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Die Kriegszeiten des Obererzgebirges - Streifzüge durch die ...

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Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Städte in Sage und Geschichte. Annaberg 1903<br />

8. In einem Gange <strong>des</strong> ehemaligen Benediktinerklosters zu Chemnitz befand sich<br />

ein hölzernes C h r i s t u s b i l d mit einem krummen oder schiefen Munde. Da<br />

nun <strong>die</strong> Hussiten in das Kloster einfielen und alles darin verwüsteten, soll einer<br />

von ihnen das Bild verspottet haben. Von Stund' an hatte derselbe nun einen<br />

solchen Mund und ist stumm geworden.<br />

Nach Chr. Lehmann, Dr. Spieß, Dr. Köhler.<br />

c. Wüste Marken im Obererzgebirge aus der Zeit der Hussitenkriege.<br />

1. Mancher Ort ist <strong>durch</strong> <strong>die</strong> Hussiten zerstört worden, und nur noch wüste<br />

Marken erinnern an sein einstiges Vorhandensein. Wo jetzt das Dorf W a s c h ­<br />

l e i t e b e i S c h w a r z e n b e r g liegt, hat ehedem das Dorf Gleßberg am Fuße<br />

<strong>des</strong> Gleßberges oder <strong>des</strong> Schatzensteines gestanden. Es erstreckte sich am oberen<br />

Teile <strong>des</strong> Oswaldbaches hin. <strong>Die</strong> Hussiten haben es zerstört. Auf einem Teile<br />

der Gleßberger Fluren entstand das jetzige Dorf Waschleite. Seinen<br />

Ursprung und Namen hat es von den Erzwäschereien genommen, welche der<br />

reiche Hammerherr Kaspar Klinger 1500 nebst einer Schmelzhütte am Oswaldbache<br />

anlegte.<br />

2. Vor der Gründung von N e u d o r f an der Sehma, das mitten im Walde aus<br />

Holzarbeiter-, Köhler- und Flößerhütten entstand, soll in seiner Nähe nach<br />

Crottendorf zu ein Dorf mit Namen Kraxdorf oder Kraftsdorf gestanden haben,<br />

wovon früher, und zwar auf dem westlich im Walde gelegenen Morgenberge,<br />

noch Mauerreste, alte Schlösser und Schlüssel gefunden wurden.<br />

In einem kleinen Thale, welches Neudorf oberhalb der Kirche von West nach<br />

Ost <strong>durch</strong>schneidet, hat man beim Wegräumen von Teichdämmen auf dem<br />

Grunde derselben berußte Steine gefunden, <strong>die</strong> ihre Schwärze sehr wahrscheinlich<br />

einst von einem Feuerherde erhalten hatten.<br />

3. Unweit der Stadt Zöblitz, an den Ufern der Pockau, liegen <strong>die</strong> Ruinen der alten<br />

Burgen O b e r - und N i e d e r l a u t e r s t e i n . <strong>Die</strong> Burg Oberlauterstein, welche<br />

eine Viertelstunde westlich von Zöblitz über dem rechten Pockauufer auf einer<br />

felsigen Bergecke liegt, wurde im Jahre 1430 von den Hussiten, <strong>die</strong> eben von<br />

der Verwüstung der Schneeberger Bergwerke herkamen, geschleift. Das Schloß<br />

Niederlauterstein, das nur einige Minuten unterhalb davon am linken Pockauufer<br />

liegt, erhielt sich über 20 Jahre länger. Vieles erzählt man sich von den<br />

früheren Besitzern <strong>des</strong>selben, den Herren von Berbisdorf, deren einer 1520 bei<br />

einem Brande <strong>des</strong> Schlosses auf schreckliche Weise sein Leben verlor. Es war<br />

Georg von Berbisdorf, ein gebrechlicher Greis von 90 Jahren. Um ihn vom<br />

Flammentode zu retten, wollte man ihn, in Tücher gewickelt, zu einem Fenster<br />

herablassen; allein <strong>die</strong> in Eile nicht festgeknüpften Knoten lösten sich und der<br />

unglückliche Alte wurde an den Felsen zerschmettert. 1559 kaufte K u r f ü r s t<br />

A u g u s t das Schloß von Kaspar von Berbisdorf und bestimmte es zum Sitze<br />

eines Amtes. Im dreißigjährigen Kriege wurde es zerstört.<br />

4. Sachsens „Kirchengallerie“ erzählt, daß man in der Gegend von J o h n s g r ü n<br />

öfters alte Schlüssel gefunden hat. Man schließt daraus, daß <strong>die</strong> Gegend von<br />

Johnsgrün vor der Zeit <strong>des</strong> Hussitenkrieges stark bevölkert gewesen sei.<br />

5. Bei A u g u s t u s b u r g giebt es wüste Marken, <strong>die</strong> auch an Hussitengreuel erinnern.<br />

Zwischen Hennersdorf und Dorf Schellenberg verbreitet sich der von<br />

Augustusburg bis in <strong>die</strong> Nähe von Waldkirchen reichende, große M ö r b i t z ­<br />

w a l d , welcher von einem darin gestandenen Dorfe seinen Namen haben soll. –<br />

Der zwischen Borstendorf, Eppendorf, Lippersdorf, Reifland in der dortigen<br />

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