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Interview<br />

Oberstes Ziel<br />

ist die Wiedereingliederung<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Wenn ein Mensch bei einem Arbeitsunfall<br />

verletzt wird, dann hängt<br />

sein weiterer Lebensweg wesentlich<br />

davon ab, wie gut der Heilungsprozess<br />

verlaufen wird. Es ist deshalb<br />

eine der wichtigsten Aufgaben der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung, den<br />

Weg von der Akutversorgung bis zur<br />

Rückkehr in Alltag und Berufsleben<br />

so optimal wie möglich zu begleiten.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die<br />

DGUV das Benchmarking-Projekt „Effektivität<br />

und Wirtschaftlichkeit der<br />

Fallsteuerung“ ins Leben gerufen. Zu<br />

den Ergebnissen nimmt Petra Zilch,<br />

stellvertretende Hauptgeschäftsführerin<br />

der DGUV, Stellung.<br />

DGUV/Stephan Floss<br />

Petra Zilch,<br />

stv. Hauptgeschäftsführerin<br />

Frau Zilch, wie kam es zu diesem Projekt<br />

und wie wurde es durchgeführt?<br />

Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />

führen seit Jahren Benchmarking-<br />

Projekte durch, organisiert und begleitet<br />

von der DGUV. Wir vergleichen dabei<br />

das Handeln der Verwaltungen, um so<br />

herauszufinden, wie wir unsere Angebote<br />

an die Versicherten verbessern und<br />

unsere Arbeit effizienter machen können.<br />

Im Projekt zur Heilverfahrenssteuerung<br />

haben 23 Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen ihre Arbeitsabläufe,<br />

Kapazitäten und Ergebnisse bei der<br />

Steuerung der Heilverfahren verglichen.<br />

Das reichte vom ersten Kontakt mit den<br />

Versicherten über die aktive Planung bis<br />

hin zur Überwachung der medizinischen,<br />

beruflichen und sozialen Rehabilitation.<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht die spannendsten<br />

Ergebnisse?<br />

Das oberste Ziel der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

ist die Wiedereingliederung<br />

der Versicherten in Alltag, Schule und<br />

Beruf. Je nach Schwere der Verletzung<br />

gibt es aber unterschiedliche Wege, um<br />

dieses Ziel zu erreichen. Bei gering verletzten<br />

Personen ist es möglich, mit flachen<br />

Hierarchien und einem hohen Grad<br />

an Automatisierung zu arbeiten. Die<br />

Sachbearbeiter entscheiden selbst, das<br />

spart Abstimmungsaufwand und Kosten.<br />

Haben die Versicherten aber schwerere<br />

Beeinträchtigungen, dann steigen die<br />

Anforderungen an eine fachkundige<br />

Einzelfallsteuerung durch qualifizierte<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Wie oft erreicht die Unfallversicherung<br />

ihr Ziel?<br />

Die Rehabilitation der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung ist sehr erfolgreich!<br />

Durchschnittlich 97 Prozent aller Verunfallten<br />

werden wieder eingegliedert, das<br />

heißt, sie kehren an ihren alten Arbeitsplatz<br />

oder in eine gleichwertige Tätigkeit<br />

zurück. Nachweisbar ist auch: Wenn<br />

wir die Rehabilitation eines oder einer<br />

schwer Verletzten intensiv begleiten<br />

und steuern, dann sinkt die Dauer der<br />

Arbeitsunfähigkeit. Es lohnt sich also,<br />

diese Betreuung stärker auszubauen.<br />

Das führt zwar zunächst zu höheren<br />

Verwaltungskosten, aber es spart im<br />

Gegenzug mehr Kosten im Bereich Rehabilitation<br />

und Entschädigung ein.<br />

Frau Zilch, was folgt aus den Ergebnissen<br />

des Benchmarking?<br />

Wir haben eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen<br />

für Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen erarbeitet.<br />

Dazu nur einige Beispiele: Es lohnt sich,<br />

möglichst viele Dokumente digitalisiert<br />

zu bearbeiten und die Informationsbasis<br />

der Heilverfahrenssteuerung zu optimieren.<br />

Wir raten auch, intensiv mit unseren<br />

Netzwerkpartnern zusammenzuarbeiten.<br />

Gibt es auch wirtschaftliche Aspekte?<br />

Ja. Die Politik hat einen kritischen Blick<br />

auf die Verwaltungskosten von Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen.<br />

Die Unfallversicherung stellt sich dieser<br />

Diskussion offensiv. Die Ergebnisse des<br />

Benchmarking untermauern jetzt unsere<br />

Feststellung: Eine Senkung der Verwaltungskosten<br />

kann unter dem Strich zu<br />

höheren Gesamtkosten führen. Man<br />

muss immer den Kontext betrachten.<br />

Mein Fazit ist: Von der Heilverfahrenssteuerung<br />

profitieren letztlich alle Beteiligten.<br />

Die Berufsgenossenschaften und<br />

Unfallkassen können die Versicherten<br />

effizienter unterstützen, die Versicherten<br />

genießen eine bessere Rehabilitation<br />

und die Mitgliedsbetriebe müssen nicht<br />

so lange auf ihre Beschäftigten verzichten.<br />

Das wirkt sich auch positiv auf die<br />

Beiträge aus. Kurz zusammengefasst:<br />

Rehabilitation lohnt sich.<br />

24 | Mit Sicherheit – menschlich

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