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Besonders Warum die Uni Rostock mal nach Bützow ... - heuler-online

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Web www.<strong>heuler</strong>magazin.de<br />

Heft 95<br />

Das Studentenmagazin der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong><br />

TAG 1<br />

04<br />

2011<br />

<strong>Besonders</strong><br />

<strong>Warum</strong> <strong>die</strong> <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> <strong>mal</strong><br />

<strong>nach</strong> <strong>Bützow</strong> umzog<br />

Bedrückend<br />

Selbstmordgedanken<br />

unter Studenten<br />

07 27 32<br />

Be<strong>die</strong>nt<br />

Ex-StuRa-Präsident Johannes<br />

Krause im Gespräch


RÜCKSPIEGEL<br />

Das erste Mal, <strong>die</strong> erste Zusage und der erste <strong>heuler</strong> – Träume<br />

STARTSCHUSS<br />

<strong>heuler</strong> 4/2011<br />

Mareike<br />

Gesa<br />

>><br />

Dirk<br />

redaktion@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />

<strong>online</strong>@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />

werden wahr. Neue und alte Augen lesen <strong>die</strong>se Zeilen, <strong>die</strong> wir<br />

für dich geschrieben haben. Wir sind <strong>die</strong> <strong>heuler</strong>-Redaktion,<br />

deren Inner Circle gerade neu zusammengewürfelt wurde. So<br />

begrüßen wir Dirk Ramthor als neuen Geschäftsführer und das Mareike-<br />

Götz-und-Gesa-Römer-Duo in der Redaktionsleitung.<br />

Du willst Fakten über <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität? Kannst du haben.<br />

Du willst wissen, wie dein Studium enden könnte? Wir zeigen es dir.<br />

Du willst lesen, was es heißt, auszuwandern? Hier und jetzt im <strong>heuler</strong>.<br />

Ob Erfahrungen von Medizinstudenten auf der »Fusion«, ob Erklärung<br />

der neuen Fahrradständer vorm Bebel-Tower, ob Einführung in <strong>die</strong> mexikanische<br />

Filmlandschaft – alles ist drin. In <strong>die</strong>ser Ausgabe führen wir dich<br />

durch ein mannigfaltiges Potpourri aus Themen des Inneren und Äußeren<br />

der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong>.<br />

Du willst mitmachen? Kein Problem! Komm zu unserer nächsten<br />

Redaktions sitzung am 18. Oktober 2011, um 18:30 Uhr, in Raum 21 in der<br />

Ulmenstraße – oder schau‘ einfach <strong>mal</strong> in unserem niegelnagelneuen <strong>heuler</strong>-<br />

Büro unterm Dach des Grünen Ungeheuers (Raum 302 / 48) vorbei. Wir<br />

freuen uns auf dich!<br />

Die Schieflage <strong>die</strong>ses Editorials ist übrigens eine Reminiszenz an den Umstand,<br />

dass der Fußboden in unserem Büro derartig <strong>nach</strong> Westen abfällt, dass man in<br />

der DDR dafür der Republikflucht schuldig gesprochen worden wäre ...<br />

3<br />

Veröffentlicht: Seit Juli <strong>die</strong>ses Jahres berichtet <strong>heuler</strong>-<strong>online</strong><br />

live von den Sitzungen des <strong>Rostock</strong>er StudentINNenrats<br />

(StuRa), mitzuverfolgen auf twitter.com/<strong>heuler</strong>Live. Die vorangegangene<br />

Debatte um (Hochschul-)Öffentlichkeit ist damit<br />

jedoch noch lange nicht beendet. Die Sitzungen des StuRa<br />

sind nun in drei Kategorien eingeteilt: »öffentlich«, »hochschulöffentlich«<br />

und »unter Ausschluss der Öffentlichkeit«.<br />

Unter Tagesordnungspunkten mit letzterer Kennzeichnung<br />

werden beispielsweise Personal- oder Rechtsangelegenheiten<br />

behandelt. Da hier über vertrauliche Daten gesprochen wird,<br />

dürfen ausschließlich Mitglieder aus dem StuRa und dem<br />

Allgemeinen Stu<strong>die</strong>rendenausschuss sowie <strong>die</strong> betroffenen<br />

Personen anwesend sein. Hochschulöffentlich werden in der<br />

Regel Wahlen jeglicher Art behandelt. So will man vermeiden,<br />

dass (unangepasste) Kritik an einzelnen Kandidaten<br />

publik wird. Generell wird versucht, so viele Tagesordnungspunkte<br />

wie möglich öffentlich zu verhandeln und zudem <strong>die</strong><br />

nicht-öffentlichen Themen am Ende der Sitzung zu besprechen,<br />

sodass Gäste nicht unnötig warten müssen. Wer sich<br />

über <strong>die</strong> hochschulöffentlichen Tagesordnungspunkte genau<br />

informieren möchte, kann mithilfe seiner Rechenzentrumskennung<br />

<strong>die</strong> Protokolle auf stura.uni-rostock.de einsehen.<br />

Verbessert: Seit Veröffentlichung unserer Artikel über <strong>die</strong><br />

Problematiken an der Medizinischen Fakultät in den Heften<br />

Nr. 93 und Nr. 94 scheint sich für <strong>die</strong> Prüflinge einiges<br />

verbessert zu haben. Herr Prof. Norbert Ulfig gibt Stu<strong>die</strong>renden<br />

nun <strong>die</strong> Möglichkeit, vor Beantwortung der Prüfungsfrage<br />

ihre Antwort aufzuschreiben. Dieses Vorgehen ersetzt<br />

selbstverständlich noch immer kein richtiges Protokoll, ist<br />

aber ein wichtiger Schritt in <strong>die</strong> richtige Richtung. Außerdem<br />

erfolgen viele Prüfungen nun <strong>nach</strong> einem einheitlichen<br />

Muster, zuvor variierten Anforderungen und Fragestellungen<br />

von Prüfer zu Prüfer.


INHALTSVERZEICHNIS<br />

<strong>heuler</strong> 4/2011<br />

4<br />

Foto: Maximilian Berthold<br />

Unbekannte<br />

Ostsee<br />

19<br />

<strong>Uni</strong>versität STUDENTENLEBEN POLITISCHES KULTUR<br />

Im Schlafrock<br />

zur <strong>Uni</strong><br />

... und 1.000 andere Fakten<br />

rund um das Hochschulleben<br />

Serie Ein<strong>mal</strong><br />

durchs Examen<br />

Fidi wird Lehrerin<br />

Entschuldigung<br />

bitte!<br />

Studentische Ausreden<br />

PSA-News<br />

Plötzlich Einsatz<br />

Medizinstudenten werden<br />

auf der »Fusion« zu Sanitätern<br />

Achilles Verse<br />

Von Kellerasseln<br />

und Rehaugen<br />

Wissenschaftsserie<br />

07<br />

10<br />

12<br />

12<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Wo ist <strong>die</strong> Ostsee?<br />

Eine Biologieexkursion durch<br />

das südliche Baltikum<br />

Ende und aus<br />

Was kommt eigentlich<br />

<strong>nach</strong> dem Studium?<br />

Kopf unter<br />

Was Druck in uns bewirken<br />

kann<br />

Jetzt wird’s laut!<br />

Verstanden wird, wer sich<br />

verständlich machen kann<br />

Der Bike-<br />

Parkplatz 2.0<br />

Wie funktionieren <strong>die</strong><br />

neuen Fahrradständer<br />

am Bebel-Tower?<br />

19<br />

21<br />

22<br />

24<br />

25<br />

Fairtrade Town<br />

Stabile Preise für soziale<br />

Projekte<br />

Nackt vor den<br />

Behörden<br />

Wie weit muss man sich für<br />

ein Verlobtenvisum für <strong>die</strong><br />

USA »ausziehen«?<br />

Politische<br />

Bildung<br />

... <strong>die</strong> jedem guttut<br />

Schwere Zeit<br />

Der ehe<strong>mal</strong>ige StuRa-Präsident<br />

Johannes Krause zieht<br />

ein Fazit seiner Amtszeit<br />

Neuigkeiten aus<br />

StuRa und AStA<br />

Landtagswahlen<br />

Ein Resümee<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

32<br />

33<br />

<strong>Rostock</strong> und<br />

der Islam<br />

Eine harmonische<br />

Partnerschaft?<br />

Narco-Cinema<br />

Mexikanisches Realienkino<br />

der Güteklasse C<br />

Theater im Zelt<br />

Passt Zirkusflair zu<br />

Effi Briest?<br />

Geschmackspolizei<br />

Postskriptum<br />

Comic<br />

Impressum<br />

Rätsel<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

42<br />

42<br />

42<br />

43<br />

Pro / Contra<br />

17


Illustration: Hannes Falke und Michael Schultz


Illustration: Caroline Heinzel<br />

Foto: Michael Schultz<br />

6<br />

UNIVERSITÄT<br />

Web<br />

www.<strong>heuler</strong>magazin.de/universitaet<br />

Traditio et Partyum<br />

Gesa, Ressortleiterin<br />

Bald feiert unsere Alma Mater ihr 600-jähriges Bestehen. Wir haben schon vorher ein<strong>mal</strong> unsere<br />

Nasen in Geschichtsbücher gesteckt und einige interessante Fakten über <strong>die</strong> <strong>Rostock</strong>er <strong>Uni</strong><br />

zusammengetragen. Aber auch für <strong>die</strong> Gegenwärtler unter euch gibt es Spannendes zu berichten.<br />

Außerdem wagen wir <strong>mal</strong> einen ganz anderen Blick auf <strong>die</strong> »Fusion ’11«: Wenn man im Sani-Zelt<br />

landet, bekommt man meist schon nichts mehr mit – anders <strong>die</strong> Sanitäter selbst.


Grafik: Gesa Römer / Michael Schultz<br />

1001 <strong>Uni</strong>-Fakten<br />

7<br />

1919 erhielt Albert<br />

Einstein »in Anerkennung<br />

der gewaltigen<br />

Arbeit seines Geistes«<br />

seine einzige deutsche<br />

und überhaupt erste<br />

Ehrendoktorwürde<br />

von der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong>.<br />

1740 wurde den Studenten von<br />

Rektor und Konzil verboten, draußen<br />

in Schlafröcken herumzulaufen<br />

sowie in Gottes<strong>die</strong>nsten zu lärmen.<br />

14<br />

verschiedene Titel zum<br />

Thema »Geschichte der<br />

<strong>Uni</strong>versität« stehen in der<br />

Südstadt-Bibliothek.<br />

Der August-Bebel-Turm wurde<br />

bis 1990 vom Ministerium<br />

für Staatssicherheit genutzt.<br />

Das dazugehörige Gefängnis<br />

befindet sich in der<br />

Hermannstraße 34b und kann<br />

heute besichtigt werden.<br />

Was wir schon immer über <strong>die</strong> <strong>Uni</strong><br />

<strong>Rostock</strong> wissen wollten – oder auch nicht<br />

Text<br />

GESA RÖMER<br />

Von 1760 bis 1789 gab<br />

es in <strong>Bützow</strong> eine<br />

Gegenuniversität,<br />

<strong>die</strong> »Fridericiana«.<br />

Die <strong>Rostock</strong>er Theologen waren zu <strong>die</strong>ser Zeit<br />

streng lutherisch. Herzog Friedrich wollte den<br />

universitären Glauben aufweichen, indem<br />

er versuchte, den Pietisten Christian Albrecht<br />

Döderlein zum Professor zu berufen. Die hiesigen<br />

Theologen wollten ihn jedoch zunächst einer<br />

Glaubensprüfung unterziehen, woraufhin Friedrich<br />

beim Kaiser <strong>die</strong> Erlaubnis einholte, eine <strong>Uni</strong>versität<br />

in <strong>Bützow</strong> zu gründen. Ein Professor sagte über<br />

den Standort: »Im ganzen Reich gibt es keine<br />

elendere und unpassendere Stadt.« Mit dem Tod<br />

Friedrichs wurden <strong>die</strong> beiden <strong>Uni</strong>versitäten wieder<br />

zusammengeführt.<br />

Die <strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong><br />

erstellte Gutachten in<br />

Hexenprozessen.<br />

55<br />

Straßen in <strong>Rostock</strong> sind <strong>nach</strong><br />

Absolventen oder Dozenten der<br />

<strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong> benannt.<br />

56,3 %<br />

der Studenten an der <strong>Uni</strong><br />

<strong>Rostock</strong> kommen aus Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Die<br />

meisten Studenten stu<strong>die</strong>ren<br />

an der Philosophischen, <strong>die</strong><br />

wenigsten an der Theologischen<br />

Fakultät.<br />

Auf dem Gelände der heutigen<br />

Südstadt-Bibliothek, <strong>die</strong> 2005<br />

eröffnet wurde, stand früher schon<br />

eine Mensa. Teile der Dekoration<br />

sind in der Bibliothek verarbeitet.<br />

Die <strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong> wird auch<br />

liebevoll Alma Mater Rostochiensis<br />

genannt.<br />

weiter auf der nächsten Seite >


8<br />

7.300 m²<br />

Nutzfläche hat <strong>die</strong><br />

Südstadt-Bibliothek.<br />

Das Gebäude in der<br />

Schwaanschen Straße 3<br />

gehörte von 1935 bis in<br />

<strong>die</strong> 40er-Jahre der NS-<br />

Studentenschaft. Davor<br />

war es im Besitz der<br />

<strong>Rostock</strong>er Freimaurerloge<br />

gewesen.<br />

Zwischen 1950 und<br />

2000 stieg der Bücherbestand<br />

der <strong>Uni</strong>versitätsbibliothek<br />

von 750.000<br />

auf 2 Millionen Bände.<br />

Erich Kästner<br />

stu<strong>die</strong>rte 1921 an<br />

der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong>.<br />

20<br />

Auszeichnungen erhielten<br />

<strong>die</strong> <strong>Rostock</strong>er Mensen bei<br />

der »Mensa des Jahres«<br />

der Zeitschrift »unicum«.<br />

Die Mensen in <strong>Rostock</strong> gewinnen regelmäßig »Goldene Tabletts« beim<br />

deutschlandweiten Wettbewerb »Mensa des Jahres«. <strong>Besonders</strong> in den<br />

Kategorien Service, Auswahl und Geschmack sind <strong>die</strong> <strong>Rostock</strong>er fast<br />

immer unter den Top 3. Insgesamt konnte <strong>die</strong> Südstadt-Mensa seit<br />

2001 schon drei<strong>mal</strong> den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegen.<br />

2003 wurde sie sogar Erste.<br />

Das Auditorium Maximum<br />

ist der größte Hörsaal einer<br />

<strong>Uni</strong>versität. Das <strong>Rostock</strong>er<br />

»Audimax« wurde 2004<br />

fertiggestellt und verfügt<br />

über 500 Plätze.<br />

Das »neue Audimax« auf dem Campus Ulmenstraße heißt Arno-Esch-<br />

Hörsaalgebäude. Arno Esch war Jura-Student in <strong>Rostock</strong> und setzte<br />

sich sehr für seine politischen Ansichten ein. Aus <strong>die</strong>sem Grund wurde<br />

er 1949 von der SED überwacht, schließlich angeklagt und 1951 in<br />

Russland ermordet. Seine Mutter wusste viele Jahre nicht, was mit ihm<br />

geschehen war.<br />

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

betrieb <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität zwei eigene<br />

Gefängnisse, <strong>die</strong> Karzer. Zusätzlich<br />

wurde das Gefängnis »Finkenbauer«<br />

genutzt, um streitende Stu<strong>die</strong>rende<br />

einzusperren. Die Kosten für<br />

ihre Verpflegung mussten <strong>die</strong><br />

inhaftierten Studenten selbst zahlen.<br />

Der Campus Ulmenstraße<br />

war früher eine<br />

Kaserne. Bis 2009<br />

wurde das »Haus 3«<br />

noch von der Bundespolizei<br />

genutzt.<br />

Die <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> ist der<br />

größte Arbeitgeber der<br />

Region.<br />

Früher waren <strong>die</strong><br />

Rektoren nur für je<br />

ein Semester im Amt,<br />

heute werden sie für<br />

vier Jahre gewählt.<br />

Die nächste Wahl<br />

findet 2013 statt.<br />

Das Einkaufsgebäude »<strong>Rostock</strong>er Hof«<br />

wurde von 1960 bis Anfang der 90er-<br />

Jahre für <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versitätsverwaltung<br />

und einige Institute der Philosophischen<br />

Fakultät genutzt.<br />

Die <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> hatte einen der<br />

ersten botanischen Gärten in<br />

Europa. Er entstand an der Ecke<br />

Lange Straße / Badstüberstraße.<br />

Heute ist von ihm jedoch nichts<br />

mehr erhalten. Davor hatten viele<br />

Professoren in ihren eigenen Gärten<br />

Pflanzen, auch aus der Neuen Welt,<br />

gezüchtet.


Der in <strong>Rostock</strong> lehrende<br />

Gräzist Kurt von Fritz<br />

verweigerte 1934 als einer<br />

von zwei deutschsprachigen<br />

Professoren den Diensteid<br />

auf Adolf Hitler.<br />

Die <strong>Uni</strong>versität hatte früher eine eigene<br />

Gerichtsbarkeit über alle Hochschulangehörigen.<br />

Dies änderte sich mit der<br />

Reformation im 16. Jahrhundert.<br />

Das ST wurde 1970 eröffnet, der<br />

Studentenkeller bereits 1969. Wenige<br />

Jahre später folgten das LT und das<br />

Meli. Die Abkürzungen stehen für<br />

»Schiffstechniker«, »Landtechniker« und<br />

»Melioration« (Bodenkunde).<br />

Zwischen 1895 und 1909 waren<br />

zehn bis 20 Frauen an der <strong>Uni</strong><br />

<strong>Rostock</strong> als Gasthörerinnen<br />

zugelassen, im Jahr 1909 wurde<br />

<strong>die</strong> erste Frau immatrikuliert.<br />

1945 waren 124 Hochschullehrer<br />

angestellt.<br />

Nach der Entnazifizierung<br />

und Teilung Deutschlands<br />

unterrichteten 14 von ihnen<br />

weiter an der <strong>Uni</strong>versität<br />

<strong>Rostock</strong>.<br />

Der Rektor unserer<br />

<strong>Uni</strong>versität heißt<br />

mit vollem Namen<br />

Wolfgang Dietrich<br />

Karl Schareck. 2009<br />

wurde der Mediziner in<br />

seinem ersten Amtsjahr<br />

deutschlandweit zum<br />

Rektor des Jahres<br />

gewählt.<br />

Von 1976 bis 1990<br />

hieß <strong>die</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />

<strong>Uni</strong> »Wilhelm-Pieck-<br />

<strong>Uni</strong>versität«.<br />

Nachdem der Kaiser <strong>Rostock</strong><br />

in den Jahren 1431 und 1432<br />

geächtet hatte und 1436 vom<br />

Kirchenkonzil ein Bann über<br />

<strong>die</strong> Stadt verhängt worden<br />

war, sah sich <strong>die</strong> <strong>Uni</strong> aufgefordert,<br />

<strong>Rostock</strong> zu verlassen und<br />

<strong>nach</strong> Greifswald zu ziehen. Ein<br />

Großteil der Hochschullehrer<br />

kam <strong>nach</strong> der Aufhebung des<br />

Bannes und Verhandlungen mit<br />

der Stadt 1443 zurück. Sechs<br />

Professoren blieben jedoch<br />

und gründeten <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität<br />

Greifswald.<br />

1.700<br />

Studenten hatte <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität<br />

<strong>Rostock</strong> 1930. Aktuell sind es<br />

mehr als 15.000. Damit ist <strong>die</strong><br />

<strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> <strong>die</strong> größte in MV.<br />

9<br />

Die ersten Studenten leisteten<br />

einen Eid darüber,<br />

sich ehrenhaft zu kleiden<br />

und keine Schulden<br />

zu machen. <strong>Rostock</strong>er<br />

waren von <strong>die</strong>sem Eid<br />

ausgenommen.<br />

Die lateinische Inschrift<br />

»Doctrina multiplex veritas<br />

una« über dem Eingang<br />

zum Hauptgebäude<br />

heißt übersetzt: »Es gibt<br />

viele Lehren, aber nur eine<br />

Wahrheit.«<br />

Die <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> war<br />

europa weit <strong>die</strong> erste <strong>Uni</strong>versität,<br />

<strong>die</strong> im Jahr 2000 kostenloses<br />

WLAN für Mitarbeiter<br />

und Studenten einführte.


