Funktionaler Grammatikunterricht - Institut für deutsche Sprache und ...
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Die Adjektivendung markiert nur Nominativ Singular gegenüber allen anderen Fällen.<br />
Der Artikel kennzeichnet Genitiv <strong>und</strong> Dativ Singular, im Genitiv Plural ist die Adjektivmarkierung<br />
entscheidend, Akkusativ Singular <strong>und</strong> Dativ Plural können formal e-<br />
benso wenig unterschieden werden wie Nominativ <strong>und</strong> Akkusativ Plural. Hinzu kommen<br />
muss also ein Satzverständnis. Im Satz ist der Nominativ die merkmallose<br />
Gr<strong>und</strong>form, in der das Subjekt - das, wovon die Rede ist (Wer? Was? Handlungsträger,<br />
einem Ereignis Ausgesetztes als Satzgegenstand) - erscheint. Aber auch, was<br />
die Subjektkategorisierung aufgreift, sich ein- oder unterordnet (Hans ist Bäcker, Der<br />
Beutelwolf ist kein Wolf). Der Akkusativ kennzeichnet ein von Handlung oder Ereignis<br />
direkt Erfasstes, das meist in der Verbbedeutung mitgedacht ist (Wen? Was?). Der<br />
Dativ bezieht von einem Ereignis indirekt betroffene, nicht aktive, oft menschliche<br />
Mitspieler (Empfänger, Nutznießer, Pechvogel) (erfragt mit Wem?) ein. Der Genitiv,<br />
heute noch von ca. 40 Verben <strong>und</strong> Präpositionen gefordert, kennzeichnet im Hauptberuf<br />
ein Nomen, das dem Ausbau einer Nominalgruppe dient <strong>und</strong> so von deren<br />
Kopf-Nomen unterschieden werden kann (Petra-s Lieblingswolf, die Wolfsangst unser-er<br />
Vorfahr-en). Diese attributive Gruppe im Genitiv dient der Einschränkung des<br />
Gemeinten.<br />
3. Wie machen es die Anderen?<br />
Manche <strong>Sprache</strong>n haben kein Genus, so dass der Zusammenhalt in der Nominalgruppe<br />
nicht an der Wortform markiert werden kann. Türkisch beispielsweise. Hier<br />
fehlen überhaupt die Fortführer des Typs er/sie/es. Türkisch hat ein Zeigwort o, das<br />
auf das Gesagte zurückorientiert <strong>und</strong> in etwa ‘der/die/das’ bedeutet, es wird nur bei<br />
besonderem Gewicht realisiert. Wer als Erstsprache Türkisch hat, muss das <strong>deutsche</strong><br />
Genus mühsam lernen, am besten in Verbindung mit dem bestimmten Artikel,<br />
den es dort auch nicht gibt. (Genuszuweisungsregeln fürs Deutsche sind kompliziert<br />
<strong>und</strong> decken nur einen Teil der Fälle ab.)<br />
Im Türkischen fehlt auch die Numerus- <strong>und</strong> Kasuskongruenz, wie wir sie aus der<br />
<strong>deutsche</strong>n Nominalgruppe kennen; attributive Adjektive sind unflektiert:<br />
klein-e Kind-er : küçük çocuk-lar<br />
dies-em unartig-en Kind(-e) : bu yaramaz çocua<br />
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