Die Kriegszeiten des Obererzgebirges - Streifzüge durch die ...
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Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Städte in Sage und Geschichte. Annaberg 1903<br />
Von E g e r kommend, drang 1632, Mitte August, der G e n e r a l H o l c k mit seinen<br />
Scharen über E l b o g e n , N e u d e c k nach E i b e n s t o c k und von da gegen<br />
S c h n e e b e r g vor. Gar übel haben <strong>die</strong> Kroaten überall gehaust. S c h w a r z e n <br />
b e r g , S c h n e e b e r g , L ö ß n i t z , G r ü n h a i n , E l t e r l e i n , G e y e r wurden<br />
geplündert und niedergebrannt. Schreckliche Zeiten waren gekommen. Das liebe Getreide<br />
wurde zertreten, viele hundert Stück Vieh wurden geraubt, von den Marketendern<br />
teuer verkauft, Brot und Bier wurden <strong>durch</strong> <strong>die</strong>selben abgeführt und da<strong>durch</strong><br />
Hunger, Brotmangel, Zagen und Wehklagen verursacht.<br />
Nach Donat, Holzhaus u. a.<br />
g. Oberst Preuß vor Marienberg.<br />
Am 21. August rückte O b e r s t P r e u ß vor M a r i e n b e r g , nachdem ihm<br />
H o l c k , in Rücksicht darauf, daß <strong>die</strong> Stadt noch vom großen Brande her zum Teil in<br />
Schutt lag, einige Schonung anempfohlen hatte. Am genannten Tage früh 10 Uhr reitet<br />
ein Trompeter vor das verschlossene Thor und verlangt, daß man öffne. Niemand<br />
hört ihn und erbittert reitet er zum Heerhaufen zurück. Als auch auf eine erneute<br />
Aufforderung keine Antwort erfolgte, ward Sturm geblasen, das Thor gesprengt, und<br />
vorsichtig rückte man auf den großen, weiten Markt vor. Zwei volle Stunden läßt der<br />
Oberst, der einen Hinterhalt vermutet, seine ungeduldigen Soldaten hier stehen.<br />
Ringsum herrscht aber <strong>die</strong> Stille <strong>des</strong> Kirchhofs – kein Mensch zeigt sich! Da wird das<br />
Rathaus gewaltsam geöffnet; aber auch hier ist kein Mensch zu finden. Selbst der Rat<br />
hatte den Mut verloren und mit zuerst <strong>die</strong> Flucht ergriffen; alle Einwohner waren<br />
samt den Geistlichen in den Wald geflohen und nur einige Arme und Kranke zurückgeblieben.<br />
Der Rats<strong>die</strong>ner aber und einige Bürger wurden noch in der Nähe der Stadt<br />
ergriffen und von den Kroaten niedergeschossen.<br />
Als <strong>die</strong> Bande sah, daß <strong>die</strong> Stadt aus Furcht vor der Gefahr preisgegeben worden<br />
war, begann sofort <strong>die</strong> Plünderung, welche zehn volle Tage hin<strong>durch</strong> fortgesetzt<br />
wurde. Mit einem unglaublichen Spürsinne wußten <strong>die</strong> Soldaten in Kellern und Bergschächten,<br />
wohin man das Beste der Habe vergraben und verborgen hatte, <strong>die</strong>se aufzufinden.<br />
Auf dem Rathause fand man so viel Gold- und Silberzeug, daß damit allein<br />
<strong>die</strong> Stadt hätte von der Plünderung befreit werden können, wenn der zweite<br />
Bürgermeister, A d a m G e n s e r , nicht ganz und gar den Kopf verloren hätte. Als<br />
derselbe sich nach einigen Tagen wieder aus dem R e i t z e n h a i n e r W a l d e hervor<br />
in <strong>die</strong> Stadt wagte, nahmen ihn <strong>die</strong> Kroaten gefangen und ließen ihn nicht eher<br />
los, bis <strong>die</strong> Kämmerei 100 Thaler für ihn bezahlt hatte.<br />
Hunger und Elend nahmen unter den unglücklichen Bewohnern überhand, welche<br />
neun Tage in Höhlen und Klüften der Wälder gelebt hatten, weshalb sich eine Anzahl<br />
mutiger Bürger entschloß, beim O b e r s t P r e u ß um sichere Rückkehr in <strong>die</strong> Stadt<br />
zu bitten. <strong>Die</strong> Erlaubnis ward gegeben und sogar eine Abteilung zur Deckung <strong>des</strong><br />
traurigen Einzugs beordert, und so kehrten am 30. August sämtliche Bewohner zurück,<br />
fanden aber bald genug zu ihrem größten Schrecken, daß ihre so sicher geglaubte<br />
Habe geraubt war. Der Stadtgeschichtsschreiber berichtet hierüber: „38 Fähnlein<br />
Fußvolk sind auf dem Markte, als der Marsch wieder fortgegangen, gestanden; <strong>die</strong><br />
Reiterei ist aber bei der Stadt vorüber nach F r e i b e r g zu marschiert; es ist weder<br />
Brot noch einiger Trunk in der Stadt zu bekommen gewesen, und hat nach <strong>die</strong>sem Unglücke<br />
ein Brot – sonst einen Groschen – 5 Groschen und eine Kanne Bier 3 Groschen<br />
gegolten.“ Auch wird noch weiter hinzugefügt: „Es sind auch 325 Personen an der Soldatenkrankheit<br />
gestorben, welche <strong>die</strong> kaiserlichen Völker für Ausplünderung der armen<br />
Stadt als Trinkgeld hinterlassen. Unter den Verstorbenen waren auch <strong>die</strong><br />
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