Leseleistung und Rezeptionsstrategien bei ... - Linguistik online
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<strong>Linguistik</strong> <strong>online</strong> 26, 1/06<br />
Verfahren des ersten<br />
Aktivieren von<br />
Rezeptionsdurchgangs Stilllesen 21 Vorlesen 22 Vorwissen 23<br />
Gesamt<br />
Mädchen, Hauptschule<br />
______________________<br />
2,51<br />
__________________<br />
2,60<br />
_____________<br />
2,81<br />
_____________<br />
2,66<br />
__________<br />
Jungen, Hauptschule<br />
2,74<br />
2,79<br />
2,63<br />
2,71<br />
p-Wert<br />
Unterschiede zwischen<br />
Mädchen - Jungen<br />
Stilllesen<br />
0,04*<br />
(Jungen besser)<br />
Vorlesen<br />
0,05*<br />
(Jungen besser)<br />
Aktivieren von<br />
Vorwissen<br />
0,07 (fast *)<br />
(Mädchen<br />
besser)<br />
Jungen<br />
signifikant<br />
besser: Stl, V<br />
Mädchen<br />
besser: Akt.<br />
Vorw.<br />
Abb. 3: Vergleich der Methodenkombinationen mit Stilllesen, Vorlesen, Aktivieren<br />
von Vorwissen zwischen Mädchen <strong>und</strong> Jungen an Hauptschulen<br />
*: signifikant, wenn p ≤ 0,05. n. s.: nicht signifikant<br />
Interpretation. Der Bef<strong>und</strong> zu den unterschiedlichen Präferenzen <strong>bei</strong> den Verfahren des<br />
ersten Rezeptionsdurchgangs weist darauf hin, dass Mädchen <strong>und</strong> Jungen z.T. über<br />
unterschiedliche Verhaltensgewohnheiten <strong>und</strong> Fähigkeiten verfügen, die sich <strong>bei</strong>m<br />
Leseverstehen auswirken. Ein Vergleich mit den Bef<strong>und</strong>en der vorangegangenen Gr<strong>und</strong>schul-<br />
Studie 4. Klasse (Belgrad/Grütz/Pfaff 2003) zeigt, inwieweit diese Ausprägungen schon im<br />
Alter von etwa zehn Jahren vorliegen (Grütz 2004: 36f.).<br />
Bei den Jungen wurde bereits in der Gr<strong>und</strong>schul-Studie 4. Klasse die Präferenz für<br />
Methodenkombinationen mit dem Stilllesen deutlich. 24 In der Studie zur Sek<strong>und</strong>arstufe hat<br />
sich diese Präferenz der Jungen dahingehend verstärkt, dass sie in der Hauptschule sogar<br />
bessere <strong>Leseleistung</strong>en erbringen als die Mädchen. Kombinationen mit dem Vorlesen führten<br />
<strong>bei</strong> den Jungen in der Gr<strong>und</strong>schule zu divergenten Ergebnissen. 25 Bei Hauptschülern ist die<br />
Bedeutung des Vorlesens gewachsen. Die Geschlechterunterschiede sind aufgehoben bzw.<br />
haben sich sogar zugunsten der Jungen verändert.<br />
Dass Jungen gegenüber den Mädchen <strong>bei</strong>m Stilllesen <strong>und</strong> <strong>bei</strong>m Vorlesen besser abschneiden,<br />
kann kognititionspsychologisch erklärt werden: Das stille Lesen <strong>und</strong> das Vorlesen sind<br />
21 Stilllesen = Methodenkombinationen 1, 2, 3<br />
22 Vorlesen = Methodenkombinationen 4, 5, 6<br />
23 Aktivieren von Vorwissen = Methodenkombinationen 7, 8, 9<br />
24 Methodenkombinationen mit Stilllesen schnitten auch <strong>bei</strong> den Mädchen gut ab.<br />
25 Die Kombination Vorlesen <strong>und</strong> Unterstreichen war gleichwertig mit den guten Ergebnissen <strong>bei</strong>m stillen<br />
Lesen. Die Methodenkombination M6 Vorlesen <strong>und</strong> Schreiben, die in der vorliegenden Studie als einzige<br />
Methodenkombination zu gleichen Ergebnissen <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>den Geschlechtern führt, wies in der Gr<strong>und</strong>schul-Studie 4.<br />
Klasse einen hochsignifikanten Unterschied zwischen Mädchen <strong>und</strong> Jungen auf. Die Jungen erzielten hier<strong>bei</strong> ihr<br />
schlechtestes Ergebnis.<br />
ISSN 1615-3014