmen. Pionier<br />
auf diesem Sektor <strong>ist</strong> Nordfrost.“<br />
Lutz<br />
Bauerme<strong>ist</strong>er<br />
Bei steigender Inanspruchnahme<br />
des Hafens werden<br />
auch die zahllosen Dienstle<strong>ist</strong>er<br />
rund um die Schiffe weiter<br />
wachsen, sagen die AWV-Vertreter.<br />
Zunächst der Hafenbetreiber<br />
selbst, doch auch die<br />
für die sichere Schiffsbewegung<br />
erforderlichen Unternehmen<br />
mit ihren Fachkräften,<br />
wie z. B. der Jade-Dienst<br />
oder die Firma Neptun.<br />
Darüber hinaus müsse es<br />
gelingen, die bereitstehenden<br />
Flächen am <strong>JadeWeserPort</strong><br />
oder im Jade-Weser-Park zu<br />
vermarkten, d. h. Neuansiedlungen<br />
von Unternehmern zu<br />
generieren. Die entscheidende<br />
Größe dabei sei nicht allein<br />
der Hafen und seine Entwicklung,<br />
sondern das Image<br />
von Stadt und Region.<br />
Vor zwanzig Jahren gingen<br />
hier – symbolisch – die Lichter<br />
aus, heute strahlten die<br />
gewaltigen Lichtmasten des<br />
Hafens in eine vielversprechende<br />
Zukunft, so Steinbrecher<br />
und Bauerme<strong>ist</strong>er. Diesen<br />
Image-Gewinn gelte es zu<br />
nutzen bei den Gesprächen<br />
mit Unternehmern<br />
und Investitoren.<br />
Doch auch die<br />
heimische Wirtschaft,<br />
in hohem<br />
Maße das Handwerk<br />
und die Bauwirtschaft,<br />
würden<br />
den frischen Hafen-Wind<br />
positiv<br />
zu spüren bekommen,<br />
sind die beiden<br />
überzeugt.<br />
Arbeitseinkommen<br />
und Arbeitszufriedenheit<br />
werden<br />
wachsen und die Menschen<br />
stärker an die Region<br />
binden. „Gute Arbeit in einer<br />
Region im frischen Aufwind,<br />
das <strong>ist</strong> die Botschaft, die vom<br />
heutigen Tage an ins Land gehen<br />
wird. Daran arbeiten<br />
wir.“<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Wilhelmshaven<br />
entwickeltneue<br />
Perspektiven<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE15<br />
Ursprünglich ein reiner<br />
Kriegshafen, entwickelte<br />
Wilhelmshaven Ende der<br />
1950er-Jahre erste tragfähige<br />
Perspektiven der zivilen<br />
Nutzung. Lange<br />
ging es nur in kleinen<br />
Schritten voran.<br />
WILHELMSHAVEN – Wenn wir<br />
nicht schon im 21. Jahrhundert<br />
wären, könnte man sagen:<br />
„<strong>Der</strong> <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafen stürmt mit Riesenschritten<br />
ins nächste Jahrtausend.“<br />
Aber auch so sind die<br />
bisherige Entwicklung, besonders<br />
der letzten Jahre, und<br />
die möglichen Perspektiven<br />
beeindruckend.<br />
1869 als Marinehafen entstanden,<br />
hatte der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafen bis in die<br />
1950er-Jahre praktisch keinen<br />
Handelsverkehr. Mit der Inbetriebnahme<br />
des NWO-Ölterminals<br />
1958 direkt am<br />
Fahrwasser der Jade beginnt<br />
die Geschichte des <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafens als Tiefwasser-<br />
und Handelshafen. An<br />
diesem Terminal wird ein<br />
Viertel des deutschen Rohölimportes<br />
umgeschlagen. Ab<br />
1975 wurden Nord- und Verbindungshafen<br />
nach und<br />
nach zu einem modernen Hafen<br />
für Stückgut, Lebensmittel<br />
und Projektladung mit Flächen<br />
für die Ansiedlung von<br />
Werften und Hafendienstle<strong>ist</strong>ungsbetrieben<br />
ausgebaut.<br />
<strong>Der</strong> folgende Neubau von<br />
Hannover-, Lüneburg- und<br />
Braunschweigkai durch das<br />
Land sowie der Ausbau des<br />
Nordfrost Nordwest- und<br />
Südwestkais im Verbindungshafen<br />
durch die Stadtwerke<br />
schuf die Basis für die heute<br />
dort erfolgreich arbeitenden<br />
Unternehmen wie Rhenus<br />
Midgard, Neue Jadewerft,<br />
Turbotechnik, Nordfrost. Ergänzend<br />
baute Navitek auf<br />
der Hafeninsel den Nordostkai<br />
aus, errichtete Jade-Dienst<br />
am südlichen Ausrüstungshafen<br />
eine 220 Meter lange Kaje<br />
und Rova-Mix im nördlichen<br />
Ausrüstungshafen eine eigene<br />
Kaje zur Verladung von Baustoffen.<br />
Fortsetzung auf Seite 16<br />
Auch wenn sich der Wirtschaft<br />
mit dem JadeWeser-<br />
Port als Initialzündung neue<br />
Perspektiven öffnen: Wilhelmshaven<br />
bleibt größter<br />
Marinestandort und wächst<br />
zum größten Bundeswehrstandort<br />
auf. FOTO: WZ-BILDDIENST
SEITE16<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
VomKohleImportbiszurOffshoreWindkraft<br />
Fortsetzung von Seite 15<br />
Das tiefe Fahrwasser der<br />
Jade <strong>ist</strong> heute der Lebensnerv<br />
des Tiefwasserhafens Wilhelmshaven.<br />
Aber seit der Betriebsaufnahme<br />
der NWO<br />
vergingen viele Jahre, bis sich<br />
weitere Unternehmen in den<br />
1970er-Jahren nach Aufspülung<br />
des Rüstersieler und<br />
Voslapper Grodens als Industriefläche<br />
am tiefen Fahrwasser<br />
ansiedelten.<br />
Die <strong>Wilhelmshavener</strong> Raffinerie<br />
und Europas führender<br />
PVC-Hersteller Ineos mit<br />
seinem von ICI/EVC übernommenen<br />
PVC- und Chlorwerk<br />
bilden die Grundelemente<br />
eines Chemiehafens<br />
an der Jade. Zurzeit steht die<br />
Raffinerie und wird bis zur erneuten<br />
vollen Nutzung als<br />
Tanklager betrieben. Die Kapazität<br />
der Kavernenanlagen<br />
in Rüstringen und Etzel, die<br />
zur Speicherung der nationalen<br />
Ölreserve und von Gas genutzt<br />
werden, wird durch den<br />
Neubau von Kavernen mehr<br />
als verdreifacht.<br />
Auf der landeseigenen Niedersachsenbrücke ließ Betreiber Rhenus Midgard zwei neue Schiffsentlader installieren. Mit dem Ausbau der Umschlagkapazität<br />
sollen künftig bis zu zehn Millionen Tonnen Kohle importiert werden. Die Liegewanne wurde ausgebaggert und bietet Platz für größte Frachter. WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Aus Gründen der Energiesicherheit<br />
braucht Deutschland<br />
als weiteres Standbein<br />
Terminals zur Anlandung von<br />
verflüssigtem Erdgas (Liquefied<br />
Natural Gas = LNG). Wilhelmshaven<br />
<strong>ist</strong> der ideale<br />
Standort. Hier <strong>ist</strong> die Politik<br />
gefordert, damit bestehende<br />
Pläne der DFTG und der<br />
RWE, die bisher noch nicht<br />
wirtschaftlich waren, umgesetzt<br />
werden. Das Eon Kohle-<br />
Kraftwerk wird seit 1976 über<br />
die Niedersachsenbrücke versorgt.<br />
Auch das 2013 in Betrieb<br />
gehende Kraftwerk der<br />
GDF Suez und weitere inländische<br />
Kraftwerke werden auf<br />
diesem Weg mit Import-Kohle<br />
beliefert. Eigens zu diesem<br />
Zweck wurde diese von der<br />
Rhenus Midgard betriebene<br />
Anlage auf eine Umschlagskapazität<br />
von rund acht bis<br />
zehn Millionen Tonnen und<br />
zur Abfertigung voll abgeladener<br />
Capesizer ausgebaut,<br />
eine Synergie des JadeWeser-<br />
Ports. Das macht Wilhelmshaven<br />
zum größten deutschen<br />
Kohleimporthafen, und<br />
weitere Ausbaumöglichkeiten<br />
bestehen.<br />
Mit dem einst von der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
e.V.<br />
(WHV) initiierten Eurogate<br />
Container Terminal Wilhelmshaven/<strong>JadeWeserPort</strong><br />
kommt<br />
jetzt ein sehr wichtiges, noch<br />
fehlendes hafenwirtschaftliches<br />
Segment hinzu.<br />
Bei Vollauslastung <strong>ist</strong> ein<br />
Containerumschlag von 2,7<br />
Millionen TEU vorgesehen,<br />
aber von weiterem Wachstum<br />
<strong>ist</strong> auszugehen. Deshalb sind<br />
die Erweiterungsmöglichkeiten<br />
des Terminals wichtig.<br />
Zumindest die erste Erweiterung<br />
(2. Baustufe) muss konkret<br />
durchgeplant werden,<br />
damit es nicht wieder knapp<br />
20 Jahre von der Idee zur Inbetriebnahme<br />
dauert, so die<br />
Position der WHV.<br />
Seit einem guten Jahr etabliert<br />
sich Wilhelmshaven<br />
auch als On- und Offshore-<br />
Wind Basishafen, denn es <strong>ist</strong><br />
mit seiner zentralen Lage in<br />
Europa ein idealer Standort<br />
als Basis für alle Bereiche der<br />
Windenergie und ihrer Log<strong>ist</strong>ik,<br />
z. B. Im- und Export, D<strong>ist</strong>ribution<br />
und Lagerung von<br />
Windanlagen / Anlagenkomponenten<br />
sowie Service und<br />
Reparatur.<br />
In diesem Jahr haben die<br />
Jade-Werke, eine Tochter der<br />
chinesischen Jiangsu Hantong<br />
Heavy Industry Group,<br />
die ersten Verträge für ihre<br />
Ansiedlung im Nordhafen geschlossen.<br />
In einem neu zu<br />
bauenden Werk sollen ab Ende<br />
2013 Fundamentstrukturen<br />
für Offshore-Windenergie-Anlagen<br />
produziert werden.<br />
Weitere Unternehmen<br />
werden folgen.<br />
Die kurze Revierfahrt und<br />
die vorgehaltene Wassertiefe<br />
über 18 Meter unter Seekarten-Null<br />
sichert die tideunabhängige<br />
Erreichbarkeit aller<br />
Anlagen auch durch die größten<br />
Schiffe und <strong>ist</strong> das Alleinstellungsmerkmal<br />
des einzigen<br />
deutschen Tiefwasserhafens.<br />
Deshalb hat sich die<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
e.V. immer<br />
für den Erhalt dieser<br />
auch im weltweiten Vergleich<br />
einzigartigen nautischen Vorzüge<br />
der Jade eingesetzt.<br />
Die le<strong>ist</strong>ungsfähige Anbindung<br />
ans Hinterland spricht<br />
für Wilhelmshaven. Die Modernisierung<br />
und der Ausbau<br />
der Bahnverbindung nach<br />
Wilhelmshaven sowie der<br />
Gleisanlagen zum Tiefwasserhafen,<br />
für die die WHV sich<br />
seit Jahren eingesetzt hat,<br />
sind in auf einem guten Weg.<br />
Die durchgehende Zweigleisigkeit<br />
der Bahnstrecke Oldenburg-Wilhelmshaven<br />
soll<br />
Ende des Jahres fertig gestellt<br />
sein. Die Elektrifizierung der<br />
Strecke und die Umgehung<br />
des Ortes Sande werden in<br />
den nächsten Jahren folgen.<br />
Die Straßenanbindung an<br />
das Hinterland <strong>ist</strong> exzellent.<br />
Die A29 endet direkt am Hafen.<br />
Vervollständigt wird die<br />
Anbindung Wilhelmshavens<br />
an die anderen Häfen und ins<br />
Hinterland durch die von uns<br />
unterstützte zukünftige Küstenautobahn<br />
A20, für die<br />
Nordwest-Region von großer<br />
verkehrswirtschaftlicher Bedeutung.<br />
Jetzt gilt es, die vorhandenen<br />
Flächen – <strong>JadeWeserPort</strong><br />
Log<strong>ist</strong>ik Zone, JadeWeser-<br />
Park, usw. – hinter der Kaikante<br />
mit Unternehmen der<br />
Hafenwirtschaft, des produzierenden<br />
Gewerbes und<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ern zu füllen, um<br />
Nachhaltigkeit für die Region<br />
zu schaffen.<br />
So <strong>ist</strong> der Hafen in den<br />
letzten Jahrzehnten drittgrößter<br />
Hafen und einzige Energiedrehscheibe<br />
Deutschlands<br />
geworden und hat sich zu<br />
einem zukunftsfähigen Universalhafen<br />
entwickelt.<br />
Wilhelmshaven <strong>ist</strong> Deutschlands Energiedrehscheibe Nummer<br />
1: Hier ein Tanker bei der NWO.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE17<br />
VomTappePlanzum<strong>JadeWeserPort</strong><br />
Stadtbaurat Ulrich Tappe<br />
holte vor 40 Jahren gedanklich<br />
zum großen<br />
Wurf aus. Jetzt hat der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> Gestalt<br />
angenommen.<br />
WILHELMSHAVEN – Als der Name<br />
„Jade-Weser-Port“ im Juli<br />
1971 erstmals öffentlich wurde,<br />
war er Teil eines Planungskonzepts<br />
für den gesamten<br />
Küstenbereich zwischen<br />
Wilhelmshaven und<br />
Bremerhaven – des „Tappe-<br />
Plans“. Entwickelt hatte ihn<br />
ein Team um den damaligen<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong> Stadtbaurat<br />
Ulrich Tappe – zu einer Zeit,<br />
als sich die Niedersachsenbrücke<br />
noch im Bau befand<br />
und sogar fünf Jahre vor Inbetriebnahme<br />
der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Raffineriepier.<br />
<strong>Der</strong> „Tappe-Plan“, welcher<br />
sogar den Bau eines Großflughafens<br />
auf der Sandbank<br />
Hohe Weg vor der Halbinsel<br />
Budjadingen beinhaltete, bezeichnete<br />
Tappe ganz real<strong>ist</strong>isch<br />
als ein Denkmodell und<br />
als planerische Grundlage für<br />
die kommenden Generationen.<br />
Weit vorausschauend hatte<br />
er mit dem Arbeitstitel „Jade-<br />
Weser-Port – Deutschlands<br />
Universalhafen“ bereits damals<br />
eine gemeinsame Planung<br />
zwischen Niedersachsen<br />
und Bremen/Bremerhaven<br />
nach dem Vorbild der<br />
niederländischen und belgischen<br />
Hafenregionen angeregt.<br />
Es sollten noch viele Jahre<br />
vergehen, ehe Vorstandsmitglieder<br />
der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Hafenwirtschafts-Vereinigung<br />
die Grundidee aufgriffen<br />
und seitdem hart an der<br />
Realisierung ihrer Vision<br />
arbeiteten (siehe WHV-Beitrag).<br />
Fortsetzung auf Seite 18<br />
Wilhelmshavens Stadtbaurat<br />
Ulrich Tappe überplante<br />
die Küste von<br />
Wilhelmshaven bis<br />
Bremerhaven. Die Küste<br />
Butjadingens hätte<br />
demnach völlig umgestaltet<br />
und mit Hafen- und<br />
Industrieflächen überbaut<br />
werden sollen.Tappe sah<br />
eine Brückenverbindung<br />
nach Butjadingen und<br />
einen Großflughafen<br />
vor der Küste vor.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST
SEITE18<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
RealisierungsgesellschaftorganisiertdenBetrieb<br />
Fortsetzung von Seite 17<br />
Nach der politischen Entscheidung<br />
für Wilhelmshaven<br />
als Standort für den deutschen<br />
Tiefwasser-Containerhafen<br />
wurde zum 1. September<br />
2001 die <strong>JadeWeserPort</strong>-<br />
Entwicklungsgesellschaft<br />
(JWP-E) gegründet. Gründungsgeschäftsführer<br />
war<br />
Claus Wülfers, sein Mitarbeiterstamm<br />
bestand damals bis<br />
Ende 2001 aus fünf Personen.<br />
In den vergangenen Monaten<br />
stellte sich Axel Kluth,<br />
Geschäftsführer der Jade-<br />
WeserPort-Realisierungsgesellschaft,<br />
immer wieder<br />
den Fragen der Medienvertreter.<br />
Aufreger-Thema Nummer<br />
1 waren die Schlosssprengungen<br />
– und ihre Auswirkungen<br />
auf den Hafen.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Aufgabe der Entwicklungsgesellschaft<br />
war die Entwicklung<br />
des Tiefwasserhafens auf<br />
Grundlage der Eckpunkteerklärung<br />
der Regierungschefs<br />
der Länder Niedersachsen,<br />
Bremen und Hamburg vom<br />
30. März 2001. Diese umfasste<br />
insbesondere die unverzügliche<br />
Vorbereitung des erforderlichen<br />
Raumordnungsund<br />
Planfeststellungsverfahrens.<br />
An der JWP E. waren das<br />
Land Niedersachsen mit 71<br />
Prozent, Bremen mit 20 und<br />
die Stadt Wilhelmshaven mit<br />
9 Prozent beteiligt. Das Büro<br />
der Gesellschaft befand sich<br />
in der Ebertstraße 110. Ab Ende<br />
2001/Anfang 2002 erhöhte<br />
sich der Personalstamm im<br />
Bereich Technik, Justiziariat,<br />
Sekretariat, Marketing und<br />
Buchhaltung Schritt für<br />
Schritt.<br />
Im Januar wurde dann die<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>-Realisierungs<br />
GmbH & Co. KG (50,1 % Niedersachsen<br />
und 49,9 % Bremen)<br />
gegründet. Gründungsgeschäftsführer<br />
war Helmut<br />
Werner. Die Verschmelzung<br />
der beiden Gesellschaften<br />
JWP-E und JWP-R erfolgte im<br />
Jahr 2004.<br />
Die wesentlichen Aufgaben<br />
der <strong>JadeWeserPort</strong>-Realisierungsgesellschaft<br />
beinhalteten<br />
zunächst die Ausschreibung<br />
und Vergabe der Betreiberkonzession.<br />
Dazu kam die<br />
Übernahme der Bauherrenfunktion<br />
für das Projekt Tiefwasserhafen<br />
im Bereich Infrastruktur<br />
und die Verwaltung,<br />
technische Betreuung und<br />
wirtschaftliche Nutzung der<br />
neu geschaffenen Infrastrukturanlagen<br />
nach Aufnahme<br />
des Betreibers.<br />
Die Aufgaben der Gesellschaft,<br />
die derzeit 38 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, haben<br />
sich nach dem Bau verlagert.<br />
So wurde ein zentrales Büro<br />
eingerichtet, das „Port Office“<br />
(Hafenbüro), welches als<br />
Kontaktstelle für Reeder,<br />
Agenten und Behörden dient.<br />
Es gewährle<strong>ist</strong>et einen reibungslosen<br />
und sicheren Hafenbetrieb<br />
rund um die Uhr<br />
an jedem Tag im Jahr.<br />
Hier sitzen die Ansprechpartner<br />
für den täglichen Hafenbetrieb<br />
an der Kaje, im Bereich<br />
der Project-Pier und im<br />
Servicehafen: vom Festmachen<br />
über die Ver- und Entsorgung<br />
bis hin zum Ablegen<br />
wird hier alles in die Wege geleitet.<br />
Damit bestehen kurze Wege<br />
zwischen den einzelnen<br />
Abteilungen, die eine störungsfreie<br />
Abwicklung der<br />
einzelnen Aufträge möglich<br />
machen. Nun werden zukünftig<br />
die behördlichen Belange<br />
und privatwirtschaftlichen<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungen mit allen relevanten<br />
Informationen über<br />
Schiffsanläufe und das Hafengeschehen<br />
des gesamten<br />
Hafens Wilhelmshaven und<br />
Hooksiel zentral zusammenlaufen.<br />
Die Hafenbehörde erhält<br />
damit ein Gesamtbild über<br />
die Verkehrssituation, kann<br />
die Abläufe im Hafen optimieren<br />
und gleichzeitig ein<br />
hohes Maß an Sicherheit gewährle<strong>ist</strong>en.<br />
<strong>Der</strong> Aufgabenschwerpunkt<br />
der Hafenbehörde<br />
wird sich durch die Inbetriebnahme<br />
des neuen<br />
Containerhafens verlagern<br />
und eine durchgängige Anwesenheit<br />
am <strong>JadeWeserPort</strong> erforderlich<br />
machen.<br />
Die JWP-Realisierungsgesellschaft<br />
kooperiert als Hafenbetreiber<br />
beim neuen<br />
„Port Office“ mit der Hafenbehörde,<br />
mit Niedersachsen<br />
Ports und dem Jade-Dienst.<br />
Ein Port-Managementsystem,<br />
das über das JWP-Portal<br />
zugängig <strong>ist</strong> und zur Schiffsanmeldung<br />
beim Hafenkapitän<br />
dient, wurde ebenfalls<br />
von der JWP-R aufgestellt.<br />
Anmeldungen müssen 24<br />
Stunden vor der Ankunft eingehen.<br />
Ist die Fahrtzeit des<br />
Schiffes kürzer, so muss es direkt<br />
nach dem Ablegen bei<br />
der JWP-R gemeldet werden.<br />
Dafür bietet der Hafenbetreiber<br />
ein komfortables Internet-Portal<br />
an.<br />
Hier müssen zudem die<br />
Meldungen über Schiffsabfälle<br />
und den Bedarf an Frischwasser<br />
angegeben werden.<br />
Gleichzeitig werden die notwendigen<br />
Informationen an<br />
die <strong>Wilhelmshavener</strong>-Hafentelematik<br />
übertragen. Als zusätzlichen<br />
Service bietet die<br />
JWP-R einen mobilen Internetzugang<br />
über UMTS-Breitband.<br />
Schiffsagenten können<br />
den USB-Stick für die Crew-<br />
Mitglieder ebenfalls über das<br />
JWP-Portal bestellen.<br />
Außerdem <strong>ist</strong> die JWP-R<br />
für die Berechnung und Festlegung<br />
der Hafennutzungsentgelte<br />
nach der Schiffsanmeldung<br />
zuständig. Um dem<br />
Umweltgedanken gerecht zu<br />
werden, hat die Realisierungsgesellschaft<br />
beschlossen,<br />
das Hafenentgelt vom<br />
Enviromental Ship Index<br />
(ESI) abhängig zu machen.<br />
Im ESI steht, welche Schiffe<br />
geringere Emissionswerte<br />
gegenüber denjenigen Werten<br />
aufweisen, die die International<br />
Maritim Organisation<br />
(IMO) als Richtwerte für<br />
Stickstoff- und Schwefeloxide<br />
festgelegt hat. So bekommen<br />
Schiffe mit ESI-Zertifikat und<br />
einem Wert von mindestens<br />
31 Punkten von 100 möglichen<br />
Punkten Nachlässe auf<br />
das Hafengeld.<br />
Damit will die JWP-R den<br />
Umweltschutz verbessern,<br />
denn das Mitglied der World<br />
Port Climate Initiative und<br />
der EcoPorts hat sich als Ziel<br />
gesetzt, eine nachhaltige Hafenentwicklung<br />
zu betreiben<br />
und dabei verantwortungsvoll<br />
mit den natürlichen Ressourcen<br />
umzugehen.<br />
Das Team der <strong>JadeWeserPort</strong>-Realisierungsgesellschaft und Log<strong>ist</strong>ics Zone GmbH. Im Hintergrund<br />
die 16-gleisige Vorstellgruppe Bahn im Norden des <strong>JadeWeserPort</strong>s.<br />
FOTO: JWP-R
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Klippenvon<br />
Rohrdommel<br />
bis„Flaminia“<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE19<br />
Als Geschäftsführer der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>-Realisierungsgesellschaft<br />
<strong>ist</strong> Axel<br />
Kluth für den Bau des<br />
neuen Hafens verantwortlich.<br />
Rohrdommeln,<br />
Schlosssprengungen und<br />
zuletzt die „Flaminia“<br />
begleiten seinen Weg.<br />
VON MICHAEL HALAMA<br />
WZ: Herr Kluth, als Sie im<br />
Mai 2008 als neuer Geschäftsführer<br />
für die <strong>JadeWeserPort</strong>-<br />
Realisierungsgesellschaft vorgestellt<br />
wurden, sagten Sie,<br />
dass Wilhelmshaven auf Ihrer<br />
Landkarte noch ein „weißer<br />
Fleck“ sei. Was <strong>ist</strong> aus diesem<br />
„weißen Fleck“ geworden?<br />
AXEL KLUTH: Den weißen<br />
Fleck gibt es logischerweise<br />
nicht mehr. Ich habe hier<br />
oben viel gelernt, viele sehr<br />
positive Kontakte geknüpft.<br />
Dabei haben sich Vorurteile<br />
gegenüber den „verschlossenen“<br />
Norddeutschen als nicht<br />
richtig erwiesen – da war ich<br />
positiv überrascht.<br />
WZ: Sie hatten sich 2008 vorgenommen,<br />
an der Jade zu rudern<br />
und den Segelschein zu<br />
machen. Was <strong>ist</strong> aus diesen<br />
Plänen geworden?<br />
AXEL KLUTH: Nichts letztendlich.<br />
<strong>Der</strong> Segelschein <strong>ist</strong><br />
aus Zeitgründen ebenso wenig<br />
etwas geworden wie das<br />
Rudern. Bei diesem Mannschaftssport<br />
hätte ich regelmäßig<br />
pünktlich zum Training<br />
erscheinen müssen.<br />
Und das hätte nicht funktioniert.<br />
WZ: Hatten Sie vor dem Projekt<br />
hier eigentlich jemals<br />
von der Rohrdommel gehört?<br />
AXEL KLUTH: Von der Rohrdommel<br />
nicht. Auch wenn<br />
mir Flora-Fauna-Habitat-<br />
Themen sehr wohl bekannt<br />
waren. Die Rohrdommel hat<br />
meinen Erfahrungsschatz sicherlich<br />
bereichert. Und ich<br />
weiß inzwischen sogar, dass<br />
diese Vögel einst am französischen<br />
Königshof als Delikatesse<br />
verspe<strong>ist</strong> wurden.<br />
Fortsetzung auf Seite 20<br />
Mai 2008: Niedersachsens<br />
Wirtschaftsstaatssekretär<br />
Joachim Werren (l.) und<br />
Bremens Wirtschaftsstaatsrat<br />
Heiner Heseler<br />
(r.) stellen Axel Kluth vor.<br />
FOTO: DPA
SEITE20<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Für die Sanierung der<br />
Hauptkaje hatte man sich<br />
wegen der großen Zahl an<br />
Schlosssprengungen für die<br />
Betonwandlösung entschieden.<br />
Innerhalb von acht Wochen<br />
realisierten die Fachleute<br />
die anspruchsvolle<br />
Aufgabe. WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Axel Kluth wurde am 11.<br />
August 1951 in Berlin geboren.<br />
Er <strong>ist</strong> verheiratet<br />
und hat zwei erwachsene<br />
Kinder. An der Technischen<br />
Universität Berlin<br />
studierte er „Bauwesen<br />
mit Vertiefung konstruktiver<br />
Wasserbau“. <strong>Der</strong> Bauingenieur<br />
<strong>ist</strong> seit August<br />
2008 Geschäftsführer<br />
der <strong>JadeWeserPort</strong>-Realisierungsgesellschaft.<br />
Während seiner Zeit in der<br />
Baubranche war er mitverantwortlich<br />
für zahlreiche<br />
Großprojekte, darunter<br />
den Berliner Hauptbahnhof<br />
und die Errichtung des<br />
größten Braunkohlekraftwerks<br />
Europas in Neurath<br />
bei Düsseldorf.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/GABRIEL-JÜRGENS<br />
RisseinSpundwandnichtunterschätzt<br />
Fortsetzung von Seite 19<br />
WZ: Als Sie im August 2008<br />
Ihre Arbeit hier aufgenommen<br />
haben, stand für Sie die<br />
Teambildung in der Realisierungsgesellschaft<br />
im Mittelpunkt.<br />
Wie hat sich Ihr Team<br />
mit dem Fortschreiten des<br />
Projektes entwickelt?<br />
AXEL KLUTH: Es hat sich erst<br />
einmal inhaltlich entwickelt,<br />
vom Bauvorhaben bis hin<br />
zum Hafenbetrieb. Aber sie<br />
zielen wohl eher auf die<br />
Teambildung ab. Die hat gut<br />
funktioniert, deshalb und<br />
wegen der guten Mitarbeiter<br />
<strong>ist</strong> das Projekt insgesamt gut<br />
gelaufen, auch wenn dies in<br />
der Außenwahrnehmung<br />
nicht immer erkennbar war.<br />
WZ: Sie schauen stets nach<br />
vorn, haben Sie seinerzeit gesagt,<br />
die alten Querelen seien<br />
„Projekth<strong>ist</strong>orie“. Weitere<br />
Querelen und Verzögerungen<br />
könne man sich nicht le<strong>ist</strong>en.<br />
Die Wirklichkeit hat Sie dann<br />
eines Besseren belehrt.<br />
AXEL KLUTH: Ja gut – man <strong>ist</strong><br />
ja nicht frei von äußeren Einflüssen.<br />
Zum einen holen<br />
einen manchmal Punkte oder<br />
Fehler aus der Vergangenheit<br />
ein. Zum anderen war die<br />
erste terminliche Verschiebung<br />
der weltwirtschaftlichen<br />
Entwicklung geschuldet.<br />
Wichtig <strong>ist</strong> aber, dass<br />
man aus Querelen oder Fehlern<br />
der Vergangenheit lernt<br />
und diese Erfahrungen in die<br />
Projektarbeit einbringt.<br />
WZ: Haben Sie aus heutiger<br />
Sicht den Eindruck, dass sowohl<br />
die Realisierungsgesellschaft<br />
als auch die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
(Arge) das Problem mit den<br />
Schlosssprengungen an der<br />
Hauptkaje anfangs unterschätzt<br />
haben?<br />
AXEL KLUTH: Unterschätzt<br />
mit Sicherheit nicht. Das<br />
Problembewusstsein <strong>ist</strong> mit<br />
dem Kenntnisstand gewachsen.<br />
Das Ganze fing am 21.<br />
September letzten Jahres an<br />
mit einigen wenigen Schlosssprengungen.<br />
Bei einer Kajenlänge<br />
von 1,7 Kilometern<br />
<strong>ist</strong> eine Zahl von um die 30<br />
Schlosssprengungen nichts<br />
Ungewöhnliches.<br />
Bereits einen Tag später,<br />
also am 22. September, haben<br />
wir uns erstmals mit den Gutachtern<br />
und der Arge zusammengesetzt<br />
und uns über Sanierungskonzepte<br />
für die<br />
temporäre und endgültige Sicherung<br />
der anfänglich wenigen<br />
Schlosssprengungen Gedanken<br />
gemacht. Mit Zunahme<br />
der Schäden haben wir<br />
die Maßnahmen dann aktuell<br />
den neuen Erkenntnissen angepasst.<br />
Deshalb auch der<br />
Wechsel von der in solchen<br />
Fällen nach EAU (Empfehlung<br />
Arbeitsgruppe Ufereinfassungen)<br />
vorgesehenen üblichen<br />
Verplattung – wie sie<br />
zum Beispiel auch in der Bremerhavener<br />
Kaiserschleuse<br />
zum Einsatz kam – hin zur<br />
vorgestellten Betonwandlösung.<br />
Und ich glaube, die Kernaussage<br />
<strong>ist</strong>: Es <strong>ist</strong> gelungen,<br />
trotz der ab März 2012 zunehmenden<br />
Kenntnis einer<br />
Vielzahl weiterer Schlosssprengungen<br />
innerhalb kürzester<br />
Zeit eine Lösung für<br />
das massive Problem unter<br />
der Überschrift „Dauerhaftigkeit,<br />
Qualitätssicherung<br />
und Eröffnungstermin“ zu<br />
finden.<br />
WZ: Gerade sind neue Schäden<br />
am Beton in der Ausgleichskammer<br />
unter der<br />
Hauptkaje bekannt geworden.<br />
Was <strong>ist</strong> die Ursache – und wie<br />
sollen diese Schäden im laufenden<br />
Betrieb saniert werden?<br />
Fortsetzung auf Seite 21
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE21<br />
Sanierungsarbeitenbeeinträchtigennicht<br />
Fortsetzung von Seite 20<br />
AXEL KLUTH: Die Betonabplatzungen<br />
resultieren aus<br />
unterschiedlichem Setzungsverhalten<br />
zweier aneinander<br />
stoßender Bauteile.<br />
Etwas, was leider bei Bauwerken<br />
aus Beton vorkommen<br />
kann. Also ärgerlich,<br />
aber unspektakulär. Die Sanierungsarbeiten<br />
tangieren<br />
den Terminalbetrieb nicht.<br />
Aufgrund der tidebeeinflussten<br />
Lastausgleichskammer<br />
können die Arbeiten in der<br />
Regel nur bei Niedrigwasser<br />
durchgeführt werden, weshalb<br />
sich die Arbeiten bis<br />
Anfang 2013 hinziehen werden.<br />
WZ: Es stehen weitere Restarbeiten<br />
durch die Arge an.<br />
Wann werden die voraussichtlich<br />
abgeschlossen sein?<br />
AXEL KLUTH: Wir müssen ja<br />
noch die Sanierung der<br />
Schlosssprengungen für den<br />
Kajenabschnitt bis zur Nordgrenze<br />
fertigstellen. Witterungsabhängig<br />
rechne ich<br />
damit, dass diese Arbeiten<br />
etwa bis Ende des Jahres abgeschlossen<br />
sein werden.<br />
WZ: Läuft es denn auf den<br />
weiteren 725 Metern Hauptkaje<br />
gen Norden auch auf die<br />
Betonlösung hinaus?<br />
AXEL KLUTH: Auch dort wird<br />
die Betonlösung umgesetzt,<br />
allerdings mit einer im Fußbereich<br />
der Wand diese verlängernden<br />
Fußspundwand.<br />
Dies deshalb, weil die Wand<br />
zur Sicherung der offenen<br />
Spundwandschlösser in den<br />
Lauenburger Ton einbinden<br />
muss und dieser im nördlichen<br />
Bereich tiefer liegt als<br />
im Süden.<br />
WZ: Nun warten alle gespannt<br />
auf das Ergebnis der<br />
Gutachter-Untersuchungen<br />
zur Schadensursachse der<br />
Schlosssprengungen. Wann<br />
werden Sie das erste Gutachten<br />
in den Händen halten<br />
und wann wird die Öffentlichkeit<br />
informiert?<br />
AXEL KLUTH: Wir wissen es<br />
nicht. Sobald wir ein Gutachten<br />
in den Händen halten,<br />
werden wir es zeitnah –<br />
unserem Grundsatz der<br />
Transparenz treu bleibend –<br />
bekannt geben. Die Versicherung<br />
<strong>ist</strong> von Anfang an<br />
eingebunden gewesen, also<br />
von September vergangenen<br />
Jahres an, die Arge sowieso,<br />
die muss ja nachweisen,<br />
dass sie mangelfrei gebaut<br />
hat. Wir sind da eher in der<br />
beobachtenden Position und<br />
haben deshalb eigene Gutachter<br />
eingeschaltet. Mit<br />
unserem eigenen Gutachten<br />
würden wir allerdings nicht<br />
zuerst in die Öffentlichkeit<br />
gehen können, denn hier<br />
sind eindeutig zunächst die<br />
Versicherung und die Arge<br />
gefordert.<br />
WZ: Bundesweit wurde der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> wegen der<br />
Baumängel und Verzögerungen<br />
in einem Atemzug mit<br />
der Hamburger Elbphilharmonie<br />
und dem Flughafen<br />
Berlin-Brandenburg genannt.<br />
Was sagen Sie diesen<br />
Kritikern?<br />
Fortsetzung auf Seite 22<br />
Auf dem <strong>JadeWeserPort</strong><br />
kann Eurogate nach der<br />
Eröffnung (Mitte links das<br />
weiße Festzelt) ohne<br />
Einschränkungen seine<br />
Umschlagaktivitäten<br />
aufnehmen. Anstehende<br />
Arbeiten der Arge JWP<br />
würden diese nicht<br />
beeinträchtigen. FOTO: LANG<br />
Juni 2010: Die Ausgleichskammer (nimmt den landseitigen<br />
Druck auf) unter der Hauptkaje im Bau. FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE
SEITE22<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Probleme<br />
undKosten<br />
imGriff<br />
Fortsetzung von Seite 21<br />
AXEL KLUTH: Diesen vermeintlichen<br />
Experten und<br />
Fachleuten sage ich: Ich hab’<br />
selten so viel Unfug gehört<br />
und gelesen. Wir können hier<br />
mit einem gewissen Stolz sagen,<br />
dass wir uns eben nicht<br />
vergleichen lassen müssen.<br />
Bei der Elbphilharmonie<br />
sprechen wir in Sachen Eröffnung<br />
von einem Zeitfaktor X<br />
– Open end –, wenn man den<br />
Medien glaubt, und zudem<br />
von einer ungeheuren Kostenexplosion.<br />
Gleiches gilt für<br />
den Flughafen Berlin-Brandenburg.<br />
Und genau in diesen beiden<br />
Punkten stehen wir mit<br />
dem <strong>JadeWeserPort</strong> gut da.<br />
Wir haben eine Verschiebung,<br />
die der Wirtschaftskrise geschuldet<br />
war und einvernehmlich<br />
festgelegt wurde,<br />
und wir haben eine geringe<br />
Verschiebung der offiziellen<br />
Eröffnung des Hafens vom 5.<br />
August auf den 21. September<br />
2012.<br />
Zu der möchte ich mich<br />
nicht weiter äußern, da die<br />
Sanierung des ersten Abschnittes<br />
wie zugesagt pünktlich<br />
erfolgt <strong>ist</strong>.<br />
Das heißt: Wir haben die<br />
Probleme, aber auch die Kosten<br />
im Griff. Das kann man<br />
von anderen deutschen Großprojekten<br />
nicht immer behaupten.<br />
August 2008: Die Sandaufspülungen vor dem ehemaligen Geniusstrand werden größer. Links neben dem Voslapper Leuchtturm das JWP-Infocenter, rechts<br />
die blauen Bürocontainer der Bauleitung..Rechts oben die Niedersachsenbrücke.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
WZ: Wie sehr haben die Verzögerungen,<br />
die Streitigkeiten<br />
und das große mediale Echo –<br />
gerade in den vergangenen<br />
Monaten nicht immer sachlich<br />
– Sie auch persönlich belastet?<br />
Fortsetzung auf Seite 23<br />
Seit 45 Jahren vor Ort<br />
und auch beim JWP dabei!<br />
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<strong>JadeWeserPort</strong>s einen guten<br />
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Wirgratulieren zur Inbetriebnahme<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s und wünschen<br />
für die Zukunft alles Gute sowie stets<br />
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FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE23<br />
Eurogate nutzte einige<br />
Wochen lang das 15 Jahre<br />
alte Containerschiff<br />
„Northern Vitality“ für<br />
den Probebetrieb. Die<br />
Mitarbeiter übten das<br />
Handling und Zusammenspiel<br />
ihrer Containerbrücken<br />
und Straddle Carrier beim<br />
Laden und Löschen der<br />
Boxen.<br />
FOTO: HALAMA<br />
Hafenbetriebsbereit<br />
Fortsetzung von Seite 22<br />
AXEL KLUTH: In der Anfangsphase<br />
der letzten acht Monate<br />
schon massiv. Das waren<br />
ja teilweise schon persönliche<br />
Angriffe, teilweise<br />
gegen die Realisierungsgesellschaft,<br />
der man vorsteht.<br />
Wenn Vorwürfe sachlich begründet<br />
vorgetragen werden,<br />
dann stellt man sich der Sache.<br />
Anders <strong>ist</strong> es, wenn sie<br />
unsachlich sind, ohne inhaltliches<br />
oder fachliches<br />
Wissen und teilweise wirklich<br />
ehrabschneidend vorgetragen<br />
werden. Dann geht<br />
einem das zumindest eine<br />
Zeit lang durchaus nah. Irgendwann<br />
schüttelt man<br />
diese Sachen ab, die einen<br />
Jüngeren vielleicht länger<br />
umtreiben als einen 60-Jährigen.<br />
Dank meiner Erfahrung<br />
konnte ich viele Punkte<br />
einfach abhaken.<br />
WZ: Was bleibt für die Realisierungsgesellschaft<br />
nach<br />
dem 21. September, der offiziellen<br />
Eröffnung des Jade-<br />
WeserPorts, noch zu tun?<br />
AXEL KLUTH: Die Realisierungsgesellschaft<br />
<strong>ist</strong> gemäß<br />
Gesellschaftervertrag neben<br />
dem Bau auch für die Verwaltung<br />
und den Betrieb des<br />