SERIE<br />

Foto: Mareike Götz<br />

10<br />

Ab in den Urlaub!<br />

Lehramtsstudentin Fidi<br />

hat ihre Examensarbeit<br />

abgegeben.


Time<br />

to say<br />

Goodbye<br />

11<br />

Wir Mittendrin-Studis leben doch nor<strong>mal</strong>erweise von Seminar zu Seminar und von Semester zu Semester. Die<br />

Vorstellung, <strong>die</strong>ses schöne, stressige Leben könnte irgendwann vorbei sein, pusten wir mit leicht gespitzten<br />

Lippen weit in <strong>die</strong> Ferne. Und doch ist das Studium endlich. Lehramtsstudentin Fidi stellt <strong>die</strong>s unter Beweis und<br />

lässt den <strong>heuler</strong> an ihrer Staatsexamenszeit teilhaben.<br />

<strong>heuler</strong>: Fidi, du hast nun deine Examensarbeit geschrieben. Doch wie begann<br />

<strong>die</strong>se heiße Phase?<br />

Fidi: Ich habe im 7. Semester angefangen, über das Staatsexamen <strong>nach</strong>zudenken,<br />

weil das bislang ferne Prüfungsthema auf ein<strong>mal</strong> in <strong>die</strong> Nähe<br />

rückte: Okay, ich muss mich jetzt irgendwie anmelden. Am 30. April ist <strong>die</strong><br />

Deadline gewesen und damit war klar: Ich habe jetzt noch ein halbes Jahr,<br />

um mir ein Thema für <strong>die</strong> Examensarbeit zu überlegen. Ich wusste nur, ich<br />

schreibe sie in Geschichte. Also habe ich mit einem Prof gesprochen, der<br />

mir im Studium sehr vertraut geworden ist und bei dem ich viele Kurse besucht<br />

hatte. Ich ging zu ihm und habe ihn <strong>nach</strong> der Examensarbeit gefragt.<br />

Er half mir beim Finden eines Themas, erinnerte sich an eine von mir geschriebene<br />

Hausarbeit und brachte anschließend sogar einen Aufsatz dazu<br />

mit. Ich war ihm sehr dankbar dafür, fand das Thema reizvoll und fing an,<br />

mich mit der Thematik zu beschäftigen. Während der nächsten Gespräche<br />

formulierten wir dann das Thema aus.<br />

Hast du während des Semesters noch Kurse besucht oder brauchtest du dich<br />

nur auf deine Staatsexamensarbeit vorzubereiten?<br />

Ich musste letztes Semester noch ein bisschen was machen. Unter anderem<br />

noch einen Leistungsschein in Mathe und in Pädagogik und auch in<br />

Geschichte habe ich noch etwas gemacht, wie <strong>die</strong> Exkursion <strong>nach</strong> Auschwitz.<br />

Ich hatte damit acht Semesterwochenstunden plus <strong>die</strong> Exkursion. Im 9. Semester<br />

könnte ich auch noch etwas belegen, aber ich hatte keine Lust, beim<br />

Prüfungslernen noch irgendwelche Kurse im Nacken zu haben.<br />

Dann hast du den Sommer genutzt, um deine Examensarbeit zu schreiben?<br />

Genau. Es war so: Ich hatte mein Thema eingereicht, dann kam der<br />

Bescheid, »du hast jetzt drei Monate«. Im Juni lag noch zu viel <strong>Uni</strong> an, da<br />

konnte ich mich nur einlesen. Im Juli fing ich an zu schreiben und als <strong>die</strong><br />

Semesterferien begannen, hatte ich mehr Zeit und Ruhe. Ich schrieb so circa<br />

vier Wochen durch und ließ <strong>die</strong> Arbeit im August erst ein<strong>mal</strong> liegen. Anschließend<br />

las ich so an <strong>die</strong> einhundert Mal drüber und das Korrekturschreiben<br />

begann.<br />

Und jetzt ist <strong>die</strong> Arbeit geschrieben und in Druck?<br />

Ja, jetzt gerade. Ich hole sie <strong>nach</strong>her mit dir ab.<br />

Sehr gut. Aber vorher würde ich gerne noch wissen, ob du Tipps für all jene<br />

hast, <strong>die</strong> kurz vor ihrer Arbeit stehen?<br />

Tipp 1: Immer reden! Redet mit euren Kommilitonen, <strong>die</strong> in der gleichen<br />

Situation sind oder <strong>die</strong>se Tortur schon hinter sich haben. Dabei erfährt man<br />

immer Nützliches zu den Anmeldungen oder dazu, wo das Lehrerprüfungsamt<br />

versteckt ist – nämlich hinter irgendwelchen Büschen in Lichtenhagen.<br />

Wenn man mit anderen darüber redet, fühlt man sich nicht ganz so allein.<br />

Man weiß, alle machen gerade den gleichen psychischen Stress durch.<br />

Entweder bildet man zusammen eine Leidensgenossenschaft oder man pusht<br />

sich gegenseitig durch.<br />

Tipp 2: Was <strong>die</strong> Examensarbeit angeht – Ruhe bewahren! Im Nachhinein<br />

sage ich mir: »Mädchen, du hast so viele Arbeiten in deinem Studium geschrieben,<br />

dann ist <strong>die</strong>se eben <strong>mal</strong> eine längere – ist doch super, dann hast<br />

du <strong>mal</strong> Platz, dich auszutoben.«<br />

Wie viele Seiten sind es bei dir geworden?<br />

Mit allem Pipapo, mit Anhang, Literaturverzeichnis, Deckblatt und dem restlichen<br />

Schniddlschnaddl sind es 97. Der Fließtext umfasst circa 73 Seiten.<br />

Und wie geht es weiter?<br />

Jetzt geht es erst ein<strong>mal</strong> in den Urlaub.<br />

Viel Spaß und vielen Dank! In der nächsten <strong>heuler</strong>-Ausgabe werden wir über<br />

deine Prüfungsvorbereitungen reden.<br />

Das komplette Interview könnt ihr auf <strong>heuler</strong>magazin.de <strong>nach</strong>lesen.<br />

Interview MAREIKE GÖTZ >><br />

tinyurl.com/3sq6wdr


Illustration: Hannes Falke<br />

PSA-News<br />

12<br />

Der Hund hat meine<br />

Hausaufgaben<br />

gefressen ...<br />

… scheint <strong>die</strong> Standardausrede schlechthin zu sein.<br />

Zumindest in Sitcoms und Highschool-Komö<strong>die</strong>n.<br />

Aber auch in der realen Welt sind zumindest <strong>die</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er Studenten nicht minder kreativ. Ein Blick<br />

in <strong>die</strong> »Ausredenkartei« eines Dozenten.<br />

Nach dem nasskalten Sommer folgt ein vermutlich ebenso nasskalter<br />

Herbst und <strong>die</strong> Husten- und Schnupfensaison setzt sich fort. Die<br />

Krankheitswelle schwappt geradewegs in das Wintersemester hinein und<br />

spült den einen oder anderen aus den Seminaren – sowie einen Haufen<br />

Entschuldigungsmails in <strong>die</strong> Postfächer der Dozenten. Allerdings bleibt<br />

es nicht bei »Liege mit einer Erkältung im Bett« und »Kann wegen hohen<br />

Fiebers nicht teilnehmen«. Die Not lässt <strong>die</strong> Fantasie der Stu<strong>die</strong>renden,<br />

im Gegensatz zu allem anderen im Herbst, erblühen. Da bittet einer mit<br />

den Worten »Aufgrund des starken Regens kann ich nicht zu ihrem Seminar<br />

kommen« um Entschuldigung und hofft damit auf Verständnis. Sollte<br />

jener sprichwörtlich aus Zucker bestehen oder an einer Wasserallergie<br />

leiden, könnte ihm <strong>die</strong> Entschuldigung natürlich zugesprochen werden.<br />

Ebenso jenem, der »Leider hatte ich auf dem Weg zum Seminar eine<br />

Autopanne« schrieb. Seinem am Straßenverkehr ebenfalls teilnehmenden<br />

Kommilitonen, der »Mein Fahrrad ist nicht da, so kann ich nicht zur<br />

<strong>Uni</strong>« an seinen Dozenten mailte, mag man seine Abwesenheit weniger<br />

verzeihen, hat er doch hoffentlich zwei gesunde Beine und ein gültiges<br />

Semesterticket, welche ihn zur <strong>Uni</strong> befördern könnten.<br />

Neben <strong>die</strong>sen harmlosen Fällen gibt es aber auch weitaus ausgefallenere<br />

Entschuldigungen. So begründet jemand sein Fehlen folgendermaßen:<br />

»Als ich mich auf den Weg zum Seminar machte, blieb ich in<br />

meinem Wohnhaus im Fahrstuhl stecken. Dieser fuhr über zwei Stunden<br />

hoch und herunter, öffnete jedoch nicht <strong>die</strong> Tür. Dadurch war es mir<br />

nicht möglich zu erscheinen.« Da kann man nur wünschen, dass sich<br />

mittlerweile jemand erbarmt und denjenigen aus seiner Misere befreit<br />

hat. Wenn es mit den Ausreden <strong>mal</strong> nicht so klappen will, weil einem<br />

partout nichts Kreatives einfallen mag, dann sollte man bei der Wahrheit<br />

bleiben und dem Dozenten mitteilen: »Leider habe ich in meinem Fall<br />

keinen Überblick mehr, wie oft ich bei Ihnen im Seminar gefehlt habe.«<br />

Die Veranstaltung wiederholt man dann einfach im nächsten Semester.<br />

Stu<strong>die</strong>ngang<br />

wechseln –<br />

aber bitte richtig!<br />

Liebe Mitstudentinnen, liebe Mitstudenten,<br />

das Wintersemester hat begonnen, viele Stu<strong>die</strong>rende sind<br />

neu, andere würden gerne etwas Neues stu<strong>die</strong>ren. Wir<br />

alle machen <strong>mal</strong> einen Fehler – falsche Socken, falsche<br />

WG oder eben das falsche Studium. Irren gehört zum<br />

Menschsein dazu. Da wir alle nur ein Leben haben, das<br />

obendrein ziemlich kurz ist, sollten wir aber vermeiden,<br />

allzu lange in eine falsche Richtung zu laufen. Damit<br />

das Einschlagen eines neuen Weges außerdem nicht mit<br />

einem Fehlstart beginnt, sind dazu ein paar Dinge zu<br />

beachten. Die ersten Fragen: <strong>Warum</strong> möchte ich wechseln?<br />

Was ist der Anlass, was <strong>die</strong> Ursache? Langweilt<br />

mich das Studium, ist es anders als erwartet, oder mag<br />

ich nur bestimmte Teile des Studiums nicht? Sind <strong>die</strong><br />

Probleme eher allgemein und nicht direkt auf das Studium<br />

zurückzuführen, dann bringt auch ein Wechsel wenig.<br />

Die zweiten Fragen: Was ist aus den Gründen geworden,<br />

aus denen ich mein Studium ursprünglich gewählt<br />

habe? Häufig hatten wir zu Beginn des Studiums einen<br />

Traum, der inzwischen vielleicht nicht mehr ganz wach<br />

ist. Nimmt man also Abschied vom eigenen Studium,<br />

sollte das bewusst geschehen, denn man verabschiedet<br />

sich damit auch von einem Teil seiner selbst. Die dritten<br />

Fragen: Kenne ich das neue Studium? Bin ich ausreichend<br />

informiert über das, was ich dort machen werde? Ist es<br />

das, was ich will?<br />

Steht <strong>die</strong> Entscheidung zu wechseln fest, muss unbedingt<br />

geklärt werden: Was passiert mit meinem BAföG, meinem<br />

Unterhalt, meinem Stipendium etc.? Dies muss vorher<br />

mit den Trägern abgesprochen sein – sonst kann es böse<br />

Überraschungen geben. Stu<strong>die</strong>nberater haben zwar<br />

<strong>die</strong> eine oder andere Erfahrung, rechtlich Verbindliches<br />

können sie jedoch nicht sagen.<br />

Ist der Wechsel gut durchdacht und auf breiter Front<br />

abgesprochen, steht einem Neustart im Studium nichts<br />

mehr im Weg. Oder man entdeckt doch noch ein<strong>mal</strong><br />

<strong>die</strong> alte Liebe zum eigenen Studium. Wie dem auch sei:<br />

Ich wünsche euch viel Erfolg und Freude in eurem alten,<br />

neuen oder neuen alten Studium! Euer Heiko<br />

Heiko Marski ist Prorektor für Studentische<br />

Angelegenheiten (PSA) und kümmert sich im<br />

Rektorat um <strong>die</strong> Belange der Stu<strong>die</strong>renden.<br />

Text<br />

HANNES FALKE<br />

>><br />

psa@uni-rostock.de


Medizinstudenten<br />

im Großeinsatz<br />

Seit der ersten »Fusion« 1997 hat sich ganz in der Nähe der Müritz aus einer anfangs unbedeutenden Party eines der<br />

mittlerweile größten Festivals der Republik entwickelt. Wenn hier 70.000 Menschen feiern, muss eine medizinische<br />

Grundversorgung sichergestellt werden. Jeder im medizinischen Betreuungsteam ist freiwillig und unentgeltlich vor<br />

Ort im Dienst, nur so kann das Konzept der Veranstalter unter dem Motto »Ferienkommunismus« aufgehen.<br />

14<br />

Die rhythmischen Schläge des Basses dröhnen Christoph Lösel noch<br />

<strong>nach</strong>haltig in den Ohren. Er schaut kurz auf seine Armbanduhr, es ist fast drei<br />

Uhr. Mitten in der Nacht oder doch früh am Tage? Ihm scheint es, als lege <strong>die</strong><br />

Meute der Festivalgänger draußen aufs Neue so richtig los. Trotz des beständigen<br />

Regens lassen sich <strong>die</strong> Fans <strong>die</strong>ses Musik- und Bühnenspektakels ihre<br />

Feierlaune nicht verderben. Nachdem Christoph gestern im Hauptzelt viele<br />

Personen betreut hatte, kümmert er sich heute Nacht um den ihm zugeteilten<br />

Intensivpatienten.<br />

Wer auf dem Gelände medizinische Hilfe sucht, wird zunächst an der<br />

Aufnahme vorgestellt. Hier werden alle grob ihrer vitalen Bedrohung <strong>nach</strong> zugeordnet<br />

und weitergeleitet. Helfer führen <strong>die</strong> harmloseren Notfälle ins Hauptzelt.<br />

Dort sind Christophs Kommilitonen zur Stelle. Sie kümmern sich um <strong>die</strong><br />

Gestrandeten und legen etliche von ihnen auf Tragen »trocken«. Im Umgang<br />

mit den Patienten hat Christoph sich gestern mit den wichtigsten Handgriffen<br />

vertraut gemacht, sodass er schnell routinierter geworden ist.<br />

Momentan sitzt er in einem der zwei Container zur intensivmedizinischen<br />

Überwachung, dessen Kapazität ausreicht, um vier Patienten unterzubringen.<br />

Meist alarmieren <strong>die</strong> Ersthelfer über Handys, Servicemitarbeiter oder einfach<br />

nur mittels Mundpropaganda den medizinischen Not<strong>die</strong>nst. In eigens dafür<br />

konstruierten Pkws werden <strong>die</strong> Notfälle dann auf dem Gelände eingesammelt<br />

und hierher transportiert. Nach zwölf Stunden im Dienst wird Christoph nun<br />

endlich gegen acht Uhr morgens von Nora Wagner abgelöst, <strong>die</strong> eben aus<br />

ihrem Iglu gekrochen ist. Fliegender Wechsel. Nun kann sich auch Christoph<br />

vorerst in sein provisorisches Nachtlager zurückziehen.<br />

Im Nachhinein wissen <strong>die</strong> beiden: Wirklich ruhig wurde es in sieben Tagen<br />

Ausnahmezustand nie – bei insgesamt mehr als 2.500 Patientenkontakten<br />

gab es rund um <strong>die</strong> Uhr etwas zu tun. Das medizinische Team setzte sich<br />

zusammen aus einem leitenden Arzt, drei Notärzten, einem Stab von zehn<br />

Ärzten unterschiedlichster Fachrichtungen sowie seelsorgerischen Kräften. Und<br />

<strong>mal</strong> eben 50 Medizinstudenten der <strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong>, allesamt hoch motiviert<br />

zu helfen, während auf dem Festival gefeiert wird, bis der Arzt kommt.<br />

Rückblickend lobt Christoph <strong>die</strong>se Art der besonderen »Exkursion«:<br />

»Endlich <strong>mal</strong>! – Viel praktisches Arbeiten mit intensivem Patientenkontakt.<br />

Natürlich nicht ohne professionelle Hilfe, aber gefordert ist auch größtenteils<br />

eigenverantwortliches Handeln. So lernt man nicht nur aus medizinischer Sicht<br />

als Student unglaublich viel dazu, sondern man hat selbst erst<strong>mal</strong>s auch das<br />

Gefühl, anderen so richtig aktiv helfen zu können!« Auch Nora erinnert sich<br />

gerne zurück: »Der Kontakt zu den Patienten war durchweg positiv. Alle waren<br />

uns gegenüber freundlich und aufgeschlossen, aber vor allem auch sehr<br />

dankbar für unsere Hilfe.« »Man könnte sagen, <strong>die</strong> ‚Fusion‘-Stimmung hat sich<br />

auch auf den medizinischen Bereich ausgewirkt«, fügt Christoph abschließend<br />

hinzu, »alle Anwesenden waren einfach gut drauf!«<br />

Text & Interview<br />

KATRIN LORENZ<br />

»Freiwillig anpacken<br />

ohne Bezahlung«<br />

Vom leitenden Veranstaltungsarzt Dr. Gernot Rücker erfahren wir<br />

mehr über <strong>die</strong> Hintergründe des Einsatzes der Medizinstudenten<br />

im Rahmen des alljährlich stattfindenden Festivals. Wir treffen ihn<br />

im <strong>Rostock</strong>er Simulationsanlagen- und Notfallausbildungszentrum<br />

(RoSaNa), welches er mit viel Engagement zur Lehre leitet. Ein<br />

Interview aus dem »alltäglichen Wahnsinn in <strong>die</strong>sem kleinen<br />

Irrenhaus«, wie er mit einem fröhlichen Lachen bei der Begrüßung<br />

verkündet.<br />

<strong>heuler</strong>: Herr Dr. Rücker, Sie gelten als Experte auf dem Gebiet akuter<br />

Vergiftungen und sind nun schon viele Jahre leitender Arzt im Einsatz auf der<br />

»Fusion«. Seit wann sind Sie und Ihr Team nun schon freiwillig vor<br />

Ort, um medizinische Hilfe zu leisten?<br />

Herr Dr. Gernot Rücker: Schon vor meinem Start hier in <strong>Rostock</strong> begleitete<br />

ich das Festival. Noch im Jahr 2000 waren wir mit nur einigen Sanitätern<br />

und mir auf der »Fusion« im Einsatz. Seitdem befindet sich <strong>die</strong>ses Event im<br />

Progress und expan<strong>die</strong>rte exponentiell. Damit wuchsen auch <strong>die</strong> Anforderungen<br />

an <strong>die</strong> medizinische Versorgung.<br />

Wie kam es dazu, <strong>die</strong>se Option den Medizinstudenten an unserer<br />

<strong>Uni</strong>versität anzubieten?<br />

Mit der Zeit und meiner Arbeit an der <strong>Uni</strong>versitätsklinik im Bereich Ausbildung<br />

und Lehre entstand <strong>die</strong> Idee, den Studenten eine neue Möglichkeit zu<br />

geben, sich praktisch »auszuprobieren«. Für <strong>die</strong> Arbeit sind sie durch Praktika<br />

und Seminare im Vorfeld ausgebildet worden. Doch zeigt sich im Rahmen<br />

einer solchen Massenveranstaltung, wo <strong>die</strong> Theorie an ihre Grenzen stößt.<br />

Generell ist eine praxisnahe Ausbildung unerlässlich. Und im Rahmen der<br />

»Fusion« ist <strong>die</strong>s mit verhältnismäßig geringem Aufwand möglich. Mir ist<br />

wichtig, dass <strong>die</strong> Studenten lernen, selbstständig Entscheidungen zu treffen<br />

und in Eigenregie zu handeln.<br />

Was zeichnet das praktische Arbeiten für <strong>die</strong> Studenten aus?<br />

Die Studenten haben hier zu ihren Patienten intensivsten Kontakt. Sie müssen<br />

ihre erworbenen Basiskenntnisse in der medizinischen Versorgung anwenden<br />

und können dabei ergebnisorientiert handeln, alles ganz ohne bürokratische<br />

Barrieren. Der Arbeitsauftrag ist klar, und so muss sich jeder primär allein der<br />

Betreuung seiner Patienten stellen. Zwar können sie jederzeit <strong>die</strong> stets anwesenden<br />

Ärzte fragen, jedoch sollen sie vorwiegend eigenverantwortlich handeln.


