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6<br />

Noch fließt kein<br />

Fördergeld<br />

Florian Bruhns ist Geschäftsführer für den<br />

Bereich Sport beim Deutschen Golf Verband<br />

(DGV). Für ihn sind die Themen Olympia<br />

und Nachwuchsförderung eng miteinander<br />

verknüpft.<br />

Sie suchen nach möglichen deutschen<br />

Olympiasiegern für das Jahr 2016 – welches<br />

Profil müssen Medaillenkandidaten<br />

haben?<br />

Wenn es um 2016 geht, dann sprechen<br />

wir eigentlich von Jugendlichen, die wahrscheinlich<br />

schon jetzt in irgendeiner Weise<br />

gefördert werden. 2016 müssten sie auf jeden<br />

Fall Mitte 20 sein, früher erreicht man<br />

sein Leistungshoch ja kaum.<br />

Also ist die Entdeckung von Olympiatalenten<br />

schon gar kein Thema mehr?<br />

Doch, wir müssen schon jetzt an die<br />

Zeit nach 2016 denken, es wird ja noch<br />

viele Olympische Spiele geben. Wir konzentrieren<br />

uns jetzt erst einmal auf die<br />

Zwölf- bis 14-Jährigen.<br />

Über welche Wege wird die Förderung<br />

laufen?<br />

Wir sind in Deutschland sehr stark auf<br />

die Clubs und die Landesverbände angewiesen,<br />

die bei der Förderung eine große<br />

Rolle spielen. Wir als DGV geben da auch<br />

keine einheitliche Systematik vor, son-<br />

schen Spiele in der Disziplin Golf eine<br />

rein nordamerikanische Angelegenheit<br />

mit 74 Amerikanern und drei Kanadiern,<br />

die einen Teamwettbewerb und ein<br />

Matchplay-Turnier ausspielten. Die internationale<br />

Anerkennung der Veranstaltung<br />

hielt sich wie schon in Paris in Grenzen,<br />

weshalb bereits 1908 in London auf eine<br />

weitere Austragung verzichtet wurde. Der<br />

Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews,<br />

damals wie heute die wichtigste Organisation<br />

im Golfsport, hatte der olympischen<br />

Golfbewegung ohnehin seine Unterstützung<br />

versagt.<br />

Umso erstaunlicher ist die Kehrtwende,<br />

die man beim R&A, dessen Sitz im schot-<br />

dern jeder Landesverband fördert auf seine<br />

Weise. Wir denken aber natürlich ständig<br />

darüber nach, wie man das beste System<br />

etabliert.<br />

Faktisch werden sich für Olympia Profis<br />

und Proetten qualifizieren, auf die der<br />

DGV theoretisch gar keinen Zugriff mehr<br />

hat, weil er eigentlich nur Amateure betreut,<br />

oder?<br />

Wir haben zusammen mit der PGA<br />

of Germany ja einen neuen Weg eingeschlagen,<br />

um gerade die jungen Profis zu<br />

fördern, die gerade ihre Amateurkarriere<br />

beendet haben. Die Mitglieder dieses<br />

,Young Professional Teams‘ kommen<br />

dann natürlich auch infrage.<br />

Inwieweit wird die Förderarbeit nun<br />

durch den DOSB unterstützt?<br />

Es ist keineswegs so, dass mit der Entscheidung<br />

für Golf als Olympiasportart sofort<br />

die Fördergelder fließen. Wir stellen<br />

Anträge an den DOSB, der dann prüft inwieweit<br />

wir förderungswürdig sind. Diese<br />

Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.<br />

Ein Blick auf die Statistik des DGV zeigt,<br />

dass noch nicht einmal zehn Prozent<br />

aller organisierten Golfer bis 18 Jahre<br />

oder jünger sind. Ist der Nachwuchs<br />

damit nicht ohnehin unterrepräsentiert?<br />

Es ist für uns nach wie vor sehr schwierig,<br />

Kinder oder Jugendliche an einen<br />

Verein zu binden. Das gilt aber nicht nur<br />

für uns, sondern generell für alle Sportarten.<br />

Die Konkurrenz der Aktivitäten<br />

um die Kinder ist sehr hoch. Wir sind<br />

eigentlich schon froh, dass wir seit Jahren<br />

ein konstantes Wachstum bei der Zahl der<br />

golfenden Mädchen und Jungen haben.<br />

tischen St. Andrews liegt, in den vergangenen<br />

Jahren vollzogen hat. Peter Dawson,<br />

Geschäftsführer des R&A und selbst ein<br />

früherer Ryder-Cup-Spieler, führte die Bewerbung<br />

des Golfsports um den Status als<br />

Olympiasportart an. Dawson ist ein kluger,<br />

eher ruhiger britischer Diplomat, dem es<br />

gelang, die entscheidenden Details zu einem<br />

schlüssigen Gesamtpaket zu schnüren.<br />

Die einzelnen Touren und Turnierveranstalter<br />

wie der Augusta National Golf Club<br />

als Ausrichter der US Masters fügten sich<br />

seinem Gebot, unterstützten die Bewerbung<br />

mit ihrer Zusage, ihre Terminkalender 2016<br />

auf Olympia abzustimmen. Die Topathleten<br />

formierten sich geschlossen hinter Dawson<br />

– ein Faktor, der am Ende die Entscheidung<br />

des IOC am stärksten positiv beeinflusst haben<br />

dürfte.<br />

kein interesse bei Profis<br />

In der Vergangenheit nämlich winkten<br />

stets viele der Spitzenspieler beim Thema<br />

