Besonders Warum die Uni Rostock mal nach Bützow ... - heuler-online
Besonders Warum die Uni Rostock mal nach Bützow ... - heuler-online
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Web www.<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
Heft 95<br />
Das Studentenmagazin der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong><br />
TAG 1<br />
04<br />
2011<br />
<strong>Besonders</strong><br />
<strong>Warum</strong> <strong>die</strong> <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> <strong>mal</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>Bützow</strong> umzog<br />
Bedrückend<br />
Selbstmordgedanken<br />
unter Studenten<br />
07 27 32<br />
Be<strong>die</strong>nt<br />
Ex-StuRa-Präsident Johannes<br />
Krause im Gespräch
RÜCKSPIEGEL<br />
Das erste Mal, <strong>die</strong> erste Zusage und der erste <strong>heuler</strong> – Träume<br />
STARTSCHUSS<br />
<strong>heuler</strong> 4/2011<br />
Mareike<br />
Gesa<br />
>><br />
Dirk<br />
redaktion@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
<strong>online</strong>@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
werden wahr. Neue und alte Augen lesen <strong>die</strong>se Zeilen, <strong>die</strong> wir<br />
für dich geschrieben haben. Wir sind <strong>die</strong> <strong>heuler</strong>-Redaktion,<br />
deren Inner Circle gerade neu zusammengewürfelt wurde. So<br />
begrüßen wir Dirk Ramthor als neuen Geschäftsführer und das Mareike-<br />
Götz-und-Gesa-Römer-Duo in der Redaktionsleitung.<br />
Du willst Fakten über <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität? Kannst du haben.<br />
Du willst wissen, wie dein Studium enden könnte? Wir zeigen es dir.<br />
Du willst lesen, was es heißt, auszuwandern? Hier und jetzt im <strong>heuler</strong>.<br />
Ob Erfahrungen von Medizinstudenten auf der »Fusion«, ob Erklärung<br />
der neuen Fahrradständer vorm Bebel-Tower, ob Einführung in <strong>die</strong> mexikanische<br />
Filmlandschaft – alles ist drin. In <strong>die</strong>ser Ausgabe führen wir dich<br />
durch ein mannigfaltiges Potpourri aus Themen des Inneren und Äußeren<br />
der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong>.<br />
Du willst mitmachen? Kein Problem! Komm zu unserer nächsten<br />
Redaktions sitzung am 18. Oktober 2011, um 18:30 Uhr, in Raum 21 in der<br />
Ulmenstraße – oder schau‘ einfach <strong>mal</strong> in unserem niegelnagelneuen <strong>heuler</strong>-<br />
Büro unterm Dach des Grünen Ungeheuers (Raum 302 / 48) vorbei. Wir<br />
freuen uns auf dich!<br />
Die Schieflage <strong>die</strong>ses Editorials ist übrigens eine Reminiszenz an den Umstand,<br />
dass der Fußboden in unserem Büro derartig <strong>nach</strong> Westen abfällt, dass man in<br />
der DDR dafür der Republikflucht schuldig gesprochen worden wäre ...<br />
3<br />
Veröffentlicht: Seit Juli <strong>die</strong>ses Jahres berichtet <strong>heuler</strong>-<strong>online</strong><br />
live von den Sitzungen des <strong>Rostock</strong>er StudentINNenrats<br />
(StuRa), mitzuverfolgen auf twitter.com/<strong>heuler</strong>Live. Die vorangegangene<br />
Debatte um (Hochschul-)Öffentlichkeit ist damit<br />
jedoch noch lange nicht beendet. Die Sitzungen des StuRa<br />
sind nun in drei Kategorien eingeteilt: »öffentlich«, »hochschulöffentlich«<br />
und »unter Ausschluss der Öffentlichkeit«.<br />
Unter Tagesordnungspunkten mit letzterer Kennzeichnung<br />
werden beispielsweise Personal- oder Rechtsangelegenheiten<br />
behandelt. Da hier über vertrauliche Daten gesprochen wird,<br />
dürfen ausschließlich Mitglieder aus dem StuRa und dem<br />
Allgemeinen Stu<strong>die</strong>rendenausschuss sowie <strong>die</strong> betroffenen<br />
Personen anwesend sein. Hochschulöffentlich werden in der<br />
Regel Wahlen jeglicher Art behandelt. So will man vermeiden,<br />
dass (unangepasste) Kritik an einzelnen Kandidaten<br />
publik wird. Generell wird versucht, so viele Tagesordnungspunkte<br />
wie möglich öffentlich zu verhandeln und zudem <strong>die</strong><br />
nicht-öffentlichen Themen am Ende der Sitzung zu besprechen,<br />
sodass Gäste nicht unnötig warten müssen. Wer sich<br />
über <strong>die</strong> hochschulöffentlichen Tagesordnungspunkte genau<br />
informieren möchte, kann mithilfe seiner Rechenzentrumskennung<br />
<strong>die</strong> Protokolle auf stura.uni-rostock.de einsehen.<br />
Verbessert: Seit Veröffentlichung unserer Artikel über <strong>die</strong><br />
Problematiken an der Medizinischen Fakultät in den Heften<br />
Nr. 93 und Nr. 94 scheint sich für <strong>die</strong> Prüflinge einiges<br />
verbessert zu haben. Herr Prof. Norbert Ulfig gibt Stu<strong>die</strong>renden<br />
nun <strong>die</strong> Möglichkeit, vor Beantwortung der Prüfungsfrage<br />
ihre Antwort aufzuschreiben. Dieses Vorgehen ersetzt<br />
selbstverständlich noch immer kein richtiges Protokoll, ist<br />
aber ein wichtiger Schritt in <strong>die</strong> richtige Richtung. Außerdem<br />
erfolgen viele Prüfungen nun <strong>nach</strong> einem einheitlichen<br />
Muster, zuvor variierten Anforderungen und Fragestellungen<br />
von Prüfer zu Prüfer.
INHALTSVERZEICHNIS<br />
<strong>heuler</strong> 4/2011<br />
4<br />
Foto: Maximilian Berthold<br />
Unbekannte<br />
Ostsee<br />
19<br />
<strong>Uni</strong>versität STUDENTENLEBEN POLITISCHES KULTUR<br />
Im Schlafrock<br />
zur <strong>Uni</strong><br />
... und 1.000 andere Fakten<br />
rund um das Hochschulleben<br />
Serie Ein<strong>mal</strong><br />
durchs Examen<br />
Fidi wird Lehrerin<br />
Entschuldigung<br />
bitte!<br />
Studentische Ausreden<br />
PSA-News<br />
Plötzlich Einsatz<br />
Medizinstudenten werden<br />
auf der »Fusion« zu Sanitätern<br />
Achilles Verse<br />
Von Kellerasseln<br />
und Rehaugen<br />
Wissenschaftsserie<br />
07<br />
10<br />
12<br />
12<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Wo ist <strong>die</strong> Ostsee?<br />
Eine Biologieexkursion durch<br />
das südliche Baltikum<br />
Ende und aus<br />
Was kommt eigentlich<br />
<strong>nach</strong> dem Studium?<br />
Kopf unter<br />
Was Druck in uns bewirken<br />
kann<br />
Jetzt wird’s laut!<br />
Verstanden wird, wer sich<br />
verständlich machen kann<br />
Der Bike-<br />
Parkplatz 2.0<br />
Wie funktionieren <strong>die</strong><br />
neuen Fahrradständer<br />
am Bebel-Tower?<br />
19<br />
21<br />
22<br />
24<br />
25<br />
Fairtrade Town<br />
Stabile Preise für soziale<br />
Projekte<br />
Nackt vor den<br />
Behörden<br />
Wie weit muss man sich für<br />
ein Verlobtenvisum für <strong>die</strong><br />
USA »ausziehen«?<br />
Politische<br />
Bildung<br />
... <strong>die</strong> jedem guttut<br />
Schwere Zeit<br />
Der ehe<strong>mal</strong>ige StuRa-Präsident<br />
Johannes Krause zieht<br />
ein Fazit seiner Amtszeit<br />
Neuigkeiten aus<br />
StuRa und AStA<br />
Landtagswahlen<br />
Ein Resümee<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
32<br />
33<br />
<strong>Rostock</strong> und<br />
der Islam<br />
Eine harmonische<br />
Partnerschaft?<br />
Narco-Cinema<br />
Mexikanisches Realienkino<br />
der Güteklasse C<br />
Theater im Zelt<br />
Passt Zirkusflair zu<br />
Effi Briest?<br />
Geschmackspolizei<br />
Postskriptum<br />
Comic<br />
Impressum<br />
Rätsel<br />
35<br />
36<br />
37<br />
38<br />
42<br />
42<br />
42<br />
43<br />
Pro / Contra<br />
17
Illustration: Hannes Falke und Michael Schultz
Illustration: Caroline Heinzel<br />
Foto: Michael Schultz<br />
6<br />
UNIVERSITÄT<br />
Web<br />
www.<strong>heuler</strong>magazin.de/universitaet<br />
Traditio et Partyum<br />
Gesa, Ressortleiterin<br />
Bald feiert unsere Alma Mater ihr 600-jähriges Bestehen. Wir haben schon vorher ein<strong>mal</strong> unsere<br />
Nasen in Geschichtsbücher gesteckt und einige interessante Fakten über <strong>die</strong> <strong>Rostock</strong>er <strong>Uni</strong><br />
zusammengetragen. Aber auch für <strong>die</strong> Gegenwärtler unter euch gibt es Spannendes zu berichten.<br />
Außerdem wagen wir <strong>mal</strong> einen ganz anderen Blick auf <strong>die</strong> »Fusion ’11«: Wenn man im Sani-Zelt<br />
landet, bekommt man meist schon nichts mehr mit – anders <strong>die</strong> Sanitäter selbst.
Grafik: Gesa Römer / Michael Schultz<br />
1001 <strong>Uni</strong>-Fakten<br />
7<br />
1919 erhielt Albert<br />
Einstein »in Anerkennung<br />
der gewaltigen<br />
Arbeit seines Geistes«<br />
seine einzige deutsche<br />
und überhaupt erste<br />
Ehrendoktorwürde<br />
von der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong>.<br />
1740 wurde den Studenten von<br />
Rektor und Konzil verboten, draußen<br />
in Schlafröcken herumzulaufen<br />
sowie in Gottes<strong>die</strong>nsten zu lärmen.<br />
14<br />
verschiedene Titel zum<br />
Thema »Geschichte der<br />
<strong>Uni</strong>versität« stehen in der<br />
Südstadt-Bibliothek.<br />
Der August-Bebel-Turm wurde<br />
bis 1990 vom Ministerium<br />
für Staatssicherheit genutzt.<br />
Das dazugehörige Gefängnis<br />
befindet sich in der<br />
Hermannstraße 34b und kann<br />
heute besichtigt werden.<br />
Was wir schon immer über <strong>die</strong> <strong>Uni</strong><br />
<strong>Rostock</strong> wissen wollten – oder auch nicht<br />
Text<br />
GESA RÖMER<br />
Von 1760 bis 1789 gab<br />
es in <strong>Bützow</strong> eine<br />
Gegenuniversität,<br />
<strong>die</strong> »Fridericiana«.<br />
Die <strong>Rostock</strong>er Theologen waren zu <strong>die</strong>ser Zeit<br />
streng lutherisch. Herzog Friedrich wollte den<br />
universitären Glauben aufweichen, indem<br />
er versuchte, den Pietisten Christian Albrecht<br />
Döderlein zum Professor zu berufen. Die hiesigen<br />
Theologen wollten ihn jedoch zunächst einer<br />
Glaubensprüfung unterziehen, woraufhin Friedrich<br />
beim Kaiser <strong>die</strong> Erlaubnis einholte, eine <strong>Uni</strong>versität<br />
in <strong>Bützow</strong> zu gründen. Ein Professor sagte über<br />
den Standort: »Im ganzen Reich gibt es keine<br />
elendere und unpassendere Stadt.« Mit dem Tod<br />
Friedrichs wurden <strong>die</strong> beiden <strong>Uni</strong>versitäten wieder<br />
zusammengeführt.<br />
Die <strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong><br />
erstellte Gutachten in<br />
Hexenprozessen.<br />
55<br />
Straßen in <strong>Rostock</strong> sind <strong>nach</strong><br />
Absolventen oder Dozenten der<br />
<strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong> benannt.<br />
56,3 %<br />
der Studenten an der <strong>Uni</strong><br />
<strong>Rostock</strong> kommen aus Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Die<br />
meisten Studenten stu<strong>die</strong>ren<br />
an der Philosophischen, <strong>die</strong><br />
wenigsten an der Theologischen<br />
Fakultät.<br />
Auf dem Gelände der heutigen<br />
Südstadt-Bibliothek, <strong>die</strong> 2005<br />
eröffnet wurde, stand früher schon<br />
eine Mensa. Teile der Dekoration<br />
sind in der Bibliothek verarbeitet.<br />
Die <strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong> wird auch<br />
liebevoll Alma Mater Rostochiensis<br />
genannt.<br />
weiter auf der nächsten Seite >
8<br />
7.300 m²<br />
Nutzfläche hat <strong>die</strong><br />
Südstadt-Bibliothek.<br />
Das Gebäude in der<br />
Schwaanschen Straße 3<br />
gehörte von 1935 bis in<br />
<strong>die</strong> 40er-Jahre der NS-<br />
Studentenschaft. Davor<br />
war es im Besitz der<br />
<strong>Rostock</strong>er Freimaurerloge<br />
gewesen.<br />
Zwischen 1950 und<br />
2000 stieg der Bücherbestand<br />
der <strong>Uni</strong>versitätsbibliothek<br />
von 750.000<br />
auf 2 Millionen Bände.<br />
Erich Kästner<br />
stu<strong>die</strong>rte 1921 an<br />
der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong>.<br />
20<br />
Auszeichnungen erhielten<br />
<strong>die</strong> <strong>Rostock</strong>er Mensen bei<br />
der »Mensa des Jahres«<br />
der Zeitschrift »unicum«.<br />
Die Mensen in <strong>Rostock</strong> gewinnen regelmäßig »Goldene Tabletts« beim<br />
deutschlandweiten Wettbewerb »Mensa des Jahres«. <strong>Besonders</strong> in den<br />
Kategorien Service, Auswahl und Geschmack sind <strong>die</strong> <strong>Rostock</strong>er fast<br />
immer unter den Top 3. Insgesamt konnte <strong>die</strong> Südstadt-Mensa seit<br />
2001 schon drei<strong>mal</strong> den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegen.<br />
2003 wurde sie sogar Erste.<br />
Das Auditorium Maximum<br />
ist der größte Hörsaal einer<br />
<strong>Uni</strong>versität. Das <strong>Rostock</strong>er<br />
»Audimax« wurde 2004<br />
fertiggestellt und verfügt<br />
über 500 Plätze.<br />
Das »neue Audimax« auf dem Campus Ulmenstraße heißt Arno-Esch-<br />
Hörsaalgebäude. Arno Esch war Jura-Student in <strong>Rostock</strong> und setzte<br />
sich sehr für seine politischen Ansichten ein. Aus <strong>die</strong>sem Grund wurde<br />
er 1949 von der SED überwacht, schließlich angeklagt und 1951 in<br />
Russland ermordet. Seine Mutter wusste viele Jahre nicht, was mit ihm<br />
geschehen war.<br />
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
betrieb <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität zwei eigene<br />
Gefängnisse, <strong>die</strong> Karzer. Zusätzlich<br />
wurde das Gefängnis »Finkenbauer«<br />
genutzt, um streitende Stu<strong>die</strong>rende<br />
einzusperren. Die Kosten für<br />
ihre Verpflegung mussten <strong>die</strong><br />
inhaftierten Studenten selbst zahlen.<br />
Der Campus Ulmenstraße<br />
war früher eine<br />
Kaserne. Bis 2009<br />
wurde das »Haus 3«<br />
noch von der Bundespolizei<br />
genutzt.<br />
Die <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> ist der<br />
größte Arbeitgeber der<br />
Region.<br />
Früher waren <strong>die</strong><br />
Rektoren nur für je<br />
ein Semester im Amt,<br />
heute werden sie für<br />
vier Jahre gewählt.<br />
Die nächste Wahl<br />
findet 2013 statt.<br />
Das Einkaufsgebäude »<strong>Rostock</strong>er Hof«<br />
wurde von 1960 bis Anfang der 90er-<br />
Jahre für <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versitätsverwaltung<br />
und einige Institute der Philosophischen<br />
Fakultät genutzt.<br />
Die <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> hatte einen der<br />
ersten botanischen Gärten in<br />
Europa. Er entstand an der Ecke<br />
Lange Straße / Badstüberstraße.<br />
Heute ist von ihm jedoch nichts<br />
mehr erhalten. Davor hatten viele<br />
Professoren in ihren eigenen Gärten<br />
Pflanzen, auch aus der Neuen Welt,<br />
gezüchtet.
Der in <strong>Rostock</strong> lehrende<br />
Gräzist Kurt von Fritz<br />
verweigerte 1934 als einer<br />
von zwei deutschsprachigen<br />
Professoren den Diensteid<br />
auf Adolf Hitler.<br />
Die <strong>Uni</strong>versität hatte früher eine eigene<br />
Gerichtsbarkeit über alle Hochschulangehörigen.<br />
Dies änderte sich mit der<br />
Reformation im 16. Jahrhundert.<br />
Das ST wurde 1970 eröffnet, der<br />
Studentenkeller bereits 1969. Wenige<br />
Jahre später folgten das LT und das<br />
Meli. Die Abkürzungen stehen für<br />
»Schiffstechniker«, »Landtechniker« und<br />
»Melioration« (Bodenkunde).<br />
Zwischen 1895 und 1909 waren<br />
zehn bis 20 Frauen an der <strong>Uni</strong><br />
<strong>Rostock</strong> als Gasthörerinnen<br />
zugelassen, im Jahr 1909 wurde<br />
<strong>die</strong> erste Frau immatrikuliert.<br />
1945 waren 124 Hochschullehrer<br />
angestellt.<br />
Nach der Entnazifizierung<br />
und Teilung Deutschlands<br />
unterrichteten 14 von ihnen<br />
weiter an der <strong>Uni</strong>versität<br />
<strong>Rostock</strong>.<br />
Der Rektor unserer<br />
<strong>Uni</strong>versität heißt<br />
mit vollem Namen<br />
Wolfgang Dietrich<br />
Karl Schareck. 2009<br />
wurde der Mediziner in<br />
seinem ersten Amtsjahr<br />
deutschlandweit zum<br />
Rektor des Jahres<br />
gewählt.<br />
Von 1976 bis 1990<br />
hieß <strong>die</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />
<strong>Uni</strong> »Wilhelm-Pieck-<br />
<strong>Uni</strong>versität«.<br />
Nachdem der Kaiser <strong>Rostock</strong><br />
in den Jahren 1431 und 1432<br />
geächtet hatte und 1436 vom<br />
Kirchenkonzil ein Bann über<br />
<strong>die</strong> Stadt verhängt worden<br />
war, sah sich <strong>die</strong> <strong>Uni</strong> aufgefordert,<br />
<strong>Rostock</strong> zu verlassen und<br />
<strong>nach</strong> Greifswald zu ziehen. Ein<br />
Großteil der Hochschullehrer<br />
kam <strong>nach</strong> der Aufhebung des<br />
Bannes und Verhandlungen mit<br />
der Stadt 1443 zurück. Sechs<br />
Professoren blieben jedoch<br />
und gründeten <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität<br />
Greifswald.<br />
1.700<br />
Studenten hatte <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität<br />
<strong>Rostock</strong> 1930. Aktuell sind es<br />
mehr als 15.000. Damit ist <strong>die</strong><br />
<strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> <strong>die</strong> größte in MV.<br />
9<br />
Die ersten Studenten leisteten<br />
einen Eid darüber,<br />
sich ehrenhaft zu kleiden<br />
und keine Schulden<br />
zu machen. <strong>Rostock</strong>er<br />
waren von <strong>die</strong>sem Eid<br />
ausgenommen.<br />
Die lateinische Inschrift<br />
»Doctrina multiplex veritas<br />
una« über dem Eingang<br />
zum Hauptgebäude<br />
heißt übersetzt: »Es gibt<br />
viele Lehren, aber nur eine<br />
Wahrheit.«<br />
Die <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> war<br />
europa weit <strong>die</strong> erste <strong>Uni</strong>versität,<br />
<strong>die</strong> im Jahr 2000 kostenloses<br />
WLAN für Mitarbeiter<br />
und Studenten einführte.
SERIE<br />
Foto: Mareike Götz<br />
10<br />
Ab in den Urlaub!<br />
Lehramtsstudentin Fidi<br />
hat ihre Examensarbeit<br />
abgegeben.
