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Die Kriegszeiten des Obererzgebirges - Streifzüge durch die ...

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Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Städte in Sage und Geschichte. Annaberg 1903<br />

wohnten, dann später den Leuten <strong>des</strong> Thumshirn in <strong>die</strong> Hände gelaufen, oder es hat<br />

ein treuer Anhänger <strong>des</strong> Kurfürsten – und das scheint bei der damals in den Bergstädten<br />

vorhandenen Gesinnung gegenüber den katholischen Hilfstruppen <strong>des</strong> Herzogs<br />

Moritz wahrscheinlicher – Botschaft hinüber in <strong>die</strong> Annaberger Gegend, wo <strong>die</strong><br />

kurfürstlichen Völker streiften, gesendet. Fast möchte man der Zeit nach freilich glauben,<br />

daß <strong>die</strong>se schon nach unserer Gegend her unterwegs waren, denn gerade als <strong>die</strong><br />

28 kaiserlichen Offiziere unter fröhlichem Scherzen und Lachen beim stattlichen<br />

Mahle waren, „etwan nach Mittags um 1 Uhr“ heißt es in der Chronik, da kam ein<br />

starker Haufe der Thumshirnschen Reiter zum Hartensteiner Thor herein. Sie mögen<br />

wohl <strong>durch</strong> Nebengassen heranschleichend das Haus umstellt haben, einen Warner<br />

für <strong>die</strong> Schmausenden hat es aber nicht gegeben, denn urplötzlich brach das Verhängnis<br />

über sie herein. Kaum hatten sie Zeit, nach der Wehr zu eilen, ein fürchterliches<br />

Getöse entstand. <strong>Die</strong> Überraschten und vom Wein vielleicht schon etwas Bemeisterten<br />

vermochten nichts gegen <strong>die</strong> Übermacht. Ob sie sich auch tapfer zur Wehr setzten,<br />

einige auch <strong>die</strong> Thür gewannen und <strong>die</strong> Treppe hinab mit wuchtigen Hieben sich<br />

Bahn brachen, <strong>die</strong> Gegner waren zu stark, hier und da brach einer blutend zusammen,<br />

zwölf wurden ihrer niedergemacht und einer, der sich auf <strong>die</strong> Oberstube <strong>des</strong><br />

Nebenhauses gerettet, dort zum Fenster heruntergestürzt; <strong>die</strong> übrigen gaben sich<br />

gefangen.<br />

43. Der Dreißigjährige Krieg im oberen Erzgebirge.<br />

Nach Dr. Jakobi.<br />

a. Kurfürst Johann Georgs I. Verteidigungswerk.<br />

Schon im Jahre 1613, als <strong>die</strong> in Böhmen ausgebrochenen Religionsstreitigkeiten<br />

und Unruhen immer bedenklicher wurden, errichtete K u r f ü r s t J o h a n n G e ­<br />

o r g I. von Sachsen für sein ganzes Land, um dasselbe möglichst wehr- und kriegsfähig<br />

zu machen, ein sogenanntes V e r t e i d i g u n g s w e r k , d. h. eine Art von Land-<br />

und Bürgerwehr, wozu <strong>durch</strong> besondere Ausmusterungen <strong>die</strong> kriegstüchtigen Männer<br />

aus den Städten und Dörfern ausgehoben und in besondere Haufen gebracht wurden.<br />

So bestand das F r e i b e r g e r Verteidigungswerk aus der Mannschaft, <strong>die</strong> nicht<br />

allein aus der Stadt und dem Amtsbezirke, sondern auch aus dem W o l k e n ­<br />

s t e i n e r , G r ü n h a i n e r und T h a r a n d t e r Amte genommen war und zusammen<br />

520 Mann ausmachte. <strong>Die</strong>se Mannschaften mußten von den betreffenden<br />

Städten mit den nötigen Waffen und den vorgeschriebenen Ausrüstungsstücken, nämlich<br />

grauen Röcken mit roten Aufschlägen, roten Tuchstrümpfen und schwarzen Hüten<br />

versehen werden. Zum Unterhalte <strong>die</strong>ser Verteidiger wurde im ganzen Lande eine<br />

Streuer ausgeschrieben, wozu jede Stadt nach Verhältnis beizutragen hatte. <strong>Die</strong> M a ­<br />

r i e n b e r g e r Stadtgeschichte berichtet, daß von <strong>die</strong>sem Orte allein im Jahre 1631<br />

nicht weniger als 513 Gld 9 Gr 2 Pf Angeld und 43 Scheffel 9 ½ Metze Hafer an das<br />

Amt A u g u s t u s b u r g abgegeben werden mußten. Im genannten Jahre, wo <strong>die</strong><br />

Kriegsunruhen <strong>die</strong> sächsischen Grenzen bereits aufs schlimmste bedrohten, wurden<br />

von den erwähnten Verteidigern viele an <strong>die</strong> sächsisch-böhmische Grenze geschickt,<br />

um da in Gemeinschaft mit den gebirgischen Bewohnern alle Pässe zu verhauen oder<br />

wenigstens zu bewachen und das Eindringen von feindlichen Streifhorden aus<br />

Böhmen zu verhindern.<br />

= 18/48 =<br />

Nach Donat, Holzhaus.

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