Hafens zuständig. Als Betriebsgesellschaft<br />
sind wir<br />
unter anderem für den Betrieb<br />
im Allgemeinen verantwortlich,<br />
sozusagen fürs Facilitymanagement,<br />
also für<br />
den ordnungsgemäßen Erhalt<br />
der Kaje, des Schlepperhafens<br />
und ähnliches. Daneben<br />
naturgemäß auch für<br />
das Erheben von Hafengebühren.<br />
Künftig dann mit etwas<br />
weniger Personal als<br />
dies heute der Fall <strong>ist</strong>. Im Augenblick<br />
geht es immer noch<br />
um die Restabwicklung, die<br />
Schlussrechnungsprüfung,<br />
und gegebenenfalls sind<br />
noch einige Streitfälle abzuarbeiten.<br />
WZ: Die Mitarbeiterstruktur<br />
wird sich bei der JadeWeser-<br />
Port-Betriebsgesellschaft ja<br />
ändern. Wie setzt sich Ihr<br />
Team dabei zusammen?<br />
Bunte-Mitarbeiter bei der feierlichen Übergabe des fertigen<br />
Schlepperhafens am 5. August 2012.<br />
WZ-FOTO: KNOTHE<br />
AXEL KLUTH: Wir haben auf<br />
der einen Seite vorhandenes<br />
Personal, das an die neuen<br />
Aufgaben „angepasst“ worden<br />
<strong>ist</strong>, und zum anderen<br />
haben wir neues Personal<br />
mit nautischem Hintergrund<br />
eingestellt. Die kümmern<br />
sich im Port Office um die<br />
Schiffsverkehre in Verbindung<br />
mit dem Hafenkapitän<br />
bei NPorts. Aber es wird<br />
auch zukünftig einige Bauingenieure<br />
geben, zum Beispiel<br />
für den Bereich Facilitymanagement.<br />
Letztlich <strong>ist</strong> der Hafen<br />
jetzt betriebsbereit, insofern<br />
haben wir die Mitarbeiterstruktur<br />
schon so angepasst,<br />
dass noch Restpunkte abgearbeitet<br />
werden können und<br />
gleichzeitig der Betrieb über<br />
das Port Office sicher gestellt<br />
<strong>ist</strong>.<br />
Fortsetzung auf Seite 24
SEITE24<br />
Axel Kluth zur „MSC Flaminia“<br />
– hier bei der Ankunft<br />
am 9. September 2012:<br />
„<strong>Der</strong> JWP bietet neben der<br />
Kompetenz unseres Betreibers<br />
Eurogate auch viel<br />
Know-how, z. B. bei den in<br />
Wilhelmshaven vorhandenen<br />
Sicherheitskräften wie<br />
der Feuerwehr u. a., aufgrund<br />
der ansässigen<br />
Chemie- und Mineralölunternehmen.<br />
FOTO: HALAMA<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong> Entwicklung des neuen<br />
Hafens und der Log<strong>ist</strong>ikzone<br />
muss man Zeit<br />
einräumen, meint JWP-R-<br />
Geschäftsführer Axel Kluth<br />
(unten). WZ-FOTO: LÜBBE<br />
<strong>Der</strong>EntwicklungZeitgeben<br />
Fortsetzung von Seite 23<br />
WZ: Nun hat vor der offiziellen<br />
Eröffnung die schwer havarierte<br />
„MSC Flaminia“ am<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> festgemacht.<br />
Wegen ihrer Gefahrgüter und<br />
des kontaminierten Löschwassers<br />
an Bord gibt es heftige<br />
Diskussionen in der Region.<br />
Ist die Entladung dieses<br />
Schiffes tatsächlich ein großes<br />
Risiko und eine weitere Negativmeldung<br />
über den neuen<br />
Hafen, oder stellt dieses Vorhaben<br />
den Standort als Problemlöser<br />
doch eher in ein<br />
positives Licht?<br />
AXEL KLUTH: Erst einmal<br />
muss festgestellt werden,<br />
dass uns dieses Schiff seitens<br />
des Havariekommandos zugewiesen<br />
wurde. Aufgrund<br />
des Tiefgangs der „Flaminia“<br />
haben dabei sicherlich die<br />
nautischen Vorteile des JWP<br />
eine Rolle gespielt. Und es<br />
wurde sicherlich höchste<br />
Zeit, die „Flaminia“ in einen<br />
Hafen zu verbringen. Den<br />
vorherigen Zustand des wochenlangen<br />
Schleppens über<br />
den Atlantik empfinde ich<br />
persönlich für die Betroffenen<br />
als unhaltbaren Zustand,<br />
der sich nicht wiederholen<br />
darf. Unabhängig davon<br />
bietet der JWP neben der<br />
Kompetenz unseres Betreibers<br />
Eurogate auch viel<br />
Know how zum Beispiel bei<br />
den in Wilhelmshaven vorhandenen<br />
Sicherheitskräften<br />
wie der Feuerwehr u. a.,<br />
aufgrund der ansässigen<br />
Chemie- und Mineralölunternehmen.<br />
Auch das Wort Gefahrgut<br />
sollte sensibler genutzt werden,<br />
da auch so selbstverständliche<br />
Güter des täglichen<br />
Bedarfs wie Feuerzeuge,<br />
Zündhölzer, Haushaltsreiniger,<br />
Lösungsmittel etc.<br />
als Gefahrgut deklariert werden<br />
müssen. Jedenfalls kann<br />
und wird der JWP die anstehenden<br />
Aufgaben professionell<br />
abarbeiten.<br />
WZ: Sie selbst haben 2008<br />
einen Fünf-Jahres-Vertrag erhalten.<br />
Wie geht es für Sie<br />
persönlich ab Herbst 2013<br />
weiter?<br />
AXEL KLUTH: Gute Frage.<br />
Darüber können wir im<br />
nächsten Jahr reden, weil ich<br />
es noch nicht weiß. Noch <strong>ist</strong><br />
der Vertrag ja nicht abgelaufen.<br />
Ich bin ja in einem Alter,<br />
in dem man etwas freier <strong>ist</strong><br />
hinsichtlich der Überlegungen,<br />
wie es weiter geht. Da<br />
spielt die persönliche Lebensplanung<br />
sicherlich auch<br />
noch eine Rolle.<br />
WZ: Wenn Sie heute vom<br />
Infocenter aus auf den Jade-<br />
WeserPort schauen und zurückdenken<br />
ans Jahr 2008:<br />
Was geht Ihnen dann durch<br />
den Kopf?<br />
AXEL KLUTH: Ich hab mir diese<br />
Frage bislang nie gestellt.<br />
Wenn man ein Projekt anfängt,<br />
hat man ein Ziel vor<br />
Augen und versucht, dies<br />
umzusetzen. Beim <strong>JadeWeserPort</strong><br />
<strong>ist</strong> beeindruckend<br />
viel geschaffen worden. Vor<br />
allem auch etwas, was man<br />
sehen und im wahrsten Sinne<br />
des Wortes begreifen<br />
kann.<br />
Am Anfang waren da ein<br />
paar Bojen im Wasser, jetzt<br />
kann man den Hafen bei großer<br />
Windstärke sogar schmecken,<br />
weil dann der Sand<br />
zwischen den Zähnen<br />
knirscht.<br />
Und dieser Prozess geht ja<br />
weiter. Im Augenblick guckt<br />
man noch auf eine große<br />
Sandfläche, wo vor ein paar<br />
Jahren Wasser war. In spätestens<br />
fünf Jahren sehen wir<br />
auf dieser Fläche etwas ganz<br />
anderes – man muss gerade<br />
der Log<strong>ist</strong>ikzone auch ein<br />
bisschen Zeit geben, sich zu<br />
entwickeln.<br />
Es <strong>ist</strong> Blödsinn, zu sagen,<br />
wenn beim Start nicht gleich<br />
alles läuft und nicht sofort alle<br />
Flächen vermarktet sind,<br />
dann sei das ganze Projekt<br />
nichts. Man darf nicht vergessen,<br />
dass es sich beim <strong>JadeWeserPort</strong><br />
um ein Greenfield-Projekt<br />
handelt. Und<br />
diese Projekte auf der „Grünen<br />
Wiese“ brauchen ihre<br />
Zeit. Fünf Jahre wären schon<br />
ein verdammt kurzer Zeitraum,<br />
zwischen zehn und<br />
fünfzehn Jahre wären ein<br />
Stück Normalität.<br />
<strong>Der</strong> Van Carrier neben dem <strong>JadeWeserPort</strong>-Infocenter mit<br />
Sponsoren-Logos.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE25<br />
GroßeHerausforderungensehrgutgeme<strong>ist</strong>ert<br />
Hans-Henning Pötter,<br />
Prokur<strong>ist</strong> und Justiziar<br />
der <strong>JadeWeserPort</strong> Realisierungsgesellschaft,<br />
hat<br />
das Projekt seit Ende<br />
2001 begleitet. Anlässlich<br />
einer Pressereise zog er<br />
kürzlich ein Resümee.<br />
WILHELMSHAVEN – „Als die<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>-Entwicklungsgesellschaft<br />
im Herbst des<br />
Jahres 2001 unter ihrem damaligen<br />
Geschäftsführer<br />
Claus Wülfers ihre Tätigkeit<br />
in Wilhelmshaven aufnahm,<br />
gab es eine Idee und einen<br />
Auftrag: gemeinsam in der<br />
Partnerschaft der beiden<br />
Bundesländer Niedersachsen<br />
und Bremen Deutschlands<br />
neuen Tiefwasserhafen zu<br />
konzipieren.<br />
In kurzer Zeit gelang es<br />
Herrn Wülfers und seiner<br />
kleinen Truppe, die anfangs<br />
durchaus belächelt wurde,<br />
die Ernsthaftigkeit dieses Projektes<br />
auch gegenüber Zweiflern<br />
zu vermitteln und einen<br />
genehmigungsfähigen Antrag<br />
auf Planfeststellung vorzubereiten.<br />
Zwölf Ordner mit<br />
Unterlagen konnten im Oktober<br />
2003 bei der Wasser- und<br />
Schifffahrtsdirektion in Aurich<br />
eingereicht werden.<br />
Lkw mit Beton auf einem Ponton, Oktober 2008: Eine Prallwand zur Regulierung der Strömungsverhälnisse beim<br />
JWP-Bau muss am Kühlwassereintritt des Eon-Kraftwerks gebaut werden.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Hierbei wurde absolutes<br />
Neuland betreten; nicht nur<br />
in dem Ansatz, staatliche Infrastruktur<br />
wettbewerbsfähig<br />
anzubieten und hierfür einen<br />
,return on invest‘ zu erzielen,<br />
sondern auch in der Vermarktung<br />
eines Hafens, der damals<br />
nur aus Papier und einer<br />
großen Wasserfläche bestand.<br />
Dies war, nicht nur jur<strong>ist</strong>isch,<br />
eine große Herausforderung.<br />
Auch diese wurde bestanden.<br />
Es gelang – in echtem<br />
und fairem Wettbewerb – mit<br />
Eurogate einen Betreiber zu<br />
finden, der hervorragend geeignet<br />
<strong>ist</strong>, diesen ,Greenfield-<br />
Hafen’ im Markt zu etablieren<br />
und in eine erfolgreiche Zukunft<br />
zu führen. Dies eröffnet<br />
nicht nur dem Hafen selbst,<br />
sondern auch der<br />
Stadt Wilhelmshaven<br />
und der<br />
angrenzenden<br />
Region<br />
eine an der<br />
deutschen<br />
Küste einmalige<br />
Perspektive.<br />
Fortsetzung<br />
auf<br />
Seite 26<br />
Erfolgreich, wie man heute<br />
sagen darf. <strong>Der</strong> Antrag wurde,<br />
mit leichten Änderungen, die<br />
bei einem solchen Großverfahren<br />
selbstverständlich<br />
sind, genehmigt und hielt<br />
selbst der Überprüfung durch<br />
das Oberverwaltungsgericht<br />
in Lüneburg im ersten Anlauf<br />
stand.<br />
Zwischenzeitlich war das<br />
Projekt in eine neue Phase getreten.<br />
Mit Gründung der Ja-<br />
deWeserPort-Realisierungsge-<br />
sellschaft unter ihrem Geschäftsführer<br />
Helmut Werner<br />
(die Entwicklungsgesellschaft<br />
wurde mit dem Ausscheiden<br />
von Herrn Wülfers Ende 2004<br />
mit der Realisierungsgesellschaft<br />
verschmolzen), war<br />
nun die neue große Aufgabe<br />
zu lösen, in einer europaweiten<br />
Ausschreibung den Betreiber<br />
des neuen Terminals<br />
für eine Laufzeit von 40 Jahren<br />
zu finden.
SEITE26<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Mit dem Betrieb des Jade-<br />
WeserPorts möchten auch<br />
die Länder Niedersachsen<br />
und Bremen künftig Geld<br />
verdienen. Die JWP-Realisierungsgesellschaft<br />
<strong>ist</strong> für die<br />
Gebührenfestsetzung und<br />
-erhebung zuständig.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
HafenmanagementstartetmitanspruchsvollerAufgabe<br />
Fortsetzung von Seite 25<br />
Die dritte große Aufgabe,<br />
die nun zu lösen war, war der<br />
eigentliche Bau des Hafens.<br />
Was im Vornherein so leicht<br />
erschien, erwies sich in der<br />
Damen- u.<br />
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Praxis als sperriger denn erwartet.<br />
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Aber mit Pragmatismus<br />
und dem nötigen Schuss<br />
Hartnäckigkeit gelang es<br />
letztlich allen Projektbeteilig-<br />
N o 5<br />
ten, den Hafen innerhalb des<br />
anvisierten Zeitraums fertigzustellen.<br />
Am 21. September<br />
dieses Jahres wird er nun offiziell<br />
in Betrieb genommen.<br />
Nun, nach elf Jahren, steht<br />
der Hafen. Alle am Projekt<br />
Eins, zwei, drei, vier...<br />
ALLES GUTE<br />
wünschen wir!<br />
Beteiligten stehen vor neuen<br />
Aufgaben.<br />
Das Land Niedersachsen<br />
hat mit Gründung der Jade-<br />
WeserPort Log<strong>ist</strong>ics Zone seine<br />
Entschlossenheit deutlich<br />
gemacht, das neu entstandene<br />
Güterverkehrszentrum im<br />
Interesse von Stadt und Region<br />
zu entwickeln und mittelfr<strong>ist</strong>ig<br />
die Basis dafür zu<br />
schaffen, dass nicht nur der<br />
Hafen selbst, sondern auch<br />
Objektbetreuung, Hausme<strong>ist</strong>erservice, Dienstle<strong>ist</strong>ungen,<br />
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mit den damit verbundenen<br />
Arbeitsplätzen zu einer<br />
Erfolgsgeschichte wird.<br />
Für unsere Gesellschaft<br />
sind dies umfassende Managementle<strong>ist</strong>ungen<br />
für den<br />
täglichen Hafenbetrieb. Über<br />
ein modernes Internetportal<br />
werden z. B. die Schiffsanmeldungen<br />
entgegen genommen.<br />
Mit der Einrichtung des<br />
Port Office wurde ein zentrales<br />
Büro als erster Ansprechpartner<br />
für Reeder, Agenten<br />
und Behörden geschaffen.<br />
Wir gratulieren zur Inbetriebnahme<br />
und wünschen eine erfolgreiche Zukunft!<br />
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In unsere Zuständigkeit<br />
fällt auch die Verwaltung der<br />
eigenen Flächen inklusive<br />
Project-Pier und Service- und<br />
Schlepperhafen sowie die Erhebung<br />
und auch Erstattung<br />
von Entsorgungspauschalen.<br />
Die Aufstellung von Hafenbenutzungsordnung,<br />
allgemeinen<br />
Nutzungsbedingungen<br />
sowie Alarm- und Gefahrenabwehrplänen<br />
wurde bereits<br />
in den vergangenen Monaten<br />
realisiert.<br />
<strong>Der</strong> Betreiber Eurogate<br />
und die Realisierungsgesellschaft<br />
haben nun das zu bewältigen,<br />
was man harmlos<br />
„Hafenbetrieb“ nennen<br />
könnte. Dass dies in der Praxis<br />
keineswegs so anspruchslos<br />
<strong>ist</strong>, wie es klingt und keine<br />
bloße Verwaltungstätigkeit,<br />
zeigt die „Flaminia“.<br />
Zwei Jahre lang hatte sich<br />
die Realisierungsgesellschaft<br />
in Abstimmung mit den zuständigen<br />
Landesbehörden<br />
mit dem Aufbau eines Hafenmanagements<br />
befasst und<br />
dabei auch den Umgang mit<br />
außergewöhnlichen Situationen<br />
theoretisch durchgespielt.<br />
So war es dann sicherlich<br />
überraschend, dass ausgerechnet<br />
das erste Containerschiff,<br />
das unseren Hafen<br />
anlaufen wird, eine solche herausfordernde<br />
Situation herbeiführt.<br />
Die Fülle tatsächlicher<br />
und rechtlicher Fragen,<br />
die nun beantwortet werden<br />
müssen, findet uns aber vorbereitet.<br />
Wir werden diese<br />
Aufgabe lösen, so professionell,<br />
wie wir auch alle anderen<br />
Aufgaben der Zukunft lösen<br />
werden.“
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>:<br />
DieChronik<br />
seit2001<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE27<br />
Erste Gedankenspiele<br />
entstanden vor 40 Jahren,<br />
vor 20 Jahren konkretisierten<br />
sich die<br />
Ideen, vor 12 Jahren fiel<br />
der Startschuss für Planung<br />
und Realisierung<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s.<br />
WILHELMSHAVEN – 30. März<br />
2001 – Wilhelmshaven gewinnt<br />
das Rennen für den<br />
Bau des Tiefwasserhafens<br />
gegen Cuxhaven. Darauf einigen<br />
sich die Regierungschefs<br />
von Niedersachsen, Bremen<br />
und Hamburg<br />
30. August 2001 – <strong>Der</strong> damalige<br />
niedersächsische Min<strong>ist</strong>erpräsident<br />
Sigmar Gabriel<br />
eröffnet den Firmensitz der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>-Entwicklungsgesellschaft<br />
(JWP-E) in Wilhelmshaven<br />
September 2001 – Die<br />
JWP-E nimmt die Arbeit auf<br />
November 2001 – Vorankündigung<br />
der Ausschreibung<br />
der Planungsle<strong>ist</strong>ungen europaweit<br />
Dezember 2001 – Europaweite<br />
Ausschreibung der Planungsle<strong>ist</strong>ungen<br />
mit einem<br />
Investitionsvolumen von 11<br />
Millionen Euro<br />
April 2002 – Beginn der<br />
Auftragsvergaben für die umweltbezogenen<br />
Beratungsund<br />
technischen Planungsle<strong>ist</strong>ungen.<br />
Durchführung des<br />
Scoping-Termins mit 120 Vertretern<br />
von Behörden und<br />
Umweltfachverbänden. Beginn<br />
der Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
21. Mai 2002: Hamburg<br />
verabschiedet sich aus dem<br />
ursprünglichen Drei-Länder-<br />
Vorhaben. Das Land will lieber<br />
in den Ausbau der eigenen<br />
Hafeninfrastruktur investieren<br />
Mai 2002 – Erster Workshop<br />
mit allen Auftragnehmern<br />
in Wilhelmshaven<br />
Juni 2002 – Parlamentarischer<br />
Abend in der Niedersächsischen<br />
Landesvertretung<br />
in Berlin<br />
Juli 2002 – Beginn der<br />
technischen Planungen<br />
August 2002 – Durchführung<br />
der seeseitigen Baugrunderkundungen<br />
Januar 2003 – Vergabe der<br />
letzten beiden Gutachten.<br />
Gründung der JWP-Realisierungsgesellschaft<br />
Februar 2003 – Durchführung<br />
der landseitigen Baugrunderkundungen<br />
Fortsetzung auf Seite 28<br />
Seit elf Jahren das Top-<br />
Marketing-Ereignis für<br />
den <strong>JadeWeserPort</strong> und<br />
den gesamten Standort:<br />
Die Regatta um den Jade-<br />
WeserPort-Cup zieht jährlich<br />
über 1000 Mitsegler<br />
aus Wirtschaft, Politik<br />
und Verbänden nach Wilhelmshaven.<br />
Nächste Woche<br />
<strong>ist</strong> es wieder so weit.<br />
FOTO: HALAMA<br />
Von diesen modernen<br />
Portalkranen hätte 2001<br />
kaum jemand zu träumen<br />
gewagt. Eurogate hat derzeit<br />
drei dieser Krane auf<br />
seiner KV-Anlage im Einsatz;<br />
künftig sollen es<br />
fünf dieser Umschlaggeräte<br />
sein. Sie stehen<br />
auch anderen Unternehmen<br />
zur Verfügung, die<br />
nicht über einen eigenen<br />
Bahnanschluss verfügen.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE
SEITE28<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong>–eineChronikseit2001<br />
Juni 2004 – Erörterungstermin.<br />
Antragsunterlagen auf<br />
Planfeststellung nach Bundesbergrechr<br />
September 2004 – Durchführung<br />
der Erörterungstermine<br />
Dezember 2004 – Verschmelzung<br />
der JWP-E mit<br />
der <strong>JadeWeserPort</strong>-Realisierungsgesellschaft<br />
mbH & Co.<br />
KG<br />
Juni 2005 – Auftragsbekanntmachung<br />
Baulos I<br />
Juni und Juli 2005 – Einreichung<br />
Anträge I und II auf<br />
Planänderung (Wasserstraßenrecht)<br />
des Hafen-Chefplaners Wolf-<br />
Dietmar Starke kritisiert die<br />
Opposition im Niedersächsischen<br />
Landtag Wirtschaftsmin<strong>ist</strong>er<br />
Walter Hirche (FDP).<br />
Sie sei nicht über Planungsfehler<br />
und Missmanagement<br />
informiert worden. Das Amtsgericht<br />
hob die Kündigung<br />
Starkes im Juni 2008 auf<br />
April 2007 – Baukonzern<br />
Hochtief erhält den Auftrag<br />
für Baulos 1<br />
Mai 2007 – Arge <strong>JadeWeserPort</strong><br />
um Bauunternehmen<br />
Bunte ruft die Vergabekammer<br />
an<br />
Fortsetzung auf Seite 29<br />
Fortsetzung von Seite 27<br />
Mai 2003 – Parlamentarischer<br />
Abend in Hannover. Im<br />
Schiffssimulator in Hamburg<br />
werden erste Testläufe unternommen<br />
2001 im <strong>Wilhelmshavener</strong> Ratssaal:<br />
WHV-Präsident John H. Niemann bedankt<br />
sich überschwänglich bei Niedersachsens<br />
damaligem Min<strong>ist</strong>erpräsidenten<br />
Sigmar Gabriel (SPD) für die<br />
Entscheidung, den deutschen Container-Tiefwasserhafen<br />
in Wilhelmshaven<br />
zu bauen. Wilfrid Adam (SPD), zehn<br />
Oktober 2003 – Abgabe der<br />
Antragsunterlagen auf Planfeststellung,<br />
und zwar nach<br />
Wasserstraßenrecht bei der<br />
Genehmigungsbehörde Wasser-<br />
und Schiffahrtsdirektion<br />
in Aurich<br />
März 2004 – Abgabe der<br />
Antragsunterlagen auf Planfeststellung<br />
nach Bundesberggesetz<br />
beim Landesbergamt<br />
in Clausthal-Zellerfeld<br />
Mai 2004 – Öffentliche<br />
Jahre Vorsitzender des Ausschusses<br />
für Häfen und Schifffahrt im Niedersächsischen<br />
Landtag, freut sich mit.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Auslegung der Planunterlagen.<br />
Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />
in<br />
Wilhelmshaven und den Umlandgemeinden<br />
Februar 2006 – Einreichung<br />
des Antrags auf Planänderung<br />
III<br />
April 2006 – Vergabe Betreiberkonzession<br />
an Eurogate-Gruppe<br />
Juni 2006 – Erörterungstermin<br />
für die Planänderungen<br />
Oktober 2006 – Übergabe<br />
des Planfeststellungsbeschlusses<br />
nach Bundesberggesetz<br />
Februar 2007 – Auftragsvergabe<br />
Straßenerschließung<br />
bis zur Hauptdeichlinie<br />
20. März 2007 – Übergabe<br />
des Planfeststellungsbeschlusses<br />
nach Wasserstraßenrecht.<br />
<strong>Der</strong> Baubeginn<br />
wird für den Sommer angekündigt.<br />
Initiativen und Umweltverbände<br />
bereiten Klagen<br />
vor<br />
16. April 2007 – Nach der<br />
überraschenden Entlassung<br />
20. März 2007: <strong>Der</strong> damalige<br />
JWP-R-Geschäftsführer<br />
Helmut Werner hält in Aurich<br />
den Planfeststellungsbeschluss<br />
nach Wasserstraßenrecht<br />
in den Händen.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE29<br />
Mit dieser Visualisierung<br />
wurde jahrelang für den <strong>JadeWeserPort</strong><br />
geworben. Solange<br />
man noch nicht mit<br />
dem Bau begonnen hatte,<br />
gab es vor Ort lange Zeit<br />
ebenfalls das Problem,<br />
beim Blick auf die Fläche<br />
am Deich nur Wasser zeigen<br />
zu können. Die Visualisierungen<br />
wurden im Laufe der<br />
Jahre immer detailierter<br />
(siehe auch Seiten 56/57<br />
und 72/73). Auch das Logo<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
(rechts die erste, längst<br />
verworfene Version) änderte<br />
sich mit der Zeit.<br />
GRAFIK: JWP-R<br />
Chronikseit2001<br />
Fortsetzung von Seite 28<br />
5. September 2007 – Das<br />
Oberlandesgericht Celle<br />
schließt überraschend das<br />
Hochtief-Angebot von der<br />
Vergabe aus. Damit siegt Bunte<br />
in dem Rechtsstreit. Auftragsvergabe<br />
Baulos 1 an die<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>JadeWeserPort</strong><br />
unter Führung des<br />
Buntes<br />
September 2007 – Anordnung<br />
der sofortigen Vollziehbarkeit<br />
des Rahmenbetriebsplanes<br />
durch LBEG.<br />
Oktober 2007 – Zulassung<br />
des Hauptbetriebsplanes mit<br />
sofortiger Vollziehbarkeit Auftragsvergabe<br />
Ingenieurbauwerke<br />
im Zuge der Gleiserschließung<br />
Die Rohrdommel wurde zum<br />
Symbol der Umweltschutzauflagen<br />
beim Bau des Jade-<br />
WeserPorts. Hier das Exemplar,<br />
welches im Februar<br />
Oktober 2007 bis Januar<br />
2008 – Sitzungen des 20. Parlamentarischen<br />
Untersuchungsausschusses<br />
in Hannover<br />
zum <strong>JadeWeserPort</strong><br />
18. Dezember 2007 – <strong>Der</strong><br />
Aufsichtsrat der JadeWeser-<br />
Port-Realisierungsgesellschaft<br />
beschließt, kurzfr<strong>ist</strong>ig einen<br />
neuen Geschäftsführer zu suchen.<br />
Dieser soll die Aufgaben<br />
der bisherigen Geschäftsführer<br />
Helmut Werner für<br />
Niedersachsen und Jürgen<br />
Holtermann für Bremen<br />
übernehmen<br />
Januar 2008 – Beginn vorbereitender<br />
Arbeiten auf der<br />
Baustelle<br />
17. Januar 2008 – Nach<br />
dem Abschlussbericht des<br />
2009 entkräftet auf dem<br />
WRG-Gelände aufgefunden,<br />
aufgepäppelt und später<br />
wieder dort ausgesetzt worden<br />
war.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
parlamentarischen Untersuchungsausschusses<br />
wirft die<br />
Opposition im Landtag Min<strong>ist</strong>erpräsident<br />
Chr<strong>ist</strong>ian<br />
Wulff (CDU) Versagen vor<br />
und fordert die Entlassung<br />
von Wirtschaftsmin<strong>ist</strong>er Walter<br />
Hirche (FDP). Die Papenburger<br />
Bunte-Gruppe fordert<br />
einen Nachschlag von mindestens<br />
65 Millionen Euro<br />
wegen höherer Material- und<br />
Personalkosten (darüber <strong>ist</strong><br />
bis heute nicht entschieden)<br />
März 2008 – Ablehnung<br />
der Eilanträge gegen den sofortigen<br />
Vollzug des Planfeststellungsbeschlusses<br />
nach<br />
Bundeswasserstraßenrecht<br />
durch das Oberverwaltungsgericht<br />
Lüneburg. Spülleitungen<br />
werden zu Wasser gelassen<br />
Mai 2008 – Beginn der<br />
Aufspülarbeiten mit dem<br />
Schneidkopfsaugbagger<br />
„Pirat X“<br />
Juli 2008 – <strong>JadeWeserPort</strong>-<br />
Infocenter öffnet die Pforten<br />
August 2008 – Start der<br />
Rammarbeiten für die Hauptkaje<br />
Oktober 2008 – Zehn Millionen<br />
Kubikmeter Sand sind<br />
aufgespült<br />
November 2008 – Bau der<br />
Verlängerung der A 29 beginnt<br />
Dezember 2008 – Montage<br />
der neuen Eisenbahnbrücke<br />
über die Straße Am tiefen<br />
Fahrwasser<br />
April 2009 – Auftragsvergabe<br />
Herstellung der Gleiszuführungsstrecke.<br />
Auftragsvergabe<br />
Herstellung der Lärmschutzwand<br />
entlang der<br />
Gleisanbindung<br />
Fortsetzung auf Seite 30
SEITE30<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Im Mai 2008 stehen die<br />
blauen Bürocontainer der<br />
Bauleitung. Am Geniusstrand<br />
liegen die gelben<br />
Elemente der Schwimm-<br />
Spülleitung für den Einsatz<br />
bereit. Rechts die Niedersachsenbrücke.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Chronikdes<br />
Hafenbaus<br />
seit2001<br />
Fortsetzung von Seite 29<br />
Mai 2008 – <strong>Der</strong> neue Hafenbaumanager<br />
Axel Kluth<br />
wird in Hannover vorgestellt<br />
und nimmt im August 2008<br />
seine Arbeit auf<br />
Juli 2009 – Start Schienenanbindung<br />
JWP an das<br />
Hauptnetz der DB<br />
7. Juli 2009: Zur Freigabe des Bahnanschlusses rollten die VIPs mit diesem Sonderzug an.<br />
<strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong> war damit an das Schienennetz der DB angeschlossen.FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Oktober 2009 – Die letzte<br />
Tragbohle der Hauptkaje wird<br />
gerammt<br />
12. Juni 2012: Richtfest mit 800 Gästen für den Nordfrost Seehafen-Terminal in der Logsitikzone<br />
des JadeWesePort.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
November 2009 – Eurogate<br />
zieht seine erste Ausschreibung<br />
für Asphaltierungsarbeiten<br />
zurück<br />
Dezember 2009 – Lückenschluss<br />
an der Hauptkaje<br />
durch Rammung der letzten<br />
Füllbohle<br />
Winter 2010 – Die erste<br />
Lärmschutzwand aus Metallgeflecht,<br />
Fasermatten, Erdfüllung<br />
und Efeupflanzungen<br />
hält den Winterstürmen nicht<br />
stand. Sie wird abgerissen<br />
und später durch eine Betonwand<br />
ersetzt<br />
Mai 2010 – Als Folge der<br />
Weltwirtschaftskrise einigen<br />
sich die Realisierungsgesellschaft<br />
und Betreiber Eurogate<br />
darauf, den Start auf August<br />
2012 zu verschieben<br />
Fortsetzung auf Seite 31<br />
Juni 2010: Die erste Lärmschutzwand war nicht standfest<br />
und musste einer stabilen Betonwand weichen. WZ-FOTO: LÜBBE
21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE31<br />
22. November 2007: Bremens<br />
Alt-Bürgerme<strong>ist</strong>er<br />
Henning Scherf nach seinem<br />
„Auftritt“ beim Parlamentarsichen<br />
Untersuchungsausschuss<br />
zum <strong>JadeWeserPort</strong><br />
in Hannover.<br />
FOTO: DPA<br />
28. Mai 2011: Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel (CDU)<br />
freut sich bei der 7. Nationalen<br />
Konferenz über diesen<br />
Miniatur-Maschinentelegrafen.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Januar 2012: Die Aufspülarbeiten<br />
sind abgeschlossen.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
ChronikdesHafens<br />
Fortsetzung von Seite 30<br />
Mai 2010 – Lückenschluss<br />
(Polderschluss) am Norddamm<br />
Mai 2011 – Die 7. Nationale<br />
Maritime Konferenz mit<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
(CDU) findet auf dem Gelände<br />
statt. Beginn der Bauarbeiten<br />
Schlepper- und Servicehafen<br />
Juni 2011 – Aufstellung des<br />
Ober- und Unterfeuers Jappensand<br />
Oktober 2011 – Zweigleisiger<br />
Ausbau der Schienenstrecke<br />
von Oldenburg zum Jade-<br />
WeserPort beginnt. <strong>Der</strong><br />
Grundstein für das Terminal-<br />
House von Eurogate wird gelegt<br />
November 2011 – Baubeginn<br />
für Nordfrost Seehafen-<br />
Terminal in der JWP Log<strong>ist</strong>ics<br />
Zone<br />
Januar 2012 – Schlosssprengungen<br />
an der Spundwandkonstruktion<br />
werden öffentlich<br />
bekannt; die WZ hatte<br />
bereits Anfang Dezember<br />
2011 darüber berichtet. Abschluss<br />
der Aufspülarbeiten:<br />
45,9 Millionen Kubikmeter<br />
Sand wurden eingebracht.<br />
Veröffentlichung des Hafentarifs<br />
für die Schifffahrt<br />
Februar 2012 – Bunte we<strong>ist</strong><br />
Kritik an der Konstruktion der<br />
Spundwand und dem Sanierungskonzept<br />
zurück. Vergabe<br />
der Konzession für Festund<br />
Losmacherdienstle<strong>ist</strong>ungen.<br />
Fortsetzung auf Seite 32<br />
11. November 2011: Nordfrost-Inhaber<br />
Horst Bartels (4. v. l) packt es an. Unterstützt<br />
wurde er beim 1. Spatenstich für den<br />
„Nordfrost Seehafen-Terminal“ von (v. l.) Jan<br />
Peilnsteiger (Kühlunternehmer-Verband),<br />
Schortens’ Bürgerme<strong>ist</strong>er Gerhard Böhling,<br />
OB Andreas Wagner, MdB Hans-Werner Kammer<br />
und Alt-OB Eberhard Menzel. WZ-FOTO: LÜBBE
SEITE32<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
HafenChronik<br />
2<br />
1<br />
Fortsetzung von Seite 31<br />
März 2012 – Die ersten vier<br />
Containerbrücken erreichen<br />
den <strong>JadeWeserPort</strong> mit der<br />
„Zhen Hua 23“<br />
April 2012 – Die Zahl der sogenannten<br />
Schlosssprengungen<br />
steigt auf 175 (zuletzt <strong>ist</strong> von<br />
über 340 die Rede). Eurogate<br />
sieht den Starttermin in Gefahr,<br />
die Länder Niedersachsen und<br />
Bremen halten aber am 5. Au-<br />
für den <strong>JadeWeserPort</strong>: Es<br />
<strong>ist</strong> der 21. September<br />
14. Juni 2012 – Richtfest<br />
für den Nordfrost Seehafen-<br />
Terminal mit 800 Gästen<br />
Juni 2012 – Das erste Feederschiff,<br />
die „Pictor J“,<br />
macht am Eurogate CTW<br />
fest. Start der Baumaßnahmen<br />
für den ersten Abschnitt<br />
der Kompensationsmaßnahmen<br />
am Langwarder<br />
Groden<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Die Straßennamen im<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>:<br />
1. Kajenzufahrt Nord – Arktis,<br />
2. Nordzufahrt – Nordmeer,<br />
3. Deichseitige Erschließungsstraße<br />
– Atlantik,<br />
4. Planstraße 2 – Barentssee<br />
5. Planstraße 1 – Indik<br />
6. Haupterschließungsstraße –<br />
Pazifik<br />
7. Kajenzufahrt Süd – Karibik<br />
Die Vorschläge wurden von Mitarbeitern<br />
der <strong>JadeWeserPort</strong> Gesellschaften<br />
geliefert und von<br />
der Stadt genehmigt. Die Namen<br />
sollten internationalen Charakter<br />
haben.<br />
GRAFIK: JWP-R<br />
Juli 2012 – Das „Port Office“<br />
(Hafenbüro) nimmt<br />
den 24-Stunden-Betrieb auf<br />
25. Juli 2012 – Die<br />
Arbeitsgemeinschaft Jade-<br />
WeserPort hat die Sanierungsmaßnahmen<br />
für die<br />
Schlosssprengungsschäden<br />
mit der vorgestellten Betonwand<br />
bis zur 1000 Meter-<br />
Grenze der Kaje abgeschlossen<br />
29. Juli 2012 – Eurogate<br />
lädt zum „Tag der offenen<br />
Baustelle“ ein: Über 50 000<br />
Besucher übertreffen alle<br />
Erwartungen<br />
7<br />
gust fest. <strong>Der</strong> Probebetrieb<br />
kann wegen der Sanierungen<br />
nur eingeschränkt beginnen<br />
5. Mai 2012 – geplanter Start<br />
des Probebetriebs von Eurogate<br />
5. Juni 2012 – Die Länderchefs<br />
von Niedersachsen und<br />
Bremen, David McAll<strong>ist</strong>er und<br />
Jens Böhrnsen, verkünden in<br />
Bremen den neuen Starttermin<br />
August 2012 – Fertigstellung<br />
des Service- und<br />
Schlepperhafens im Norden<br />
des JWP. Grundsteinlegung<br />
für neues Dienstle<strong>ist</strong>ungszentrum<br />
„Pacific One“<br />
21. September 2012 – Eröffnungsveranstaltung<br />
Container-Tiefwasserhafen<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
und Eurogate<br />
Container Terminal Wilhelmshaven<br />
GmbH
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Technikervom<br />
Hafenbau<br />
herausgefordert<br />
Vier Jahre dauerten die<br />
Bauarbeiten für den neuen<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> – eine<br />
Herausforderung für alle<br />
Beteiligten.<br />
WILHELMSHA-<br />
VEN – Richtig<br />
hör- und spürbar<br />
starteten<br />
Ende August<br />
2008 die ersten<br />
Rammarbeiten<br />
am<br />
JadeWeser-<br />
Port. Vom<br />
Rammponton<br />
„MP 45“ wurden<br />
seinerzeit<br />
die ersten<br />
Tragbohlen<br />
zunächst in<br />
den Jadegrund<br />
gerüttelt und<br />
auf den letzten<br />
Metern gerammt.<br />
Anzeige<br />
Im Januar<br />
2008 hatten die anfangs vier<br />
Bauunternehmen der<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>JadeWeserPort</strong><br />
(Arge JWP, siehe Infokasten)<br />
mit den vorbereitenden<br />
Arbeiten auf der Baustelle<br />
begonnen. So wurde im<br />
März unter anderem am<br />
Deich eine rund vier Kilometer<br />
lange Dükerleitung für die<br />
Sandaufspülung des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
montiert.<br />
Parallel entstand unweit<br />
des Voslapper Leuchtturms<br />
und des <strong>JadeWeserPort</strong>-Infocenters<br />
(anfangs<br />
noch<br />
Infobox genannt)<br />
das<br />
Baucamp aus<br />
120 blauen<br />
Bürocontainern.<br />
Hier<br />
fand die Bauleitung<br />
der<br />
JWP-Realisierungsgesellschaft<br />
und<br />
der Arge<br />
ihren Platz.<br />
Bereits Ende<br />
Mai 2008<br />
hatte mit<br />
dem Saugkopfschneidbagger<br />
„Pirat<br />
X“, einem der<br />
größten seiner<br />
Art weltweit, die Sandaufspülung<br />
für die zu gewinnenden<br />
360 Hektar Neuland begonnen.<br />
Bis Ende November<br />
2008 waren bereits über zwölf<br />
Millionen Kubikmeter Sand<br />
aufgespült worden.<br />
Fortsetzung Seite 34<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
Anfang des Jahres<br />
2008 hatten in Voslapp<br />
die ersten Vorarbeiten für<br />
den <strong>JadeWeserPort</strong><br />
stattgefunden. In der<br />
Nähe des Voslapper<br />
Leuchtturms rückten die<br />
Bagger an; dann kamen<br />
die ersten blauen<br />
Bürocontainer für die<br />
Bauleitung.<br />
FOTO: WZ-BIILDDIENST/LÜBBE<br />
SEITE33<br />
Im April 2008 liegt hier<br />
eine der Spülleitungen für<br />
den <strong>JadeWeserPort</strong> im<br />
Nordhafen bereit. Kurz<br />
darauf wurde sie hinaus<br />
geschleppt zur<br />
Sandentnahmestelle<br />
an der <strong>JadeWeserPort</strong>-<br />
Baustelle. Andere<br />
Schwimmleitungen waren<br />
direkt am Deich zusammengeschweißt<br />
und dann zu<br />
Wasser gelassen worden.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE
SEITE34<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Neptuns zornig erhobene Faust mit dem Dreizack stand als Zeichen des Widerstandes gegen den Bau des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