Time<br />
to say<br />
Goodbye<br />
11<br />
Wir Mittendrin-Studis leben doch nor<strong>mal</strong>erweise von Seminar zu Seminar und von Semester zu Semester. Die<br />
Vorstellung, <strong>die</strong>ses schöne, stressige Leben könnte irgendwann vorbei sein, pusten wir mit leicht gespitzten<br />
Lippen weit in <strong>die</strong> Ferne. Und doch ist das Studium endlich. Lehramtsstudentin Fidi stellt <strong>die</strong>s unter Beweis und<br />
lässt den <strong>heuler</strong> an ihrer Staatsexamenszeit teilhaben.<br />
<strong>heuler</strong>: Fidi, du hast nun deine Examensarbeit geschrieben. Doch wie begann<br />
<strong>die</strong>se heiße Phase?<br />
Fidi: Ich habe im 7. Semester angefangen, über das Staatsexamen <strong>nach</strong>zudenken,<br />
weil das bislang ferne Prüfungsthema auf ein<strong>mal</strong> in <strong>die</strong> Nähe<br />
rückte: Okay, ich muss mich jetzt irgendwie anmelden. Am 30. April ist <strong>die</strong><br />
Deadline gewesen und damit war klar: Ich habe jetzt noch ein halbes Jahr,<br />
um mir ein Thema für <strong>die</strong> Examensarbeit zu überlegen. Ich wusste nur, ich<br />
schreibe sie in Geschichte. Also habe ich mit einem Prof gesprochen, der<br />
mir im Studium sehr vertraut geworden ist und bei dem ich viele Kurse besucht<br />
hatte. Ich ging zu ihm und habe ihn <strong>nach</strong> der Examensarbeit gefragt.<br />
Er half mir beim Finden eines Themas, erinnerte sich an eine von mir geschriebene<br />
Hausarbeit und brachte anschließend sogar einen Aufsatz dazu<br />
mit. Ich war ihm sehr dankbar dafür, fand das Thema reizvoll und fing an,<br />
mich mit der Thematik zu beschäftigen. Während der nächsten Gespräche<br />
formulierten wir dann das Thema aus.<br />
Hast du während des Semesters noch Kurse besucht oder brauchtest du dich<br />
nur auf deine Staatsexamensarbeit vorzubereiten?<br />
Ich musste letztes Semester noch ein bisschen was machen. Unter anderem<br />
noch einen Leistungsschein in Mathe und in Pädagogik und auch in<br />
Geschichte habe ich noch etwas gemacht, wie <strong>die</strong> Exkursion <strong>nach</strong> Auschwitz.<br />
Ich hatte damit acht Semesterwochenstunden plus <strong>die</strong> Exkursion. Im 9. Semester<br />
könnte ich auch noch etwas belegen, aber ich hatte keine Lust, beim<br />
Prüfungslernen noch irgendwelche Kurse im Nacken zu haben.<br />
Dann hast du den Sommer genutzt, um deine Examensarbeit zu schreiben?<br />
Genau. Es war so: Ich hatte mein Thema eingereicht, dann kam der<br />
Bescheid, »du hast jetzt drei Monate«. Im Juni lag noch zu viel <strong>Uni</strong> an, da<br />
konnte ich mich nur einlesen. Im Juli fing ich an zu schreiben und als <strong>die</strong><br />
Semesterferien begannen, hatte ich mehr Zeit und Ruhe. Ich schrieb so circa<br />
vier Wochen durch und ließ <strong>die</strong> Arbeit im August erst ein<strong>mal</strong> liegen. Anschließend<br />
las ich so an <strong>die</strong> einhundert Mal drüber und das Korrekturschreiben<br />
begann.<br />
Und jetzt ist <strong>die</strong> Arbeit geschrieben und in Druck?<br />
Ja, jetzt gerade. Ich hole sie <strong>nach</strong>her mit dir ab.<br />
Sehr gut. Aber vorher würde ich gerne noch wissen, ob du Tipps für all jene<br />
hast, <strong>die</strong> kurz vor ihrer Arbeit stehen?<br />
Tipp 1: Immer reden! Redet mit euren Kommilitonen, <strong>die</strong> in der gleichen<br />
Situation sind oder <strong>die</strong>se Tortur schon hinter sich haben. Dabei erfährt man<br />
immer Nützliches zu den Anmeldungen oder dazu, wo das Lehrerprüfungsamt<br />
versteckt ist – nämlich hinter irgendwelchen Büschen in Lichtenhagen.<br />
Wenn man mit anderen darüber redet, fühlt man sich nicht ganz so allein.<br />
Man weiß, alle machen gerade den gleichen psychischen Stress durch.<br />
Entweder bildet man zusammen eine Leidensgenossenschaft oder man pusht<br />
sich gegenseitig durch.<br />
Tipp 2: Was <strong>die</strong> Examensarbeit angeht – Ruhe bewahren! Im Nachhinein<br />
sage ich mir: »Mädchen, du hast so viele Arbeiten in deinem Studium geschrieben,<br />
dann ist <strong>die</strong>se eben <strong>mal</strong> eine längere – ist doch super, dann hast<br />
du <strong>mal</strong> Platz, dich auszutoben.«<br />
Wie viele Seiten sind es bei dir geworden?<br />
Mit allem Pipapo, mit Anhang, Literaturverzeichnis, Deckblatt und dem restlichen<br />
Schniddlschnaddl sind es 97. Der Fließtext umfasst circa 73 Seiten.<br />
Und wie geht es weiter?<br />
Jetzt geht es erst ein<strong>mal</strong> in den Urlaub.<br />
Viel Spaß und vielen Dank! In der nächsten <strong>heuler</strong>-Ausgabe werden wir über<br />
deine Prüfungsvorbereitungen reden.<br />
Das komplette Interview könnt ihr auf <strong>heuler</strong>magazin.de <strong>nach</strong>lesen.<br />
Interview MAREIKE GÖTZ >><br />
tinyurl.com/3sq6wdr
Illustration: Hannes Falke<br />
PSA-News<br />
12<br />
Der Hund hat meine<br />
Hausaufgaben<br />
gefressen ...<br />
… scheint <strong>die</strong> Standardausrede schlechthin zu sein.<br />
Zumindest in Sitcoms und Highschool-Komö<strong>die</strong>n.<br />
Aber auch in der realen Welt sind zumindest <strong>die</strong><br />
<strong>Rostock</strong>er Studenten nicht minder kreativ. Ein Blick<br />
in <strong>die</strong> »Ausredenkartei« eines Dozenten.<br />
Nach dem nasskalten Sommer folgt ein vermutlich ebenso nasskalter<br />
Herbst und <strong>die</strong> Husten- und Schnupfensaison setzt sich fort. Die<br />
Krankheitswelle schwappt geradewegs in das Wintersemester hinein und<br />
spült den einen oder anderen aus den Seminaren – sowie einen Haufen<br />
Entschuldigungsmails in <strong>die</strong> Postfächer der Dozenten. Allerdings bleibt<br />
es nicht bei »Liege mit einer Erkältung im Bett« und »Kann wegen hohen<br />
Fiebers nicht teilnehmen«. Die Not lässt <strong>die</strong> Fantasie der Stu<strong>die</strong>renden,<br />
im Gegensatz zu allem anderen im Herbst, erblühen. Da bittet einer mit<br />
den Worten »Aufgrund des starken Regens kann ich nicht zu ihrem Seminar<br />
kommen« um Entschuldigung und hofft damit auf Verständnis. Sollte<br />
jener sprichwörtlich aus Zucker bestehen oder an einer Wasserallergie<br />
leiden, könnte ihm <strong>die</strong> Entschuldigung natürlich zugesprochen werden.<br />
Ebenso jenem, der »Leider hatte ich auf dem Weg zum Seminar eine<br />
Autopanne« schrieb. Seinem am Straßenverkehr ebenfalls teilnehmenden<br />
Kommilitonen, der »Mein Fahrrad ist nicht da, so kann ich nicht zur<br />
<strong>Uni</strong>« an seinen Dozenten mailte, mag man seine Abwesenheit weniger<br />
verzeihen, hat er doch hoffentlich zwei gesunde Beine und ein gültiges<br />
Semesterticket, welche ihn zur <strong>Uni</strong> befördern könnten.<br />
Neben <strong>die</strong>sen harmlosen Fällen gibt es aber auch weitaus ausgefallenere<br />
Entschuldigungen. So begründet jemand sein Fehlen folgendermaßen:<br />
»Als ich mich auf den Weg zum Seminar machte, blieb ich in<br />
meinem Wohnhaus im Fahrstuhl stecken. Dieser fuhr über zwei Stunden<br />
hoch und herunter, öffnete jedoch nicht <strong>die</strong> Tür. Dadurch war es mir<br />
nicht möglich zu erscheinen.« Da kann man nur wünschen, dass sich<br />
mittlerweile jemand erbarmt und denjenigen aus seiner Misere befreit<br />
hat. Wenn es mit den Ausreden <strong>mal</strong> nicht so klappen will, weil einem<br />
partout nichts Kreatives einfallen mag, dann sollte man bei der Wahrheit<br />
bleiben und dem Dozenten mitteilen: »Leider habe ich in meinem Fall<br />
keinen Überblick mehr, wie oft ich bei Ihnen im Seminar gefehlt habe.«<br />
Die Veranstaltung wiederholt man dann einfach im nächsten Semester.<br />
Stu<strong>die</strong>ngang<br />
wechseln –<br />
aber bitte richtig!<br />
Liebe Mitstudentinnen, liebe Mitstudenten,<br />
das Wintersemester hat begonnen, viele Stu<strong>die</strong>rende sind<br />
neu, andere würden gerne etwas Neues stu<strong>die</strong>ren. Wir<br />
alle machen <strong>mal</strong> einen Fehler – falsche Socken, falsche<br />
WG oder eben das falsche Studium. Irren gehört zum<br />
Menschsein dazu. Da wir alle nur ein Leben haben, das<br />
obendrein ziemlich kurz ist, sollten wir aber vermeiden,<br />
allzu lange in eine falsche Richtung zu laufen. Damit<br />
das Einschlagen eines neuen Weges außerdem nicht mit<br />
einem Fehlstart beginnt, sind dazu ein paar Dinge zu<br />
beachten. Die ersten Fragen: <strong>Warum</strong> möchte ich wechseln?<br />
Was ist der Anlass, was <strong>die</strong> Ursache? Langweilt<br />
mich das Studium, ist es anders als erwartet, oder mag<br />
ich nur bestimmte Teile des Studiums nicht? Sind <strong>die</strong><br />
Probleme eher allgemein und nicht direkt auf das Studium<br />
zurückzuführen, dann bringt auch ein Wechsel wenig.<br />
Die zweiten Fragen: Was ist aus den Gründen geworden,<br />
aus denen ich mein Studium ursprünglich gewählt<br />
habe? Häufig hatten wir zu Beginn des Studiums einen<br />
Traum, der inzwischen vielleicht nicht mehr ganz wach<br />
ist. Nimmt man also Abschied vom eigenen Studium,<br />
sollte das bewusst geschehen, denn man verabschiedet<br />
sich damit auch von einem Teil seiner selbst. Die dritten<br />
Fragen: Kenne ich das neue Studium? Bin ich ausreichend<br />
informiert über das, was ich dort machen werde? Ist es<br />
das, was ich will?<br />
Steht <strong>die</strong> Entscheidung zu wechseln fest, muss unbedingt<br />
geklärt werden: Was passiert mit meinem BAföG, meinem<br />
Unterhalt, meinem Stipendium etc.? Dies muss vorher<br />
mit den Trägern abgesprochen sein – sonst kann es böse<br />
Überraschungen geben. Stu<strong>die</strong>nberater haben zwar<br />
<strong>die</strong> eine oder andere Erfahrung, rechtlich Verbindliches<br />
können sie jedoch nicht sagen.<br />
Ist der Wechsel gut durchdacht und auf breiter Front<br />
abgesprochen, steht einem Neustart im Studium nichts<br />
mehr im Weg. Oder man entdeckt doch noch ein<strong>mal</strong><br />
<strong>die</strong> alte Liebe zum eigenen Studium. Wie dem auch sei:<br />
Ich wünsche euch viel Erfolg und Freude in eurem alten,<br />
neuen oder neuen alten Studium! Euer Heiko<br />
Heiko Marski ist Prorektor für Studentische<br />
Angelegenheiten (PSA) und kümmert sich im<br />
Rektorat um <strong>die</strong> Belange der Stu<strong>die</strong>renden.<br />
Text<br />
HANNES FALKE<br />
>><br />
psa@uni-rostock.de
Medizinstudenten<br />
im Großeinsatz<br />
Seit der ersten »Fusion« 1997 hat sich ganz in der Nähe der Müritz aus einer anfangs unbedeutenden Party eines der<br />
mittlerweile größten Festivals der Republik entwickelt. Wenn hier 70.000 Menschen feiern, muss eine medizinische<br />
Grundversorgung sichergestellt werden. Jeder im medizinischen Betreuungsteam ist freiwillig und unentgeltlich vor<br />
Ort im Dienst, nur so kann das Konzept der Veranstalter unter dem Motto »Ferienkommunismus« aufgehen.<br />
14<br />
Die rhythmischen Schläge des Basses dröhnen Christoph Lösel noch<br />
<strong>nach</strong>haltig in den Ohren. Er schaut kurz auf seine Armbanduhr, es ist fast drei<br />
Uhr. Mitten in der Nacht oder doch früh am Tage? Ihm scheint es, als lege <strong>die</strong><br />
Meute der Festivalgänger draußen aufs Neue so richtig los. Trotz des beständigen<br />
Regens lassen sich <strong>die</strong> Fans <strong>die</strong>ses Musik- und Bühnenspektakels ihre<br />
Feierlaune nicht verderben. Nachdem Christoph gestern im Hauptzelt viele<br />
Personen betreut hatte, kümmert er sich heute Nacht um den ihm zugeteilten<br />
Intensivpatienten.<br />
Wer auf dem Gelände medizinische Hilfe sucht, wird zunächst an der<br />
Aufnahme vorgestellt. Hier werden alle grob ihrer vitalen Bedrohung <strong>nach</strong> zugeordnet<br />
und weitergeleitet. Helfer führen <strong>die</strong> harmloseren Notfälle ins Hauptzelt.<br />
Dort sind Christophs Kommilitonen zur Stelle. Sie kümmern sich um <strong>die</strong><br />
Gestrandeten und legen etliche von ihnen auf Tragen »trocken«. Im Umgang<br />
mit den Patienten hat Christoph sich gestern mit den wichtigsten Handgriffen<br />
vertraut gemacht, sodass er schnell routinierter geworden ist.<br />
Momentan sitzt er in einem der zwei Container zur intensivmedizinischen<br />
Überwachung, dessen Kapazität ausreicht, um vier Patienten unterzubringen.<br />
Meist alarmieren <strong>die</strong> Ersthelfer über Handys, Servicemitarbeiter oder einfach<br />
nur mittels Mundpropaganda den medizinischen Not<strong>die</strong>nst. In eigens dafür<br />
konstruierten Pkws werden <strong>die</strong> Notfälle dann auf dem Gelände eingesammelt<br />
und hierher transportiert. Nach zwölf Stunden im Dienst wird Christoph nun<br />
endlich gegen acht Uhr morgens von Nora Wagner abgelöst, <strong>die</strong> eben aus<br />
ihrem Iglu gekrochen ist. Fliegender Wechsel. Nun kann sich auch Christoph<br />
vorerst in sein provisorisches Nachtlager zurückziehen.<br />
Im Nachhinein wissen <strong>die</strong> beiden: Wirklich ruhig wurde es in sieben Tagen<br />
Ausnahmezustand nie – bei insgesamt mehr als 2.500 Patientenkontakten<br />
gab es rund um <strong>die</strong> Uhr etwas zu tun. Das medizinische Team setzte sich<br />
zusammen aus einem leitenden Arzt, drei Notärzten, einem Stab von zehn<br />
Ärzten unterschiedlichster Fachrichtungen sowie seelsorgerischen Kräften. Und<br />
<strong>mal</strong> eben 50 Medizinstudenten der <strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong>, allesamt hoch motiviert<br />
zu helfen, während auf dem Festival gefeiert wird, bis der Arzt kommt.<br />
Rückblickend lobt Christoph <strong>die</strong>se Art der besonderen »Exkursion«:<br />
»Endlich <strong>mal</strong>! – Viel praktisches Arbeiten mit intensivem Patientenkontakt.<br />
Natürlich nicht ohne professionelle Hilfe, aber gefordert ist auch größtenteils<br />
eigenverantwortliches Handeln. So lernt man nicht nur aus medizinischer Sicht<br />
als Student unglaublich viel dazu, sondern man hat selbst erst<strong>mal</strong>s auch das<br />
Gefühl, anderen so richtig aktiv helfen zu können!« Auch Nora erinnert sich<br />
gerne zurück: »Der Kontakt zu den Patienten war durchweg positiv. Alle waren<br />
uns gegenüber freundlich und aufgeschlossen, aber vor allem auch sehr<br />
dankbar für unsere Hilfe.« »Man könnte sagen, <strong>die</strong> ‚Fusion‘-Stimmung hat sich<br />
auch auf den medizinischen Bereich ausgewirkt«, fügt Christoph abschließend<br />
hinzu, »alle Anwesenden waren einfach gut drauf!«<br />
Text & Interview<br />
KATRIN LORENZ<br />
»Freiwillig anpacken<br />
ohne Bezahlung«<br />
Vom leitenden Veranstaltungsarzt Dr. Gernot Rücker erfahren wir<br />
mehr über <strong>die</strong> Hintergründe des Einsatzes der Medizinstudenten<br />
im Rahmen des alljährlich stattfindenden Festivals. Wir treffen ihn<br />
im <strong>Rostock</strong>er Simulationsanlagen- und Notfallausbildungszentrum<br />
(RoSaNa), welches er mit viel Engagement zur Lehre leitet. Ein<br />
Interview aus dem »alltäglichen Wahnsinn in <strong>die</strong>sem kleinen<br />
Irrenhaus«, wie er mit einem fröhlichen Lachen bei der Begrüßung<br />
verkündet.<br />
<strong>heuler</strong>: Herr Dr. Rücker, Sie gelten als Experte auf dem Gebiet akuter<br />
Vergiftungen und sind nun schon viele Jahre leitender Arzt im Einsatz auf der<br />
»Fusion«. Seit wann sind Sie und Ihr Team nun schon freiwillig vor<br />
Ort, um medizinische Hilfe zu leisten?<br />
Herr Dr. Gernot Rücker: Schon vor meinem Start hier in <strong>Rostock</strong> begleitete<br />
ich das Festival. Noch im Jahr 2000 waren wir mit nur einigen Sanitätern<br />
und mir auf der »Fusion« im Einsatz. Seitdem befindet sich <strong>die</strong>ses Event im<br />
Progress und expan<strong>die</strong>rte exponentiell. Damit wuchsen auch <strong>die</strong> Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> medizinische Versorgung.<br />
Wie kam es dazu, <strong>die</strong>se Option den Medizinstudenten an unserer<br />
<strong>Uni</strong>versität anzubieten?<br />
Mit der Zeit und meiner Arbeit an der <strong>Uni</strong>versitätsklinik im Bereich Ausbildung<br />
und Lehre entstand <strong>die</strong> Idee, den Studenten eine neue Möglichkeit zu<br />
geben, sich praktisch »auszuprobieren«. Für <strong>die</strong> Arbeit sind sie durch Praktika<br />
und Seminare im Vorfeld ausgebildet worden. Doch zeigt sich im Rahmen<br />
einer solchen Massenveranstaltung, wo <strong>die</strong> Theorie an ihre Grenzen stößt.<br />
Generell ist eine praxisnahe Ausbildung unerlässlich. Und im Rahmen der<br />
»Fusion« ist <strong>die</strong>s mit verhältnismäßig geringem Aufwand möglich. Mir ist<br />
wichtig, dass <strong>die</strong> Studenten lernen, selbstständig Entscheidungen zu treffen<br />
und in Eigenregie zu handeln.<br />
Was zeichnet das praktische Arbeiten für <strong>die</strong> Studenten aus?<br />
Die Studenten haben hier zu ihren Patienten intensivsten Kontakt. Sie müssen<br />
ihre erworbenen Basiskenntnisse in der medizinischen Versorgung anwenden<br />
und können dabei ergebnisorientiert handeln, alles ganz ohne bürokratische<br />
Barrieren. Der Arbeitsauftrag ist klar, und so muss sich jeder primär allein der<br />
Betreuung seiner Patienten stellen. Zwar können sie jederzeit <strong>die</strong> stets anwesenden<br />
Ärzte fragen, jedoch sollen sie vorwiegend eigenverantwortlich handeln.
Foto:Gernot Rücker<br />
ACHILLES VERSE<br />
Schlammschlacht: mit dem Krankentransport über das Festivalgelände<br />
Wird ihr Engagement in irgendeiner Weise finanziell vergütet?<br />
Nein, alle Teilnehmer packen freiwillig ohne Bezahlung an. Für <strong>die</strong> Studenten<br />
ist der Einsatz rein fakultativ. Und auch schon in der Vorbereitung ist ihr<br />
persönliches Engagement gefragt. Wer dann flexibel und aktiv vor Ort agiert,<br />
nimmt nicht nur erfolgreich an dem Einsatz teil, sondern profitiert <strong>nach</strong>haltig<br />
von der ganzen Aktion. Jedem Studenten ist dabei bewusst, dass <strong>die</strong> Tage<br />
auf der »Fusion« dreckig und laut werden und unter besonderen Umständen<br />
wie in <strong>die</strong>sem Jahr auch schon <strong>mal</strong> ordentlich nass und kalt sein können.<br />
Ist <strong>die</strong> Möglichkeit, kostenlos aufs Festival zu kommen, mit ein Anreiz für <strong>die</strong><br />
jungen Mediziner?<br />
Das wohl eher weniger. Der Fokus unseres Teams liegt ganz auf dem medizinischen<br />
Bereich der Veranstaltung.<br />
Können Sie denn auch <strong>mal</strong> mitfeiern?<br />
In den ersten Jahren war das Arbeiten auf dem Gelände noch wesentlich<br />
entspannter, da blieb durchaus auch <strong>mal</strong> Zeit, um <strong>die</strong> Festivalwiese zu erkunden<br />
und sich <strong>die</strong> Bühnen genauer anzusehen. Da<strong>mal</strong>s ahnte noch niemand,<br />
welches Ausmaß <strong>die</strong>ses Festival zukünftig annehmen wird. Persönlich bin<br />
ich heute an den sieben Tagen »Fusion« im Dauereinsatz, rund um <strong>die</strong> Uhr<br />
erreichbar, für jeden aus dem Team, und wenn es brennt, in weniger als<br />
einer Minute zur Stelle.<br />
Wie nehmen Sie <strong>die</strong> Resonanz unter den Studenten wahr?<br />
Das Feedback der Studenten ist super. Mittlerweile mussten wir sogar <strong>die</strong><br />
Teilnehmerzahlen begrenzen. Leider. Der Ansturm ist zu groß geworden.<br />
Scheint so, als würde Ihr Lehrkonzept aufgehen?<br />
Das sieht wohl so aus. [Er lacht.] Deutlich spürbar wird <strong>die</strong>s insbesondere<br />
in den Nachbesprechungen, wenn der »Erfolgshype« und<br />
»Wissensrausch« der »Fusion« noch <strong>nach</strong>haltig auf <strong>die</strong><br />
Studenten wirkt und lebhaft von ihnen wiedergegeben wird.<br />
Durchwinken oder<br />
vertrösten?<br />
Der letzte Schritt auf dem Weg zum akademischen<br />
Titel: <strong>die</strong> »Verteidigung«, eine mündliche Prüfung,<br />
in der <strong>die</strong> Abschlussarbeit und weitere Thesen des<br />
Abgängers diskutiert werden sollen. Am Tag der<br />
Prüfung findet man statt des betreuenden Professors<br />
jedoch nur eine Notiz an dessen Bürotür. Wegen<br />
Krankheit geschlossen? Die Mail kam zwei Stunden<br />
vor dem Prüfungstermin: Der Professor sei erkrankt,<br />
das Kolloquium auf nächste Woche verschoben<br />
und ein Ersatz-Prüfer organisiert. Anderer Lehrstuhl,<br />
anderes Fachgebiet, anderer Dozent.<br />
Eine Woche später. Auch <strong>die</strong> Vertretung ist unpässlich.<br />
Übrig bleiben ein ratloser Student, ein<br />
wiederum neuer Prüfer und eine Institutsleitung, <strong>die</strong><br />
offenbar nicht in der Lage ist, eine funktionierende<br />
Informationspolitik zu betreiben.<br />
Die Rede ist hier vom sonst so vorbildlichen Institut<br />
für Politik- und Verwaltungswissenschaften, das<br />
seine Abgänger eiskalt im Regen stehen ließ. So<br />
hatten einige der vertrösteten Prüflinge bis zum Beginn<br />
des folgenden Semesters noch keinen neuen<br />
Termin, geschweige denn eine Ahnung, wer ihr<br />
Prüfer sein würde. Die anderen traten zwangsweise<br />
vor einen quasi fachfremden Professor, der vermutlich<br />
keine Zeit hatte, sich mit den verschriftlichten<br />
geistigen Ergüssen der angehenden Akademiker<br />
auseinanderzusetzen. Durchwinken oder vertrösten?<br />
– Das ist hier <strong>die</strong> Frage.<br />
Die Achilles Verse müssen nicht <strong>die</strong> Meinung<br />
der Redaktion widerspiegeln. Schildert uns euer<br />
Problem und wir veröffentlichen es – auch<br />
anonym.<br />
>><br />
redaktion@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
15<br />
Findet der Einsatz auch im nächsten Jahr wieder statt?<br />
Das steht wohl außer Frage! [Lacht.]<br />
Oberarzt Dr. med. Gernot Rücker ist Leiter des<br />
<strong>Rostock</strong>er Notfallausbildungszentrums.
