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Zu Gottes Ehre! Rad neu erfunden? Zu Gottes Ehre! - EDU Schweiz

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IM GESPRÄCH<br />

es, sowohl in der <strong>Schweiz</strong> als auch innerhalb<br />

der EU, durchaus zu Widersprüchen<br />

mit souveränen Entscheiden eines Staates<br />

kommen. Es liegt aber nicht in der Kompetenz<br />

der EU solche Entscheide der <strong>Schweiz</strong><br />

vorzuhalten – was sie übrigens auch nicht<br />

tut. Die EMRK ist also kein Thema in unseren<br />

Gesprächen mit der EU.<br />

Wie die USA, möchte die EU die <strong>Schweiz</strong><br />

zwingen, Daten von europäischen Bürgern,<br />

welche hier Konten besitzen, den<br />

jeweiligen Ländern mitzuteilen. Gibt es<br />

hier überhaupt noch einen Verhandlungsspielraum<br />

für unser Land?<br />

Die EU will die <strong>Schweiz</strong> zu nichts zwingen.<br />

Die EU-Staaten möchten in <strong>Zu</strong>kunft<br />

das Eintreiben von Steuern auf Erträgen<br />

ihrer Bürger im Ausland mittels eines automatischen<br />

Informationsaustausches<br />

sichern. Der Bundesrat hat hierzu festgehalten,<br />

dass er bereit ist, diese Methode<br />

in <strong>Zu</strong>kunft anzuwenden, falls diese zum<br />

globalen, effektiv angewandten Standard<br />

wird. Für den Bundesrat ist es darüber<br />

hinaus wichtig, dass ein solcher Informationsaustausch<br />

mit den notwendigen Datenschutzmassnahmen<br />

sowie mit Transparenz<br />

betreffend den wirtschaftlich Begünstigten<br />

einhergeht. Es gibt also noch<br />

Henri Gétaz, geb. 1964, in Trennung<br />

lebend, zwei Töchter, aufgewachsen<br />

in Pully VD<br />

Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />

in St. Gallen und Lausanne<br />

(Dr. oec.)<br />

1990 Eintritt ins Volkswirtschaftsdepartement,<br />

2006 Leiter<br />

der Wirtschaftsabteilung,<br />

<strong>Schweiz</strong>er Botschaft in Washington.<br />

Derzeitige Funktion: Direktor der<br />

Direktion für europäische Angelegenheiten<br />

(DEA), wohnhaft in<br />

Freiburg<br />

sehr viele zu klärende Fragen in diesem<br />

<strong>Zu</strong>sammenhang.<br />

Sicher stellen die Mentalitätsunterschiede<br />

bei internationalen Verhandlungen<br />

eine besondere Herausforderung<br />

dar.<br />

Das Wichtigste bei internationalen Verhandlungen<br />

bleibt die Beherrschung des<br />

Dossiers, dazu gehört auch eine fundierte<br />

Einschätzung der Interessenlage der<br />

beiden Partner. Die Grundlage bildet ein<br />

möglichst klares Verständnis dessen, was<br />

man gemeinsam erreichen möchte. Dann<br />

müssen Modalitäten geregelt werden. In<br />

diesem ganzen Prozess spielt das Verhältnis<br />

der Menschen untereinander eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Trotz angerufener Ventilklausel soll die<br />

