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Potentiale des DGB-Index Gute Arbeit für die betriebliche ...

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Im Hinblick auf <strong>die</strong> Gewichtung sind<br />

<strong>die</strong>se Ergebnisse von Relevanz. Unter<br />

Würdigung der starken Interkorrelationen<br />

unter den Items, <strong>die</strong> im <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong><br />

als „Ressourcen“ bezeichnet werden,<br />

bedeutet eine gleichgewichtige Berücksichtigung<br />

der drei Teilindices im<br />

<strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> Folgen<strong>des</strong>: Es werden zu<br />

einen Drittel drei Faktoren aus dem<br />

Teilindex Ressourcen berücksichtigt,<br />

zu einem Drittel drei Faktoren aus<br />

dem Teilindex potenziell gefährdender<br />

„Belastungen“ und zu einem Drittel ein<br />

Faktor, der den Teilindex „Einkommen<br />

und Sicherheit“ repräsentiert. Die auf<br />

<strong>die</strong>se Weise erreichte stärkere Gewichtung<br />

der Einzelangaben zur Bewertung<br />

von Einkommen und beruflicher<br />

Sicherheit trägt der hohen Bedeutung<br />

Rechnung, <strong>die</strong> abhängig Beschäftigte<br />

<strong>die</strong>sen Aspekten beimessen und ist<br />

– vor <strong>die</strong>sem Hintergrund – bewusst<br />

gewählt.<br />

Zu überlegen bleibt, ob <strong>die</strong> offensichtliche<br />

Interkorrelation der erfragten<br />

Ressourcen in Zukunft durch Itemreduktion<br />

oder durch Zusammenlegungen<br />

der ausgewiesenen Dimensionen<br />

berücksichtigt wird oder ob – aus<br />

Gründen der öffentlichen Kommunikation<br />

und der Kontinuität – an einer<br />

möglichst detaillierten Darstellung der<br />

Themen <strong>des</strong> <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> festgehalten<br />

wird.<br />

Zuletzt wurde kritisiert, dass vor allem<br />

mit der Dimension „Einkommen und<br />

Sicherheit“ Aspekte in den <strong>Index</strong> aufgenommen<br />

wurden, <strong>die</strong> nicht im Einflussbereich<br />

von Betrieben liegen – und<br />

auch <strong>des</strong>wegen könne <strong>die</strong> <strong>betriebliche</strong><br />

Anwendung <strong>des</strong> <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> nicht<br />

empfohlen werden. So könne beispielsweise<br />

– so Prümper und Richenhagen<br />

(2009: 184) – ein Anstieg der Verbraucherpreise<br />

dazu führen, dass <strong>die</strong> Beurteilung<br />

der Einkommensdimension<br />

negativer ausfällt, ohne dass sich <strong>die</strong><br />

<strong>betriebliche</strong> Entlohnung geändert habe.<br />

Dazu sei erwidert, dass genau <strong>die</strong>s<br />

z. B. von der Tarifpolitik reflektiert<br />

wird – nämlich eine Berücksichtigung<br />

von Verbraucherpreisen (betriebsexternen<br />

Faktoren) bei der Tarifentwicklung.<br />

Auch in Ländern mit Min<strong>des</strong>tlöhnen<br />

fließt <strong>die</strong> Preisentwicklung in <strong>die</strong><br />

Min<strong>des</strong>tlohn-Festsetzung ein. Darüber<br />

hinaus haben Betriebe sehr wohl durch<br />

<strong>die</strong> Einführung von übertariflichen<br />

Zulagen, Prämien, <strong>die</strong> Einführung von<br />

Betriebsrenten usw. Einfluss auf <strong>die</strong><br />

Lohnhöhe, auf <strong>die</strong> Renteneinkommen<br />

aus beruflicher <strong>Arbeit</strong> – und dadurch<br />

vermittelt auf <strong>die</strong> wahrgenommene<br />

Einkommenssituation. Gleiches gilt<br />

für <strong>die</strong> Wahrnehmung von beruflicher<br />

Zukunftssicherheit: Unternehmen<br />

können durch eine transparente Unternehmenspolitik,<br />

stabile Beschäftigung,<br />

Übernahmeperspektiven und vieles<br />

mehr Sicherheit vermitteln – andererseits<br />

kann durch <strong>die</strong> Zunahme von<br />

befristeten <strong>Arbeit</strong>sverhältnissen, Leiharbeit,<br />

etc. das Unsicherheitsempfinden<br />

der Beschäftigen erhöht werden (vgl.<br />

dazu auch der Überblick von Oppolzer<br />

2010).<br />

6 Fazit<br />

Das ambitionierte Projekt der <strong>DGB</strong>-<br />

Gewerkschaften, eine indexbasierte<br />

Berichterstattung über <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong>s- und<br />