Foto: Eric Isselée /istockphoto<br />
WISSENSCHAFTSSERIE<br />
Von<br />
Kellerasseln<br />
und<br />
Rehaugen<br />
16<br />
Wie wichtig <strong>die</strong> Einstellung des Menschen zu seiner Umgebung ist, zeigt sich stets<br />
an seinem Verhalten. So gilt es auch in der Beziehung zu als unliebsam empfundenen<br />
Schöpfungen der Natur, Vorurteile und Ängste abzubauen. Ist <strong>die</strong>se Toleranz erlernbar?<br />
Die Didaktik für das Fach Biologie forscht <strong>nach</strong> Antworten. Von Carolin Retzlaff-Fürst<br />
Prof. Carolin Retzlaff-<br />
Fürst war vier Jahre<br />
lang Biologie-Lehrerin<br />
an einem <strong>Rostock</strong>er<br />
Gymnasium. Inzwischen<br />
ist sie Professorin<br />
für Didaktik der<br />
Biologie.<br />
Aktuelle Ergebnisse der Neurowissenschaften zur<br />
Erforschung der Gehirntätigkeit zeigen den Einfluss einer<br />
positiven Gefühlslage in Verbindung mit der sinnlichen<br />
Wahrnehmung beim Beobachten und Untersuchen von<br />
Naturphänomenen für das Lernen. Besteht dem Lernobjekt<br />
gegenüber eine positive Einstellung, ist das mit leichterem<br />
und <strong>nach</strong>haltigerem Lernen verbunden. Das so erworbene<br />
Wissen kann schnell abgerufen und angewendet werden.<br />
Eine negative Gefühlslage dagegen bewirkt, dass weniger<br />
leicht und <strong>nach</strong>haltig gelernt wird, denn es wirken Angst und<br />
lang anhaltender Stress.<br />
In der Forschung zur Umweltbildung konnte festgestellt<br />
werden, dass Entscheidungen für umweltgerechtes Handeln<br />
– dem Ziel jeder Umweltbildung – abhängig von direkten<br />
Erfahrungen mit der Natur, dem Interesse und positiven<br />
emotionalen Bindungen an <strong>die</strong> Natur sind. Das zeigt sich<br />
beispielsweise in der eingeschränkten Bereitschaft der Schüler,<br />
nur dann <strong>die</strong> Lebensräume von Amphibien zu erhalten,<br />
wenn sie <strong>die</strong>se Arten auch schön finden. Heißt das nun, dass<br />
beispielsweise im Biologieunterricht nur noch <strong>die</strong> großen<br />
und ansehnlichen Tiere und Pflanzen behandelt oder <strong>die</strong><br />
Lebensräume besonders schöner Organismen schützenswert<br />
sind? Was ist mit den für unser Ökosystem so wertvollen,<br />
aber allgemein als »ekelig« und »hässlich« wahrgenommenen<br />
Spinnen, Würmern, Asseln und Schnecken, <strong>die</strong> nicht<br />
mit positiven Emotionen besetzt sind? Es zeigt sich hier, vor<br />
welch schwieriger Aufgabe jede Art von Umweltbildung<br />
steht: Nicht nur was »gut aussieht«, ist auch ökologisch gut,<br />
und was optisch nicht gefällt, ist oft ökologisch wertvoll und<br />
besonders schützenswert. Umweltbildung muss demzufolge<br />
zwei Seiten entfalten: zum einen eine Art »Distanzfähigkeit«<br />
gegenüber dem schönen Schein von Bambi und Knut, zum<br />
anderen <strong>die</strong> Suche <strong>nach</strong> dem Schönen und emotional<br />
Positiven in auf den ersten Blick hässlichen Organismen<br />
– denn offensichtlich liegt eben in der emotional positiv<br />
wahrgenommenen »Schönheit« ein starker Anreiz zum Lernen<br />
und Handeln. Dieser Spagat kann durch <strong>die</strong> bewusste<br />
Entwicklung des ästhetischen Werturteils gelöst werden. Auf<br />
theoretischer Ebene ermöglicht das »Konzept der for<strong>mal</strong>en<br />
und inhaltlichen Faktoren« das Transparentmachen <strong>die</strong>ses<br />
Urteils zu biologischen Objekten. Diesem Ansatz wird in der<br />
Forschung der Fachdidaktik Biologie im Bereich Umweltbildung<br />
auf verschiedenen Ebenen <strong>nach</strong>gegangen.<br />
1. Untersuchungen zu klassischen »Ekeltieren« wie<br />
Schnecken, Asseln und (Regen-)Würmern zeigen, dass<br />
das genaue Beobachten ein Weg ist, »Distanzfähigkeit« zu<br />
erzeugen, denn dabei werden bestimmte Eigenschaften<br />
und Merk<strong>mal</strong>e von biologischen Objekten mit allen Sinnen<br />
erfasst, ohne darin einzugreifen. Als naturwissenschaftliche<br />
Arbeitsweise <strong>die</strong>nt das Beobachten der Problemfindung,<br />
Hypothesenbildung und Prüfung. Der Erkenntnisgewinn ist<br />
dabei intersubjektiv.<br />
Als künstlerisch-ästhetische Arbeitsweise führt das Beobachten<br />
zur fantasievollen Wiedergabe von Teilen und Phänomenen<br />
durch <strong>die</strong> Rekonstruktion von Strukturen und Szenen,<br />
<strong>die</strong> ein homogenes Ganzes darstellen. Die Betrachtung von<br />
kleinen Tieren oder Teilen von Pflanzen unter dem Auflichtmikroskop<br />
lässt beispielsweise ungeahnte Anordnungen,<br />
Farben, Musterungen und Symmetrien hervortreten, regt so<br />
zum Staunen und weiteren Erforschen an und fördert <strong>die</strong>
PRO<br />
für das Lernen und Handeln so wichtige positive<br />
emotionale Einstellung dem Untersuchungsobjekt<br />
gegenüber.<br />
2. Die aktuelle Forschungsarbeit von Martha<br />
D. Queren untersucht, inwieweit der handelnde<br />
Umgang mit ausgewählten Pflanzen der Agro-<br />
Biodiversität einen Einfluss auf <strong>die</strong> Entwicklung des<br />
ästhetischen Schülerurteils ausübt und inwiefern<br />
damit Konsequenzen für das Umwelthandeln<br />
verbunden sind. Seit den 1980er-Jahren wird in<br />
Deutschland der Verlust der biologischen Vielfalt<br />
(Biodiversität) intensiv diskutiert. Zu einzelnen Teilaspekten<br />
wie beispielsweise dem Waldsterben hat<br />
sich aufgrund medialer Thematisierung ein Problembewusstsein<br />
in der Öffentlichkeit entwickelt.<br />
Der Begriff Agro-Biodiversität dagegen ist noch<br />
nicht gedeutet, ebenso wenig ist geklärt, welcher<br />
Wert ihr beigemessen und wie sie konkret in Wert<br />
gesetzt wird. Am Beispiel der Sojabohne (Glycine<br />
max.) soll im Rahmen der Forschungsarbeit ein<br />
empirisch begründetes Unterrichtskonzept zum<br />
Thema Agro-Biodiversität entwickelt werden, das<br />
durch Beachtung der emotionalen Dimension des<br />
Lernens den Kenntniserwerb sowie <strong>nach</strong>haltiges<br />
Denken und Handeln fördert.<br />
PRO&<br />
CONTRA<br />
Didaktik-<br />
Kurse für<br />
Dozenten<br />
Sollen Lehrende das<br />
Lehren lernen? Oder<br />
muss der Student eben<br />
nehmen, was kommt?<br />
Es gibt Dozenten, denen man einfach keine anderthalb<br />
Stunden zuhören kann. Eigentlich kann man<br />
ihnen nicht ein<strong>mal</strong> länger als zehn Minuten folgen.<br />
Anscheinend sind sie der Meinung, eine geradezu<br />
perfekte Veranstaltung zu halten, indem sie 90<br />
Minuten lang Texte vortragen, <strong>die</strong> dann noch ein<strong>mal</strong><br />
wortwörtlich auf der Powerpoint-Folie oder im Buch<br />
mitgelesen werden können. Das mag vielleicht für<br />
eine Vorlesung halbwegs akzeptabel sein, für ein<br />
Seminar aber auf gar keinen Fall! Wenn ich so etwas<br />
miterleben will, kann ich auch zu einer Märchentante<br />
gehen. Neben <strong>die</strong>ser Überpräsentation der Lehrkräfte<br />
ist das andere Extrem mindestens gleichermaßen<br />
fatal: Dort reiht sich Woche für Woche ein Studentenreferat<br />
an das nächste, ohne Einordnung der<br />
einzelnen Themen in das Gesamtkonzept durch den<br />
Dozenten, ohne Einbeziehung des Plenums, dafür<br />
aber mit ganz viel »ähm« und »halt«. Frontalunterricht<br />
auf <strong>die</strong> eine oder andere Art, wirklich hilfreich für das<br />
Lernen ist <strong>die</strong>s auf keinen Fall und würde so sicherlich<br />
kaum in einer Didaktikausbildung für Lehrkräfte<br />
vermittelt werden, in der es ja gerade um <strong>die</strong> Theorie<br />
und Praxis des Lehrens gehen würde. Immerhin besteht<br />
<strong>die</strong> Arbeit an der <strong>Uni</strong> nicht nur aus Forschung,<br />
sondern auch aus Lehre. Ganz klar: Ich bin für eine<br />
didaktische Ausbildung unserer Lehrkräfte!<br />
Text<br />
CONTRA<br />
ANNA HERMANN<br />
17<br />
Unbeliebt bei jungen Lernenden:<br />
Kellerasseln<br />
Für weitere Informationen sind <strong>die</strong> Arbeiten<br />
von Frau Prof. Retzlaff-Fürst zu empfehlen:<br />
Retzlaff-Fürst, C.: Die Ästhetik des Lebendigen.<br />
Analysen und Vorschläge zum Biologieunterricht<br />
am Gegenstand der Formenkunde. Berlin:<br />
WeißenseeVerlag, 2000.<br />
Retzlaff-Fürst, C.: Das lebende Tier im Schülerurteil.<br />
Hamburg: Verlag Dr. Kovac, 2008.<br />
Foto: de.academic.ru<br />
Muntermacher zum Beginn des Seminars, kleine<br />
Auflockerungsspielchen zwischendurch, brav<br />
mitmachen müssen, weil man immer <strong>nach</strong> vorne<br />
gerufen werden kann … Mal ehrlich: Die meisten<br />
wollen das doch eh nicht. Stellt euch nur <strong>mal</strong><br />
vor, es gäbe nur noch Dozenten, <strong>die</strong> wirklich gut<br />
unterrichten könnten: Worüber würden wir uns<br />
dann noch aufregen? Wann sollten wir <strong>nach</strong> einer<br />
durchgearbeiteten (oder auch durchgefeierten)<br />
Nacht unseren Schlaf <strong>nach</strong>holen? Also besser<br />
alles beim Alten belassen.<br />
Aber <strong>mal</strong> im Ernst: Wohin Didaktik-Ausbildungen<br />
bei Dozenten führen können, sehen wir wohl am<br />
besten bei unseren Dozenten für Didaktik. Nur <strong>die</strong><br />
wenigsten gestalten ihren eigenen Unterricht für<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden attraktiv. Ob sie das nicht wollen<br />
oder nicht können, sei dahingestellt. Auf jeden<br />
Fall wäre ein Lehrunterricht für Lehrende vermutlich<br />
eine weitere Verschwendung von Geldern,<br />
denn <strong>die</strong> meisten würden sich <strong>die</strong> Ausbildung<br />
ohnehin nicht zu Herzen nehmen und in ihrem gewohnten<br />
Trott weiterarbeiten. Also: einfach weiter<br />
so! Ich bin ja hoffentlich bald weg.<br />
Text<br />
GESA RÖMER
Foto: Maximilian Berthold<br />
18 STUDENTENLEBEN<br />
Web<br />
www.<strong>heuler</strong>magazin.de/studentenleben<br />
Semesterstart – ja, ich will!<br />
Mareike, Ressortleiterin<br />
Neues Semester, neue Fahrradständer, aber immer noch <strong>die</strong> alten Probleme. Für neue Impulse<br />
sorgt in <strong>die</strong>ser Ausgabe Max mit seinem mitgebrachten Lieblingsrezept aus Kaliningrad, während<br />
Pascal euch in <strong>die</strong> wunderbare Welt des richtigen Sprechens einführt. Zum Nachdenken regt<br />
sicher unser Bericht über <strong>die</strong> Suizidgefahr unter Studenten an. Außerdem haben wir Tipps für <strong>die</strong><br />
Zeit <strong>nach</strong> dem Studium: Also, auf geht’s!
Sonne<br />
satt und<br />
keine<br />
Palmen<br />
Was, wenn der geplante Sommer an der Ostsee durch unzählige Touristenmassen in Warnemünde schon im<br />
Keim erstickt zu sein scheint? Ein Blick in <strong>die</strong> weiteren Anrainer des südlichen Baltikums könnte so manche<br />
gülden leuchtenden Schätze zutage fördern. Zwar ist nicht alles Gold, was glänzt, aber eine Reise <strong>nach</strong> Polen,<br />
in <strong>die</strong> Oblast Kaliningrad und <strong>nach</strong> Litauen ist dennoch sehr reizvoll. Hier ein kleiner Einblick.<br />
19<br />
Die Erfahrung, neben den EU-Staaten Polen und Litauen<br />
auch <strong>die</strong> visumspflichtige russische Exklave Kaliningrad zu<br />
besuchen, ermöglichte mir <strong>die</strong> Teilnahme an einer Exkursion<br />
des Instituts für Biowissenschaften. Ziel war es, ein Verständnis<br />
für <strong>die</strong> hydrologischen Prozesse der Frischen und Kurischen<br />
Nehrung zu entwickeln. Was in der Theorie sehr dröge klingt,<br />
bot in der Praxis Zugang zu einem der unberührtesten Plätze der<br />
Ostseeküste. Kilometerweite Strände, meterhohe Dünen und<br />
kein Mensch weit und breit!<br />
Die erste atemberaubende Sehenswürdigkeit in Polen bot<br />
schon der Blick aus dem Zug: <strong>die</strong> majestätisch thronende<br />
Marienburg im roten Licht der Abenddämmerung, <strong>die</strong> wir<br />
tags darauf besuchten. Die am Nogat liegende Burg war<br />
von 1309 bis 1454 Sitz der Hochmeister des Deutschen<br />
Ordens. Gleichzeitig ist sie das größte Backsteingebäude<br />
Europas und seit <strong>die</strong>sem Jahr vollständig für Besucher<br />
zugänglich. Über gewundene Treppen und Zugbrücken kann<br />
man <strong>die</strong> tiefsten Kerker oder den höchsten Turm erklimmen.<br />
Natürlich gehört auch der Mittelaltermarkt zu dem ganzen<br />
Spektakel, auf dem <strong>nach</strong> Herzenslust längst vergangenen<br />
Tagen gefrönt werden darf.<br />
Im Zug Richtung Kaliningrad, der nächsten Station unserer<br />
Reise, verblüfften uns <strong>die</strong> Grenzer mit einer speziellen<br />
Kontrolle. Zwar wurde jedes mögliche kleine Versteck im<br />
Waggon untersucht, unser Gepäck blieb aber unangetastet.<br />
Und auch unser Ziel selbst überraschte: In der Stadt, in der<br />
Immanuel Kant einst lebte und lehrte, als sie noch Königsberg<br />
hieß, sind bis auf den Dom kaum Spuren einer historischen<br />
Altstadt zu finden. Weitaus interessanter war deshalb <strong>die</strong><br />
Fahrt auf der Kurischen Nehrung, einer knapp 100 Kilometer<br />
Sogar mitten in der russischen Exklave<br />
erwarten uns Biologie-Studenten ungeahnte<br />
Gefahren – oder auch nicht.<br />
Foto: Maximilian Berthold
»Was, wenn wir uns verirren sollten?«<br />
»Was, wenn das Wasser zur Neige gehen sollte?«<br />
20<br />
Mehr als 700 Jahre alt<br />
und immer noch wie<br />
neu – <strong>die</strong> Marienburg<br />
in Polen.<br />
langen Halbinsel, <strong>die</strong> an ihrer breitesten Stelle allerdings<br />
gerade ein<strong>mal</strong> vier Kilometer misst. Seit dem Jahr 2000<br />
gehören sowohl der litauische als auch der russische Teil zum<br />
UNESCO-Weltkulturerbe.<br />
Im russischen Rybatschi blieben wir sechs Tage. Diese<br />
Zeit nutzten wir, um <strong>die</strong> Nehrung intensiver zu erkunden. Im<br />
Ort selbst hatten wir <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> Nachfolgeeinrichtung<br />
der 1901 gegründeten Vogelwarte Rossitten sowie <strong>die</strong><br />
ornithologische Arbeit in und um <strong>die</strong> Station zu bestaunen. Da<br />
Vögel ungern über das offene Meer ziehen, wirkt <strong>die</strong> Nehrung<br />
nämlich wie ein Nadelöhr – ein Großteil der Zugvögel aus<br />
Skandinavien und Russland durchquert sie. Dabei laben sich<br />
<strong>die</strong> Vögel an den zahlreichen Mücken und Insekten, <strong>die</strong> es<br />
sich sonst zur Aufgabe gemacht hatten, uns zu piesacken.<br />
Ein anderes Naturspektakel stellen <strong>die</strong> riesigen Dünen der<br />
Halbinsel dar. Bis zu ihrer kontrollierten Bepflanzung waren<br />
sie Wanderdünen, <strong>die</strong> durch ihre Bewegung ganze Orte,<br />
wie zum Beispiel Negeln und Preeden, unter sich begruben,<br />
welche Jahre später plötzlich wieder auftauchten. Nicht ohne<br />
Grund wird <strong>die</strong> Düne bei Nida als eine der größten Europas<br />
auch ostpreußische Sahara genannt. So überkam uns<br />
bei den Wanderungen und beim Anblick des Sandmeers<br />
stets ein kleiner Schauer. Was, wenn wir uns verirren sollten,<br />
bewusstseins trübende Fata Morganas entstünden oder das<br />
Wasser zur Neige gehen sollte? Glücklicherweise erreichen <strong>die</strong><br />
Dünen jedoch nicht solche Ausmaße und es blieb bei unseren<br />
verrückten Überlegungen.<br />
Wem das Laufen über den Sand dennoch zu anstrengend<br />
ist, kann auch ganz einfach darüber hinwegfliegen: Durch <strong>die</strong><br />
starken Aufwinde vor den Dünen ist es für Paragleiter besonders<br />
einfach abzuheben. Es lohnt sich allerdings ebenfalls, <strong>die</strong><br />
Augen auf den Boden zu richten, denn mit etwas Glück und<br />
Geduld fallen einem viele kleine goldglänzende Fragmente<br />
auf. Bernstein! Dieses fossile Harz wird <strong>mal</strong> seltener, <strong>mal</strong> häufiger<br />
an <strong>die</strong> Küsten angeschwemmt. Allerdings gibt es in der<br />
Oblast, also in dem Verwaltungsbezirk, auch einen Bernstein-<br />
Tagebau zu besichtigen, der von einem Kombinat verwaltet<br />
Foto: Maximilian Berthold<br />
Ein<strong>mal</strong> Borschtsch mit Sauce bitte!<br />
Ein Rezept für ein klassisch russisches Gericht.<br />
Für acht Personen nehme man:<br />
2 kleine Köpfe Rotkohl<br />
2 große Möhren<br />
1 große Kartoffel<br />
5 kleine Rote-Bete-Rüben<br />
1 Zwiebel<br />
200 Gramm Butter<br />
1 kleine Dose Tomatenmark<br />
Zucker<br />
Balsamico oder Essig<br />
Lorbeer<br />
Wacholderbeeren<br />
1 Becher Schmand<br />
Man bereite zu:<br />
Gemüse klein schneiden oder hobeln,<br />
Butter mit Zwiebeln und Roter Bete für<br />
15 Minuten dünsten,<br />
Tomatenmark und Möhren zugeben; weitere<br />
15 Minuten dünsten,<br />
gleichzeitig 2,5 Liter Gemüsebrühe mit Kartoffel,<br />
Rotkohl, Lorbeer und Wacholderbeeren kochen,<br />
<strong>die</strong> Brühe zum gedünsteten Gemüse hinzugeben,<br />
Balsamico / Essig und Zucker zugeben, bis eine<br />
säuerliche Note erreicht ist,<br />
<strong>nach</strong>würzen mit Pfeffer und Salz,<br />
<strong>nach</strong> Geschmack mit einem Klecks Schmand servieren.<br />
wird. Dieser Teil des Baltikums hat daher nicht von ungefähr<br />
den Beinamen Bernsteinküste ver<strong>die</strong>nt.<br />
Bei einer derart beeindruckenden Landschaft verwundert es<br />
ebenso wenig, dass Thomas Mann von 1930 bis 1932 sein<br />
Feriendomizil im heutigen litauischen Nida hatte. Sein ehe<strong>mal</strong>iges<br />
Sommerhaus ist inzwischen ein Kulturzentrum – eine kleine<br />
Attraktion, <strong>die</strong> wir zusammen mit Studenten aus Klaipeda<br />
besichtigten. Diese umsorgten uns besonders herzlich und bereiteten<br />
uns einen schönen Restaufenthalt. Sie zeigten uns stolz<br />
ihre Stadt, <strong>die</strong> Sehenswürdigkeiten sowie <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität. Wer<br />
Interesse an einem Auslandssemester hat, kann auch in Klaipeda<br />
aus verschiedenen Stu<strong>die</strong>ngängen wählen. Nach <strong>die</strong>sen<br />
knapp drei Wochen voll von Erlebnissen und Eindrücken<br />
kehrten wir mit der Fähre <strong>nach</strong> Deutschland zurück.<br />
Text<br />
MAXIMILIAN BERTHOLD
Foto: Mareike Götz<br />
Was kommt<br />
<strong>nach</strong> dem<br />
Studium?<br />
Wer <strong>die</strong> Wahl hat, hat bekanntlich auch<br />
<strong>die</strong> Qual. Ist es<br />
schön, viel Freiheit bei der Berufswahl zu<br />
besitzen oder<br />
hemmt <strong>die</strong>se eher den beruflichen Werdegang? Gerade B.A.-Studenten legt<br />
ihre vermeintliche Freiheit oft Steine in den Weg.<br />
Wie lässt sich mit einer Fächerkombination wie<br />
Religion und Spanisch für das täglich’ Brot sorgen?<br />
Oder wird man mit einem Abschluss in Sportwissenschaft<br />
wirklich, was ja naheliegend wäre, im Sportbereich<br />
tätig sein? Nein, es kann auch vorkommen,<br />
dass man mit dem Abschluss in der Tasche erst<br />
ein<strong>mal</strong> bei der Arbeitsagentur vorstellig werden<br />
darf – aber nicht unbedingt muss dabei der zuvor<br />
von wissenschaftlicher Forschung bestimmte Alltag<br />
durch ein Dasein als Hartz-IV-Empfänger verdrängt<br />
werden. Ist alles schon geschehen. Denn wenn man<br />
sich <strong>nach</strong> dem Studium mangels Vermittlungsmöglichkeiten<br />
im ursprünglich sportwissenschaftlichen<br />