Foto:Gernot Rücker<br />

ACHILLES VERSE<br />

Schlammschlacht: mit dem Krankentransport über das Festivalgelände<br />

Wird ihr Engagement in irgendeiner Weise finanziell vergütet?<br />

Nein, alle Teilnehmer packen freiwillig ohne Bezahlung an. Für <strong>die</strong> Studenten<br />

ist der Einsatz rein fakultativ. Und auch schon in der Vorbereitung ist ihr<br />

persönliches Engagement gefragt. Wer dann flexibel und aktiv vor Ort agiert,<br />

nimmt nicht nur erfolgreich an dem Einsatz teil, sondern profitiert <strong>nach</strong>haltig<br />

von der ganzen Aktion. Jedem Studenten ist dabei bewusst, dass <strong>die</strong> Tage<br />

auf der »Fusion« dreckig und laut werden und unter besonderen Umständen<br />

wie in <strong>die</strong>sem Jahr auch schon <strong>mal</strong> ordentlich nass und kalt sein können.<br />

Ist <strong>die</strong> Möglichkeit, kostenlos aufs Festival zu kommen, mit ein Anreiz für <strong>die</strong><br />

jungen Mediziner?<br />

Das wohl eher weniger. Der Fokus unseres Teams liegt ganz auf dem medizinischen<br />

Bereich der Veranstaltung.<br />

Können Sie denn auch <strong>mal</strong> mitfeiern?<br />

In den ersten Jahren war das Arbeiten auf dem Gelände noch wesentlich<br />

entspannter, da blieb durchaus auch <strong>mal</strong> Zeit, um <strong>die</strong> Festivalwiese zu erkunden<br />

und sich <strong>die</strong> Bühnen genauer anzusehen. Da<strong>mal</strong>s ahnte noch niemand,<br />

welches Ausmaß <strong>die</strong>ses Festival zukünftig annehmen wird. Persönlich bin<br />

ich heute an den sieben Tagen »Fusion« im Dauereinsatz, rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

erreichbar, für jeden aus dem Team, und wenn es brennt, in weniger als<br />

einer Minute zur Stelle.<br />

Wie nehmen Sie <strong>die</strong> Resonanz unter den Studenten wahr?<br />

Das Feedback der Studenten ist super. Mittlerweile mussten wir sogar <strong>die</strong><br />

Teilnehmerzahlen begrenzen. Leider. Der Ansturm ist zu groß geworden.<br />

Scheint so, als würde Ihr Lehrkonzept aufgehen?<br />

Das sieht wohl so aus. [Er lacht.] Deutlich spürbar wird <strong>die</strong>s insbesondere<br />

in den Nachbesprechungen, wenn der »Erfolgshype« und<br />

»Wissensrausch« der »Fusion« noch <strong>nach</strong>haltig auf <strong>die</strong><br />

Studenten wirkt und lebhaft von ihnen wiedergegeben wird.<br />

Durchwinken oder<br />

vertrösten?<br />

Der letzte Schritt auf dem Weg zum akademischen<br />

Titel: <strong>die</strong> »Verteidigung«, eine mündliche Prüfung,<br />

in der <strong>die</strong> Abschlussarbeit und weitere Thesen des<br />

Abgängers diskutiert werden sollen. Am Tag der<br />

Prüfung findet man statt des betreuenden Professors<br />

jedoch nur eine Notiz an dessen Bürotür. Wegen<br />

Krankheit geschlossen? Die Mail kam zwei Stunden<br />

vor dem Prüfungstermin: Der Professor sei erkrankt,<br />

das Kolloquium auf nächste Woche verschoben<br />

und ein Ersatz-Prüfer organisiert. Anderer Lehrstuhl,<br />

anderes Fachgebiet, anderer Dozent.<br />

Eine Woche später. Auch <strong>die</strong> Vertretung ist unpässlich.<br />

Übrig bleiben ein ratloser Student, ein<br />

wiederum neuer Prüfer und eine Institutsleitung, <strong>die</strong><br />

offenbar nicht in der Lage ist, eine funktionierende<br />

Informationspolitik zu betreiben.<br />

Die Rede ist hier vom sonst so vorbildlichen Institut<br />

für Politik- und Verwaltungswissenschaften, das<br />

seine Abgänger eiskalt im Regen stehen ließ. So<br />

hatten einige der vertrösteten Prüflinge bis zum Beginn<br />

des folgenden Semesters noch keinen neuen<br />

Termin, geschweige denn eine Ahnung, wer ihr<br />

Prüfer sein würde. Die anderen traten zwangsweise<br />

vor einen quasi fachfremden Professor, der vermutlich<br />

keine Zeit hatte, sich mit den verschriftlichten<br />

geistigen Ergüssen der angehenden Akademiker<br />

auseinanderzusetzen. Durchwinken oder vertrösten?<br />

– Das ist hier <strong>die</strong> Frage.<br />

Die Achilles Verse müssen nicht <strong>die</strong> Meinung<br />

der Redaktion widerspiegeln. Schildert uns euer<br />

Problem und wir veröffentlichen es – auch<br />

anonym.<br />

>><br />

redaktion@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />

15<br />

Findet der Einsatz auch im nächsten Jahr wieder statt?<br />

Das steht wohl außer Frage! [Lacht.]<br />

Oberarzt Dr. med. Gernot Rücker ist Leiter des<br />

<strong>Rostock</strong>er Notfallausbildungszentrums.


Foto: Eric Isselée /istockphoto<br />

WISSENSCHAFTSSERIE<br />

Von<br />

Kellerasseln<br />

und<br />

Rehaugen<br />

16<br />

Wie wichtig <strong>die</strong> Einstellung des Menschen zu seiner Umgebung ist, zeigt sich stets<br />

an seinem Verhalten. So gilt es auch in der Beziehung zu als unliebsam empfundenen<br />

Schöpfungen der Natur, Vorurteile und Ängste abzubauen. Ist <strong>die</strong>se Toleranz erlernbar?<br />

Die Didaktik für das Fach Biologie forscht <strong>nach</strong> Antworten. Von Carolin Retzlaff-Fürst<br />

Prof. Carolin Retzlaff-<br />

Fürst war vier Jahre<br />

lang Biologie-Lehrerin<br />

an einem <strong>Rostock</strong>er<br />

Gymnasium. Inzwischen<br />

ist sie Professorin<br />

für Didaktik der<br />

Biologie.<br />

Aktuelle Ergebnisse der Neurowissenschaften zur<br />

Erforschung der Gehirntätigkeit zeigen den Einfluss einer<br />

positiven Gefühlslage in Verbindung mit der sinnlichen<br />

Wahrnehmung beim Beobachten und Untersuchen von<br />

Naturphänomenen für das Lernen. Besteht dem Lernobjekt<br />

gegenüber eine positive Einstellung, ist das mit leichterem<br />

und <strong>nach</strong>haltigerem Lernen verbunden. Das so erworbene<br />

Wissen kann schnell abgerufen und angewendet werden.<br />

Eine negative Gefühlslage dagegen bewirkt, dass weniger<br />

leicht und <strong>nach</strong>haltig gelernt wird, denn es wirken Angst und<br />

lang anhaltender Stress.<br />

In der Forschung zur Umweltbildung konnte festgestellt<br />

werden, dass Entscheidungen für umweltgerechtes Handeln<br />

– dem Ziel jeder Umweltbildung – abhängig von direkten<br />

Erfahrungen mit der Natur, dem Interesse und positiven<br />

emotionalen Bindungen an <strong>die</strong> Natur sind. Das zeigt sich<br />

beispielsweise in der eingeschränkten Bereitschaft der Schüler,<br />

nur dann <strong>die</strong> Lebensräume von Amphibien zu erhalten,<br />

wenn sie <strong>die</strong>se Arten auch schön finden. Heißt das nun, dass<br />

beispielsweise im Biologieunterricht nur noch <strong>die</strong> großen<br />

und ansehnlichen Tiere und Pflanzen behandelt oder <strong>die</strong><br />

Lebensräume besonders schöner Organismen schützenswert<br />

sind? Was ist mit den für unser Ökosystem so wertvollen,<br />

aber allgemein als »ekelig« und »hässlich« wahrgenommenen<br />

Spinnen, Würmern, Asseln und Schnecken, <strong>die</strong> nicht<br />

mit positiven Emotionen besetzt sind? Es zeigt sich hier, vor<br />

welch schwieriger Aufgabe jede Art von Umweltbildung<br />

steht: Nicht nur was »gut aussieht«, ist auch ökologisch gut,<br />

und was optisch nicht gefällt, ist oft ökologisch wertvoll und<br />

besonders schützenswert. Umweltbildung muss demzufolge<br />

zwei Seiten entfalten: zum einen eine Art »Distanzfähigkeit«<br />

gegenüber dem schönen Schein von Bambi und Knut, zum<br />

anderen <strong>die</strong> Suche <strong>nach</strong> dem Schönen und emotional<br />

Positiven in auf den ersten Blick hässlichen Organismen<br />

– denn offensichtlich liegt eben in der emotional positiv<br />

wahrgenommenen »Schönheit« ein starker Anreiz zum Lernen<br />

und Handeln. Dieser Spagat kann durch <strong>die</strong> bewusste<br />

Entwicklung des ästhetischen Werturteils gelöst werden. Auf<br />

theoretischer Ebene ermöglicht das »Konzept der for<strong>mal</strong>en<br />

und inhaltlichen Faktoren« das Transparentmachen <strong>die</strong>ses<br />

Urteils zu biologischen Objekten. Diesem Ansatz wird in der<br />

Forschung der Fachdidaktik Biologie im Bereich Umweltbildung<br />

auf verschiedenen Ebenen <strong>nach</strong>gegangen.<br />

1. Untersuchungen zu klassischen »Ekeltieren« wie<br />

Schnecken, Asseln und (Regen-)Würmern zeigen, dass<br />

das genaue Beobachten ein Weg ist, »Distanzfähigkeit« zu<br />

erzeugen, denn dabei werden bestimmte Eigenschaften<br />

und Merk<strong>mal</strong>e von biologischen Objekten mit allen Sinnen<br />

erfasst, ohne darin einzugreifen. Als naturwissenschaftliche<br />

Arbeitsweise <strong>die</strong>nt das Beobachten der Problemfindung,<br />

Hypothesenbildung und Prüfung. Der Erkenntnisgewinn ist<br />

dabei intersubjektiv.<br />

Als künstlerisch-ästhetische Arbeitsweise führt das Beobachten<br />

zur fantasievollen Wiedergabe von Teilen und Phänomenen<br />

durch <strong>die</strong> Rekonstruktion von Strukturen und Szenen,<br />

<strong>die</strong> ein homogenes Ganzes darstellen. Die Betrachtung von<br />

kleinen Tieren oder Teilen von Pflanzen unter dem Auflichtmikroskop<br />

lässt beispielsweise ungeahnte Anordnungen,<br />

Farben, Musterungen und Symmetrien hervortreten, regt so<br />

zum Staunen und weiteren Erforschen an und fördert <strong>die</strong>


PRO<br />

für das Lernen und Handeln so wichtige positive<br />

emotionale Einstellung dem Untersuchungsobjekt<br />

gegenüber.<br />

2. Die aktuelle Forschungsarbeit von Martha<br />

D. Queren untersucht, inwieweit der handelnde<br />

Umgang mit ausgewählten Pflanzen der Agro-<br />

Biodiversität einen Einfluss auf <strong>die</strong> Entwicklung des<br />

ästhetischen Schülerurteils ausübt und inwiefern<br />

damit Konsequenzen für das Umwelthandeln<br />

verbunden sind. Seit den 1980er-Jahren wird in<br />

Deutschland der Verlust der biologischen Vielfalt<br />

(Biodiversität) intensiv diskutiert. Zu einzelnen Teilaspekten<br />

wie beispielsweise dem Waldsterben hat<br />

sich aufgrund medialer Thematisierung ein Problembewusstsein<br />

in der Öffentlichkeit entwickelt.<br />

Der Begriff Agro-Biodiversität dagegen ist noch<br />

nicht gedeutet, ebenso wenig ist geklärt, welcher<br />

Wert ihr beigemessen und wie sie konkret in Wert<br />

gesetzt wird. Am Beispiel der Sojabohne (Glycine<br />

max.) soll im Rahmen der Forschungsarbeit ein<br />

empirisch begründetes Unterrichtskonzept zum<br />

Thema Agro-Biodiversität entwickelt werden, das<br />

durch Beachtung der emotionalen Dimension des<br />

Lernens den Kenntniserwerb sowie <strong>nach</strong>haltiges<br />

Denken und Handeln fördert.<br />

PRO&<br />

CONTRA<br />

Didaktik-<br />

Kurse für<br />

Dozenten<br />

Sollen Lehrende das<br />

Lehren lernen? Oder<br />

muss der Student eben<br />

nehmen, was kommt?<br />

Es gibt Dozenten, denen man einfach keine anderthalb<br />

Stunden zuhören kann. Eigentlich kann man<br />

ihnen nicht ein<strong>mal</strong> länger als zehn Minuten folgen.<br />

Anscheinend sind sie der Meinung, eine geradezu<br />

perfekte Veranstaltung zu halten, indem sie 90<br />

Minuten lang Texte vortragen, <strong>die</strong> dann noch ein<strong>mal</strong><br />

wortwörtlich auf der Powerpoint-Folie oder im Buch<br />

mitgelesen werden können. Das mag vielleicht für<br />

eine Vorlesung halbwegs akzeptabel sein, für ein<br />

Seminar aber auf gar keinen Fall! Wenn ich so etwas<br />

miterleben will, kann ich auch zu einer Märchentante<br />

gehen. Neben <strong>die</strong>ser Überpräsentation der Lehrkräfte<br />

ist das andere Extrem mindestens gleichermaßen<br />

fatal: Dort reiht sich Woche für Woche ein Studentenreferat<br />

an das nächste, ohne Einordnung der<br />

einzelnen Themen in das Gesamtkonzept durch den<br />

Dozenten, ohne Einbeziehung des Plenums, dafür<br />

aber mit ganz viel »ähm« und »halt«. Frontalunterricht<br />

auf <strong>die</strong> eine oder andere Art, wirklich hilfreich für das<br />

Lernen ist <strong>die</strong>s auf keinen Fall und würde so sicherlich<br />

kaum in einer Didaktikausbildung für Lehrkräfte<br />

vermittelt werden, in der es ja gerade um <strong>die</strong> Theorie<br />

und Praxis des Lehrens gehen würde. Immerhin besteht<br />

<strong>die</strong> Arbeit an der <strong>Uni</strong> nicht nur aus Forschung,<br />

sondern auch aus Lehre. Ganz klar: Ich bin für eine<br />

didaktische Ausbildung unserer Lehrkräfte!<br />

Text<br />

CONTRA<br />

ANNA HERMANN<br />

17<br />

Unbeliebt bei jungen Lernenden:<br />

Kellerasseln<br />

Für weitere Informationen sind <strong>die</strong> Arbeiten<br />

von Frau Prof. Retzlaff-Fürst zu empfehlen:<br />

Retzlaff-Fürst, C.: Die Ästhetik des Lebendigen.<br />

Analysen und Vorschläge zum Biologieunterricht<br />

am Gegenstand der Formenkunde. Berlin:<br />

WeißenseeVerlag, 2000.<br />

Retzlaff-Fürst, C.: Das lebende Tier im Schülerurteil.<br />

Hamburg: Verlag Dr. Kovac, 2008.<br />

Foto: de.academic.ru<br />

Muntermacher zum Beginn des Seminars, kleine<br />

Auflockerungsspielchen zwischendurch, brav<br />

mitmachen müssen, weil man immer <strong>nach</strong> vorne<br />

gerufen werden kann … Mal ehrlich: Die meisten<br />

wollen das doch eh nicht. Stellt euch nur <strong>mal</strong><br />

vor, es gäbe nur noch Dozenten, <strong>die</strong> wirklich gut<br />

unterrichten könnten: Worüber würden wir uns<br />

dann noch aufregen? Wann sollten wir <strong>nach</strong> einer<br />

durchgearbeiteten (oder auch durchgefeierten)<br />

Nacht unseren Schlaf <strong>nach</strong>holen? Also besser<br />

alles beim Alten belassen.<br />

Aber <strong>mal</strong> im Ernst: Wohin Didaktik-Ausbildungen<br />

bei Dozenten führen können, sehen wir wohl am<br />

besten bei unseren Dozenten für Didaktik. Nur <strong>die</strong><br />

wenigsten gestalten ihren eigenen Unterricht für<br />

<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden attraktiv. Ob sie das nicht wollen<br />

oder nicht können, sei dahingestellt. Auf jeden<br />

Fall wäre ein Lehrunterricht für Lehrende vermutlich<br />

eine weitere Verschwendung von Geldern,<br />

denn <strong>die</strong> meisten würden sich <strong>die</strong> Ausbildung<br />

ohnehin nicht zu Herzen nehmen und in ihrem gewohnten<br />

Trott weiterarbeiten. Also: einfach weiter<br />

so! Ich bin ja hoffentlich bald weg.<br />

Text<br />

GESA RÖMER


Foto: Maximilian Berthold<br />

18 STUDENTENLEBEN<br />

Web<br />

www.<strong>heuler</strong>magazin.de/studentenleben<br />

Semesterstart – ja, ich will!<br />

Mareike, Ressortleiterin<br />

Neues Semester, neue Fahrradständer, aber immer noch <strong>die</strong> alten Probleme. Für neue Impulse<br />

sorgt in <strong>die</strong>ser Ausgabe Max mit seinem mitgebrachten Lieblingsrezept aus Kaliningrad, während<br />

Pascal euch in <strong>die</strong> wunderbare Welt des richtigen Sprechens einführt. Zum Nachdenken regt<br />

sicher unser Bericht über <strong>die</strong> Suizidgefahr unter Studenten an. Außerdem haben wir Tipps für <strong>die</strong><br />

Zeit <strong>nach</strong> dem Studium: Also, auf geht’s!