Personenfreizügigkeit (PFZ) rückwirkend<br />

auf die vorbehaltslose Anerkennung<br />

der «Unionsbürgerrichtlinie»<br />

durch die <strong>Schweiz</strong> ausgedehnt werden.<br />

Ist das nicht ein Widerspruch?<br />

Eine Übernahme der Unionsbürgerrichtlinie<br />

steht nicht zur Diskussion. Das hat der<br />

Bundesrat mehrmals klargestellt. Bei unserem<br />

Freizügigkeitsabkommen geht es um<br />

den <strong>Zu</strong>gang zum Arbeitsmarkt und nicht<br />

um die Bürgereigenschaft. Von daher besteht<br />

kein Widerspruch. Die Ventilklausel<br />

ist eine im Abkommen vorgesehene<br />

Massnahme zur Steuerung der <strong>Zu</strong>wanderung<br />

als Teil des Übergangsregimes zur<br />

Einführung der Personenfreizügigkeit.<br />

Diese Massnahme läuft im Frühling 2014<br />

für 25 EU-Staaten definitiv aus. Gegenüber<br />

Rumänien und Bulgarien besteht sie<br />

noch einige Zeit weiter, für das jüngste<br />

EU-Mitglied Kroatien wird ebenfalls ein<br />

entsprechendes Übergangsregime eingeführt.<br />

Nach Monaten des Stillstandes soll nun<br />

<strong>neu</strong>er Schwung in die bilateralen Verhandlungen<br />

<strong>Schweiz</strong>–EU gekommen<br />

sein. Was ist geschehen?<br />

Nach beinahe 15 Jahren Erfahrung mit<br />

den bilateralen Verträgen CH–EU wollte<br />

die EU unser bilaterales Verhältnis auf eine<br />

«Die Eigenarten unserer direkten<br />

Demokratie sind in Brüssel grundsätzlich<br />

bekannt und werden respektiert.»<br />

<strong>neu</strong>e Basis stellen, wohl mit mehr oder<br />

weniger ausgeprägter Anlehnung an den<br />

EWR. Die EU und primär unsere Nachbarn<br />

haben in der Zwischenzeit verstanden,<br />

dass diese Forderung zu fruchtlosen Blockaden<br />

führt und dass eine Er<strong>neu</strong>erung<br />

des Verhältnisses <strong>Schweiz</strong>–EU nur auf der<br />

Grundlage des bewährten bilateralen Weges<br />

möglich ist. Wir haben auf technischer<br />

Ebene mögliche Lösungswege entworfen,<br />

die nun einen Grundsatzentscheid auf politischer<br />

Ebene ermöglichten. Beide Seiten<br />

dürften nun im Herbst Verhandlungsmandate<br />

verabschieden können, sodass<br />

Verhandlungen noch in diesem Jahr aufgenommen<br />

werden sollten.<br />

Steuert unser Land insgeheim auf einen<br />

EU-Vollbeitritt zu?<br />

Der Bundesrat hat in den letzten Jahren –<br />

zuletzt am 26. Juni 2013 – seinen Willen<br />

bekräftigt, den bilateralen Weg zu sichern<br />

und weiterzuentwickeln. Dieser hat sich<br />

bisher als erfolgreich erwiesen und garantiert<br />

den <strong>Schweiz</strong>er Wirtschaftszweigen<br />

<strong>Zu</strong>gang zu bestimmten Sektoren des EU-<br />

Binnenmarktes. Das <strong>Schweiz</strong>er Stimmvolk<br />

hat den bilateralen Weg bisher immer unterstützt,<br />

ein Beitritt zur EU steht deshalb<br />

nicht zur Debatte.<br />

Wo schöpfen Sie Kraft für die Bewältigung<br />

Ihrer vielfältigen Aufgaben?<br />

Für mich ist es besonders motivierend,<br />

mich für das Wohl unseres Landes engagieren<br />

zu dürfen. Ich tue das zusammen<br />

mit hervorragenden Kollegen und Mitarbeitern.<br />

Die grösste Befriedigung ziehe<br />

ich aus den menschlichen Kontakten, die<br />

aus gemeinsamen Erlebnissen entstehen.<br />

Herr Gétaz, im Namen der Redaktion<br />

«<strong>EDU</strong>-Standpunkt» danke ich Ihnen für<br />

dieses Gespräch und wünsche Ihnen für<br />

Ihr berufliches Engagement wie auch<br />

privat <strong>Gottes</strong> reichen Segen!<br />

Interview: Eveline Rytz<br />

<strong>EDU</strong>-Standpunkt – September 2013<br />

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