(Hg.): Du sollst nicht töten! Kindersoldaten. Unterrichtsentwurf zur DVD
(Hg.): Du sollst nicht töten! Kindersoldaten. Unterrichtsentwurf zur DVD
(Hg.): Du sollst nicht töten! Kindersoldaten. Unterrichtsentwurf zur DVD
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
M<br />
10<br />
China Keitetsi –<br />
von der Kindersoldatin <strong>zur</strong> Autorin<br />
„Eine, die den Weg in die Zivilgesellschaft<br />
geschafft hat, ist China<br />
Keitetsi. Die ehemalige Kindersoldatin<br />
wurde im Alter von 8 Jahren<br />
von Rebellen der ugandischen National<br />
Resistance Army verschleppt und<br />
zwangsrekrutiert. Die grausamsten<br />
Jahre ihres Lebens hat die heute 31-<br />
Jährige in ihrem Buch „Sie nahmen<br />
mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr“ aufgearbeitet.<br />
Zehn Jahre kämpfte China Keitetsi an der Seite der Rebellen,<br />
wurde geschlagen und vergewaltigt, bis ihr mit 19 Jahren<br />
endlich die Flucht gelang.<br />
„Vergessen kann ich niemals!“, sagt China Keitetsi und<br />
schüttelt den Kopf. Aber sie hat gelernt, mit den schrecklichen<br />
Erlebnissen fertig zu werden. An der Seite von missio-Präsident<br />
Pater Eric Englert engagiert sie sich gegen den Missbrauch von<br />
Kindern als Soldaten. Sie setzt sich dafür ein, dass ehemalige<br />
<strong>Kindersoldaten</strong> – wie sie selbst – lernen, ein Leben zu führen,<br />
das <strong>nicht</strong> mehr von Gewalt und Krieg bestimmt ist.<br />
missio hat sich entschlossen, Frau China Keitetsi beim Aufbau<br />
eines Zentrums für ehemalige <strong>Kindersoldaten</strong> in Ruanda<br />
zu unterstützen. Pater Eric Englert führte deshalb ein Gespräch<br />
mit Frau Keitetsi.<br />
Pater Eric Englert: China, ich freue mich jedes Mal sehr<br />
über Ihren Besuch. Ihre Stärke und Energie sind wirklich<br />
bewundernswert.<br />
China Keitetsi: Danke Pater Eric, ich bin gerne bei missio.<br />
Viele Menschen fragen mich, woher ich die Kraft nehme, immer<br />
wieder über mein Leben zu berichten. Aber ich bin <strong>nicht</strong> stärker<br />
als andere Menschen. Vor einigen Jahren begann ich, mich<br />
für Gott zu interessieren und daraus entwickelte sich mein<br />
Glaube. Das stille Gespräch mit Gott gibt mir die Kraft, mich mit<br />
meinem früheren Leben auseinanderzusetzen. Es hat lange<br />
gedauert, bis ich verstand, dass Gott keine Schuld trifft an all dem<br />
Bösen in der Welt. Es sind die Menschen, die böse sind. Erst durch<br />
den Glauben habe ich gelernt, mich selbst und andere Menschen<br />
zu lieben. Meine Seele hat endlich Ruhe gefunden.<br />
Pater Eric Englert: Ich stimme Ihnen zu, das Gebet ist ein<br />
guter Weg, um Frieden zu finden. Natürlich spricht Gott<br />
beim Gebet <strong>nicht</strong> direkt mit uns, aber wir können ihm<br />
unsere Gedanken, unsere Ängste, unseren Schmerz, aber<br />
auch unsere positiven Erfahrungen anvertrauen.<br />
Ein großes Anliegen von missio ist es, ehemaligen<br />
<strong>Kindersoldaten</strong> eine Perspektive zu geben. Dank der Unterstützung<br />
unserer Spenderinnen und Spender können wir<br />
bereits mehrere Resozialisierungsprojekte finanzieren. Doch<br />
unser Engagement muss weitergehen, denn noch immer sind<br />