Sonne<br />

satt und<br />

keine<br />

Palmen<br />

Was, wenn der geplante Sommer an der Ostsee durch unzählige Touristenmassen in Warnemünde schon im<br />

Keim erstickt zu sein scheint? Ein Blick in <strong>die</strong> weiteren Anrainer des südlichen Baltikums könnte so manche<br />

gülden leuchtenden Schätze zutage fördern. Zwar ist nicht alles Gold, was glänzt, aber eine Reise <strong>nach</strong> Polen,<br />

in <strong>die</strong> Oblast Kaliningrad und <strong>nach</strong> Litauen ist dennoch sehr reizvoll. Hier ein kleiner Einblick.<br />

19<br />

Die Erfahrung, neben den EU-Staaten Polen und Litauen<br />

auch <strong>die</strong> visumspflichtige russische Exklave Kaliningrad zu<br />

besuchen, ermöglichte mir <strong>die</strong> Teilnahme an einer Exkursion<br />

des Instituts für Biowissenschaften. Ziel war es, ein Verständnis<br />

für <strong>die</strong> hydrologischen Prozesse der Frischen und Kurischen<br />

Nehrung zu entwickeln. Was in der Theorie sehr dröge klingt,<br />

bot in der Praxis Zugang zu einem der unberührtesten Plätze der<br />

Ostseeküste. Kilometerweite Strände, meterhohe Dünen und<br />

kein Mensch weit und breit!<br />

Die erste atemberaubende Sehenswürdigkeit in Polen bot<br />

schon der Blick aus dem Zug: <strong>die</strong> majestätisch thronende<br />

Marienburg im roten Licht der Abenddämmerung, <strong>die</strong> wir<br />

tags darauf besuchten. Die am Nogat liegende Burg war<br />

von 1309 bis 1454 Sitz der Hochmeister des Deutschen<br />

Ordens. Gleichzeitig ist sie das größte Backsteingebäude<br />

Europas und seit <strong>die</strong>sem Jahr vollständig für Besucher<br />

zugänglich. Über gewundene Treppen und Zugbrücken kann<br />

man <strong>die</strong> tiefsten Kerker oder den höchsten Turm erklimmen.<br />

Natürlich gehört auch der Mittelaltermarkt zu dem ganzen<br />

Spektakel, auf dem <strong>nach</strong> Herzenslust längst vergangenen<br />

Tagen gefrönt werden darf.<br />

Im Zug Richtung Kaliningrad, der nächsten Station unserer<br />

Reise, verblüfften uns <strong>die</strong> Grenzer mit einer speziellen<br />

Kontrolle. Zwar wurde jedes mögliche kleine Versteck im<br />

Waggon untersucht, unser Gepäck blieb aber unangetastet.<br />

Und auch unser Ziel selbst überraschte: In der Stadt, in der<br />

Immanuel Kant einst lebte und lehrte, als sie noch Königsberg<br />

hieß, sind bis auf den Dom kaum Spuren einer historischen<br />

Altstadt zu finden. Weitaus interessanter war deshalb <strong>die</strong><br />

Fahrt auf der Kurischen Nehrung, einer knapp 100 Kilometer<br />

Sogar mitten in der russischen Exklave<br />

erwarten uns Biologie-Studenten ungeahnte<br />

Gefahren – oder auch nicht.<br />

Foto: Maximilian Berthold


»Was, wenn wir uns verirren sollten?«<br />

»Was, wenn das Wasser zur Neige gehen sollte?«<br />

20<br />

Mehr als 700 Jahre alt<br />

und immer noch wie<br />

neu – <strong>die</strong> Marienburg<br />

in Polen.<br />

langen Halbinsel, <strong>die</strong> an ihrer breitesten Stelle allerdings<br />

gerade ein<strong>mal</strong> vier Kilometer misst. Seit dem Jahr 2000<br />

gehören sowohl der litauische als auch der russische Teil zum<br />

UNESCO-Weltkulturerbe.<br />

Im russischen Rybatschi blieben wir sechs Tage. Diese<br />

Zeit nutzten wir, um <strong>die</strong> Nehrung intensiver zu erkunden. Im<br />

Ort selbst hatten wir <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> Nachfolgeeinrichtung<br />

der 1901 gegründeten Vogelwarte Rossitten sowie <strong>die</strong><br />

ornithologische Arbeit in und um <strong>die</strong> Station zu bestaunen. Da<br />

Vögel ungern über das offene Meer ziehen, wirkt <strong>die</strong> Nehrung<br />

nämlich wie ein Nadelöhr – ein Großteil der Zugvögel aus<br />

Skandinavien und Russland durchquert sie. Dabei laben sich<br />

<strong>die</strong> Vögel an den zahlreichen Mücken und Insekten, <strong>die</strong> es<br />

sich sonst zur Aufgabe gemacht hatten, uns zu piesacken.<br />

Ein anderes Naturspektakel stellen <strong>die</strong> riesigen Dünen der<br />

Halbinsel dar. Bis zu ihrer kontrollierten Bepflanzung waren<br />

sie Wanderdünen, <strong>die</strong> durch ihre Bewegung ganze Orte,<br />

wie zum Beispiel Negeln und Preeden, unter sich begruben,<br />

welche Jahre später plötzlich wieder auftauchten. Nicht ohne<br />

Grund wird <strong>die</strong> Düne bei Nida als eine der größten Europas<br />

auch ostpreußische Sahara genannt. So überkam uns<br />

bei den Wanderungen und beim Anblick des Sandmeers<br />

stets ein kleiner Schauer. Was, wenn wir uns verirren sollten,<br />

bewusstseins trübende Fata Morganas entstünden oder das<br />

Wasser zur Neige gehen sollte? Glücklicherweise erreichen <strong>die</strong><br />

Dünen jedoch nicht solche Ausmaße und es blieb bei unseren<br />

verrückten Überlegungen.<br />

Wem das Laufen über den Sand dennoch zu anstrengend<br />

ist, kann auch ganz einfach darüber hinwegfliegen: Durch <strong>die</strong><br />

starken Aufwinde vor den Dünen ist es für Paragleiter besonders<br />

einfach abzuheben. Es lohnt sich allerdings ebenfalls, <strong>die</strong><br />

Augen auf den Boden zu richten, denn mit etwas Glück und<br />

Geduld fallen einem viele kleine goldglänzende Fragmente<br />

auf. Bernstein! Dieses fossile Harz wird <strong>mal</strong> seltener, <strong>mal</strong> häufiger<br />

an <strong>die</strong> Küsten angeschwemmt. Allerdings gibt es in der<br />

Oblast, also in dem Verwaltungsbezirk, auch einen Bernstein-<br />

Tagebau zu besichtigen, der von einem Kombinat verwaltet<br />

Foto: Maximilian Berthold<br />

Ein<strong>mal</strong> Borschtsch mit Sauce bitte!<br />

Ein Rezept für ein klassisch russisches Gericht.<br />

Für acht Personen nehme man:<br />

2 kleine Köpfe Rotkohl<br />

2 große Möhren<br />

1 große Kartoffel<br />

5 kleine Rote-Bete-Rüben<br />

1 Zwiebel<br />

200 Gramm Butter<br />

1 kleine Dose Tomatenmark<br />

Zucker<br />

Balsamico oder Essig<br />

Lorbeer<br />

Wacholderbeeren<br />

1 Becher Schmand<br />

Man bereite zu:<br />

Gemüse klein schneiden oder hobeln,<br />

Butter mit Zwiebeln und Roter Bete für<br />

15 Minuten dünsten,<br />

Tomatenmark und Möhren zugeben; weitere<br />

15 Minuten dünsten,<br />

gleichzeitig 2,5 Liter Gemüsebrühe mit Kartoffel,<br />

Rotkohl, Lorbeer und Wacholderbeeren kochen,<br />

<strong>die</strong> Brühe zum gedünsteten Gemüse hinzugeben,<br />

Balsamico / Essig und Zucker zugeben, bis eine<br />

säuerliche Note erreicht ist,<br />

<strong>nach</strong>würzen mit Pfeffer und Salz,<br />

<strong>nach</strong> Geschmack mit einem Klecks Schmand servieren.<br />

wird. Dieser Teil des Baltikums hat daher nicht von ungefähr<br />

den Beinamen Bernsteinküste ver<strong>die</strong>nt.<br />

Bei einer derart beeindruckenden Landschaft verwundert es<br />

ebenso wenig, dass Thomas Mann von 1930 bis 1932 sein<br />

Feriendomizil im heutigen litauischen Nida hatte. Sein ehe<strong>mal</strong>iges<br />

Sommerhaus ist inzwischen ein Kulturzentrum – eine kleine<br />

Attraktion, <strong>die</strong> wir zusammen mit Studenten aus Klaipeda<br />

besichtigten. Diese umsorgten uns besonders herzlich und bereiteten<br />

uns einen schönen Restaufenthalt. Sie zeigten uns stolz<br />

ihre Stadt, <strong>die</strong> Sehenswürdigkeiten sowie <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität. Wer<br />

Interesse an einem Auslandssemester hat, kann auch in Klaipeda<br />

aus verschiedenen Stu<strong>die</strong>ngängen wählen. Nach <strong>die</strong>sen<br />

knapp drei Wochen voll von Erlebnissen und Eindrücken<br />

kehrten wir mit der Fähre <strong>nach</strong> Deutschland zurück.<br />

Text<br />

MAXIMILIAN BERTHOLD


Foto: Mareike Götz<br />

Was kommt<br />

<strong>nach</strong> dem<br />

Studium?<br />

Wer <strong>die</strong> Wahl hat, hat bekanntlich auch<br />

<strong>die</strong> Qual. Ist es<br />

schön, viel Freiheit bei der Berufswahl zu<br />

besitzen oder<br />

hemmt <strong>die</strong>se eher den beruflichen Werdegang? Gerade B.A.-Studenten legt<br />

ihre vermeintliche Freiheit oft Steine in den Weg.<br />

Wie lässt sich mit einer Fächerkombination wie<br />

Religion und Spanisch für das täglich’ Brot sorgen?<br />

Oder wird man mit einem Abschluss in Sportwissenschaft<br />

wirklich, was ja naheliegend wäre, im Sportbereich<br />

tätig sein? Nein, es kann auch vorkommen,<br />

dass man mit dem Abschluss in der Tasche erst<br />

ein<strong>mal</strong> bei der Arbeitsagentur vorstellig werden<br />

darf – aber nicht unbedingt muss dabei der zuvor<br />

von wissenschaftlicher Forschung bestimmte Alltag<br />

durch ein Dasein als Hartz-IV-Empfänger verdrängt<br />

werden. Ist alles schon geschehen. Denn wenn man<br />

sich <strong>nach</strong> dem Studium mangels Vermittlungsmöglichkeiten<br />

im ursprünglich sportwissenschaftlichen<br />

Bereich bereits im Netz des Nichtstuns verfangen<br />

hatte und dann eine Übergangstätigkeit in der<br />

Arbeitsagentur zur Festanstellung lockt, ist das Ziel<br />

endlich erreicht: ein Job!<br />

Aus Interesse an sportlichen Aktivitäten und<br />

deren Vermittlung hatte man vielleicht sein Studium<br />

begonnen und endet nun in einem Büro, in dem<br />

man bewegungslos tagein, tagaus und fernab<br />

seiner wissenschaftlichen Arbeit tätig ist. Wäre es<br />

da nicht viel praktischer und vor allem sinnvoller,<br />

in dem Feld zu arbeiten, das man immerhin drei<br />

bis fünf Jahre fleißig stu<strong>die</strong>rt hat? Doch wie viele<br />

Germanistik-Studenten enden letztlich als Journalist<br />

im Kulturbereich einer anspruchsvollen Zeitung oder<br />

als Lektor bei einem Verlag? Finden Politikwissenschaftler<br />

wirklich in der Politik eine Anstellung oder<br />

müssen sie sich damit zufriedengeben, bei der Firma<br />

XY, bei der sie letztlich arbeiten, in der gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Pause gelegentlich das Politikwissen<br />

in Diskussionen herausstellen zu können?<br />

Doch was lässt sich schon im Voraus wissen?<br />

Nichts. Niemand kann auch nur im Ansatz ahnen,<br />

wo er in fünf Jahren aufs Klo gehen wird. Was<br />

bleibt, ist nur eine Ahnung von der nächsten Vorlesung,<br />

der übernächsten Hausarbeit und irgendwann<br />

dem letzten Streitgespräch um eine angemessene<br />

Note. Im Angesicht der nahenden Katastrophen<br />

bedarf jegliches Handeln einer Handvoll Würde,<br />

vier besonnener Lacher und eines Kastens »Shit<br />

Happens«.<br />

Text<br />

STEFANIE KRAUß


Kopf<br />

unter<br />

22<br />

Der Ruf <strong>nach</strong> Liebe, Geborgenheit<br />

und Anerkennung auf dem Weg<br />

zur Erfüllung der eigenen Träume<br />

geht immer häufiger im Alltag aller<br />

Einzelgänger unter. Welche Augenfarbe<br />

hat eigentlich meine beste Freundin,<br />

worin liegen ihre Ziele und was denkt<br />

sie? Was fühlt mein Freund, wenn er<br />

mich ansieht – weiß ich das wirklich?<br />

Hätte ich den Selbstmord meiner<br />

Bekannten vorhersehen können?<br />

Was wir tatsächlich von unseren Nächsten wissen, wird<br />

immer spärlicher. Mag sein, dass <strong>die</strong>s an der Zunahme<br />

der Bekanntschaften liegt oder an der Vorsicht, <strong>die</strong><br />

uns wie ein Schleier umhüllt. Diese unsichtbare Burka,<br />

möglicherweise Harry Potters »Spickoskop« ähnelnd,<br />

soll uns vor allen negativen Einflüssen bewahren. »Es<br />

gibt nicht nur liebe Menschen auf der Welt«, sagte mir<br />

meine Mutter einst und sie hatte recht. Aber es gibt<br />

auch etwas, das wir viel zu spät kennenlernen: uns<br />

selbst. Wir wissen von unseren Höhen und Tiefen. Wir<br />

kennen auch das Wesen, das irgendwo dazwischen<br />

herumdümpelt und statt zu lernen oder abzuwaschen<br />

lieber noch zwölf Minuten vor dem Fernseher<br />

hängt oder zum vierten Mal <strong>die</strong> Snooze-Taste drückt.<br />

Daneben gibt es jedoch noch zwei andere Extreme<br />

in uns: extremes Glück und Unglück. Ersteres zeigt<br />

sich häufig in Situationen mit anderen, vielleicht im<br />

Einklang mit dem perfekten Song, schweißüberströmten<br />

Gesichtern und einem Beat, der jeden noch so kleinen<br />

Nerv zum Tanzen bringt. Wir kennen das Gefühl, wenn<br />

auf ein<strong>mal</strong> alles zu stimmen scheint, wenn Yin seinen<br />

Yang endlich gefunden oder der letzte Kuss <strong>die</strong> Zeit<br />

angehalten hat.<br />

Illustration: Caroline Heinzel<br />

Auf der anderen Seite lauert der Abgrund:<br />

Angst, Einsamkeit, Trauer und Wut hat er im<br />

Gepäck. Und den Tod. Stündlich nimmt sich<br />

in Deutschland eine Person ihr Leben. Im<br />

Jahr 2007 verteilten sich auf Mecklenburg-<br />

Vorpommern laut Weltgesundheitsorganisation<br />

207 Suizidenten, darunter drei Viertel<br />

Männer. Experten gehen allerdings davon<br />

aus, dass <strong>die</strong> Rate des versuchten Selbstmords<br />

bei Weitem höher liegt – und hier<br />

Frauen anfälliger seien. Auch der Einfluss<br />

auf Hinterbliebene zieht viel weitere Kreise<br />

als bisher angenommen. So wirkt sich der<br />

begangene Suizid oder Suizidversuch im<br />

Schnitt auf sechs weitere Personen aus.<br />

Diese Menschen sind wir. Kaum jemand ist<br />

noch nicht mit einem Suizidfall in seinem<br />

Familien- oder Bekanntenkreis konfrontiert<br />

worden und war so gezwungen, sein eigenes<br />

Leben eindringlich zu reflektieren.<br />

<strong>Besonders</strong> drastisch für uns ist jedoch<br />

sicher der Freitod unter Studenten, und<br />

obwohl Suizide kaum an <strong>die</strong> Öffentlichkeit<br />

gelangen, kennen <strong>die</strong> meisten von uns<br />

<strong>die</strong> Fälle aus den Jahren 2006 und 2010.<br />

Außerdem munkelt man stets von neuen Versuchen<br />

hier und erfolgreichen dort. Sobald<br />

<strong>die</strong> Krankenwagen von dannen gefahren<br />

sind, fragen alle <strong>nach</strong> dem »Wer« und dem<br />

»<strong>Warum</strong>«. Anne K., eine Studentin, <strong>die</strong><br />

schon mehrfach mit Suizidfällen in Berührung<br />

geraten ist, glaubt: »Ein wesentlicher<br />

Grund ist der Leistungsdruck, der in allen<br />

Stu<strong>die</strong>ngängen steigt. Dieser paart sich mit<br />

dem finanziellen Druck, und auf der Suche<br />

<strong>nach</strong> Lösungen wie dem BAföG oder Jobs<br />

entsteht dann der zeitliche Druck. Was ist<br />

denn, wenn ich das Studium nicht schaffe?<br />

Wenn das BAföG nicht reicht? Wie tief ist<br />

das Loch, in das ich dann fallen werde?«<br />

Druck – der Gehalt <strong>die</strong>ser fünf Buchstaben


»Du bist der wichtigste Mensch<br />

in deinem Leben und hast es ver<strong>die</strong>nt<br />

zu leben!«<br />

lässt viele Schiffbruch erleiden. Daher<br />

verwundert es nicht, dass auch Herr Dr.<br />

Dieter Stoll, Geschäftsführer des <strong>Rostock</strong>er<br />

Studentenwerks, eine zunehmende Anzahl<br />

an Rat- und Hilfesuchenden in den letzten<br />

drei Jahren bestätigt.<br />

Neben dem akuten Druck gibt es jedoch<br />

noch andere Ursachen. Freuds psychoanalytischer<br />

Ansatz sieht den Kern des Problems<br />

in einer Form von Selbstaggression, <strong>die</strong> <strong>nach</strong><br />

