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Potentiale des DGB-Index Gute Arbeit für die betriebliche ...

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darauf aufbauend – wo es nötig ist – für<br />

Verbesserungen einzusetzen. Dies wird<br />

durch <strong>die</strong> <strong>betriebliche</strong> Anwendung <strong>des</strong><br />

Instruments als „Mitarbeiterbefragung“<br />

ermöglicht.<br />

Wie einerseits <strong>die</strong> kritischen Beiträge<br />

von Böhne (2008), Prümper und Richenhagen<br />

(2009) oder Kannegießer<br />

(2008) und andererseits <strong>die</strong> positiven<br />

Bezugnahmen von de Bustillo et al<br />

(2009), Kuhn (2008), Priester (2007),<br />

Reusch 2010 oder Sauer (2008) zeigen,<br />

hat sich um den <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong>, <strong>die</strong><br />

dazugehörige Berichterstattung und<br />

<strong>die</strong> zugrunde liegende Idee eine kontroverse<br />

Diskussion entfaltet. Da im<br />

Zusammenhang mit <strong>die</strong>ser Debatte das<br />

fehlende Vorliegen von wissenschaftlichen<br />

Gütekriterien kritisiert und Konstruktionsfehler<br />

sowie ein Negativ-Bias<br />

unterstellt werden (vgl. der Beitrag von<br />

Prümper & Richenhagen 2009) werde<br />

ich im vorliegenden Beitrag zunächst<br />

<strong>die</strong> Erhebungsmethode (2), das Konstruktionsprinzip<br />

(3) sowie auf Korrelationen<br />

und Zusammenhänge (4)<br />

mit den entsprechenden Gütekriterien<br />

eingehen und schließlich explizit auf<br />

<strong>die</strong> geäußerte Kritik (5) eingehen.<br />

2 Erhebungsmethode<br />

Die Grundgesamtheit der einzelnen,<br />

seit 2007 jährlich jeweils im Januar<br />

und Februar von TNS Infratest Sozialforschung<br />

durchgeführten Erhebungen<br />

umfasst alle (deutschsprachigen)<br />

abhängig Beschäftigten ab 15 Jahren<br />

(Der Fragebogen wird nicht in andere<br />

Sprachen übersetzt).<br />

Für <strong>die</strong> Befragung wird das Access-<br />

Panel von TNS Infratest TPI (einer<br />

Schwestergesellschaft der TNS Infratest<br />

Sozialforschung) genutzt. Dabei<br />

handelt es sich um eine repräsentative<br />

Großstichprobe von grundsätzlich<br />

befragungsbereiten Haushalten. Für<br />

<strong>die</strong> Personen <strong>die</strong>ser Haushalte liegt<br />

eine Reihe von Merkmalen vor, <strong>die</strong><br />

für <strong>die</strong> Stichprobenbildung verwendet<br />

werden können (z.B. Erwerbsstatus,<br />

Stellung im Beruf, Alter, Geschlecht,<br />

Bildung). Einmal jährlich im Herbst<br />

werden <strong>die</strong>se Merkmale im Rahmen einer<br />

schriftlich-postalischen Befragung<br />

(BigScreen) bei einem Teil der Haushalte<br />

<strong>des</strong> Access-Panels aktualisiert.<br />

Aus dem Access-Panel wird eine<br />

Bruttostichprobe gezogen, bei der<br />

gegebenenfalls <strong>die</strong> Aufstockung von<br />

Teilgruppen für Oversamples (z.B.<br />

von speziellen Branchen, Beschäftigtengruppen,<br />

Regionen etc.) kontrolliert<br />

berücksichtigt werden kann.<br />

Die Befragung findet auf dem schriftlich-postalischen<br />

Weg statt. Für <strong>die</strong><br />

Befragung wird ein einheitlicher,<br />

6-seitiger Fragebogen verwendet, mit<br />

einem unveränderlichen Kern und<br />

wechselnden thematischen Schwerpunkten.<br />

Der bisher realisierte Rücklauf<br />

(Nettostichprobe) liegt zwischen<br />

72% und 61%.<br />

Der Fragebogen besteht ausschließlich<br />

aus geschlossenen Fragen, lediglich<br />

<strong>die</strong> Angaben zu Branche und Beruf<br />

werden offen erfragt und im Anschluss<br />

an <strong>die</strong> Befragung von TNS Infratest<br />

Sozialforschung nach den Klassifikationen<br />

<strong>des</strong> Statistischen Bun<strong>des</strong>amtes<br />

vercodet.<br />

Nach Abschluss der Feldarbeit werden<br />

<strong>die</strong> Daten von TNS Infratest Sozialforschung<br />

gewichtet. Zum einen, um<br />

<strong>die</strong> gezielte Überrepräsentanz von<br />

