seitenbühne Nr. 27 - Staatsoper Hannover
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16. 17 konzert<br />
von Komponisten im späten 19. und 20.<br />
Jahrhundert die Faszination für fremde Kulturen<br />
und ungewohnte klangliche Idiome.<br />
Im 5. Sinfoniekonzert des Niedersächsischen<br />
Staatsorchesters stehen sechs Werke von<br />
Komponisten aus Nordamerika, Frankreich,<br />
Russland, Argentinien und Mexiko auf dem<br />
Programm, in denen Einflüsse aus Hawaii,<br />
der iberischen Halbinsel und Südamerika<br />
verarbeitet wurden. Eine besondere Rolle<br />
kommt dabei dem rhythmischen Element,<br />
der Musik der Trommeln und des Schlagwerks<br />
zu, die in vielen Kulturen traditionell<br />
eine wichtige Bedeutung haben.<br />
Rhythmische und tänzerische Aspekte bilden<br />
bei den Werken des 5. Sinfoniekonzerts<br />
demnach einen Schwerpunkt: So werden im<br />
Eröffnungsstück, Ku-Ku-Ilimoku des USamerikanischen<br />
Komponisten Christopher<br />
Rouse, die Schlagzeuger des Niedersächsischen<br />
Staatsorchesters ihr Können unter<br />
Beweis stellen. Der Titel bezieht sich nach<br />
der hawaiianischen Mythologie auf den Gott<br />
des Krieges, hörbar gemacht durch sich<br />
vielfach und hochkomplex verschränkende<br />
kriegerische Rhythmen. Rouses Ogoun Badagris<br />
dagegen ist eine ausgelassene Vertonung<br />
des hawaiianischen Juba-Tanzes, der<br />
sich mit Elementen des Vodoo-Tanzes verbindet<br />
– die unmittelbare, gewaltige Kraft<br />
des reinen Trommelklangs ist energetisches<br />
Sinnbild für die Vorstellung Rouses von den<br />
archaischen, uralten Riten der hawaiianischen<br />
Völker. Ein Tanz ist auch José Pablo<br />
Moncayos Huapango von 1941: Mit folkloristischen<br />
mexikanischen Anklängen angehaucht,<br />
wurde dieser Tanz schnell so populär,<br />
dass er bis heute auch scherzhaft als<br />
»zweite Nationalhymne Mexikos« bezeichnet<br />
wird. Schon Darius Milhaud war hingerissen<br />
von der Lebendigkeit dieser Musik: »Wenn<br />
ich ein wenig Sonne während der grauen<br />
Stimmung des Pariser Winters in meiner<br />
Wohnung haben möchte, so höre ich die<br />
Huapango«, schrieb er einst dazu. Verschiedene<br />
rhythmische Fragmente verbinden<br />
sich hier mit großem Schwung und Ausgelassenheit.<br />
Das prägnante Hauptmotiv ist<br />
dabei den spanischen »coplas« abgeleitet,<br />
charakteristischen Wechselgesängen, in denen<br />
sich die Beteiligten gegenseitig herausfordern<br />
und provozieren. Die melodischen<br />
Motive selbst gehen klar auf drei Volkslieder<br />
aus Veracruz, einer musikalischen Hochburg<br />
des traditionellen mexikanischen Huapango,<br />
zurück. Als drittes prägnantes Beispiel<br />
für die Verbindung von klassischen Stilen<br />
und Techniken mit folkloristischen und tänzerischen<br />
Elementen sind Alberto Ginasteras<br />
Tänze aus Estancia zu hören, die –<br />
ursprünglich im Jahr 1941 als Teile einer<br />
Ballettmusik entstanden – das Landleben<br />
der Gauchos, einer Art argentinischen Cowboys,<br />
zum zentralen Thema haben. Geschich<br />
ten aus deren Alltag bilden die inhaltliche<br />
Struktur, auf der sich musikalisch vor<br />
allem ein ganz spezielles Lebensgefühl der<br />
einfachen Landbevölkerung artikuliert, das<br />
heute in Argentinien fast verloren gegangen<br />
ist. Ergänzt und kontrastiert werden diese<br />
drei Werke von Kompositionen europäischer<br />
Komponisten: Maurice Ravel und Claude Debussy<br />
verbinden in ihren Werken Alborada<br />
del gracioso und Ibéria ihre eigene, traditionelle<br />
Klangsprache mit musikalischer südländischer<br />
Folkloristik und starken Rhythmen.<br />
Nikolai Rimski-Korsakow schließlich<br />
schuf mit seinem Capriccio espagnol seine<br />
ganz eigene Vorstellung von »spanischer«<br />
Musik: In den fünf kurzen Sätzen instrumentierte<br />
er auf brillante Weise verschiedene<br />
asturische Tänze, Zigeunerlieder und schließlich<br />
einen kraftvollen Fandango. »Die spanischen<br />
Themen mit ihrem tänzerischen<br />
Charakter«, schrieb Rimski-Korsakow in seiner<br />
Biographie dazu, »lieferten mir eine Fülle<br />
von Material zur Einbindung in vielfältige<br />
Orchestereffekte.«<br />
Das 5. Sinfoniekonzert wird so zu einer<br />
kurzweiligen und vielfältigen Reise durch<br />
Länder, Stile und Traditionen, wie sie nur<br />
selten zusammenfinden.<br />
5. Sinfoniekonzert<br />
Christopher Rouse Ku-Ka-Ilimoku und Ogoun Badagris<br />
Maurice Ravel Alborada del gracioso Nikolai<br />
Rimski-Korsakow Capriccio espagnol op. 34 José<br />
Pablo Moncayo Huapango Claude Debussy Ibéria<br />
Alberto Ginastera Tänze aus Estancia op. 8a<br />
Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />
Solisten Die Schlagzeuger des Niedersächsischen<br />
Staatsorchesters <strong>Hannover</strong><br />
Dirigentin Karen Kamensek<br />
Sonntag, 12. Februar 2012, 17 Uhr<br />
Montag, 13. Februar 2012, 19.30 Uhr<br />
Kurzeinführungen mit Karen Kamensek jeweils 45<br />
Minuten vor dem Konzert<br />
5. Kammerkonzert<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Die Kunst der Fuge (in einer Bearbeitung für Streichensemble)<br />
Mit Viola Mönkemeyer (Violine), Cordula Schulz-<br />
Wick und Peter Schulz-Wick (Violen) und Christine<br />
Balke (Violoncello)<br />
Sonntag, 5. Februar 2012, 11 Uhr, Historischer Saal<br />
im PelikanViertel