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Zu Gottes Ehre! Rad neu erfunden? Zu Gottes Ehre! - EDU Schweiz

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IM GESPRÄCH<br />

Bild: iStockphoto.com<br />

DIE SCHWEIZ UND IHR VERHÄLTNIS ZUR EU<br />

«Timing spielt oft eine wichtige Rolle<br />

bei internationalen Verhandlungen»<br />

Die <strong>Schweiz</strong> wird auf der Europakarte meist als ein kleiner weisser Fleck inmitten von<br />

EU-Staaten wahrgenommen, obwohl unser Land ein sehr bedeutender Handelspartner<br />

dieser Staatenunion ist. Das Verhältnis unseres Landes zur EU wird durch bilaterale<br />

Abkommen geregelt. Die <strong>EDU</strong> im Gespräch mit dem Direktor der Direktion für europäische<br />

Angelegenheiten DEA, Botschafter Henri Gétaz.<br />

<strong>EDU</strong>-Standpunkt – September 2013<br />

8<br />

«<strong>EDU</strong>-Standpunkt»:<br />

Was hat Sie bewogen, eine Diplomatenlaufbahn<br />

einzuschlagen?<br />

Henri Gétaz: In die Diplomatie bin ich<br />

sozusagen durch <strong>Zu</strong>fall hineingerutscht:<br />

Ich bin als Ökonom in den Dienst des<br />

damaligen Volkswirtschaftsdepartements<br />

getreten und habe mich dann rasch für<br />

internationale Belange zu interessieren<br />

begonnen. So bin ich zum Europadossier<br />

gestossen. Im <strong>Zu</strong>ge der <strong>neu</strong>eren Reorganisation<br />

der Bundesverwaltung bin ich<br />

mit dem Europadossier zusammen in das<br />

Aussendepartement übergetreten.<br />

Muss sich ein Diplomat viel in Geduld<br />

üben?<br />

In den internationalen Beziehungen gibt<br />

es eine Mischung von langen Reifeprozessen<br />

und von Momenten, in welchen<br />

man sehr rasch handeln muss. Timing<br />

(optimale zeitliche Abstimmung) spielt<br />

oft eine wichtige Rolle bei internationalen<br />

Verhandlungen.<br />

Ihre Direktion ist dem Eidg. Departement<br />

für auswärtige Angelegenheiten<br />

(EDA) unterstellt. Die Vielfalt der durch<br />

die DEA zu verhandelnden Geschäfte<br />

lässt jedoch auf eine <strong>Zu</strong>sammenarbeit<br />

mit allen Eidg. Departementen schliessen.<br />

Es ist in der Tat so: Die Beziehungen<br />

<strong>Schweiz</strong>–EU reichen thematisch in beinahe<br />

sämtliche Bereiche der staatlichen<br />

Tätigkeiten. Somit arbeiten wir in der DEA<br />

mit fast allen Departementen und Ämtern<br />

der Bundesverwaltung zusammen. Das<br />

macht diese Tätigkeit äusserst interessant.<br />

Die DEA ist das frühere Integrationsbüro<br />

EDA/EVD. Was heisst Integration<br />

konkret für unser Land?<br />

Der Begriff «Integration» in der Europapolitik<br />

ist auf den Prozess des schrittweisen<br />

<strong>Zu</strong>sammenführens von europäischen<br />

Nationen nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

zurückzuführen. Die <strong>Schweiz</strong> ist bekanntlich<br />

nicht Mitglied der EU, muss aber ihren<br />

Platz in diesem Gefüge sichern, um die Interessen<br />

ihrer international verflochtenen<br />

Wirtschaft sowie ihre Unabhängigkeit zu<br />

wahren und gemeinsamen Herausforderungen<br />

in Europa begegnen zu können.<br />

Unser Land tut dies mittels bilateraler Abkommen.<br />

Dieser bilaterale Weg steht jetzt<br />

vor einer notwendigen institutionellen<br />

Er<strong>neu</strong>erung.<br />

Sieht diese institutionelle Er<strong>neu</strong>erung<br />

auch die Übernahme von EU-Recht<br />

durch die <strong>Schweiz</strong> vor?<br />

Soweit dies in unserem eigenen Interesse<br />

ist, übernimmt die <strong>Schweiz</strong> EU-Recht<br />

im Rahmen der bilateralen Abkommen.<br />

Wichtig dabei bleibt immer: Dieser Übernahme<br />

geht ein souveräner Entscheid auf<br />

<strong>Schweiz</strong>er Seite voraus. Eine automatische<br />

Übernahme der Rechtsentwicklung<br />

der EU ist ausgeschlossen. Unsere verfassungsmässigen<br />

Verfahren, inklusive direkte<br />

Demokratierechte, bleiben dabei<br />

unangetastet.<br />

Inwieweit zeigt Brüssel Verständnis für<br />

die direktdemokratischen Belange einer<br />

Volkssouveränität wie der <strong>Schweiz</strong>?<br />

Die Eigenarten unserer direkten Demokratie<br />

sind in Brüssel grundsätzlich bekannt<br />

und werden respektiert. Sie müssen jedoch<br />

immer wieder erklärt werden, denn die<br />

Wenigsten haben eine genaue Vorstellung,<br />

wie sie wirklich funktionieren und<br />

wie sie den politischen Prozess beeinflussen.<br />

… und hinsichtlich des Spannungsfeldes<br />

zwischen Verbindlichkeit von Völkerrecht<br />

(Urteile des Europäischen Gerichtshofes<br />

für Menschenrechte EGMR)<br />

und den Entscheiden des schweizerischen<br />

Souveräns?<br />

Die EU und ihre Mitgliedstaaten teilen<br />

seit langem dieselbe Rechtstradition mit<br />

der <strong>Schweiz</strong>, wonach das Recht der Europäischen<br />

Menschenrechtskonvention<br />

EMRK und die Entscheide des EGMR verbindliches<br />

Völkerrecht sind. Dabei kann

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