dem Verlust einer Bezugsperson oder mit<br />

der Unerreichbarkeit von Zielen ausgelöst<br />

werde. Die Narzissmus-Theorie besagt,<br />

ein gestörtes Selbstbild sei schuld. Hier<br />

führe <strong>die</strong> Konfrontation mit der Realität zu<br />

Erschütterungen solchen Ausmaßes, dass der<br />

Suizid als Ausweg betrachtet werde, um den<br />

vorigen friedlichen Zustand wiederzuerlangen.<br />

Nach dem lerntheoretischen Konzept<br />

ist der Selbstmord ein appellatives Kommunikationsmittel<br />

oder ein Hilfeschrei mit dem<br />

Ziel, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein<br />

weiterer möglicher Grund, wenn auch sicher<br />

nicht der alleinige, ist der »Werther-Effekt«.<br />

Diese Bezeichnung gründet sich auf <strong>die</strong><br />

vielen Suizid-Imitatoren <strong>nach</strong> der Veröffentlichung<br />

von Goethes »Die Leiden des jungen<br />

Werthers«. Inzwischen ist bekannt, dass<br />

detaillierte Veröffentlichungen von Selbstmorden<br />

zur Nachahmung anregen. Noch<br />

viele andere Theorien und Gewissheiten<br />

halten sich heute, <strong>die</strong> auf denen von gestern<br />

aufbauen oder neue Grundlagen für <strong>die</strong><br />

morgigen schaffen.<br />

Doch was lässt sich im Vorfeld tun? Was,<br />

wenn <strong>die</strong> Seele gerade zerreißt? Wer hält sie<br />

fest, wenn man selbst nicht mehr <strong>die</strong> Kraft<br />

dazu hat? Außer den Ratgebern im Internet<br />

und in Buchhandlungen, meint Anne K.,<br />

seien Beratungsstellen, Psychologen und natürlich<br />

Freunde <strong>die</strong> wichtigsten Anlaufstellen.<br />

Das Problem mit den Freunden ist nur, dass<br />

man oft<strong>mal</strong>s gar nicht solche starken Bande<br />

um sich hat; insbesondere <strong>nach</strong> einem Stu<strong>die</strong>nbeginn,<br />

der für viele mit dem Start in einer<br />

neuen Stadt einhergeht. Dieser Meinung<br />

ist auch Stoll: »Der Status des Studenten<br />

ändert sich gerade vom Sozialwesen zum<br />

Individualisten. Grundsätzliche Strukturen<br />

verändern sich – persönlichen Erfolgen wird<br />

heute mit vergleichbaren Statussymbolen<br />

Ausdruck verliehen. Die Studenten wachsen<br />

in <strong>die</strong> ‚Mein-Haus-mein-Auto-mein-Boot-<br />

Generation‘ hinein.« Gerade deswegen lege<br />

das Studentenwerk seinen Fokus auf <strong>die</strong><br />

Beratungsangebote. »Wenn <strong>die</strong> Studenten zu<br />

uns kommen, versuchen wir zu helfen«, so<br />

Stoll. Er bekräftigt, dass <strong>die</strong> Angebotsvielfalt<br />

zukünftig noch ausgebaut werden solle.<br />

Neben den Beratungsangeboten des<br />

Studentenwerks gibt es aber noch unzählige<br />

andere, etwa <strong>die</strong> Seelsorgerliche und<br />

Psychologische Beratungsstelle der <strong>Rostock</strong>er<br />

Stadtmission. Dr. Martina Kirsten, Diplompsychologin<br />

der Beratungsstelle, bestätigt<br />

ebenfalls einen Zulauf an Studenten, <strong>die</strong> –<br />

abgesehen von den Krisenberatungen – vor<br />

allem Konfliktbesprechungen (Partnerschaften<br />

oder Schwangerschaften) wahrnehmen.<br />

»Wegen Suizidgedanken selbst kommen <strong>die</strong><br />

Klienten selten, der Anmeldegrund ist oft<strong>mal</strong>s<br />

ein anderer. Erst im Laufe des Gespräches<br />

kristallisieren sich Fragen darüber heraus, ob<br />

das Leben noch einen Sinn macht oder ob<br />

<strong>die</strong> eigene Persönlichkeit gut genug für das<br />

Leben ist.« Kirsten betont, dass alle Studenten<br />

sehr gern <strong>die</strong> offene Sprechstunde freitags<br />

von 14 bis 16 Uhr in der Stampfmüller straße<br />

41 wahrnehmen dürfen.<br />

Doch unabhängig von der Inanspruchnahme<br />

von Beratungsstellen sind alle<br />

Betroffenen dazu aufgerufen, sich auf<br />

ihr Inneres zu besinnen und ihre eigenen<br />

Ziel- und Wertvorstellungen zu überprüfen.<br />

Erkenne deinen eigenen Wert. Lerne, dich<br />

zu beschützen, und liebe dein Leben. Jeder<br />

Mensch hat <strong>die</strong> Wahl, sein inneres Gerüst<br />

eigenständig zu stärken oder zu Fall zu bringen.<br />

Das Studium verschossen oder andere<br />

Katastrophen im Anmarsch? Was soll‘s – du<br />

bist der wichtigste Mensch in deinem Leben<br />

und hast es ver<strong>die</strong>nt zu leben!<br />

Text<br />

MAREIKE GÖTZ<br />

Jeden Donnerstag<br />

10 % Rabatt<br />

für Studenten*<br />

* bei Vorlage eines gültigen Studentenausweises.<br />

Tabakwaren und Zeitschriften sowie alle Aktionsartikel sind von dem<br />

Rabatt ausgenommen. Pro Einkauf kann nur ein Rabatt gewährt werden,<br />

darum sind <strong>die</strong>se 10 % nicht mit eventuellen anderen Rabatten kombinierbar.<br />

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Jetzt noch <strong>mal</strong><br />

laut und deutlich!<br />

Verstanden wird, wer sich verständlich macht: Gesundes Sprechen ist schwer – aber<br />

genauso wirkungsvoll wie ein kräftiger Händedruck. Wer <strong>die</strong> eigene Stimme über ihre<br />

Möglichkeiten belastet, verliert <strong>die</strong>se schnell. Grund genug, sie zu schulen und zu pflegen!<br />

24<br />

»‘tschuldigung, kannst du ein bisschen lauter sprechen ...?«<br />

– Wer <strong>die</strong>sen Satz nicht nur auf überfüllten Partys, sondern<br />

auch bei jeder Wortmeldung im Seminar und dazu noch<br />

mitten im Referat hört, resigniert <strong>nach</strong> einer Weile oder<br />

fängt an herumzuschreien: pures Gift für <strong>die</strong> Stimmlippen,<br />

<strong>die</strong> wichtigsten Klangerzeuger unserer Stimme, welche im<br />

Kehlkopf sitzen. Dessen diffiziler Bewegungsapparat hängt mit<br />

all seinen Nachbarn zusammen: Nacken, Schulterbereich und<br />

Zunge (gerne <strong>mal</strong> ausprobieren!) sind dafür verantwortlich,<br />

wie weit oben sich der Kehlkopf beim Sprechen befindet – und<br />

damit zugleich dafür, wie viel Spannung unsere Stimmlippen<br />

ertragen müssen. Missbrauchen wir sie (und hierdurch auch<br />

<strong>die</strong> Ohren unserer Zuhörer!) durch zu viel Beanspruchung,<br />

wehren sie sich und bilden Knötchen, schließen nicht mehr<br />

richtig, entzünden sich – bis zur chronischen Heiserkeit.<br />

Wie sich solch unnötige Spannung auswirkt, sieht man<br />

jeden Tag: Wie albern wirkt ein Sixpack-tragender, surfender<br />

Sportlehrer mit marathontrainierten Beinen, von dem seine<br />

Schüler ab der dritten Unterrichtsstunde nicht mehr als ein<br />

heiseres Piepsen hören? Welche Geschäftsfrau kann sich<br />

in einer Diskussion durchsetzen, wenn trotz Chanel-Hosenanzug<br />

und Dreiwettertaft-Haaren ihre sich überschlagende,<br />

angespannte Stimme schon bei der Begrüßung Unsicherheit<br />

verrät? Die Stimme ist also mindestens genauso wichtig wie<br />

der Händedruck und <strong>die</strong> Körperhaltung: Schlaff-<strong>nach</strong>lässige,<br />

feucht-lispelnde oder zappelig-angespannte Zeitgenossen sind<br />

uns oft suspekt.<br />

Gerade in sprechintensiven Jobs ist <strong>die</strong> Ausfallquote hoch,<br />

werden doch Lehrer und Professoren, welche <strong>die</strong> gesprochene<br />

Sprache als primäres Werkzeug benutzen, dahin gehend kaum<br />

ausgebildet. An der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> gibt es zwar ein Semester lang<br />

»Sprecherziehung« verpflichtend für alle Lehrämter – aufgrund<br />

des Personalmangels aber leider in Gruppen von 20 Studenten,<br />

<strong>die</strong> dort lediglich ein Rhetoriktraining erhalten. Sicher auch<br />

wichtig, doch reicht das für täglich acht Schulstunden mit hohen<br />

Anforderungen an <strong>die</strong> Stimme? Lautes, deutliches Sprechen<br />

bedeutet viel Mühe; eine Arbeit, <strong>die</strong> man sich im Alltag oft<br />

nicht macht und <strong>die</strong> das Erlernen einer korrekten Sprechtechnik<br />

erfordert.<br />

Wenn <strong>die</strong> ersten Halsschmerzen kommen, ist guter Rat ohnehin<br />

teuer. Doch wie mache ich mich auch generell verständlich,<br />

ohne mir wehzutun? Die einfachste Lösung liegt in der deutlichen<br />

Artikulation der Konsonanten: Der nuschelfeine Unterschied<br />

zwischen »necken« und »lecken« kann Partykonversationen<br />

sonst schnell in unbeabsichtigte Bahnen lenken ... Ohnehin<br />

gilt es, sich der Akustik der Umgebung anzupassen. In Kirchen,


im Grünen Ungeheuer oder dem Audimax sind ausdrucksstark<br />

ausgespiene Plosivkonsonanten (p, t, k), extrascharfe<br />

Zischlaute und ein langsames Sprechtempo ein Muss, wenn<br />

man will, dass nicht nur Vokalbrei beim Zuhörer ankommt.<br />

Eine vernünftige Artikulation kann mit einem Korken im Mund<br />

trainiert werden – gleich beim nächsten Referat ausprobieren!<br />

Na ja, oder zumindest davor ... Wer dazu noch <strong>die</strong> »Abdominalatmung«<br />

beherrscht – also <strong>die</strong> »Tiefatmung in den Bauch«,<br />

wie man sie bei Yoga oder autogenem Training manch<strong>mal</strong><br />

praktiziert –, verwendet <strong>die</strong> Kraft der Bauchmuskulatur zum Erzeugen<br />

von Druck, der zu Lautstärke führt, statt nur <strong>die</strong> armen<br />

kleinen Stimmlippen anzustrengen.<br />

Aber nicht jeder hört, ob er überhaupt gut oder schlecht<br />

spricht. Infos zur Bildung von Konsonanten und Vokalen samt<br />

Übungen gibt es in sprecherzieherischen Büchern wie »Der<br />

kleine Hey: Die Kunst des Sprechens«. Wer allerdings <strong>nach</strong><br />

jedem Referat, Fußballspiel oder Partyabend den nächsten<br />

Morgen flüsternd verbringt, dem sei dringend ans Herz gelegt,<br />

direkt einen Logopäden aufzusuchen und dort der eigenen<br />

Stimme ein paar Übungen zu gönnen (Tipp: Kröpi!). Zu<br />

teuer? Nö! Nach Bescheinigung durch einen HNO-Arzt, etwa<br />

wegen Heiserkeit, zahlt <strong>die</strong> Krankenkasse eine logopädische<br />

Behandlung!<br />

Das beste Mittel, um <strong>die</strong> Stimme zu schonen, ist dennoch,<br />

auf Ruhe zu warten, bevor man spricht. In einer Umgebung, in<br />

der sich Lärm oft zur Wand auftürmt, kann ein gegenseitiges<br />

Anschreien doch keine wirklich charmante Lösung sein ...<br />

Wie funktionieren eigentlich ...<br />

... <strong>die</strong> neuen<br />

Fahrradständer?<br />

Seit Kurzem steht vor dem Bebel-Tower ein neuartiger<br />

Fahrradständer. Was auf den ersten Blick aussieht wie noch<br />

nicht fertig montiert, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung<br />

als Zwei-Etagen-Parkplatz.<br />

1<br />

Wie kommt denn das<br />

Fahrrad da hoch?<br />

2<br />

Wie praktisch! Fahrradständer<br />

auf zwei Etagen.<br />

Fotos (8): Mareike Götz<br />

25<br />

Text<br />

PASCAL ZUREK<br />

4<br />

Wenn <strong>die</strong> Stimme weg ist ...<br />

3<br />

Klappe halten: Nur wenn <strong>die</strong> Stimmlippen entlastet sind,<br />

haben sie eine Chance, sich zu regenerieren.<br />

Klappe halten, und zwar vollständig: Flüstern belastet <strong>die</strong><br />

Stimmlippen auch!<br />

Klappe halten, und zwar auch von anderen: Beim<br />

Hören von Musik, <strong>die</strong> man gut kennt oder bei der man<br />

nor<strong>mal</strong>erweise mitsingt, bewegt sich <strong>die</strong> Kehlkopfmuskulatur<br />

mit – keine Entspannung!<br />

Viel trinken, und zwar Wasser; Heiße Milch mit Honig,<br />

heiße Zitrone und »ACC akut« bewirken sicher irgendwas –<br />

<strong>die</strong> Stimme bringen sie aber auf keinen Fall wieder!<br />

Husten: Räuspern schlägt <strong>die</strong> Stimmlippen nur zusammen<br />

und wird bald zum nervigen Tick. Husten bringt dagegen<br />

eventuell vorhandenen Schleim <strong>nach</strong> oben. Also: raus damit!<br />

Nicht rauchen oder in rauchige Umgebungen gehen –<br />

lieber inhalieren; heißes Wasser mit Kochsalz funktioniert gut.<br />

Ingwer soll Wunder für <strong>die</strong> Stimme tun: Ein daumengroßes<br />

Stück Ingwer klein hacken, zehn Minuten köcheln lassen und<br />

den entstandenen Tee mehrfach täglich zu sich nehmen.<br />

Wenn du ständig heiser bist, ab zum HNO-Arzt.<br />

Du hast nur eine Stimme!<br />

5<br />

Einfach runterziehen ...<br />

Na klar! Fahrrad reinstellen ...<br />

7<br />

Und da soll es rauf?<br />

6<br />

... und wieder hochschieben. Puh!<br />

8<br />

Geschafft! Parkplatz gefunden!<br />

Ach ja! Anschließen nicht<br />

vergessen ...


Grafik: Michael Schultz<br />

26<br />

POLITISCHES<br />

Web<br />

www.<strong>heuler</strong>magazin.de/politisches<br />

Let’s get fair<br />

Elisabeth, Ressortleiterin<br />

Fairness ist das neue Pink: Deswegen thematisieren wir <strong>die</strong>ses Mal unter anderem den Einsatz<br />

<strong>Rostock</strong>s für fairen Handel, faire und unfaire Bedingungen studentischen Engagements an der<br />

<strong>Uni</strong> und <strong>die</strong> unfair vielen intimen Details, <strong>die</strong> so mancher von sich vor den staatlichen Behörden<br />

preisgeben muss. Bei der Landtagswahl ging glücklicherweise wahrscheinlich alles mit fairen<br />

Dingen zu – wenngleich das wohl nicht jeder so sehen dürfte. So let’s get ready for being fair!


Die Macht<br />

des fairen<br />

Konsumenten<br />

<strong>Rostock</strong> – bald Hanse-, <strong>Uni</strong>versitäts- und Fairtrade-Stadt? Was heute noch realitätsfern klingt, könnte<br />

bald wahr werden. Im September beschloss <strong>die</strong> Bürgerschaft, den Titel »Fairtrade Town« anzustreben, den<br />

Kommunen im Rahmen der gleichnamigen Kampagne erwerben können. Damit wäre <strong>Rostock</strong> sowohl <strong>die</strong><br />

erste Fairtrade-Stadt Mecklenburg-Vorpommerns als auch eine der ersten in den neuen Bundesländern.<br />

»Fairtrade? Hat das nicht etwas mit <strong>die</strong>sem grünblauen<br />

Siegel zu tun, das an ein Yin-Yang-Symbol<br />

erinnert?« So oder so ähnlich lauten für gewöhnlich<br />

<strong>die</strong> ersten Reaktionen von Konsumenten, wenn sie auf<br />

fairen Handel angesprochen werden – sofern sie das<br />

Siegel überhaupt kennen. Denn obwohl <strong>die</strong> Umsätze<br />

von Fairtrade-Produkten seit Jahren weltweit wachsen,<br />

machen sie in den meisten Ländern noch immer nur<br />

einen Bruchteil des Marktanteils aus.<br />

Fairtrade bedeutet eigentlich nur, dass den Produzenten<br />

ein stabiler Mindestpreis für ihre Ware garantiert<br />

wird, der über dem durch Spekulationen starken<br />

Schwankungen unterworfenen Weltmarktpreis liegt<br />

und der <strong>die</strong> Produktionskosten auf faire Art und Weise<br />

decken soll. Dafür müssen <strong>die</strong> Hersteller bestimmte<br />

soziale, ökologische und ökonomische Bedingungen<br />

einhalten, zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit.<br />

Eine Win-win-Situation für alle also.<br />

Das bekannteste Fairtrade-Siegel, das für gerechte<br />

Produktionsbedingungen steht, ist das Transfair-Siegel.<br />

Die Einhaltung von dessen Bedingungen wird durch<br />

ein unabhängiges Zertifizierungsunternehmen der<br />

»Fairtrade Labeling Organization« überprüft und <strong>nach</strong><br />

der Vergabe des Siegels regelmäßig kontrolliert. Die<br />

Händler, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Fairtrade-Produkte vertreiben, sind<br />

verpflichtet, eine Prämie an <strong>die</strong> Produzenten auszuzahlen.<br />

Diese wiederum muss in soziale und wirtschaftliche<br />

Entwicklung investiert werden, also beispielsweise den<br />

Aufbau von Schulen. Transfair-Siegel werden unter<br />

anderem für Kaffee, Tee, Kakao, Südfrüchte, Textilien,<br />

Wein und Blumen vergeben.<br />

Was bedeutet das nun für <strong>die</strong> aufstrebende<br />

Fairtrade-Stadt <strong>Rostock</strong>? Der Titel wird keineswegs<br />

nur an Kommunen vergeben, <strong>die</strong> sich verpflichten,<br />

ausschließlich fair gehandelte Produkte zu kaufen und<br />

zu benutzen. Vielmehr geht es um <strong>die</strong> Einhaltung von<br />

fünf Kriterien: Der erste Schritt ist durch den Bürgerschaftsentscheid<br />

zur Zielsetzung bereits erfolgt. Gegen<br />

den Antrag der Grünen stimmte nur <strong>die</strong> FDP-Fraktion.<br />

Eine lokale Steuerungsgruppe zur Koordinierung der<br />

Aktivitäten hat sich ebenfalls schon gebildet. Gemäß<br />

der Größe der Stadt müssen am Schluss 31 Einzelhandelsgeschäfte,<br />

17 Restaurants und Cafés sowie jeweils<br />

zwei Schulen, Vereine und Kirchen Fairtrade-Produkte<br />

verkaufen beziehungsweise verwenden. Des Weiteren ist<br />

es notwendig, dass an öffentlichen Bildungseinrichtungen<br />

Aktionen zum Thema durchgeführt werden und <strong>die</strong><br />

lokalen Me<strong>die</strong>n über <strong>die</strong> Fairtrade-Aktivitäten der Stadt<br />

berichten. Vonseiten der Unterstützer des Projekts zeigte<br />

man sich optimistisch, dass <strong>die</strong> Kriterien bald erfüllt<br />

werden könnten.<br />

Aber ist das alles nicht letztendlich nur ein Tropfen<br />

auf den heißen Stein? Sicherlich ist wahr, dass <strong>die</strong><br />

Anstrengungen einer Stadt <strong>die</strong>ses geringen Ausmaßes<br />

allein nicht <strong>die</strong> Arbeitsbedingungen in der Dritten Welt<br />

verbessern können. Das Ziel der Kampagne »Fairtrade<br />

Town« ist es jedoch, überhaupt erst ein<strong>mal</strong> darauf<br />

aufmerksam zu machen, unter welchen Bedingungen<br />

<strong>die</strong> Produkte in unseren Supermärkten entstehen, und<br />

<strong>die</strong> Menschen dafür zu sensibilisieren, beim Kauf darauf<br />

zu achten, Ausbeutung nicht zu unterstützen. Denn <strong>die</strong><br />

größte Macht im weltweiten Produktionsprozess hat<br />

immer noch <strong>die</strong> Gesamtheit der Konsumenten. Daher<br />

ist <strong>die</strong> Zielsetzung der <strong>Rostock</strong>er Bürgerschaft eine<br />

begrüßenswerte Initiative. Dabei allein darf es aber<br />

nicht bleiben.<br />

Text<br />

ELISABETH WOLDT<br />

Seit 2009 können sich<br />

Kommunen in Deutschland<br />

für den Titel »Fairtrade Town«<br />

bewerben. Inzwischen gibt es<br />

deutschlandweit 54 Fairtrade-<br />

Städte. Weltweit sind es<br />

ungefähr 1.000 in 22 Ländern.<br />

Mehr dazu unter: fairtradetowns.de<br />

Fair gehandelter Kaffee ist das<br />

bekannteste Produkt mit dem<br />

Transfair-Siegel. Dennoch lag<br />

der Marktanteil im Vergleich<br />

zu anderen Kaffeeprodukten<br />

2010 in Deutschland bei nur<br />

zwei Prozent. Die Getränke<br />

der Chaqwa-Kaffeeautomaten<br />

der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> sind fair<br />

gehandelt.<br />

Fair gehandelte Ware bekommt<br />

man in den Weltläden.<br />

In <strong>Rostock</strong> gibt es ein solches<br />

Geschäft schon seit 1990.<br />

Es befindet sich im Ökohaus<br />

in der Hermann straße 36.<br />

Weitere Infos: oekohausrostock.de<br />

27


28<br />

Nackt im Netz<br />

der Bürokraten<br />

Diesen Artikel widme ich allen Menschen, <strong>die</strong> schon oft an der<br />