Bereich bereits im Netz des Nichtstuns verfangen<br />
hatte und dann eine Übergangstätigkeit in der<br />
Arbeitsagentur zur Festanstellung lockt, ist das Ziel<br />
endlich erreicht: ein Job!<br />
Aus Interesse an sportlichen Aktivitäten und<br />
deren Vermittlung hatte man vielleicht sein Studium<br />
begonnen und endet nun in einem Büro, in dem<br />
man bewegungslos tagein, tagaus und fernab<br />
seiner wissenschaftlichen Arbeit tätig ist. Wäre es<br />
da nicht viel praktischer und vor allem sinnvoller,<br />
in dem Feld zu arbeiten, das man immerhin drei<br />
bis fünf Jahre fleißig stu<strong>die</strong>rt hat? Doch wie viele<br />
Germanistik-Studenten enden letztlich als Journalist<br />
im Kulturbereich einer anspruchsvollen Zeitung oder<br />
als Lektor bei einem Verlag? Finden Politikwissenschaftler<br />
wirklich in der Politik eine Anstellung oder<br />
müssen sie sich damit zufriedengeben, bei der Firma<br />
XY, bei der sie letztlich arbeiten, in der gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Pause gelegentlich das Politikwissen<br />
in Diskussionen herausstellen zu können?<br />
Doch was lässt sich schon im Voraus wissen?<br />
Nichts. Niemand kann auch nur im Ansatz ahnen,<br />
wo er in fünf Jahren aufs Klo gehen wird. Was<br />
bleibt, ist nur eine Ahnung von der nächsten Vorlesung,<br />
der übernächsten Hausarbeit und irgendwann<br />
dem letzten Streitgespräch um eine angemessene<br />
Note. Im Angesicht der nahenden Katastrophen<br />
bedarf jegliches Handeln einer Handvoll Würde,<br />
vier besonnener Lacher und eines Kastens »Shit<br />
Happens«.<br />
Text<br />
STEFANIE KRAUß
Kopf<br />
unter<br />
22<br />
Der Ruf <strong>nach</strong> Liebe, Geborgenheit<br />
und Anerkennung auf dem Weg<br />
zur Erfüllung der eigenen Träume<br />
geht immer häufiger im Alltag aller<br />
Einzelgänger unter. Welche Augenfarbe<br />
hat eigentlich meine beste Freundin,<br />
worin liegen ihre Ziele und was denkt<br />
sie? Was fühlt mein Freund, wenn er<br />
mich ansieht – weiß ich das wirklich?<br />
Hätte ich den Selbstmord meiner<br />
Bekannten vorhersehen können?<br />
Was wir tatsächlich von unseren Nächsten wissen, wird<br />
immer spärlicher. Mag sein, dass <strong>die</strong>s an der Zunahme<br />
der Bekanntschaften liegt oder an der Vorsicht, <strong>die</strong><br />
uns wie ein Schleier umhüllt. Diese unsichtbare Burka,<br />
möglicherweise Harry Potters »Spickoskop« ähnelnd,<br />
soll uns vor allen negativen Einflüssen bewahren. »Es<br />
gibt nicht nur liebe Menschen auf der Welt«, sagte mir<br />
meine Mutter einst und sie hatte recht. Aber es gibt<br />
auch etwas, das wir viel zu spät kennenlernen: uns<br />
selbst. Wir wissen von unseren Höhen und Tiefen. Wir<br />
kennen auch das Wesen, das irgendwo dazwischen<br />
herumdümpelt und statt zu lernen oder abzuwaschen<br />
lieber noch zwölf Minuten vor dem Fernseher<br />
hängt oder zum vierten Mal <strong>die</strong> Snooze-Taste drückt.<br />
Daneben gibt es jedoch noch zwei andere Extreme<br />
in uns: extremes Glück und Unglück. Ersteres zeigt<br />
sich häufig in Situationen mit anderen, vielleicht im<br />
Einklang mit dem perfekten Song, schweißüberströmten<br />
Gesichtern und einem Beat, der jeden noch so kleinen<br />
Nerv zum Tanzen bringt. Wir kennen das Gefühl, wenn<br />
auf ein<strong>mal</strong> alles zu stimmen scheint, wenn Yin seinen<br />
Yang endlich gefunden oder der letzte Kuss <strong>die</strong> Zeit<br />
angehalten hat.<br />
Illustration: Caroline Heinzel<br />
Auf der anderen Seite lauert der Abgrund:<br />
Angst, Einsamkeit, Trauer und Wut hat er im<br />
Gepäck. Und den Tod. Stündlich nimmt sich<br />
in Deutschland eine Person ihr Leben. Im<br />
Jahr 2007 verteilten sich auf Mecklenburg-<br />
Vorpommern laut Weltgesundheitsorganisation<br />
207 Suizidenten, darunter drei Viertel<br />
Männer. Experten gehen allerdings davon<br />
aus, dass <strong>die</strong> Rate des versuchten Selbstmords<br />
bei Weitem höher liegt – und hier<br />
Frauen anfälliger seien. Auch der Einfluss<br />
auf Hinterbliebene zieht viel weitere Kreise<br />
als bisher angenommen. So wirkt sich der<br />
begangene Suizid oder Suizidversuch im<br />
Schnitt auf sechs weitere Personen aus.<br />
Diese Menschen sind wir. Kaum jemand ist<br />
noch nicht mit einem Suizidfall in seinem<br />
Familien- oder Bekanntenkreis konfrontiert<br />
worden und war so gezwungen, sein eigenes<br />
Leben eindringlich zu reflektieren.<br />
<strong>Besonders</strong> drastisch für uns ist jedoch<br />
sicher der Freitod unter Studenten, und<br />
obwohl Suizide kaum an <strong>die</strong> Öffentlichkeit<br />
gelangen, kennen <strong>die</strong> meisten von uns<br />
<strong>die</strong> Fälle aus den Jahren 2006 und 2010.<br />
Außerdem munkelt man stets von neuen Versuchen<br />
hier und erfolgreichen dort. Sobald<br />
<strong>die</strong> Krankenwagen von dannen gefahren<br />
sind, fragen alle <strong>nach</strong> dem »Wer« und dem<br />
»<strong>Warum</strong>«. Anne K., eine Studentin, <strong>die</strong><br />
schon mehrfach mit Suizidfällen in Berührung<br />
geraten ist, glaubt: »Ein wesentlicher<br />
Grund ist der Leistungsdruck, der in allen<br />
Stu<strong>die</strong>ngängen steigt. Dieser paart sich mit<br />
dem finanziellen Druck, und auf der Suche<br />
<strong>nach</strong> Lösungen wie dem BAföG oder Jobs<br />
entsteht dann der zeitliche Druck. Was ist<br />
denn, wenn ich das Studium nicht schaffe?<br />
Wenn das BAföG nicht reicht? Wie tief ist<br />
das Loch, in das ich dann fallen werde?«<br />
Druck – der Gehalt <strong>die</strong>ser fünf Buchstaben
»Du bist der wichtigste Mensch<br />
in deinem Leben und hast es ver<strong>die</strong>nt<br />
zu leben!«<br />
lässt viele Schiffbruch erleiden. Daher<br />
verwundert es nicht, dass auch Herr Dr.<br />
Dieter Stoll, Geschäftsführer des <strong>Rostock</strong>er<br />
Studentenwerks, eine zunehmende Anzahl<br />
an Rat- und Hilfesuchenden in den letzten<br />
drei Jahren bestätigt.<br />
Neben dem akuten Druck gibt es jedoch<br />
noch andere Ursachen. Freuds psychoanalytischer<br />
Ansatz sieht den Kern des Problems<br />
in einer Form von Selbstaggression, <strong>die</strong> <strong>nach</strong><br />
dem Verlust einer Bezugsperson oder mit<br />
der Unerreichbarkeit von Zielen ausgelöst<br />
werde. Die Narzissmus-Theorie besagt,<br />
ein gestörtes Selbstbild sei schuld. Hier<br />
führe <strong>die</strong> Konfrontation mit der Realität zu<br />
Erschütterungen solchen Ausmaßes, dass der<br />
Suizid als Ausweg betrachtet werde, um den<br />
vorigen friedlichen Zustand wiederzuerlangen.<br />
Nach dem lerntheoretischen Konzept<br />
ist der Selbstmord ein appellatives Kommunikationsmittel<br />
oder ein Hilfeschrei mit dem<br />
Ziel, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein<br />
weiterer möglicher Grund, wenn auch sicher<br />
nicht der alleinige, ist der »Werther-Effekt«.<br />
Diese Bezeichnung gründet sich auf <strong>die</strong><br />
vielen Suizid-Imitatoren <strong>nach</strong> der Veröffentlichung<br />
von Goethes »Die Leiden des jungen<br />
Werthers«. Inzwischen ist bekannt, dass<br />
detaillierte Veröffentlichungen von Selbstmorden<br />
zur Nachahmung anregen. Noch<br />
viele andere Theorien und Gewissheiten<br />
halten sich heute, <strong>die</strong> auf denen von gestern<br />
aufbauen oder neue Grundlagen für <strong>die</strong><br />
morgigen schaffen.<br />
Doch was lässt sich im Vorfeld tun? Was,<br />
wenn <strong>die</strong> Seele gerade zerreißt? Wer hält sie<br />
fest, wenn man selbst nicht mehr <strong>die</strong> Kraft<br />
dazu hat? Außer den Ratgebern im Internet<br />
und in Buchhandlungen, meint Anne K.,<br />
seien Beratungsstellen, Psychologen und natürlich<br />
Freunde <strong>die</strong> wichtigsten Anlaufstellen.<br />
Das Problem mit den Freunden ist nur, dass<br />
man oft<strong>mal</strong>s gar nicht solche starken Bande<br />
um sich hat; insbesondere <strong>nach</strong> einem Stu<strong>die</strong>nbeginn,<br />
der für viele mit dem Start in einer<br />
neuen Stadt einhergeht. Dieser Meinung<br />
ist auch Stoll: »Der Status des Studenten<br />
ändert sich gerade vom Sozialwesen zum<br />
Individualisten. Grundsätzliche Strukturen<br />
verändern sich – persönlichen Erfolgen wird<br />
heute mit vergleichbaren Statussymbolen<br />
Ausdruck verliehen. Die Studenten wachsen<br />
in <strong>die</strong> ‚Mein-Haus-mein-Auto-mein-Boot-<br />
Generation‘ hinein.« Gerade deswegen lege<br />
das Studentenwerk seinen Fokus auf <strong>die</strong><br />
Beratungsangebote. »Wenn <strong>die</strong> Studenten zu<br />
uns kommen, versuchen wir zu helfen«, so<br />
Stoll. Er bekräftigt, dass <strong>die</strong> Angebotsvielfalt<br />
zukünftig noch ausgebaut werden solle.<br />
Neben den Beratungsangeboten des<br />
Studentenwerks gibt es aber noch unzählige<br />
andere, etwa <strong>die</strong> Seelsorgerliche und<br />
Psychologische Beratungsstelle der <strong>Rostock</strong>er<br />
Stadtmission. Dr. Martina Kirsten, Diplompsychologin<br />
der Beratungsstelle, bestätigt<br />
ebenfalls einen Zulauf an Studenten, <strong>die</strong> –<br />
abgesehen von den Krisenberatungen – vor<br />
allem Konfliktbesprechungen (Partnerschaften<br />
oder Schwangerschaften) wahrnehmen.<br />
»Wegen Suizidgedanken selbst kommen <strong>die</strong><br />
Klienten selten, der Anmeldegrund ist oft<strong>mal</strong>s<br />
ein anderer. Erst im Laufe des Gespräches<br />
kristallisieren sich Fragen darüber heraus, ob<br />
das Leben noch einen Sinn macht oder ob<br />
<strong>die</strong> eigene Persönlichkeit gut genug für das<br />
Leben ist.« Kirsten betont, dass alle Studenten<br />
sehr gern <strong>die</strong> offene Sprechstunde freitags<br />
von 14 bis 16 Uhr in der Stampfmüller straße<br />
41 wahrnehmen dürfen.<br />
Doch unabhängig von der Inanspruchnahme<br />
von Beratungsstellen sind alle<br />
Betroffenen dazu aufgerufen, sich auf<br />
ihr Inneres zu besinnen und ihre eigenen<br />
Ziel- und Wertvorstellungen zu überprüfen.<br />
Erkenne deinen eigenen Wert. Lerne, dich<br />
zu beschützen, und liebe dein Leben. Jeder<br />
Mensch hat <strong>die</strong> Wahl, sein inneres Gerüst<br />
eigenständig zu stärken oder zu Fall zu bringen.<br />
Das Studium verschossen oder andere<br />
Katastrophen im Anmarsch? Was soll‘s – du<br />
bist der wichtigste Mensch in deinem Leben<br />
und hast es ver<strong>die</strong>nt zu leben!<br />
Text<br />
MAREIKE GÖTZ<br />
Jeden Donnerstag<br />
10 % Rabatt<br />
für Studenten*<br />
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Tabakwaren und Zeitschriften sowie alle Aktionsartikel sind von dem<br />
Rabatt ausgenommen. Pro Einkauf kann nur ein Rabatt gewährt werden,<br />
darum sind <strong>die</strong>se 10 % nicht mit eventuellen anderen Rabatten kombinierbar.<br />
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Jetzt noch <strong>mal</strong><br />
laut und deutlich!<br />
Verstanden wird, wer sich verständlich macht: Gesundes Sprechen ist schwer – aber<br />
genauso wirkungsvoll wie ein kräftiger Händedruck. Wer <strong>die</strong> eigene Stimme über ihre<br />
Möglichkeiten belastet, verliert <strong>die</strong>se schnell. Grund genug, sie zu schulen und zu pflegen!<br />
24<br />
»‘tschuldigung, kannst du ein bisschen lauter sprechen ...?«<br />
– Wer <strong>die</strong>sen Satz nicht nur auf überfüllten Partys, sondern<br />
auch bei jeder Wortmeldung im Seminar und dazu noch<br />
mitten im Referat hört, resigniert <strong>nach</strong> einer Weile oder<br />
fängt an herumzuschreien: pures Gift für <strong>die</strong> Stimmlippen,<br />
<strong>die</strong> wichtigsten Klangerzeuger unserer Stimme, welche im<br />
Kehlkopf sitzen. Dessen diffiziler Bewegungsapparat hängt mit<br />
all seinen Nachbarn zusammen: Nacken, Schulterbereich und<br />
Zunge (gerne <strong>mal</strong> ausprobieren!) sind dafür verantwortlich,<br />
wie weit oben sich der Kehlkopf beim Sprechen befindet – und<br />
damit zugleich dafür, wie viel Spannung unsere Stimmlippen<br />
ertragen müssen. Missbrauchen wir sie (und hierdurch auch<br />
<strong>die</strong> Ohren unserer Zuhörer!) durch zu viel Beanspruchung,<br />
wehren sie sich und bilden Knötchen, schließen nicht mehr<br />
richtig, entzünden sich – bis zur chronischen Heiserkeit.<br />
Wie sich solch unnötige Spannung auswirkt, sieht man<br />
jeden Tag: Wie albern wirkt ein Sixpack-tragender, surfender<br />
Sportlehrer mit marathontrainierten Beinen, von dem seine<br />
Schüler ab der dritten Unterrichtsstunde nicht mehr als ein<br />
heiseres Piepsen hören? Welche Geschäftsfrau kann sich<br />
in einer Diskussion durchsetzen, wenn trotz Chanel-Hosenanzug<br />
und Dreiwettertaft-Haaren ihre sich überschlagende,<br />
angespannte Stimme schon bei der Begrüßung Unsicherheit<br />
verrät? Die Stimme ist also mindestens genauso wichtig wie<br />
der Händedruck und <strong>die</strong> Körperhaltung: Schlaff-<strong>nach</strong>lässige,<br />
feucht-lispelnde oder zappelig-angespannte Zeitgenossen sind<br />
uns oft suspekt.<br />
Gerade in sprechintensiven Jobs ist <strong>die</strong> Ausfallquote hoch,<br />
werden doch Lehrer und Professoren, welche <strong>die</strong> gesprochene<br />
Sprache als primäres Werkzeug benutzen, dahin gehend kaum<br />
ausgebildet. An der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> gibt es zwar ein Semester lang<br />
»Sprecherziehung« verpflichtend für alle Lehrämter – aufgrund<br />
des Personalmangels aber leider in Gruppen von 20 Studenten,<br />
<strong>die</strong> dort lediglich ein Rhetoriktraining erhalten. Sicher auch<br />
wichtig, doch reicht das für täglich acht Schulstunden mit hohen<br />
Anforderungen an <strong>die</strong> Stimme? Lautes, deutliches Sprechen<br />
bedeutet viel Mühe; eine Arbeit, <strong>die</strong> man sich im Alltag oft<br />
nicht macht und <strong>die</strong> das Erlernen einer korrekten Sprechtechnik<br />
erfordert.<br />
Wenn <strong>die</strong> ersten Halsschmerzen kommen, ist guter Rat ohnehin<br />
teuer. Doch wie mache ich mich auch generell verständlich,<br />
ohne mir wehzutun? Die einfachste Lösung liegt in der deutlichen<br />
Artikulation der Konsonanten: Der nuschelfeine Unterschied<br />
zwischen »necken« und »lecken« kann Partykonversationen<br />
sonst schnell in unbeabsichtigte Bahnen lenken ... Ohnehin<br />
gilt es, sich der Akustik der Umgebung anzupassen. In Kirchen,
im Grünen Ungeheuer oder dem Audimax sind ausdrucksstark<br />
ausgespiene Plosivkonsonanten (p, t, k), extrascharfe<br />
Zischlaute und ein langsames Sprechtempo ein Muss, wenn<br />
man will, dass nicht nur Vokalbrei beim Zuhörer ankommt.<br />
Eine vernünftige Artikulation kann mit einem Korken im Mund<br />
trainiert werden – gleich beim nächsten Referat ausprobieren!<br />
Na ja, oder zumindest davor ... Wer dazu noch <strong>die</strong> »Abdominalatmung«<br />
beherrscht – also <strong>die</strong> »Tiefatmung in den Bauch«,<br />
wie man sie bei Yoga oder autogenem Training manch<strong>mal</strong><br />
praktiziert –, verwendet <strong>die</strong> Kraft der Bauchmuskulatur zum Erzeugen<br />
von Druck, der zu Lautstärke führt, statt nur <strong>die</strong> armen<br />
kleinen Stimmlippen anzustrengen.<br />
Aber nicht jeder hört, ob er überhaupt gut oder schlecht<br />
spricht. Infos zur Bildung von Konsonanten und Vokalen samt<br />
Übungen gibt es in sprecherzieherischen Büchern wie »Der<br />
kleine Hey: Die Kunst des Sprechens«. Wer allerdings <strong>nach</strong><br />
jedem Referat, Fußballspiel oder Partyabend den nächsten<br />
Morgen flüsternd verbringt, dem sei dringend ans Herz gelegt,<br />
direkt einen Logopäden aufzusuchen und dort der eigenen<br />
Stimme ein paar Übungen zu gönnen (Tipp: Kröpi!). Zu<br />
teuer? Nö! Nach Bescheinigung durch einen HNO-Arzt, etwa<br />
wegen Heiserkeit, zahlt <strong>die</strong> Krankenkasse eine logopädische<br />
Behandlung!<br />
Das beste Mittel, um <strong>die</strong> Stimme zu schonen, ist dennoch,<br />
auf Ruhe zu warten, bevor man spricht. In einer Umgebung, in<br />
der sich Lärm oft zur Wand auftürmt, kann ein gegenseitiges<br />
Anschreien doch keine wirklich charmante Lösung sein ...<br />
Wie funktionieren eigentlich ...<br />
... <strong>die</strong> neuen<br />
Fahrradständer?<br />
Seit Kurzem steht vor dem Bebel-Tower ein neuartiger<br />
Fahrradständer. Was auf den ersten Blick aussieht wie noch<br />
nicht fertig montiert, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung<br />
als Zwei-Etagen-Parkplatz.<br />
1<br />
Wie kommt denn das<br />
Fahrrad da hoch?<br />
2<br />
Wie praktisch! Fahrradständer<br />
auf zwei Etagen.<br />
Fotos (8): Mareike Götz<br />
25<br />
Text<br />
PASCAL ZUREK<br />
4<br />
Wenn <strong>die</strong> Stimme weg ist ...<br />
3<br />
Klappe halten: Nur wenn <strong>die</strong> Stimmlippen entlastet sind,<br />
haben sie eine Chance, sich zu regenerieren.<br />
Klappe halten, und zwar vollständig: Flüstern belastet <strong>die</strong><br />
Stimmlippen auch!<br />
Klappe halten, und zwar auch von anderen: Beim<br />
Hören von Musik, <strong>die</strong> man gut kennt oder bei der man<br />
nor<strong>mal</strong>erweise mitsingt, bewegt sich <strong>die</strong> Kehlkopfmuskulatur<br />
mit – keine Entspannung!<br />
Viel trinken, und zwar Wasser; Heiße Milch mit Honig,<br />
heiße Zitrone und »ACC akut« bewirken sicher irgendwas –<br />
<strong>die</strong> Stimme bringen sie aber auf keinen Fall wieder!<br />
Husten: Räuspern schlägt <strong>die</strong> Stimmlippen nur zusammen<br />
und wird bald zum nervigen Tick. Husten bringt dagegen<br />
eventuell vorhandenen Schleim <strong>nach</strong> oben. Also: raus damit!<br />
Nicht rauchen oder in rauchige Umgebungen gehen –<br />
lieber inhalieren; heißes Wasser mit Kochsalz funktioniert gut.<br />
Ingwer soll Wunder für <strong>die</strong> Stimme tun: Ein daumengroßes<br />
Stück Ingwer klein hacken, zehn Minuten köcheln lassen und<br />
den entstandenen Tee mehrfach täglich zu sich nehmen.<br />
Wenn du ständig heiser bist, ab zum HNO-Arzt.<br />
Du hast nur eine Stimme!<br />
5<br />
Einfach runterziehen ...<br />
Na klar! Fahrrad reinstellen ...<br />
7<br />
Und da soll es rauf?<br />
6<br />
... und wieder hochschieben. Puh!<br />
8<br />
Geschafft! Parkplatz gefunden!<br />
Ach ja! Anschließen nicht<br />
vergessen ...
Grafik: Michael Schultz<br />
26<br />
POLITISCHES<br />
Web<br />
www.<strong>heuler</strong>magazin.de/politisches<br />
Let’s get fair<br />
Elisabeth, Ressortleiterin<br />
Fairness ist das neue Pink: Deswegen thematisieren wir <strong>die</strong>ses Mal unter anderem den Einsatz<br />
<strong>Rostock</strong>s für fairen Handel, faire und unfaire Bedingungen studentischen Engagements an der<br />
<strong>Uni</strong> und <strong>die</strong> unfair vielen intimen Details, <strong>die</strong> so mancher von sich vor den staatlichen Behörden<br />
preisgeben muss. Bei der Landtagswahl ging glücklicherweise wahrscheinlich alles mit fairen<br />
Dingen zu – wenngleich das wohl nicht jeder so sehen dürfte. So let’s get ready for being fair!