lange am Geniusstrand; es wurde anfangs sogar drumherum gebaut.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
BAU DES JADEWESERPORT –<br />
SOVIEL MATERIAL WURDE VERBAUT<br />
Güterwaggons der Bahn bringen<br />
hier im Mai 2008 tonnenweise<br />
Füllbohlen für die<br />
Spundwand der Hauptkaje<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Die neue Hafenfläche <strong>ist</strong><br />
360 Hektar groß – was<br />
einer Größe von 500 Fußballfeldern<br />
entspricht.<br />
Es wurden 46 Millionen<br />
Kubikmeter Sand aufgespült<br />
– aufgetürmt ergäbe<br />
diese Sandmenge einen<br />
Sandkegel von über 500<br />
Meter Durchmesser und<br />
etwa 340 Meter Höhe.<br />
Mehr als 5400 Trag- und<br />
Füllbohlen sowie Schrägpfähle,<br />
Fender- und Pierplattenpfähle<br />
sind zur Verankerung<br />
der Kaje gerammt<br />
worden.<br />
<strong>Der</strong> Norddamm <strong>ist</strong> 1,8 Kilometer,<br />
der Süddamm<br />
1,2 und die Hauptkaje<br />
1,72 Kilometer lang.<br />
Verbaut wurden hierfür<br />
rund eine Million Kubikmeter<br />
Steine, 80 000 Kubikmeter<br />
Beton und 80 000<br />
Tonnen Stahl – mit dieser<br />
Stahlmenge könnten auf<br />
der Meyer-Werft zwei große<br />
Kreuzfahrtschiffe gebaut<br />
werden.<br />
Mai 2008: Bunte-Saugbagger<br />
„Pirat X“ auf dem Weg zu<br />
seinem ersten Einsatz beim<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>. Gut zu erkennen<br />
der gewaltige<br />
Schneidkopf. WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Mitganz<br />
großemGerät<br />
Fortsetzung von Seite 33<br />
Das war bereits mehr als<br />
ein Viertel der am Ende notwendigen<br />
Menge von 46 Millionen<br />
für den neuen Hafen.<br />
Tag und Nacht holten insgesamt<br />
vier Schneidkopfsaugbagger<br />
und ein Hopperbagger<br />
den Sand aus den Entnahmebereichen<br />
Nord und Süd sowie<br />
der neuen Fahrrinne.<br />
Von Beginn der Aufspülarbeiten<br />
an kamen 350 sogenannte<br />
Setzungsmessplatten<br />
zum Einsatz. Diese sind mit<br />
Drucksensoren ausgestattet<br />
und übermittelten im aufzuspülenden<br />
Baufeld laufend<br />
Daten, in welchen Höhen bereits<br />
aufgespült wurde.<br />
Die parallel von den beiden<br />
Rammpontons „MP 45“<br />
und „Interocean“ eingebrachten<br />
über 40 Meter langen<br />
Tragbohlen markierten rasch<br />
die künftige Kaikante: Bis Ende<br />
November des ersten Baujahres<br />
waren bereits 6000<br />
Tonnen Stahl verbaut.<br />
Neben den Saugbaggern<br />
war dann der auch vom<br />
Deich aus erkennbare Stelzenponton<br />
„MP 40“ maßgeblich<br />
an den Arbeiten beteiligt.<br />
<strong>Der</strong> Ponton wurde mit seinen<br />
38 Meter langen Stützbeinen<br />
hydraulisch aus dem Wasser<br />
gehoben.<br />
Dann kam das eigentliche<br />
Arbeitsgerät zum Einsatz, der<br />
speziell angefertigte Bagger<br />
„Liebherr 995“. Mit seinem 15<br />
Kubikmeter großen Kübel hat<br />
er den extrem harten Lauenburger<br />
Ton vom Jadegrund<br />
gebaggert – zur Herstellung<br />
des neuen Fahrwassers und<br />
der Liegewanne vor der<br />
Hauptkaje.<br />
Fortsetzung auf Seite 35
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE35<br />
Verladung von mit Korrosionsschutz beschichteten Tragbohlen bei Rhenus Midgard im Nordhafen.<br />
Die Bohlen wurden auf Pontons zur Baustelle gebracht.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Tragbohlengerammt<br />
Fortsetzung von Seite 34<br />
Mit dem Kajenbauwerk am<br />
Fahrwasser entstand das<br />
Herzstück des JadeWeser-<br />
Ports: Es bildet sowohl die<br />
Schnittstelle zwischen den<br />
see- und landseitigen Verkehrsträgern<br />
als auch zwischen<br />
den Containerriesen<br />
und den Feederschiffen.<br />
Die Wand aus Stahl bietet<br />
Schiffen mit bis zu 16,50 Meter<br />
Tiefgang einen sicheren<br />
Liegeplatz, sie schützt das<br />
Terminalgelände vor den<br />
Kräften der Gezeiten und <strong>ist</strong><br />
zugleich ein stabiles Fundament<br />
für die schweren Containerbrücken.<br />
Rund 30 Tonnen Gewicht<br />
bringt jede einzelne Tragbohle<br />
auf die Waage. Vom Hersteller<br />
Arcelor Mittal aus Luxemburg<br />
kamen die Pakete<br />
per Schiff nach Bremerhaven<br />
Anzeige<br />
oder Wilhelmshaven, wo sie<br />
für ihren Einsatz in der rauen<br />
See beschichtet wurden. Auf<br />
einem Ponton gelangten sie<br />
zu den schwimmenden Einheiten<br />
am Einbauort, wo täglich<br />
etwa acht Tragbohlen in<br />
den Boden gebracht wurden.<br />
Ein Kran hob die Tragbohlen<br />
in die richtige Position,<br />
wo sie von einer Rammführung<br />
gehalten wurden. In der<br />
ersten Phase wurden die Bohlen<br />
mit einem sogenannten<br />
Vibrationsbär abgesenkt: Diese<br />
Maschine wird an die Bohlen<br />
angeklemmt und erzeugt<br />
vertikal gerichtete Schwingungen.<br />
Diese Vorgehensweise <strong>ist</strong><br />
leiser als das Rammen, kann<br />
allerdings nicht in jedem<br />
Baugrund angewendet werden.<br />
An der Kajenwand wurde<br />
das Verfahren bis etwa<br />
acht Meter über der endgültigen<br />
Tiefe eingesetzt, den Rest<br />
erledigte dann die herkömmliche<br />
Ramme.<br />
Fortsetzung auf Seite 36<br />
Blick auf die Spundwand der Hauptkaje zur Seeseite mit Tragbohlen und den schräg gerammten<br />
Ankerpfählen.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
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·Ingenieur-Wasserbau<br />
·Rammarbeiten<br />
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Brücke (Hängebrücke, 120 m) über den Hafen Geesthacht<br />
„Schiff ahoi“<br />
Wir gratulieren!<br />
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Hildesheimer Str. 1·26384 Wilhelmshaven<br />
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E-Mail: Sieberns@Sieberns-WHV.de<br />
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SEITE36<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Rammarbeiten entlang der Hauptkaje, vorn der Ponton<br />
„MP 45“.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Die Spundwand in der Südostecke des <strong>JadeWeserPort</strong>s; zu erkennen <strong>ist</strong> die aufwändige Verankerung an dieser nach der<br />
Sandaufspülung besonders stark beanspruchten Stelle.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
VielStahlverbaut<br />
Fortsetzung von Seite 35<br />
Die Tragbohlen wurden<br />
anschließend mit sogenannten<br />
Ankerpfählen in ihrer vorgesehenen<br />
Lage fixiert. Dazu<br />
wurden die Pfähle für die<br />
Rückverankerung im entsprechenden<br />
Neigungswinkel gerammt.<br />
Auch die Füllbohlen wurden<br />
zunächst so weit wie<br />
möglich eingerüttelt und<br />
dann bis zur Endtiefe gerammt.<br />
Wenn die Ankerpfähle<br />
an die jeweils benachbarten<br />
Tragbohlen durch<br />
Schweißen „angeschlossen“<br />
waren, konnte Sand hinter<br />
die Kajenwand gespült werden.<br />
Nach der Auffüllung auf<br />
drei Meter über Normalnull<br />
kamen dann die Fenderpfähle.<br />
Diese Fenderrohre wurden<br />
wasserseitig 2,50 Meter und<br />
mit einem Achsabstand von<br />
4,70 Meter vor der geschlossenen<br />
Hauptkaje eingebaut.<br />
Die Fenderrohre tragen zusammen<br />
mit der Hauptkaje<br />
den Kajenkopf sowie die Befestigung<br />
der großen<br />
Schwimmfender.<br />
Fortsetzung auf Seite 37
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
„Jütland“löschte<br />
dieersteLadung<br />
Fortsetzung von Seite 36<br />
Die Rammung der zwischen<br />
30,9<br />
und 48 Meter<br />
langen und<br />
23 bis 35 Tonnen<br />
schweren<br />
Rohre erfolgte<br />
von Land<br />
aus.<br />
Hergestellt<br />
wurden die<br />
Fenderrohre<br />
von der Firma<br />
Bender-<br />
Ferndorf<br />
Rohr GmbH<br />
im Siegerland.<br />
<strong>Der</strong><br />
Transport erfolgte<br />
per<br />
Bahn nach<br />
Bremerhaven,<br />
wo<br />
Schweiß- und<br />
Beschichtungsarbeiten<br />
durchgeführt wurden, und<br />
dann per Schiff direkt zur<br />
Baustelle. So löschte die „Jütland“<br />
im Juni 2009 als erstes<br />
Schiff ihre Ladung<br />
– 42<br />
Anzeige<br />
Fenderrohre<br />
– am <strong>JadeWeserPort</strong>.<br />
Mit dem<br />
Rammen der<br />
Fenderpfähle<br />
war die Seeseite<br />
der Kaje<br />
fertiggestellt.<br />
Landseitig<br />
folgte anschließend<br />
der Einbau<br />
der Pierplattenpfähle.<br />
Diese tragen<br />
heute die<br />
Pierplatte aus<br />
Stahlbeton,<br />
die die auftretenden<br />
Lasten auf die Fläche verteilt.<br />
Fortsetzung auf Seite 38<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
<strong>Der</strong> Frachter „Jütland“ löschte als erstes Schiff seine Ladung am <strong>JadeWeserPort</strong>: Er brachte<br />
Fenderrohre.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
DIE ARGE JWP<br />
SEITE37<br />
Baulos 1 (Kaje, Flächen,<br />
Baggerarbeiten):<br />
Johann Bunte Bauunternehmung<br />
GmbH &<br />
Co. KG: rund 1350<br />
Mitarbeiter in der<br />
gesamten Gruppe,<br />
Baule<strong>ist</strong>ung rund<br />
400 Millionen Euro;<br />
Josef Möbius Bau-<br />
Aktiengesellschaft: rund<br />
500 Mitarbeiter,<br />
Baule<strong>ist</strong>ung rund 150<br />
Millionen Euro;<br />
Ludwig Voss GmbH &<br />
Co. KG: rund 110<br />
Mitarbeiter, Baule<strong>ist</strong>ung<br />
etwa 20 Millionen Euro;<br />
Heinrich Hecker GmbH<br />
& Co. KG: rund 350<br />
Mitarbeiter in der<br />
gesamten Gruppe,<br />
Baule<strong>ist</strong>ung etwa 70<br />
Millionen Euro (im Januar<br />
2012 hat Hecker einen Insolvenzantrag<br />
gestellt)<br />
Rammen der Fenderrohre vor der Spundwand der Hauptkaje;<br />
Blickrichtung Süden.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
ARGE BAULOS 5<br />
An der Bahnanbindung beteiligt:<br />
Jelabau Bauunternehmen GmbH Bremen, Tief-, Erd- und<br />
Wasserbau, 80 Mitarbeiter;<br />
Siemer + Müller Bauunternehmung GmbH Wilhelmshaven,<br />
Straßen- und Rohrleitungsbau, Schienenschweißung<br />
und Hochbau, ca. 100 Mitarbeiter;<br />
Joachim Tiesler Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG<br />
Elsfleth, 170 Mitarbeiter, Unternehmen <strong>ist</strong> seit 1947<br />
tätig. (Stand: 2008)<br />
Mit modernsten Maschinen wurden die Gleise für die Bahnanbindung<br />
des Hafens verlegt.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE
SEITE38<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Massengutfrachter<br />
löschten regelmäßig<br />
ihre Steinladung am<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>. Hier der<br />
Selbstentlader „Beltnes“,<br />
der Baustoffe für den<br />
Hafenbau liefert.<br />
Zeitweise sahen die<br />
hohen Gesteinshaufen<br />
von Weitem aus wie<br />
Pyramiden.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
HafenanVerkehrswegeundStromnetzangeschlossen<br />
Fortsetzung von Seite 37<br />
Mit dem Bau der rückseitigen<br />
Spundwand war die Kaje<br />
schließlich weitestgehend fertiggestellt<br />
(Grafik Seite 39).<br />
Insgesamt bis zu 300 Mitarbeiter<br />
der Arge JWP waren<br />
während der vergangenen<br />
Jahre auf der Baustelle tätig.<br />
Parallel arbeiteten die Mitarbeiter<br />
zweier weiterer<br />
Arbeitsgemeinschaften (siehe<br />
Infokästen) an der Anbindung<br />
des Hafens an die vorhandenen<br />
Verkehrswege.<br />
Bis Ende 2008 waren die<br />
Straßenerschließung bis zum<br />
Hauptdeich abgeschlossen<br />
und wesentliche Teile der für<br />
die Gleisanbindung notwendigen<br />
Ingenieur- und Dammbauwerke<br />
fertiggestellt. Am<br />
19. November war das Startsignal<br />
für den Ausbau der<br />
Autobahn A 29 bis zum Hafengelände<br />
gegeben worden.<br />
Im August 2009 nahm ein<br />
temporäres Betonwerk in<br />
Deichnähe seine Arbeit auf.<br />
Errichtet hatte es die Transport-<br />
und Baustoffgesellschaft<br />
mbH Lüderitz, eine<br />
Bunte-Tochter. Im Werk<br />
konnten pro Stunde rund 80<br />
Kubikmeter Beton hergestellt<br />
werden.<br />
Diese Produktion vor Ort<br />
stellte den regelmäßigen<br />
Nachschub für die großen Betonmengen<br />
sicher, die beispielsweise<br />
für den Bau des<br />
Kajenkopfes an der Hauptkaje<br />
und an der Südlichen Flügelwand<br />
benötigt wurden.<br />
Für Hauptkaje und Flügelwände<br />
sind etwa 80 000 Kubikmeter<br />
Beton verbaut worden.<br />
Die Arbeiten am ersten Betonblock<br />
des Kajenkopfes<br />
wurden im Sommer 2009 aufgenommen.<br />
Insgesamt wurden<br />
63 Blöcke mit je drei Abschnitten<br />
betoniert. <strong>Der</strong><br />
Transport vom Betonwerk<br />
zum Einbauort erfolgte mit<br />
Lkw-Fahrmischern. An der<br />
Einbaustelle wurde der Beton<br />
dann größtenteils gepumpt,<br />
bei kleineren Mengen wurde<br />
er per Baustellenkran befördert.<br />
Nach Abschluss der Betonierarbeiten<br />
<strong>ist</strong> das Werk<br />
wieder abgebaut worden.<br />
Auf dem Gelände der Log<strong>ist</strong>ics<br />
Zone hat die EWE Netz<br />
GmbH ein neues Umspannwerk<br />
mit einer Le<strong>ist</strong>ung von<br />
80 Megavoltampère gebaut.<br />
Diese Anlage, die eine Stadt<br />
mit bis zu 80 000 Haushalten<br />
versorgen könnte, beliefert<br />
den Containerterminal und<br />
die Log<strong>ist</strong>ics Zone mit elektrischer<br />
Energie. Das Umspannwerk<br />
wird über eine unterirdische<br />
Hochspannungsleitung<br />
der Eon Netz GmbH in<br />
das vorhandene Hochspannungsnetz<br />
integriert.<br />
Anfang August 2012 erfolgte<br />
als letzter Meilenstein die<br />
Fertigstellung des Schlepperund<br />
Servicehafens am nordöstlichen<br />
Ende des Hafens.<br />
Längst hat der JadeWeser-<br />
Port richtig Gestalt angenommen.<br />
Infrastruktur <strong>ist</strong> entstanden,<br />
neben den Containerbrücken<br />
ziehen vor allem<br />
die großen Gebäude die Blicke<br />
auf sich. Im nördlichen<br />
Bereich laufen noch Restarbeiten<br />
durch die Arge JWP,<br />
außerdem Sanierungsmaßnahmen<br />
wegen der Schlosssprengungen<br />
und der Betonabplatzungen<br />
in der Ausgleichskammer.<br />
Beeindruckend war in den<br />
vergangenen viereinhalb Jahren<br />
noch etwas: Ob vom Dach<br />
Jörg Zinsenhofer<br />
Handelund<br />
Transportbetrieb<br />
Wir wünschen dem<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
viel Erfolg!<br />
des Infocenters, vom Deich,<br />
vom Wasser aus oder aus der<br />
Luft – die Baustelle des Jade-<br />
WeserPorts war von Beginn<br />
an ein echter Besuchermagnet<br />
für <strong>Wilhelmshavener</strong> sowie<br />
Gäste aus nah und fern.<br />
<strong>Der</strong> entstehende JWP war<br />
und <strong>ist</strong> immer wieder auch<br />
Ziel von Politikerbesuchen<br />
aus Bund, Ländern und der<br />
Region. Regelmäßig schauen<br />
auch Wirtschaftsdelegationen<br />
fasziniert auf das gewaltige<br />
Bauprojekt. Für die „normalen“<br />
Besucher sorgten schon<br />
früh Hinwe<strong>ist</strong>afeln für einen<br />
Überblick und boten erste Informationen<br />
über die einzelnen<br />
Bauphasen des Hafens.<br />
Von Anfang an begleitete<br />
die WZ das Projekt mit Berichten<br />
und regelmäßig veröffentlichen<br />
Fotoseiten., die<br />
den Fortschritt der Arbeiten<br />
dokumentierten.<br />
Heinrich-Steinberg-Straße 5·26434 Hohenkirchen<br />
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ARGE BAULOS 3<br />
An der Straßenanbindung<br />
beteiligt:<br />
Eurovia Teerbau GmbH<br />
Zweigniederlassung<br />
Oldenburg, weltweit<br />
führendes Unternehmen<br />
im Verkehrswegebau,<br />
3800 Mitarbeiter in<br />
Deutschland, Umsatz<br />
2007: 700 Mio. Euro;<br />
Jeschke Kultur- und<br />
Tiefbau Blomberg, seit<br />
1959 im Deich- und<br />
Wasserbau im Küstenund<br />
Flussbereich tätig,<br />
60 Mitarbeiter;<br />
Fritz Spieker GmbH &<br />
Co. KG Oldenburg, seit<br />
über 100 Jahren mit<br />
dem Schwerpunkt<br />
Brückenbau tätig, ca.<br />
100 Mitarbeiter,<br />
Umsatz: 25 Mio. Euro<br />
(Stand: 2008)<br />
Nordfrost, Eurogate, Maersk<br />
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21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE39<br />
Schematische Darstellung der Hauptkaje. Die Betonfertigteilwand wurde an den Fenderrohren<br />
befestigt und zur Spundwand hin mit Unterwasserbeton verfüllt.<br />
GRAFIK: JWP-R<br />
DieSchlosssprengungen<br />
Die ersten 30 Risse in der<br />
Spundwand waren kein<br />
Aufreger. Doch die<br />
Schlosssprengungen<br />
sorgten dann für hitzige<br />
Streitereien – und einen<br />
verspäteten Hafenstart.<br />
WILHELMSHAVEN – Als die „<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>“ Anfang<br />
Dezember 2011 als erste<br />
über die Schlosssprengungen<br />
an der Spundwand der<br />
Hauptkaje berichtete, ahnte<br />
niemand, welches Ausmaß<br />
diese Schäden annehmen<br />
würde – und welche Folgen<br />
das haben wird.<br />
Zwischen der JadeWeser-<br />
Port-Realisierungsgesellschaft,<br />
der Arge JWP und Eurogate<br />
kam es dann wegen<br />
immer neuer Risse zu Reibungen<br />
und sogar Streitigkeiten,<br />
die auch öffentlich ausgetragen<br />
wurden. In Bremen<br />
und Niedersachsen sorgten<br />
die Schäden zudem für reichlich<br />
politischen Zündstoff.<br />
Eine Folge war die Verschiebung<br />
der Eröffnungsveranstaltung<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
vom 5. August auf Ende September.<br />
Ein Jahr zuvor, nämlich im<br />
September 2011, waren die<br />
ersten 30 dieser Sprengungen<br />
entdeckt worden; hier waren<br />
die Verbindungen zwischen<br />
Trag- und Füllbohlen gerissen.<br />
An einigen dieser Stellen<br />
im nördlichen Abschnitt<br />
konnte Sand austreten, weiter<br />
südlich steckt die Spundwand<br />
im festen Lauenburger Ton.<br />
Die Schäden waren im Zuge<br />
der Vertiefung der Liegewanne<br />
vor der Kaje auf 20 Meter<br />
festgestellt worden. Insgesamt<br />
halten rund 4000 dieser<br />
Spunwandschlösser die gerammten<br />
Bohlen der 1720<br />
Meter langen Spundwand zusammen.<br />
Zuletzt war von<br />
über 340 Schlosssprengungen<br />
die Rede.<br />
Zunächst wurden per Zement-Hochdruckinjektionen<br />
Hohlräume hinter den<br />
Spundwänden gefüllt. Danach,<br />
so die ersten Pläne,<br />
sollten die Spalten von außen<br />
mit Stahlplatten verschlossen<br />
werden – ein gängiges Verfahren<br />
bei vereinzelt auftretenden<br />
Schlosssprengungen.<br />
In enger Abstimmung mit<br />
Gutachtern entschied man<br />
sich wegen der gehäuft gefundenen<br />
Risse im betroffenen<br />
Abschnitt für eine Betonwand<br />
unter Wasser, um die<br />
löchrige Spundwand zu sanieren.<br />
Insgesamt 178 Mitarbeiter,<br />
davon allein 83 Taucher,<br />
haben mit Hochdruck<br />
an der Sanierung der Kaje gearbeitet.<br />
Nach acht Wochen<br />
waren sie fertig.<br />
Seit dem 5. August 2012<br />
standen dem Terminal-Betreiber<br />
Eurogate nach der erfolgreichen<br />
Sanierung 1000<br />
Meter Kaje laut JWP-R zur uneingeschränkten<br />
Nutzung zur<br />
Verfügung.<br />
Die 650 Meter lange und 9<br />
Meter hohe Wand am Fuß der<br />
Spundwand besteht aus 707<br />
Betonfertigteilen. Diese sind<br />
jeweils 4,50 Meter lang, zwischen<br />
1,50 bis 2 Meter hoch<br />
und 30 Zentimeter stark. Die<br />
Betonwand wurde vor die<br />
Fenderrohre montiert, die<br />
sich einige Meter vor der<br />
eigentlichen Spundwand befi<br />
nden. Die Wand steht auf der<br />
Hafensohle in einer Tiefe von<br />
20,50 Meter unter der Wasserlinie.<br />
Das Einsetzen der Betonfertigteile<br />
erfolgte von<br />
einem Spezialponton, von<br />
dem zwei schwere Arbeitskräne<br />
gearbeitet haben. <strong>Der</strong><br />
Raum zwischen Betonwand<br />
und der beschädigten Spundwand<br />
wurde mit 20 075 Kubikmeter<br />
Unterwasserbeton<br />
aufgefüllt.<br />
Für Terminalbetreiber Eurogate<br />
war wegen der Sanierungsarbeiten<br />
bis Anfang August<br />
dieses Jahres nur ein eingeschränkter<br />
Probebetrieb<br />
möglich. Eigentlich hatte das<br />
Unternehmen drei Monate<br />
vor der zunächst geplanten<br />
offiziellen Inbetriebnahme<br />
des Hafens auf den gesamten<br />
1000 Metern des ersten Bauabschnitts<br />
seine Mitarbeiter,<br />
Geräte, Terminal Operating<br />
Software und alle Abläufe erproben<br />
und üben lassen wollen.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft<br />
(Arge) <strong>JadeWeserPort</strong> musste<br />
die Arbeiten an der neuen Betonwand<br />
an der Kaje gleich<br />
Anfang August nachbessern.<br />
Wie die JWP-Realisierungsgesellschaft<br />
bestätigte, hätten<br />
Taucher bei der Prüfung des<br />
Bauwerkes an zwei Stellen<br />
Abweichungen festgestellt.<br />
Diese seien durch rund fünf<br />
Kubikmeter Beton korrigiert<br />
worden.<br />
Im nördlichen Kajenabschnitt,<br />
der erst im kommenden<br />
Jahr fertiggestellt und an<br />
Eurogate übergeben wird, soll<br />
wegen der vielen Spundwandrisse<br />
ebenfalls eine Betonwand<br />
gesetzt werden. Hier<br />
soll aber nach Angaben der<br />
JWP-R zunächst im Fußbereich<br />
der Wand eine diese<br />
verlängernde „Fußspundwand“<br />
gerammt werden. Dies<br />
deshalb, weil die Wand zur Sicherung<br />
der offenen Spundwandschlösser<br />
in den Lauenburger<br />
Ton einbinden muss –<br />
und dieser im nördlichen Bereich<br />
tiefer liegt als im Süden.<br />
Sanierungsarbeiten: Von der Plattform „Interocean“ aus wurden die Betonfertigteile vor der<br />
Kaje zu Wasser gelassen und sonarvermessen in die exakte Position gebracht. WZ-FOTO: LÜBBE
SEITE42<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Rund 30 Millionen Euro investierte die Johann Bunte Bauunternehmung GmbH & Co. KG. – größtenteils in neue Maschinen. Dazu gehört auch der Saugbagger „Pirat X“. FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Millioneninvestitionen<br />
inneueMaschinen<br />
Die Johann Bunte Bauunternehmung<br />
GmbH & Co. KG <strong>ist</strong><br />
eine der traditionsreichsten<br />
Firmen in Niedersachsen.<br />
Mit rund 1700 Mitarbeitern<br />
haben sich die Papenburger<br />
seit der Gründung im Jahr<br />
1872 zu einem umfassenden<br />
Bauunternehmen entwickelt,<br />
das vom Tief- und Straßenbau<br />
über den Wasser- und<br />
Ingenieurbau sowie der Projektentwicklung<br />
bis hin zum<br />
Hochbau nahezu alle Bereiche<br />
abdeckt.<br />
Bunte führt die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
(Arge JWP). Nach langen<br />
Rechtsstreitigkeiten um das<br />
Vergabeverfahren hatte sich<br />
diese Arge schließlich vor<br />
Gericht durchsetzen können<br />
und den von der JWP-R lange<br />
favorisierten Wettbewerber<br />
Hochtief aus dem Rennen<br />
geworfen.<br />
Im Jahr 2008 hat Bunte<br />
nach eigenen Angaben rund<br />
30 Millionen in sein Anlagevermögen<br />
– größtenteils in<br />
den Maschinenpark – investiert.<br />
<strong>Der</strong> Schneidkopfsaugbagger<br />
„Pirat X“ sowie die<br />
Rammplattform „Interocean“,<br />
die beim Bau des Jade-<br />
WeserPorts eingesetzt wurden,<br />
waren daran als größte<br />
Einzelinvestitionen in der<br />
Firmengeschichte anteilig<br />
enthalten.<br />
„Interocean“ war nach<br />
dem Schneidkopfsaugbagger<br />
„Pirat X“ ein weiteres Spezialgerät,<br />
das von der Bunte-<br />
Gruppe für den Bau des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
entwickelt und<br />
gebaut wurde. Ebenfalls erstmals<br />
in Wilhelmshaven im<br />
Einsatz war der zum Verrieselungsponton<br />
modifizierte<br />
Saugbagger „Pirat IX“.<br />
Die Arbeiten am <strong>JadeWeserPort</strong><br />
liefen weitestgehend<br />
reibungslos und lagen stets<br />
im Zeitplan. Zum erfolgreichen<br />
Baufortschritt waren<br />
immer wieder viele positive<br />
Stimmen zu hören. Viel Ärger<br />
gab es dann jedoch in den<br />
vergangenen Monaten wegen<br />
der zahlreichen Schlosssprengungen<br />
in der Spundwand<br />
der Hauptkaje. Vor Beginn<br />
der Sanierungsarbeiten<br />
mittels Betonwand hatte<br />
Manfred Wendt, Sprecher<br />
der Bunte-Geschäftsführung,<br />
betont, dass mit diesem Konzept<br />
gewährle<strong>ist</strong>et sei, dass<br />
die Spundwand den vertraglich<br />
geforderten Qualitätsansprüchen<br />
des Auftraggebers<br />
in vollem Umfang entspreche:<br />
„Wir werden der Realisierungsgesellschaft<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
einen neuwertigen<br />
Hafen ohne Nutzungseinschränkungen<br />
für den Betreiber<br />
übergeben.“<br />
<strong>Der</strong> Schaden sei nicht nur<br />
zeitgerecht, sondern auch so<br />
gut repariert worden, dass<br />
„der Hafen jetzt wertvoller<br />
als vorher“ sei, wird Wendt<br />
dann Mitte August in Medienberichten<br />
zitiert. Die unerwartet<br />
vielen undichten<br />
Stellen in der neuen Kaimauer<br />
seien auch nicht der wahre<br />
Grund für die heftigen<br />
Schmähungen, heißt es im<br />
gleichen Bericht. Hier gehe<br />
es in Wirklichkeit um eine<br />
gravierende Interessenkollision.<br />
Die künftigen JadeWeser-<br />
Port-Betreiber seien für<br />
einen späteren Start des Hafens,<br />
weil sie fürchteten, die<br />
vertraglich festgelegten Umschlagsziele<br />
nicht zu erreichen.<br />
Deshalb werde jede<br />
Chance genutzt, andere für<br />
angebliche Verzögerungen<br />
verantwortlich zu machen,<br />
wird Manfred Wendt weiter<br />
zitiert.<br />
Den gutachterlichen<br />
Untersuchungen zu den<br />
Schlosssprengungen am <strong>JadeWeserPort</strong><br />
blickt Bunte<br />
laut eigener Pressemitteilung<br />
vom August zuversichtlich<br />
entgegen. Darin widersprach<br />
man gleichzeitig Spekulationen<br />
in Medien, die in der angeblich<br />
fehlenden Verwendung<br />
von Schmiermitteln<br />
beim Einbringen der kombinierten<br />
Spundwand den<br />
Grund für die gesprungenen<br />
Verbindungen identifiziert<br />
haben wollten: „Die gutachterlichen<br />
Stellungnahmen<br />
werden mit 100-prozentiger<br />
Sicherheit bestätigen, dass<br />
dies nicht im Geringsten zu<br />
den Schlosssprengungen geführt<br />
haben kann.“<br />
Fortsetzung auf Seite 43
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE43<br />
WirtschaftlichkeitdeutlichüberdemSchnitt<br />
Fortsetzung von Seite 42<br />
Die von zwei Radiosendern<br />
in ihren Berichten dazu<br />
angeführten anderslautenden<br />
anonymen Expertenaussagen<br />
„entbehrten jeglicher Fachkenntnis“.<br />
Die Rammarbeiten an der<br />
1725 Meter langen Kaje seien<br />
mit höchster Genauigkeit und<br />
nach allen geltenden Vorgaben<br />
sowohl des Bauherren als<br />
auch der wasserbaulichen Regelwerke<br />
erfolgt, so Bunte in<br />
seiner Pressemitteilung. Beim<br />
Die Arbeitsplattform<br />
„Interocean“ wird am<br />
Nordfrost-Südwestkai<br />
in Richtung Einsatzort<br />
geschleppt.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Anzeige<br />
Einbringen der Trag- und<br />
Füllbohlen für die kombinierte<br />
Spundwand seien von der<br />
Arge beim JWP sogenannte<br />
Schlossräumer beim Einbringen<br />
der Füllbohlen verwendet<br />
worden.<br />
Diese Methode gewährle<strong>ist</strong>e<br />
die Herstellung sandfreier<br />
Schlossverbindungen. Als Alternative<br />
sei nach den Empfehlungen<br />
des Arbeitsausschusses<br />
„Ufereinfassungen,<br />
Häfen und Wasserstraßen“<br />
(EAU) – der obersten wasserbaulichen<br />
Instanz – der Einsatz<br />
des Bitumenfüllstoffs<br />
Beltan als gleichwertig zugelassen.<br />
Diese Verbindung sei<br />
jedoch kein Schmierstoff,<br />
sondern vielmehr ein Dichtmittel.<br />
Es werde deshalb bei<br />
der Rammung von Baugruben-Spundwänden<br />
eingesetzt,<br />
um deren Wasserdichtigkeit<br />
zu erhöhen.<br />
Neben Häfen baut das<br />
Unternehmen Bunte heute<br />
nicht nur Straßen und Bahnstrecken,<br />
sondern auch Schulen,<br />
Ärztezentren, Industriehallen,<br />
Schleusen, Tunnel<br />
und vieles mehr. Zudem entwickelt<br />
und betreibt die<br />
Unternehmensgruppe eigene<br />
Projekte, unter anderem den<br />
Bau des Dienstle<strong>ist</strong>ungszentrums<br />
„Pacific One“ im Jade-<br />
WeserPort als erste Adresse<br />
für maritime Dienstle<strong>ist</strong>ungsunternehmen,<br />
die direkt am<br />
Hafen ansiedeln wollen.<br />
Bundesweit zählt die Bunte-Gruppe<br />
mit einem Jahresumsatz<br />
von mehr als einer<br />
halben Milliarde Euro zu den<br />
führenden Anbietern der<br />
deutschen Bauindustrie. <strong>Der</strong><br />
Großteil der Arbeiten wird<br />
durch die eigene Belegschaft<br />
sowie den eigenen, modernen<br />
Geräte- und Maschinenpark<br />
erledigt. Die strategische<br />
Ausrichtung hat nach eigenen<br />
Angaben zu einer Wirtschaftlichkeit<br />
geführt, die deutlich<br />
über dem Branchenschnitt<br />
liegt und jährliche Investitionen<br />
in zwe<strong>ist</strong>elliger Millionenhöhe<br />
ermöglicht.<br />
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DEM JADE-WESER-PORT<br />
VERBUNDEN.<br />
WIR GRATULIEREN!
SEITE44<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Knowhowauch<br />
fürkomplexe<br />
Bauvorhaben<br />
Die Innovationskraft<br />
und das Know-how der<br />
rund 100 LudwigVoss-<br />
Mitarbeiter sind der<br />
Grundstein des Erfolgs.<br />
WILHELMSHAVEN – Erfahrung<br />
und Kompetenz – beides<br />
braucht es, um Bauprojekte<br />
erfolgreich zu realisieren.<br />
Seit mehr als neun Jahrzehnten<br />
stellt die Ludwig Voss<br />
GmbH ihre Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />
unter Beweis:<br />
zahlreiche<br />
erfolgreich<br />
verwirklichte<br />
Projekte<br />
sind<br />
das Ergebnis.<br />
Dazu<br />
zählt nun<br />
auch der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
in<br />
Wilhelmshaven.<br />
Hier war<br />
das Unternehmen einer der<br />
Partner der Arbeitsgemeinschaft<br />
JWP, die ab März 2008<br />
eines der europaweit größten<br />
Wasserbauvorhaben realisiert<br />
hat.<br />
Ausgehend vom Hochbau<br />
gehört längst auch der Ingenieurwasserbau<br />
zu den Kernkompetenzen<br />
des 1919 gegründeten<br />
Unternehmens<br />
mit Sitz in Cuxhaven. Seit<br />
2011 <strong>ist</strong> Ludwig Voss Teil der<br />
STRABAG SE, eines der größten<br />
europäischen Baukonzerne.<br />
Die Innovationskraft und<br />
das Know-how der rund 100<br />
Ludwig Voss-Mitarbeiter sind<br />
Grundstein des Erfolgs.<br />
„Durch innovative Lösungsstrategien<br />
sowie erstklassige<br />
Qualität bei Planung und<br />
Durchführung der Baule<strong>ist</strong>ungen“<br />
ermöglicht das<br />
Unternehmen<br />
seinen<br />
Kunden<br />
nach<br />
eigenen<br />
Angaben<br />
eine kosteneffiziente<br />
Projektabwicklung.<br />
Eine<br />
eigene<br />
Stahlbauabteilung<br />
mit großem Schweißnachweis<br />
und eigenem Schweißfachingenieur,<br />
ein umfangreicher<br />
Maschinenpark, diverse<br />
schwimmende Geräte sowie<br />
der Schwimmkran „LVP I“ –<br />
das Flaggschiff der Ludwig<br />
Voss-Flotte – gewährle<strong>ist</strong>en<br />
dabei auch die Verwirklichung<br />
komplexer Bauvorhaben.<br />
Auch bei der Befestigung der riesigen Seefender an der Kaje waren Mitarbeiter und Maschinen der Firma Voss beteiligt.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE45<br />
Beeindruckende Größenverhältnisse: <strong>Der</strong><br />
riesige Liebherr Bagger P995 mit einer Kübelgröße<br />
von 15 Kubikmetern rückte dem<br />
harten Lauenburger Ton in der Jade zu Leibe.<br />
Getragen wurde das Schwergewicht von<br />
einem Stelzenponton. Das Foto zeigt die<br />
Taufe im Januar 2009. FOTOS: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Seitüber60Jahren<br />
ExpertenfürWasserbau<br />
Schwierige Aufgaben erfordern<br />
innovative Lösungen<br />
und erfahrene Partner – so<br />
auch im Wasserbau, einem<br />
der Hauptgeschäftsfelder der<br />
traditionsreichen Hamburger<br />
Josef Möbius Bau-GmbH. Als<br />
Partner der Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> hat das<br />
Unternehmen maßgeblich an<br />
der Realisierung des einzigen<br />
deutschen Tiefwasser-Containerhafens<br />
mitgewirkt.<br />
Seit seiner Gründung im<br />
Jahr 1950 hat das<br />
Unternehmen die<br />
bautechnische<br />
Entwicklung in<br />
Deutschland<br />
nicht nur im Wasserbau<br />
entscheidend<br />
vorangetrieben<br />
und viele<br />
eigene Patente<br />
am Markt etabliert.<br />
Heute zählt<br />
Möbius mit rund<br />
450 Mitarbeitern<br />
zu den führenden<br />
Wasserbauunternehmen<br />
Deutschlands<br />
– seine Le<strong>ist</strong>ungen<br />
„Made in<br />
Germany“ werden<br />
weltweit geschätzt.<br />
Vom<br />
Hauptsitz in<br />
Hamburg aus bietet<br />
Möbius seinen<br />
Kunden technisch<br />
und wirtschaftlich<br />
optimierte Baule<strong>ist</strong>ungen<br />
vor allem<br />
rund um den<br />
Hafen- und Küstenbau,<br />
aber auch<br />
im Straßen-,<br />
Bahn- und Erdbau<br />
an. Durch die<br />
Anbindung an die STRABAG<br />
SE, einem der führenden<br />
europäischen Bauunternehmen<br />
mit rund 77 000 Mitarbeitern,<br />
profitiert Möbius<br />
dabei von der wirtschaftlichen<br />
Stärke und Sicherheit<br />
eines Großkonzerns.<br />
<strong>Der</strong> moderne Möbius-Gerätepark<br />
<strong>ist</strong> umfassend und<br />
bietet unter anderem hochseetaugliche<br />
Baggerschiffe sowie<br />
Stelzenbagger für Nassbaggerarbeiten<br />
bis 35 Meter<br />
Rammarbeiten an der Hauptkaje.<br />
Tiefe, patentierte Schiffstechniken<br />
und Verfahren für den<br />
Binnenwasserstraßenbau sowie<br />
seetaugliche Pontons mit<br />
Hebetechnik für alle Anforderungsprofile<br />
im Bereich Offshore.<br />
Mit diesem und weiterem<br />
Equipment bewegt das<br />
Unternehmen jährlich mehrere<br />
Millionen Kubikmeter<br />
Boden – das <strong>ist</strong> nach eigenen<br />
Angaben einmalig in<br />
Deutschland.<br />
Zu den zahlreichen Möbius-Referenzen<br />
gehören anspruchsvolle<br />
Bauprojekte<br />
wie beispielsweise<br />
die<br />
Flächenerweiterung<br />
für Airbus in<br />
Hamburg-Finkenwerder,<br />
Erdarbeiten<br />
auf 32<br />
Kilometer Länge<br />
für die ICE-Neubaustrecke<br />
Köln–Frankfurt,<br />
die Start- und<br />
Landebahn Süd<br />
mit Vorfeld am<br />
Flughafen Leipzig/Halle<br />
sowie<br />
der zweibahnige<br />
Ausbau der vorhandenen<br />
B 206<br />
zur BAB 20 zwischen<br />
Weede und<br />
Geschendorf. Im<br />
Bereich Wasserbau<br />
gewährle<strong>ist</strong>et<br />
das Unternehmen<br />
im Rahmen<br />
der Elbeunterhaltung<br />
die entsprechenden<br />
Fahrtiefen<br />
und realisiert<br />
aktuell einen<br />
neuen Containerterminal<br />
im Hafen<br />
von Odessa.
