Die Kriegszeiten des Obererzgebirges - Streifzüge durch die ...
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Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Städte in Sage und Geschichte. Annaberg 1903<br />
Beamten in der kaiserlichen Stadt Chemnitz, sowie dem Burgvogte von Schellenberg<br />
<strong>die</strong>ser Weg gegen Böhmen genannt worden sein.<br />
<strong>Die</strong>ser Kriegszug war es, der Böhmen für <strong>die</strong> Dauer mit dem angrenzenden Meißnerlande<br />
in Verbindung brachte, wo<strong>durch</strong> <strong>die</strong> alte bekannte Meißener Straße entstand,<br />
<strong>die</strong> von Meißen über Natschung nach Böhmen, über den Beerhübel nach<br />
Göttersdorf, <strong>durch</strong>s „tiefe Thal“ nach Görkau und von da über Buschenpelz nach Prag<br />
führte. <strong>Die</strong>ser Straßenzug verlor wieder an Bedeutung nach Eröffnung der Straße<br />
über Reitzenhain und Sebastiansberg.<br />
38. Raubritterunwesen im Obererzgebirge.<br />
Nach Fischer.<br />
Ein sächsischer Ritter, <strong>Die</strong>trich von Vitzthum, beherbergte auf dem uralten<br />
Schlosse zu Frauenstein eine Rotte von Raubgesindel und würdigte sich zum Räuberhauptmann<br />
herab, indem er mit seinen Leuten, größtenteils aus böhmischen Auswurf<br />
bestehend, am hellen Tage auf Raub und Mord ausging und <strong>die</strong> ganze Gegend<br />
bis unter Freiberg, sowie <strong>die</strong> Ortschaften, welche unter dem Kloster Altenzella<br />
standen, wie z. B. Erbisdorf, Nossen u. s. w., unsicher machte. Da <strong>die</strong> Klagen über den<br />
verwegenen Raubritter bis zum Kurfürsten von Sachsen drangen, so sendete <strong>die</strong>ser,<br />
damals Friedrich der Sanftmütige, einen Truppenteil nach Frauenstein. <strong>Die</strong> Räuber<br />
verteidigten sich tapfer; allein <strong>die</strong> Soldaten belagerten das Schloß und erstürmten es<br />
nach blutigem Kampfe. Das Raubschloß ging in Feuer auf und wurde zerstört bis auf<br />
zwei Türme, <strong>die</strong> zum Teil heute noch stehen. <strong>Die</strong>trich von Vitzthum wurde auf dem<br />
Schloßhofe nach Urtel und Recht mit dem Schwert hingerichtet, <strong>die</strong> noch lebenden<br />
Räuber aber wurden an den Bäumen <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> aufgehenkt. <strong>Die</strong>s geschah im Dezember<br />
1438. <strong>Die</strong> adelige Familie von Vitzthum warf aber seit jener Zeit einen unvertilgbaren<br />
Haß auf den Kurfürsten, der später eine Veranlassung zu dem verheerenden<br />
Bruderkrieg wurde.<br />
39. Der obererzgebirgische Schauplatz <strong>des</strong> Prinzenraubes.<br />
Wir wollen ein Liedel heben an,<br />
Was sich hat angespunnen,<br />
Wie's in dem Pleißnerlande gar schlecht war<br />
bestallt,<br />
Als sein jungen Fürsten geschah groß Gewalt<br />
Durch den Kunzen von Kaufungen, ja Kaufungen.<br />
Der Adler hat uf den Fels gebaut<br />
Ein schönes Nest mit Jungen,<br />
Und wie er einst war geflogen aus,<br />
Holete ein Geier <strong>die</strong> jungen Vögel raus,<br />
Drauf wards Nest leer gefungen, ja gefungen.<br />
a. Altes Volkslied.<br />
= 2/48 =<br />
Nach Müller.<br />
Wo der Geier uf dem Dache sitzt,<br />
Da trugen <strong>die</strong> Küchlein selten;<br />
Es wären mein weele ein seltsam Narrenspiel,<br />
Welcher Fürst sein Räten getrauet soviel,<br />
Muß oft der Herrschaft entgelten, ja<br />
entgelten.<br />
Altenburg, du bist zwar eine feine Stadt,<br />
Dich thät er mit Untreu meinen,<br />
Da in dir waren all Hofleut rauschend voll,<br />
Kam Kunze mit Leitern und Buben toll<br />
Und holte <strong>die</strong> Fürsten so kleine, ja so kleine.