Die Macht<br />
des fairen<br />
Konsumenten<br />
<strong>Rostock</strong> – bald Hanse-, <strong>Uni</strong>versitäts- und Fairtrade-Stadt? Was heute noch realitätsfern klingt, könnte<br />
bald wahr werden. Im September beschloss <strong>die</strong> Bürgerschaft, den Titel »Fairtrade Town« anzustreben, den<br />
Kommunen im Rahmen der gleichnamigen Kampagne erwerben können. Damit wäre <strong>Rostock</strong> sowohl <strong>die</strong><br />
erste Fairtrade-Stadt Mecklenburg-Vorpommerns als auch eine der ersten in den neuen Bundesländern.<br />
»Fairtrade? Hat das nicht etwas mit <strong>die</strong>sem grünblauen<br />
Siegel zu tun, das an ein Yin-Yang-Symbol<br />
erinnert?« So oder so ähnlich lauten für gewöhnlich<br />
<strong>die</strong> ersten Reaktionen von Konsumenten, wenn sie auf<br />
fairen Handel angesprochen werden – sofern sie das<br />
Siegel überhaupt kennen. Denn obwohl <strong>die</strong> Umsätze<br />
von Fairtrade-Produkten seit Jahren weltweit wachsen,<br />
machen sie in den meisten Ländern noch immer nur<br />
einen Bruchteil des Marktanteils aus.<br />
Fairtrade bedeutet eigentlich nur, dass den Produzenten<br />
ein stabiler Mindestpreis für ihre Ware garantiert<br />
wird, der über dem durch Spekulationen starken<br />
Schwankungen unterworfenen Weltmarktpreis liegt<br />
und der <strong>die</strong> Produktionskosten auf faire Art und Weise<br />
decken soll. Dafür müssen <strong>die</strong> Hersteller bestimmte<br />
soziale, ökologische und ökonomische Bedingungen<br />
einhalten, zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit.<br />
Eine Win-win-Situation für alle also.<br />
Das bekannteste Fairtrade-Siegel, das für gerechte<br />
Produktionsbedingungen steht, ist das Transfair-Siegel.<br />
Die Einhaltung von dessen Bedingungen wird durch<br />
ein unabhängiges Zertifizierungsunternehmen der<br />
»Fairtrade Labeling Organization« überprüft und <strong>nach</strong><br />
der Vergabe des Siegels regelmäßig kontrolliert. Die<br />
Händler, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Fairtrade-Produkte vertreiben, sind<br />
verpflichtet, eine Prämie an <strong>die</strong> Produzenten auszuzahlen.<br />
Diese wiederum muss in soziale und wirtschaftliche<br />
Entwicklung investiert werden, also beispielsweise den<br />
Aufbau von Schulen. Transfair-Siegel werden unter<br />
anderem für Kaffee, Tee, Kakao, Südfrüchte, Textilien,<br />
Wein und Blumen vergeben.<br />
Was bedeutet das nun für <strong>die</strong> aufstrebende<br />
Fairtrade-Stadt <strong>Rostock</strong>? Der Titel wird keineswegs<br />
nur an Kommunen vergeben, <strong>die</strong> sich verpflichten,<br />
ausschließlich fair gehandelte Produkte zu kaufen und<br />
zu benutzen. Vielmehr geht es um <strong>die</strong> Einhaltung von<br />
fünf Kriterien: Der erste Schritt ist durch den Bürgerschaftsentscheid<br />
zur Zielsetzung bereits erfolgt. Gegen<br />
den Antrag der Grünen stimmte nur <strong>die</strong> FDP-Fraktion.<br />
Eine lokale Steuerungsgruppe zur Koordinierung der<br />
Aktivitäten hat sich ebenfalls schon gebildet. Gemäß<br />
der Größe der Stadt müssen am Schluss 31 Einzelhandelsgeschäfte,<br />
17 Restaurants und Cafés sowie jeweils<br />
zwei Schulen, Vereine und Kirchen Fairtrade-Produkte<br />
verkaufen beziehungsweise verwenden. Des Weiteren ist<br />
es notwendig, dass an öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />
Aktionen zum Thema durchgeführt werden und <strong>die</strong><br />
lokalen Me<strong>die</strong>n über <strong>die</strong> Fairtrade-Aktivitäten der Stadt<br />
berichten. Vonseiten der Unterstützer des Projekts zeigte<br />
man sich optimistisch, dass <strong>die</strong> Kriterien bald erfüllt<br />
werden könnten.<br />
Aber ist das alles nicht letztendlich nur ein Tropfen<br />
auf den heißen Stein? Sicherlich ist wahr, dass <strong>die</strong><br />
Anstrengungen einer Stadt <strong>die</strong>ses geringen Ausmaßes<br />
allein nicht <strong>die</strong> Arbeitsbedingungen in der Dritten Welt<br />
verbessern können. Das Ziel der Kampagne »Fairtrade<br />
Town« ist es jedoch, überhaupt erst ein<strong>mal</strong> darauf<br />
aufmerksam zu machen, unter welchen Bedingungen<br />
<strong>die</strong> Produkte in unseren Supermärkten entstehen, und<br />
<strong>die</strong> Menschen dafür zu sensibilisieren, beim Kauf darauf<br />
zu achten, Ausbeutung nicht zu unterstützen. Denn <strong>die</strong><br />
größte Macht im weltweiten Produktionsprozess hat<br />
immer noch <strong>die</strong> Gesamtheit der Konsumenten. Daher<br />
ist <strong>die</strong> Zielsetzung der <strong>Rostock</strong>er Bürgerschaft eine<br />
begrüßenswerte Initiative. Dabei allein darf es aber<br />
nicht bleiben.<br />
Text<br />
ELISABETH WOLDT<br />
Seit 2009 können sich<br />
Kommunen in Deutschland<br />
für den Titel »Fairtrade Town«<br />
bewerben. Inzwischen gibt es<br />
deutschlandweit 54 Fairtrade-<br />
Städte. Weltweit sind es<br />
ungefähr 1.000 in 22 Ländern.<br />
Mehr dazu unter: fairtradetowns.de<br />
Fair gehandelter Kaffee ist das<br />
bekannteste Produkt mit dem<br />
Transfair-Siegel. Dennoch lag<br />
der Marktanteil im Vergleich<br />
zu anderen Kaffeeprodukten<br />
2010 in Deutschland bei nur<br />
zwei Prozent. Die Getränke<br />
der Chaqwa-Kaffeeautomaten<br />
der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> sind fair<br />
gehandelt.<br />
Fair gehandelte Ware bekommt<br />
man in den Weltläden.<br />
In <strong>Rostock</strong> gibt es ein solches<br />
Geschäft schon seit 1990.<br />
Es befindet sich im Ökohaus<br />
in der Hermann straße 36.<br />
Weitere Infos: oekohausrostock.de<br />
27
28<br />
Nackt im Netz<br />
der Bürokraten<br />
Diesen Artikel widme ich allen Menschen, <strong>die</strong> schon oft an der<br />
Bürokratie verzweifelt sind, <strong>die</strong> ihre Träume zerstört sahen durch ein<br />
Nein zum BAföG-Antrag, <strong>die</strong> einen Brief von der <strong>Uni</strong>versität erhielten,<br />
der ihre Exmatrikulation beinhaltete oder <strong>die</strong> Ablehnung auf ein<br />
Stipendium. Ich teile euer Leid. Meine Zukunft lag lange Zeit in den<br />
labilen Händen der Bürokraten einer amerikanischen Botschaft.<br />
»The American Dream« hat mich gepackt<br />
– schon lange steht mein Entschluss fest, eines<br />
Tages auszuwandern. Ob Greencard-Lotterie<br />
oder Studentenvisum, alle Optionen wurden<br />
erwägt und der Reihe <strong>nach</strong> verworfen. Doch<br />
dann wurde es Ernst: Endlich lagen meine ersten<br />
Papiere bereit zum Versand an den »<strong>Uni</strong>ted<br />
States Citizen & Immigration Service«. Da mir<br />
ein knuffiger Amerikaner vor einem halben Jahr<br />
einen Heiratsantrag gemacht hat, kommt für<br />
mich inzwischen nur noch das K-1-Visum, das<br />
sogenannte Verlobtenvisum, in Frage. Würde ich<br />
stattdessen mit einem Studentenvisum einreisen,<br />
um meinen Freund vor Ort »einfach so« zu heiraten,<br />
könnte <strong>die</strong> Einwanderungsbehörde mir <strong>die</strong><br />
Arbeitserlaubnis verweigern. Spaßig!<br />
Wie viele Papiere ich insgesamt ausfüllen<br />
musste, kann ich euch nicht mehr sagen, doch<br />
<strong>die</strong> Anzahl brachte <strong>die</strong> Kopierer in der <strong>Uni</strong><br />
beinahe um. Zudem lassen sich bestimmte Visa<br />
für <strong>die</strong> USA – und so natürlich auch K-1 – nicht<br />
allein mit starkem Willen durchsetzen, sondern<br />
lediglich mit einem Haufen SCHOTTER! Es sei<br />
nur so viel gesagt, dass allein das Formular für<br />
meinen Antrag 345 Euro kostete ... Darin enthalten<br />
sind nun sowohl alle meine persönlichen<br />
Daten (Geburtsdatum, Eltern, Wohnort – ihr<br />
kennt das ja) als auch ehe<strong>mal</strong>ige Arbeitgeber,<br />
<strong>Uni</strong>versitäten und Schulen. Daneben braucht<br />
man ungefähr einen Jahresvorrat an Passbildern,<br />
Kugelschreibern und Red Bull.<br />
Doch es hat funktioniert – <strong>nach</strong> fast drei<br />
Monaten Wartezeit stand endlich mein Interviewtermin<br />
bei der Botschaft fest. Die Vorfreude auf<br />
lustiges Plaudern war damit trotzdem im Keim<br />
erstickt – anbei der Erlaubnis, einen Termin zu<br />
erbitten, lag nämlich eine lange To-do-Liste,<br />
ohne deren Abarbeitung mich mein Interviewpartner<br />
natürlich nie<strong>mal</strong>s hätte einreisen lassen<br />
können. Mein kompletter Kontoinhalt, Ausgaben<br />
/ Einnahmen, Arbeitgeber und Wohnorte der<br />
letzen vier Jahre hatten wohl nicht ausgereicht,<br />
um sich ein ausgereiftes Bild über meine Existenz<br />
zu zeichnen. Nun ging es also in den Endspurt:<br />
Impfungen, polizeiliches Führungszeugnis,<br />
internationale Geburtsurkunde, internationaler<br />
Impfausweis, Passfotos und noch mehr Formulare<br />
waren gefordert, ein Untersuchungstermin bei<br />
einem von der Botschaft ausgewählten Amtsarzt<br />
stand bevor. Fragen über Fragen kamen auf:<br />
Behördliches Führungszeugnis oder nor<strong>mal</strong>es?<br />
Sollte <strong>die</strong> gute DDR-Pockenimpfung wirklich für<br />
meine neue Existenz aufgelistet werden? Mein<br />
Passfoto ist fünf Monate und drei Wochen alt –<br />
geht das trotzdem?<br />
Um in das Land der unmöglichen Notwendigkeiten<br />
einwandern zu dürfen, lag ich zu guter<br />
Letzt eine Stunde nackig unter verschiedenen<br />
Röntgenstrahlern, unterschrieb mechanisch <strong>die</strong><br />
Bewilligung zur Organspende und reimte mein<br />
»Statement of relationship« mithilfe von Zitaten<br />
aus »Harry und Sally«, »Titanic« und »Schlaflos<br />
in Seattle« zusammen. Je schnulziger<br />
desto besser! Bei der Botschaft in<br />
Frankfurt angekommen war<br />
mein Körper so schlapp, dass<br />
das korrekte Sortieren der<br />
Unterlagen fast unmöglich<br />
schien – man muss <strong>die</strong> Unterlagen nämlich in<br />
der richtigen Reihenfolge einordnen, ansonsten<br />
verdirbt das den Interviewern <strong>die</strong> Laune. An das<br />
folgende Gespräch selbst kann ich mich kaum<br />
noch erinnern, aber was bleibt, ist <strong>die</strong> Erkenntnis,<br />
dass ich meinen Namen endlich ohne<br />
<strong>nach</strong>zudenken in jegliche vorgesehenen Lücken<br />
eintragen kann. Und dann? Erneutes Warten …<br />
Das vielleicht größte Problem bei der Auswanderung<br />
ist <strong>die</strong> Ungewissheit. Nie weiß man,<br />
ob etwas im Antrag fehlt oder der persönliche<br />
Hintergrund vielleicht von Anfang an nicht<br />
passt. Die schlechte Informationspolitik zwischen<br />
Botschaft und Bürgern ist resistent und verschlimmert<br />
das innere Gefühl der Panik noch.<br />
Immerzu glaubt man, etwas falsch gemacht zu<br />
haben, oder im Ausnahmefall sogar, verfolgt<br />
zu werden. Bei Telefongesprächen mit meinem<br />
Freund hab’ ich es zum Schluss vermieden,<br />
Wörter wie Bombe, Terrorismus und 9/11 zu<br />
sagen – einfach nur zur Sicherheit. Selbstverständlich<br />
ist es untersagt, <strong>die</strong> Botschaft anzurufen<br />
und zu fragen, ob alles mit dem Antrag<br />
in Ordnung ist. Es wird ausdrücklich auf der<br />
Webseite darauf hingewiesen, dass Anrufe nur<br />
im Notfall gebilligt sind. Eine Auskunft kann<br />
man das wohl nicht nennen. Mein Rat deshalb<br />
an alle amerikalustigen Deutschen: Nehmt euch<br />
Zeit für <strong>die</strong>se Tortur! Aber immerhin: Ich habe<br />
es geschafft! Ich kann jetzt 24 Stunden am Tag<br />
Burger essen, eine Waffe tragen und vielleicht<br />
sogar <strong>nach</strong> meiner Einbürgerung in vier Jahren<br />
einen neuen radikalen Präsidenten wählen. God<br />
bless America!<br />
Text<br />
KAROLIN BUCHHOLZ<br />
Intensivster Prüfung muss sich<br />
unterziehen, wer in <strong>die</strong> Vereinigten<br />
Staaten per Verlobtenvisum<br />
einreisen möchte<br />
Illustration: Hannes Falke
Politische Bildung<br />
Termine<br />
Theatervorstellung: »Rest in Pieces«<br />
Politische Bildung <strong>mal</strong> anders. Schon mit dem Theaterstück »Bis<br />
zum Anschlag«, das <strong>die</strong> Übergriffe auf das Sonnenblumenhaus in<br />
Lichtenhagen behandelt, hatte <strong>die</strong> Freie Theaterjugend <strong>Rostock</strong><br />
ein wichtiges politisches Thema eindrucksvoll inszeniert. Nun sind<br />
sie mit »Rest in Pieces« zurück, einem Drama über Islamismus und<br />
Terrorismus in Deutschland.<br />
Grafik: Björn Giesecke<br />
!<br />
>><br />
u. a. 12. / 26. / 27. Oktober, 20:00 Uhr, Peter-Weiss-Haus<br />
www.peterweisshaus.de<br />
Auf ein Ehrenwort<br />
Vortrag: »Konsequenzen des Klimawandels<br />
für <strong>die</strong> Ostsee«<br />
Im Rahmen der Interdisziplinären Ringvorlesung »Meer oder weniger<br />
– Schutz und <strong>nach</strong>haltige Nutzung einer globalen Ressource«<br />
stehen in <strong>die</strong>sem Semester <strong>die</strong> Meere im Zentrum der wissenschaftlichen<br />
Betrachtung. Der Vortrag am 20. Oktober legt den Fokus auf<br />
<strong>die</strong> Konsequenzen des Klimawandels für den Ostseeraum und wird<br />
von Privatdozent Gerald Schernewski gehalten. Unterstützt wird <strong>die</strong><br />
Veranstaltung durch <strong>die</strong> Heinrich-Böll-Stiftung, den Wissenschaftsverbund<br />
Um-Welt der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> und <strong>die</strong> Interdisziplinäre Fakultät.<br />
!<br />
>><br />
20. Oktober, 17:15 Uhr, Campus Ulmenstraße / HS 323<br />
www.boell-mv.de<br />
Lesung: »Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene«<br />
Frauen sind aus der Nazi-Szene nicht mehr wegzudenken. Unter dem<br />
Deckmantel sozialen Engagements agieren sie im pädagogischen<br />
Bereich, organisieren Demonstrationen und kandi<strong>die</strong>ren für <strong>die</strong> NPD.<br />
Die Journalisten Andrea Röpke und Andreas Speit haben sich intensiv<br />
mit <strong>die</strong>sem Thema beschäftigt und ihre Recherchearbeit in dem Buch<br />
»Mädelsache – Frauen in der Neonazi-Szene« veröffentlicht. Aus <strong>die</strong>sem<br />
werden sie auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung in <strong>Rostock</strong><br />
lesen und für Fragen bereit stehen.<br />
!<br />
20. Oktober, 19:30 Uhr, VHS <strong>Rostock</strong> (Kabutzenhof 10a)<br />
Ehrenamt ist Ehrensache. Diese Schlussfolgerung erscheint<br />
zumindest angesichts der etymologischen Bedeutung des Wortes<br />
naheliegend. Ehrenamt steht für das Herzblut, das man in eine Tätigkeit<br />
steckt, für Freizeit, <strong>die</strong> man für eine Sache investiert, und für das wohlige<br />
Gefühl, etwas geschaffen zu haben, wenn entsprechende Projekte<br />
abgeschlossen und honoriert werden. Dass sich Leute freiwillig politisch<br />
oder sozial engagieren, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft<br />
– egal ob es nun um den Trainer der Fußballmannschaft, den<br />
Kommunalvertreter in der Bürgerschaft, den Organisator des Kinderfestes<br />
in der Nachbarschaft oder <strong>die</strong> Erstretter beim Lieblings-Festival geht.<br />
Selbstverständlich ist das Ehrenamt deshalb aber noch lange nicht. Vor<br />
allem wenn angesichts der Verkürzung der Schulzeit, Stu<strong>die</strong>nstraffung<br />
im Rahmen des Bologna-Prozesses und wachsender wirtschaftlicher<br />
Unsicherheiten <strong>die</strong> Bereitschaft der Menschen, sich kostenlos – wenngleich<br />
nie<strong>mal</strong>s umsonst – für etwas voll und ganz einzusetzen, immer<br />
weiter sinkt. Häufig kann <strong>die</strong> Anerkennung anderer allein sowie eine<br />
geringe finanzielle Aufwandsentschädigung (<strong>die</strong> nicht immer auch so<br />
heißen darf) <strong>die</strong>sen Einsatz einfach nicht mehr kompensieren. Da hilft<br />
es auch nicht, dass 2011 das europäische Jahr des Ehrenamts ist: Viele<br />
Schülerzeitungen gehen ein, Freiwillige Feuerwehren schließen ihre<br />
Tore und in den Hospizen fehlen <strong>die</strong> ehrenamtlichen Begleiter für den<br />
individuellen Abschied.<br />
Ist es in Anbetracht dessen nicht umso bedauerlicher, wenn ein ehe<strong>mal</strong>iger<br />
AStA-Referent der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> damit droht, <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendenschaft<br />
wegen sittenwidriger Löhne zu verklagen, und damit in Kauf nimmt,<br />
dass viele gute und wichtige Projekte wie studentische Me<strong>die</strong>n, <strong>die</strong><br />
eben nicht nur von zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützern leben,<br />
in ihrer Existenz und Ehre bedroht werden? Nennt man so etwas jetzt<br />
Ehrenmord?<br />
29<br />
>><br />
www.fes-mv.de<br />
Text<br />
ELISABETH WOLDT
Gescheitert ?<br />
Er hätte gekonnt. Vor einem Jahr übernahm Johannes Krause als Hoffnungsträger das Amt des StudentINNenrats-<br />
Präsidenten, der etwas frischen Wind in <strong>die</strong> studentische Gremienarbeit bringen sollte. Herausgekommen sind<br />
eine Beitragserhöhung, eine Wahlrechtsreform – und jede Menge Resignation. Ein Interview mit dem scheidenden<br />
Präsidenten über Anspruch, Chancen und <strong>die</strong> Wirklichkeit von hochschulpolitischem Engagement.<br />
30<br />
<strong>heuler</strong>: Johannes, dein Amtsantritt als Präsident des StudentINNenrats (Stu-<br />
Ra) vor einem Jahr war durchaus mit großen Erwartungen verbunden. Wie ist<br />
nun deine Bilanz?<br />
Johannes Krause: Um ehrlich zu sein, habe ich nicht das Gefühl, besonders<br />
viel für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendenschaft erreicht zu haben. Anfangs habe ich<br />
mich vor allem darauf konzentriert, <strong>die</strong> Arbeit des StuRa zu verbessern und<br />
sie mehr <strong>nach</strong> außen zu tragen, indem ich beispielsweise <strong>die</strong> Fachschaftsräte<br />
zu den Sitzungen einlud. Durch Besuche bei anderen Stu<strong>die</strong>rendenparlamenten<br />
habe ich bemerkt, dass der StuRa eine neue Struktur braucht,<br />
welche durch das neue Wahlsystem entstehen soll. Ich hatte <strong>die</strong> Hoffnung,<br />
mit guten Arbeitsstrukturen im Parlament dauerhaft eine stärkere Stu<strong>die</strong>rendenvertretung<br />
zu schaffen. Leider gab es aber sehr viel Streit zwischen StuRa<br />
und Allgemeinem Stu<strong>die</strong>rendenausschuss (AStA), dem AStA und mir und<br />
sogar innerhalb des StuRa-Präsidiums. Es ist deprimierend, aber ich hatte<br />
zu Beginn der Wahlperiode wirklich gehofft, beispielsweise positiv auf <strong>die</strong><br />
Problematik der unrechtmäßigen Anwesenheitskontrollen an der Philosophischen<br />
Fakultät einzuwirken. Aber auch hier hat sich schnell gezeigt, dass <strong>die</strong><br />
Fronten verhärtet sind.<br />
Eines deiner wichtigsten Projekte war <strong>die</strong> angesprochene Reform des Wahlrechts.<br />
Was ist daraus geworden?<br />
Auch wenn <strong>die</strong> Wahlordnung noch nicht abgeschlossen ist, halte ich dessen<br />
Ausarbeitung für eins meiner gelungenen Projekte. Derzeit müssen noch<br />
Feinheiten geändert werden, aber der Grundgedanke ist drin – Wahlen gemäß<br />
denen des Bundestages: also eine Mischung aus Listenwahl und Auffüllung<br />
durch Direktmandate. Damit würde das Organ, welches <strong>die</strong> Meinungsbildung<br />
der <strong>Rostock</strong>er Stu<strong>die</strong>rendenschaft zur Aufgabe hat, endlich auch so<br />
gewählt werden, dass sich ihr Willen darin widerspiegelt. Durch Listenwahlen<br />
haben unsere Kommilitonen erst<strong>mal</strong>s <strong>die</strong> Möglichkeit zu zeigen, welche politische<br />
Richtung ihnen an der <strong>Uni</strong> wichtig ist. Bisher wird der StuRa ja dadurch<br />
gewählt, dass es erst ein<strong>mal</strong> genügend unabhängige Kandidaturen an den<br />
Fakultäten geben muss und dann kommen vor allem <strong>die</strong> rein, deren Namen<br />
man schon <strong>mal</strong> gehört hat. Interessenvertretung geht definitiv anders.<br />
Neben deiner StuRa-Tätigkeit warst du in einigen anderen hochschulpolitischen<br />
Gremien aktiv, zum Beispiel im Akademischen Senat, im Konzil und<br />
im Fachschaftsrat (FSR) der Physiker. Welche Bedeutung misst du <strong>die</strong>sen<br />
Gremien bei?<br />
Die Fachschaftsräte sind auf jeden Fall sehr wichtig, weil <strong>die</strong> Studenten dazu<br />
noch am meisten Bezug haben und beschlossene Sachen darin auch wirklich<br />
umgesetzt werden, da bei ihnen For<strong>mal</strong>itäten viel, viel unwichtiger als zum<br />
Beispiel im StuRa sind.<br />
Den Senat finde ich auch sehr wichtig, denn er ist das Kontrollgremium<br />
des Rektorats – was der aktuelle Senat aber leider nicht verstanden zu haben<br />
scheint. Ein richtiger Kuschelsenat – überall wird getuschelt, aber niemand<br />
traut sich, den Rektor irgendwas Unangenehmes zu fragen. Das müssen<br />
in der Regel <strong>die</strong> Studenten im Senat machen, und gerade deshalb sind sie<br />
auch so wichtig. Außerdem: Wo sonst hat man als Student <strong>die</strong> Chance,<br />
studentische Interessen gegenüber dem Rektor zu artikulieren?<br />
Der StuRa ist leider immer noch ein Bittsteller, hat aber auf jeden Fall das<br />
Potenzial, an Bedeutung zu gewinnen. Obwohl er den AStA einsetzt und ihn<br />
kontrollieren soll, ist er in der Realität immer nur dessen Steigbügelhalter,<br />
weil der AStA letztendlich das Gremium ist, das Kontakt zu den Studenten<br />
hat. Ich würde mir wünschen, dass <strong>die</strong> Studenten mehr vom StuRa mitbekämen.<br />
Er würde sicher an Macht gegenüber Rektorat und Landesregierung<br />
gewinnen, wenn er <strong>die</strong> breite Unterstützung der Stu<strong>die</strong>rendenschaft hätte.<br />
Und welche Einflussmöglichkeiten haben Studenten in <strong>die</strong>sen Gremien nun<br />
wirklich?<br />
Formell gibt es im Senat <strong>die</strong> Möglichkeit, ein studentisches Veto zu ziehen.<br />
Dadurch wird <strong>die</strong> Entscheidung aber nur um einen Monat aufgeschoben<br />
– das nützt also nur dann, wenn <strong>die</strong> Entscheidung dringend getroffen<br />
werden müsste. Im FSR hängt der Einfluss besonders davon ab, wie aktiv <strong>die</strong><br />
Mitglieder sind. Der Physik-FSR, in dem ich war, hatte beispielsweise gute<br />
Kontakte und konnte dadurch an den Stu<strong>die</strong>nordnungen mitschreiben. Und<br />
dem StuRa fehlt einfach <strong>die</strong> politische Power, um Sachen, <strong>die</strong> er formuliert,<br />
auch wirklich durchzusetzen.<br />
Insgesamt strotzt der StuRa nicht gerade vor Motivation. Wie bewertest du<br />
es, dass so viele den Sitzungen fernbleiben?<br />
Klar, <strong>die</strong> Motivation lässt <strong>nach</strong>. Das ist anscheinend nor<strong>mal</strong>. Wirklich schade<br />
fand ich aber, dass generell so wenig Initiative aus dem StuRa kam. Zu<br />
Beginn des Jahres gab es viele gute und unterschiedliche Ideen. Später kam<br />
davon leider fast gar nichts. Mag aber auch sein, dass ich <strong>die</strong> Mitglieder<br />
nicht genug dazu angehalten habe.<br />
<strong>Warum</strong> lohnt es denn trotz all <strong>die</strong>ser Hürden, sich in den studentischen<br />
Gremien zu engagieren?<br />
Das ist immer ein bisschen so wie ein chinesischer Glückskeks: Ein Mal im Jahr<br />
nimmst du dir einen und kannst dann aus dem Spruch, der darin ist, etwas<br />
machen. Nach jeder Wahl gibt es neue Ideen, neue Leute und neue Chancen,<br />
und <strong>die</strong> Frage ist dann, wie das Gremium über <strong>die</strong> Startphase kommt. Wie<br />
zum Beispiel <strong>die</strong> alten Hasen mit ihrer Erfahrung dafür sorgen, dass <strong>die</strong> neuen<br />
Leute eingearbeitet werden, ohne aber dabei den Eindruck zu vermitteln,<br />
dass nur sie wissen, wo es langgeht. Mir hat es eigentlich immer großen Spaß<br />
gemacht, Probleme vorgelegt zu bekommen und <strong>die</strong>se dann innerhalb der<br />
gegebenen Strukturen zu lösen. Außerdem ist ein ganz netter Nebeneffekt,<br />
Studenten außerhalb des eigenen Stu<strong>die</strong>ngangs kennenzulernen.