SEITE46<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Die 16-gleisige Vorstellgruppe<br />
für die Bahn im<br />
Norden des<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>s.<br />
Kleines Foto unten:<br />
Während der Bauphase<br />
der Vorstellgruppe.<br />
WZ-FOTOS (2): LÜBBE<br />
AufdieSchienegesetzt<br />
WILHELMSHAVEN – <strong>Der</strong> Jade-<br />
WeserPort <strong>ist</strong> durch einen<br />
rund vier Kilometer langen<br />
Schienenweg an das überregionale<br />
Eisenbahnnetz angeschlossen.<br />
Auf dem Terminalgelände<br />
<strong>ist</strong> im rückwärtigen<br />
Bereich zur Log<strong>ist</strong>ikzone eine<br />
Umschlaganlage für den<br />
kombinierten Verkehr (KV-<br />
Anlage), in unmittelbarer Hafennähe<br />
eine Vorstellgruppe,<br />
in der die Züge vorbereitet,<br />
kontrolliert und für die<br />
nächste Fahrt zusammengestellt<br />
werden, gebaut worden.<br />
Die Realisierung erfolgte<br />
ab 2010 in zwei Teilprojekten.<br />
Das erste umfasste die Ausführungsplanung<br />
und die Errichtung<br />
der bahntechnischen<br />
Anlagen sowie den Bau<br />
eines Stellwerks- und Betriebsgebäudes.<br />
Die bahntechnische<br />
Ausrüstung wurde<br />
für den Bereich der eingleisigen<br />
Zuführungsstrecke sowie<br />
für die 16-gleisige Vorstellgruppe<br />
erstellt.<br />
Das elektronische Stellwerk<br />
für den Güterverkehr<br />
beinhaltet unter anderem etwa<br />
15 Hauptsignale, 48 Sperrsignale,<br />
48 Weichen und die<br />
Sicherung von sechs Bahnübergängen<br />
im Bereich der<br />
Zuführungsstrecke und der<br />
Vorstellgruppe.<br />
Zum Le<strong>ist</strong>ungspaket zählten<br />
darüber hinaus die Straßenbeleuchtung<br />
für drei<br />
Bahnübergänge, eine elektrische<br />
Weichenheizungsanlage,<br />
eine Gleisfeldbeleuchtungsanlage<br />
sowie ein Kommunikationssystem<br />
im Stellwerksund<br />
Betriebsgebäude. Insgesamt<br />
wurden rund 5,5 Kilometer<br />
Streckenfernmeldekabel<br />
bis zum Bahnhof Ölweiche<br />
verlegt. Im zweigeschossigen<br />
Stellwerks- und Betriebsgebäude<br />
finden sich<br />
neben der Stellwerkstechnik<br />
auch eine Technikwerkstatt,<br />
Büro sowie Aufenthaltsräume<br />
und Duschen.<br />
Den Zuschlag für dieses<br />
Teilprojekt mit einem Auftragsvolumen<br />
von rund 7,75<br />
Millionen Euro hatte nach<br />
Angaben der <strong>JadeWeserPort</strong>-<br />
Realisierungsgesellschaft die<br />
Firma BBR Baudis Bergmann<br />
Rösch Verkehrstechnik<br />
GmbH aus Braunschweig erhalten.<br />
Den Auftrag für das zweite<br />
Teilprojekt mit einem Gesamtumfang<br />
von knapp 9,2<br />
Millionen Euro hatte sich mit<br />
der Arbeitsgemeinschaft Matthäi<br />
HB/Stefen/Wiebe/Steinbrecher/Matthäi<br />
BS ein Zusammenschluss<br />
mittelständischer<br />
norddeutscher Unternehmen<br />
gesichert.<br />
Die Arge errichtete im Norden<br />
des JWP die Vorstellgruppe<br />
mit insgesamt 16 Gleisen.<br />
Diese bildet den Kern der<br />
Bahnanlagen im Hafenbereich.<br />
Die 16 Gleise dienen als<br />
Ein- und Ausfahr- sowie als<br />
Abstellgleise für die Zeit zwischen<br />
Ent- und Beladung. Im<br />
Rahmen dieses Auftrags wurden<br />
rund 16 Kilometer Gleise<br />
verlegt, 48 Weichen eingebaut<br />
und drei Bahnübergänge erstellt.<br />
Darüber hinaus entstanden<br />
für die Umfahrung<br />
der Vorstellgruppe ca. 15 000<br />
Quadratmeter Straße.
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE47<br />
DieFahrdienstleiterregelndenBahnverkehr<br />
Ein Teil der Güter soll<br />
per Eisenbahn vom Jade-<br />
WeserPort ab- oder zu<br />
ihm hintransportiert<br />
werden. Den Bahnverkehr<br />
regeln die Fahrdienstleiter.<br />
Sie berichten:<br />
WILHELMSHAVEN – Als Fahrdienstleiter<br />
beim JadeWeser-<br />
Port (JWP) haben wir die Aufgabe,<br />
den ankommenden<br />
und abgehenden<br />
Zugverkehr<br />
zu beobachten<br />
sowie<br />
die Weichen<br />
und Signale<br />
zu stellen.<br />
Von der Zugmeldestelle<br />
Sande wird<br />
uns der Zug<br />
angeboten,<br />
woraufhin wir<br />
diesen bestätigen.<br />
Dies <strong>ist</strong> ein<br />
technischer<br />
Vorgang, nur<br />
im Störungsfall<br />
müssen<br />
wir per Telefon<br />
mit einer sogenannten<br />
Zugmeldung den Zug anoder<br />
abmelden. Wenn die<br />
Strecke frei <strong>ist</strong>, bestätigen wir<br />
bzw. der Fahrdienstleiter in<br />
Sande dieses, und der Zug<br />
aus Sande oder vom <strong>JadeWeserPort</strong><br />
kann nun auf die freie<br />
Strecke geschickt werden.<br />
Kurz vor dem Eintreffen<br />
des Zuges aus Sande vor<br />
unserem Einfahrsignal bekommen<br />
wir einen „Anrückmelder“<br />
und stellen ihm die<br />
Fahrstraße in unseren Bahnhof<br />
bereit. Das passiert über<br />
unser Elektronisches Stellwerk<br />
(ESTW). Die Weichen legen<br />
sich nun automatisch in<br />
die richtige Stellung und die<br />
Bahnübergänge werden geschlossen.<br />
Wenn die Fahrwegsprüfung<br />
positiv abgeschlossen<br />
<strong>ist</strong>, geht das Signal<br />
auf „Fahrt“.<br />
Zudem sind wir dafür zuständig,<br />
dass alles planmäßig<br />
läuft und die Züge zur richtigen<br />
Zeit beim Terminalbetreiber<br />
Eurogate stehen, um beoder<br />
entladen zu werden.<br />
Damit dieses reibungslos<br />
abläuft, stehen wir im ständigen<br />
Kontakt mit dem „Rail<br />
Operator“ von Eurogate. Wir<br />
informieren ihn darüber, dass<br />
Anzeige<br />
ein Zug in der Vorstellgruppe<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> angekommen<br />
<strong>ist</strong> und nun ent- bzw. beladen<br />
werden muss. <strong>Der</strong> „Rail Operator“<br />
gibt uns dann Bescheid,<br />
wenn wir den Zug hereinkommen<br />
lassen können.<br />
Dann stellen wir wieder die<br />
Fahrstraße, wie oben beschrieben,<br />
ein und das Signal<br />
geht auf „Fahrt“.<br />
Eine weitere Aufgabe sind<br />
die Rangierbewegungen in<br />
unserem Bahnhof. Über Funk<br />
haben wir ständig Kontakt<br />
mit dem Lokführer,<br />
falls<br />
die Züge in<br />
unserem<br />
Bahnhof auf<br />
ein anderes<br />
Gleis umgesetzt<br />
oder<br />
wenn Wagengruppen<br />
gebildet<br />
oder<br />
aufgelöst werden<br />
müssen.<br />
Wenn wir<br />
nicht als<br />
Fahrdienstleiter<br />
tätig sind,<br />
haben wir<br />
noch die Aufgabe<br />
der Disposition<br />
(Dispatcher)<br />
und<br />
des Notfallmanagements.<br />
Bei der Dispatcherfunktion<br />
müssen wir<br />
die Gleisbelegung in unserem<br />
Bahnhof <strong>JadeWeserPort</strong> disponieren.<br />
Wir bekommen Anfragen<br />
von verschiedenen<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVU), die wir über<br />
unser System prüfen. Dabei<br />
zeigt sich, ob wir den Zug auf<br />
dem gewünschten Gleis annehmen<br />
können oder ob dieses<br />
schon mit einem anderen<br />
Zug besetzt <strong>ist</strong>.<br />
Sollte das gewünschte<br />
Gleis besetzt sein, schlagen<br />
wir dem EVU ein anderes Einund<br />
Ausfahrgleis vor und reservieren<br />
ihm das. Daraufhin<br />
kann er es annehmen oder<br />
ablehnen. Mit der Annahme<br />
bucht er das Gleis und wir bestätigen<br />
die Buchung.<br />
Als Notfallmanager müssen<br />
wir bei Unfällen vor Ort<br />
sein, um alles aufzunehmen<br />
und die zuständigen Stellen<br />
zu informieren. Wir unterstützen<br />
die Rettungsdienste<br />
und Feuerwehren bei ihren<br />
Aufgaben, um eventuell eine<br />
Gleissperrung oder ähnliches<br />
beim Fahrdienstleiter zu veranlassen.<br />
Wie sind wir Fahrdienstleiter<br />
geworden? Wir sieben<br />
Anschluss ans Schienennetz der Deutschen<br />
Bahn AG: Im April 2011 räumten<br />
sie das letzte Hindernis vom Bahngleis<br />
Fahrdienstleiter sind über<br />
verschiedene Wege an den<br />
Job gekommen. Vier von uns<br />
wurden über das Arbeitsamt<br />
vermittelt. Eine Kollegin hat<br />
schon vorher die Fahrdienstleitertätigkeit<br />
ausgeübt, und<br />
die anderen beiden standen<br />
in einem Berufsverhältnis,<br />
haben sich allerdings dann<br />
für eine neue Aufgabe entschieden.<br />
Einige von uns besaßen<br />
zunächst keine Vorstellung<br />
davon, was auf sie zukommt,<br />
und hatten, außer als Fahrgäste,<br />
noch nicht viel mit der<br />
Eisenbahn zu tun. Umso interessanter<br />
war dann die Schulung,<br />
die am 3. Oktober 2011<br />
startete.<br />
Ende Januar dieses Jahres<br />
haben wir dann alle die Prüfung<br />
erfolgreich abgelegt und<br />
freuen uns jetzt auf die spannenden<br />
Aufgaben, die vor uns<br />
liegen.<br />
zum <strong>JadeWeserPort</strong> (von links): Ulrich<br />
Bischoping (DB AG), der Staatssekretär<br />
im Bundesverkehrsmin<strong>ist</strong>erium,<br />
Enak Ferlemann, DB-Vorstand Dr. Volker<br />
Kefer und der niedersächsische<br />
Verkehrsmin<strong>ist</strong>er Jörg Bode. WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Die NPorts-Fahrdienstleiter für den <strong>JadeWeserPort</strong>:<br />
(hinten von links) Martina Leonhardt,<br />
Nicole Bürmann, Svenja Engel, Andreas<br />
Rüschmann, Ingo Winsel, (vorne von<br />
links) Fevzi Sümer und Yvonne Wegner.<br />
FOTO: NPORTS
SEITE48<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
DenHafenimFokus<br />
WZ-Fotograf Björn Lübbe<br />
krabbelte durch Gräben,<br />
kletterte auf Containerbrücken,<br />
hob mit<br />
dem Flugzeug ab und<br />
schaukelte auf den Wellen<br />
– alles für Motive von<br />
der Hafenbaustelle.<br />
WILHELMSHAVEN – Für WZ-<br />
Fotograf Björn Lübbe war es<br />
eine Herzensangelegenheit,<br />
den Hafenbau mit der Kamera<br />
zu begleiten. Von März<br />
2008 bis September 2012<br />
unternahm er rund 650 Fototouren<br />
auf der Baustelle, zu<br />
Fuß und später, als es befestigte<br />
Schotterwege gab, mit<br />
dem Auto.<br />
Auf die Perspektive kommt es an: Björn Lübbe unter den<br />
Containerbrücken.<br />
Björn Lübbe kennt keine Höhenangst. Er krabbelte die Containerbrücken hinauf und schwebte<br />
mit dem Flugzeug über den Wolken, stets die Hafenbaustelle im Blick.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
In den 54 Monaten sind<br />
rund 58 000 digitale Fotos entstanden.<br />
Das <strong>ist</strong> eine Datengröße<br />
von über 400 Gigabyte.<br />
Von der Krabbelkäferperspektive<br />
bis in Adlerhöhen: Auf<br />
über 50 Rundflügen umrundete<br />
Björn Lübbe das Gelände,<br />
manchmal bis in Höhen von<br />
3000 Meter.<br />
Nicht selten war<br />
der Besuch der<br />
Baustelle kein gemütlicher<br />
Spaziergang.<br />
Lübbe erlebte<br />
einige heftige<br />
Sand- und Schneestürme<br />
mit eisigem<br />
Wind. Ein Kameraobjektiv<br />
blieb mit<br />
einem Sandschaden<br />
stecken. Zweimal musste<br />
sein festgefahrenes Auto aus<br />
dem Sand gezogen werden.<br />
Gelegentlich setzte sich eine<br />
Arbeitsfähre für ihn in Fahrt,<br />
wenn es galt, Fotos von Wasserbauarbeiten<br />
zu schießen.<br />
Die Bauarbeiter und die<br />
Bauleitung nahmen Björn<br />
Lübbe stets sehr freundlich<br />
auf. Kam er über Mittag,<br />
dann hatte man immer eine<br />
Tee oder Kaffee für ihn übrig,<br />
im Sommer fiel auch schon<br />
mal eine Bratwurst ab. Die<br />
Arge lud ihn zu allen internen<br />
Baustellenfesten und<br />
auch zur Weihnachtsfeier<br />
ein.<br />
WZ-Fotograf und -Auto stecken im<br />
Sand<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Björn Lübbe: „Danken<br />
möchte ich allen Mitarbeitern<br />
der Realisierungsgesellschaft,<br />
der Arbeitsgemeinschaft JWP<br />
und der Betreiberfirma Eurogate<br />
für ihre stets offenen Türen<br />
auf der Baustelle zu jeder<br />
Tageszeit. Nun warte ich auf<br />
die richtig großen Containerschiffe<br />
und die Fertigstellung<br />
der letzten 725 Meter Kaje.<br />
Und vielleicht gibt es auch irgendwann<br />
den zweiten Bauabschnitt.“<br />
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nur in vertraute Hände!<br />
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FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE49<br />
Am 25. April 2006 wurde in<br />
Wilhelmshaven der Betreibervertrag<br />
für den einzigen<br />
deutschen Tiefwasser-Containerhafen<br />
<strong>JadeWeserPort</strong><br />
unterzeichnet. Nach der<br />
Unterschrift stellten sich<br />
den zahlreichen Medienvertretern<br />
(von links) die damaligen<br />
Geschäftsführer der<br />
JWP-Realisierungsgesellschaft,<br />
Jürgen Holtermann<br />
und Helmut Werner, sowie<br />
die beiden Vorsitzenden der<br />
Eurogate-Gruppengeschäftsführung,<br />
Emanuel<br />
Schiffer und Thomas Eckelmann.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
Eurogateüberzeugte<br />
mitBetreiberkonzept<br />
Im April 2006 wurde der<br />
Betreibervertrag mit Eurogate<br />
unterzeichnet. Das<br />
Unternehmen geht heute<br />
am CTW mit zunächst<br />
400 Mitarbeitern an den<br />
Start.<br />
WILHELMSHAVEN/BREMEN – Es<br />
war ein bedeutender Tag für<br />
das Projekt <strong>JadeWeserPort</strong> –<br />
und Eurogate: Am 25. April<br />
2006 wurde im <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Rathaus der Betreibervertrag<br />
für den künftigen<br />
Containerhafen unterschrieben.<br />
Eurogate hat damals im<br />
Anschluss gemeinsam mit<br />
der <strong>JadeWeserPort</strong>-Realisierungsgesellschaft<br />
und der<br />
APM Terminal International<br />
B.V. auf einer Pressekonferenz<br />
sein Konzept für den<br />
Betrieb des Containerterminals<br />
des deutschen Tiefwasserhafens<br />
vorgestellt.<br />
Einen Tag zuvor war die<br />
Gründung der Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven<br />
(CTW) angekündigt worden,<br />
an der die Bremer Eurogate<br />
mit 70 Prozent, die Maersk<br />
A/S, Kopenhagen/Dänemark,<br />
vertreten durch das<br />
Tochterunternehmen APM<br />
Terminals, mit 30 Prozent beteiligt<br />
sind.<br />
<strong>Der</strong> CTW wird als „common<br />
user-Terminal“ betrieben<br />
und steht damit allen<br />
Reederei-Kunden offen. Das<br />
neue Unternehmen werde<br />
350 Millionen Euro in das<br />
Projekt investieren.<br />
„<strong>Der</strong> Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven <strong>ist</strong><br />
die perfekte Ergänzung zu<br />
unseren bestehenden Anlagen<br />
in Bremerhaven und<br />
Hamburg“, sagte Emanuel<br />
Schiffer, Vorsitzender der Eurogate-Gruppengeschäftsführung<br />
beim Pressetermin<br />
Anzeige<br />
an der Jade. <strong>Der</strong> JadeWeser-<br />
Port-Terminal werde seinen<br />
Anteil am Wachstum der<br />
Containermengen haben<br />
und sei für die zahlreichen<br />
Schiffe der nächsten Generation<br />
konzipiert. „Eurogate <strong>ist</strong><br />
der einzige Terminalbetreiber,<br />
der in der Lage <strong>ist</strong>, seinen<br />
Kunden innerhalb der<br />
nächsten Jahre zehn neue<br />
Liegeplätze an der Nordsee<br />
in Wilhelmshaven, Bremerhaven<br />
und Hamburg anzubieten.“<br />
14 Tage vor der Unterschrift<br />
war das Bremer Unternehmen<br />
Eurogate von der <strong>JadeWeserPort</strong>-Realisierungsgesellschaft<br />
darüber informiert<br />
worden, dass man sich<br />
entschieden habe, Eurogate<br />
den Zuschlag für den Betrieb<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>-Containerterminals<br />
zu erteilen. „Wir<br />
sind über diese Entscheidung<br />
hoch erfreut“, so Schiffer damals,<br />
„da damit unser<br />
langjähriges Bemühen um<br />
den Bau des deutschen Container-Tiefwasserhafens<br />
dem<br />
Ziel ein großes Stück näher<br />
<strong>ist</strong>.“<br />
Das von Eurogate eingereichte<br />
Angebot umfasste gemäß<br />
den vorgegebenen Anforderungen<br />
das Betriebskonzept,<br />
das Vermarktungskonzept,<br />
das Konzept zur<br />
Hinterland- und Feeder-Anbindung<br />
sowie das Konzept<br />
zur Sicherstellung von Sekundärdienstle<strong>ist</strong>ungen.<br />
Folgendes Konzept für den<br />
Container Terminal Wilhelmshaven<br />
wurde 2006 von<br />
Eurogate präsentiert:<br />
1. Sicherung der<br />
Mengenentwicklung<br />
Entscheidend für den Erfolg<br />
des Containerterminals<br />
<strong>ist</strong> die Sicherung der Mengenentwicklung.<br />
Mit Maersk<br />
konnte Eurogate die mit Abstand<br />
größte Reederei der<br />
Welt als Partner gewinnen.<br />
Eurogate pflegt bereits seit<br />
1999 eine gute Partnerschaft<br />
Fortsetzung auf Seite 50
SEITE50<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Fortsetzung von Seite 49<br />
mit Maersk durch das gemeinsame<br />
Joint-Venture NTB<br />
– North Sea Terminal Bremerhaven.<br />
Außerdem bestehen<br />
enge Kontakte zu allen anderen<br />
Top-Reedereien. <strong>Der</strong> Eurogate<br />
Container Terminal<br />
Wilhelmshaven steht allen<br />
Reedereien offen. Die Anlage<br />
wird eine Umschlagskapazität<br />
von 2,7 Millionen TEU haben.<br />
2. Aufbau eines<br />
Feeder-Netzwerks<br />
<strong>Der</strong> Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven wäre<br />
kein europäischer Main-<br />
Hub für Transshipment ohne<br />
ausgedehntes Feeder-Netzwerk<br />
nach Skandinavien und<br />
ins Baltikum. Eurogate hat<br />
mit allen Feeder-Reedereien<br />
Vorgespräche geführt. Diese<br />
werden zusammen circa 95<br />
Prozent der zu erwartenden<br />
Feeder-Mengen abdecken.<br />
3. Hinterland-Anbindungen<br />
per Bahn und Lkw<br />
Wilhelmshaven wird in das<br />
Netz von boxXpress.de einbezogen,<br />
an dem die 100prozentige<br />
Eurogate-Tochter, Eurogate<br />
Intermodal GmbH, zu<br />
38 Prozent beteiligt <strong>ist</strong>. Weitere<br />
Erklärungen führender<br />
Bahnoperateure liegen vor.<br />
Direkt auf dem Terminalgelände<br />
wird auf 75 000<br />
Quadratmetern eine Verladestation<br />
mit fünf Kränen für<br />
den kombinierten Verkehr<br />
entstehen, die auch von anderen<br />
Verladern in<br />
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FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Eurogatezeigt<br />
Perspektivenauf<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE51<br />
Fortsetzung von Seite 50<br />
Wilhelmshaven und in der<br />
Region genutzt werden kann.<br />
Die Station soll über sechs<br />
Ladegleise verfügen.<br />
4. Sekundär-<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungen<br />
Eurogate-Tochtergesellschaften<br />
aus dem cargomodalen<br />
Bereich werden zum<br />
Containerumschlag ergänzende<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungen anbieten.<br />
So werden Eurocargo<br />
Container Freight Station and<br />
Warehouse (Container-<br />
Packstation), ReMain<br />
Container Depot and<br />
Repair (Containerwartung<br />
und -reparatur),<br />
und SWOP<br />
Seaworthy Packing<br />
(seemäßige Verpackung)<br />
eine Niederlassung<br />
in Wilhelmshaven aufbauen.<br />
5. Terminalorganisation<br />
Eurogate wird in Wilhelmshaven<br />
das gleiche Terminalsystem<br />
wie auf seinen<br />
Umschlagsanlagen in Bremerhaven<br />
und Hamburg einsetzen:<br />
ein Van Carrier-System.<br />
Eurogate hat mit diesem<br />
System hervorragende betriebliche<br />
Erfahrungen hinsichtlich<br />
Kosten, Produktivität<br />
und Umweltfreundlichkeit<br />
gemacht. An den vier Liegeplätzen<br />
<strong>ist</strong> der Einsatz von<br />
insgesamt 16 Post-Panamax-<br />
DIE EUROGATE-GRUPPE<br />
Containerbrücken und 68 4-<br />
hoch Van Carriern geplant.<br />
6. Personalkonzept<br />
Das Personalkonzept des<br />
Eurogate Container Terminals<br />
Wilhelmshaven sieht die<br />
Schaffung von 1000 neuen<br />
Arbeitsplätzen vor. Bereits in<br />
2008/2009 soll die Ausbildung<br />
der Mitarbeiter an den Eurogate-Terminals<br />
beginnen. Im<br />
gewerblichen Bereich plant<br />
Eurogate die Qualifizierung<br />
und den Einsatz von Langzeitarbeitslosen,<br />
ähnlich wie<br />
an den anderen Umschlagsanlagen.<br />
Ähnlich<br />
wie in Bremerhaven<br />
und Hamburg werden<br />
die gewerblichen Mitarbeiter<br />
in festen Teams organisiert<br />
werden.<br />
Heute geht Eurogate beim<br />
CTW zunächst mit rund 400<br />
Mitarbeitern, acht Containerbrücken,<br />
36 Straddle Carriern<br />
und drei Portalkranen für den<br />
KV-Terminal an den Start. <strong>Der</strong><br />
Personalumfang werde in den<br />
kommenden Jahren mit<br />
wachsendem Umschlag kontinuierlich<br />
steigen, heißt es<br />
bei Eurogate. Von der Realisierungsgesellschaft<br />
hat der<br />
Terminalbetreiber bislang<br />
Die im Jahr 1999 gegründete<br />
Eurogate <strong>ist</strong> Europas<br />
führende Containerterminal-Log<strong>ist</strong>ik-Gruppe.<br />
Die<br />
Bremer BLG Log<strong>ist</strong>ics<br />
Group und die Hamburger<br />
Eurokai KGaA sind mit je<br />
50 Prozent Gesellschafter<br />
der Eurogate.<br />
Das Netzwerk betreibt gemeinsam<br />
mit Contship Italia<br />
zehn Containerterminals<br />
von der Nordsee bis<br />
zum Mittelmeer. <strong>Der</strong> Ust-<br />
Luga Container Terminal<br />
bei St. Petersburg, an<br />
dem Eurogate mit 20 Prozent<br />
beteiligt <strong>ist</strong>, wurde<br />
Ende 2011 eröffnet. Im<br />
Gegenzug haben die Russen<br />
eine Option auf Beteiligung<br />
am <strong>JadeWeserPort</strong>.<br />
Das Le<strong>ist</strong>ungsspektrum<br />
wird abgerundet durch<br />
intermodale und cargomodale<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungen. Im<br />
Jahr 2011 schlug die<br />
Unternehmensgruppe<br />
europaweit 13,3 Millionen<br />
Standardcontainer (TEU)<br />
um. Allein an seinen deutschen<br />
Standorten beschäftigte<br />
Eurogate 4458<br />
Mitarbeiter (in 2011).<br />
1000 Meter Hauptkaje und<br />
dahinter liegende Terminalfläche<br />
übernommen. Dort<br />
entstanden alle für den Terminalbetrieb<br />
wichtigen Anlagen<br />
und Einrichtungen.<br />
Im Sommer 2013 soll die<br />
Übergabe der restlichen 725<br />
Meter Kaje gen Norden an<br />
Eurogate erfolgen. Entgegen<br />
seiner ursprünglichen Planung<br />
<strong>ist</strong> der Betreiber selbst<br />
mit einigen Arbeiten im Verzug.<br />
So <strong>ist</strong> zum Beispiel das<br />
fünfgeschossige Terminal-<br />
House längst noch nicht fertig<br />
gestellt – auch wenn bereits<br />
seit Wochen darin gearbeitet<br />
wird.<br />
Im Jahr 2011 investierte<br />
Eurogate<br />
allein in den Standort<br />
Wilhelmshaven 55 Millionen<br />
Euro, teilte das Unternehmen<br />
Anfang 2012 bei seiner<br />
Bilanzpressekonferenz<br />
mit. Mit einem aktuellen<br />
Marktanteil von 54 Prozent<br />
sei Eurogate größter Containerterminal-Betreiber<br />
in den<br />
deutschen Seehäfen. <strong>Der</strong><br />
Marktanteil am Gesamtumschlag<br />
der Nordrange-Häfen<br />
liege bei über 20 Prozent.<br />
Mit großem Aufwand wirbt<br />
das Unternehmen – besonders<br />
intensiv seit Anfang 2011<br />
– in Asien, Nord- und Südamerika<br />
sowie in Europa unermüdlich<br />
für seinen neuen<br />
Terminal an der Jade. Vertreter<br />
der großen Reedereien<br />
wurden in diesem Jahr von<br />
Eurogate-Gruppenvorstand<br />
Emanuel Schiffer persönlich<br />
nach Wilhelmshaven eingeladen,<br />
um den CTW kennen zu<br />
lernen.<br />
Vor der offiziellen Eröffnung<br />
wissen wir: Die weltgrößte<br />
Reederei Maersk bleibt<br />
zunächst der einzige Kunde<br />
am CTW. Als erste Schiffe<br />
wurden am 17. September die<br />
„Anna Schulte“ und am 21.<br />
September, dem Tag der offiziellen<br />
Inbetriebnahme des<br />
Hafens, die „Maersk Laguna“<br />
erwartet. Mit anderen Reedereien<br />
sei noch nichts festgemacht,<br />
hat Emanuel Schiffer<br />
Fortsetzung auf Seite 52<br />
Das Spezialschiff „Zhen Hua 23“ brachte am 5. März 2012<br />
die ersten vier Containerbrücken zum Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven. Gebaut wurden die je 1750 Tonnen<br />
schweren, weltgrößten Kaikrane bei ZPMC in Shanghai.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Blick auf dem Eurogate CTW gen Norden: Zwei der drei Portalkrane über den Gleisen der Anlage<br />
für Kominierte Verkehre (KV-Terminal). Hinten rechts die Werkstatthalle. WZ-FOTO: LÜBBE
SEITE52<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Probebetrieb auf dem CTW.<br />
Ab heute muss sich der Terminal<br />
im Wettbewerb mit anderen<br />
Standorten messen.<br />
Eurogate-Chef Emanuel<br />
Schiffer geht davon aus,<br />
dass am CTW am Ende<br />
deutlich mehr als die bislang<br />
als Volllast genannten<br />
2,7 Millionen Standardcontainer<br />
(TEU) umgeschlagen<br />
werden können, sagte er<br />
kürzlich in Wilhelmshaven.<br />
<strong>Der</strong> maximale Container-<br />
Umschlag je Meter Kaje habe<br />
sich aufgrund technischer<br />
Fortschritte erhöht.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
„VomzusätzlichenHandelsvolumenprofitieren“<br />
Fortsetzung von Seite 51<br />
gerade der „Wirtschaftswoche“<br />
bestätigt, was hier vor<br />
Ort sowieso alle wissen.<br />
<strong>Der</strong> neue Tiefwasser-Containerhafen<br />
an der Jade werde<br />
sich nach Einschätzung des<br />
Betreibers Eurogate gegen die<br />
Konkurrenten Hamburg und<br />
Bremerhaven behaupten.<br />
„Wilhelmshaven profitiert davon,<br />
dass die Reeder zunehmend<br />
größere Containerschiffe<br />
bestellen. Die sind<br />
breiter und haben mehr Tiefgang.<br />
Dadurch wird die Fahrt<br />
durch die Elbe nach Hamburg<br />
oder durch die Weser nach<br />
Bremerhaven problematisch“,<br />
sagte Eurogate-Gruppenvorstand<br />
Schiffer.<br />
Hamburg wird nach seiner<br />
Einschätzung dennoch der<br />
führende Hafen in Deutschland<br />
bleiben. <strong>Der</strong> JadeWeser-<br />
Port werde im Vollausbau mit<br />
den geplanten 2,7 Millionen<br />
TEU über deutlich weniger<br />
Kapazitäten verfügen als<br />
Hamburg und Bremerhaven.<br />
Hamburg habe zudem den<br />
Vorteil, dass dort die Europa-<br />
Zentralen der großen Reedereien<br />
und Importeure säßen.<br />
„Keine wird umziehen nach<br />
Wilhelmshaven“, sagte Schiffer.<br />
<strong>Der</strong> CTW müsse sich darauf<br />
konzentrieren, vor allem<br />
vom zusätzlichen Handelsvolumen<br />
zu profitieren.<br />
Nach der Eröffnung des<br />
CTW werden pro Woche ein<br />
großes Containerschiff der<br />
Reederei Maersk sowie drei<br />
kleinere Feederschiffe an der<br />
Jade erwartet, hatte Emanuel<br />
Schiffer im Mai angekündigt.<br />
Mit deren Ladungsmenge, so<br />
der Eurogate-Chef, würde<br />
auch die vertraglich vereinbarte<br />
Umschlagsmenge von<br />
700 000 Standardcontainern<br />
im ersten Betriebsjahr erreicht.<br />
An anderer Stelle war<br />
inzwischen von mindestens<br />
500 000 TEU die Rede.<br />
Auf dem CeMAT Hafenforum<br />
Anfang September in<br />
Wilhelmshaven zeigte sich<br />
Schiffer jedoch opim<strong>ist</strong>isch:<br />
Bei einer prognostizierten<br />
Verdoppelung der weltweiten<br />
Umschlagzahlen in zehn bis<br />
zwölf Jahren sei der JWP unverzichtbar.<br />
Allerdings werde<br />
man noch hart arbeiten müssen,<br />
den Hafen voll auszulasten.<br />
<strong>Der</strong> Eurogate-Chef geht<br />
davon aus, dass am CTW am<br />
Ende deutlich mehr als die<br />
bislang als Volllast genannten<br />
2,7 Millionen Standardcontainer<br />
(TEU) umgeschlagen<br />
werden können. <strong>Der</strong> maximale<br />
Container-Umschlag je Meter<br />
Kaje habe sich aufgrund<br />
technischer Fortschritte erhöht.