gegebenenfalls vorhanden Aufstockungsstichproben<br />

zu korrigieren, zum<br />

anderen, um eventuelle Verzerrungen<br />

durch disproportionale Ausfälle auszugleichen.<br />

Bei der Gewichtung der<br />

Nettostichprobe werden <strong>die</strong> folgende<br />

Merkmale in verschiedenen Kombinationen<br />

berücksichtigt: Bun<strong>des</strong>land,<br />

Geschlecht, Alter, höchster Berufsabschluss,<br />

Wirtschaftszweig, Gewerkschaftsmitglied,<br />

Partner im Haushalt,<br />

Ost/West. Wird der Datensatz mit <strong>die</strong>sem,<br />

von Infratest zur Verfügung gestellten<br />

Gewichtungsfaktor gewichtet,<br />

so können Aussagen über alle abhängig<br />

Beschäftigten getroffen werden.<br />

Zur Objektivität der Messung lässt sich<br />

demnach festhalten, dass auf Grund der<br />

Erhebungsform (schriftlich-postalisch,<br />

geschlossene Frage davon auszugehen<br />

ist, dass <strong>die</strong> Ergebnisse nicht durch Interviewende<br />

oder Forscher beeinflusst<br />

sind, demnach Objektivität gegeben<br />

ist.<br />

3 Konstruktion <strong>des</strong> <strong>DGB</strong>-<br />

<strong>Index</strong> <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

Im Zentrum der <strong>DGB</strong>-Berichterstattung<br />

steht der <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>,<br />

ein zusammengesetzter, hierarchischer<br />

Indikator, der <strong>die</strong> Qualität der <strong>Arbeit</strong>s-<br />

und Einkommensbedingungen<br />

aus Sicht der befragten Beschäftigten<br />

abbilden soll (vgl. dazu auch Fuchs<br />

2010). Wie alle zusammengesetzten<br />

Indikatoren komprimiert auch der<br />

<strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> eine komplexe Wirklichkeit,<br />

mit dem Ziel, eine Fülle von<br />

Informationen über <strong>die</strong> <strong>Arbeit</strong>s- und<br />

Einkommensbedingungen aus Sicht<br />

von Beschäftigten zusammenzuführen<br />

und eine Annährung oder Abweichung<br />

von einem gewünschten Zielzustand zu<br />

beschreiben (Tangian 2005). Im Falle<br />

<strong>des</strong> <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> lautet der Zielzustand<br />

umfassend <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>, d. h. <strong>Arbeit</strong>sbedingungen,<br />

<strong>die</strong> von den Beschäftigten<br />

als entwicklungsförderlich und<br />

fehlbeanspruchungsarm beschrieben<br />

und Einkommensbedingungen, <strong>die</strong><br />

als angemessen und leistungsgerecht<br />

empfunden werden.<br />

3.1 Das Befragungsprinzip<br />

Der <strong>DGB</strong>-<strong>Index</strong> basiert auf 31 indexbildenden<br />

Fragen, <strong>die</strong> einerseits – aus<br />

der Sicht der befragten Personen – <strong>die</strong><br />

Intensität der Anforderungen bzw.<br />

<strong>die</strong> Verbreitung von Ressourcen am<br />

<strong>Arbeit</strong>splatz sowie andererseits das<br />

Maß der subjektiv erlebten Belastung<br />

ermitteln. Dabei wurde von<br />

folgenden Annahmen ausgegangen:<br />

Erstens, Anforderungen und fehlende<br />

arbeitsbezogene Ressourcen werden<br />

in unterschiedlichem Ausmaß als Beanspruchung<br />

erlebt (zum Belastungs-<br />

Beanspruchungs-Konzept vgl. u. a.<br />

Rohmert und Rutenfranz 1975, Kirchner<br />

1986, Oesterreich & Volpert 1999).<br />

Zweitens, anzustreben ist ein möglichst<br />

niedriges Ausmaß negativer Beanspruchungen<br />

und ein möglichst umfassen<strong>des</strong><br />

Set von Ressourcen (zur Ressourcenorientierung<br />

vgl. u. a. Ducki 1998,<br />

2000, Hacker 1998, Semmer & Mohr<br />

2001, Wydler et al. 2000). Das heißt,<br />

den Ressourcen wurde auf der Basis<br />

der bisher vorliegenden Erkenntnisse<br />

(s. o.) ein positiver Beanspruchungseffekt<br />

auf <strong>die</strong> arbeitende Person unterstellt,<br />

während der möglicherweise<br />

negative Beanspruchungseffekt von<br />

4 T. Fuchs<br />

(64) 2010/1 Z. ARB. WISS.<br />

zfa_1_2010.indb 4 16.02.2010 11:16:46

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