weltweit 250.000 <strong>Kindersoldaten</strong> im Einsatz.<br />
China Keitetsi: Ja, das stimmt leider. Allerdings hat sich<br />
auch einiges zum Positiven entwickelt. Vor zwei Jahren, zu<br />
Beginn der „Aktion Volltreffer“ sprachen wir noch von 300.000<br />
<strong>Kindersoldaten</strong>. Heute sind es schätzungsweise 250.000. <strong>Du</strong>rch<br />
die großartige Unterstützung der Menschen hier in Deutschland<br />
– auch von Prominenten wie Fußballlegende Pelé oder<br />
Bundespräsident Horst Köhler – haben wir viel Gutes erreicht.<br />
Aber dennoch dürfen wir natürlich <strong>nicht</strong> vergessen,<br />
dass es noch immer kleine Mädchen gibt, die entführt und in<br />
diesem Moment, in dem wir uns unterhalten, vergewaltigt und<br />
missbraucht werden. Viele Jungen und Mädchen werden um<br />
ihre Kindheit betrogen. Sie wachsen ohne Liebe auf, und kennen<br />
weder ein sorgloses noch ein angstfreies Leben. Sie wissen<br />
<strong>nicht</strong>, wie es ist, in eine Schule zu gehen und einen Beruf<br />
zu erlernen. Sie kennen <strong>nicht</strong> das Gefühl, geliebt und beschützt<br />
zu werden.<br />
Darum bedeutet mir unser neues Projekt – ein Zentrum<br />
für ehemalige <strong>Kindersoldaten</strong> in Ruanda – so unendlich<br />
viel. Denn ich möchte, dass jedes Kind die Möglichkeit erhält,<br />
sich zu einem selbstständigen und unabhängigen Menschen<br />
zu entwickeln, der eigenständig denkt und handelt.<br />
Pater Eric Englert: Mit Ihrem zweiten Buch „Tränen<br />
zwischen Himmel und Erde“ gelingt es Ihnen aufzuzeigen,<br />
dass <strong>Kindersoldaten</strong> aus der Rolle des Opfers in ein selbstbestimmtes<br />
Leben hineinwachsen können – wenn sie Hilfe<br />
erhalten.<br />
China Keitetsi: Ja, in meinem neuen Buch beschreibe ich<br />
den mühsamen Weg von der Kindersoldatin, der Täterin, dem<br />
Opfer hin <strong>zur</strong> erwachsenen, selbstbewussten Frau und Mutter.<br />
Dieses Buch ist eine Kampfansage an die Opferrolle. Es soll<br />
zeigen, dass man niemals aufgeben darf, sondern für ein selbstbestimmtes<br />
Leben kämpfen muss. Wenn wir den <strong>Kindersoldaten</strong><br />
die Hand reichen, werden die Opfer von heute die Retter<br />
von morgen werden. Darum müssen wir weiter gegen den<br />
Missbrauch von Kindern als Soldaten kämpfen, bis es keinen<br />
einzigen <strong>Kindersoldaten</strong> mehr gibt. Wir können erst aufhören<br />
mit unserer Arbeit, wenn es NULL <strong>Kindersoldaten</strong> gibt!<br />
Arbeitsaufträge:<br />
1. China Keitetsi hat es langsam geschafft,<br />
ein neues Leben nach der Zeit als Kindersoldatin<br />
zu beginnen. Woher nimmt sie<br />
die Kraft zum neuen Anfang?<br />
2. Im Interview nennt sie viele Punkte, um<br />
die Kinder in ihrer Heimat betrogen werden,<br />
die als <strong>Kindersoldaten</strong> missbraucht<br />
werden. Unterstreiche sie im Text!<br />
3. Welche Chance sieht China für die ehemaligen<br />
<strong>Kindersoldaten</strong>, die Opfer von<br />
gestern, für ihre Zukunft?<br />
4. Wie lange möchte China Keitetsi kämpfen?<br />
Markiere den Satz dick im Text!<br />
Licht über Afrika – Modul 3: <strong>Du</strong> <strong>sollst</strong> <strong>nicht</strong> töten!<br />
15