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE53<br />
Anfang dieser Woche hat<br />
das erste reguläre Schiff am<br />
Eurogate Container Terminal<br />
Wilhelmshaven festgemacht.<br />
Die „Anna Schulte“<br />
löschte 533 Leercontainer<br />
aus St. Petersburg. Diese<br />
stammen aus Russland und<br />
dem Baltikum und gehen<br />
auf dem Seeweg wieder zurück<br />
nach Asien. Weil von<br />
dort – vor allem aus China –<br />
deutlich mehr Ware in die<br />
osteuropäischen Staaten<br />
kommt als umgekehrt, fallen<br />
bei zahlreichen Seereisen<br />
leere Container an. Auf<br />
dem CTW werden die Stahlk<strong>ist</strong>en<br />
zwischengelagert.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
„Wirkönnenhierwirklichetwasbewegen“<br />
Seit 2008 arbeitet Mikkel<br />
Andersen am Projekt Eurogate<br />
CTW. <strong>Der</strong> Geschäftsführer<br />
setzt auf<br />
sein hoch motiviertes<br />
Team und optimierte<br />
Abläufe mit modernsten<br />
Umschlaggeräten.<br />
WILHELMSHAVEN –Mikkel E. Andersen<br />
(35) <strong>ist</strong> neben Marcel<br />
Egger Geschäftsführer des Eurogate<br />
Container Terminals<br />
Wilhelmshaven (CTW). Als<br />
„Chef vor Ort“ <strong>ist</strong> Andersen<br />
zum Beispiel für Operations,<br />
die Technik und das Personal<br />
zuständig – aktuell führt er<br />
rund 400 Mitarbeiter.<br />
<strong>Der</strong> 35-Jährige stammt aus<br />
Nyborg in Dänemark. 1998 <strong>ist</strong><br />
er als Trainee bei Maersk eingestiegen,<br />
hat dort unter anderem<br />
zweieinhalb Jahre in<br />
Singapur gearbeitet und <strong>ist</strong><br />
dann zum damals neuen<br />
Tochterunternehmen APM<br />
Terminals gewechselt. Nach<br />
wechselnden Aufgaben an<br />
unterschiedlichen Standorten<br />
weltweit entschied er sich<br />
2008, für das Projekt <strong>JadeWeserPort</strong><br />
zu arbeiten. Andersen<br />
<strong>ist</strong> seit Januar 2012 offiziell<br />
Mitarbeiter des Eurogate Container<br />
Terminals Wilhelmshaven.<br />
Mit seiner Familie wohnt<br />
er in Oldenburg.<br />
Beim CTW setzt Eurogate<br />
auf ein eher personalintensives<br />
manuelles System mit<br />
Straddle Carriern (Van Carriern).<br />
Andere Terminalbetreiber<br />
arbeiten mit automatischen<br />
Containertransport-<br />
Systemen auf ihren Terminals.<br />
Mikkel Andersen nennt<br />
die Vorteile des manuellen<br />
Systems: „Es <strong>ist</strong> schnell und<br />
recht kostengünstig einzuführen,<br />
während ein automatisches<br />
System Zeit – und vor<br />
<strong>Der</strong> 35-jährige Mikkel Andersen <strong>ist</strong> Geschäftsführer des Eurogate<br />
Container Terminal Wilhelmshaven.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
allem richtig viel Geld kostet.“<br />
Über 40 Jahre betrachtet,<br />
könne man damit wohl mehr<br />
Geld verdienen, so der Geschäftsführer,<br />
aber es gebe<br />
auch größere Risiken wie Systemausfälle<br />
und Folgeinvestitionen.<br />
„Wir kennen und<br />
schätzen dagegen die Flexibilität<br />
unseres Systems von<br />
unseren etablierten Standorten.<br />
Deshalb haben wir auch<br />
in den jüngsten Krisenzeiten<br />
auf unsere gewerblichen Mitarbeiter<br />
gesetzt.“ Eurogate<br />
übernehme in dieser Hinsicht<br />
ganz bewusst soziale Verantwortung.<br />
<strong>Der</strong> 35-Jährige <strong>ist</strong> stolz auf<br />
sein Team und schwärmt von<br />
„der Superle<strong>ist</strong>ung unserer<br />
Fachkräfte für Hafenlog<strong>ist</strong>ik“.<br />
Nach zwei Jahren Umschulung<br />
haben bislang 153 dieser<br />
Hafenlog<strong>ist</strong>iker einen unbefr<strong>ist</strong>eten<br />
Arbeitsvertrag erhalten.<br />
„Damit bietet Eurogate<br />
ihnen neben dem guten Verdienst<br />
auch eine klare Perspektive“,<br />
sagt Andersen. In<br />
das neue Personal habe man<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Agentur für Arbeit Wilhelmshaven<br />
sowie dem Bildungsunternehmen<br />
„Ma-Co Maritimes<br />
Competenzcentrum“ viel<br />
investiert.<br />
Eurogate habe in der Praxis<br />
zudem mit einer engen<br />
Betreuung und Beratung<br />
(zum Beispiel Programm<br />
„Bleib‘ dran“) die zweijährige<br />
Umschulung begleitet und so<br />
ganz wesentlich zum Erfolg<br />
beigetragen.<br />
Fortsetzung Seite 54
SEITE54<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Fortsetzung von Seite 53<br />
„Das war für alle Beteiligten<br />
eine große Herausforderung<br />
und jetzt haben wir fitte<br />
Leute zusammen“, sagt der<br />
Terminal-Chef. „Management<br />
und Personal müssen nun gemeinsam<br />
an einem Strang<br />
ziehen und die Herausforderung<br />
ernst nehmen, dann<br />
können wir hier wirklich etwas<br />
bewegen!“ Für den CTW<br />
habe Eurogate deshalb einen<br />
Operations Manager eingestellt,<br />
als „zweiten Mann“<br />
nach Mikkel Andersen. „<strong>Der</strong><br />
muss alle unsere Prozesse<br />
ständig im Blick haben. Er<br />
muss den Markt beobachten,<br />
die Kundenwünsche wahrnehmen<br />
und bei Bedarf unsere<br />
Prozesse anpassen. Es darf<br />
in unserem Geschäft keinen<br />
Stillstand geben“, macht der<br />
35-Jährige deutlich.<br />
Von einem Terminalbetreiber<br />
wollen die Kunden heute<br />
vor allem eines, so der erfahrene<br />
Hafenmanager: <strong>Der</strong> Umschlag<br />
von Containern müsse<br />
so schnell wie möglich laufen.<br />
„Die Kunden hätten am liebsten<br />
immer sieben bis acht<br />
Containerbrücken für jedes<br />
größere Schiff.“ Mikkel Andersen<br />
lacht. „Früher bei den<br />
kleineren Containerschiffen<br />
gab es weniger Umschlag, dafür<br />
hatte man deutlich mehr<br />
Zeit.“<br />
<strong>Der</strong> Tiefwasser-Containerterminal<br />
an der Jade biete optimale<br />
Bedingungen für die<br />
rasche Abfertigung auch der<br />
größten Schiffe. „In den etablierten<br />
Häfen bieten die Terminals<br />
oft zu wenig Platz.<br />
Und wir wissen, dass wir für<br />
die 18 000-TEU-Schiffe viel<br />
Platz brauchen. Nicht nur auf<br />
dem Wasser, sondern gerade<br />
auch auf dem Terminal.“<br />
Weil die Containerbrücken<br />
mittlerweile sehr schnell seien,<br />
bilden nämlich die Van<br />
Carrier den Engpass bei der<br />
Umschlagsgeschwindigkeit,<br />
so Andersen. In Wilhelmshaven<br />
arbeite man deshalb mit<br />
fünf Spuren unter den Brücken<br />
(plus Reservespuren<br />
hinter den Brücken) für die<br />
Van Carrier (VC) – auf dem<br />
Terminal Straddle Carrier genannt.<br />
„Üblich sind ein bis<br />
zwei Spuren für die VC.“<br />
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„Ärmelhochund<br />
dannGasgegeben“<br />
Fortsetzung von Seite 54<br />
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da sei. „Damit haben<br />
wir optimale Rahmenbedingungen<br />
für einen zügigen<br />
Umschlag geschaffen.“<br />
Entscheidend für die Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit<br />
eines Terminals<br />
seien möglichst viele sogenannte<br />
„Moves“ pro Stunde,<br />
also jede Bewegung eines<br />
Containers von oder an Bord.<br />
Die Boxen müssen mit Van<br />
Carriern unter den Containerbrücken<br />
aufgenommen<br />
und zum Stellplatz gebracht<br />
oder aber von dort zur Brücke<br />
transportiert werden. In Wilhelmshaven<br />
wurde etwas Besonderes<br />
eingeführt: Hier fahren<br />
die Staddle Carrier seitwärts<br />
unter<br />
die<br />
Brücke –<br />
und auf<br />
der gleichen<br />
Spur seitwärts<br />
wieder<br />
zurück.<br />
<strong>Der</strong> Fahrer kann seinen Sitz<br />
entsprechend drehen.<br />
„Unsere Leute haben das<br />
so während ihrer Ausbildung<br />
in Bremerhaven oder Hamburg<br />
nicht kennengelernt ,<br />
weil es das Verfahren dort<br />
nicht gibt“, erklärt Mikkel Andersen.<br />
„Das <strong>ist</strong> einer der<br />
wichtigen Gründe, warum wir<br />
den dreimonatigen Probebetrieb<br />
auf dem CTW wirklich<br />
gebraucht haben.“ Neben der<br />
üblichen Erprobung aller<br />
neuen technischen Anlagen,<br />
der Terminal-Operating-Software<br />
und aller weiteren Prozesse.<br />
„Das dauert halt. Außerdem<br />
legen wir bei Eurogate<br />
sehr großen Wert auf<br />
Arbeitssicherheit, um Unfälle<br />
und Beschädigungen möglichst<br />
zu vermeiden.“<br />
Entscheidend für den Erfolg<br />
des Eurogate Container<br />
Terminals Wilhelmshaven sei<br />
nun, dass die Leute mitmachen.<br />
Geschäftsführer Mikkel<br />
Andersen hat ein Ziel: „Wir<br />
wollen gerne in der Nationalmannschaft<br />
spielen“, sagt er.<br />
„Und ein moderner Terminal<br />
muss besser sein als andere.“<br />
Als Beispiel nennt er den<br />
Northsea Terminal Bremerhaven<br />
(NTB), der mit rund 30<br />
Moves pro Stunde derzeit den<br />
Maßstab darstelle. „Es wird<br />
eine spannende Zeit werden,<br />
da hinzukommen. Die Erwartungen<br />
unseres Kunden Maersk<br />
sind jedenfalls hoch.“<br />
<strong>Der</strong> Eurogate-Manager<br />
blickt zum Start des CTW zufrieden<br />
auf die vergangenen<br />
Jahre zurück. „Es <strong>ist</strong> für das<br />
Unternehmen das erste Engagement<br />
in Niedersachsen.<br />
Bislang kannten wir uns nur<br />
in Hamburg und Bremerhaven<br />
aus. Es war spannend,<br />
mit neuen Leuten zuarbeiten“,<br />
sagt Andersen. „Hier vor<br />
Ort haben alle die Ärmel<br />
hochgekrempelt und Gas gegeben<br />
– egal ob städtische Behörden,<br />
der Zoll, das Veterinäramt<br />
oder auch unsere IT-<br />
Geschäftspartner. Das hat alles<br />
geklappt.“<br />
Dass es mit dem Freihafenstatus<br />
für den CTW nicht<br />
geklappt hat, bedaure Eurogate<br />
jedoch nach wie vor. Das<br />
Bundesfinanzmin<strong>ist</strong>erium<br />
hatte den Antrag<br />
Ende 2010 als „zu<br />
teuer“ abgelehnt.<br />
<strong>Der</strong> Terminalbetreiber<br />
hatte<br />
sich mit einem Freihafenstatus<br />
Vorteile beim Umgang mit<br />
den Containern versprochen.<br />
Außerdem genieße ein Freihafen<br />
international einen viel<br />
höheren Stellenwert, hatte<br />
Eurogate-Gruppengeschäftsführer<br />
Emanuel Schiffer seinerzeit<br />
betont.<br />
Für die Versorgung des havarierten<br />
Containerschiffes<br />
„MSC Flaminia“ sei der CTW<br />
eindeutig der beste Standort,<br />
<strong>ist</strong> Mikkel Andersen überzeugt.<br />
Allein die Umsetzung<br />
der hohen behördlichen Auflagen<br />
für den Bau und Betrieb<br />
des Terminals gewährle<strong>ist</strong>en<br />
eine größtmögliche Sicherheit<br />
im Umgang mit Gefahrgütern<br />
in Containern.<br />
Bei einer Kontaminierung<br />
der Abstellflächen lasse sich<br />
das Kanalsystem zum Beispiel<br />
komplett nach außen abschotten<br />
– nur eine der technischen<br />
Maßnahmen zur Begrenzung<br />
von Störfällen. Alle<br />
betriebsinternen Abläufe auf<br />
dem CTW hätten das Ziel, die<br />
Unfallrisiken zu minimieren.<br />
Schulungen der Terminal-<br />
Mitarbeiter, festgelegte Operationsabläufe<br />
und weitere<br />
betriebliche Maßnahmen sollen<br />
ebenfalls dazu beitragen,<br />
dass es zu keiner Gefährdung<br />
von Mensch und Umwelt<br />
kommt.<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
In über 50 Meter Höhe<br />
hat man einen tollen<br />
Blick über den 78 Meter<br />
langen Ausleger und<br />
den 83 Meter hohen<br />
Pylon einer der acht<br />
Containerbrücken.<br />
FOTO: HALAMA<br />
SEITE55<br />
Einer von derzeit 36 Straddle Carriern auf dem CTW – hier im<br />
Probebetrieb mit der „Northern Vitality“.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE
SEITE58<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
RiesigeBrückenmit<br />
5CentStückgetestet<br />
Olaf Ruboks hat 15 Jahre<br />
lang auf Containerbrücken<br />
gearbeitet. In Wilhelmshaven<br />
sucht er als<br />
Terminalme<strong>ist</strong>er neue<br />
Herausforderungen.<br />
WILHELMSHAVEN – Als „Urgestein“<br />
<strong>ist</strong> der 44-jährige Terminal-Supervisor<br />
Olaf Ruboks<br />
eigentlich viel zu jung. Und<br />
doch kann man ihn wohl so<br />
nennen. „Seit September<br />
1991 arbeite ich im Konzern.<br />
Ich habe damals noch als<br />
Schuppenvorarbeiter angefangen,<br />
dann verschiedenste<br />
Posten durchlaufen und dabei<br />
nach und nach alle Gerätescheine<br />
gemacht.“ Elf Jahre<br />
lang habe er dann bei Eurogate<br />
in Bremerhaven als Containerbrücken-Fahrer<br />
gearbeitet<br />
und war zuletzt fünf<br />
Jahre als Ausbilder für den<br />
Fahrer-Nachwuchs dieser gigantischen<br />
Verladekrane tätig.<br />
„Insgesamt habe ich gut<br />
15 Jahre lang auf Containerbrücken<br />
gearbeitet.“<br />
Die WZ hatte Olaf Ruboks<br />
im Dezember 2008 an der<br />
Weser besucht und seine<br />
spannende Arbeit in der Serie<br />
„Berufe & Meer“ vorgestellt.<br />
Damals hat der Fachmann<br />
beim Rundgang auf einer<br />
Containerbrücke (CB) von<br />
der Arbeit dort erzählt, die<br />
höchste Konzentration erfordert:<br />
In der Kanzel in knapp<br />
50 Meter Höhe hat der Quay<br />
Crane Operator (QCO; so lautet<br />
heute die offizielle Bezeichnung)<br />
seinen Blick<br />
durch den Glasboden nach<br />
unten gerichtet. Die Van Carrier<br />
liefern im Minutentakt<br />
Container an, die auf Feederschiffe<br />
verladen werden müssen.<br />
Feeder liefern die Boxen<br />
in Häfen, die wegen einer geringen<br />
Fahrwassertiefe nicht<br />
von den großen Containerschiffen<br />
angelaufen werden<br />
können.<br />
<strong>Der</strong> sogenannte Spreader<br />
(der Greifer am Ende der<br />
Drahtseile des Auslegers einer<br />
Containerbrücke) wird zentimetergenau<br />
auf dem Container<br />
abgesetzt und verriegelt.<br />
Schon schwebt die schwere<br />
Box in die Höhe und gleitet<br />
am Ausleger Richtung Schiff.<br />
„Dabei sind Augenmaß und<br />
viel Fingerspitzengefühl gefragt“,<br />
erzählte Olaf Ruboks<br />
seinerzeit. Über Funk erhält<br />
der CB-Fahrer Anweisungen<br />
vom Einweiser am Boden, wo<br />
die Box hin soll an Bord. Zusätzlich<br />
zeigen Displays in der<br />
„Katze“ genannten Kanzel alle<br />
notwendigen Informationen<br />
des Terminal Operating<br />
Systems.<br />
Volle Konzentration <strong>ist</strong> gefragt,<br />
weiß Ruboks: „Wie bewegt<br />
sich möglicherweise das<br />
Schiff, schaukelt der Container<br />
im Wind? Überall muss<br />
man seine Augen haben.“ Die<br />
vier Punkte, auf denen die<br />
Box schließlich abgesetzt<br />
wird, sind nur so groß wie<br />
Bierdeckel.<br />
„Ein Feeder <strong>ist</strong> wegen der<br />
beengten Platzverhältnisse<br />
viel schwerer zu beladen als<br />
ein großes Containerschiff“,<br />
klärte er uns Ende 2008 auf.<br />
Und diese anspruchsvolle<br />
Arbeit läuft auf dem <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Containerterminal<br />
ähnlich ab – nur dass<br />
die Dimensionen der Brücken<br />
noch gewaltiger sind.<br />
Seit März 2012 <strong>ist</strong> Olaf Ruboks<br />
in Wilhelmshaven eingesetzt.<br />
Offiziell gehört er seit<br />
dem 1. Juni zu den Mitarbeitern<br />
des CTW. „Ich habe hier<br />
anfangs mit Kollegen die<br />
TÜV-Abnahmen der acht<br />
weltgrößten Containerbrücken<br />
begleitet“, schildert der<br />
44-Jährige. „Das war eine<br />
spannende Phase für mich,<br />
diese gewaltigen Geräte nach<br />
und nach ,zum Leben erwachen‘<br />
zu sehen.“<br />
Bei ZPMC in Shanghai setzen<br />
die Chinesen für den Bau<br />
dieser Brücken auf Hightech<br />
aus Deutschland, weiß der<br />
Terminal-Supervisor: „Die<br />
Elektronik und Software zur<br />
Steuerung, aber auch alle Getriebe<br />
stammen von hier und<br />
werden nach China geliefert.<br />
Das macht gut 50 Prozent der<br />
Wertschöpfung bei diesen<br />
modernsten Containerbrücken<br />
aus.“<br />
Olaf Ruboks berichtet fasziniert<br />
vom Belastungstest für<br />
jede einzelne Brücke: „Die<br />
maximale Traglast des Auslegers<br />
beträgt regulär 120 Tonnen.<br />
Beim TÜV-Test hingen<br />
dann sogar 160 Tonnen an<br />
der Spitze. Da <strong>ist</strong> man dann<br />
nur noch allein mit einem<br />
TÜV-Prüfer auf der Brücke,<br />
falls etwas passiert.“ Unglaublich:<br />
Trotz modernster Messgeräte<br />
muss bei diesem Belastungstest<br />
die hintere Radgruppe<br />
der Containerbrücke<br />
ein zuvor auf die Schiene gelegtes<br />
Fünf-Cent-Stück beim<br />
Seitwärtsfahren platt drücken.<br />
„Dann weiß man, dass<br />
auch bei 160 Tonnen ein sicherer<br />
Stand in den Kranbahnen<br />
gewährle<strong>ist</strong>et <strong>ist</strong>.“<br />
Erfahrungsträger: Terminal-Supervisor Olaf Ruboks <strong>ist</strong> für die neue Herausforderung auf<br />
dem CTW von Bremerhaven nach Wilhelmshaven gezogen.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
Er sei ganz bege<strong>ist</strong>ert von<br />
den neuen Containerbrücken<br />
und der Ingenieurle<strong>ist</strong>ung<br />
hinter all der Technik, sagt<br />
Olaf Ruboks. „Das Sicherheitsdenken<br />
aller Beteiligten<br />
<strong>ist</strong> in Bezug auf die Geräte<br />
und alle Abläufe echt klasse –<br />
und zeigt mir wieder, wie sehr<br />
der Schutz der Mitarbeiter bei<br />
uns im Mittelpunkt steht.“<br />
Die Arbeit als Terminal-<br />
Supervisor, also als Me<strong>ist</strong>er<br />
für alle wasserseitigen Operationen,<br />
sei deutlich komplexer<br />
als seine Ausbildertätigkeit.<br />
Zudem trage er hier<br />
noch mehr Verantwortung.<br />
„Das hat mich schon gereizt.<br />
Dazu kommt die Herausforderung,<br />
den neuen Terminal<br />
mit aufzubauen – das <strong>ist</strong> eine<br />
einmalige Chance.“ Vier Kollegen<br />
teilen sich die drei<br />
Schichten, zwei weitere sind<br />
gerade in der Ausbildung zum<br />
Terminal-Supervisor. Sie alle<br />
sind verantwortlich für einen<br />
runden, zügigen Ablauf der<br />
Umschlagsaktivitäten an der<br />
Hauptkaje. „Vor dem Wechsel<br />
nach Wilhelmshaven habe<br />
ich mir dennoch gut überlegt,<br />
was ich alles zurück lasse in<br />
Bremerhaven“, erzählt der<br />
44-Jährige. Es seien vor allem<br />
die Freunde und Kollegen, die<br />
einen halten. „Aber da sollte<br />
künftig eine Stunde Fahrtzeit<br />
ja kein Hindernis sein, um<br />
sich mal zu besuchen“, meint<br />
er. Denn Anfang September<br />
<strong>ist</strong> Olaf Ruboks nach Wilhelmshaven<br />
gezogen und<br />
wohnt nun in Rüstersiel. „Das<br />
<strong>ist</strong> schön da. Und ich kann<br />
prima mit dem Rad zur Arbeit<br />
fahren!“<br />
Die vielen Umschüler zur<br />
Fachkraft für Hafenlog<strong>ist</strong>ik für<br />
den CTW hat der Neu-Rüstersieler<br />
noch alle in Bremerhaven<br />
während ihrer Ausbildung<br />
kennen gelernt – bis auf<br />
die dritte Gruppe, die in<br />
Hamburg eingesetzt war. „Als<br />
Ausbilder <strong>ist</strong> man eine wichtige<br />
Bezugsperson“, sagt der<br />
Me<strong>ist</strong>er, „und erfährt eine<br />
ganze Menge über seine Leute.<br />
Alle wollten sie zum Ende<br />
ihrer Umschulung endlich auf<br />
den CTW. Jetzt sind sie hier<br />
und ganz heiß aufs erste richtige<br />
Containerschiff.“<br />
Das Engagement der Umschüler<br />
– und jetzigen Fachkräfte<br />
für Hafenlog<strong>ist</strong>iker –<br />
mache ihn auch ein wenig<br />
stolz. „Letztendlich bin ich als<br />
Terminal-Supervisor auf dem<br />
CTW ja immer noch Ausbilder“,<br />
sagt Olaf Ruboks. Und<br />
grinst zufrieden.<br />
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FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE59<br />
StraddleCarrierfahren„machtrichtigSpaß“<br />
Samira Tjaden aus Wilhelmshaven<br />
stand beruflich<br />
vor dem Nichts. Als<br />
Straddle-Carrier-Fahrerin<br />
startet sie nun auf<br />
dem CTW voll durch.<br />
WILHELMSHAVEN – So sieht<br />
wohl Berufszufriedenheit aus:<br />
Samira Tjaden (43) strahlt<br />
übers ganze Gesicht, als sie<br />
zum Gespräch erscheint.<br />
„Mich als Fachkraft für Hafenlog<strong>ist</strong>ik<br />
zu bewerben, war<br />
die beste Entscheidung meines<br />
Lebens.“ Jetzt fährt sie<br />
Straddle Carrier auf dem Eurogate<br />
Container Terminal<br />
Wilhelmshaven (CTW).<br />
Jahrelang hatte die gelernte<br />
Arzthelferin in der Firma<br />
ihres damaligen Ehemanns<br />
im Büro gearbeitet und stand<br />
nach der Trennung plötzlich<br />
vor dem Nichts. „Die Entstehung<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s habe<br />
ich die ganze Zeit in der<br />
Presse verfolgt“, erzählt die<br />
<strong>Wilhelmshavener</strong>in. „Und<br />
mich irgendwann über die<br />
Berufsmöglichkeiten dort informiert.“<br />
Eine Bekannte von Samira<br />
Tjaden startete ihre Umschulung<br />
zur Fachkraft für Hafenlog<strong>ist</strong>ik<br />
in der ersten Welle –<br />
und erzählte davon. „Im April<br />
2010 bin ich dann mit der<br />
zweiten Welle eingestiegen.<br />
Die zwei Jahre Umschulung<br />
sind schon eine ganz schön<br />
große Herausforderung gewesen“,<br />
sagt die 43-Jährige,<br />
„schließlich habe ich ein Kind<br />
und einen Hund zu Hause.“<br />
Es sei so manches Mal<br />
nicht leicht gewesen, wenn<br />
sie nachts um 2.30 Uhr aufstehen<br />
musste und es dann<br />
um 4.15 Uhr morgens mit<br />
dem Bus nach Bremerhaven<br />
ging. „Und es hat trotzdem<br />
immer Spaß gemacht!“ Während<br />
der Ausbildung wurden<br />
die Umschüler auf dem Terminal<br />
irgendwann eine halbe<br />
Schicht auf der Containerbrücke<br />
und die zweite Hälfte im<br />
Straddle Carrier (auch Van<br />
Carrier genannt) eingesetzt.<br />
„Unsere erfahrenen Ausbilder<br />
hatten schnell einen Blick dafür,<br />
wer seine Stärken eher<br />
auf dem einen oder dem anderen<br />
Gerät hat. Sie haben<br />
Straddle Carrier werden<br />
auch Van Carrier genannt.<br />
deshalb mitentschieden, wohin<br />
der Weg für jeden einzelnen<br />
geht“, sagt die <strong>Wilhelmshavener</strong>in.<br />
Nach einem Jahr<br />
durchliefen die Teilnehmer<br />
dann einen Neigungstest.<br />
„Ich wollte gerne Straddle<br />
Carrier fahren – und das hat<br />
geklappt“, freut sie sich. „Das<br />
<strong>ist</strong> natürlich kein frauentypischer<br />
Beruf, aber macht mir<br />
richtig Spaß.“ Die Akzeptanz<br />
der männlichen Kollegen sei<br />
durchweg groß. „Und ich<br />
glaube, wir Frauen haben<br />
unsere Straddle Carrier wirklich<br />
gut im Griff. Vielleicht sogar<br />
besser als so mancher<br />
Mann.“ Bevor die 43-Jährige<br />
mit Schichtbeginn ihren<br />
Arbeitsplatz in 14 Meter Höhe<br />
erklimmt, wird der Straddle<br />
Carrier rundum gecheckt und<br />
auf mögliche Mängel untersucht.<br />
„Ich muss vorher einfach<br />
die Betriebssicherheit<br />
des Fahrzeugs sicherstellen.“<br />
In das für ihre Arbeit auf dem<br />
Terminal notwendige Computersystem,<br />
ein Bestandteil<br />
der Terminal Operating Software,<br />
habe sie sich schnell<br />
eingearbeitet.<br />
„Die Orientierung auf dem<br />
riesigen Terminalgelände erfolgt<br />
mittels GPS, das kann<br />
man sich ähnlich wie die Navigation<br />
im Auto vorstellen.<br />
Unseren Weg bekommen wir<br />
übers System vorgegeben.<br />
Aber man muss natürlich<br />
schon wissen, wie die einzelnen<br />
Blöcke auf dem Gelände<br />
heißen“, sagt Samira Tjaden.<br />
Die Abläufe für die Straddle<br />
Carrier im Zusammenspiel<br />
mit den Containerbrücken<br />
sind an der Jade anders<br />
als in Bremerhaven oder<br />
Hamburg, wo die Umschüler<br />
ausgebildet wurden. An diese<br />
besonderen Abläufe und Prozesse<br />
des Container Terminals<br />
Wilhelmshaven (siehe<br />
Gespräch mit Geschäftsführer<br />
Mikkel Andersen) habe sie<br />
sich rasch gewöhnt: „Das war<br />
ungefähr so, als wenn man<br />
mit einem neuen Auto in<br />
einer fremden Stadt unterwegs<br />
<strong>ist</strong>.“<br />
Auf dem CTW werde von 6<br />
bis 14 und von 14 bis 22 Uhr<br />
in zwei Schichten gearbeitet.<br />
Mit zunehmender Auslastung<br />
der Umschlagsaktivitäten<br />
werde aber irgendwann auf<br />
die bei anderen Terminals<br />
üblichen drei Schichten umgestellt,<br />
weiß Samira Tjaden.<br />
„Dann wird dann auch hier in<br />
Wilhelmshaven 24 Stunden<br />
gearbeitet, sieben Tage die<br />
Woche, an 360 Tagen im<br />
Jahr.“ Startet neu durch bei Eurogate in Wilhelmshaven: Samira Tjaden WZ-FOTOS (2): LÜBBE<br />
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SEITE60<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong>GateSupervisor<br />
magdieAufbauarbeit<br />
Rüdiger Sudkamp (rechts) aus Jever <strong>ist</strong> fasziniert vom neuen Tiefwasser-Containerhafen. Er<br />
arbeitet im Team von Gatemanager Axel Ahlers (seine Geschichte auf Seite 61).WZ-FOTOS (2): LÜBBE<br />
Rüdiger Sudkamp wagte<br />
den Schritt zum beruflichen<br />
Neuanfang. Auf<br />
dem CTW führt er ein<br />
19-köpfiges Team.<br />
WILHELMSHAVEN – Zum Team<br />
von Gate-Manager Axel Ahlers<br />
(nächste Seite) gehört<br />
Gate-Supervisor (Me<strong>ist</strong>er) Rüdiger<br />
Sudkamp (42). <strong>Der</strong> gelernte<br />
Kfz-Me<strong>ist</strong>er aus Jever<br />
<strong>ist</strong> seit 1. März beim Eurogate<br />
CTW; zuvor hat er in einer<br />
Kfz-Werkstatt gearbeitet. „<strong>Der</strong><br />
Hafen fasziniert mich schon<br />
länger“, erklärt Sudkamp seinen<br />
Schritt zum beruflichen<br />
Neuanfang. „Es reizt mich, im<br />
wahrsten Sinne des Wortes,<br />
Neuland zu betreten und den<br />
Containerterminal hier mit<br />
aufzubauen.“ Als Kfz-Me<strong>ist</strong>er<br />
mag er die Arbeit mit Geräten<br />
– „die sind hier halt nur ein<br />
bisschen größer“. Spannend<br />
seien für ihn die Möglichkeiten<br />
zur Mitgestaltung, weil<br />
hier alles neu sei und sich erst<br />
zurechtlaufen müsse.<br />
Aktuell führe er 19 Mitarbeiter<br />
in seinem Team, alles<br />
Quereinsteiger. Wobei jeder<br />
entsprechende Qualifikationen<br />
mitbringe. „Gemeinsam<br />
sorgen wir für einen reibungslosen<br />
Ablauf der landseitigen<br />
Abfertigung – unter<br />
anderem für die Lkw.“ Man<br />
helfe gerade in der Anlaufzeit<br />
gerne auch den Truckern bei<br />
der Orientierung auf dem für<br />
sie unbekannten Terminal.<br />
„Dabei sind natürlich schon<br />
mal Englischkenntnisse erforderlich,<br />
wenn wir ihnen Abläufe<br />
und Prozesse erläutern.“<br />
In zwei Schichten laufe der<br />
Betrieb auf dem Terminal<br />
zurzeit – die Frühschicht von<br />
6 bis 14 und die Spätschicht<br />
von 14 bis 22 Uhr. „In dieser<br />
Zeit werden wir auch die Lkw<br />
abfertigen.“ Ein 24-Stunden-<br />
Betrieb <strong>ist</strong> in der Anfangsphase<br />
wegen der kalkulierten<br />
Umschlagsmengen noch<br />
nicht notwendig.<br />
Um 5.30 Uhr starte der<br />
Arbeitstag für ihn mit der Einteilung<br />
seiner Leute. „Sie<br />
überwachen die verschiedenen<br />
Abläufe, müssen bei Störungen<br />
die Ursachen abklären<br />
und bei Bedarf auch<br />
Schäden beseitigen – so wie<br />
neulich bei einer beschädigten<br />
Schranke“, sagt der 42-<br />
Jährige. Er selbst arbeite als<br />
Supervisor überwiegend am<br />
Schreibtisch. „Aber bei der<br />
Schranke konnte ich auch<br />
mal wieder meine MacGyver-<br />
Qualitäten ausleben.“ Respekt:<br />
<strong>Der</strong> US-Serienheld kann<br />
mit seinem Schweizer Messer,<br />
einer Büroklammer und etwas<br />
Klebeband so ziemlich<br />
alles reparieren.<br />
„Wenneslosgeht,<strong>ist</strong>maneinsmitdemGerät“<br />
WILHELMSHAVEN – Straddle<br />
Carrier fahren – das macht<br />
auch der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Martin Neusüß (43). Seit Juni<br />
dieses Jahres bewegt er auf<br />
dem CTW diese hochbeinigen<br />
Transportfahrzeuge für Container<br />
.<br />
„Gelernt habe ich mal Maschinenschlosser<br />
bei Krupp“,<br />
erzählt Neusüß. Er kenne jahrelange<br />
Nachtarbeit, weiß wie<br />
es <strong>ist</strong>, sechs Tage die Woche<br />
zu arbeiten. Bege<strong>ist</strong>ert habe<br />
er die Chance ergriffen und<br />
sei über die Umschulung bei<br />
Eurogate eingestiegen. „Auf<br />
so eine Perspektive habe ich<br />
immer gehofft“, sagt Neusüß.<br />
„Klar gab es während der<br />
zweijährigen Umschulung<br />
schwere Tage, ja sogar schwere<br />
Wochen für mich“, gesteht<br />
der 43-Jährige. „Es fiel einem<br />
wirklich nicht alles in den<br />
Schoß. Aber unsere Ausbilder<br />
hatten immer ein offenes Ohr<br />
für uns.“ Nun wird er im<br />
Schichtdienst als Straddle<br />
Carrier Operator (SCO; so<br />
heißt es beim CTW exakt)<br />
eingesetzt und bringt die<br />
Container von den Containerbrücken<br />
zum Stellplatz<br />
oder von dort zur Verladung<br />
bis zur Containerbrücke.<br />
Arbeitgeber Eurogate weiß,<br />
was den Umschülern während<br />
der zweijährigen Ausbildung<br />
abverlangt wurde. Es<br />
waren lange Tage, viel Theorie<br />
und noch mehr Praxis für<br />
die Teilnehmer. „Deshalb hatten<br />
wir mit unseren Partnern<br />
ein gutes Gesamtpaket geschnürt<br />
– und dazu gehörte<br />
eine gute Betreuung der Umschüler“,<br />
sagt Claudia Halley,<br />
Personalleitung beim CTW.<br />
„Es war immer wieder<br />
spannend“, bestätigt Martin<br />
Neusüß, „weil man alle Abteilungen<br />
durchlaufen hat und<br />
überall Einblick nehmen<br />
konnte.“ Am Standort Bremerhaven<br />
habe die zweite<br />
Welle der Umschüler zum<br />
Beispiel neben dem Northsea<br />
Terminal Bremerhaven (NTB)<br />
auch die Arbeit der BLG Log<strong>ist</strong>ics<br />
Group kennen gelernt.<br />
„Auch wenn man den 75<br />
Tonnen Eigengewicht mit<br />
Respekt begegnet: Im Straddle<br />
Carrier fühle ich mich<br />
längst zu Hause “, sagt der 43-<br />
jährige <strong>Wilhelmshavener</strong>. Teil<br />
der praktischen Ausbildung<br />
<strong>ist</strong> unter anderem der „Führerschein“<br />
für das Bedienen<br />
von Großgeräten wie Containerbrücken<br />
oder Straddle<br />
Carrier. Das Training <strong>ist</strong> laut<br />
Eurogate durchaus anspruchsvoll.<br />
Hohe Konzentration,<br />
Sicherheitsdenken und<br />
Arbeiten in großen Höhen<br />
sind erforderlich.<br />
Zu Beginn der Umschulung<br />
vor mehr als zwei Jahren<br />
sei die Umstellung schon<br />
groß gewesen, so Neusüß.<br />
„Die Unterstützung war aber<br />
von Anfang an toll. Meine Familie<br />
stand immer voll und<br />
ganz hinter dem Projekt und<br />
meiner Entscheidung, hier zu<br />
arbeiten.“ Er habe keine Minute<br />
bereut. Martin Neusüß<br />
lächelt zufrieden. Mittlerweile<br />
könne er es kaum erwarten,<br />
bis der Fahrauftrag in seinem<br />
Straddle Carrier eintreffe:<br />
„Dann geht es los – und man<br />
<strong>ist</strong> eins mit dem Gerät.“<br />
Martin Neusüß fühlt sich<br />
hier schon wie zu Hause.