Phyik-Absolvent Johannes<br />
Krause blickt zurück auf<br />
ein Jahr im Amt des StuRa-<br />
Präsidenten sowie auf <strong>Rostock</strong>:<br />
Seit Oktober stu<strong>die</strong>rt er in<br />
Jena Politikwissenschaften und<br />
Psychologie.<br />
Foto: Caroline Heinzel<br />
31
Es gab in deiner Amtszeit jedoch viele Streitigkeiten: zwischen dir und dem<br />
AStA-Vorsitz, aber auch innerhalb des StuRa-Präsidiums. Wie ist es dazu<br />
eigentlich gekommen?<br />
Zu Beginn meiner Amtszeit waren alle ziemlich motiviert. Alle wollten etwas<br />
bewegen und verändern. Beim AStA wurde ich jedoch als Fremdkörper wahrgenommen.<br />
In den Sitzungen habe ich möglichst konstruktiv immer wieder Probleme<br />
angesprochen und Lösungsvorschläge gemacht, wenn ich der Meinung<br />
war, dass etwas nicht richtig läuft. Es kam zu Reibereien, <strong>die</strong> sich <strong>nach</strong> und<br />
<strong>nach</strong> hochgeschaukelt haben. Hinzu kam dann <strong>die</strong> Sache mit dem Rücktritt<br />
des AStA-Vorsitzenden. Ich habe ihn sogar noch vor dem StuRa verteidigt,<br />
damit er bleibt – doch dann hat er mich tief enttäuscht, als er meinen eigenen<br />
Rücktritt forderte. Seitdem war das Verhältnis zwischen uns eher pragmatisch.<br />
Die Probleme innerhalb des StuRa-Präsidiums kamen ungefähr einen Monat<br />
später. Wir waren dort sehr unterschiedliche Charaktere und auch häufig<br />
anderer Ansicht, <strong>die</strong> Auseinandersetzungen habe ich aber immer als sachlich<br />
empfunden. Irgendwann im Februar wurde dann von einem Mitglied des<br />
Präsidiums eine Zielscheibe auf ein Portrait von mir geklebt, das der <strong>heuler</strong><br />
mir <strong>mal</strong> geschenkt und im Büro aufgehängt hatte. Dazu waren Pfeile mit<br />
Botschaften aufgeklebt, <strong>die</strong> mich als Versager darstellten, zum Beispiel weil ich<br />
<strong>die</strong> Beitragsordnung fast in den Sand gesetzt hätte. Da waren so einige Sachen<br />
<strong>die</strong>ser Art. Ich glaube einfach, dass manche schon so lange im Amt sind, dass<br />
sie mit den neuen Impulsen, <strong>die</strong> ich setzen wollte, einfach nicht klar kamen. Ich<br />
hatte auf mehr Professionalität gehofft, aber das war wohl etwas naiv. Na ja,<br />
<strong>die</strong>se Diskussionen waren alle sehr ermüdend und ich finde schade, dass es so<br />
gelaufen ist. Zu<strong>mal</strong> ich so was aus dem FSR der Physik gar nicht kenne.<br />
Im letzten Jahr ist häufig der Eindruck entstanden, dass persönliche Konflikte<br />
<strong>die</strong> inhaltliche Ebene der Diskussion überlagerten. Kannst du dir erklären,<br />
warum das so ist und was man da ändern könnte?<br />
Das ist wahrscheinlich immer eine Frage der Persönlichkeiten, <strong>die</strong> in den<br />
Gremien sitzen. Vielleicht könnte man einen externen Mediator einsetzen, aber<br />
das würde natürlich Geld kosten. Ich denke aber, dass <strong>die</strong> Leute einfach lernen<br />
müssen, damit umzugehen, dass ihre Ideen nicht immer Anklang finden und<br />
auch kritisiert werden, ohne das persönlich zu nehmen. Zusätzlich vergreifen<br />
sich einige immer <strong>mal</strong> im Ton, was natürlich auch nicht in Ordnung ist.<br />
Mit welchen Gefühlen hast du dein Amt nun niedergelegt?<br />
Also, das Jahr hat mich auf jeden Fall extrem bereichert, gerade was Konfliktumgang<br />
betrifft. Es war aber auch einfach spannend, ein Gremium zu leiten,<br />
sich anzuhören, was <strong>die</strong> Leute sagen, das zu koordinieren, zu überlegen, wie<br />
man daraus nun Beschlüsse formulieren kann. Und sich auch <strong>mal</strong> mit Professoren<br />
im Senat zu streiten, hat mir natürlich auch Spaß gemacht. [Er grinst.]<br />
Alles in allem bin ich aber froh, <strong>die</strong> Verantwortung weitergeben zu können<br />
und wieder ein einfacher Student zu sein.<br />
Viele Studenten, <strong>die</strong> hochschulpolitisch nun schon lange aktiv waren, gehen<br />
jetzt weg. Was möchtest du dem zukünftigen StuRa mit auf den Weg geben?<br />
Der StuRa muss versuchen, transparenter zu werden und wieder mehr Bezug<br />
zu den Studenten herzustellen. Er sollte sich außerdem bemühen, mehr über<br />
Ausschüsse zu arbeiten. Zusätzlich sollte jedes StuRa-Mitglied versuchen,<br />
mindestens ein Mal im Semester bei einer AStA-Sitzung dabei zu sein, weil man<br />
<strong>die</strong> ganzen Abläufe dann viel besser versteht und der StuRa schließlich <strong>die</strong> Aufgabe<br />
hat, den AStA zu kontrollieren. Und natürlich sollte sich jeder bemühen,<br />
<strong>die</strong> sachliche Ebene in den Diskussionen zu wahren und sich einfach darauf zu<br />
konzentrieren, welche Lösung <strong>die</strong> beste für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendenschaft ist.<br />
Vielen Dank für <strong>die</strong>ses Gespräch und viel Erfolg in Jena.<br />
Interview<br />
GESA RÖMER UND ELISABETH WOLDT<br />
a<br />
32<br />
Was gibts Neues von StuRa und AStA?<br />
StuRa fordert<br />
Konsequenzen<br />
an der PHF<br />
Da das Dekanat der Philosophischen<br />
Fakultät <strong>nach</strong> wie vor<br />
glaubt, eine Anwesenheitspflicht<br />
durchsetzen zu können, und das<br />
Rektorat bisher nichts dagegen<br />
zu unternehmen scheint, hat der<br />
<strong>Rostock</strong>er StudentINNenrat den<br />
Rektor aufgefordert, endlich Konsequenzen<br />
zu ziehen. Der Beschluss<br />
des Fakultätsrats in Bezug auf <strong>die</strong><br />
Durchsetzung der Anwesenheitspflicht<br />
verstößt klar gegen <strong>die</strong><br />
geltenden Stu<strong>die</strong>n- und Prüfungsordnungen.<br />
Aufgabe des Rektors ist<br />
es eigentlich, derartiges Verhalten<br />
seiner Angestellten, wie jenes von<br />
Dekan Prof. Hans-Jürgen von Wensierski,<br />
zu unterbinden.<br />
Weniger Referate<br />
pro AStA, mehr<br />
Gehalt pro Referent<br />
Der StudentINNenrat (StuRa) hat<br />
der von Christian Berntsen vorgeschlagenen<br />
Umstrukturierung des<br />
Allgemeinen Stu<strong>die</strong>rendenausschusses<br />
(AStA) zugestimmt. Statt wie<br />
bisher elf AStA-Mitglieder, <strong>die</strong> 195<br />
beziehungsweise 160 Euro im Monat<br />
erhielten, sollen alle Aufgaben<br />
künftig von nur sieben Referenten<br />
inkl. Vorsitz und Geschäftsführung<br />
erledigt werden. Für den Mehraufwand<br />
gibt’s dann monatlich 260<br />
Euro. Die neuen Referenten für<br />
Finanzen, Hochschulpolitik, Interne<br />
Gremienkommunikation, Veranstaltungen<br />
und Soziales, für den Vorsitz<br />
und <strong>die</strong> Geschäftsführung werden<br />
auf der konstituierenden Sitzung<br />
des StuRa am 12. Oktober gewählt.<br />
Spontanbewerbungen sind auch auf<br />
der Sitzung selbst noch möglich.<br />
AStA-Referent will<br />
StuRa verklagen<br />
Vor ziemlich genau einem Jahr wählte<br />
der <strong>Rostock</strong>er StudentINNenrat<br />
(StuRa) einen neuen Referenten in<br />
das Amt für politische Bildung im<br />
Allgemeinen Stu<strong>die</strong>rendenausschuss<br />
(AStA). Paul Wutschke akzeptierte mit<br />
der Annahme seiner Wahl den monatlichen<br />
Obolus von 160 Euro und<br />
riss sich – <strong>nach</strong> eigenen Angaben<br />
– fortan den Allerwertesten für <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>rendenschaft auf. Nun fordert<br />
er für seinen Arbeitsaufwand, der<br />
sich auf rund 50 Stunden pro Monat<br />
belaufe, <strong>nach</strong>träglich insgesamt<br />
7.680 Euro und lässt seinen Anwalt<br />
mit gerichtlichen Schritten drohen.<br />
Mit <strong>die</strong>sem Vorgehen bezieht er sich<br />
auf <strong>die</strong> jüngst auflodernde Debatte,<br />
laut derer auch AStA-Referenten<br />
Arbeitnehmer seien und dem<strong>nach</strong><br />
einen Anspruch auf ein – <strong>nach</strong> den<br />
Tarifstufen des öffentlichen Dienstes<br />
berechnetes – Gehalt hätten.<br />
Text<br />
ÄNNE CORDES und<br />
mareike Götz
Im Osten nix Neues<br />
In Mecklenburg-Vorpommern bleibt <strong>nach</strong> der Landtagswahl wahrscheinlich<br />
fast alles beim Alten. Die Zeichen stehen erneut auf Rot-Schwarz.<br />
Erwin Sellering ist weiterhin Ministerpräsident. Die NPD schafft den<br />
Wiedereinzug. Die Grünen erobern das letzte Landesparlament und <strong>die</strong> FDP<br />
fliegt aus dem Schweriner Schloss. Noch Fragen?<br />
Kaum wiederzuerkennen ist das Schweriner Schloss am Tag der Wahl:<br />
Vor dem Landtag haben <strong>die</strong> großen Rundfunksender ihre Studios aufgebaut,<br />
am Rande des Sees bringen sich <strong>die</strong> Kamerateams in Stellung, um so<br />
nah wie möglich an passierende Wähler und möglicherweise Gewählte zu<br />
gelangen. Neugierige Zuschauer versuchen, einen Blick auf <strong>die</strong> Politprominenz<br />
oder auf das Geschehen in den Übertragungswagen zu erhaschen,<br />
und selbst im zum Presseraum umfunktionierten Plenarsaal tummeln sich <strong>die</strong><br />
Korrespondenten. Doch auch dort wird es um 18:00 Uhr für einen Moment<br />
still, <strong>nach</strong>dem sich viele gebannt vor dem Fernseher im Foyer versammelt haben,<br />
um auf <strong>die</strong> ersten Prognosen zu warten. Wenig Regung gibt es während<br />
der Verkündung der Hochrechnungen für <strong>die</strong> großen Parteien: Der vorangegangene<br />
Kuschelwahlkampf der Regierung sowie <strong>die</strong> große Beliebtheit des<br />
Ministerpräsidenten Erwin Sellering hatten den Sieg der SPD und den Stimmverlust<br />
der »C wie Zukunft«-Partei CDU schon erahnen lassen. Und auch bei<br />
den Linken war <strong>nach</strong> der Debatte um Mauerbau und Kommunismus kein<br />
Aufwind mehr erwartet worden.<br />
Manch zustimmendes Nicken ist zu sehen, als klar wird, dass <strong>die</strong> Grünen<br />
nun auch erst<strong>mal</strong>s in Mecklenburg-Vorpommern den Sprung über <strong>die</strong><br />
Fünf-Prozent-Hürde geschafft haben. Hämisches Grinsen huscht angesichts<br />
des Absturzes der FDP über einige Gesichter und leises Fluchen zischt beim<br />
Einblenden des NPD-Balkens durch den Raum, da der Partei erneut der<br />
Wiedereinzug in den Landtag gelungen ist. Alles ist gefolgt von ungläubigem<br />
Kopfschütteln, als sich <strong>die</strong> Tendenz abzeichnet, dass sich nur ungefähr <strong>die</strong><br />
Hälfte der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger Mecklenburg-Vorpommerns<br />
zur Urne begeben hat.<br />
Viel Neues hatte <strong>die</strong> Wahl trotz aller Emotionen im Schweriner Schloss<br />
nicht zu bieten. Mehr als einen Monat da<strong>nach</strong> ist absehbar, dass <strong>die</strong> große<br />
Koalition aus SPD und CDU fortgesetzt wird. Um <strong>die</strong> Ministerposten wird derweil<br />
fleißig geschachert und auch einige Kompromisse bleiben noch unklar.<br />
Mit derartigen Problemen müssen sich so viele <strong>Rostock</strong>er wie noch nie herumschlagen:<br />
Elf Abgeordnete von hier werden fortan im Schweriner Schloss<br />
sitzen. Die vier Direktmandate gingen dabei alle an <strong>die</strong> SPD. Überhaupt ist<br />
es interessant, sich das Wahlergebnis in <strong>Rostock</strong> ein<strong>mal</strong> genauer anzuschauen.<br />
<strong>Besonders</strong> gilt <strong>die</strong>s für den Wahlkreis III, der <strong>die</strong> Kröpeliner-Tor-Vorstadt,<br />
das Hansaviertel, das Komponistenviertel, <strong>die</strong> Gartenstadt, <strong>die</strong> Südstadt und<br />
Biestow umfasst und in dem damit wohl <strong>die</strong> meisten Studenten der Stadt<br />
leben. Hier kamen <strong>die</strong> Grünen auf beachtliche 19,1 Prozent, und selbst <strong>die</strong><br />
Piraten, <strong>die</strong> zwei Wochen später in Berlin für einen Überraschungserfolg<br />
sorgten, sicherten sich hier 4,5 Prozent. Doch auch in <strong>die</strong>sem <strong>Rostock</strong>er<br />
Wahlkreis erhielt <strong>die</strong> NPD noch immer 750 Stimmen und damit 2,8 Prozent.<br />
Wenngleich <strong>die</strong>s ein geringer Prozentanteil ist, den man sich in anderen<br />
Regionen des Landes nur wünschen kann, so ist doch bedenklich, dass es<br />
der rechtsextremen Partei in den letzten Jahren gelang, ihre Basis überall derartig<br />
zu festigen. Beim Umgang damit macht sich eine gewisse Ratlosigkeit<br />
breit: Eher ignorieren oder einbinden? Zur Nachwahl auf Rügen, wo der Tod<br />
27<br />
Die Sitzverteilung im Parlament von<br />
Mecklenburg-Vorpommern <strong>nach</strong><br />
der Landtagswahl 2011<br />
des CDU-Kandidaten Udo Timm eine Verschiebung des Urnengangs bewirkt<br />
hatte, hatten alle Parteien noch ein<strong>mal</strong> kräftig gegen Rechts mobilisiert. Die<br />
Linke hatte sogar dazu aufgerufen, <strong>die</strong> Grünen zu wählen, <strong>die</strong> durch ein<br />
gutes Stimmergebnis noch am ehesten in der Lage gewesen waren, einen Sitz<br />
hinzuzugewinnen. Dies geschah dann auch, wenngleich nicht auf Kosten der<br />
NPD, sondern auf jene der Sozialdemokraten. Im Anschluss wurde sich dann<br />
zunächst ein<strong>mal</strong> darüber gestritten, welche Partei nun im Parlament neben<br />
den Rechten Platz nehmen muss.<br />
All <strong>die</strong>se Einzelheiten sind zum Zeitpunkt der Verkündung der ersten<br />
Prognosen am Wahlsonntag natürlich noch nicht bekannt, kommen aber<br />
auch nicht unerwartet. Jene Journalisten, <strong>die</strong> sich nicht auf Interviewfang<br />
zu den Wahlpartys begeben oder <strong>die</strong> Spitzenkandidaten in ihr Studio bitten<br />
konnten, aktualisieren ihre vorbereiteten Texte und blicken lieber schon <strong>mal</strong><br />
<strong>nach</strong> Berlin, wo man sich stärkere bundespolitische Signalwirkung erhofft. In<br />
Mecklenburg-Vorpommern ist man damit nun wohl wieder unter sich – auch<br />
gerne ohne Überraschungen. Denn wat de Buer nich kennt, dat frett he nich.<br />
Text<br />
SPD<br />
18<br />
ELISABETH WOLDT<br />
CDU<br />
14<br />
Linke<br />
7<br />
Grüne<br />
5<br />
NPD<br />
Grafik: Michael Schultz<br />
33
Illustration: Caroline Heinzel<br />
34<br />
KULTUR<br />
Web<br />
www.<strong>heuler</strong>magazin.de/kultur<br />
Heilige Shimona<br />
Alfonso, Ressortleiter<br />
Ayo, unser Theater hat Technologie: ein freitragendes chapiteau. In <strong>die</strong>sem Tipi très beau lassen <strong>die</strong><br />
nomadischen Angestellten vom Volkstheater des Greifen Spirit wiederauferstehen. Infrastrukturell<br />
ebenfalls in, sagen wir <strong>mal</strong>, »Inangriffnahme« ist <strong>die</strong> Moschee unserer muslimischen Gemeinde.<br />
Last, least und west gibt es auf den folgenden Seiten einige scharfe mexikanische Bonbons für<br />
Kinogäng(st)er sowie Tolles und Absurdes aus dem Kunstbetrieb. Chin chin!