Olympia ab: „Wir haben schon den Ryder<br />

Cup – und werden dafür nicht ordentlich<br />

bezahlt. Wir haben den Presidents Cup und<br />

werden dafür nicht ordentlich bezahlt. Jetzt<br />

auch noch Olympia? Irgendwann muss<br />

Schluss sein“, stöhnte etwa Mark O’Meara,<br />

als sich der heutige Chairman von Augusta<br />

National, Billy Payne, 1996 verantwortlich für<br />

Olympia, für die Aufnahme des Golfsports<br />

stark machte.<br />

O’Meara zählt inzwischen zu den Senioren<br />

unter den Profis. Sein Busenfreund Tiger<br />

Woods, der inzwischen den Ton in der<br />

Golfszene angibt, beurteilt die Lage komplett<br />

anders. Olympische Spiele haben schließlich<br />

schon den kleinen Woods vor dem Fernseher<br />

gefesselt. Carl Lewis’ Rekordversuche bei den<br />

Leichtathleten und der Auftritt des amerikanischen<br />

Dreamteams beim Basketballturnier<br />

1992 in Barcelona zählen bis heute zu seinen<br />

liebsten Sporterlebnissen. Dass Woods sich die<br />

vergangenen drei Jahre vor die Olympiakampagne<br />

spannen ließ, hat der Bewerbung deutlich<br />

mehr Glaubwürdigkeit verschafft.<br />

auftrieb für den golfsport<br />

Jetzt, mit der positiven Entscheidung im<br />

Rücken, richtet sich der Fokus der Golfszene<br />

auf die Spiele von Rio de Janeiro 2016. Bis<br />

dahin soll der Golfsport ein neues Gesicht<br />

tragen. „Zuerst einmal werden wir global<br />

ein enormes Wachstum erleben“, prophezeit<br />

etwa Tim Finchem, Chef der US PGA<br />

Tour. Tatsächlich wird gerade in Ländern wie<br />

Russland oder China nur dann besonders viel<br />

Geld in einen Sport investiert, wenn damit<br />

auch olympische Ehren verbunden sind. Fördersysteme<br />

für Jugendliche in Internaten oder<br />

Stützpunkten werden in der Regel nur ins<br />

Leben gerufen, wenn eine Sportart olympisch<br />

ist. Gerade in afrikanischen, asiatischen oder<br />

osteuropäischen Staaten ohne große Golftradition<br />

wird Golf mit dem Ziel Rio de Janeiro<br />

an Beachtung gewinnen. „Wir werden jetzt<br />

von einem athletischen Standpunkt aus betrachtet“,<br />

stellt Tim Finchem fest. Die globale<br />

Sportszene muss zur Kenntnis nehmen, dass<br />

Golf eben mehr ist als ein Zeitvertreib reicher<br />

Countryclub-Mitglieder in den USA oder<br />

ein verschrobenes Hobby von Briten.<br />

Herausforderung für den DgV<br />

Die Anerkennung von Golf als reinem<br />

Sport ist auch dem Deutschen Golf<br />

Verband willkommen. Florian Bruhns,<br />

Geschäftsführer Sport, gibt zu, „dass wir<br />

Imago (4), ap<br />

Neben Golf haben es auch andere eher ungewöhnliche Sportarten schon zu olympischen Würden<br />

gebracht: Lacrosse (1904/’08, links), BMX-Radfahren (2008–heute), die Eissportart Curling<br />

(1942, 1998–heute), Rugby (1900/’08/’20/’24, wieder ab 2016) und Polo (1900/’08/’20/’24/’36).<br />

bisher immer noch an der einen oder anderen<br />

Stelle ein Imageproblem haben“.<br />

Die Aufnahme in den Reigen der Olympiasportarten<br />

bedeutet für den Deutschen<br />

Golf Verband neue Herausforderungen:<br />

Das Doping-Thema, das den Golfsport<br />

bis dato kaum beschäftigt hat, gerät zum<br />

Beispiel immer mehr in den Blickpunkt.<br />

Daneben bemüht sich der Deutsche Golf<br />

Verband intensiv um Fördergelder für den<br />

Jugendsport. Der Golfsport hat es hier gerade<br />

in Sachen Olympia mit starken Mitstreitern<br />

zu tun: Leichtathletik, Schwimmen<br />

oder Rudern – das alles sind angestammte<br />

Olympiasportarten, deren Förder- und<br />

Finanzierungssysteme seit Jahrzehnten auf<br />

das Großereignis ausgelegt sind.<br />

Trotzdem ist sich Bruhns sicher, „dass wir<br />

ganz gut aufgestellt sind“. Was die Nachwuchsförderung<br />

anbelangt, gehört Deutsch-<br />

land seit Jahren zu den Nationen, die finanziell<br />

mit am besten ausgerüstet sind und speziell<br />

im Bereich der Juniorinnen die europäische<br />

Szene mit dominieren.<br />

nachwuchs ist Mangelware<br />

Dass der Kampf um eine olympische<br />

Medaille für Deutschland trotzdem ein sehr<br />

schwieriger sein dürfte, steht fest: Bis 2016<br />

werden gerade asiatische Nationen, allen<br />

voran China, die Golfszene weit stärker beeinflussen<br />

als bisher. Einen Vorgeschmack<br />

auf mögliche Konstellationen erhalten Beobachter<br />

der amerikanischen Damenszene<br />

schon jetzt: Auf der US LPGA Tour gibt<br />

längst Südkorea – nicht mehr die USA –<br />

den Ton an. Deutschland hat ein echtes<br />

Problem: Es gibt etwa 600 000 Golfer, von<br />

denen sind aber nicht einmal zehn Prozent<br />

Kinder und Jugendliche.

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