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE61<br />
AlsGatemanagerdieTransportlog<strong>ist</strong>ikimBlick<br />
Nach seiner Bundeswehrzeit<br />
ergriff Axel<br />
Ahlers seine Chance als<br />
Gate-Manager bei Eurogate.<br />
<strong>Der</strong> WZ schildert<br />
er den Weg eines Lkw<br />
bei der Anlieferung<br />
eines Containers.<br />
WILHELMSHAVEN – <strong>Der</strong> <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Axel Ahlers<br />
(38) hat bei Eurogate als<br />
Gate-Manager seine Chance<br />
ergriffen. Noch während seiner<br />
Zeit als Offizier im Log<strong>ist</strong>ikzentrum<br />
der Bundeswehr<br />
habe er die Entwicklung des<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>s mit großem<br />
Interesse verfolgt und schon<br />
früh als persönliche Perspektive<br />
gesehen. „Es hat geklappt.<br />
Und es <strong>ist</strong> super!“,<br />
sagt der Wirtschaftsingenieur<br />
bege<strong>ist</strong>ert. Verantwortlich <strong>ist</strong><br />
Ahlers derzeit für 30 Mitarbeiter<br />
– und quasi alles, was mit<br />
der landseitigen Transportlog<strong>ist</strong>ik<br />
zu tun hat auf dem Eurogate<br />
Container Terminal<br />
Wilhelmshaven (CTW).<br />
„Ich arbeite mit meinem<br />
Team an den verschiedenen<br />
Prozessen, also Abläufen, deren<br />
Weiterentwicklung und<br />
Optimierung. Dabei muss ich<br />
mich eng mit den Kollegen<br />
und firmenübergreifend zum<br />
Beispiel mit der JadeWeser-<br />
Port-Realisierungsgesellschaft<br />
und unseren Kundenabstimmen“,<br />
erzählt der 38-Jährige.<br />
Er sei auch Ansprechpartner<br />
für Speditionen, Trucker sowie<br />
Bahnunternehmen, wenn<br />
es um Anlieferung oder Abholung<br />
von Containern im<br />
Hafen gehe.<br />
Gate-Manager Axel Ahlers<br />
hat in den vergangenen Monaten<br />
bei mehreren Informationsveranstaltungen<br />
zahlreiche<br />
Mitarbeiter von Speditionen<br />
die Abläufe auf dem CTW<br />
vorgestellt – von der Ankunft<br />
bis zum Abladen des gelieferten<br />
Containers oder der Abholung.<br />
„Mit einem animierten<br />
Video haben wir allen<br />
Teilnehmern zudem den exakten<br />
Ablauf der Anlieferung<br />
eines Containers auf dem<br />
Terminalgelände veranschaulicht.<br />
An die Kunden wurden<br />
zum Beispiel auch Flyer verteilt,<br />
in denen die Bedienung<br />
der Konsolen für Trucker erläutert<br />
werden.“<br />
<strong>Der</strong> Wirtschaftsingenieur<br />
schildert am Beispiel eines<br />
Lkw-Fahrers, wie aufwendig<br />
die log<strong>ist</strong>ische Abwicklung<br />
des Containerumschlags <strong>ist</strong>:<br />
„Wegen der Zollbestimmungen<br />
und des international<br />
gültigen ISPS-Codes – einem<br />
umfangreichen Paket von<br />
Maßnahmen zur Gefahrenabwehr<br />
auf Schiffen und in Häfen<br />
– gibt es mehrere Stationen,<br />
um auf das Terminalgelände<br />
und wieder hinaus zu<br />
gelangen.“ Grundsätzlich sei<br />
ein Container vor der Anlieferung<br />
bereits beim Zoll deklariert;<br />
sonst muss der Fahrer<br />
zunächst am Zollgebäude<br />
Halt machen und die Abwicklung<br />
vornehmen.<br />
Bei der ersten Station auf<br />
dem CTW durchfährt der Trucker<br />
das sogenannte InGate-<br />
Video, von außen betrachtet<br />
ein blaues „Häuschen“. Das<br />
aber steckt voller Sensoren.<br />
„Hier werden bereits viele relevante<br />
Daten gesammelt.<br />
<strong>Der</strong> sogenannte ISO-Code zur<br />
Identifizierung jedes Containers<br />
wird eingelesen, das<br />
Lkw-Kennzeichen, die Chassislänge<br />
und Containergröße<br />
werden erfasst“, sagt Ahlers.<br />
Außerdem werde jeder ankommende<br />
Container fotografiert.<br />
„So können wir den<br />
Zustand der Box ab seiner<br />
Ankunft auf dem CTW lückenlos<br />
dokumentieren.“<br />
Im InGateVideo muss der<br />
Lkw-Fahrer das erste Mal bei<br />
Auf dem Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven müssen Lkw-Fahrer mit ihrer Ladung mehrere Stationen durchfahren.<br />
So wird zum einen die Transportkette lückenlos überwacht, zum anderen aber auch die Sicherheit gewährle<strong>ist</strong>et. WZ-FOTO: LÜBBE<br />
der Anfahrt seine persönliche<br />
Truckerkarte vorzeigen. Die<br />
bekommt er von Eurogate<br />
und <strong>ist</strong> für jeden Terminal des<br />
Unternehmens gültig.<br />
Die zweite Station für den<br />
Truck <strong>ist</strong> das „Inbound Gate“<br />
– hier startet die eigentliche<br />
Abfertigung des Containers.<br />
Aus vier Sprachen, nämlich<br />
deutsch, englisch, russisch<br />
und polnisch, kann sich der<br />
Fahrer die für ihn passende<br />
zur Kommunikation auswählen.<br />
„Im Normalfall hat die<br />
Spedition bereits im Vorfeld<br />
alle nötigen Daten für den<br />
Container per Software übermittelt“,<br />
so Axel Ahlers.<br />
„Dann muss der Trucker an<br />
dieser Station nur noch einen<br />
sechsstelligen Code eingeben.<br />
Ansonsten führt ihn ein Dialog<br />
am Bildschirm durch die<br />
notwendigen Angaben.“<br />
Sollte etwas nicht stimmen,<br />
druckt der Automat ein<br />
Ticket mit der entsprechenden<br />
Fehlermeldung aus, mit<br />
dem der Lkw-Fahrer im Terminal-House<br />
an einer Lösung<br />
arbeiten kann. „Entweder<br />
selbst – oder in Kontakt mit<br />
seiner Spedition.“ Platz sei in<br />
diesem Bereich für 30 Trucks.<br />
„Am Inbound Gate stehen<br />
Eurogate-Mitarbeiter, unter<br />
anderem für die optische<br />
Kontrolle der Container auf<br />
Schäden oder beschädigte<br />
Versiegelungen bei Gefahrgütern“,<br />
erläutert Gatemanager<br />
Ahlers. „Das Ziel unseres<br />
Gate-Systems <strong>ist</strong> letztendlich<br />
eine automatische Abfertigung.“<br />
Zuletzt geht es mit dem<br />
Lkw zum „InGate“. „Das <strong>ist</strong><br />
die ISPS-Sicherheitsgrenze<br />
des Terminals. Hier muss der<br />
Trucker nur noch seine Karte<br />
vors Lesegerät halten, um<br />
einzuchecken.“ Dann geht es<br />
schließlich zur sogenannten<br />
Transfer-Area, dem Übergabeplatz.<br />
„Bevor der Container<br />
nun abgeladen werden kann,<br />
muss der Trucker aussteigen<br />
und die Ladungssicherung<br />
gelöst werden“, sagt Axel Ahlers.<br />
Aus Sicherheitsgründen<br />
muss der Fahrer an einer Station<br />
in gewissem Abstand zu<br />
seinem Lkw einen „Präsenzknopf“<br />
drücken. „Nur so wird<br />
das Signal für den wartenden<br />
Straddle Carrier auf Grün geschaltet<br />
– und der gelieferte<br />
Container kann von diesem<br />
auf seinen Stellplatz gebracht<br />
werden.“<br />
Bei der Abholung eines<br />
Containers geht es quasi in<br />
umgekehrter Reihenfolge<br />
wieder aus dem Terminalgelände.<br />
Am „OutGateVideo“<br />
werden wieder alle relevanten<br />
Daten erfasst und ein Foto<br />
des Containers gemacht. <strong>Der</strong><br />
Fahrer loggt sich mit seiner<br />
Truckerkarte aus.<br />
Die nächste Station <strong>ist</strong> das<br />
sogenannte OutGate: „Hier<br />
erhält er einen Beleg mit Informationen<br />
über all das, was<br />
Relevantes für ihn auf dem<br />
Terminal abgelaufen <strong>ist</strong>.“ Als<br />
letzte Kontrolle durchläuft<br />
der Container-Transport hier<br />
die Überprüfung auf Zollrelevanz.<br />
Gegebenenfalls muss<br />
der Trucker dann noch zum<br />
Zoll vor der Ausfahrt des<br />
CTW. „Ist jedoch alles in Ordnung,<br />
erhält er einen weiteren<br />
Beleg ausgedruckt und<br />
kann seine Ladung über die<br />
A 29 an ihren Bestimmungsort<br />
liefern.“<br />
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SEITE62<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
TrainingsplannachMaßfürjedenNeuen<br />
Chr<strong>ist</strong>ina Lenz startete<br />
2008 bei Eurogate mit<br />
einer Dualen Ausbildung<br />
zur Betriebswirtin. Beim<br />
CTW arbeitet sie als<br />
Trainingskoordinatorin –<br />
und lernt jeden Neuen<br />
persönlich kennen.<br />
WILHELMSHAVEN – Viele Jobs<br />
und Tätigkeiten auf einem<br />
modernen Containerterminal<br />
erfordern so spezialisierte<br />
Qualifikationen, dass auf dem<br />
Arbeitsmarkt praktisch keine<br />
passenden Berufsbilder zu<br />
finden sind. Eurogate hält es<br />
deshalb mit dem Grundsatz:<br />
„Trainieren und Schulen“ aller<br />
neuen Mitarbeiter. Und<br />
zwar in Theorie und Praxis.<br />
Stets passgenau für jeden<br />
Mitarbeiter werden modulare<br />
Trainingseinheiten zusammengestellt.<br />
Von Hafenenglisch<br />
über Brandschutzschulung<br />
bis hin zur spezifischen<br />
IT-Schulung <strong>ist</strong> vieles dabei.<br />
Für den Container Terminal<br />
Wilhelmshaven (CTW) arbeitet<br />
seit einem Jahr Chr<strong>ist</strong>ina<br />
Lenz (23) als Trainingskoordinatorin.<br />
Die junge Frau <strong>ist</strong> im<br />
Jahr 2008 bei Eurogate eingestiegen<br />
und hat erfolgreich<br />
eine Duale Ausbildung zur<br />
Betriebswirtin absolviert, bevor<br />
sie ihre Arbeit im Personalbereich<br />
aufnahm. Chr<strong>ist</strong>ina<br />
Lenz stammt aus Bremerhaven,<br />
wohnt aber mittlerweile<br />
in Wilhelmshaven: „Ich<br />
wollte gerne auf dem CTW<br />
arbeiten, weil es diese reizvolle<br />
Aufgabe so nur hier gibt.“<br />
Seit Anfang dieses Jahres<br />
fangen eigentlich jede Woche<br />
neue Leute hier an, so die<br />
Trainingskoordinatorin. Eurogate<br />
habe aus diesem Grund<br />
für den Standort Wilhelmshaven<br />
ein eigenes Begrüßungsmanagement<br />
aufgebaut – mit<br />
Infomappen für die Neuen<br />
Chr<strong>ist</strong>ina Lenz stammt aus Bremerhaven, wohnt aber mittlerweile in Wilhelmshaven. Seit<br />
einem Jahr arbeitet sie schon beim Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven. WZ-FOTO: LÜBBE<br />
und einem Begrüßungstag.<br />
„Für die spätere Praxis-Einweisung<br />
bekommt dann jeder<br />
einen Mentoren an die Hand<br />
– als Ansprechpartner und<br />
Fachmann.“ In einem neuen<br />
Betrieb wie dem CTW sei damit<br />
fast jeder, der schon „länger“<br />
hier arbeite, als Praxiseinweiser<br />
gefragt. „In der Einführungswoche<br />
haben wir die<br />
Neuen anfangs noch nach<br />
Bremerhaven oder Hamburg<br />
geschickt“, erzählt die 23-Jährige.<br />
„In dieser ersten Woche<br />
lernen neue Mitarbeiter alle<br />
Abteilungen und die wichtigsten<br />
Ansprechpartner kennen.<br />
<strong>Der</strong> Rundumblick im gesamten<br />
Unternehmen <strong>ist</strong> uns<br />
bei Eurogate wichtig.“<br />
Die individuelle Ausbildung<br />
beginne in der zweiten<br />
Woche. „Unsere gewerblichen<br />
Mitarbeiter lernen dabei zum<br />
Beispiel den Umgang mit der<br />
Terminal-Software. Aber auch<br />
hier <strong>ist</strong> uns der Blick über den<br />
Tellerrand wichtig, jeder soll<br />
mal gesehen haben, was der<br />
Kollege so macht – und<br />
braucht für seine Arbeit.“ <strong>Der</strong><br />
Einsatz auf anderen Eurogate-Terminals<br />
gehört während<br />
dieser Zeit dazu.<br />
„Üben, üben, üben, heißt<br />
es in der ersten Phase, damit<br />
man das Erlernte später sicher<br />
umsetzen kann“, sagt<br />
Chr<strong>ist</strong>ina Lenz. Schwerpunkte<br />
liegen unter anderem auf<br />
der Arbeitssicherheit, für einige<br />
zudem die Ausbildung in<br />
Erster Hilfe. „Außerdem gibt<br />
es für alle Mitarbeiter praktische<br />
Übungen im Brandschutz.<br />
Da werden Papierund<br />
Fettbrände demonstriert<br />
und gezeigt, wie man die bekämpfen<br />
kann.“<br />
Die Gruppenstärke bei den<br />
Trainingsmaßnahmen variiere<br />
zwischen zwei und zehn<br />
Mitarbeitern. „Gemeinsam<br />
lernen sie zum Beispiel beim<br />
Hafenenglisch Begriffe wie<br />
,mooring‘ – das heißt Festmachen.<br />
Und jeder erhält ein Set<br />
kleiner Kärtchen mit den<br />
wichtigsten Vokabeln. So<br />
kann man später jederzeit<br />
seine englischen Fachausdrücke<br />
noch einmal nachlesen.“<br />
Und in der IT arbeiten die<br />
neuen Mitarbeiter in Trockenübungen<br />
mit praktischen<br />
Fällen. Zu allen wichtigen<br />
Themen gebe es für die Neuen<br />
Handouts. „Und bei Fragen<br />
<strong>ist</strong> eigentlich immer ein<br />
Ansprechpartner da.“<br />
Von dieser Dynamik lebe<br />
das gesamte Projekt Container<br />
Terminal Wilhelmshaven.<br />
„Und weil alles neu <strong>ist</strong> und<br />
noch nicht enddefiniert, wird<br />
jeder Bewerber bereits im<br />
Vorstellungsgespräch darauf<br />
hingewiesen, was da auf ihn<br />
zukommt“, sagt die Trainingskoordinatorin.<br />
„Wer<br />
einen ruhigen Job in einem<br />
eingefahrenen Berufsumfeld<br />
sucht, <strong>ist</strong> bei uns falsch. Das<br />
bietet jedem viele Möglichkeiten<br />
zur Mitgestaltung und<br />
Entfaltung.“ Da beim CTW alle<br />
in einem „neuen Boot“ sitzen,<br />
sei die Atmosphäre hier<br />
familiärer als in Bremerhaven<br />
oder Hamburg, sagt auch Eurogate-Sprecherin<br />
Corinna<br />
Romke.<br />
Rund 400 Menschen sind<br />
zum Auftakt beim Eurogate<br />
Container Terminal Wilhelmshaven<br />
beschäftigt. Die<br />
junge Trainingskoordinatorin<br />
Chr<strong>ist</strong>ina Lenz fühlt sich respektiert<br />
und akzeptiert: „Alter<br />
und Geschlecht der Mitarbeiter<br />
sind kein Thema – wir<br />
sind alle in einem großen<br />
Team.“ Die me<strong>ist</strong>en Beschäftigten<br />
beim CTW kommen<br />
aus Wilhelmshaven und umzu,<br />
etwa 15 bis 20 Prozent aus<br />
dem weiteren Umland, der<br />
ein oder andere sogar aus<br />
Hamburg.<br />
Ihren Umzug nach Wilhelmshaven<br />
hat die 23-Jährige<br />
nicht bereut. „Es <strong>ist</strong> ein<br />
großer Vorteil, dass so viele<br />
Neue da sind. Da lernt man<br />
schnell Leute kennen“, sagt<br />
Chr<strong>ist</strong>ina Lenz. „Längst starten<br />
wir auch zu Unternehmungen<br />
in unserer Freizeit<br />
nach Dienst und an den Wochenenden.“<br />
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FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE63<br />
VonderSchiffsbrücke<br />
insTerminalhaus<br />
Rike Stangel <strong>ist</strong> bereits<br />
als Nautischer Offizier<br />
zur See gefahren. Beim<br />
CTW sorgt sie mit dafür,<br />
dass die Container an<br />
Bord ihren richtigen<br />
Platz bekommen.<br />
WILHELMSHAVEN – Von der vierten<br />
Etage des Eurogate-Terminal-Hauses<br />
hat man einen tollen<br />
Blick. Nach Osten auf die<br />
Hauptkaje mit den riesigen<br />
Containerbrücken und den<br />
Straddle Carriern, nach Westen<br />
auf die <strong>JadeWeserPort</strong>-Log<strong>ist</strong>ikzone<br />
und die weiten<br />
Grodenflächen dahinter.<br />
Hier oben im vorletzten<br />
Stockwerk des neuen Gebäudes<br />
<strong>ist</strong> der Arbeitsplatz von<br />
Rike Stangel (28), seit März<br />
beim Eurogate Container Terminal<br />
Wilhelmshaven (CTW)<br />
als Vesselplaner (Schiffsplaner)<br />
beschäftigt. Mit ihren<br />
zurzeit noch drei Kollegen <strong>ist</strong><br />
sie für die Planung zuständig,<br />
wie ein Containerschiff optimal<br />
und möglichst schnell zu<br />
be- oder entladen <strong>ist</strong>.<br />
Wenn es los geht mit dem<br />
regulären Betrieb am CTW,<br />
wird die junge Frau kaum<br />
mehr Zeit haben, die Aussicht<br />
zu genießen. Denn die Reeder<br />
wollen ihre Schiffe so kurz<br />
wie möglich an der Kaje liegen<br />
sehen. Umschlagaktivitäten<br />
müssen deshalb schnell<br />
und trotzdem äußerst sorgfältig<br />
ablaufen.<br />
„Letztlich setzen wir Vesselplaner<br />
auf dem Terminal<br />
um, was der Planer der zuständigen<br />
Reederei im Vorfeld<br />
geplant hat“, sagt Stangel. Also<br />
muss die 28-Jährige für die<br />
Beladungsplanung der Containerschiffe<br />
Absprachen mit<br />
den Reedereien, der Schiffsführung,<br />
Kunden des Terminals<br />
und den Schichtleitern<br />
der gewerblichen Terminalmitarbeiter<br />
treffen. „Wir koordinieren<br />
so die Schiffsabfertigung<br />
und entscheiden, wo<br />
welcher Container an Bord<br />
gestaut wird.“<br />
„Optimal <strong>ist</strong> es, wenn wir<br />
alle Infos und Daten über ein<br />
großes Schiff und die Container<br />
von der Reederei gut 24<br />
Stunden vor dem Festmachen<br />
bekommen“, sagt Stangel. Bei<br />
einem kleineren Feederschiff<br />
reichen den Vesselplanern<br />
schon vier bis fünf Stunden<br />
Vorlauf, um vor Ort alles Notwendige<br />
zu veranlassen.<br />
Auf dem CTW arbeiten die<br />
Vesselplaner wie die me<strong>ist</strong>en<br />
Kollegen derzeit in zwei<br />
Schichten zwischen 6 Uhr<br />
morgens und 22 Uhr am<br />
Abend. Rike Stangel und ihre<br />
Kollegen werden jedoch wohl<br />
bereits in naher Zukunft rund<br />
um die Uhr in drei Schichten<br />
im Einsatz sein.<br />
Für die aus Bad Bederkesa<br />
stammende 28-Jährige – privat<br />
<strong>ist</strong> sie inzwischen nach<br />
Oldenburg gezogen – kein<br />
Problem. „Ich habe Nautik<br />
studiert und bin zweieinhalb<br />
Jahre als Schiffsoffizier zur<br />
See gefahren“, erzählt sie. „Da<br />
<strong>ist</strong> man gewohnt, auch nachts<br />
zu arbeiten.“<br />
In der vierten Etage des Terminal-House arbeitet Rike Stangel<br />
mit ihren Kollegen im Schichtdienst.<br />
Bis Herbst 2011 sei sie bei<br />
einer Bremer Reederei beschäftigt<br />
gewesen. „Nach<br />
einem Praktikum bei Eurogate<br />
im Jahr 2004 war es aber<br />
mein langfr<strong>ist</strong>iger Plan, im<br />
Hafen zu arbeiten und nicht<br />
mehr an Bord.“<br />
H<strong>ist</strong>orische<br />
Stehbierhalle<br />
BAVARIA KRUG<br />
Betreutes Trinken<br />
seit 1913!<br />
Bei der Beladungsplanung eines Containerschiffes <strong>ist</strong> Vesselplaner (Schiffsplaner) Rike<br />
Stangel hoch konzentriert. Die Arbeit im Hafen habe sie schon früh gereizt. WZ-FOTOS (2): LÜBBE<br />
Da habe sie die Stellenausschreibung<br />
als Vesselplaner<br />
für den Container Terminal<br />
Wilhelmshaven gelesen und<br />
sich gleich online bei Eurogate<br />
beworben. Mit Erfolg.<br />
„Nun hab’ ich viel früher als<br />
gedacht meinen Wunscharbeitsplatz<br />
bekommen“,<br />
freut sich die junge Frau. „Ich<br />
mag die Atmosphäre im Hafen<br />
schon lange gerne. Das <strong>ist</strong><br />
weltweit ähnlich, man versteht<br />
sich einfach.“<br />
Staupläne, die Abwicklung<br />
in den Häfen, die Fachsprache<br />
auf Englisch: Für die studierte<br />
und erfahrene Nautikerin<br />
alles keine Unbekannten.<br />
Ihre Kollegen sind ebenfalls<br />
Quereinsteiger aus artverwandten<br />
Berufen. Jeder Neue<br />
wird von den „alten Hasen“<br />
an die Hand genommen und<br />
eingewiesen in seine Aufgaben.<br />
Dazu zählt das Handling<br />
der Terminal Operating Software<br />
Navis N4, mit der die<br />
Schiffsplaner arbeiten. Diese<br />
Software steuert alle Abläufe<br />
des Terminalbetriebs. Rike<br />
Stangel hält einen Moment<br />
inne vor ihrem Monitor,<br />
schaut auf und lässt ihren<br />
Blick schweifen. „Das <strong>ist</strong> ein<br />
tolles Arbeitsklima hier vor<br />
Ort. Und unglaublich reizvoll,<br />
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WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
MaßgeschneiderteTrainingsimmaritimenUmfeld<br />
Die Qualifizierung der gewerblichen<br />
Mitarbeiter für<br />
Eurogate am <strong>JadeWeserPort</strong><br />
liegt in bewährten Händen:<br />
Die ma-co maritimes competenzcentrum<br />
GmbH (kurz:<br />
ma-co) <strong>ist</strong> der Bildungsträger<br />
für die deutschen Seehäfen.<br />
Neben den Kernbranchen<br />
Hafen/Umschlag, Log<strong>ist</strong>ik,<br />
Seeschifffahrt und Offshore<br />
bietet ma-co auch Qualifizierungsmaßnahmen<br />
in den Bereichen<br />
Gefahrgut, Safety &<br />
Security, Führung & Kommunikation<br />
und IT an.<br />
Durch die modulare und<br />
passgenaue Zusammensetzung<br />
von Trainingsbausteinen<br />
<strong>ist</strong> ma-co ein wichtiger<br />
Partner für die Unternehmen<br />
an den Standorten Hamburg,<br />
Bremen und Wilhelmshaven.<br />
Das Kerngeschäft <strong>ist</strong> nach<br />
eigenen Angaben durch langjährige<br />
partnerschaftliche<br />
Kundenbeziehungen geprägt.<br />
Im Jahr 2008 wurde ma-co<br />
beauftragt, das Auswahlverfahren<br />
und die anschließende<br />
Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für die zukünftigen<br />
Fachkräfte für Hafenlog<strong>ist</strong>ik<br />
des Eurogate Container Terminals<br />
Wilhelmshaven<br />
(CTW) durchzuführen. Das<br />
aufwendige Projekt wurde in<br />
enger Zusammenarbeit zwischen<br />
Eurogate, der Agentur<br />
für Arbeit Wilhelmshaven,<br />
„bleib dran“ und ma-co als<br />
Bildungsträger auf den Weg<br />
gebracht.<br />
Bis heute wurden bereits<br />
158 Umschüler qualifiziert<br />
und haben vor der Industrieund<br />
Handelskammer Oldenburg<br />
ihren Abschluss zur<br />
Fachkraft für Hafenlog<strong>ist</strong>ik<br />
abgelegt. Davon haben acht<br />
Teilnehmer als Beste ihrer<br />
Ausbildungsjahrgänge eine<br />
Auszeichnung von der IHK in<br />
Oldenburg erhalten. Bis Ende<br />
Januar 2013 werden weitere<br />
vier Klassen mit insgesamt<br />
54 Teilnehmern ihren<br />
Abschluss erlangen und in<br />
das operative Geschehen auf<br />
dem CTW im <strong>JadeWeserPort</strong><br />
einsteigen.<br />
57 Umschüler zum Hafenlog<strong>ist</strong>iker wurden im August 2011 freigesprochen. Sie absolvierten ihre Ausbildung bei der ma-co maritimes competenzcentrum<br />
GmbH, dem Bildungsträger für die deutschen Seehäfen.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/GABRIEL-JÜRGENS<br />
Rekrutiert wurden die<br />
Teilnehmer für die zweijährige<br />
Umschulungsmaßnahme<br />
überwiegend aus Wilhelmshaven<br />
und der Region. Eurogate<br />
hat sich dabei bewusst<br />
für die Umschulung von<br />
Langzeitarbeitslosen entschieden.<br />
<strong>Der</strong> Schulungsplan für die<br />
einzelnen Klassen sieht verschiedene<br />
Schulungsstätten<br />
vor. Die theoretischen Inhalte<br />
mit Einbindung von praktischen<br />
Übungen finden bei<br />
ma-co auf dem Gelände des<br />
Technologie Centum Nordwest<br />
in Roffhausen statt. Die<br />
konkrete Praxiserfahrung erlangen<br />
die Teilnehmer im<br />
Rahmen des fachpraktischen<br />
Unterrichts in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Eurogate<br />
Ausbildungsabteilungen auf<br />
den Containerterminals in<br />
Bremerhaven und Hamburg.<br />
Per Bus-Shuttle werden die<br />
Teilnehmer zu den einzelnen<br />
Schulungsstätten gebracht.<br />
Im Rahmen der Umschulungsmaßnahme<br />
werden die<br />
Teilnehmer mit den log<strong>ist</strong>ischen<br />
Prozessen eines Containerterminals<br />
vom Wareneingang<br />
bis zum Warenausgang<br />
vertraut gemacht. Die<br />
Grunddisziplinen des Arbeitens<br />
auf einem Containerterminal<br />
werden erlernt. Dazu<br />
gehören u.a. auch das Anschlagen<br />
von Lasten, die Spezifizierung<br />
von Gefahrgut, die<br />
Kontrolle und die Ladungssicherung<br />
von Containern und<br />
die Dokumentation. Als zusätzliche<br />
Qualifikation erhalten<br />
alle Teilnehmer eine Ausbildung<br />
an der Motorkettensäge,<br />
um die Ladungssicherung<br />
im Container nach den<br />
CTU Packrichtlinien vornehmen<br />
zu können.<br />
Während des fachpraktischen<br />
Unterrichts erlangen<br />
die Teilnehmer unterschiedliche<br />
Hafenpatente und eine<br />
Ausbildung auf einem Großgerät.<br />
Je nach individueller<br />
Eignung werden die Teilnehmer<br />
als Containerbrückenfahrer<br />
oder als Straddle-Carrier-Fahrer<br />
fit gemacht.<br />
Auch nach der beschriebenen<br />
Umschulungsmaßnahme<br />
wird ma-co im <strong>Wilhelmshavener</strong>-Umfeld<br />
weiter präsent<br />
sein und neue Qualifizierungsmaßnahmen<br />
auf den<br />
Weg bringen. Dabei will maco<br />
neben der Qualifizierung<br />
von Beschäftigten auch einen<br />
Beitrag zur Deckung des<br />
Fachkräftebedarfs der Unternehmen<br />
in der Region le<strong>ist</strong>en.<br />
Entsprechende Konzepte<br />
liegen nach Angaben des<br />
Unternehmens bereits vor.<br />
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ZUR ERÖFFNUNG DES<br />
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FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE65<br />
Juli 2010: Bei der Übergabe der Einstellungszusage<br />
an die künftigen Umschüler (vorne, von links)<br />
York Steinbrunner, Personalreferent Eurogate, die<br />
Teilnehmer Robert Brunzel und David Engels und<br />
Rudolf Hempfling, Chef der Arbeitsagentur Wilhelmshaven.<br />
Insgesamt erhielten 37 Teilnehmer<br />
ihre Zusagen. Die Umschüler der dritten Tranche erfahren<br />
ihre praktische Ausbildung in Hamburg.<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />
„GutesPersonalbrauchtLieferzeit“<br />
2008 startete in<br />
Wilhelmshaven die größte<br />
Qualifizierungsaktion<br />
für Arbeitslose. Von 1400<br />
Personen wurden 221 für<br />
eine Umschulung für den<br />
Hafen ausgewählt.<br />
WILHELMSHAVEN – Die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Arbeitsagentur<br />
setzt bei der Personalgewinnung<br />
neben der Unterstützung<br />
von Arbeitgebern bei<br />
Einstellungsverfahren am <strong>JadeWeserPort</strong><br />
(JWP) auf gezielte<br />
Qualifizierungen. Auch für<br />
junge Menschen sind die Zukunftsperspektiven<br />
positiv:<br />
Vor Ort sind die Ausbildungsmöglichkeiten<br />
im Log<strong>ist</strong>ikbereich<br />
vielfältig. Zur Eröffnung<br />
des Hafens zieht die hiesige<br />
Agentur eine Zwischenbilanz.<br />
In diesem Punkt sind sich<br />
alle Experten sicher: <strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong><br />
zählt zu den<br />
Jahrhundertbauwerken und<br />
wird die hiesige Wirtschaftsregion<br />
nachhaltig verändern.<br />
Viele potenzielle Investoren<br />
und bestehende Unternehmen<br />
setzen auf den Betriebsbeginn<br />
am heutigen 21. September<br />
und planen ganz konkret<br />
ihre zukünftigen Ansiedlungsvorhaben.<br />
Andere Betriebe<br />
wiederum erwarten zusätzliche<br />
Aufträge in ihren<br />
angestammten Geschäftsfeldern.<br />
Im Hafen der Jadestadt<br />
wurden bisher vorwiegend<br />
Massengüter wie etwa Erdöl,<br />
Baumaterialien oder Kohle<br />
umgeschlagen. Auch die Nutzung<br />
des Hafens durch die<br />
Deutsche Marine steht bis<br />
heute stark im Vordergrund.<br />
Durch den Bau des JWP<br />
änderte sich jedoch nicht nur<br />
das bisherige Stadtbild, sondern<br />
auch die Nachfrage nach<br />
Arbeitskräften in Wilhelmshaven<br />
und der Region.<br />
Erfolgreiche Umschulung<br />
„Das damals einzigartige<br />
Angebot des jetzigen Terminalbetreibers<br />
Eurogate, die<br />
erste Mannschaft am Hafen<br />
auf Facharbeiterebene im wesentlichen<br />
mit arbeitslosen<br />
Menschen aus der Region zu<br />
besetzen, stellte eine positive<br />
wenn auch große Herausforderung<br />
für die <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Arbeitsagentur dar“, resümiert<br />
Rudolf Hempfling, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung.<br />
<strong>Der</strong> Grund: „Praktisch<br />
gab es bis zu diesem Zeitpunkt<br />
keinen Arbeitsmarkt<br />
für Hafenfacharbeiter oder<br />
Fachkräfte für Hafenlog<strong>ist</strong>ik –<br />
schon gar nicht mit Erfahrung<br />
im Containerumschlag.“<br />
Bereits vor dem ersten offiziellen<br />
Spatenstich wurden<br />
die Weichen für gezielte Qualifizierungen<br />
für die am Hafen<br />
benötigten Fachkräfte gestellt;<br />
denn schließlich sollte<br />
zum Starttermin ein Großteil<br />
der Arbeitnehmer einsatzbereit<br />
sein. Bei der Planung und<br />
in den umfangreichen Gesprächen<br />
zur Personalrekrutierung<br />
wurde eines schnell<br />
deutlich: „Gezielte Qualifizierungen<br />
benötigen Zeit, aber<br />
sie bieten vielen arbeitslosen<br />
Menschen aus der Jadestadt<br />
und der Region die Chance<br />
auf eine Dauerbeschäftigung“,<br />
sagt Hempfling.<br />
Für die bis dahin größte<br />
Rekrutierungs- und Qualifizierungsaktion<br />
in Wilhelmshaven<br />
wurden ab dem Jahr<br />
2008 mehr als 1400 erwerbslose<br />
Personen von den Mitarbeitern<br />
der hiesigen<br />
Arbeitsagentur und der Jobcenter<br />
identifiziert, die die<br />
notwendigen Voraussetzungen<br />
für den späteren Arbeitsplatz<br />
mitbrachten.<br />
Hiervon konnten nach<br />
einem anspruchsvollen Auswahlverfahren<br />
221 Bewerber<br />
in die Umschulung „Fachkraft<br />
für Hafenlog<strong>ist</strong>ik“ einsteigen.<br />
Die letzte der insgesamt vier<br />
Umschulungstranchen endet<br />
im Januar 2013. Bislang haben<br />
153 Umschüler die Weiterbildung<br />
erfolgreich abgeschlossen<br />
und einen unbefr<strong>ist</strong>eten<br />
Arbeitsvertrag erhalten.<br />
„Diese Zwischenbilanz<br />
we<strong>ist</strong> eine Erfolgsquote von<br />
über 92 Prozent auf. Das Ergebnis<br />
bestätigt die gemeinsam<br />
abgestimmte Vorgehensweise<br />
der beteiligten Akteure<br />
und den hohen Aufwand, der<br />
für die Besetzung der Arbeitsstellen<br />
betrieben wurde“, betont<br />
Hempfling.<br />
Die Hafenlog<strong>ist</strong>iker werden<br />
auf dem Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven<br />
(CTW) Containerbrücken,<br />
Straddle Carrier (auch Van<br />
Carrier genannt) und Verladestationen<br />
bedienen und so<br />
den Be- und Entladebetrieb<br />
in Deutschlands einzigem<br />
Tiefwasser-Containerhafen<br />
sicherstellen.<br />
Weitere Nachfrage<br />
Damit alleine kann der<br />
künftige Personalbedarf auf<br />
dem <strong>JadeWeserPort</strong> dennoch<br />
nicht gedeckt werden. Rudolf<br />
Hempfling erklärt hierzu:<br />
„Wir konnten in weiteren<br />
Qualifizierungen bzw. Auswahlverfahren<br />
für Eurogate<br />
16 Mitarbeiter für den Einsatzbereich<br />
,Kombinierte Ladeverkehre‘<br />
und drei Mitarbeiter<br />
als Lasch-Vorarbeiter<br />
gewinnen.“<br />
Durch die intensive Betreuung<br />
und Nachbetreuung<br />
der Bewerber in den Auswahlverfahren<br />
durch das eigens<br />
für die Eurogate-Umschulungen<br />
gegründete „Projektteam<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>“ starteten<br />
vier weitere Bewerber<br />
kurzfr<strong>ist</strong>ig in eine Weiterbildung<br />
zum Triebfahrzeugführer<br />
und haben anschließend<br />
einen unbefr<strong>ist</strong>eten Arbeitsvertrag<br />
erhalten.<br />
„Ein Hafendienstle<strong>ist</strong>er<br />
nutzte in der Folge das<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungsangebot und<br />
bildete sechs Personen zu<br />
Fahrdienstleitern aus, die seit<br />
Februar dieses Jahres für das<br />
Unternehmen tätig sind.“<br />
Diese gezielten Aktionen<br />
zeigen, dass die intensive Zusammenarbeit<br />
mit Arbeitgebern<br />
zur Sicherung der notwendigen<br />
Fachkräfte in der<br />
Region beigetragen hat. „Wir<br />
haben in unseren Planungen<br />
zu Weiterbildungsangeboten<br />
natürlich auch andere Berufsfelder,<br />
wie den kaufmännischen<br />
Bereich, berücksichtigt“,<br />
so Hempfling.<br />
Aktuell sei die Agentur im<br />
Gespräch mit weiteren ansiedlungswilligen<br />
Investoren<br />
und biete ihre Dienstle<strong>ist</strong>ungen<br />
für eine erfolgreiche Personalgewinnung<br />
zielgerichtet<br />
den jeweiligen Unternehmen<br />
an.<br />
Fortsetzung auf Seite 66<br />
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SEITE66<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
GuteAussichteninderLog<strong>ist</strong>ikbranche<br />
Fortsetzung von Seite 65<br />
Arbeitsmarkt-Lage<br />
<strong>Der</strong> <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Arbeitsmarkt <strong>ist</strong> laut Arbeitsagentur<br />
auf einem guten Weg.<br />
Während die vergangenen<br />
Jahrzehnte von Strukturwandel<br />
und hohen Arbeitslosenquoten<br />
geprägt waren, erlebe<br />
die Nachfrage nach Arbeitskräften<br />
bereits seit dem vergangenen<br />
Jahr eine regelrechte<br />
Hochzeit. Die Zahl der Erwerbstätigen<br />
in Wilhelmshaven<br />
und Friesland erreichte<br />
im dritten Quartal 2011 mit<br />
53 818 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten den<br />
höchsten Stand seit der Wiedervereinigung,<br />
die Arbeitslosigkeit<br />
mit 8,6 Prozent den<br />
niedrigsten Wert seit 1992.<br />
Trotzdem sei keine Euphorie<br />
angezeigt. „Fachkräfte werden<br />
dringend benötigt. Dies<br />
wird auch immer deutlicher<br />
dadurch, dass der Bestand offener<br />
Arbeitsstellen zunimmt<br />
und die Besetzungsprozesse<br />
immer langwieriger werden.<br />
Deshalb <strong>ist</strong> es wichtig, bei der<br />
Personalgewinnung den Fokus<br />
auf das gesamte Arbeitskräftepotenzial<br />
zu richten.<br />
Dazu gehören neben den älteren<br />
Arbeitnehmern auch Alleinerziehende<br />
und Menschen<br />
mit Behinderungen“, so<br />
Rudolf Hempfling.<br />
Perspektiven für Junge<br />
Auch junge Menschen<br />
brauchen Wilhelmshaven seiner<br />
Ansicht nach nicht den<br />
Rücken kehren. Ausbildungsmöglichkeiten<br />
gebe es genug<br />
– und die Zukunftsperspektiven<br />
seien erfolgversprechend.<br />
„<strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong> als nationale<br />
und internationale Log<strong>ist</strong>ikdrehscheibe<br />
und Warenumschlagsplatz<br />
schafft auch<br />
vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten“,<br />
<strong>ist</strong> Hempfling<br />
sich sicher. Die Log<strong>ist</strong>ik sei<br />
ein breites Feld und der Einstieg<br />
in den globalen Warenverkehr<br />
könne sowohl mit<br />
einer Ausbildung als auch mit<br />
einem Studium gelingen.<br />
Mittlerweile hat sich die<br />
Log<strong>ist</strong>ikbranche zu einem attraktiven<br />
Berufsfeld auf gewerblich-kaufmännischer,<br />
aber auch akademischer Ebene<br />
entwickelt. An jeder Stelle<br />
der Log<strong>ist</strong>ikkette sorgen Fachkräfte<br />
dafür, dass diese nicht<br />
unterbrochen wird. Deshalb<br />
An jeder Stelle der Log<strong>ist</strong>ikkette werden Fachkräfte benötigt.<br />
Arbeitsagentur-Chef Rudolf Hempfling (kleines Bild, v.l.),<br />
Axel Kluth, Geschäftsführer JWP-Realisierungsgesellschaft,<br />
Niedersachsens Wirtschaftsmin<strong>ist</strong>er Jörg Bode und Marcel<br />
Egger, Geschäftsführer Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven,<br />
sind sich sicher, dass der <strong>JadeWeserPort</strong> auf<br />
dem Arbeitsmarkt für Schwung sorgt. FOTOS: WZ-BILDDIENST/LÜBBE/GA-JÜ<br />
sind die Berufsbilder in der<br />
Log<strong>ist</strong>ik – auch wegen der<br />
komplexen Anforderungen –<br />
sehr vielfältig.<br />
Um diesen Herausforderungen<br />
gerecht zu werden,<br />
würden von den Unternehmen<br />
junge Erwachsene gesucht,<br />
die Einsatzwillen sowie<br />
Organisationstalent mitbringen<br />
und möglichst in Praxis<br />
und Theorie gleichermaßen<br />
zu Hause sind. Sie sollten belastbar<br />
und gewissenhaft sein<br />
und in Stresssituationen Ruhe<br />
bewahren können. Aufgrund<br />
der wachsenden Globalisierung<br />
sind besonders in den<br />
Bereichen Hafen, Lager und<br />
Log<strong>ist</strong>ik außerdem sehr gute<br />
Sprachkenntnisse notwendig.<br />
Internationale Auftraggeber<br />
fordern weltweit Waren ab.<br />
Die Gesprächspartner und<br />
Kunden kommunizieren<br />
