Leben im Barock - Landesmuseum Niederösterreich
Leben im Barock - Landesmuseum Niederösterreich
Leben im Barock - Landesmuseum Niederösterreich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Miss-)Stände<br />
Wie war die Machtverteilung?<br />
Die Bevölkerung Frankreichs, sowie die<br />
der meisten anderen Länder, war nach<br />
Ständen gegliedert:<br />
In dieser Pyramide hier, das müsst ihr<br />
euch vorstellen, befindet sich sein gesamtes<br />
Volk. Die größte Macht besaß<br />
der König. Er hatte alle Rechte und das<br />
Gesetz in der Hand. Danach folgte der<br />
1. Stand: die Vertreter der katholischen<br />
Kirche (Kardinäle, Bischöfe, Äbte, Prälaten,<br />
Priester). Dem 2. Stand gehörten die<br />
Adeligen (Herzöge, Grafen) an. Sie hatten<br />
viel Geld und politischen Einfluss. Ganz<br />
unten war der 3. Stand: Bürger (Stadtbewohner,<br />
Kaufleute) und<br />
Bauern. Die Menschen hatten<br />
keine politischen<br />
Rechte und waren<br />
außerordentlich<br />
arm.<br />
Aus dieser Zeit stammt ein Kinderauszählre<strong>im</strong>,<br />
den sogar ich noch kenne:<br />
Kaiser, König, Edelmann,<br />
Bürger, Bauer, Bettelmann,<br />
Schuster, Schneider, Leinwandweber,<br />
Henker, Viehhirt, Totengräber.<br />
Die Reihenfolge der Berufe st<strong>im</strong>mt nicht<br />
ganz, aber anders hätte es sich offensichtlich<br />
nicht gere<strong>im</strong>t.<br />
Und für sehr viele dieser Menschen war<br />
es auch eine Zeit ohne Freiheit. Sie konnten<br />
nicht hingehen wohin sie wollten, sie<br />
durften nicht heiraten, sie durften für ihren<br />
Herrn und Besitzer nur arbeiten was<br />
er anschaffte, denn sie waren Leibeigene.<br />
Ja, das gab es damals, die Leibeigenschaft.<br />
So konnte man in den Zeitungen Anzeigen<br />
(Annoncen) sehen, die ungefähr<br />
so ähnlich aussahen wie diese, die ich in<br />
einer deutschen Zeitung (dem Königsberger<br />
„Intelligenzblatt“ vom 2. Mai 1744)<br />
gefunden habe:<br />
Personen, die in Königsberg verkauft<br />
werden sollten (eine Stadt <strong>im</strong> damaligen<br />
Deutschland):<br />
E<br />
s hat jemand folgende Untertanen<br />
zu verkaufen:<br />
1. Einen Koch, etliche 40 Jahre seines<br />
Alters, welcher wohl kochen kann,<br />
auch nicht nur in der Küche, sondern<br />
auch in Gärten wohl Bescheid weiß,<br />
und zur Aufwartung (Bedienung) auf<br />
Reisen sehr wohl zu gebrauchen.<br />
2. Sein Weib, ebenso etliche 40 Jahre,<br />
welche gut Linnen wirken (Leinen<br />
weben) kann.<br />
3. eine Tochter von 13 Jahren<br />
4. eine Tochter von 12 Jahren und<br />
5. eine Tochter von 9 Jahren, welche<br />
zu allen Diensten gebräuchlich.<br />
6. Noch ein Mensch (so nannte man<br />
damals weibliche Dienstboten) von 20<br />
Jahren, welches das, was zur Jagd<br />
gehöret, bei einem königlichen Förster<br />
lernet.“<br />
8 Abb.5<br />
9