Bürokratie verzweifelt sind, <strong>die</strong> ihre Träume zerstört sahen durch ein<br />

Nein zum BAföG-Antrag, <strong>die</strong> einen Brief von der <strong>Uni</strong>versität erhielten,<br />

der ihre Exmatrikulation beinhaltete oder <strong>die</strong> Ablehnung auf ein<br />

Stipendium. Ich teile euer Leid. Meine Zukunft lag lange Zeit in den<br />

labilen Händen der Bürokraten einer amerikanischen Botschaft.<br />

»The American Dream« hat mich gepackt<br />

– schon lange steht mein Entschluss fest, eines<br />

Tages auszuwandern. Ob Greencard-Lotterie<br />

oder Studentenvisum, alle Optionen wurden<br />

erwägt und der Reihe <strong>nach</strong> verworfen. Doch<br />

dann wurde es Ernst: Endlich lagen meine ersten<br />

Papiere bereit zum Versand an den »<strong>Uni</strong>ted<br />

States Citizen & Immigration Service«. Da mir<br />

ein knuffiger Amerikaner vor einem halben Jahr<br />

einen Heiratsantrag gemacht hat, kommt für<br />

mich inzwischen nur noch das K-1-Visum, das<br />

sogenannte Verlobtenvisum, in Frage. Würde ich<br />

stattdessen mit einem Studentenvisum einreisen,<br />

um meinen Freund vor Ort »einfach so« zu heiraten,<br />

könnte <strong>die</strong> Einwanderungsbehörde mir <strong>die</strong><br />

Arbeitserlaubnis verweigern. Spaßig!<br />

Wie viele Papiere ich insgesamt ausfüllen<br />

musste, kann ich euch nicht mehr sagen, doch<br />

<strong>die</strong> Anzahl brachte <strong>die</strong> Kopierer in der <strong>Uni</strong><br />

beinahe um. Zudem lassen sich bestimmte Visa<br />

für <strong>die</strong> USA – und so natürlich auch K-1 – nicht<br />

allein mit starkem Willen durchsetzen, sondern<br />

lediglich mit einem Haufen SCHOTTER! Es sei<br />

nur so viel gesagt, dass allein das Formular für<br />

meinen Antrag 345 Euro kostete ... Darin enthalten<br />

sind nun sowohl alle meine persönlichen<br />

Daten (Geburtsdatum, Eltern, Wohnort – ihr<br />

kennt das ja) als auch ehe<strong>mal</strong>ige Arbeitgeber,<br />

<strong>Uni</strong>versitäten und Schulen. Daneben braucht<br />

man ungefähr einen Jahresvorrat an Passbildern,<br />

Kugelschreibern und Red Bull.<br />

Doch es hat funktioniert – <strong>nach</strong> fast drei<br />

Monaten Wartezeit stand endlich mein Interviewtermin<br />

bei der Botschaft fest. Die Vorfreude auf<br />

lustiges Plaudern war damit trotzdem im Keim<br />

erstickt – anbei der Erlaubnis, einen Termin zu<br />

erbitten, lag nämlich eine lange To-do-Liste,<br />

ohne deren Abarbeitung mich mein Interviewpartner<br />

natürlich nie<strong>mal</strong>s hätte einreisen lassen<br />

können. Mein kompletter Kontoinhalt, Ausgaben<br />

/ Einnahmen, Arbeitgeber und Wohnorte der<br />

letzen vier Jahre hatten wohl nicht ausgereicht,<br />

um sich ein ausgereiftes Bild über meine Existenz<br />

zu zeichnen. Nun ging es also in den Endspurt:<br />

Impfungen, polizeiliches Führungszeugnis,<br />

internationale Geburtsurkunde, internationaler<br />

Impfausweis, Passfotos und noch mehr Formulare<br />

waren gefordert, ein Untersuchungstermin bei<br />

einem von der Botschaft ausgewählten Amtsarzt<br />

stand bevor. Fragen über Fragen kamen auf:<br />

Behördliches Führungszeugnis oder nor<strong>mal</strong>es?<br />

Sollte <strong>die</strong> gute DDR-Pockenimpfung wirklich für<br />

meine neue Existenz aufgelistet werden? Mein<br />

Passfoto ist fünf Monate und drei Wochen alt –<br />

geht das trotzdem?<br />

Um in das Land der unmöglichen Notwendigkeiten<br />

einwandern zu dürfen, lag ich zu guter<br />

Letzt eine Stunde nackig unter verschiedenen<br />

Röntgenstrahlern, unterschrieb mechanisch <strong>die</strong><br />

Bewilligung zur Organspende und reimte mein<br />

»Statement of relationship« mithilfe von Zitaten<br />

aus »Harry und Sally«, »Titanic« und »Schlaflos<br />

in Seattle« zusammen. Je schnulziger<br />

desto besser! Bei der Botschaft in<br />

Frankfurt angekommen war<br />

mein Körper so schlapp, dass<br />

das korrekte Sortieren der<br />

Unterlagen fast unmöglich<br />

schien – man muss <strong>die</strong> Unterlagen nämlich in<br />

der richtigen Reihenfolge einordnen, ansonsten<br />

verdirbt das den Interviewern <strong>die</strong> Laune. An das<br />

folgende Gespräch selbst kann ich mich kaum<br />

noch erinnern, aber was bleibt, ist <strong>die</strong> Erkenntnis,<br />

dass ich meinen Namen endlich ohne<br />

<strong>nach</strong>zudenken in jegliche vorgesehenen Lücken<br />

eintragen kann. Und dann? Erneutes Warten …<br />

Das vielleicht größte Problem bei der Auswanderung<br />

ist <strong>die</strong> Ungewissheit. Nie weiß man,<br />

ob etwas im Antrag fehlt oder der persönliche<br />

Hintergrund vielleicht von Anfang an nicht<br />

passt. Die schlechte Informationspolitik zwischen<br />

Botschaft und Bürgern ist resistent und verschlimmert<br />

das innere Gefühl der Panik noch.<br />

Immerzu glaubt man, etwas falsch gemacht zu<br />

haben, oder im Ausnahmefall sogar, verfolgt<br />

zu werden. Bei Telefongesprächen mit meinem<br />

Freund hab’ ich es zum Schluss vermieden,<br />

Wörter wie Bombe, Terrorismus und 9/11 zu<br />

sagen – einfach nur zur Sicherheit. Selbstverständlich<br />

ist es untersagt, <strong>die</strong> Botschaft anzurufen<br />

und zu fragen, ob alles mit dem Antrag<br />

in Ordnung ist. Es wird ausdrücklich auf der<br />

Webseite darauf hingewiesen, dass Anrufe nur<br />

im Notfall gebilligt sind. Eine Auskunft kann<br />

man das wohl nicht nennen. Mein Rat deshalb<br />

an alle amerikalustigen Deutschen: Nehmt euch<br />

Zeit für <strong>die</strong>se Tortur! Aber immerhin: Ich habe<br />

es geschafft! Ich kann jetzt 24 Stunden am Tag<br />

Burger essen, eine Waffe tragen und vielleicht<br />

sogar <strong>nach</strong> meiner Einbürgerung in vier Jahren<br />

einen neuen radikalen Präsidenten wählen. God<br />

bless America!<br />

Text<br />

KAROLIN BUCHHOLZ<br />

Intensivster Prüfung muss sich<br />

unterziehen, wer in <strong>die</strong> Vereinigten<br />

Staaten per Verlobtenvisum<br />

einreisen möchte<br />

Illustration: Hannes Falke


Politische Bildung<br />

Termine<br />

Theatervorstellung: »Rest in Pieces«<br />

Politische Bildung <strong>mal</strong> anders. Schon mit dem Theaterstück »Bis<br />

zum Anschlag«, das <strong>die</strong> Übergriffe auf das Sonnenblumenhaus in<br />

Lichtenhagen behandelt, hatte <strong>die</strong> Freie Theaterjugend <strong>Rostock</strong><br />

ein wichtiges politisches Thema eindrucksvoll inszeniert. Nun sind<br />

sie mit »Rest in Pieces« zurück, einem Drama über Islamismus und<br />

Terrorismus in Deutschland.<br />

Grafik: Björn Giesecke<br />

!<br />

>><br />

u. a. 12. / 26. / 27. Oktober, 20:00 Uhr, Peter-Weiss-Haus<br />

www.peterweisshaus.de<br />

Auf ein Ehrenwort<br />

Vortrag: »Konsequenzen des Klimawandels<br />

für <strong>die</strong> Ostsee«<br />

Im Rahmen der Interdisziplinären Ringvorlesung »Meer oder weniger<br />

– Schutz und <strong>nach</strong>haltige Nutzung einer globalen Ressource«<br />

stehen in <strong>die</strong>sem Semester <strong>die</strong> Meere im Zentrum der wissenschaftlichen<br />

Betrachtung. Der Vortrag am 20. Oktober legt den Fokus auf<br />

<strong>die</strong> Konsequenzen des Klimawandels für den Ostseeraum und wird<br />

von Privatdozent Gerald Schernewski gehalten. Unterstützt wird <strong>die</strong><br />

Veranstaltung durch <strong>die</strong> Heinrich-Böll-Stiftung, den Wissenschaftsverbund<br />

Um-Welt der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> und <strong>die</strong> Interdisziplinäre Fakultät.<br />

!<br />

>><br />

20. Oktober, 17:15 Uhr, Campus Ulmenstraße / HS 323<br />

www.boell-mv.de<br />

Lesung: »Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene«<br />

Frauen sind aus der Nazi-Szene nicht mehr wegzudenken. Unter dem<br />

Deckmantel sozialen Engagements agieren sie im pädagogischen<br />

Bereich, organisieren Demonstrationen und kandi<strong>die</strong>ren für <strong>die</strong> NPD.<br />

Die Journalisten Andrea Röpke und Andreas Speit haben sich intensiv<br />

mit <strong>die</strong>sem Thema beschäftigt und ihre Recherchearbeit in dem Buch<br />

»Mädelsache – Frauen in der Neonazi-Szene« veröffentlicht. Aus <strong>die</strong>sem<br />

werden sie auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung in <strong>Rostock</strong><br />

lesen und für Fragen bereit stehen.<br />

!<br />

20. Oktober, 19:30 Uhr, VHS <strong>Rostock</strong> (Kabutzenhof 10a)<br />

Ehrenamt ist Ehrensache. Diese Schlussfolgerung erscheint<br />

zumindest angesichts der etymologischen Bedeutung des Wortes<br />

naheliegend. Ehrenamt steht für das Herzblut, das man in eine Tätigkeit<br />

steckt, für Freizeit, <strong>die</strong> man für eine Sache investiert, und für das wohlige<br />

Gefühl, etwas geschaffen zu haben, wenn entsprechende Projekte<br />

abgeschlossen und honoriert werden. Dass sich Leute freiwillig politisch<br />

oder sozial engagieren, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft<br />

– egal ob es nun um den Trainer der Fußballmannschaft, den<br />

Kommunalvertreter in der Bürgerschaft, den Organisator des Kinderfestes<br />

in der Nachbarschaft oder <strong>die</strong> Erstretter beim Lieblings-Festival geht.<br />

Selbstverständlich ist das Ehrenamt deshalb aber noch lange nicht. Vor<br />

allem wenn angesichts der Verkürzung der Schulzeit, Stu<strong>die</strong>nstraffung<br />

im Rahmen des Bologna-Prozesses und wachsender wirtschaftlicher<br />

Unsicherheiten <strong>die</strong> Bereitschaft der Menschen, sich kostenlos – wenngleich<br />

nie<strong>mal</strong>s umsonst – für etwas voll und ganz einzusetzen, immer<br />

weiter sinkt. Häufig kann <strong>die</strong> Anerkennung anderer allein sowie eine<br />

geringe finanzielle Aufwandsentschädigung (<strong>die</strong> nicht immer auch so<br />

heißen darf) <strong>die</strong>sen Einsatz einfach nicht mehr kompensieren. Da hilft<br />

es auch nicht, dass 2011 das europäische Jahr des Ehrenamts ist: Viele<br />

Schülerzeitungen gehen ein, Freiwillige Feuerwehren schließen ihre<br />

Tore und in den Hospizen fehlen <strong>die</strong> ehrenamtlichen Begleiter für den<br />

individuellen Abschied.<br />

Ist es in Anbetracht dessen nicht umso bedauerlicher, wenn ein ehe<strong>mal</strong>iger<br />

AStA-Referent der <strong>Uni</strong> <strong>Rostock</strong> damit droht, <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendenschaft<br />

wegen sittenwidriger Löhne zu verklagen, und damit in Kauf nimmt,<br />

dass viele gute und wichtige Projekte wie studentische Me<strong>die</strong>n, <strong>die</strong><br />

eben nicht nur von zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützern leben,<br />

in ihrer Existenz und Ehre bedroht werden? Nennt man so etwas jetzt<br />

Ehrenmord?<br />

29<br />

>><br />

www.fes-mv.de<br />

Text<br />

ELISABETH WOLDT


Gescheitert ?<br />

Er hätte gekonnt. Vor einem Jahr übernahm Johannes Krause als Hoffnungsträger das Amt des StudentINNenrats-<br />

Präsidenten, der etwas frischen Wind in <strong>die</strong> studentische Gremienarbeit bringen sollte. Herausgekommen sind<br />

eine Beitragserhöhung, eine Wahlrechtsreform – und jede Menge Resignation. Ein Interview mit dem scheidenden<br />

Präsidenten über Anspruch, Chancen und <strong>die</strong> Wirklichkeit von hochschulpolitischem Engagement.<br />

30<br />

<strong>heuler</strong>: Johannes, dein Amtsantritt als Präsident des StudentINNenrats (Stu-<br />

Ra) vor einem Jahr war durchaus mit großen Erwartungen verbunden. Wie ist<br />

nun deine Bilanz?<br />

Johannes Krause: Um ehrlich zu sein, habe ich nicht das Gefühl, besonders<br />

viel für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendenschaft erreicht zu haben. Anfangs habe ich<br />

mich vor allem darauf konzentriert, <strong>die</strong> Arbeit des StuRa zu verbessern und<br />

sie mehr <strong>nach</strong> außen zu tragen, indem ich beispielsweise <strong>die</strong> Fachschaftsräte<br />

zu den Sitzungen einlud. Durch Besuche bei anderen Stu<strong>die</strong>rendenparlamenten<br />

habe ich bemerkt, dass der StuRa eine neue Struktur braucht,<br />

welche durch das neue Wahlsystem entstehen soll. Ich hatte <strong>die</strong> Hoffnung,<br />

mit guten Arbeitsstrukturen im Parlament dauerhaft eine stärkere Stu<strong>die</strong>rendenvertretung<br />

zu schaffen. Leider gab es aber sehr viel Streit zwischen StuRa<br />

und Allgemeinem Stu<strong>die</strong>rendenausschuss (AStA), dem AStA und mir und<br />

sogar innerhalb des StuRa-Präsidiums. Es ist deprimierend, aber ich hatte<br />

zu Beginn der Wahlperiode wirklich gehofft, beispielsweise positiv auf <strong>die</strong><br />

Problematik der unrechtmäßigen Anwesenheitskontrollen an der Philosophischen<br />

Fakultät einzuwirken. Aber auch hier hat sich schnell gezeigt, dass <strong>die</strong><br />

Fronten verhärtet sind.<br />

Eines deiner wichtigsten Projekte war <strong>die</strong> angesprochene Reform des Wahlrechts.<br />

Was ist daraus geworden?<br />

Auch wenn <strong>die</strong> Wahlordnung noch nicht abgeschlossen ist, halte ich dessen<br />

Ausarbeitung für eins meiner gelungenen Projekte. Derzeit müssen noch<br />

Feinheiten geändert werden, aber der Grundgedanke ist drin – Wahlen gemäß<br />

denen des Bundestages: also eine Mischung aus Listenwahl und Auffüllung<br />

durch Direktmandate. Damit würde das Organ, welches <strong>die</strong> Meinungsbildung<br />

der <strong>Rostock</strong>er Stu<strong>die</strong>rendenschaft zur Aufgabe hat, endlich auch so<br />

gewählt werden, dass sich ihr Willen darin widerspiegelt. Durch Listenwahlen<br />

haben unsere Kommilitonen erst<strong>mal</strong>s <strong>die</strong> Möglichkeit zu zeigen, welche politische<br />

Richtung ihnen an der <strong>Uni</strong> wichtig ist. Bisher wird der StuRa ja dadurch<br />

gewählt, dass es erst ein<strong>mal</strong> genügend unabhängige Kandidaturen an den<br />

Fakultäten geben muss und dann kommen vor allem <strong>die</strong> rein, deren Namen<br />

man schon <strong>mal</strong> gehört hat. Interessenvertretung geht definitiv anders.<br />

Neben deiner StuRa-Tätigkeit warst du in einigen anderen hochschulpolitischen<br />

Gremien aktiv, zum Beispiel im Akademischen Senat, im Konzil und<br />

im Fachschaftsrat (FSR) der Physiker. Welche Bedeutung misst du <strong>die</strong>sen<br />