überwiegend in der Weltsprache<br />
Englisch – und das nicht<br />
nur bei kaufmännischen Ausbildungen,<br />
wissen die Experten<br />
der Arbeitsagentur.<br />
Es bestehen bereits seit<br />
langem etablierte, abwechslungsreiche<br />
Ausbildungen wie<br />
die zu Kaufleuten im Großund<br />
Außenhandel neben<br />
neuen und novellierten Berufsbildern<br />
wie Fachkraft für<br />
Hafenlog<strong>ist</strong>ik und Kauffrau<br />
für Spedition- und Log<strong>ist</strong>ikdienstle<strong>ist</strong>ung.<br />
Doch die Log<strong>ist</strong>ikbranche<br />
bildet auch in<br />
vielen anderen Ausbildungsberufen<br />
aus: Bürokaufleute,<br />
Mechatroniker, Informatiker.<br />
Sie alle verfolgen das Ziel:<br />
Kunden die richtige Ware in<br />
der richtigen Menge an den<br />
richtigen Ort zur richtigen<br />
Zeit zu liefern, und das zu<br />
marktfähigen Preisen. Die<br />
Ausbildungen dauern durchschnittlich<br />
drei Jahre und finden<br />
im dualen System statt,<br />
also im Betrieb und in der Berufsschule.<br />
„Wer eine abwechslungsreiche<br />
Ausbildung mit Zukunft<br />
sucht und sich einen<br />
Mix aus planerischen, kaufmännischen<br />
aber auch praktischen<br />
Tätigkeiten, zum Teil<br />
im Schichtdienst, vorstellen<br />
kann, sollte sich an die Hafen-Log<strong>ist</strong>ikzone<br />
bewegen.<br />
Die steigende Internationalisierung<br />
der Branche wird dazu<br />
führen, dass der Bedarf<br />
an qualifizierten Mitarbeitenden<br />
für diesen Sektor<br />
weiter wächst“, sagt Hempfling.<br />
Auch Akademiker werden<br />
auf diesem Berufsfeld durchaus<br />
gute Jobchancen haben.<br />
Gefragt seien Hochschulabsolventen<br />
wie Log<strong>ist</strong>iker, Betriebswirte,<br />
Ingenieure, Wirtschaftsingenieure<br />
und Informatiker.<br />
Für alle diese Richtungen<br />
bieten die Universitäten,<br />
Fachhochschulen, aber auch<br />
die Berufs- und Wirtschaftsakademien<br />
im Nordwesten<br />
entsprechende Studiengänge<br />
in der Log<strong>ist</strong>ik bzw. mit Bezug<br />
zu den Aufgabenfeldern der<br />
Log<strong>ist</strong>ik.<br />
Studienmöglichkeiten bestehen<br />
an Universitäten,<br />
Fachhochschulen sowie an<br />
Berufs- und Wirtschaftsakademien<br />
unter anderem in<br />
Wilhelmshaven, Elsfleth, Oldenburg,<br />
Bremerhaven, Emden,<br />
Leer, Bremen, Diepholz/<br />
Vechta und Delmenhorst.<br />
Die Log<strong>ist</strong>ikbranche hat<br />
wegen der fortschreitenden<br />
Globalisierung der Wirtschaft<br />
und der daraus resultierenden<br />
Warenströme in den letzten<br />
Jahren stark an Bedeutung<br />
gewonnen. „<strong>Der</strong> Jade-<br />
WeserPort und die sich ansiedelnden<br />
Betriebe werden deshalb<br />
vielen Menschen in der<br />
Region gute berufliche Zukunftsperspektiven<br />
nicht nur<br />
in der Log<strong>ist</strong>ik, sondern in<br />
verschiedenen Beschäftigungsfeldern<br />
bieten“, sagt<br />
Rudolf Hempfling.<br />
Partner Agentur<br />
für Arbeit<br />
Als zentraler Partner und<br />
moderner Dienstle<strong>ist</strong>er für<br />
den Arbeitsmarkt unterstütze<br />
die Agentur für Arbeit junge<br />
Menschen, ihre beruflichen<br />
Ziele in die Tat umzusetzen<br />
und Arbeitgeber die passenden<br />
Auszubildenden und geeigneten<br />
Arbeitnehmer zu<br />
finden.<br />
Die Beratungs- und Vermittlungsfachkräfte<br />
zeigen<br />
Jugendlichen, Eltern, Lehrkräften<br />
und Arbeitgebern Lösungswege<br />
auf und tragen so<br />
zum erfolgreichen Einstieg in<br />
Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse<br />
bei. „Arbeitgeber erhalten<br />
immer einen aktuellen<br />
Blick über die Bewerbersituation<br />
und sparen durch eine<br />
Vorauswahl der Bewerber<br />
durch den Arbeitgeber-Service<br />
Zeit und Geld“, sagt<br />
Hempfling.<br />
Wir gratulieren<br />
zur eröffnung des <strong>JadeWeserPort</strong>s
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE67<br />
NeuerHafenmitlog<strong>ist</strong>ischenVorteilen<br />
Die Erbauer des <strong>JadeWeserPort</strong><br />
hatten freies Feld.<br />
So konnte man sinnvoll<br />
planen. Effiziente Abläufe<br />
sind das A und O.<br />
WILHELMSHAVEN – Vielen Containerhäfen,<br />
die aus h<strong>ist</strong>orisch<br />
gewachsenen Häfen<br />
entstanden sind, vor allem<br />
diejenigen im direkten Umfeld<br />
einer Stadt, fehlt es oft an<br />
ausreichend Hinterland für<br />
Log<strong>ist</strong>iker und maritime<br />
Dienstle<strong>ist</strong>er. Dies gilt um so<br />
mehr, als dass Seehäfen über<br />
ihre Umschlagsfunktion hinaus<br />
auch eine wachsende<br />
industrielle Rolle als Standort<br />
von Verarbeitung und Produktion<br />
einnehmen könnten.<br />
Doch lange und vor allem<br />
teure Transporte ins Hinterland<br />
sind vielerorts notwendig,<br />
bevor die Container geöffnet<br />
und die Waren darin<br />
abgefertigt werden können.<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit<br />
eines Hafens hängt also nicht<br />
nur von seinen nautischen<br />
Bedingungen und seinem<br />
Umschlagsequipment ab,<br />
sondern mindestens im gleichen<br />
Maße von seinen Flächenpotenzialen<br />
im Hafenumfeld<br />
und seiner Anbindung<br />
an das Hinterland.<br />
<strong>Der</strong> Tiefwasser-Containerhafen<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> <strong>ist</strong> auf<br />
einem Stück Land entstanden,<br />
das durch die Aufspülung<br />
von 46 Millionen Kubikmeter<br />
Sand buchstäblich dem<br />
Meer abgerungen wurde. Auf<br />
diesem Hafengroden sind 1,3<br />
Millionen Quadratmeter für<br />
den Containerterminal vorgesehen,<br />
1,6 Millionen Quadratmeter<br />
bilden die direkt angrenzende<br />
Log<strong>ist</strong>ik Zone, die<br />
als Güterverkehrszentrum<br />
entwickelt und betrieben<br />
wird. Insgesamt entspricht<br />
diese Fläche rund 500 Fußballfeldern.<br />
Greenfield-Projekte (also<br />
auf der „Grünen Wiese“) wie<br />
der <strong>JadeWeserPort</strong> haben den<br />
großen Vorteil, dass schon<br />
während der Entwicklung<br />
sinnvolle Zonierungen geschaffen<br />
werden können,<br />
Funktionszusammenhänge<br />
adäquat berücksichtigt und<br />
einzelne Nutzungen dorthin<br />
gebracht werden, wo man sie<br />
braucht. Kurze Wege zueinander<br />
sind das Ziel. Dies steigert<br />
die Effizienz, und das <strong>ist</strong> gut<br />
für die Umwelt und vor allem<br />
gut für die Kostensituation<br />
der Akteure am JWP.<br />
Dr. Jan Miller, Geschäftsführer<br />
der JadeweserPort Log<strong>ist</strong>ics<br />
Zone, äußert sich entsprechend<br />
überzeugt: „Eine<br />
Kombination eines Tiefwasser-Containerterminals<br />
mit<br />
einem Güterverkehrszentrum<br />
in dieser Größe, dieser Qualität<br />
und Anbindung, das <strong>ist</strong><br />
einzigartig. Hier können wir<br />
der Log<strong>ist</strong>ikwirtschaft erstklassige<br />
Flächen sozusagen in<br />
‚Pole Position‘ anbieten“<br />
Ein Beispiel für die bewusste<br />
Zonierung findet sich im<br />
Eingangsbereich des Hafens<br />
und des Güterverkehrszentrums<br />
(GVZ): Dort entsteht<br />
eine service-orientierte Zone,<br />
die zentrale Funktionselemente<br />
des GVZ abbilden wird.<br />
Ein Element <strong>ist</strong> dort das<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungszentrum „Pacific<br />
One“, das als erste Adresse<br />
im <strong>JadeWeserPort</strong> attraktive<br />
Büroflächen für Speditionen,<br />
Log<strong>ist</strong>iker und Hafendienstle<strong>ist</strong>er<br />
bietet. <strong>Der</strong> siebengeschossige<br />
Bau bietet auf ca.<br />
3000 Quadratmeter all denjenigen<br />
Raum, die an zentraler<br />
Stelle ansässig sein wollen,<br />
ohne Log<strong>ist</strong>ikflächen oder<br />
Hallen zu benötigen. Schon<br />
zur Grundsteinlegung des ersten<br />
Gebäudes war eine über<br />
70-prozentige Vorvermietung<br />
erreicht, weitere Bauabschnitte<br />
sind bereits in Planung.<br />
Direkt in der Nachbarschaft<br />
entsteht das Truck-Service<br />
Center mit Tankstelle,<br />
Gastronomie, Lkw-Werkstätten<br />
und mit einem überwachten,<br />
300 Stellplätze umfassenden<br />
Lkw-Parkplatz.<br />
Absehbar wird dieses in<br />
eine Zu- und Ablaufsteuerung<br />
sowie in eine Gefahrgut-<br />
Steuerung eingebunden, um<br />
die Aspekte der Sicherheit<br />
und Bequemlichkeit von<br />
Fracht und Fahrer weiter zu<br />
optimieren. <strong>Der</strong>zeit wird<br />
ebenfalls von der JadeWeser-<br />
Port Log<strong>ist</strong>ics Zone die Möglichkeit<br />
geprüft, dort auch ein<br />
Hotel für all diejenigen einzurichten,<br />
die kurzzeitig eine bequeme<br />
und preiswerte Übernachtungsmöglichkeit<br />
direkt<br />
Dr. Jan Miller <strong>ist</strong> seit Juni<br />
2011 Geschäftsführer der<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> Log<strong>ist</strong>ics<br />
Zone GmbH & Co KG. Er <strong>ist</strong><br />
gebürtiger Schwabe mit<br />
Wohnsitz in Bremen. In der<br />
Hansestadt hat er Betriebsund<br />
Volkswirtschaft studiert<br />
und promoviert. Miller verfügt<br />
über langjährige Erfahrung<br />
in der Quartiers- und<br />
Projektentwicklung. Außerdem<br />
<strong>ist</strong> Miller ehrenamtlich<br />
als Honorarkonsul der Republik<br />
Liberia für Bremen<br />
und Hamburg tätig. FOTO: PRIVAT<br />
am Hafen benötigen. Das als<br />
Industriegelände klassifizierte<br />
160 Hektar umfassende Areal<br />
der Log<strong>ist</strong>ik Zone kann bis 50<br />
Meter hoch bebaut werden,<br />
was z.B. auch die Errichtung<br />
von Hochregallagern ermöglicht.<br />
Die Log<strong>ist</strong>ikgrundstücke<br />
werden bedarfsgerecht erschlossen<br />
und verfügen – zusätzlich<br />
zur gemeinsamen KV-<br />
Anlage (KV = Kombinierte<br />
Verkehre: Verladung von der<br />
Straße auf die Bahn und umgekehrt)<br />
– zum größten Teil<br />
über die Möglichkeit, sich<br />
einen eigenen Gleisanschluss<br />
einzurichten.<br />
Weitere wichtige Ansiedlungskriterien<br />
sind der 24/7-<br />
Geschäftsbetrieb oder die<br />
durch die Genehmigungsbehörden<br />
avisierte Befahrbarkeit<br />
des GVZ mit Mafi-Trailern<br />
(Spezialtrailer für schwere<br />
Lasten).<br />
Fortsetzung auf Seite 68
SEITE68<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Hafenentwickeltsichzu<br />
BrückenkopffürEuropa<br />
Fortsetzung von Seite 67<br />
Kontraktlog<strong>ist</strong>iker, Transporteure,<br />
D<strong>ist</strong>ributoren, Lager<strong>ist</strong>en<br />
und hafennahe Dienstle<strong>ist</strong>er<br />
sowie die Akteure innerhalb<br />
der Asia-Europe-Supply<br />
Chain (Versorgungs-Kette),<br />
werden über den <strong>JadeWeserPort</strong><br />
ihre Warenströme<br />
optimieren können und so im<br />
Güterverkehrszentrum einen<br />
geeigneten Brückenkopf-<br />
Standort finden.<br />
Mit der Firma Nordfrost <strong>ist</strong><br />
auf dem Areal des GVZ bereits<br />
ein großer Marktführer seiner<br />
Branche zugegen, der mit seinem<br />
im Endausbau 65 000<br />
Quadratmeter großen See-<br />
puls für die Vermarktung der<br />
Industrieflächen im <strong>JadeWeserPort</strong><br />
sein wird.<br />
„Aber unsere Kunden wollen<br />
mehr als nur die Flächen.<br />
Es findet durch uns auch eine<br />
umfassende fachliche Beratung<br />
in Log<strong>ist</strong>ikfragen statt“,<br />
beschreibt Miller den Aufgabenbereich<br />
der Vermarktungsgesellschaft,<br />
die eine<br />
100-prozentige Tochter des<br />
Landes Niedersachsen <strong>ist</strong>.<br />
Miller geht davon aus, dass es<br />
im Wesentlichen auch die<br />
Großschiffrouten von Asien<br />
nach Europa sein werden, die<br />
großes Interesse auslösen.<br />
„Wir haben einen sehr intensiven<br />
Kontakt mit China. In-<br />
für den Südwesten Deutschlands<br />
sei bisher die Anbindung<br />
an Rotterdam entscheidend.<br />
Die ampelfreie, direkte<br />
Autobahnanbindung an die<br />
A 29 verschafft dem Güterverkehrszentrum<br />
eine staufreie,<br />
zuverlässige und kalkulierbare<br />
Anbindung mit Vorteilen<br />
insbesondere auf den Strecken<br />
Richtung Rhein/Ruhr.<br />
Aber auch die Bahnanbindung<br />
an das Netz der DB, die<br />
ab Ende 2012 zweigleisig verläuft,<br />
verfügt auf dem Hafengroden<br />
über eine gut ausgebaute<br />
Hafenbahninfrastruktur.<br />
Auf der 16-gleisigen Vorstellgruppe<br />
können ganze<br />
Blockzüge rangieren und in<br />
der sechsgleisigen KV-Anlage<br />
mit künftig fünf Portalkränen<br />
abgefertigt werden.<br />
In den Seehäfen wird rund um die Uhr gearbeitet – an sieben<br />
Tagen die Woche, (fast) 365 Tage im Jahr. WZ-FOTOS (2): LÜBBE<br />
Letztlich ergibt sich die<br />
le<strong>ist</strong>ungsfähige Trimodalität<br />
des Güterverkehrszentrums<br />
aus der Hafenanbindung, die<br />
nicht nur das Tiefwassergeschäft<br />
fokussiert, sondern mit<br />
den nautischen Bedingungen<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong> auch für<br />
das Short-Sea- und Feedergeschäft<br />
nach Skandinavien<br />
und ins Baltikum handfeste<br />
Vorteile aufwe<strong>ist</strong>. Erste Reedereien<br />
planen sogar auch<br />
die wasserseitige Hinterlandanbindung<br />
durch seegängige<br />
Binnenschiffe.<br />
Am 31. Juli 2012 wurde in der Log<strong>ist</strong>ikzone am Nordfrost Seehafen-Terminal das „Kontrollzentrum<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>“ eingeweiht. Hier haben vier Behörden ihren Sitz.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
hafenterminal auf Frischund<br />
Tiefkühlware sowie General<br />
Cargo setzt. Mit diesem<br />
neuen Konzept sollen große<br />
Teile der europäischen<br />
Fruchtimporte, die bis dato<br />
noch über Benelux importiert<br />
werden, zukünftig über Wilhelmshaven<br />
abgewickelt werden.<br />
Weitere Unternehmen, die<br />
sich bereits in Verhandlung<br />
um Grundstücke befinden,<br />
werden sich absehbar nach<br />
der Inbetriebnahme des Hafens<br />
im GVZ <strong>JadeWeserPort</strong><br />
ansiedeln. Viele Fachleute<br />
sind sich einig, dass die Abfertigung<br />
der ersten Containerschiffe<br />
ein wichtiger Im-<br />
zwischen <strong>ist</strong> die Wahrnehmung<br />
des <strong>JadeWeserPort</strong>s<br />
dort enorm gewachsen“, berichtet<br />
Miller von seinen Gesprächen.<br />
Viele Delegationen<br />
aus Asien seien in den letzten<br />
Monaten vor Ort gewesen.<br />
„<strong>Der</strong> Hafen kann sich damit<br />
zu einem wesentlichen Brückenkopf<br />
in Europa entwickeln.“<br />
Aber nicht nur die internationale<br />
Werbung <strong>ist</strong> ein großes<br />
Anliegen von Miller. „Wir<br />
machen auch mit Eurogate<br />
zusammen Veranstaltungen<br />
in Deutschland und hoffen,<br />
auch viele süddeutsche Firmen<br />
als Kunden gewinnen zu<br />
können“, so Miller. Gerade<br />
Mit Blick auf die regionale<br />
Wirkungen des Projektes sagt<br />
Dr. Miller: „ <strong>Der</strong> Standort Wilhelmshaven<br />
rückt mit dem<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> einmal mehr<br />
auf die internationalen Landkarten<br />
und wird in absehbarer<br />
Zeit eine der zentralen<br />
Drehscheiben für internationale<br />
Containerverkehre werden.<br />
So wird der JadeWeser-<br />
Port nicht nur ein wichtiger<br />
Player in der Nordrange der<br />
europäischen Seehäfen sein,<br />
sondern sich in den kommen<br />
Jahren auch mit einem Potenzial<br />
von bis zu 3000 Arbeitsplätzen<br />
zu einem der wichtigsten<br />
wirtschaftlichen Impulsgeber<br />
der Region entwickeln.“
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE69<br />
NordfrostSeehafenTerminalineinmaligerLage<br />
Die strategische Lage des Nordfrost Seehafen-Terminals direkt an den Hafenumschlagsanlagen <strong>ist</strong> hervorragend.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
In diesem Jahr investiert<br />
Nordfrost in der Log<strong>ist</strong>ik-Zone<br />
45 Millionen<br />
Euro, bis 2015 will Horst<br />
Bartels 100 Millionen<br />
Euro in den Seehafen-<br />
Terminal investieren.<br />
WILHELMSHAVEN – Einmalig.<br />
Das <strong>ist</strong> Nordfrosts Seehafen-<br />
Terminal im <strong>JadeWeserPort</strong>.<br />
Als erster Ansiedler in der Log<strong>ist</strong>ics<br />
Zone des Containerhafens<br />
unterzeichnete Nordfrost<br />
am 13. April 2011 einen Erbbaurechtsvertrag<br />
mit der <strong>JadeWeserPort</strong><br />
Log<strong>ist</strong>ics Zone<br />
GmbH & Co. KG über ein 20<br />
Hektar großes und in der ersten<br />
Reihe gelegenes Grundstück.<br />
Die strategische Lage des<br />
Seehafen-Terminals direkt an<br />
den Hafenumschlagsanlagen<br />
– trimodal (Straße, Schiene<br />
und Seeweg) angebunden,<br />
zukünftig auch mit einem<br />
eigenen Gleisanschluss. Diese<br />
Lage <strong>ist</strong> in ganz Europa einmalig,<br />
zumindest für einen<br />
Fruchtterminal, und stellt damit<br />
für Nordfrost und seine<br />
Kunden einen enormen Effizienz-<br />
und Wettbewerbsvorteil<br />
dar.<br />
Die Entscheidung für das<br />
Engagement der Nordfrost im<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> Wilhelmshaven<br />
sei für Horst Bartels,<br />
Unternehmensgründer und<br />
Inhaber, eine sofortige Entscheidung<br />
des Herzens aus<br />
klarer Überzeugung gewesen.<br />
<strong>Der</strong> Hafen passe ins Konzept<br />
der Nordfrost-Gruppe, die als<br />
Full-Service Dienstle<strong>ist</strong>er im<br />
bundesweiten Markt der Tiefkühllog<strong>ist</strong>ik<br />
führend <strong>ist</strong> und<br />
auch Frischelog<strong>ist</strong>ik anbietet.<br />
In diesem Jahr investiert<br />
Nordfrost in der Log<strong>ist</strong>ik-<br />
Zone 45 Millionen Euro, bis<br />
2015 will Bartels nach eigenen<br />
Angaben 100 Millionen<br />
Euro in den Seehafen-Terminal<br />
investieren.<br />
Aus Heimatverbundenheit<br />
sei das europaweit tätige<br />
Unternehmen seit jeher mit<br />
der Europa-Zentrale und mit<br />
einem der größten Tiefkühlhäuser<br />
der Unternehmensgruppe<br />
im friesischen Schortens<br />
ansässig – eigentlich eine<br />
Randlage für einen Log<strong>ist</strong>iker.<br />
Bartels <strong>ist</strong> überzeugt: Mit dem<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> wird sich dies<br />
ändern. Die Region wird sich<br />
zur Log<strong>ist</strong>ikdrehscheibe entwickeln,<br />
ähnlich wie andere<br />
bedeutende Hafenstädte in<br />
Nordeuropa.<br />
Begonnen hat Nordfrost<br />
seinen Probebetrieb mit einer<br />
Kernmannschaft von etwa 50<br />
Mitarbeitern um Terminalleiter<br />
Gordon Richter; diese<br />
werde sich mit Aufnahme des<br />
Hafengeschäftes auf etwa 80<br />
bis 100 Personen entwickeln.<br />
Innerhalb der kommenden<br />
drei Jahre sollen es im Vollausbau<br />
etwa 500 Arbeitsplätze<br />
sein.<br />
Einmalig in Europa <strong>ist</strong><br />
auch die Zusammenarbeit aller<br />
vier für die Lebensmitteleinfuhr<br />
zuständigen Ämter<br />
unter einem Dach. Während<br />
in anderen Häfen ein und<br />
derselbe Container unterschiedlichen<br />
Ämtern an<br />
unterschiedlichen Orten vorzuführen<br />
<strong>ist</strong>, arbeiten diese in<br />
Form des Kontrollzentrums<br />
hier unter einem Dach zusammen,<br />
und zwar innerhalb<br />
des Nordfrost Seehafen-Terminals,<br />
wo sie als langfr<strong>ist</strong>ige<br />
Mieter angesiedelt sind.<br />
Während der Zweckverband<br />
Veterinäramt JadeWeser<br />
für die Kontrolle von Produkten<br />
tierischer Herkunft und<br />
bestimmter Lebensmittel<br />
pflanzlicher Herkunft verantwortlich<br />
<strong>ist</strong>, untersucht die<br />
Niedersächsische Landwirtschaftskammer<br />
die Pflanzengesundheit.<br />
Die Aufgabe der<br />
Außenstelle der BLE, Bundesanstalt<br />
für Landwirtschaft<br />
und Ernährung, <strong>ist</strong> die Überprüfung<br />
von Obst und Gemüse<br />
hinsichtlich der Konformität<br />
der Normvorgaben.<br />
Das LAVES <strong>ist</strong> als Niedersächsisches<br />
Landesamt für<br />
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />
für die<br />
Überwachung der Einfuhr bestimmter<br />
Futtermittel zuständig.<br />
Die Zulassung der Grenzkontrollstelle<br />
des Zweckverbandes<br />
Veterinäramt JadeWeser<br />
durch die EU-Behörden<br />
<strong>ist</strong> im Juli 2012 vor Inbetriebnahme<br />
des Hafens erfolgt.<br />
Kurze Wege, Synergieeffekte<br />
und damit wertvolle Zeitvorteile<br />
sind das Ergebnis dieser<br />
einmaligen Konstellation.<br />
<strong>Der</strong> erste Bauabschnitt des<br />
Nordfrost Seehafen-Terminals<br />
wurde in nur acht Monaten<br />
fertiggestellt und am 31.<br />
Juli 2012, noch vor der offiziellen<br />
Hafeneröffnung, in<br />
den Probebetrieb genommen.<br />
Mitte Juni hatte Horst Bartels<br />
beim Richtfest rund 800 Gäste<br />
aus der Region begrüßt.<br />
Die Verschiebung der Inbetriebnahme<br />
des Tiefwasser-<br />
Containerhafens vom 5. August<br />
auf den 21. September<br />
sei für ihn „äußerst bitter“,<br />
hatte Bartels im vergangenen<br />
Juni gesagt.<br />
Fortsetzung auf Seite 70
SEITE70<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Mit Teamarbeit zum Erfolg ( von links): Swen Schneider, Torsten Reichert, Janka Badberg, Dominique Straub, Gordon Richter, Rainer Bruns, Gerd Schoolman, Axel Kruska, Jens Bunert, Olaf<br />
Snder, Birk Becker, Uwe Badberg und Jörn Plutat.<br />
WZ-FOTOS (2): LÜBBE<br />
ZukunftsweisendeTechnik<br />
Fortsetzung von Seite 69<br />
<strong>Der</strong> weiße Neubau besitzt<br />
durch die weithin sichtbaren,<br />
blauen Stahlkonstruktionen<br />
auf dem Dach des Terminals<br />
einen unverkennbaren Charakter.<br />
Es sind die Gittertragwerke,<br />
die außenliegenden<br />
Dachträger der Hallen, durch<br />
die das Dach fast stützenfrei<br />
getragen wird. Im Innern der<br />
Umschlagshallen sind so große<br />
Flächen entstanden, die<br />
nicht durch Säulen eingeschränkt<br />
sind.<br />
Die Flexibilität in der<br />
Raumnutzung und Effizienz<br />
in den log<strong>ist</strong>ischen Abläufen<br />
für unterschiedliche Güterarten<br />
waren die obersten Prioritäten<br />
der Bauplanungen, welche<br />
Nordfrost gemeinsam mit<br />
der Oldenburger Planungsgesellschaft<br />
SHI vornahm.<br />
Im Seehafen-Terminal<br />
kommt laut Nordfrost eine<br />
aufwendige und zukunftsweisende<br />
Technik zum Einsatz.<br />
Die zur Temperaturführung<br />
notwendige Kälte wird mit<br />
modernster Technik produziert.<br />
Zwei erdgasbetriebene<br />
Blockheizkraftwerke erzeugen<br />
nachhaltig und energieeffizient<br />
den Eigenbedarf an<br />
elektrischem Strom und benötigter<br />
Wärmele<strong>ist</strong>ung mit<br />
einem extrem hohen Wirkungsgrad<br />
von 88 Prozent.<br />
Mit dem ersten Bauabschnitt<br />
stellt der Log<strong>ist</strong>iker nun<br />
pünktlich zum Start des Hafenbetriebes<br />
gedeckte Lagerflächen<br />
im <strong>JadeWeserPort</strong> zur<br />
Verfügung und schafft hier<br />
ein Angebot für alle Güter,<br />
die den Hafen künftig passieren<br />
werden. Neben temperaturgeführten<br />
Lebensmitteln,<br />
also tiefgekühlten sowie frischen<br />
Waren wie frisches<br />
Obst und Gemüse, werden<br />
dies Trockengüter aller Art,<br />
von Kleidung über Spielsachen,<br />
bis hin zu technischem<br />
Equipment sein.<br />
Für deren Umschlag, Lagerung<br />
und Bearbeitung wurden<br />
umfassende Kapazitäten<br />
errichtet, die wichtig sind für<br />
einen von Anfang an funktionierenden<br />
Hafenbetrieb.<br />
Tiefkühlwaren, frische Waren<br />
und General Cargo – alle Güter<br />
unter einem Dach, das sei<br />
ein Alleinstellungsmerkmal<br />
für den Nordfrost-Terminal.<br />
Das Konzept des Unternehmens<br />
sieht vor, künftig<br />
auch ganzheitliche Dienstle<strong>ist</strong>ungen<br />
aus einer Hand zu<br />
erbringen. Nordfrost will das<br />
internationale Supply Chain<br />
Management übernehmen,<br />
also die Organisation der gesamten<br />
internationalen Lieferkette.<br />
Das beinhaltet die<br />
Seehafenlog<strong>ist</strong>ik mit Buchung<br />
der Seefracht ebenso<br />
wie das Angebot aller geforderten<br />
Value Added Services,<br />
wie Verpackungsdienstle<strong>ist</strong>ungen.<br />
Nordfrost-Terminalleiter Gordon Richter (links) und Torsten<br />
Reichert, Leiter Obst- und Gemüselog<strong>ist</strong>ik.
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Beim Richtfest des Nordfrost<br />
Seehafen-Terminals im<br />
Juni 2012 überreichte WHV-<br />
Präsident John H. Niemann<br />
(r.) die Auszeichnung „Treidler“<br />
an Nordfrost-Alleininhaber<br />
Horst Bartels. Mit diesem<br />
Preis „ für dessen<br />
enorme unternehmerische<br />
Le<strong>ist</strong>ung“ würdigte die WHV<br />
„die Dynamik und die Verlässlichkeit“<br />
von Bartels.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE71<br />
PotenzialbeiFruchtlog<strong>ist</strong>ik<br />
<strong>Der</strong> Markt für Fruchtlog<strong>ist</strong>ik<br />
<strong>ist</strong> laut Nordfrost von zwei<br />
Besonderheiten geprägt. So<br />
<strong>ist</strong> der für den deutschen<br />
Markt bestimmte Umschlag<br />
von Obst und Gemüse aus<br />
verschiedenen Gründen in<br />
der Vergangenheit mehr und<br />
mehr in die Beneluxländer<br />
abgewandert. Deutsche Importe<br />
von Ware aus der südlichen<br />
Hemisphäre werden mit<br />
zunehmender Tendenz in<br />
Rotterdam und Antwerpen<br />
umgeschlagen. „Das sind aktuell<br />
85 Prozent der 3,4 Millionen<br />
Tonnen Obst und Gemüse,<br />
die in Deutschland<br />
jährlich konsumiert werden“,<br />
sagt Britta Heine, die seit vier<br />
Jahren im elterlichen Unternehmen<br />
für Marketing und<br />
Kommunikation verantwortlich<br />
<strong>ist</strong>.<br />
Großes Potenzial sieht<br />
Nordfrost zudem in der Tatsache,<br />
dass bei Frischfrucht die<br />
Volumina im Containerumschlag<br />
sehr stark steigend<br />
sind, weil Frucht zunehmend<br />
in Containern und weniger in<br />
konventionellen Kühlschiffen<br />
als Stückgut verschifft wird.<br />
Dazu Britta Heine: „Liegt die<br />
Containerisierungsquote<br />
heute bei etwa 50 Prozent, so<br />
wird sie schon in 2015 bei etwa<br />
75 Prozent liegen und bis<br />
2020 bei 90 Prozent plus X.“<br />
Damit sei ein höherer Bedarf<br />
an Umschlagskapazitäten gegeben.<br />
„Es <strong>ist</strong> es unser erklärtes<br />
Ziel – und daran arbeiten wir<br />
seit mindestens einem Jahr<br />
erfolgreich, Fruchtumschlag<br />
aus den Beneluxhäfen nach<br />
Wilhelmshaven und damit ins<br />
Inland zurückzuverlagern.“<br />
Heine weiter: „Die beiden<br />
deutschen Containerhäfen<br />
Bremerhaven und Hamburg<br />
sind, das sage ich ausdrücklich,<br />
dabei nicht unser Wettbewerb.“<br />
Für die Erreichung dieses<br />
Ziels sieht Nordfrost sehr gute<br />
Chancen. Vor allem wegen<br />
der überzeugenden Effizienzvorteil<br />
des Seehafen-Terminals,<br />
welcher gerade bei der<br />
Fruchtlog<strong>ist</strong>ik greife. Allein<br />
die Lage direkt an den Umschlagsanlagen<br />
sei unschlagbar<br />
und spreche für eine hohe<br />
Warenverfügbarkeit. Während<br />
andernorts die frische<br />
Ware in gebrochener Fracht<br />
transportiert werde, indem<br />
zunächst der Kühlcontainer<br />
über Entfernungen von etwa<br />
50 Kilometer bis zum Umschlagsterminal<br />
gefahren<br />
werden muss, verlasse dieser<br />
beim Seehafen-Terminal in<br />
der Log<strong>ist</strong>ics Zone das Hafengebiet<br />
gar nicht erst. In diesem<br />
Unterschied liege ein<br />
Kostenvorteil von 200 bis 250<br />
je Container.<br />
„<strong>Der</strong> <strong>JadeWeserPort</strong> <strong>ist</strong> wie<br />
gemacht als Importhafen für<br />
diese Branche, die, so <strong>ist</strong><br />
unser Eindruck, eine Alternative<br />
für den Fruchtumschlag<br />
im Inland sucht“, sagt Britta<br />
Heine. Das Interesse der heimische<br />
Wirtschaft sei in vielen<br />
Gesprächen deutliche geworden.<br />
„Das macht uns<br />
Mut.“<br />
Diese Alternative biete<br />
Nordfrost nun mit seinem<br />
Terminal, der auf die Anforderungen<br />
der Branche in<br />
höchstem Maße zugeschnitten<br />
sei. „Bei Besuchen potenzieller<br />
Kunden stufen diese<br />
unseren Terminal stets als<br />
vorbildlich ein“, so Heine.<br />
„Mit unserer erfolgreichen<br />
Akquise in der Fruchtbranche<br />
schaffen wir gemeinsam mit<br />
den Verladern eine Nachfrage<br />
nach Containerlinien gen<br />
Wilhelmshaven. Sind diese<br />
eingerichtet, kommen mit der<br />
Frucht auch andere Warenströme<br />
auf Wilhelmshaven<br />
zu“, <strong>ist</strong> sich Britta Heine sicher.<br />
„Denn auf einem Schiff<br />
sind immer nur ein Teil der<br />
Container Kühlcontainer.“<br />
Hinzu komme, dass<br />
Frischfrucht, also frisches<br />
Obst und Gemüse, immer<br />
automatisch einen schnellen<br />
Umschlag bedeute. „Die Ware<br />
lebt, im Fachjargon wird sie<br />
als Perishables bezeichnet,<br />
was soviel heißt wie leicht<br />
verderblich“, erläutert die Expertin.<br />
Sie könne zwar zwischengelagert<br />
werden, warenspezifisch<br />
jedoch nur zeitlich begrenzt.<br />
„Das wiederum bedeutet,<br />
dass viel Umschlagstätigkeit<br />
auf uns zukommt, es<br />
kommt immer wieder Ware<br />
nach.“ Damit verbunden sei<br />
viel Handling, wenn Ware<br />
sortiert, vielleicht gewaschen<br />
und verpackt werden muss,<br />
ehe sie fertig für die Ladentheke<br />
den Terminal wieder<br />
verlässt.<br />
Swen Schneider unterwegs im Kühllager.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE
400 ha Erweiterungsflächen<br />
Vorstellgruppe<br />
Schlepperhafen<br />
160 ha Güterverkehrszentrum<br />
KV-Terminal<br />
Truck Service Center<br />
20 ha Nordfrost<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungszentrum<br />
Autobahn A 29<br />
Zoll<br />
Eurogate-Terminal-House<br />
130 ha Container Terminal<br />
18 m Wassertiefe<br />
Niedersachsenbrücke
SEITE74<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
BeiderZollabfertigunggehtSicherheitvor<br />
WILHELMSHAVEN – Auf dem<br />
<strong>JadeWeserPort</strong>-Gelände<br />
(JWP) sind die Arbeiten an<br />
verschiedenen Stellen immer<br />
noch in vollem Gange. Wer jedoch<br />
mit dem Lkw oder Pkw<br />
von der Autobahn kommt<br />
und an der Log<strong>ist</strong>ikzone vorbei<br />
zum Eurogate Container<br />
Terminal Wilhelmshaven<br />
(CTW) fährt, sieht es gleich:<br />
Das zweigeschossige Gebäude<br />
der Zollverwaltung auf<br />
dem Container-Terminal <strong>ist</strong><br />
fertig gestellt und die Mitarbeiter<br />
dort haben längst<br />
ihre Arbeit aufgenommen.<br />
Bereits am 3. August erfolgte<br />
die Schlüsselübergabe<br />
für das Gebäude an Astrid<br />
Gessler, die Leiterin des<br />
Hauptzollamts Oldenburg –<br />
und damit auch für das Zollamt<br />
Wilhelmshaven zuständig.<br />
Hafenbetreiber Eurogate<br />
hatte das für den Im- und Export<br />
von Waren so wichtige<br />
Gebäude an den Zoll übergeben.<br />
Marcel Egger, Geschäftsführer<br />
des CTW, lobte dabei<br />
die „reibungslose und zielorientierte<br />
Zusammenarbeit“.<br />
Zunächst werden im<br />
Dienstgebäude am CTW acht<br />
bis zehn Beamte rund um die<br />
Uhr im Mehrschichtbetrieb<br />
für die Abfertigung und Kontrolle<br />
auf dem CTW einsatzbereit<br />
sein. Zu den Abfertigungen<br />
am Gebäude kommen<br />
Kontrollen im Hafenbereich,<br />
auf Schiffen und auch auf der<br />
Seeseite. Außerdem wird der<br />
Zoll – etwa bei Exporten in die<br />
USA – Röntgenaufnahmen<br />
von Containern samt Bildauswertung<br />
machen. Zeitnah<br />
werde eine dieser Containerprüfanlagen<br />
für den JWP angeschafft,<br />
geplant sind zwei.<br />
Pro Anlage sei mit 20 bis 25<br />
zusätzlichen Zoll-Mitarbeitern<br />
zu rechnen. Denn Sicherheit<br />
hat im internationalen<br />
Warenverkehr hohe Priorität.<br />
Sogar ein amerikanischer<br />
Zollbeamter wird ein Büro am<br />
<strong>JadeWeserPort</strong> beziehen.<br />
Zoll-Service direkt am Hafen: Marcel<br />
Egger, Geschäftsführer Eurogate<br />
Container-Terminal Wilhelmshaven<br />
(Mitte), überreichte Astrid Gessler,<br />
<strong>Der</strong> Zoll <strong>ist</strong> in Wilhelmshaven<br />
eine bekannte Verwaltung.<br />
Durch die Inbetriebnahme<br />
des JWP am heutigen 21.<br />
September ändert sich bezüglich<br />
der Zuständigkeiten<br />
nichts. Die Aufgabenschwerpunkte<br />
lagen und liegen in<br />
der Erfassung des Warenverkehrs<br />
und der Warenabfertigung<br />
im Landstraßen-, Eisenbahn-,<br />
Luft-, Post- und – bedingt<br />
durch den JWP nun<br />
mehr denn je – im Seeverkehr.<br />
Die Erfassung und Abfertigung<br />
der Waren erfolgt durch<br />
ein seit vielen Jahren eingespieltes<br />
Team von erfahrenen<br />
Zollbeschäftigten beim Zollamt<br />
Wilhelmshaven, dessen<br />
Leitung in Händen von Petra<br />
Schmidt liegt. Ihr Team umfasst<br />
zurzeit etwa 60 Personen.<br />
Bereits im nächsten Jahr seien<br />
66 Dienstposten in Wilhelmshaven<br />
geplant, bis 2015 sollen<br />
weitere fünf Posten dazu kommen.<br />
Die Beschäftigten vom<br />
Zollamt Wilhelmshaven, heute<br />
noch in der Adalbertstraße beheimatet,<br />
werden in absehbarer<br />
Zeit in angemietete Räume<br />
in die Flutstraße umziehen.<br />
Somit sind laut Hauptzollamt<br />
Oldenburg die Voraussetzungen<br />
geschaffen, um den<br />
anfallenden Abfertigungen<br />
speziell im Seeverkehr – vor<br />
allem mit Containern – uneingeschränkt<br />
nachkommen zu<br />
können. Die neue Lokalität<br />
des Zolls an der Flutstraße sei<br />
künftig für alle Besucher des<br />
Zollamts auch mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln gut erreichbar.<br />
Die Abfertigung des kommerziellen<br />
Warenverkehrs<br />
mit Nicht-EU-Staaten erfolgt<br />
weitgehend automatisiert<br />
durch das in der Bundeszollverwaltung<br />
angewendete IT-<br />
Verfahren ATLAS (Automatisiertes<br />
Tarif- und Lokales<br />
Zoll-Abwicklungs-System).<br />
Mit diesem Verfahren und<br />
den Verfahren für die Ausfuhr<br />
von Gemeinschaftswaren<br />
(AES), dem Verfahren für verbrauchsteuerpflichtige<br />
Waren<br />
Leiterin des Hauptzollamtes Oldenburg,<br />
den symbolischen Schlüssel<br />
fürs neue Zollgebäude. Ebenfalls dabei<br />
(von links): Till Haese (Bundesfinanzdirektion-Nord),<br />
Klemens Reichling<br />
(Hauptzollamt), Jürgen Geisler<br />
(Zollamt Wilhelmshaven), Kirstin<br />
Held (Eurogate), Sören Krüger, Axel<br />
(EMCS) und dem Versandverfahren<br />
(NCTS) stehen der<br />
Wirtschaft IT-Systeme zur<br />
Verfügung, mit denen Unternehmen<br />
alle Warensendungen<br />
von, nach und durch<br />
Deutschland elektronisch anmelden<br />
und abwickeln können.<br />
Die Teilnahme an diesen<br />
elektronischen Verfahren<br />
setzt eine rechtzeitige Reg<strong>ist</strong>rierung<br />
über das IWM (Informations-<br />
und Wissensmanagement<br />
Zoll) mit Sitz in<br />
Dresden voraus.<br />
Ahlers (beide Eurogate), Dirk Haaken<br />
(Hauptzollamt), Holger Schleffler,<br />
Thomas Bartsch (beide Eurogate).<br />
FOTO: WZ-BILDDIENST<br />
Neben seinen Kernaufgaben<br />
<strong>ist</strong> der Zoll in Wilhelmshaven<br />