Einkommensbedingungen in Deutschland<br />

auf <strong>die</strong> Beine zu stellen, feiert zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt (2009) seinen<br />

zweiten Geburtstag: Eine (zu) kurze<br />

Zeit, um eine hinreichende Bilanzierung<br />

vorzunehmen. Dennoch scheint<br />

sich das Konzept <strong>des</strong> <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> in<br />

verschiedener Hinsicht zu bewähren:<br />

Der <strong>Index</strong> ermöglicht einen aussagekräftigen<br />

Überblick über <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong>s-<br />

und Einkommensbedingungen<br />

aus der Sicht von Beschäftigten bzw.<br />

verschiedenen Beschäftigtengruppen.<br />

Er erleichtert <strong>die</strong> Identifizierung von<br />

„Brennpunkten“ und „Potenzialen“,<br />

d. h. Bereichen der <strong>Arbeit</strong>, <strong>die</strong> bereits<br />

sehr positiv bewertet werden.<br />

In hochaggregierter Form werden<br />

plausible Korrelationen zwischen<br />

der wahrgenommen <strong>Arbeit</strong>squalität<br />

von Berufsgruppen und dem berufsspezifischen<br />

Gesundheitsgeschehen<br />

sichtbar. Andererseits lassen sich auf<br />

der Basis <strong>des</strong> hohen Detaillierungsgrads<br />

<strong>des</strong> <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> Prädiktoren für<br />

bestimmte, erwünschte Zustände – wie<br />

stabile Zufriedenheit, eine positive<br />

Selbsteinschätzung der weiteren <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit<br />

– etc. ermitteln.<br />

Die Entscheidung, neben dem Beanspruchungserleben<br />

und der Verfügbarkeit<br />

von Ressourcen auch dem Bereich<br />

Einkommen und Sicherheit einen<br />

hohen Stellenwert beizumessen, hat<br />

sich unseres Erachtens als zutreffend<br />

erwiesen. Neben den hier referierten<br />

Ergebnissen zeigen ebenso nahezu alle<br />

Diskussionen mit Beschäftigten sowie<br />

Betriebs- und Personalräten, dass einem<br />

ausreichenden Einkommen und<br />

einem sicherem <strong>Arbeit</strong>splatz ein herausragender<br />

Stellenwert im Hinblick<br />

auf „gute <strong>Arbeit</strong>“ zugemessen wird.<br />

Es scheint vor <strong>die</strong>sem Hintergrund<br />

vielmehr begründungspflichtig, dass<br />

<strong>die</strong>se – aus Sicht der Beschäftigten<br />

- existenziellen Themen in vielen erwerbsarbeitsbezogenen<br />

vielfach völlig<br />

ausgespart wurden.<br />

Literatur<br />

Böhne, A.: Was ist gute <strong>Arbeit</strong>? in: Personal<br />

– Zeitschrift für Human Ressource<br />

Management, 1/2008.<br />

Bruggemann A.; Groskurth P.; Ulich E.:<br />

<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit. Huber, Bern, 1975<br />

de Bustillo, R.M.: Indicators of job quality<br />

in the European union, study requested by<br />

the European Parliament's Committee on<br />

Employment and Social Affairs, Büssel,<br />

2009; download: http://www.europarl.<br />

europa.eu/activities/committees/stu<strong>die</strong>s.<br />

do?language=EN<br />

<strong>DGB</strong>: <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> 2007.<br />

Wie <strong>die</strong> Beschäftigten <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong>swelt<br />

in Deutschland beurteilen. <strong>DGB</strong>, Berlin,<br />

2007<br />

Ducki, A.: Diagnose gesundheitsförderlicher<br />

<strong>Arbeit</strong>. Eine Gesamtstrategie zur<br />

<strong>betriebliche</strong>n Gesundheitsanalyse, Schriftenreihe<br />

MTO, Bd 25. vdf Hochschulverlag<br />

AG an der ETH Zürich, Zürich, 2000.<br />

Ducki, A: Ressourcen, Belastungen und<br />

Gesundheit. In: Bamberg E, Ducki A, Metz<br />

AH (Hrsg) Handbuch Betriebliche Gesundheitsförderung.<br />

Verlag für angewandte Psychologie,<br />

Göttingen, S 145–153, 1998<br />

Ebert, A; Kistler, E.: <strong>Arbeit</strong>en bis 67? – Für<br />

viele Beschäftigte keine realistische Perspektive.<br />

Erscheint in: Jahrbuch <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>.<br />

Bund-Verlag, Frankfurt, 2008<br />

Fahrenberg, J.: Die Freiburger Beschwerdenliste<br />

(FBL). Form FBL-G und revi<strong>die</strong>rte<br />

Form FBL-R. Handanweisung. Hogrefe,<br />

Göttingen, 1998<br />

14 T. Fuchs<br />

(64) 2010/1 Z. ARB. WISS.<br />

zfa_1_2010.indb 14 16.02.2010 11:16:48

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