Gremien bei?<br />

Die Fachschaftsräte sind auf jeden Fall sehr wichtig, weil <strong>die</strong> Studenten dazu<br />

noch am meisten Bezug haben und beschlossene Sachen darin auch wirklich<br />

umgesetzt werden, da bei ihnen For<strong>mal</strong>itäten viel, viel unwichtiger als zum<br />

Beispiel im StuRa sind.<br />

Den Senat finde ich auch sehr wichtig, denn er ist das Kontrollgremium<br />

des Rektorats – was der aktuelle Senat aber leider nicht verstanden zu haben<br />

scheint. Ein richtiger Kuschelsenat – überall wird getuschelt, aber niemand<br />

traut sich, den Rektor irgendwas Unangenehmes zu fragen. Das müssen<br />

in der Regel <strong>die</strong> Studenten im Senat machen, und gerade deshalb sind sie<br />

auch so wichtig. Außerdem: Wo sonst hat man als Student <strong>die</strong> Chance,<br />

studentische Interessen gegenüber dem Rektor zu artikulieren?<br />

Der StuRa ist leider immer noch ein Bittsteller, hat aber auf jeden Fall das<br />

Potenzial, an Bedeutung zu gewinnen. Obwohl er den AStA einsetzt und ihn<br />

kontrollieren soll, ist er in der Realität immer nur dessen Steigbügelhalter,<br />

weil der AStA letztendlich das Gremium ist, das Kontakt zu den Studenten<br />

hat. Ich würde mir wünschen, dass <strong>die</strong> Studenten mehr vom StuRa mitbekämen.<br />

Er würde sicher an Macht gegenüber Rektorat und Landesregierung<br />

gewinnen, wenn er <strong>die</strong> breite Unterstützung der Stu<strong>die</strong>rendenschaft hätte.<br />

Und welche Einflussmöglichkeiten haben Studenten in <strong>die</strong>sen Gremien nun<br />

wirklich?<br />

Formell gibt es im Senat <strong>die</strong> Möglichkeit, ein studentisches Veto zu ziehen.<br />

Dadurch wird <strong>die</strong> Entscheidung aber nur um einen Monat aufgeschoben<br />

– das nützt also nur dann, wenn <strong>die</strong> Entscheidung dringend getroffen<br />

werden müsste. Im FSR hängt der Einfluss besonders davon ab, wie aktiv <strong>die</strong><br />

Mitglieder sind. Der Physik-FSR, in dem ich war, hatte beispielsweise gute<br />

Kontakte und konnte dadurch an den Stu<strong>die</strong>nordnungen mitschreiben. Und<br />

dem StuRa fehlt einfach <strong>die</strong> politische Power, um Sachen, <strong>die</strong> er formuliert,<br />

auch wirklich durchzusetzen.<br />

Insgesamt strotzt der StuRa nicht gerade vor Motivation. Wie bewertest du<br />

es, dass so viele den Sitzungen fernbleiben?<br />

Klar, <strong>die</strong> Motivation lässt <strong>nach</strong>. Das ist anscheinend nor<strong>mal</strong>. Wirklich schade<br />

fand ich aber, dass generell so wenig Initiative aus dem StuRa kam. Zu<br />

Beginn des Jahres gab es viele gute und unterschiedliche Ideen. Später kam<br />

davon leider fast gar nichts. Mag aber auch sein, dass ich <strong>die</strong> Mitglieder<br />

nicht genug dazu angehalten habe.<br />

<strong>Warum</strong> lohnt es denn trotz all <strong>die</strong>ser Hürden, sich in den studentischen<br />

Gremien zu engagieren?<br />

Das ist immer ein bisschen so wie ein chinesischer Glückskeks: Ein Mal im Jahr<br />

nimmst du dir einen und kannst dann aus dem Spruch, der darin ist, etwas<br />

machen. Nach jeder Wahl gibt es neue Ideen, neue Leute und neue Chancen,<br />

und <strong>die</strong> Frage ist dann, wie das Gremium über <strong>die</strong> Startphase kommt. Wie<br />

zum Beispiel <strong>die</strong> alten Hasen mit ihrer Erfahrung dafür sorgen, dass <strong>die</strong> neuen<br />

Leute eingearbeitet werden, ohne aber dabei den Eindruck zu vermitteln,<br />

dass nur sie wissen, wo es langgeht. Mir hat es eigentlich immer großen Spaß<br />

gemacht, Probleme vorgelegt zu bekommen und <strong>die</strong>se dann innerhalb der<br />

gegebenen Strukturen zu lösen. Außerdem ist ein ganz netter Nebeneffekt,<br />

Studenten außerhalb des eigenen Stu<strong>die</strong>ngangs kennenzulernen.


Phyik-Absolvent Johannes<br />

Krause blickt zurück auf<br />

ein Jahr im Amt des StuRa-<br />

Präsidenten sowie auf <strong>Rostock</strong>:<br />

Seit Oktober stu<strong>die</strong>rt er in<br />

Jena Politikwissenschaften und<br />

Psychologie.<br />

Foto: Caroline Heinzel<br />

31


Es gab in deiner Amtszeit jedoch viele Streitigkeiten: zwischen dir und dem<br />

AStA-Vorsitz, aber auch innerhalb des StuRa-Präsidiums. Wie ist es dazu<br />

eigentlich gekommen?<br />

Zu Beginn meiner Amtszeit waren alle ziemlich motiviert. Alle wollten etwas<br />

bewegen und verändern. Beim AStA wurde ich jedoch als Fremdkörper wahrgenommen.<br />

In den Sitzungen habe ich möglichst konstruktiv immer wieder Probleme<br />

angesprochen und Lösungsvorschläge gemacht, wenn ich der Meinung<br />

war, dass etwas nicht richtig läuft. Es kam zu Reibereien, <strong>die</strong> sich <strong>nach</strong> und<br />

<strong>nach</strong> hochgeschaukelt haben. Hinzu kam dann <strong>die</strong> Sache mit dem Rücktritt<br />

des AStA-Vorsitzenden. Ich habe ihn sogar noch vor dem StuRa verteidigt,<br />

damit er bleibt – doch dann hat er mich tief enttäuscht, als er meinen eigenen<br />

Rücktritt forderte. Seitdem war das Verhältnis zwischen uns eher pragmatisch.<br />

Die Probleme innerhalb des StuRa-Präsidiums kamen ungefähr einen Monat<br />

später. Wir waren dort sehr unterschiedliche Charaktere und auch häufig<br />

anderer Ansicht, <strong>die</strong> Auseinandersetzungen habe ich aber immer als sachlich<br />

empfunden. Irgendwann im Februar wurde dann von einem Mitglied des<br />

Präsidiums eine Zielscheibe auf ein Portrait von mir geklebt, das der <strong>heuler</strong><br />

mir <strong>mal</strong> geschenkt und im Büro aufgehängt hatte. Dazu waren Pfeile mit<br />

Botschaften aufgeklebt, <strong>die</strong> mich als Versager darstellten, zum Beispiel weil ich<br />

<strong>die</strong> Beitragsordnung fast in den Sand gesetzt hätte. Da waren so einige Sachen<br />

<strong>die</strong>ser Art. Ich glaube einfach, dass manche schon so lange im Amt sind, dass<br />

sie mit den neuen Impulsen, <strong>die</strong> ich setzen wollte, einfach nicht klar kamen. Ich<br />

hatte auf mehr Professionalität gehofft, aber das war wohl etwas naiv. Na ja,<br />

<strong>die</strong>se Diskussionen waren alle sehr ermüdend und ich finde schade, dass es so<br />

gelaufen ist. Zu<strong>mal</strong> ich so was aus dem FSR der Physik gar nicht kenne.<br />

Im letzten Jahr ist häufig der Eindruck entstanden, dass persönliche Konflikte<br />

<strong>die</strong> inhaltliche Ebene der Diskussion überlagerten. Kannst du dir erklären,<br />

warum das so ist und was man da ändern könnte?<br />

Das ist wahrscheinlich immer eine Frage der Persönlichkeiten, <strong>die</strong> in den<br />

Gremien sitzen. Vielleicht könnte man einen externen Mediator einsetzen, aber<br />

das würde natürlich Geld kosten. Ich denke aber, dass <strong>die</strong> Leute einfach lernen<br />

müssen, damit umzugehen, dass ihre Ideen nicht immer Anklang finden und<br />

auch kritisiert werden, ohne das persönlich zu nehmen. Zusätzlich vergreifen<br />

sich einige immer <strong>mal</strong> im Ton, was natürlich auch nicht in Ordnung ist.<br />

Mit welchen Gefühlen hast du dein Amt nun niedergelegt?<br />

Also, das Jahr hat mich auf jeden Fall extrem bereichert, gerade was Konfliktumgang<br />

betrifft. Es war aber auch einfach spannend, ein Gremium zu leiten,<br />

sich anzuhören, was <strong>die</strong> Leute sagen, das zu koordinieren, zu überlegen, wie<br />

man daraus nun Beschlüsse formulieren kann. Und sich auch <strong>mal</strong> mit Professoren<br />

im Senat zu streiten, hat mir natürlich auch Spaß gemacht. [Er grinst.]<br />

Alles in allem bin ich aber froh, <strong>die</strong> Verantwortung weitergeben zu können<br />

und wieder ein einfacher Student zu sein.<br />

Viele Studenten, <strong>die</strong> hochschulpolitisch nun schon lange aktiv waren, gehen<br />

jetzt weg. Was möchtest du dem zukünftigen StuRa mit auf den Weg geben?<br />

Der StuRa muss versuchen, transparenter zu werden und wieder mehr Bezug<br />

zu den Studenten herzustellen. Er sollte sich außerdem bemühen, mehr über<br />

Ausschüsse zu arbeiten. Zusätzlich sollte jedes StuRa-Mitglied versuchen,<br />

mindestens ein Mal im Semester bei einer AStA-Sitzung dabei zu sein, weil man<br />

<strong>die</strong> ganzen Abläufe dann viel besser versteht und der StuRa schließlich <strong>die</strong> Aufgabe<br />

hat, den AStA zu kontrollieren. Und natürlich sollte sich jeder bemühen,<br />

<strong>die</strong> sachliche Ebene in den Diskussionen zu wahren und sich einfach darauf zu<br />

konzentrieren, welche Lösung <strong>die</strong> beste für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>rendenschaft ist.<br />

Vielen Dank für <strong>die</strong>ses Gespräch und viel Erfolg in Jena.<br />

Interview<br />

GESA RÖMER UND ELISABETH WOLDT<br />

a<br />

32<br />

Was gibts Neues von StuRa und AStA?<br />

StuRa fordert<br />

Konsequenzen<br />

an der PHF<br />

Da das Dekanat der Philosophischen<br />

Fakultät <strong>nach</strong> wie vor<br />

glaubt, eine Anwesenheitspflicht<br />

durchsetzen zu können, und das<br />

Rektorat bisher nichts dagegen<br />

zu unternehmen scheint, hat der<br />

<strong>Rostock</strong>er StudentINNenrat den<br />

Rektor aufgefordert, endlich Konsequenzen<br />

zu ziehen. Der Beschluss<br />

des Fakultätsrats in Bezug auf <strong>die</strong><br />

Durchsetzung der Anwesenheitspflicht<br />

verstößt klar gegen <strong>die</strong><br />

geltenden Stu<strong>die</strong>n- und Prüfungsordnungen.<br />

Aufgabe des Rektors ist<br />

es eigentlich, derartiges Verhalten<br />

seiner Angestellten, wie jenes von<br />

Dekan Prof. Hans-Jürgen von Wensierski,<br />

zu unterbinden.<br />

Weniger Referate<br />

pro AStA, mehr<br />

Gehalt pro Referent<br />

Der StudentINNenrat (StuRa) hat<br />

der von Christian Berntsen vorgeschlagenen<br />

Umstrukturierung des<br />

Allgemeinen Stu<strong>die</strong>rendenausschusses<br />

(AStA) zugestimmt. Statt wie<br />

bisher elf AStA-Mitglieder, <strong>die</strong> 195<br />

beziehungsweise 160 Euro im Monat<br />

erhielten, sollen alle Aufgaben<br />

künftig von nur sieben Referenten<br />

inkl. Vorsitz und Geschäftsführung<br />

erledigt werden. Für den Mehraufwand<br />

gibt’s dann monatlich 260<br />

Euro. Die neuen Referenten für<br />

Finanzen, Hochschulpolitik, Interne<br />

Gremienkommunikation, Veranstaltungen<br />

und Soziales, für den Vorsitz<br />

und <strong>die</strong> Geschäftsführung werden<br />

auf der konstituierenden Sitzung<br />

des StuRa am 12. Oktober gewählt.<br />

Spontanbewerbungen sind auch auf<br />

der Sitzung selbst noch möglich.<br />

AStA-Referent will<br />

StuRa verklagen<br />

Vor ziemlich genau einem Jahr wählte<br />

der <strong>Rostock</strong>er StudentINNenrat<br />

(StuRa) einen neuen Referenten in<br />

das Amt für politische Bildung im<br />

Allgemeinen Stu<strong>die</strong>rendenausschuss<br />

(AStA). Paul Wutschke akzeptierte mit<br />

der Annahme seiner Wahl den monatlichen<br />

Obolus von 160 Euro und<br />

riss sich – <strong>nach</strong> eigenen Angaben<br />

– fortan den Allerwertesten für <strong>die</strong><br />

Stu<strong>die</strong>rendenschaft auf. Nun fordert<br />

er für seinen Arbeitsaufwand, der<br />

sich auf rund 50 Stunden pro Monat<br />

belaufe, <strong>nach</strong>träglich insgesamt<br />

7.680 Euro und lässt seinen Anwalt<br />

mit gerichtlichen Schritten drohen.<br />

Mit <strong>die</strong>sem Vorgehen bezieht er sich<br />

auf <strong>die</strong> jüngst auflodernde Debatte,<br />

laut derer auch AStA-Referenten<br />

Arbeitnehmer seien und dem<strong>nach</strong><br />

einen Anspruch auf ein – <strong>nach</strong> den<br />

Tarifstufen des öffentlichen Dienstes<br />

berechnetes – Gehalt hätten.<br />

Text<br />

ÄNNE CORDES und<br />

mareike Götz


Im Osten nix Neues<br />

In Mecklenburg-Vorpommern bleibt <strong>nach</strong> der Landtagswahl wahrscheinlich<br />

fast alles beim Alten. Die Zeichen stehen erneut auf Rot-Schwarz.<br />

Erwin Sellering ist weiterhin Ministerpräsident. Die NPD schafft den<br />

Wiedereinzug. Die Grünen erobern das letzte Landesparlament und <strong>die</strong> FDP<br />

fliegt aus dem Schweriner Schloss. Noch Fragen?<br />

Kaum wiederzuerkennen ist das Schweriner Schloss am Tag der Wahl:<br />

Vor dem Landtag haben <strong>die</strong> großen Rundfunksender ihre Studios aufgebaut,<br />

am Rande des Sees bringen sich <strong>die</strong> Kamerateams in Stellung, um so<br />

nah wie möglich an passierende Wähler und möglicherweise Gewählte zu<br />

gelangen. Neugierige Zuschauer versuchen, einen Blick auf <strong>die</strong> Politprominenz<br />

oder auf das Geschehen in den Übertragungswagen zu erhaschen,<br />

und selbst im zum Presseraum umfunktionierten Plenarsaal tummeln sich <strong>die</strong><br />

Korrespondenten. Doch auch dort wird es um 18:00 Uhr für einen Moment<br />

still, <strong>nach</strong>dem sich viele gebannt vor dem Fernseher im Foyer versammelt haben,<br />

um auf <strong>die</strong> ersten Prognosen zu warten. Wenig Regung gibt es während<br />

der Verkündung der Hochrechnungen für <strong>die</strong> großen Parteien: Der vorangegangene<br />

Kuschelwahlkampf der Regierung sowie <strong>die</strong> große Beliebtheit des<br />

Ministerpräsidenten Erwin Sellering hatten den Sieg der SPD und den Stimmverlust<br />

der »C wie Zukunft«-Partei CDU schon erahnen lassen. Und auch bei<br />

den Linken war <strong>nach</strong> der Debatte um Mauerbau und Kommunismus kein<br />

Aufwind mehr erwartet worden.<br />

Manch zustimmendes Nicken ist zu sehen, als klar wird, dass <strong>die</strong> Grünen<br />

nun auch erst<strong>mal</strong>s in Mecklenburg-Vorpommern den Sprung über <strong>die</strong><br />

Fünf-Prozent-Hürde geschafft haben. Hämisches Grinsen huscht angesichts<br />

des Absturzes der FDP über einige Gesichter und leises Fluchen zischt beim<br />

Einblenden des NPD-Balkens durch den Raum, da der Partei erneut der<br />

Wiedereinzug in den Landtag gelungen ist. Alles ist gefolgt von ungläubigem<br />

Kopfschütteln, als sich <strong>die</strong> Tendenz abzeichnet, dass sich nur ungefähr <strong>die</strong><br />

Hälfte der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger Mecklenburg-Vorpommerns<br />

zur Urne begeben hat.<br />

Viel Neues hatte <strong>die</strong> Wahl trotz aller Emotionen im Schweriner Schloss<br />

nicht zu bieten. Mehr als einen Monat da<strong>nach</strong> ist absehbar, dass <strong>die</strong> große<br />

Koalition aus SPD und CDU fortgesetzt wird. Um <strong>die</strong> Ministerposten wird derweil<br />

fleißig geschachert und auch einige Kompromisse bleiben noch unklar.<br />

Mit derartigen Problemen müssen sich so viele <strong>Rostock</strong>er wie noch nie herumschlagen:<br />

Elf Abgeordnete von hier werden fortan im Schweriner Schloss<br />

sitzen. Die vier Direktmandate gingen dabei alle an <strong>die</strong> SPD. Überhaupt ist<br />

es interessant, sich das Wahlergebnis in <strong>Rostock</strong> ein<strong>mal</strong> genauer anzuschauen.<br />

<strong>Besonders</strong> gilt <strong>die</strong>s für den Wahlkreis III, der <strong>die</strong> Kröpeliner-Tor-Vorstadt,<br />

das Hansaviertel, das Komponistenviertel, <strong>die</strong> Gartenstadt, <strong>die</strong> Südstadt und<br />

Biestow umfasst und in dem damit wohl <strong>die</strong> meisten Studenten der Stadt<br />

leben. Hier kamen <strong>die</strong> Grünen auf beachtliche 19,1 Prozent, und selbst <strong>die</strong><br />

Piraten, <strong>die</strong> zwei Wochen später in Berlin für einen Überraschungserfolg<br />

sorgten, sicherten sich hier 4,5 Prozent. Doch auch in <strong>die</strong>sem <strong>Rostock</strong>er<br />

Wahlkreis erhielt <strong>die</strong> NPD noch immer 750 Stimmen und damit 2,8 Prozent.<br />

Wenngleich <strong>die</strong>s ein geringer Prozentanteil ist, den man sich in anderen<br />

Regionen des Landes nur wünschen kann, so ist doch bedenklich, dass es<br />

der rechtsextremen Partei in den letzten Jahren gelang, ihre Basis überall derartig<br />

zu festigen. Beim Umgang damit macht sich eine gewisse Ratlosigkeit<br />

breit: Eher ignorieren oder einbinden? Zur Nachwahl auf Rügen, wo der Tod<br />

27<br />

Die Sitzverteilung im Parlament von<br />

Mecklenburg-Vorpommern <strong>nach</strong><br />

der Landtagswahl 2011<br />

des CDU-Kandidaten Udo Timm eine Verschiebung des Urnengangs bewirkt<br />

hatte, hatten alle Parteien noch ein<strong>mal</strong> kräftig gegen Rechts mobilisiert. Die<br />

Linke hatte sogar dazu aufgerufen, <strong>die</strong> Grünen zu wählen, <strong>die</strong> durch ein<br />

gutes Stimmergebnis noch am ehesten in der Lage gewesen waren, einen Sitz<br />

hinzuzugewinnen. Dies geschah dann auch, wenngleich nicht auf Kosten der<br />

NPD, sondern auf jene der Sozialdemokraten. Im Anschluss wurde sich dann<br />

zunächst ein<strong>mal</strong> darüber gestritten, welche Partei nun im Parlament neben<br />

den Rechten Platz nehmen muss.<br />

All <strong>die</strong>se Einzelheiten sind zum Zeitpunkt der Verkündung der ersten<br />

Prognosen am Wahlsonntag natürlich noch nicht bekannt, kommen aber<br />

auch nicht unerwartet. Jene Journalisten, <strong>die</strong> sich nicht auf Interviewfang<br />

zu den Wahlpartys begeben oder <strong>die</strong> Spitzenkandidaten in ihr Studio bitten<br />

konnten, aktualisieren ihre vorbereiteten Texte und blicken lieber schon <strong>mal</strong><br />

<strong>nach</strong> Berlin, wo man sich stärkere bundespolitische Signalwirkung erhofft. In<br />

Mecklenburg-Vorpommern ist man damit nun wohl wieder unter sich – auch<br />

gerne ohne Überraschungen. Denn wat de Buer nich kennt, dat frett he nich.<br />

Text<br />

SPD<br />

18<br />

ELISABETH WOLDT<br />

CDU<br />

14<br />

Linke<br />

7<br />

Grüne<br />

5<br />

NPD<br />

Grafik: Michael Schultz<br />

33


Illustration: Caroline Heinzel<br />

34<br />

KULTUR<br />

Web<br />

www.<strong>heuler</strong>magazin.de/kultur<br />

Heilige Shimona<br />

Alfonso, Ressortleiter<br />

Ayo, unser Theater hat Technologie: ein freitragendes chapiteau. In <strong>die</strong>sem Tipi très beau lassen <strong>die</strong><br />

nomadischen Angestellten vom Volkstheater des Greifen Spirit wiederauferstehen. Infrastrukturell<br />

ebenfalls in, sagen wir <strong>mal</strong>, »Inangriffnahme« ist <strong>die</strong> Moschee unserer muslimischen Gemeinde.<br />

Last, least und west gibt es auf den folgenden Seiten einige scharfe mexikanische Bonbons für<br />

Kinogäng(st)er sowie Tolles und Absurdes aus dem Kunstbetrieb. Chin chin!