<strong>Rostock</strong> und der Islam<br />
Die Moschee in <strong>Rostock</strong> ist so gut »integriert«, dass man sie kaum findet … Auf den<br />
Spuren des Islam an der <strong>Uni</strong>versität und darum herum besuchten wir den hiesigen<br />
Imam und das Studentenwerk.<br />
Die aktuellen Landtagswahl-Ergebnisse rücken <strong>Rostock</strong> wieder ein<strong>mal</strong><br />
mit der Frage ins Rampenlicht, wie weltoffen <strong>die</strong>se Stadt wirklich ist. Noch<br />
immer verbinden viele Nicht-Hanseaten sie mit einer starken und aktiven rechten<br />
Szene. Auf der anderen Seite stehen besonders hier ansässige Muslime<br />
fortwährend im Mittelpunkt der Diskussion um <strong>die</strong> multikulturelle Gesellschaft,<br />
um Integration und Toleranz. Auch lösen sogenannte Hassprediger immer<br />
wieder Debatten aus. Fakt ist: Der Islam ist längst auch in <strong>Rostock</strong> angekommen,<br />
denn eine Gemeinde von rund 120 regelmäßigen Gottes<strong>die</strong>nst-Besuchern<br />
hat sich hier etabliert.<br />
Wir vereinbaren ein Gespräch mit ihrem Imam, um herauszufinden, wie<br />
akzeptiert der Islam in <strong>Rostock</strong> ist. Die Moschee liegt versteckt in der Erich-<br />
Schlesinger-Straße. Statt eines prunkvoll verzierten Gebäudes mit Kuppel und<br />
Minarett in orientalischen Blautönen stoßen wir hinter Büschen und Bäumen<br />
auf einen grau verputzten, lang gezogenen Bungalow aus tiefsten DDR-<br />
Zeiten. Mohammed Farea, ehrenamtlich tätig in der Moschee und eigentlich<br />
Zahnmedizinstudent, führt uns zu Youssoufou Abdel Koudouss und bietet sich<br />
zugleich als Übersetzer an, da der Imam selbst nur wenig deutsch spreche.<br />
Dieser erklärt, er stamme aus Benin, sei 2002 als Asylbewerber <strong>nach</strong> <strong>Rostock</strong><br />
gekommen und seitdem auch der hiesige Vorbeter. Er möge <strong>die</strong> Stadt, <strong>die</strong><br />
<strong>Rostock</strong>er seien freundlich und ihm gegenüber aufgeschlossen. Und was sind<br />
seine Aufgaben? Herr Koudouss erläutert, dass er sich als Vorbild für seine<br />
Gemeinde sehe, Ratschläge und Weisheiten fürs Leben gebe und natürlich bei<br />
den Gebeten vorbete. Außerdem kümmere er sich um <strong>die</strong> Moschee.<br />
Das Gotteshaus bildet für seine Besucher eine Anlaufstelle, es ist ein Stück<br />
der »alten« Heimat in einer neuen Kultur. Unter den Gästen befinden sich<br />
<strong>Rostock</strong>er, Touristen, Durchreisende, interessierte Nicht-Muslime und Asylbewerber<br />
sowie besonders viele Austauschstudenten, zum Beispiel aus dem<br />
Jemen, <strong>die</strong> hier Fächer wie Medizin oder Ingenieurswissenschaften stu<strong>die</strong>ren,<br />
um mit einem Abschluss zurückzukehren. »Wir brauchen Fachkräfte«, meint<br />
Farea zu uns. Er selbst werde zurückgehen und lehren, vielleicht auch eine<br />
Praxis aufmachen.<br />
Wie es mit den Frauen aussehe, fragen wir und erfahren, dass <strong>die</strong>se <strong>die</strong><br />
<strong>Rostock</strong>er Moschee zwar auch besuchen, aber eher selten und hauptsächlich<br />
an muslimischen Feiertagen, wie beispielsweise zum Ende des Ramadan.<br />
Interessanterweise seien es hier trotzdem in der Mehrzahl Frauen, <strong>die</strong> zum<br />
Islam konvertieren. Vor einigen Jahren richtete <strong>die</strong> Gemeinde einen separaten<br />
Gebetsraum für Muslima wie sie ein, davor hatten <strong>die</strong>se getrennt durch einen<br />
Vorhang mit den Männern »zusammen« gebetet.<br />
Die Stadt <strong>Rostock</strong> schenkte der muslimischen Gemeinschaft das Haus im<br />
Jahr 2000, aber dabei soll es nun nicht mehr bleiben. Im letzten Jahr wurde<br />
eine Ausschreibung für Architekturstu<strong>die</strong>rende veröffentlicht, <strong>die</strong> dazu aufrief,<br />
eine neue Moschee zu entwerfen. Der Gewinnerentwurf überrascht: ein mo-<br />
derner Bau mit kaum als solches erkennbarem Minarett. Dazu passend erklärt<br />
man uns, dass der Islam moderner sei, als <strong>die</strong> meisten dächten, <strong>die</strong>s werde<br />
häufig falsch dargestellt. Probleme mit <strong>Rostock</strong>ern habe es dennoch nie gegeben.<br />
Aber: Außer bei »offiziellen« Kontakten zu Behörden und Schulklassen,<br />
<strong>die</strong> sich den Islam näherbringen lassen, sind Besuche von Deutschen eher<br />
selten – was vielleicht der Grund der problemlosen Akzeptanz ist, jedoch auch<br />
<strong>die</strong> grundlegende Gefahr einer zukünftigen Parallelgesellschaft birgt.<br />
Die muslimischen Studenten würden sich ebenso gut integriert fühlen und<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit schätzen, hier stu<strong>die</strong>ren zu können, erzählt uns Farea. <strong>Rostock</strong><br />
und damit <strong>die</strong> »westliche« Gesellschaft verändere auch ihre Sicht auf <strong>die</strong> Dinge,<br />
nehme Einfluss auf <strong>die</strong> Muslime hier – das müsse man positiv aufnehmen.<br />
Eine Multikultur mit unterschiedlichen Einflüssen sei doch Voraussetzung für<br />
Toleranz in der Gesellschaft.<br />
Und welche Position vertritt <strong>die</strong> <strong>Uni</strong> gegenüber dem Islam? Der <strong>heuler</strong><br />
berichtete 2008 von dem Wunsch mehrerer muslimischer Studenten, im<br />
Studentenwohnheim in Lichtenhagen einen Gebetsraum einzurichten. Dazu<br />
sagt uns Dr. Dieter Stoll, Leiter des Studentenwerkes, dass <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität<br />
bzw. das Studentenwerk natürlich anderen Kulturen offen gegenüberstehe.<br />
Von dem angesprochenen Anliegen wisse er jedoch nichts, anscheinend sei<br />
nie ein offizieller Antrag eingereicht worden. Lediglich in einem inzwischen<br />
abgerissenen Studentenwohnheim in Wismar habe es einen solchen Raum<br />
gegeben. Man habe generell noch nie Probleme mit Studenten gehabt, <strong>die</strong><br />
sich wegen ihrer religiösen Herkunft be<strong>nach</strong>teiligt behandelt gefühlt hätten.<br />
Es sollten, so fährt Stoll fort, Staat und Kirche getrennt bleiben und alle Religionen<br />
gleichbehandelt werden. Die <strong>Uni</strong> tue ihr Bestes, um <strong>die</strong> Vielfalt der an<br />
ihr vertretenen Religionszugehörigkeiten zu erhalten und Rücksicht auf jeden<br />
zu nehmen, schildert er. So würden zum Beispiel einige der Mensa-Gerichte<br />
mit religiösen Essgewohnheiten übereinstimmen: etwa für Hindus Mahlzeiten<br />
ohne Rind, für Muslime Gerichte ohne Schwein. Zusätzlich solle das »Starter-<br />
Café« als Treffpunkt für Veranstaltungen und kulturellen Austausch Interesse<br />
am Fremden wecken.<br />
In der »Lebenswelt« der <strong>Rostock</strong>er Stu<strong>die</strong>renden scheinen also Toleranz und<br />
Integration keine Reizworte zu sein, sondern gelebter Alltag. Nur sollte aus<br />
Toleranz nicht Gleichgültigkeit erwachsen – gegenseitiges Interesse ist unersetzlich.<br />
Eine Gelegenheit zum Abbau von Wissenslücken gab es am dritten<br />
Oktober, am »Tag der offenen Moschee« – auch ein durchaus umstrittener<br />
Prediger aus Berlin war eingeladen. Unsere Eindrücke schildern wir auf <strong>heuler</strong><strong>online</strong>.<br />
Text<br />
>><br />
tinyurl.com/5v2rdk5<br />
YVONNE HEIN UND ANDREAS LUßKY<br />
35
Foto: Milan Zeremski/istockphoto<br />
36<br />
Narco-Cinema:<br />
Die Cucaracha<br />
läuft und läuft<br />
Auf Entdeckungsreise zu einem Genre, das<br />
womöglich <strong>die</strong> Weltpolitik nicht verändern<br />
wird: Narco-Cinema, das bizarre mexikanische<br />
Realienkino der Güteklasse C.<br />
Hier sind <strong>die</strong> Bullen Bullen und <strong>die</strong> Huren Huren, alles ist echt<br />
in Paradise City. Bei der Produktion <strong>die</strong>ser Mafiafilme fügt sich alles<br />
dem Prinzip der Partizipation. Schauspieler gibt es im Grunde keine,<br />
abgesehen von dem Star, dessen oberlippenbärtiges Charisma <strong>die</strong><br />
Vermarktung der acht Fortsetzungen zusammenhält, siehe Mario<br />
Almada mit über 1.000 Homevideo-Produktionen. Der Unterschied<br />
zum blockbusting ist also »allein« das Budget: 30.000 US-Dollar bei<br />
einer Drehzeit von zwei Wochen. Ansonsten ist das Narco-Cinema<br />
[Narco-Trafficking = Drogenschmuggel, Anm. d. Red.] in puncto<br />
Popularität und Kommerz aufgrund folgender einfacher Formel<br />
gerade der große Blockbuster: Laut Hugo Villa vom Filmförderer-<br />
Fond Fidecine haben 82 Prozent der Mexikaner keinen Zugang<br />
zum Kino – <strong>die</strong> Kinovorstellung von »Amores Perros« ist zu teuer.<br />
Deshalb weicht man auf besagte Streifen der Gattung straight-tovideo<br />
aus, <strong>die</strong> trotz der Ästhetik alles andere als nur eine Subkultur<br />
bilden. Von <strong>die</strong>sen 82 Prozent als »Marginalisierte« zu sprechen,<br />
wäre in etwa genauso wahr wie <strong>die</strong> Behauptung, ein Donut bestünde<br />
nur aus einem Rand.<br />
Weit außerhalb des Budgets steht auch jegliche Form ernsthafter<br />
Sets: nur Bordelle, Privatvillen, Müllhalden oder Reviere.<br />
Oder andersherum gesagt, es gibt ausschließlich ernsthafte Sets.<br />
Und als ob es nicht schon genug der Imponderabilien wäre: Da<br />
sich <strong>die</strong> Macher keine Spezialeffekte leisten (etwa ferngesteuerte<br />
Platzpatronen wie in »24«), kommt das »Blut« stets von einem nicht<br />
vom Bild erfassten – alle hergehört – Paintball-Schützen, der auf<br />
<strong>die</strong> Darsteller mit Rot feuert. Was selbstverständlich nicht so genau<br />
ist. Dies ist auch der Grund dafür, dass <strong>die</strong> Darsteller, bevor sie<br />
getroffen werden, selbst in der Verfolgungsjagd und entgegen jeder<br />
Logik, kurz stehen bleiben müssen (flatsch!), um erst dann je <strong>nach</strong><br />
Entbehrlichkeitsgrad verwundet weiterzurennen oder – Gott bewahre<br />
ihre Low-Budget-Seelen – tot umzufallen.<br />
Den Geschichtsbüchern zufolge entwickelte sich das Narco-<br />
Cinema aus der Tradition des bizarren 60er- und 70er-Jahre-Kinos,<br />
jenen nostalgischen Vorstellungen, in denen sexy comedy und<br />
Sci-Fi zu einer Einheit verschmelzen, <strong>die</strong> so geschmackvoll ist wie<br />
ein Shantychor mit Senf. In der Praxis also: Ein maskierter Wrestler,<br />
meistens der legendäre »El Santo« (dringend googeln) oder einer<br />
seiner Nachkommen, »El hijo del Santo« oder »El nieto del Santo«,<br />
budspencert mit seinen Fäusten statistische Schurken, um hinterher<br />
von gut aussehenden leichten Mädels aus der Galaxis mit Nektar<br />
und Ambrosia belohnt zu werden. Dieser große (wohlgemerkt einst<br />
und dort große) Pop spaltete sich 1980 in New Mexican Cinema,<br />
sprich High-Quality-Li.Wu-Kino, und Narco-Cinema.<br />
Doch was hier <strong>nach</strong> einer netten Anekdote klingt, mit der man<br />
auf der nächsten Tarantinade in Wien angeben könnte, ist nicht nur<br />
Python-Schuh und Burrito-Krawatte, sondern echte grausame gesellschaftliche<br />
Realität. Eben <strong>die</strong>sem Umstand konnte das beliebte »Vice«-<br />
Magazin in ihrer berühmt gewordenen Dokumentation (arte, YouTube)<br />
nicht gerecht werden, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, sich an<br />
der Ästhetik der kulturbedingten Bizarrerie aufzugeilen. Selbstverständlich<br />
ist das pittoresk, so ein Mariachi-Strich auf der Plaza Garibaldi,<br />
auf dem Musikgruppen Vorbeifahrenden schnelle, kleine Gitarren-<br />
Licks durch <strong>die</strong> gelangweilt halb offene Autoscheibe vorspielen, in der<br />
Hoffnung gebucht zu werden. Die unkritische und kulturtouristische<br />
Gafferei (<strong>die</strong> auch hier der Verfasser in den ersten drei Absätzen vormacht)<br />
wird der mexikanischen Realität aber nicht gerecht.<br />
Nachdem Presidente Calderón 2006 den »Krieg gegen <strong>die</strong><br />
Drogen« ausgerufen hatte, sind täglich zwei Dutzend Menschen<br />
getötet worden, also inzwischen mehr als im Koreakrieg. Das ist <strong>die</strong><br />
andere Seite des Burritos. Zu den verzweifelten Maßnahmen <strong>die</strong>ser<br />
Regierung zählt der Versuch, <strong>die</strong> sogenannten corridos in Rundfunk<br />
und Fernsehen zu verbieten, was deutlich weniger einfach ist als mit<br />
den corridas in Katalonien. Es handelt sich dabei um jene ursprünglich<br />
aus der Zeit der Revolution tra<strong>die</strong>rten Lieder, deren Texte durch<br />
Erzählungen aus dem Leben der Schmuggler und Dealer ersetzt<br />
wurden und <strong>die</strong> dem Großteil der Narco-Filme auch narrativisch<br />
Modell stehen. Aber <strong>die</strong> Drogen sind <strong>die</strong> Gesellschaft. Denn nicht<br />
nur <strong>die</strong> Darsteller und Sets sind »echt« im Narco-Cinema, sondern<br />
auch <strong>die</strong> Produzenten sind authentische – und von der Gemeinde<br />
respektierte – Narcos. »Operación Marihuana« war kein Streifen<br />
über Drogenlord Caro Quintero, sondern für Caro Quintero.<br />
Nicht nur Altpräsident Fox fordert <strong>die</strong> Legalisierung des Drogenmarktes,<br />
sondern auch seine Amtskollegen von der Global Commission<br />
On Drug Policy: Gaviria, Cardoso und Zedillo plus Kofi<br />
Annan et al. Dass <strong>die</strong> Legalisierung den Kartellen <strong>die</strong> Macht nimmt,<br />
ist zwar alt, aber ein politikwissenschaftlicher Zauberwürfel, mit dem<br />
<strong>die</strong> Feuilletonisten viel mehr spielen als früher. Der Denkfehler: Die<br />
Regulierung in einem einzelnen Staat ist nutzlos, weil der Markt sich<br />
anpasst. Um <strong>die</strong>se unvergleichliche Brutalität in Mexiko zu beenden,<br />
bedürfte es also einer Regulierung des internationalen Marktes,<br />
sprich auch des Konsums in Europa, bei dir auf der Mini<strong>mal</strong>-Party –<br />
und das alles, Freunde, wird wohl nie<strong>mal</strong>s passieren. Deshalb mein<br />
Appell: Kauft keinen Schnee, ihr enttäuscht nicht bloß eure Mama,<br />
sondern 40.000 Tote.<br />
Text<br />
ALFONSO MAESTRO
Mit Fontanes »Effi Briest«, der ersten Wiederaufnahme<br />
des Theaterbetriebs in der neuen Spielstätte, bekommt<br />
der Ausspruch »Das ist ein weites Feld« eine ganz neue<br />
Bedeutung im Hinblick auf <strong>die</strong> aktuelle Situation des<br />
<strong>Rostock</strong>er Volkstheaters. Ein gutes halbes Jahr <strong>nach</strong><br />
Schließung des Großen Hauses heißt es<br />
nun: »Wir sind im Zelt« – und das steht<br />
mitten auf einem Feld am Werftdreieck.<br />
In der neuen Location, der seit Monaten beim Aufbau<br />
zugesehen werden konnte, haben sich den Theaterinteressierten<br />
nun endlich <strong>die</strong> Pforten zu einer attraktiven<br />
Umgebung geöffnet. Der Originalvorhang aus<br />
dem Großen Haus sowie <strong>die</strong> gewohnt rotwandige<br />
Inneneinrichtung bilden eine eindrucksvolle Reminiszenz<br />
an <strong>die</strong> alte Spielstätte. Alle Inszenierungen<br />
der vier in <strong>Rostock</strong> vertretenen Sparten – Schauspiel,<br />
Musiktheater, Tanztheater und Philharmonie – finden<br />
fortan auf der Bühne des Theaterzeltes statt. Andrea<br />
Fonk, neue Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, findet das Ambiente<br />
sogar viel schöner als vorher, was vor allem durch warmes Licht<br />
und einen Hauch von Zirkusflair zustande komme. Hier können <strong>die</strong> Zuschauer<br />
bei einem abschließenden Getränk miteinander oder auch mit<br />
Darstellern gemütlich über <strong>die</strong> Vorstellung plaudern.<br />
Von außen: Das<br />
Theater gastiert unter<br />
der Zeltplane.<br />
Fotos (2): Stefanie Krauß<br />
Effi Briest<br />
auf<br />
weitem<br />
Feld<br />
Text<br />
Im Inneren geht der<br />
Betrieb weiter. Hier zu<br />
sehen: »Effi Briest« aus<br />
der Spielzeit 2011.<br />
In der Zwischenzeit wird das Große Haus »brandschutzsicherer« gemacht.<br />
Momentan kann dort ausschließlich <strong>die</strong> große Bühne für Proben<br />
genutzt werden, da sie als einzige mit zwei Fluchtwegen ausgestattet<br />
ist. So sind Cast und Crew in <strong>die</strong>ser prekären Raumsituation genötigt,<br />
in von der Polizei oder Schulen zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten<br />
zu proben. Dies werde sich allerdings im Februar nächsten Jahres ändern,<br />
so Fonks optimistische Vorhersage.<br />
Mit der Wiederaufnahme von »Effi« setzte <strong>die</strong><br />
Theaterleitung ein Zeichen, da <strong>die</strong>s bei seiner Premiere<br />
als einziges Theaterstück in der <strong>Rostock</strong>er<br />
Geschichte ohne Live-Publikum hatte auskommen<br />
müssen. Angeblich sollen neben den weltweit circa<br />
300.000 Internet-Zugriffen etwa 3.000 Zuschauer<br />
<strong>die</strong> Premiere durchgängig am heimischen PC oder<br />
als Public Viewer mitverfolgt haben – ein (trauriger)<br />
Rekord für eine Theaterpremiere. Wenn es sein<br />
müsse, spiele man zur Not aber auch vor einem<br />
einzigen Zuschauer, so Schauspielerin Sandra-<br />
Uma Schmitz. Der erwünschte krönende Abschluss<br />
<strong>nach</strong> der langen Probenzeit sei das jedoch nicht.<br />
Nun also konnten endlich rund 300 Zuschauer das<br />
Stück wieder live erleben. Und den Applaus gab<br />
es auch nicht mehr über zugeschaltete Handys wie bei der Premiere,<br />
sondern vom begeisterten Live-Publikum.<br />
Doch wie schneidet der Behelf im Vergleich zum Großen Haus<br />
ab? Die 410 Sitzplätze – im Stammhaus sind es 531 – wirken in dem<br />
großen Zeltraum nicht weniger einladend. Seine Bühne jedoch verfügt<br />
zwar über den gleichen Portalausschnitt, aber zukünftig wird mit<br />
weniger Tiefe gearbeitet. Außerdem ließen sich keine aufwendigen<br />
Bühnenbilder oder Projektionen von hinten realisieren, wie es früher<br />
oft gemacht worden sei, verrät Andrea Fonk. Bis voraussichtlich zum<br />
1. Juni 2012 soll das Theaterzelt aber trotzdem <strong>die</strong> Hauptspielstätte<br />
bleiben. Und dann? Auch mit der Wiedereröffnung des Großen Hauses<br />
sollten <strong>die</strong> Zuschauer keine Sanierung erwarten, denn nur an den<br />
Brandschutzmaßnahmen könne derzeitig gearbeitet werden: Es wird<br />
bis zum ominösen Neubau also nur sicherer, leider nicht wesentlich<br />
schöner werden.<br />
Alles in allem – das <strong>heuler</strong>-Resümee ist überwiegend positiv:<br />
Theater tradition trifft kunstvolles Zirkusambiente. Der große, eindrucksvolle<br />
Bühnenraum heißt <strong>die</strong> Besucher willkommen, jedoch war <strong>die</strong><br />
Akustik in der Vorstellung am 23. September nicht vollends überzeugend.<br />
Laut Schauspieler Ulli K. Müller gehe der von der Leitung seiner<br />
Meinung <strong>nach</strong> falsch postulierte Ausspruch, dass eine ausgezeichnete<br />
Akustik in dem Zelt vorherrsche, vor allem zulasten der Schauspieler,<br />
<strong>die</strong> ihre Stimmen nicht wie gewohnt über <strong>die</strong> Bühne hinaus tragen<br />
könnten. Eine Zelthöhe von 17 Metern verschlingt eben schon einiges,<br />
egal wie gut <strong>die</strong> stimmliche Ausbildung ist. Das befürchtete Spielverbot<br />
ab 22 Uhr wegen Lärmbelästigung der Anwohner hatte sich zur »Effi<br />
Briest«-Vorstellung aber glücklicherweise nicht bewahrheitet, es sollte<br />
also weiterhin in voller Länge zu erleben sein. Also liebe Studenten,<br />
unterstützt unser geliebtes Theater weiterhin und kommt zu den zahlreichen<br />
Veranstaltungen im Theaterzelt!<br />
STEFANIE KRAUß<br />
37
38<br />
Geschmackspolizei<br />
GRRR!<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