auch in grenzpolizeilichen<br />
Angelegenheiten tätig.<br />
Das <strong>ist</strong> nach Angaben des<br />
Hauptzollamtes Oldenburg<br />
notwendig, da es in der Jadestadt<br />
keine Bundespolizeidienststelle<br />
gibt.<br />
Die Ausstellung z. B. von<br />
Visa setzt eine frühzeitige<br />
Kontaktaufnahme der von<br />
See einlaufenden Schiffe mit<br />
dem Zollamt Wilhelmshaven<br />
voraus, um eventuell anoder<br />
abmusternde Seeleute<br />
grenzpolizeirechtlich abfertigen<br />
zu können. Diese Aufgabe<br />
gehört zu dem an den Zoll<br />
übertragenen Aufgabenbereich.<br />
Wir wünschen<br />
einen erfolgreichen<br />
Start!<br />
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FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Das Fest- und Losmachen<br />
großer Seeschiffe hat wenig<br />
mit dem An- und Ablegen<br />
von Sportbooten gemein.<br />
Deshalb sind für diese Aufgabe<br />
Profis erforderlich, die<br />
über entsprechendes Knowhow<br />
verfügen und auch mit<br />
den lokalen Besonderheiten<br />
und Vorschriften vertraut<br />
sind. Das sichere An- und Ablegen<br />
<strong>ist</strong> für den Betrieb des<br />
Hafens, für die Menschen an<br />
Land und an Bord und nicht<br />
zuletzt für den Schutz der<br />
Umwelt essenziell.<br />
„<strong>Der</strong> Planfeststellungsbeschluss<br />
der Wasser- und<br />
Schifffahrtsdirektion Nordwest<br />
enthält besondere Auflagen<br />
für die Sicherheit und<br />
Leichtigkeit des Schiffsverkehrs,<br />
die wir als Hafenbetreiber<br />
gewährle<strong>ist</strong>en müssen“,<br />
erläutert Geschäftsführer Axel<br />
Kluth den Hintergrund der<br />
Ausschreibung.<br />
„Mit der Konzession für<br />
Festmacherdienstle<strong>ist</strong>ungen<br />
garantiert der Auftragnehmer<br />
einen störungsfreien Ablauf<br />
des Hafenbetriebes – sieben<br />
Tage die Woche, rund um die<br />
Uhr, auch an Feiertagen. Erfreulich<br />
<strong>ist</strong>, dass wir wie bei<br />
den Hafentarifen auch bei<br />
dieser Dienstle<strong>ist</strong>ung im<br />
europäischen Vergleich sehr<br />
günstig liegen.“<br />
Die <strong>JadeWeserPort</strong> Realisierungsgesellschaft<br />
hat die<br />
Konzession für Festmacherdienstle<strong>ist</strong>ungen<br />
am <strong>JadeWeserPort</strong><br />
im Februar für sechs<br />
Jahre an die Jade Dienst<br />
GmbH vergeben. <strong>Der</strong> Dienstle<strong>ist</strong>ungsauftrag<br />
umfasst das<br />
Fest- und Losmachen von<br />
Schiffen im neuen Container-<br />
Tiefwasserhafen und hat eine<br />
Laufzeit von sechs Jahren.<br />
Das Unternehmen Jade-<br />
Dienst konnte sich gegen drei<br />
Wettbewerber durchsetzen.<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE75<br />
Sieben Tage in der Woche, Tag und Nacht, bei<br />
Wind und Wetter werden die Festmacher vom Jade-Dienst<br />
am <strong>JadeWeserPort</strong> im Einsatz sein (Bild<br />
oben). Die Konzessionen für Schlepple<strong>ist</strong>ungen<br />
gingen an die Unterweser Reederei GmbH (URAG),<br />
Bremen, die Bugsier-, Reederei- und Bergungs-Gesellschaft<br />
mbH & Co. KG (Bugsier), Hamburg, und<br />
die Schleppreederei KOTUG GmbH (KOTUG) aus<br />
Rotterdam.<br />
FOTOS: WZ-BILDDIENST/KNOTHE UND LÜBBE<br />
...undSchlepper<br />
Die Berechnung der Gebühren<br />
erfolgt analog zum<br />
Hafentarif anhand der Bruttoraumzahl<br />
(BRZ), die für jedes<br />
Schiff durch seine Größe<br />
und Kapazität definiert <strong>ist</strong>. Je<br />
nach Klassifizierung des<br />
Schiffes bewegen sich die<br />
Kosten für Fest- und Losmachen<br />
insgesamt zwischen<br />
rund 325 Euro und unter 1000<br />
Euro.<br />
„Die Qualität der Dienstle<strong>ist</strong>ung<br />
war uns bei der Vertragsgestaltung<br />
äußerst wichtig“,<br />
sagt Axel Kluth. „Aus diesem<br />
Grund führt der Konzessionär<br />
bei seinen Kunden<br />
jährlich eine Zufriedenheitsbefragung<br />
durch. Es <strong>ist</strong> unser<br />
Anspruch, unseren Kunden<br />
ein rundum attraktives Angebot<br />
zu machen – und zwar<br />
gleich vom Start weg!“<br />
Ebenfalls vergeben wurden<br />
Anfang des Jahres die Konzessionen<br />
für Schlepp-, Verholund<br />
Ass<strong>ist</strong>enzle<strong>ist</strong>ungen im<br />
Hafenbereich. Die Dienstle<strong>ist</strong>ungen<br />
umfassen die Unterstützung<br />
der Seeschiffe, beispielsweise<br />
beim Wechsel des<br />
Liegeplatzes, beim Drehen<br />
oder unmittelbar vor dem<br />
Ein- oder Auslaufen.<br />
Die entsprechenden Verträge<br />
wurden nach einer<br />
europaweiten Ausschreibung<br />
mit drei Unternehmen abgeschlossen:<br />
Die Unterweser<br />
Reederei GmbH (URAG), Bremen,<br />
und die Bugsier-, Reederei-<br />
und Bergungs-Gesellschaft<br />
mbH & Co. KG (Bugsier),<br />
Hamburg, waren zuvor<br />
bereits in Wilhelmshaven tätig;<br />
neu <strong>ist</strong> die Schleppreederei<br />
KOTUG GmbH (KOTUG)<br />
aus Rotterdam.<br />
Die Konzessionen haben<br />
ebenfalls eine Laufzeit von<br />
sechs Jahren und beinhalten<br />
für den Auftraggeber eine<br />
Verlängerungsoption von drei<br />
Jahren. Für jede erbrachte<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ung für Schiffe mit<br />
einer Größe von mehr als<br />
90 000 BRZ (Bruttoraumzahl),<br />
entrichtet der Konzessionär<br />
ein Entgelt von 250 Euro an<br />
die <strong>JadeWeserPort</strong> Realisierungsgesellschaft.<br />
Die Unternehmensgruppe Sitte<br />
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SEITE76<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
ContainerStorymitgeschrieben<br />
1968 konnten Containerschiffe<br />
bei 170 Metern<br />
Länge gerade einmal 736<br />
TEU laden. Heute sind es<br />
bereits über 15 000 TEU,<br />
demnächst dann sogar<br />
18 000 solcher Standardcontainer.<br />
WILHELMSHAVEN – Container<br />
im Überseehandel – das <strong>ist</strong><br />
ein Stück Wirtschaftsgeschichte,<br />
an der Bremen mitgeschrieben<br />
hat. Am 6. Mai<br />
1966 wurde hier der erste<br />
Container auf deutschem Boden<br />
abgesetzt. Aus den Anfängen<br />
bei der BLG im Bremer<br />
Überseehafen entwickelte<br />
sich eine Erfolgs-Story und<br />
der globale Siegeszug des<br />
Containers setzt sich weiter<br />
fort.<br />
Die Idee des genormten<br />
Behälters stammt von dem<br />
amerikanischen Spediteur<br />
Malcolm McLean. Das System<br />
setzte er ab 1956 zunächst im<br />
US-Küstenverkehr ein (siehe<br />
Geschichte rechts). Ab 1966<br />
transportierte McLean Container<br />
auch über den Atlantik.<br />
Bremen und Rotterdam waren<br />
die ersten Häfen.<br />
Heute wird alles, was in<br />
Container passt und das zulässige<br />
Gewicht nicht überschreitet,<br />
in den Normk<strong>ist</strong>en<br />
transportiert. Schnelligkeit,<br />
Zuverlässigkeit, Sicherheit<br />
und das Preis-Le<strong>ist</strong>ungs-Verhältnis<br />
sind dabei ohne Vergleich.<br />
Weltweit <strong>ist</strong> das Standardmaß<br />
für Container der<br />
Begriff TEU (twenty foot<br />
equivalent unit). <strong>Der</strong> Umschlag<br />
der Containerterminals<br />
wird ebenso in TEU gezählt<br />
wie die die Stellkapazität<br />
der Containerschiffe.<br />
McLeans Schiffe transportierten<br />
in den Anfangsjahren<br />
rund 350 Container. Die ersten<br />
deutschen Container-<br />
Reedereien waren der Norddeutsche<br />
Lloyd, Bremen, und<br />
die Hamburger Hapag, die<br />
1968 über die „Weser Express“<br />
und „Elbe Express“<br />
verfügten. Bei 170 Metern<br />
Länge fanden 736 TEU an<br />
Bord Platz. Die heutigen Container-Giganten<br />
fassen bei<br />
knapp 400 Metern Länge<br />
15 500 TEU, und Maersk hat<br />
mit der sogenannten Triple-<br />
E-Klasse bereits Neubauten<br />
für 18 000 TEU geordert.<br />
Ein Baustein für die langfr<strong>ist</strong>ige<br />
Zukunft des Containerverkehrs<br />
der deutschen<br />
Seehäfen <strong>ist</strong> Wilhelmshaven.<br />
Das Fahrwasser hat eine Tiefe<br />
von 18 Metern unter Seekarten-Null<br />
und bietet damit den<br />
größten Containerschiffen<br />
optimale Bedingungen. Zudem<br />
sind Flächen für den<br />
weiteren Ausbau des Terminals<br />
vorhanden. Damit <strong>ist</strong> der<br />
wachsende Kapazitätsbedarf<br />
der deutschen Seehäfen im<br />
Seit 1999 <strong>ist</strong> Detthold Aden<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
der BLG Log<strong>ist</strong>ics Group<br />
– und noch bis 2013 bestellt.<br />
<strong>Der</strong> gebürtige <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
<strong>ist</strong> Honorarkonsul<br />
der Republik Finnland,<br />
Mitglied des Präsidiums<br />
Deutsches Verkehrsforum<br />
und seit 2011 Mitglied<br />
der „Log<strong>ist</strong>ik Hall of<br />
Fame”. Die Verbindungen in<br />
seine Heimatstadt pflegt er<br />
regelmäßig.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Containerverkehr langfr<strong>ist</strong>ig<br />
gesichert. Diese Sicherheit <strong>ist</strong><br />
von großer Bedeutung für die<br />
gesamte deutsche Wirtschaft,<br />
denn die Ausbaumöglichkeiten<br />
der Terminals in Bremerhaven<br />
und Hamburg sind begrenzt.<br />
Bremerhaven <strong>ist</strong> der größte<br />
Containerterminal im Eurogate-Netzwerk.<br />
Dazu le<strong>ist</strong>et<br />
der North Sea Terminal Bremerhaven<br />
(NTB), ein Joint<br />
Venture von Eurogate und der<br />
Maersk-Schwester APM Terminals,<br />
einen starken Beitrag.<br />
APM Terminals <strong>ist</strong> auch Betreiberpartner<br />
von Eurogate<br />
in Wilhelmshaven. Eurogate<br />
mit Hauptsitz in Bremen entstand<br />
durch die Fusion der<br />
BLG-Containergeschäfte mit<br />
denen des Hamburger Unternehmens<br />
Eurokai. Die Containerlog<strong>ist</strong>ik<br />
mit dem Gemeinschaftsunternehmen<br />
Eurogate<br />
<strong>ist</strong> ein Geschäftsbereich<br />
der BLG Log<strong>ist</strong>ics<br />
Group. In der Automobillog<strong>ist</strong>ik<br />
<strong>ist</strong> die BLG mit 6,5 Millionen<br />
Fahrzeugen im vergangenen<br />
Jahr ebenfalls europäischer<br />
Marktführer. Im Geschäftsbereich<br />
Kontraktlog<strong>ist</strong>ik,<br />
zu dem heute auch die<br />
Log<strong>ist</strong>ik für die Offshore-<br />
Windenergie gehört, <strong>ist</strong> die<br />
BLG einer der führenden<br />
deutschen Anbieter.<br />
Die Bremer Unternehmensgruppe<br />
bietet einschließlich<br />
ihrer Beteiligungen<br />
an fast 100 Standorten in<br />
Europa, Nord- und Südamerika,<br />
Afrika und Asien insgesamt<br />
rund 16 000 Arbeitsplätze.<br />
Im vergangenen Jahr lag<br />
der Umsatz erstmals bei über<br />
einer Milliarde Euro.<br />
Ohne Container <strong>ist</strong> der Welthandel heute undenkbar. <strong>Der</strong><br />
Umschlag in den Häfen sah früher ganz anders aus.FOTO: HALAMA<br />
DieBoxder<br />
Globalisierung<br />
WILHELMSHAVEN – Vor 46 Jahren<br />
brachte der Frachter<br />
„Fairland“ die ersten 99 Container<br />
nach Deutschland. Am<br />
6. Mai 1966 gab es wegen der<br />
Skepsis in Schifffahrtskreisen<br />
allerdings keinen „großen<br />
Bahnhof“ in Bremen. Und so<br />
erlebten nur wenige Augenzeugen,<br />
wie der zweite Container<br />
beim Entladen aus<br />
dem schiffseigenen Bordgeschirr<br />
rutschte und auf das<br />
Führerhaus einer nagelneuen<br />
Zugmaschine krachte. <strong>Der</strong><br />
Lastwagenfahrer blieb unverletzt.<br />
Detthold Aden, Vorstandsvorsitzender<br />
der BLG Log<strong>ist</strong>ics<br />
Group, erzählte über die<br />
Anfänge in Deutschland bei<br />
einem Vortrag in Wilhelmshaven<br />
(August 2007) folgende<br />
Version: „Als Mitte der 60er<br />
Jahre Malcolm McLean mit<br />
dem Container nach Europa<br />
kommen wollte, hatten fast<br />
alle in Betracht kommenden<br />
Hafenstädte und Hafenunternehmen<br />
größte Bedenken<br />
wegen der hohen Kosten, die<br />
mit dem Einstieg in den Containerverkehr<br />
auf sie zukommen<br />
würden. Es gab Ablehnung<br />
auf breiter Front.<br />
<strong>Der</strong> BLG-Vorstand und<br />
Bremens Hafensenator Georg<br />
Borttscheller sahen das seinerzeit<br />
ganz anders, obwohl<br />
auch ihnen das Kostenproblem<br />
einiges Kopfzerbrechen<br />
bereitete. Selbst der damalige<br />
Betriebsratsvorsitzende der<br />
BLG und spätere Hafensenator<br />
Oswald Brinkmann stand<br />
dem Container aufgeschlossen<br />
gegenüber. Seine Erinnerungen<br />
an den Beginn des<br />
Container-Zeitalters zeichnen<br />
eine Bild jener Entwicklung.<br />
Er sagte: ,Für einen Betriebsrat<br />
musste der Container<br />
ein rotes Tuch sein, denn<br />
Rationalisierungen waren in<br />
Sicht – und die konnten<br />
Arbeitsplätze kosten. Deshalb<br />
war die internationale<br />
Fortsetzung auf Seite 77<br />
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<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE77<br />
GRAFIK:WZ<br />
...einstmitKerbholz<br />
Shanghai (China)<br />
Singapur<br />
Hongkong (China)<br />
Shenzhen (China)<br />
Busan (Südkorea)<br />
Ningbo (China)<br />
Guangzhou (China)<br />
Qingdao (China)<br />
Fortsetzung von Seite 76<br />
Transportarbeiter-Gewerkschaft<br />
ITF dagegen.‘ Oswald<br />
Brinkmann schloss sich dieser<br />
Sicht der Dinge jedoch<br />
nicht an. Für ihn war klar:<br />
,Wer diese Entwicklung nicht<br />
rechtzeitig annimmt, wird<br />
sich an künftigen Generationen<br />
versündigen.‘ Dafür hagelte<br />
es damals natürlich Kritik<br />
– auch aus Hamburg. So<br />
31.50 Mio. TEU<br />
29.94 Mio. TEU<br />
24.40 Mio. TEU<br />
22.56 Mio. TEU<br />
16.17 Mio. TEU<br />
14.68 Mio. TEU<br />
14.40 Mio. TEU<br />
13.02 Mio. TEU<br />
Dubai<br />
Rotterdam<br />
Tianjin (China)<br />
Kaoksiung (Taiwan)<br />
Port Klang (Malaysia)<br />
Hamburg<br />
Antwerpen<br />
fragte ihn sein Parteifreund,<br />
der frühere HHLA-Chef Helmut<br />
Kern, kopfschüttelnd:<br />
,Ossi, wie kannst du nur für<br />
den Container sein?‘ An anderer<br />
Stelle hatte er zuvor<br />
schon verkündet: ,Die K<strong>ist</strong>e<br />
kommt mir nicht in den Hafen.‘<br />
Zum Vergleich: Bremische Häfen<br />
„Diese Haltung hat damals<br />
allerdings nur wenige Monate<br />
überdauert“, so Aden.<br />
13.00 Mio. TEU<br />
11.87 Mio. TEU<br />
11.50 Mio. TEU<br />
9.63 Mio. TEU<br />
9.60 Mio. TEU<br />
9.01 Mio. TEU<br />
8.66 Mio. TEU<br />
5.90 Mio. TEU<br />
Stand: 2011<br />
Mit Containerschiffen werden<br />
heute zwei Drittel des<br />
weltweiten Güterverkehrs<br />
durchgeführt. Die Frachtcontainer<br />
wurden so zur Basis<br />
der Globalisierung der Wirtschaft.<br />
<strong>Der</strong> große Vorteil:<br />
Container können nicht nur<br />
beinah jede Form von Ladung<br />
aufnehmen, sondern wegen<br />
ihrer genormten Form mit<br />
den verschiedensten Transportmitteln<br />
(Seeschiffe, Binnenschiffe,<br />
Eisenbahn und<br />
Lkw) befördert und schnell<br />
umgeschlagen werden. <strong>Der</strong><br />
Container <strong>ist</strong> so schlicht, dass<br />
man eigentlich nicht lange<br />
über ihn nachdenkt – doch er<br />
hat die Welt verändert. Er <strong>ist</strong><br />
genormt auf exakt 6,058 ×<br />
2,438 × 2,591 Meter – so groß<br />
<strong>ist</strong> ein 20-Fuß-Standard-Container<br />
(Twenty-foot Equivalent<br />
Unit, TEU). <strong>Der</strong> kann<br />
zum Beispiel 10 000 Jeans<br />
oder 20 000 originalverpackte<br />
Uhren transportieren.<br />
Einen Nachteil gibt es aber<br />
für die europäischen Log<strong>ist</strong>iker:<br />
Wegen seiner US-Maße<br />
passen allerdings Euro-Paletten<br />
nicht lückenlos in einen<br />
Container. Verbreitet sind<br />
neben den TEU vor allem 40-<br />
Fuß-Container. Weltweit waren<br />
2011 ungefähr 30 Millionen<br />
Boxen verschiedenster<br />
Typen im Umlauf.<br />
Jeder Container besitzt<br />
eine eigene Nummer. Sie besteht<br />
aus vier Großbuchstaben,<br />
dem sogenannten Präfix,<br />
die für den Eigentümer des<br />
Containers stehen, und sechs<br />
Ziffern plus eine Kontrollziffer.<br />
Durch sie können Weg<br />
und Aufenthaltsort jedes einzelnen<br />
Containers auf seiner<br />
Reise verfolgt werden.<br />
Die Lebensdauer eines üblichen<br />
Stahlcontainers im<br />
Seeverkehr beträgt etwa zwölf<br />
Jahre. Danach haben die<br />
me<strong>ist</strong>en Boxen noch ein<br />
„Zweitleben“ als Einwegverpackung,<br />
Lagerraum oder<br />
Baucontainer, bevor sie verschrottet<br />
werden. Die K<strong>ist</strong>en<br />
werden heute hauptsächlich<br />
in China hergestellt, vor der<br />
Weltwirtschaftskrise fast drei<br />
Millionen TEU jährlich. Im<br />
Schnitt kostet ein 20-Fuß-<br />
Standardcontainer 2900 US-<br />
Dollar (Stand 2010), die Preise<br />
schwanken jedoch, abhängig<br />
von den Stahlpreisen.<br />
Im April feierte die berühmte<br />
Box ihren 56. Geburtstag.<br />
Wie sehr unsere<br />
Welt vom Container verändert<br />
wurde, lässt sich auch<br />
herausfinden, wenn man die<br />
Zeit vor 1956 zurückblickt:<br />
Ein Hafen glich damals einem<br />
Ameisenhaufen. <strong>Der</strong> „Stauerviz“<br />
wies alle für das Schiff<br />
abgestellten Schauerleute in<br />
ihre Arbeit ein und überlegte<br />
sich, welche Ladung in welchen<br />
Laderaum kam, damit<br />
sie an dem Bestimmungshafen<br />
zugänglich war.<br />
Die „Schauermänner“ –<br />
die einfachen Arbeiter –<br />
schleppten Ballen, Säcke und<br />
Boxen im Laderaum und befestigen<br />
sie an der Winde, die<br />
vom Windenführer bedient<br />
wurde. Ein „Tallymann“ prüfte<br />
im Auftrag des Reeders die<br />
Ladung. Sein Arbeitsgerät war<br />
eine fünf Fuß lange Messlatte,<br />
auf die auch sein Name zurückgeht<br />
(englisch: tally -<br />
„Kerbholz“). Für ein 5000<br />
Tonnen-Schiff waren an die<br />
60 Männer eine Woche lang<br />
mit dem Löschen – so wird<br />
das Entladen eines Schiffes<br />
genannt – beschäftigt.<br />
Die Mannschaft des Schiffs<br />
freute das, hatte sie doch<br />
Landgang und genügend Zeit,<br />
die Bars und Etablissements<br />
der Stadt in Augenschein zu<br />
nehmen. Dieses Treiben war<br />
auch dem Lkw-Fahrer Malcolm<br />
McLean bekannt – und<br />
als Erster merkte er, dass sich<br />
hier einiges verändern ließe.<br />
Seine Vision: Eine K<strong>ist</strong>e sollte<br />
samt Inhalt vom Lastwagen<br />
auf das Schiff gehievt werden.<br />
<strong>Der</strong> Legende nach soll ihm<br />
die Idee beim Ziehen einer<br />
Zigarettenpackung gekommen<br />
sein. So, wie die Zigarettenpäckchen<br />
übereinander<br />
gestapelt im Automatenschacht<br />
liegen, könnte man<br />
doch auch große Stahlbehälter<br />
transportieren, heißt es<br />
auf der Homepage von Eurogate.<br />
Erst 20 Jahre später hat<br />
McLean aus dieser Idee den<br />
Container entwickelt. Er setzte<br />
alles auf eine Karte, verkaufte<br />
seine Spedition und<br />
schickte 1956 gegen alle Widerstände<br />
von Reedern und<br />
Transportunternehmen das<br />
erste Schiff auf die Reise, welches<br />
mit genormten, stapelbaren<br />
Boxen beladen war –<br />
die Geburtsstunde der Containerschifffahrt.<br />
<strong>Der</strong> umgebaute Frachter<br />
„Ideal X“ wurde am 26. April<br />
1956 in Newark das erste Mal<br />
mit Containern beladen. Den<br />
Durchbruch hatte McLean<br />
mit der Frachtversorgung des<br />
US-Militärs während des Vietnamkriegs<br />
– er war mit seinen<br />
Containerschiffen viel effektiver<br />
als andere Reedereien.<br />
Mit seinem neu gegründeten<br />
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Malcom McLean dann<br />
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SEITE78<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
TurnschuheauflangerFahrtbiszumZiel<br />
Deutschland wird keineswegs<br />
direkt angesteuert.<br />
Die me<strong>ist</strong>en Containerschiffe<br />
verkehren<br />
nach einem festen Fahrplan<br />
und machen halt in<br />
verschiedenen Häfen.<br />
WILHELMSHAVEN – Kerim und<br />
Lisa, zwei 15-jährige Teenager,<br />
kennen sich bereits seit einigen<br />
Jahren und treffen sich regelmäßig<br />
am Nachmittag<br />
nach der Schule. Kerim hat<br />
sich vor ein paar Tagen neue<br />
Turnschuhe gekauft und<br />
möchte diese Lisa zeigen.<br />
Lisa <strong>ist</strong> bege<strong>ist</strong>ert von Kerims<br />
neuen Schuhen. Als sie<br />
einen Blick auf den Schuhkarton<br />
wirft, den Kerim immer<br />
noch in seinem Zimmer stehen<br />
hat, wundert sie sich:<br />
„Auf dem Karton steht: ,Made<br />
in China‘?“ Kerim <strong>ist</strong> ebenfalls<br />
irritiert: „Wie kommen die<br />
denn nach Deutschland? Das<br />
<strong>ist</strong> aber eine weite Strecke.“<br />
Lisa fragt sich weiter: „Warum<br />
werden Turnschuhe denn in<br />
China hergestellt und nicht<br />
bei uns?“<br />
Ihr fällt plötzlich ein, dass<br />
ihr Opa Heinz früher etwas<br />
mit weltweitem Warenhandel<br />
zu tun hatte und sowieso fast<br />
immer ihre Fragen beantworten<br />
kann. Beide machen sich<br />
also gleich auf den Weg zu<br />
ihm.<br />
Schon bei der Begrüßung<br />
an der Tür beginnt Lisa ihren<br />
Opa zu fragen: „Kerims neue<br />
Turnschuhe kommen aus China.<br />
Weißt du, wie die nach<br />
Deutschland gekommen sind<br />
und warum die so weit entfernt<br />
hergestellt werden?“<br />
MARITIME WIRTSCHAFT – FÜR SCHÜLER<br />
<strong>Der</strong> Text über den Weg<br />
der Turnschuhe stammt<br />
aus dem Schülerarbeitsheft<br />
„Wirtschaft im Hafen“<br />
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Portal ergänzt die Printmaterialien<br />
und <strong>ist</strong> für Schülerinnen<br />
und Schüler sowie Lehrkräfte<br />
entwickelt worden)<br />
Opa Heinzes Augen blitzen:<br />
„Mein Kind, ich habe früher<br />
im Hafen gearbeitet und da<br />
habe ich viele Waren mit<br />
Schiffen ankommen sehen.“<br />
Kerim runzelt die Stirn: „Was,<br />
die kommen mit Schiffen<br />
nach Deutschland? Ich dachte,<br />
die werden eingeflogen.“<br />
Lisas Opa schmunzelt: „Und<br />
Turnschuhe werden heute in<br />
Asien hergestellt, weil dort die<br />
Kosten für die Herstellung<br />
sehr niedrig sind und gleichzeitig<br />
der Transport nach<br />
Deutschland nur wenige<br />
Cents kostet. Daher lohnt sich<br />
der weite Weg nach Deutschland.“<br />
Opa Heinz bittet beide ins<br />
Wohnzimmer: „Nun kommt<br />
herein und setzt euch. Ich erzähle<br />
euch einmal, wie Kerims<br />
Turnschuhe aus China in<br />
unser deutsches Sportschuhgeschäft<br />
gekommen sind.“<br />
Die Stationen der Reise<br />
eines Paares Turnschuhe<br />
Sportschuhe werden zum<br />
großen Teil in China hergestellt.<br />
Bevor sie in einem<br />
deutschen Schuhgeschäft<br />
landen, haben sie eine lange<br />
Reise mit vielen Stationen<br />
hinter sich. Die längste<br />
Strecke legen sie in Containerschiffen<br />
zurück.<br />
WZ-FOTO: LÜBBE<br />
1. Station: Herstellung<br />
der Turnschuhe in<br />
China und Start der Reise<br />
In einer chinesischen Turnschuhfabrik<br />
werden die Turnschuhe<br />
hergestellt und anschließend<br />
kontrolliert und in<br />
Kartons verpackt. Nun beginnt<br />
ihre lange Reise. Die<br />
Kartons werden in einem<br />
Container verstaut und anschließend<br />
mit einem Lkw<br />
zum Hafen transportiert. In<br />
einen herkömmlichen Container<br />
passen ca. 6000 Schuhkartons.<br />
Me<strong>ist</strong>ens werden in<br />
einem Container aber verschiedene<br />
Waren wie zum<br />
Beispiel Turnschuhe, T-Shirts<br />
und Hosen transportiert.<br />
2. Station: Transport des<br />
Containers zum Hafen<br />
Von der Turnschuhfabrik<br />
aus geht die Ware zum chinesischen<br />
Hafen nach Shanghai.<br />
Den Transport des Containers<br />
übernimmt eine Spedition,<br />
die mit einem Lkw den Container<br />
voller Turnschuhe zum<br />
Hafen transportiert. In Shanghai<br />
befindet sich der drittgrößte<br />
Containerhafen der<br />
Welt.<br />
Fortsetzung auf Seite 79<br />
Die richtige Stromversorgung natürlich von...<br />
Sie finden uns<br />
im Herzen<br />
der Südstadt!<br />
Wir Wir gratulieren wünschenherzlich<br />
viel<br />
zur Vergnügen Eröffnungauf unddem<br />
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FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
Transportnach<br />
Fahrplan<br />
<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
SEITE79<br />
Fortsetzung von Seite 78<br />
In einem Containerhafen<br />
werden täglich viele Container<br />
verladen, das heißt auf<br />
und von Schiffen geladen.<br />
Dieses Hafengelände wird als<br />
Container-Terminal bezeichnet.<br />
Im Hafen <strong>ist</strong> man bereits<br />
darüber informiert, mit welchem<br />
Schiff der Container<br />
weitertransportiert werden<br />
soll. <strong>Der</strong> Container wird vom<br />
Lkw abgehoben und an einer<br />
vorher bestimmten Stelle abgesetzt.<br />
3. Station: Verladen des<br />
Containers auf ein Schiff<br />
<strong>Der</strong> Container, in dem die<br />
Turnschuhe transportiert<br />
werden, muss im Hafen auf<br />
ein Schiff geladen werden.<br />
<strong>Der</strong> Transport der Container<br />
im Hafen erfolgt mit<br />
speziellen Fahrzeugen.<br />
Diese Fahrzeuge tragen<br />
den englischen<br />
Namen „Van Carrier“<br />
und sind bis zu 14 Meter<br />
hoch, um mehrere<br />
Container übereinander<br />
stapeln zu können.<br />
Container<br />
werden mit<br />
speziellen<br />
Schiffen, die nur<br />
Container transportieren,<br />
befördert.<br />
Sie werden<br />
daher Containerschiffe<br />
genannt. Hat<br />
ein Containerschiff<br />
im Hafen angelegt,<br />
werden zunächst Container<br />
abgeladen, um danach unseren<br />
und weitere Container auf<br />
das Schiff zu laden. Diese<br />
Arbeit übernehmen Krananlagen.<br />
An Bord werden die<br />
Container befestigt, so dass<br />
auch bei Sturm nichts verrutschen<br />
oder vom Schiff fallen<br />
kann.<br />
4. Station: Die Fahrt über<br />
das Meer von China (Shanghai)<br />
nach Deutschland<br />
Deutschland wird keineswegs<br />
direkt angesteuert. Die<br />
me<strong>ist</strong>en Containerschiffe verkehren<br />
nach einem festen<br />
Fahrplan und machen halt in<br />
verschiedenen Häfen. Hongkong<br />
in China <strong>ist</strong> der erste<br />
Hafen, an dem das Schiff festmachen<br />
wird.<br />
Hier startete die Seereise der Turnschuhe: <strong>Der</strong> Hafen von Shanghai <strong>ist</strong> mit über 31 Millionen umgeschlagenen Containern<br />
weltweit die Nummer 1.<br />
FOTO: DPA<br />
Weiter geht die Fahrt dann<br />
über Singapur nach Colombo<br />
(Sri Lanka) und Dubai<br />
(Vereinigte Arabische Emirate).<br />
Jetzt <strong>ist</strong> das Containerschiff<br />
bereits<br />
zehn Tage unterwegs,<br />
an denen in den verschiedenen<br />
Häfen<br />
immer wieder neue<br />
Container von und<br />
an Bord des<br />
Schiffs geladen<br />
wurden.<br />
Insgesamt<br />
werden fast<br />
zwei Wochen<br />
vergehen, bis<br />
das Schiff Europa<br />
erreichen<br />
wird.<br />
<strong>Der</strong> Kapitän<br />
wird durch den<br />
Suezkanal fahren,<br />
der das Rote Meer<br />
mit dem Mittelmeer verbindet.<br />
Im Mittelmeer wird im<br />
Hafen Gioia Tauro (Italien)<br />
festgemacht. Anschließend<br />
erfolgt die Fahrt durch den<br />
Atlantik zu den nächsten Häfen<br />
in Southampton (Südengland)<br />
und Antwerpen<br />
(Belgien). Nach etwa 25 Tagen<br />
Fahrt <strong>ist</strong> das Ziel erreicht:<br />
Deutschland.<br />
5. Station: Entladen<br />
des Schiffes<br />
Das Entladen des Schiffes<br />
übernehmen die Umschlagsunternehmen<br />
im Hafen. Sie<br />
organisieren die Be- und Entladung<br />
der Containerschiffe<br />
sowie den Transport der Container<br />
im Hafen. Wenn Ware<br />
von einem Schiff entladen<br />
wird, bezeichnet man das in<br />
der Fachsprache als „Löschen“<br />
eines Schiffes.<br />
Nun geht die Arbeit so<br />
richtig los. Mehrere riesige<br />
Krananlagen, die Containerbrücken<br />
genannt werden, lassen<br />
Container für Container<br />
vom Schiff „schweben“. Diese<br />
Kraftanstrengung vollbringt<br />
der Containerbrückenführer<br />
mit viel Fingerspitzengefühl<br />
und zwei kleinen Hebeln in<br />
über 30 Metern Höhe. Die abgeladenen<br />
Container werden<br />
mit den Van Carriern auf den<br />
riesigen Stellflächen des Container-Terminals<br />
verteilt, die<br />
als Lagerflächen dienen. Auch<br />
der Container mit den Turnschuhen<br />
hat seinen Platz gefunden<br />
und wartet jetzt darauf,<br />
abgeholt zu werden.<br />
6. Station: Aus dem Container<br />
in den Einzelhandel<br />
Unser Container mit den<br />
Turnschuhen wird wieder auf<br />
einen Lkw verladen und per<br />
Spedition zu einem großen<br />
Lager in Deutschland gefahren.<br />
Hier werden die Turnschuhe<br />
aus dem Container<br />
entnommen und in großen<br />
Regalreihen gelagert.<br />
Damit ein Sportgeschäft<br />
alle Sportschuhmodelle immer<br />
vorrätig hat, werden die<br />
Geschäfte in der Region regelmäßig<br />
vom Lager aus per<br />
Lkw beliefert. Auch unsere<br />
Turnschuhe sind bei der<br />
nächsten Lieferung dabei<br />
und können dann nach ihrer<br />
langen Reise endlich gekauft<br />
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<strong>Der</strong><strong>JadeWeserPort</strong><strong>ist</strong>eröffnet<br />
WILHELMSHAVENERZEITUNG<br />
FREITAG,DEN21.SEPTEMBER2012<br />
„MaritimsozialeBotschafterWilhelmshavens“<br />
Seemannsmission, Nautischer<br />
Verein und<br />
Schiffsmakler ziehen an<br />
einem Strang. Den Seeleuten<br />
an Bord möchte<br />
man bald im JadeWeser-<br />
Port eine feste Anlaufstelle<br />
bieten.<br />
WILHELMSHAVEN – Die Seemannsmission<br />
in Wilhelmshaven<br />
möchte in absehbarer<br />
Zeit einen kleinen Seemannsclub<br />
im neuen Jade-<br />
WeserPort einrichten. Konkrete<br />
Gespräche mit Hafenbetreiber<br />
Eurogate in dieser<br />
Sache seien jedoch noch<br />
nicht angesetzt, sagt der Vorsitzende<br />
der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Mission, Wilfried Adam,<br />
im Gespräch mit der „<strong>Wilhelmshavener</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>“.<br />
Im kommenden Jahr trete<br />
eine internationale Konvention<br />
in Kraft, die soziale Einrichtungen<br />
für die Seeleute in<br />
den Häfen gesetzlich vorschreibe,<br />
so die Deutsche<br />
Seemannsmission in Bremen.<br />
Die strengen Sicherheitsvorschriften<br />
seit den Anschlägen<br />
vom 11. September 2001 und<br />
die immer kürzeren Liegezeiten<br />
der Schiffe machten es<br />
Seeleuten fast unmöglich,<br />
den gesicherten Hafenbereich<br />
zu verlassen und die Innenstädte<br />
zu besuchen. In den<br />
Clubs der Seemannsmission<br />
können die Seeleute zum Beispiel<br />
über die vorhandenen<br />
Die Vorstände von Seemannsmission<br />
und Nautischem<br />
Verein wollen gemeinsam<br />
das maritime Denken<br />
in Wilhelmshaven fördern<br />
und dem Hafen ein<br />
„menschliches Gesicht“ geben.<br />
WZ-FOTO:GABRIEL-JÜRGENS<br />
Internet-Zugänge Kontakt mit<br />
ihren Familien aufnehmen.<br />
In Wilhelmshaven besuchen<br />
neun ehrenamtliche<br />
Schiffsbesucher der Seemannsmission<br />
jährlich rund<br />
500 Schiffe. „Weil wir auf etliche<br />
Schiffe mehrmals gehen,<br />
kommen wir auf rund 2000<br />
Bordbesuche im Jahr“, sagt<br />
Adam. Unterstützt werden<br />
sie dabei von Seemannspastor<br />
Peter Sicking und einem<br />
Diakon, die mit jeweils einer<br />
viertel Stelle mit der Seelsorge<br />
an Seeleuten beauftragt<br />
sind.<br />
Im Sommer waren im<br />
Haus der Seemannsmission<br />
in der Hegelstraße erstmals<br />
die Vorstände der Seemannsmission<br />
in Wilhelmshaven<br />
e.V. und des Nautischen Vereins<br />
Wilhelmshaven-Jade zusammengekommen,<br />
um maritime<br />
Themen zu erörtern.<br />
„Wir wollen gemeinsam dem<br />
Hafen Wilhelmshaven ein<br />
freundliches Gesicht geben<br />
und durch unsere Arbeiten<br />
den Seeleuten, aber auch allen<br />
maritim interessierten<br />
Mitgliedern eine Möglichkeit<br />
des sozialen Miteinanders<br />
und eine Heimstatt geben.“<br />
Diese Feststellung trafen<br />
Adam und der Vorsitzende<br />
des Nautischen Vereins, Konteradmiral<br />
a.D. Gottfried<br />
Hoch. Gemeinsam wolle<br />
man künftig auch mit anderen<br />
maritimen Verbänden an<br />
der weiteren Stärkung des<br />
maritimen Gedankens im<br />
Hafenstandort Wilhelmshaven<br />
arbeiten.<br />
Wilfrid Adam stellte dabei<br />
gemeinsam mit Seemannsdiakon<br />
Michael Wechsler<br />
und dem Sprecher der<br />
ehrenamtlichen Schiffsbesucher,<br />
Frank Sawert, die 1959<br />
wiedergegründete Seemannsmission<br />
mit ihren Aktivitäten<br />
und Möglichkeiten<br />
im „Haus der Seemannsmission“<br />
und auf den im Hafen<br />
liegenden Schiffen vor. Dabei<br />
bezeichnete Adam die ehrenamtlichen<br />
Schiffsbesucher<br />
als „maritim-soziale Botschafter<br />
des Hafenstandortes<br />
Wilhelmshaven“, die an 365<br />
Tagen im Jahr bei Wind und<br />
Wetter für die Seeleute aller<br />
Nationen tätig wären.<br />
Als Vorsitzender wies<br />
Gottfried Hoch auf die lange<br />
Tradition des Nautischen<br />
Vereins mit seinem interessanten<br />
Vortragsprogramm,<br />
dem traditionellen Nautischen<br />
Essen und als besonderes<br />
Ereignis die Organisation<br />
des 34. Deutschen Seeschifffahrtstages<br />
im August<br />
des kommenden Jahres unter<br />
der Schirmherrschaft von<br />
Bundespräsident Joachim<br />
Gauck hin. Ziel des nur alle<br />
drei Jahre stattfindenden<br />
Seeschifffahrtstages sei die<br />
Koordination und Kommunikation<br />
von Interessen der<br />
maritimen Wirtschaft. <strong>Der</strong><br />
Seemannsgottesdienst auf<br />
dem Seeschifffahrtstag soll<br />
von der <strong>Wilhelmshavener</strong><br />
Seemannsmission ausgerichtet<br />
werden.<br />
Die bereits bestehende<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
den in Wilhelmshaven tätigen<br />
Schiffsmaklern und der<br />
Seemannsmission soll ebenfalls<br />
weiter verstärkt und<br />
ausgeweitet werden. Die<br />
Sprecher der hiesigen<br />
„Schiffsmakler-Vereinigung“<br />
Jan Wollschläger (Frachtkontor<br />
Junge) und Sven Jacobs<br />
(Neptun Schiffahrts-Agentur)<br />
hatten dies im Gespräch mit<br />
Wilfrid Adam, und seinem<br />
Vertreter Ernst Grüter bekräftigt.<br />
Vertreter der Schiffsmakler-Vereinigung<br />
werden in<br />
Zukunft verstärkt zu Gesprächen<br />
mit den für die Schiffsbesuche<br />
zuständigen Mitarbeitern<br />
der Seemannsmission<br />
zusammenkommen, um<br />
gemeinsame Erwartungen<br />
bei der sozialen Betreuung<br />
auf den Schiffen und für die<br />
Seeleute zu erörtern.<br />
Zudem sagte Wilhelmshavens<br />
Oberbürgerme<strong>ist</strong>er<br />
Andreas Wagner seine Unterstützung<br />
bei der Betreuungsarbeit<br />
der Seemannsmission<br />
auf den im Hafen liegenden<br />
Schiffen zu. Er griff Wilfrid<br />
Adams Gedanken auf und<br />
nannte die Bezeichnung<br />
„maritim-soziale Botschafter“<br />
Wilhelmshavens für die<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
der Seemannsmission äußert<br />
passend.<br />
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