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Zu Gottes Ehre! Rad neu erfunden? Zu Gottes Ehre! - EDU Schweiz

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ÄGYPTEN: TERROR DER MUSLIMBRÜDER ÜBERZIEHT KOPTISCHE<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Das wahre Gesicht der Bruderschaft<br />

Die Zahl der attackierten<br />

und meist niedergebrannten<br />

Kirchen schnellt in die<br />

Höhe. Hinter den Angriffen<br />

steht die Muslimbruderschaft,<br />

manchenorts konnten<br />

andere Muslime die<br />

Übergriffe auf Kirchen<br />

verhindern.<br />

Die koptische St.-Tadros-Kirche in Minya<br />

(ca. 250 km südlich von Kairo) wurde<br />

Opfer eines Brandanschlags. Gläubige<br />

treffen sich in den Ruinen zum Gebet.<br />

Mittlerweile sind 55 (Stand 18.08.13)<br />

Kirchen angegriffen und in Brand gesteckt<br />

worden.<br />

Als Ende Juni eine überwiegende Mehrheit<br />

der Ägypter Mursi aus dem Amt fegen<br />

wollten, gehörten auch die Kopten<br />

zu den friedlichen Demonstranten. Niemand<br />

hatte eine Moschee angegriffen.<br />

Dennoch ist die Wut und Rachelust auf<br />

die Kopten innerhalb der Bruderschaft<br />

nun riesig. Nicht nur die Kirchen von<br />

Kopten wurden verbrannt, sondern auch<br />

Autos zerstört, in denen Kreuze hingen<br />

oder Geschäfte, die Christen gehören.<br />

Manchenorts getrauen sich die Kopten<br />

derzeit kaum auf die Strasse.<br />

Der koptische Papst Tawadros II. sagte,<br />

dass keine Person gegen die andere<br />

kämpfen solle, «selbst wenn sie unsere<br />

Kirchen verbrennen: Gott schützt unser<br />

Land (selbst unsere Kirchen lassen wir<br />

gern opfern für das Heil Ägyptens)».<br />

Fatwa der Al-Azhar<br />

Selbst die tonangebende, islamische Al-<br />

Azhar-Universität distanziert sich in aller<br />

Deutlichkeit von den Muslimbrüdern.<br />

Al-Azhar-Grossscheich Ahmed al-Tahib<br />

erliess eine Fatwa, in welcher er die Muslimbrüder<br />

als fehlgeleitete Verräter bezeichnet,<br />

weil sie Angst und Schrecken in<br />

Ägypten und den umliegenden Ländern<br />

verbreiten.<br />

Vergeblich versuchte die Bruderschaft<br />

danach, das Gelände der Al-Azhar anzugreifen.<br />

In manchen Orten schützten<br />

Muslime Kirchen. Sie wollten nicht, dass<br />

Freunde und Nachbarn von der Gewalt<br />

der Muslimbrüder überrannt werden,<br />

auch wollen die allgemeinen Muslime<br />

einen Bürgerkrieg verhindern.<br />

Bild. zvg<br />

Kulturgut zerstört<br />

Die Kopten sorgen sich um die <strong>Zu</strong>kunft<br />

ihrer Nation. Zwar sicherte das Militär zu,<br />

dass die zerstörten Kirchen wieder aufgebaut<br />

werden, dazu – so das Versprechen<br />

des Generals El Sisi – werde eigens eine<br />

Kommission gegründet.<br />

Das wäre eine <strong>neu</strong>e Situation, unter Mursi<br />

wurden, mit einer Ausnahme, Rennovations-<br />

und Baugesuche nicht bearbeitet.<br />

Selbst wenn die Kirchen wieder aufgebaut<br />

würden, sind doch darunter Kirchen, die<br />

seit 1600 Jahren bestanden haben, historische<br />

Bücher und Kulturgut wurden für<br />

immer vernichtet.<br />

Die Achse des Bösen<br />

Die USA, Türkei, Iran und Katar werden<br />

als <strong>neu</strong>e «Achse des Bösen» angesehen,<br />

weil sie die Muslimbrüder weiterhin unterstützen.<br />

Selbst in den Monaten, als deren<br />

Unterdrückungs-Mechanismen und<br />

die Verbrechen gegen die Menschlichkeit<br />

nicht mehr zu leugnen waren.<br />

Das ägyptische Volk vertraut nicht mehr<br />

auf die USA. Sie zählten darauf, dass Obama<br />

getreu seinen Versprechen für Gleichheit<br />

sorgen werde. Stattdessen wurde die<br />

Muslimbruderschaft gestärkt und unterstützt.<br />

Im Alltag andersdenkender Ägypter,<br />

Muslime wie Christen, wurden zusehends<br />

menschenfeindliche Restriktionen<br />

geschaffen. Auch deshalb scheuchten die<br />

Massen Mursi aus dem Amt. Die Stimmen<br />

mehren sich, welche sagen, dass die USA<br />

es nie lernen: Nachdem sie z. B. die Taliban<br />

(Afghanistan) unterstützt hatten und nun<br />

die Muslimbruderschaft. Im Westen aber<br />

ist nicht davon, sondern von einem Putsch<br />

die Rede.<br />

Gefahr auch für Europa<br />

Die Bruderschaft führt Ableger in vielen<br />

Ländern. Was nicht zu ihr gehört, muss<br />

verdrängt werden, das ist ihre Ideologie.<br />

Die ihr nahestehende Hamas demonstriert<br />

dies in Gaza gegenüber ihren Mitmenschen<br />

in aller Brutalität.<br />

In den letzten Tagen wurden in Ägypten<br />

rund 500 <strong>Rad</strong>ikale aus dem Kreise der<br />

Bruderschaft festgenommen. Dazu zählen<br />

Jihadisten aus Syrien, Pakistan und<br />

anderen Ländern. Den Muslimbrüdern<br />

bedeuten die Menschenrechte nicht im<br />

Entferntesten etwas. Die Kopten hoffen<br />

darauf, dass der Westen dies registriert<br />

und die Muslimbrüder nicht länger unterstützt.<br />

Ansonsten droht die Gefahr,<br />

dass nicht nur Ägypten, sondern die ganze<br />

Region in einen Strudel der Gewalt gerät<br />

und instabil wird wie Somalia, Darfur<br />

(Sudan) oder Pakistan. Darunter wird auch<br />

das benachbarte Europa leiden.<br />

Medhat Klada<br />

Der Autor ist Journalist und Präsident des<br />

europäisch-koptischen Dachverbandes<br />

«Coptic Organizations Union in Europe» sowie<br />

Vorsitzender der schweizerischen «Middle<br />

East Human Rights ‹ME-HR›». Er ist in<br />

Ägypten aufgewachsen und lebt in der Nähe<br />

von Zürich.<br />

<strong>EDU</strong>-Standpunkt – September 2013<br />

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