Das Nic-Cage-Ultimatum<br />
Müsste ich der Welt den Reggae unter Nic-Cage-Bedingungen erklären – wenn<br />
ich also nur 60 Sekunden Zeit hätte, um etwas Dummes / Legendäres zu<br />
machen –, würde ich es folgendermaßen vereinfachen: Es gibt guten Reggae<br />
und Günter-Grass-Reggae. Ersterer ist frisch wie Mangold und funky wie<br />
ein Schmatzen. Letzteren kennt man auch unter dem Namen <strong>Uni</strong>ted-Colorsof-Benetton-Reggae.<br />
Er moralisiert. Politisch gehaltvoll und gegen Babylon<br />
gerichtet sind beide, aber nur einer verdirbt dir <strong>die</strong> Cornflakes und <strong>die</strong> positiven<br />
Säfte in deinem Gehirn. Seltsamerweise wird der Miesepeter-Reggae von<br />
Europäern gemacht, der andere von den »Opfern«, <strong>die</strong> in den europäischen<br />
Texten vorkommen. Also, um es <strong>mal</strong> mit der »Post von Wagner« zu sagen –<br />
liebe Günther-Grass-Ganjas: Kommt ma‘ runta. Life is short. Ars longa.<br />
AN<br />
DER<br />
MEDIEN<br />
THEKE<br />
Kulturwoche!<br />
Wenn <strong>die</strong> Tage wieder kürzer werden, gilt es langsam, von<br />
der Strandkultur zu den kulturellen Events der <strong>Rostock</strong>er<br />
Bühnen, Kinos und Clubs zurückzukehren. Die 25. <strong>Rostock</strong>er<br />
Kulturwoche vom 3. bis zum 13. November macht den<br />
Abschied vom Sommer zum Glück leicht, denn neben<br />
Kurzfilm<strong>nach</strong>t, Poetry Slam, Kabarett und Live-Karaoke hat<br />
sie noch jede Menge andere Highlights zu bieten.<br />
www.kulturwoche-rostock.de<br />
>>
Fotos (4): Volkstheater <strong>Rostock</strong><br />
Bühne 602<br />
Aufführung vom 9. September 2011<br />
»Mr. Pilks Irrenhaus«:<br />
Irgendetwas jenseits<br />
von Nor<strong>mal</strong><br />
STEFANIE KRAUß<br />
Text<br />
Nächste Vorstellung:<br />
20. November 2011,<br />
20 Uhr,<br />
Bühne 602<br />
Schein und Sein liegen oft nah beieinander, vor allem in Ken Campbells<br />
»Mr. Pilks Irrenhaus« auf der Bühne 602. Nicht immer ist klar, ob es sich<br />
gerade um Irrenhaus-Insassen handelt oder ob nor<strong>mal</strong>e, alltägliche Bürger<br />
mit Hang zum Wahnsinn dargestellt werden. Aber speziell darin liegt der<br />
Reiz der von Christoph Gottschalch inszenierten Aufführung, der zuletzt in<br />
»Ben Hur« selbst mit auf der Bühne zu erleben war.<br />
Dem Zuschauer werden sehr abwechslungsreiche Szenen dargeboten,<br />
<strong>die</strong> <strong>mal</strong> faszinierend chorisch Einblicke aus Campbells Leben markieren,<br />
<strong>mal</strong> durch stereotyp gezeichnete Figuren belustigen. Spätestens wenn das<br />
typisch deutsche Ehepaar beim Italienurlaub einem Berlusconi-Verschnitt<br />
von Polizist mittels Pantomime den unerwarteten Tod der Schwiegermutter<br />
zu erklären versucht, kann man sich des Lachens nicht erwehren. Zuweilen<br />
überzeichnet lustig, aber auch <strong>nach</strong>denklich irrsinnig oder bis an den Rand<br />
des Makaberen wird agiert. <strong>Besonders</strong> <strong>die</strong> vielen Sprachspiele und witzigen<br />
Dialoge zeigen, wie schnell <strong>die</strong> Grenzen zwischen den kleinen Macken und<br />
völligem Wahnsinn verschwimmen. Immer wieder reizt Georg Haufler <strong>die</strong><br />
Lachmuskeln des Publikums, zum Beispiel in der Rolle des gebeutelten Sohnes<br />
Robert, der zum Huhn mutiert und nicht verrückter erscheint als seine<br />
schrullige Mutter, ebenso erheiternd von Jacqueline Maria Rompa gemimt.<br />
Auffallend glaubwürdig verkörpert Eckhard Ischebeck den <strong>nach</strong>denklichen<br />
Verrückten.<br />
Das einfache Bühnenbild überzeugt ohne aufwendige Dekorationen,<br />
denn <strong>die</strong> Schauspieler wissen es vielseitig einzusetzen. Dennoch hätte es<br />
mitunter durchaus noch ein wenig bizarrer auf der Bühne zugehen können.<br />
Aber vielleicht liegt gerade darin <strong>die</strong> Anziehungskraft der Inszenierung:<br />
dass wahlweise subtil irre und überzeichnet wahnsinnig mit der Materie<br />
umgegangen wird. Zum Schluss wird der Zuschauer grübelnd mit der Frage<br />
»Was ist wirklich in <strong>die</strong>sem Spiegelkabinett?« in seinen scheinbar nor<strong>mal</strong>en<br />
Alltag entlassen. Sehr sehenswert!<br />
>><br />
www.volkstheater-rostock.de<br />
39
Foto: The Hoodoo Two<br />
Roman<br />
Herr Lehmann<br />
auf Speed<br />
Text<br />
DIRK RAMTHOR<br />
Tempo, Witz, Tonfall und auf<br />
den ersten Blick stereotype Typen<br />
täuschen zunächst einen »hammergutgelaunten«<br />
Partyroman vor und<br />
spielen clever mit den Erwartungshaltungen<br />
des Lesers. Wer will, wer<br />
will, wer hat noch nicht, noch ‘ne<br />
Runde, Runde, Runde! Doch das<br />
Schicksal hält Überraschungen<br />
bereit – <strong>die</strong> große Liebe, der große<br />
Spaß und der große Schmerz sitzen<br />
im selben Boot, der Tod steht auf der<br />
Gästeliste. Wer feiert, als gäbe es<br />
kein Morgen, wird unter Umständen<br />
im Heute bleiben. Im apokalyptischen<br />
Hamburger Kiez-Panoptikum<br />
einer Silvester<strong>nach</strong>t, des letzten<br />
Abends eines legendären, aber ökonomisch<br />
absolut unseriösen Clubs,<br />
erscheinen und verschwinden auf<br />
etwa 300 Seiten Menschen, <strong>die</strong> dir<br />
ans Herz wachsen, Spannung, Tragik<br />
und dazu linksintellektuell überhebliche<br />
politische Polemik, verpackt<br />
in Wortwitz und Situationskomik,<br />
<strong>die</strong> sich Strebern nicht erschließt<br />
– wundervoll, als aus dem Antifa-<br />
»Begrüßungskomitee« der Wunsch<br />
geäußert wird, <strong>die</strong> angekündigten<br />
Nazis sollten nur recht bald kommen,<br />
denn »Mein Babysitter bleibt<br />
nur bis fünf«. Auch der schwarze<br />
Block hat bürgerliche Probleme. In<br />
<strong>die</strong>ses Bild passen ebenso wunderbar:<br />
der polnische Arzt, mit<br />
Tanga und Teufelshörnern bekleidet,<br />
»Kiez-Kalle«, der 10.000 Euro in bar<br />
verlangt, »Friedhofskerzen zwecks<br />
Fummellicht in den Bumsbuden«,<br />
Schlägereien an der Tankstelle,<br />
unvorhergesehene Ereignisse mit<br />
dem Besuch der Innensenatorin,<br />
deren Sohn als Musiker auftritt und<br />
<strong>die</strong> Gitarre seines Vaters, einer<br />
Rock ’n’ Roll-Legende, zerschmettert<br />
– Harmoniebedürftige werden<br />
<strong>die</strong>se »Anleitung zur Gründung<br />
einer Event-Location mit cash-flowfixierter<br />
Entertainmentgastronomie<br />
und integrierter Work-Life-Balance-<br />
Solution« hassen.<br />
Natürlich ist das nicht der ganz<br />
große Stoff. Doch man kann Tino<br />
Hanekamp, dem 32-jährigen Autor,<br />
getrost zugutehalten, dass er in der<br />
Schule <strong>mal</strong> »Die Leiden des jungen<br />
Werthers« gelesen hat. Richtig: Tino<br />
Hanekamp macht Popliteratur. »So<br />
was von da« ist ein aufs Heute fixierter<br />
Clubroman, der in einer Reihe<br />
mit Rainald Goetz’ »Rave« oder den<br />
Büchern von Helene Hegemann und<br />
Airen aus dem letzten Jahr steht.<br />
So was von da<br />
Tino Hanekamp<br />
Kiepenheuer & Witsch<br />
14,95 Euro<br />
BEN DER<br />
STUNDE<br />
40<br />
The Hoodoo Two<br />
Rumpel-Blues aus <strong>Rostock</strong><br />
ELISABETH WOLDT<br />
Text<br />
»Schön Stampfi-Stampfi«, so <strong>die</strong> Selbstbeschreibung der <strong>Rostock</strong>er<br />
Zwei-Mann-Band, <strong>die</strong> sich »The Hoodoo Two« nennt. Und tatsächlich<br />
würde das Genre »Blues« zu kurz greifen, um <strong>die</strong>se musikalische<br />
Melange inklusive Punk-Rotz und Rumpel ’n’ Roll zu beschreiben.<br />
Dabei beweisen <strong>die</strong> beiden Philosophie-Studenten Tobias Wolff<br />
(Gesang, Mundharmonika, Gitarre) und Ringo Tiedemann (Drums)<br />
Mut zum Ausrasten und produzieren gute Musik, ohne das krampfhaft<br />
und verkopft unter Beweis stellen zu wollen – eine erfrischend andere,<br />
raue und unkomplizierte Abwechslung in der <strong>Rostock</strong>er Bandszene<br />
also, <strong>die</strong> <strong>die</strong> beiden nun seit ungefähr einem Jahr bereichern. Im<br />
März erschien <strong>die</strong> erste selbstproduzierte EP »Songs for the Driven«,<br />
im Winter wird <strong>die</strong> Tour und im Frühjahr dann hoffentlich das Album<br />
folgen – am liebsten auf Vinyl natürlich. Wer <strong>die</strong> Möglichkeit hat, sollte<br />
<strong>die</strong> beiden Jungs directly from the Warnow-Delta aber unbedingt live<br />
erleben, wenn <strong>die</strong> charakteristische Mini<strong>mal</strong>besetzung mit dem ständig<br />
verzerrten Gesang das Publikum krakeelend, slidend und knüppelnd<br />
zum Stampfen bringt. In <strong>Rostock</strong> sind sie das nächste Mal am 24.<br />
November im »Bunker« zu hören. Ansonsten kann sich der geneigte<br />
Musikliebhaber aber natürlich auch auf myspace.com/thehoodootwo<br />
und facebook.com/thehoodootwo einen Höreindruck verschaffen.<br />
Bleibt also nur <strong>die</strong> Frage: Who hoodood »The Hoodoo Two«?
Grafik: www.photoshopstar.com<br />
Kino<br />
Skadoosh!<br />
Text<br />
Roman<br />
Endlich frei<br />
HANNES FALKE<br />
CHRISTOPH TRESKOW<br />
Text<br />
Affe, Leopard, Schlange, Antilope, Pfau und Kranich.<br />
Was sich anhört wie <strong>die</strong> Belegschaft eines Zoos, sind<br />
genauso Protagonisten des Animationsfilms »Kung Fu<br />
Panda«. Ende des Monats erscheint <strong>die</strong> Fortsetzung aus<br />
dem Hause Dreamworks auf DVD und Blu-Ray.<br />
Im alten China leben der Kung-Fu liebende Panda-Bär<br />
Po und <strong>die</strong> Furiosen Fünf, berühmte Vertreter <strong>die</strong>ser<br />
Kampfsportart, <strong>die</strong> willens sind, den Titel des Drachenkriegers<br />
in einer Zeremonie zu erhalten. Das will sich Po<br />
nicht entgehen lassen, platzt in <strong>die</strong> Feierlichkeiten und<br />
wird kurzerhand selbst zum Drachenkrieger berufen. Zum<br />
Erstaunen und Missfallen der fünf nimmt sich Meister<br />
Shifu des Pandas an, um ihm Kung-Fu zu lehren. Als<br />
dann auch noch Shifus ehe<strong>mal</strong>iger, nun bösartiger,<br />
Schüler aus seinem Verlies entkommt und<br />
Anspruch auf den Titel erhebt, wird es für den<br />
Schlachtruf »SKADOOSH!« schmetternden Po<br />
zur Bestimmung, dem Widersacher entgegenzutreten.<br />
Natürlich kann er <strong>die</strong>se Bedrohung<br />
abwenden, doch es sind noch weitaus schlimmere<br />
Mächte am Wirken. In der Stadt Gongmen<br />
herrscht Lord Shen, der sich der Eroberung Chinas<br />
durch Waffengewalt verschrieben hat. So plündert<br />
er ganze Dörfer, um aus deren Eisenvorräten<br />
Kanonen herzustellen. Po und seine<br />
Freunde machen sich auf, dem<br />
Wahnsinnigen Einhalt zu gebieten.<br />
Dabei sieht sich der Held mit<br />
seiner Vergangenheit konfrontiert – und wir<br />
erfahren, warum er der letzte Panda Chinas zu<br />
sein scheint.<br />
Dreamworks nimmt sich in »Kung Fu Panda«<br />
der Tiersymbolik aus Fernost an und fabriziert<br />
drumherum ein für alle Altersklassen taugliches,<br />
weil unterhaltsames und kurzweiliges<br />
Abenteuer. Trotz bekannter Thematik<br />
(Wer bin ich? Wo gehöre ich hin?) wirken<br />
<strong>die</strong> Filme nie abgedroschen und machen<br />
Spaß. Das verdanken sie auch ihrer Vielzahl<br />
Leipzig, um <strong>die</strong> Wende. Rico, Daniel, Mark und Paul sind eine<br />
jugendliche Clique, <strong>die</strong> den Wandel der straff organisierten DDR zur<br />
»freien« Bundesrepublik miterlebt. Aus der Sicht der Jungs ist es <strong>die</strong><br />
lang ersehnte Freiheit, <strong>die</strong> nun Einzug hält und den Sozialismus sowie<br />
abgestandene Wertvorstellungen vergessen machen soll. Sie stehlen<br />
Autos, bringen arme Omis um ihr Erspartes und machen alles, was<br />
<strong>nach</strong> dem Gesetz der Straße erlaubt ist: Gewalt, Drogen, Pornos.<br />
Und dennoch empfindet man eine gewisse Sympathie für <strong>die</strong> Truppe.<br />
Wie das? Sie alle nehmen einen Platz zwischen den ideologisch<br />
übersteuerten Gruppierungen ein: Glatzen (liebevoll »Hautköpfe«<br />
genannt) und Punks (»Zecken«). Da sie nicht in <strong>die</strong>se klassischen<br />
Schemata eingeordnet werden wollen, kommt es schließlich zu blutigen<br />
Konflikten, <strong>die</strong> auf eine Weise beschrieben sind, dass einem <strong>die</strong><br />
Spucke wegbleibt. Zudem sind <strong>die</strong> Schauplätze oft in einer Düsterkeit<br />
gezeichnet, <strong>die</strong> an absoluter Authentizität zweifeln lässt. Die Bande<br />
um Rico und Daniel ist keine Ansammlung filmreifer Vollblut-Gangster.<br />
Vor allem sind sie scheiternde Menschen. Sie fiebern bei Box-Kämpfen<br />
und Fußballspielen mit. Sie suchen <strong>nach</strong> einer Liebe jenseits jener, <strong>die</strong><br />
ihnen Prostituierte bieten. Die empfindliche Emotionalität der Geschehnisse<br />
und ihrer Akteure erschließt sich erst aus ihren Handlungen.<br />
Clemens Meyer be<strong>die</strong>nt sich einer präzisen Sprache und vieler Klischees,<br />
<strong>die</strong> er aber durch postmoderne Techniken durchdringt. Ein aktiver und<br />
mitdenkender Leser ist gefragt. Obwohl nicht chronologisch erzählt wird,<br />
ist <strong>die</strong> Lektüre angenehm und leicht verständlich.<br />
Es bleibt, wie es ist. Die Suche <strong>nach</strong> dem Guten und dem Bösen ist eine<br />
Frage der Perspektive. Nach dem Lesen muss man sich gemeinsam mit<br />
Daniel, dem Erzähler, Fragen stellen: Wie konnte es so weit kommen?<br />
Unfähige Eltern, miese Menschen, schlechtes System? Irgendetwas dazwischen?<br />
Absolute Lese-Empfehlung!<br />
an Charakteren. Tiere aus dem chinesischen Kalender<br />
wie Schwein und Hase agieren neben Personifizierungen<br />
der Kung-Fu-Kampfstile Tiger, Kranich oder Schlange.<br />
Zu Vertretern der landestypischen Fauna wie Büffeln und<br />
Antilopen gesellt sich allen voran das Nationaltier Chinas,<br />
der Panda Po. Das Ganze wird durch Setting, Musik,<br />
Humor und Dialoge entsprechend abgerundet und macht<br />
beide Filme sehenswert. Kung Fu Panda 2 ist ab dem 27.<br />
Oktober auf DVD und Blu-Ray erhältlich.<br />
Kung Fu Panda 1 und 2<br />
Dreamworks<br />
FSK 6<br />
Als wir träumten<br />
Clemens Meyer<br />
Fischer-Verlag<br />
9,95 Euro<br />
41
DAS LETZTE<br />
<strong>heuler</strong> 4/2011<br />
42<br />
Postskriptum<br />
Ich habe es gehasst, Ersti zu sein. Allein<br />
schon <strong>die</strong>ses Diminutiv – <strong>die</strong> pure<br />
Beleidigung! Natürlich war ich dennoch<br />
ein typisches Exemplar <strong>die</strong>ser Gattung:<br />
Ich war schlecht informiert, schüchtern und<br />
hatte nie eine Ahnung, wo ich mich befinde<br />
(geschweige denn, wo ich was wann wie und<br />
warum als Nächstes tun musste). Als stolzer<br />
zukünftiger Akademiker wollte ich mir das<br />
aber selbstredend nicht eingestehen. Am<br />
schlimmsten waren <strong>die</strong> alten Hasen desselben<br />
Stu<strong>die</strong>ngangs, <strong>die</strong> abgestellt wurden, um uns<br />
an <strong>die</strong> Hand zu nehmen. Immer schön zu<br />
zweit anfassen und dem Viertsemester hinterher.<br />
Dabei hatte man doch tatsächlich geglaubt,<br />
man wäre nun erwachsen. Unübertroffen<br />
in ihrer Selbstherrlichkeit besaßen sie auch<br />
noch <strong>die</strong> Frechheit, erstaunt zu tun, als ich<br />
keinen blassen Schimmer vom Aufbau meines<br />
Studiums hatte. Insofern man wie ich ein Fach<br />
gewählt hat, das mit einer Flut von charmanten<br />
weiblichen Neustu<strong>die</strong>renden gesegnet ist,<br />
kann ich deshalb aus heutiger Sicht nur empfehlen,<br />
sich besser an <strong>die</strong>se zu wenden. Mit<br />
ihren bunt markierten, angestrichenen Stundenplänen,<br />
Modulübersichten und Prüfungsordnungen<br />
sind sie <strong>die</strong> perfekten Partner für<br />
eine Symbiose. Ich profitierte von ihren gut<br />
recherchierten Informationen, und sie waren<br />
froh, einem armen Tropf wie mir das Licht am<br />
Ende des Tunnels zu zeigen und wohlver<strong>die</strong>nte<br />
Wertschätzung für ihre akribische Vorbereitung<br />
einzuheimsen. Vielleicht entsteht daraus<br />
ja sogar das erste Mensa-Date. Gerade in den<br />
ersten 14 Semestern sind Freunde mit Kenntnissen<br />
unbezahlbar. Oh Gott – war das jetzt<br />
etwa ein selbstherrlicher Ratschlag? Verdammt.<br />
In <strong>die</strong>sem Sinne: Herzlich willkommen, liebe<br />
zukünftige Akademiker!<br />
IMPRESSUM<br />
... alle Jahre wieder!<br />
Comic HANNES FALKE<br />
Text<br />
STEPHAN HOLTZ<br />
Parkstraße 6, 18057 <strong>Rostock</strong><br />
Telefon: 0381 498 5608<br />
Telefax: 0381 498 5603<br />
www.<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
Nr. 95 | Oktober 2011<br />
Herausgeber:<br />
Stu<strong>die</strong>rendenschaft der<br />
<strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong><br />
Redaktionsleitung:<br />
Mareike Götz (V.i.S.d.P.)<br />
Gesa Römer<br />
redaktion@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Dirk Ramthor<br />
gf@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />
Ressortleiter:<br />
Gesa Römer (<strong>Uni</strong>versität)<br />
Mareike Götz<br />
(Studentenleben)<br />
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Grafik und Layout:<br />
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Lektorat: Christoph Treskow<br />
und Annika Riepe<br />
Mitarbeit: Gesa Römer<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Maximilian Berthold, Marieke<br />
Bohne, Karolin Buchholz,<br />
Änne Cordes, Hannes Falke,<br />
Björn Giesecke, Yvonne<br />
Hein, Caroline Heinzel, Anna<br />
Hermann, Stephan Holtz,<br />
Stefanie Krauß, Katrin Lorenz,<br />
Andreas Lußky, Alfonso<br />
Maestro, Dirk Ramthor, Annika<br />
Riepe, Michael Schultz,<br />
Christoph Treskow, Elisabeth<br />
Woldt, Pascal Zurek<br />
Druck: ODR GmbH<br />
Koppelweg 2, 18107 <strong>Rostock</strong><br />
Auflage / Erscheinungsweise:<br />
4.000 / vierteljährlich<br />
Titelbild: Hannes Falke<br />
Redaktionsschluss für das Heft 95<br />
war der 19. September 2011.<br />
Der nächste <strong>heuler</strong> erscheint<br />
voraussichtlich im Dezember<br />
2011.<br />
Es gilt <strong>die</strong> Anzeigenpreisliste<br />
Nr. 01/2011.
Deutschlandreise<br />
Welches Bundesland wirbt mit<br />
welchem Slogan? Ordne <strong>die</strong> Sätze<br />
richtig zu, schicke dein Ergebnis<br />
bis zum 11. November 2011 an<br />
redaktion@<strong>heuler</strong>magazin.de und<br />
du hast <strong>die</strong> Chance auf zwei<br />
Karten für eine »Effi Briest«-Vorstellung<br />
im Volkstheater-Zelt.<br />
RÄTSEL!<br />
Fotos: Annika Riepe, Grafik: Michael Schultz<br />
43<br />
?-!<br />
MARIEKE BOHNE UND ANNIKA RIEPE<br />
Kreuz und quer<br />
durch <strong>Rostock</strong><br />
Mittendrin<br />
Wo ist <strong>die</strong>ses steinerne Mädchen<br />
fest verwurzelt? Verrate es uns<br />
bis zum 11. November 2011 per<br />
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<strong>Rostock</strong>er Kunsthalle.<br />
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auch für langjährige <strong>Rostock</strong>er!<br />
1: Der gesündeste Ort in den <strong>Rostock</strong>er<br />
Mensen<br />
2: Was hier nur das Wappen ziert, trägt<br />
unsere »Schwester« im Namen<br />
3: Bekanntes »Trinkgefäß« in Warnemünde<br />
4: An der kleinsten <strong>Rostock</strong>er Fakultät<br />
stu<strong>die</strong>rt man …<br />
5: Die Bretter, <strong>die</strong> den <strong>Rostock</strong>ern (viel zu<br />
selten) <strong>die</strong> Welt bedeuten