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Sonntag, 16. November 2014 SPORT VII<br />
Asyl-Drama als Kind<br />
WieBehrami<br />
zum Kämpfer<br />
wurde<br />
Der Politiker Alex Pedrazzini<br />
rettete die Familie von HSV-Star<br />
Valon Behrami einst vor ihrer<br />
Ausweisung aus der Schweiz.<br />
Nach acht Jahren in der<br />
Schweiz sollte dieFamilie<br />
ausgewiesen werden<br />
Verantwortliche, Mitspieler und Fans<br />
sind begeistert von Valon Behrami (29).<br />
Seit er im Sommer <strong>vom</strong>SSC Neapel nach<br />
Hamburgkam,schlägtinderMannschaft<br />
ein Kämpfer-Herz. Doch den härtesten<br />
Fight mussteder Musterprofials Kind in<br />
der Schweiz bestehen –weil seinen Eltern<br />
plötzlich die Abschiebung drohte. Die<br />
MOPOblickt zurück.<br />
Als der HSV-Star fünf Jahrealt war, flüchtete<br />
seine Familie aus Mitrovica in der serbischen<br />
Provinz Kosovo vordem Bürgerkrieg<br />
in den Tessin. Sie beantragten Asyl<br />
und wurden mit einer „provisorischen Bewilligung“<br />
ausgestattet. Vater Ragip fand<br />
einen Job, der kleine Valon fand Freunde<br />
in der Schule und im Sportverein.<br />
Die Familie war glücklich und zufrieden<br />
–bis acht Jahrenach der Flucht in die<br />
Schweiz ein Schreiben der Behörden zugestellt<br />
wurde. Darin hieß es, dass die<br />
Behramis das Land innerhalb von drei<br />
Monatenverlassen müssten.<br />
Darauf folgteein heftiger Briefverkehr,<br />
ein ständiger Wechsel zwischen Hoffen<br />
und Bangen.<br />
Freunde und<br />
Nachbarn protestierten<br />
gegen<br />
den Entschluss,<br />
sammelten<br />
sogar<br />
Unterschriften,<br />
VomHSV berichten<br />
um für ihren<br />
Matthias Linnenbrügger<br />
Verbleib zu und Florian Rebien<br />
kämpfen. Doch<br />
nachdem erneut ein Ausreisebescheid<br />
einging, begann MutterHalime damit, die<br />
Koffer zu packen.<br />
Währenddessen griffVater Ragip nach<br />
demletztenStrohhalm–undbatAlexPedrazzini<br />
um Hilfe. Der Sohn des damaligen<br />
Regierungsrats, den alle nur „Il Monello“<br />
(der Schelm) nennen, kickte imÖrtchen<br />
Giubiascomit Valon in einer Mannschaft.<br />
Pedrazzini, mittlerweile zum Großrat<br />
aufgestiegen, setztesich zunächst bei den<br />
Behörden für eine Revision des Ausreisebefehls<br />
ein. Mit Erfolg, denn wenig später<br />
schlosssich das Tessiner Parlament seiner<br />
Meinung an. Die Behramis durften in der<br />
Schweiz bleiben.<br />
Im „Blick“ versichertePedrazzini, dass<br />
ihn allein sein Gerechtigkeitssinn dazu<br />
veranlasst hatte,für die Familie zu kämpfen.<br />
„Der Bescheid warnicht angemessen,<br />
die Ausweisung zu hart und ungerechtfertigt“,<br />
sagteder Politiker.<br />
Dassder kleine Valon irgendwann Fußballprofiwerden<br />
und bei der Weltmeisterschaft<br />
für die Schweiz spielen<br />
würde, daran hätte er nicht im<br />
Traum gedacht: „Dassereine so<br />
große Karriere machen würde,<br />
stand damals noch in den Sternen.<br />
Wenn mich heute jemand<br />
in einer ähnlichen Sache fragt,<br />
weil sein Sohn ein guterFußballer<br />
ist, dann kann ich ihm nur<br />
antworten: Das machte ich damals<br />
nicht wegen des Fußballs,<br />
sondern wegender Menschen.“<br />
Kämpfen, kämpfen, kämpfen<br />
–diese Tugend hat Valon Behrami sehr<br />
früh in seinem Leben für immer und ewig<br />
verinnerlicht. Und das setzt der Mittelfeld-Bossdes<br />
HSVinjedem Spiel um. Von<br />
der ersten bis zur letzten Minute.