<strong>Rostock</strong> und der Islam<br />

Die Moschee in <strong>Rostock</strong> ist so gut »integriert«, dass man sie kaum findet … Auf den<br />

Spuren des Islam an der <strong>Uni</strong>versität und darum herum besuchten wir den hiesigen<br />

Imam und das Studentenwerk.<br />

Die aktuellen Landtagswahl-Ergebnisse rücken <strong>Rostock</strong> wieder ein<strong>mal</strong><br />

mit der Frage ins Rampenlicht, wie weltoffen <strong>die</strong>se Stadt wirklich ist. Noch<br />

immer verbinden viele Nicht-Hanseaten sie mit einer starken und aktiven rechten<br />

Szene. Auf der anderen Seite stehen besonders hier ansässige Muslime<br />

fortwährend im Mittelpunkt der Diskussion um <strong>die</strong> multikulturelle Gesellschaft,<br />

um Integration und Toleranz. Auch lösen sogenannte Hassprediger immer<br />

wieder Debatten aus. Fakt ist: Der Islam ist längst auch in <strong>Rostock</strong> angekommen,<br />

denn eine Gemeinde von rund 120 regelmäßigen Gottes<strong>die</strong>nst-Besuchern<br />

hat sich hier etabliert.<br />

Wir vereinbaren ein Gespräch mit ihrem Imam, um herauszufinden, wie<br />

akzeptiert der Islam in <strong>Rostock</strong> ist. Die Moschee liegt versteckt in der Erich-<br />

Schlesinger-Straße. Statt eines prunkvoll verzierten Gebäudes mit Kuppel und<br />

Minarett in orientalischen Blautönen stoßen wir hinter Büschen und Bäumen<br />

auf einen grau verputzten, lang gezogenen Bungalow aus tiefsten DDR-<br />

Zeiten. Mohammed Farea, ehrenamtlich tätig in der Moschee und eigentlich<br />

Zahnmedizinstudent, führt uns zu Youssoufou Abdel Koudouss und bietet sich<br />

zugleich als Übersetzer an, da der Imam selbst nur wenig deutsch spreche.<br />

Dieser erklärt, er stamme aus Benin, sei 2002 als Asylbewerber <strong>nach</strong> <strong>Rostock</strong><br />

gekommen und seitdem auch der hiesige Vorbeter. Er möge <strong>die</strong> Stadt, <strong>die</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er seien freundlich und ihm gegenüber aufgeschlossen. Und was sind<br />

seine Aufgaben? Herr Koudouss erläutert, dass er sich als Vorbild für seine<br />

Gemeinde sehe, Ratschläge und Weisheiten fürs Leben gebe und natürlich bei<br />

den Gebeten vorbete. Außerdem kümmere er sich um <strong>die</strong> Moschee.<br />

Das Gotteshaus bildet für seine Besucher eine Anlaufstelle, es ist ein Stück<br />

der »alten« Heimat in einer neuen Kultur. Unter den Gästen befinden sich<br />

<strong>Rostock</strong>er, Touristen, Durchreisende, interessierte Nicht-Muslime und Asylbewerber<br />

sowie besonders viele Austauschstudenten, zum Beispiel aus dem<br />

Jemen, <strong>die</strong> hier Fächer wie Medizin oder Ingenieurswissenschaften stu<strong>die</strong>ren,<br />

um mit einem Abschluss zurückzukehren. »Wir brauchen Fachkräfte«, meint<br />

Farea zu uns. Er selbst werde zurückgehen und lehren, vielleicht auch eine<br />

Praxis aufmachen.<br />

Wie es mit den Frauen aussehe, fragen wir und erfahren, dass <strong>die</strong>se <strong>die</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er Moschee zwar auch besuchen, aber eher selten und hauptsächlich<br />

an muslimischen Feiertagen, wie beispielsweise zum Ende des Ramadan.<br />

Interessanterweise seien es hier trotzdem in der Mehrzahl Frauen, <strong>die</strong> zum<br />

Islam konvertieren. Vor einigen Jahren richtete <strong>die</strong> Gemeinde einen separaten<br />

Gebetsraum für Muslima wie sie ein, davor hatten <strong>die</strong>se getrennt durch einen<br />

Vorhang mit den Männern »zusammen« gebetet.<br />

Die Stadt <strong>Rostock</strong> schenkte der muslimischen Gemeinschaft das Haus im<br />

Jahr 2000, aber dabei soll es nun nicht mehr bleiben. Im letzten Jahr wurde<br />

eine Ausschreibung für Architekturstu<strong>die</strong>rende veröffentlicht, <strong>die</strong> dazu aufrief,<br />

eine neue Moschee zu entwerfen. Der Gewinnerentwurf überrascht: ein mo-<br />

derner Bau mit kaum als solches erkennbarem Minarett. Dazu passend erklärt<br />

man uns, dass der Islam moderner sei, als <strong>die</strong> meisten dächten, <strong>die</strong>s werde<br />

häufig falsch dargestellt. Probleme mit <strong>Rostock</strong>ern habe es dennoch nie gegeben.<br />

Aber: Außer bei »offiziellen« Kontakten zu Behörden und Schulklassen,<br />

<strong>die</strong> sich den Islam näherbringen lassen, sind Besuche von Deutschen eher<br />

selten – was vielleicht der Grund der problemlosen Akzeptanz ist, jedoch auch<br />

<strong>die</strong> grundlegende Gefahr einer zukünftigen Parallelgesellschaft birgt.<br />

Die muslimischen Studenten würden sich ebenso gut integriert fühlen und<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit schätzen, hier stu<strong>die</strong>ren zu können, erzählt uns Farea. <strong>Rostock</strong><br />

und damit <strong>die</strong> »westliche« Gesellschaft verändere auch ihre Sicht auf <strong>die</strong> Dinge,<br />

nehme Einfluss auf <strong>die</strong> Muslime hier – das müsse man positiv aufnehmen.<br />

Eine Multikultur mit unterschiedlichen Einflüssen sei doch Voraussetzung für<br />

Toleranz in der Gesellschaft.<br />

Und welche Position vertritt <strong>die</strong> <strong>Uni</strong> gegenüber dem Islam? Der <strong>heuler</strong><br />

berichtete 2008 von dem Wunsch mehrerer muslimischer Studenten, im<br />

Studentenwohnheim in Lichtenhagen einen Gebetsraum einzurichten. Dazu<br />

sagt uns Dr. Dieter Stoll, Leiter des Studentenwerkes, dass <strong>die</strong> <strong>Uni</strong>versität<br />

bzw. das Studentenwerk natürlich anderen Kulturen offen gegenüberstehe.<br />

Von dem angesprochenen Anliegen wisse er jedoch nichts, anscheinend sei<br />

nie ein offizieller Antrag eingereicht worden. Lediglich in einem inzwischen<br />

abgerissenen Studentenwohnheim in Wismar habe es einen solchen Raum<br />

gegeben. Man habe generell noch nie Probleme mit Studenten gehabt, <strong>die</strong><br />

sich wegen ihrer religiösen Herkunft be<strong>nach</strong>teiligt behandelt gefühlt hätten.<br />

Es sollten, so fährt Stoll fort, Staat und Kirche getrennt bleiben und alle Religionen<br />

gleichbehandelt werden. Die <strong>Uni</strong> tue ihr Bestes, um <strong>die</strong> Vielfalt der an<br />

ihr vertretenen Religionszugehörigkeiten zu erhalten und Rücksicht auf jeden<br />

zu nehmen, schildert er. So würden zum Beispiel einige der Mensa-Gerichte<br />

mit religiösen Essgewohnheiten übereinstimmen: etwa für Hindus Mahlzeiten<br />

ohne Rind, für Muslime Gerichte ohne Schwein. Zusätzlich solle das »Starter-<br />

Café« als Treffpunkt für Veranstaltungen und kulturellen Austausch Interesse<br />

am Fremden wecken.<br />

In der »Lebenswelt« der <strong>Rostock</strong>er Stu<strong>die</strong>renden scheinen also Toleranz und<br />

Integration keine Reizworte zu sein, sondern gelebter Alltag. Nur sollte aus<br />

Toleranz nicht Gleichgültigkeit erwachsen – gegenseitiges Interesse ist unersetzlich.<br />

Eine Gelegenheit zum Abbau von Wissenslücken gab es am dritten<br />

Oktober, am »Tag der offenen Moschee« – auch ein durchaus umstrittener<br />

Prediger aus Berlin war eingeladen. Unsere Eindrücke schildern wir auf <strong>heuler</strong><strong>online</strong>.<br />

Text<br />

>><br />

tinyurl.com/5v2rdk5<br />

YVONNE HEIN UND ANDREAS LUßKY<br />

35


Foto: Milan Zeremski/istockphoto<br />

36<br />

Narco-Cinema:<br />

Die Cucaracha<br />

läuft und läuft<br />

Auf Entdeckungsreise zu einem Genre, das<br />

womöglich <strong>die</strong> Weltpolitik nicht verändern<br />

wird: Narco-Cinema, das bizarre mexikanische<br />

Realienkino der Güteklasse C.<br />

Hier sind <strong>die</strong> Bullen Bullen und <strong>die</strong> Huren Huren, alles ist echt<br />

in Paradise City. Bei der Produktion <strong>die</strong>ser Mafiafilme fügt sich alles<br />

dem Prinzip der Partizipation. Schauspieler gibt es im Grunde keine,<br />

abgesehen von dem Star, dessen oberlippenbärtiges Charisma <strong>die</strong><br />

Vermarktung der acht Fortsetzungen zusammenhält, siehe Mario<br />

Almada mit über 1.000 Homevideo-Produktionen. Der Unterschied<br />

zum blockbusting ist also »allein« das Budget: 30.000 US-Dollar bei<br />

einer Drehzeit von zwei Wochen. Ansonsten ist das Narco-Cinema<br />

[Narco-Trafficking = Drogenschmuggel, Anm. d. Red.] in puncto<br />

Popularität und Kommerz aufgrund folgender einfacher Formel<br />

gerade der große Blockbuster: Laut Hugo Villa vom Filmförderer-<br />

Fond Fidecine haben 82 Prozent der Mexikaner keinen Zugang<br />

zum Kino – <strong>die</strong> Kinovorstellung von »Amores Perros« ist zu teuer.<br />

Deshalb weicht man auf besagte Streifen der Gattung straight-tovideo<br />

aus, <strong>die</strong> trotz der Ästhetik alles andere als nur eine Subkultur<br />

bilden. Von <strong>die</strong>sen 82 Prozent als »Marginalisierte« zu sprechen,<br />

wäre in etwa genauso wahr wie <strong>die</strong> Behauptung, ein Donut bestünde<br />

nur aus einem Rand.<br />

Weit außerhalb des Budgets steht auch jegliche Form ernsthafter<br />

Sets: nur Bordelle, Privatvillen, Müllhalden oder Reviere.<br />

Oder andersherum gesagt, es gibt ausschließlich ernsthafte Sets.<br />

Und als ob es nicht schon genug der Imponderabilien wäre: Da<br />

sich <strong>die</strong> Macher keine Spezialeffekte leisten (etwa ferngesteuerte<br />

Platzpatronen wie in »24«), kommt das »Blut« stets von einem nicht<br />

vom Bild erfassten – alle hergehört – Paintball-Schützen, der auf<br />

<strong>die</strong> Darsteller mit Rot feuert. Was selbstverständlich nicht so genau<br />

ist. Dies ist auch der Grund dafür, dass <strong>die</strong> Darsteller, bevor sie<br />

getroffen werden, selbst in der Verfolgungsjagd und entgegen jeder<br />

Logik, kurz stehen bleiben müssen (flatsch!), um erst dann je <strong>nach</strong><br />

Entbehrlichkeitsgrad verwundet weiterzurennen oder – Gott bewahre<br />

ihre Low-Budget-Seelen – tot umzufallen.<br />

Den Geschichtsbüchern zufolge entwickelte sich das Narco-<br />

Cinema aus der Tradition des bizarren 60er- und 70er-Jahre-Kinos,<br />

jenen nostalgischen Vorstellungen, in denen sexy comedy und<br />

Sci-Fi zu einer Einheit verschmelzen, <strong>die</strong> so geschmackvoll ist wie<br />

ein Shantychor mit Senf. In der Praxis also: Ein maskierter Wrestler,<br />

meistens der legendäre »El Santo« (dringend googeln) oder einer<br />

seiner Nachkommen, »El hijo del Santo« oder »El nieto del Santo«,<br />

budspencert mit seinen Fäusten statistische Schurken, um hinterher<br />

von gut aussehenden leichten Mädels aus der Galaxis mit Nektar<br />

und Ambrosia belohnt zu werden. Dieser große (wohlgemerkt einst<br />

und dort große) Pop spaltete sich 1980 in New Mexican Cinema,<br />

sprich High-Quality-Li.Wu-Kino, und Narco-Cinema.<br />

Doch was hier <strong>nach</strong> einer netten Anekdote klingt, mit der man<br />

auf der nächsten Tarantinade in Wien angeben könnte, ist nicht nur<br />

Python-Schuh und Burrito-Krawatte, sondern echte grausame gesellschaftliche<br />

Realität. Eben <strong>die</strong>sem Umstand konnte das beliebte »Vice«-<br />

Magazin in ihrer berühmt gewordenen Dokumentation (arte, YouTube)<br />

nicht gerecht werden, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, sich an<br />

der Ästhetik der kulturbedingten Bizarrerie aufzugeilen. Selbstverständlich<br />

ist das pittoresk, so ein Mariachi-Strich auf der Plaza Garibaldi,<br />

auf dem Musikgruppen Vorbeifahrenden schnelle, kleine Gitarren-<br />

Licks durch <strong>die</strong> gelangweilt halb offene Autoscheibe vorspielen, in der<br />

Hoffnung gebucht zu werden. Die unkritische und kulturtouristische<br />

Gafferei (<strong>die</strong> auch hier der Verfasser in den ersten drei Absätzen vormacht)<br />

wird der mexikanischen Realität aber nicht gerecht.<br />

Nachdem Presidente Calderón 2006 den »Krieg gegen <strong>die</strong><br />

Drogen« ausgerufen hatte, sind täglich zwei Dutzend Menschen<br />

getötet worden, also inzwischen mehr als im Koreakrieg. Das ist <strong>die</strong><br />

andere Seite des Burritos. Zu den verzweifelten Maßnahmen <strong>die</strong>ser<br />

Regierung zählt der Versuch, <strong>die</strong> sogenannten corridos in Rundfunk<br />

und Fernsehen zu verbieten, was deutlich weniger einfach ist als mit<br />

den corridas in Katalonien. Es handelt sich dabei um jene ursprünglich<br />

aus der Zeit der Revolution tra<strong>die</strong>rten Lieder, deren Texte durch<br />

Erzählungen aus dem Leben der Schmuggler und Dealer ersetzt<br />

wurden und <strong>die</strong> dem Großteil der Narco-Filme auch narrativisch<br />

Modell stehen. Aber <strong>die</strong> Drogen sind <strong>die</strong> Gesellschaft. Denn nicht<br />

nur <strong>die</strong> Darsteller und Sets sind »echt« im Narco-Cinema, sondern<br />

auch <strong>die</strong> Produzenten sind authentische – und von der Gemeinde<br />

respektierte – Narcos. »Operación Marihuana« war kein Streifen<br />

über Drogenlord Caro Quintero, sondern für Caro Quintero.<br />

Nicht nur Altpräsident Fox fordert <strong>die</strong> Legalisierung des Drogenmarktes,<br />

sondern auch seine Amtskollegen von der Global Commission<br />

On Drug Policy: Gaviria, Cardoso und Zedillo plus Kofi<br />

Annan et al. Dass <strong>die</strong> Legalisierung den Kartellen <strong>die</strong> Macht nimmt,<br />

ist zwar alt, aber ein politikwissenschaftlicher Zauberwürfel, mit dem<br />

<strong>die</strong> Feuilletonisten viel mehr spielen als früher. Der Denkfehler: Die<br />

Regulierung in einem einzelnen Staat ist nutzlos, weil der Markt sich<br />

anpasst. Um <strong>die</strong>se unvergleichliche Brutalität in Mexiko zu beenden,<br />

bedürfte es also einer Regulierung des internationalen Marktes,<br />

sprich auch des Konsums in Europa, bei dir auf der Mini<strong>mal</strong>-Party –<br />

und das alles, Freunde, wird wohl nie<strong>mal</strong>s passieren. Deshalb mein<br />

Appell: Kauft keinen Schnee, ihr enttäuscht nicht bloß eure Mama,<br />

sondern 40.000 Tote.<br />

Text<br />

ALFONSO MAESTRO


Mit Fontanes »Effi Briest«, der ersten Wiederaufnahme<br />

des Theaterbetriebs in der neuen Spielstätte, bekommt<br />

der Ausspruch »Das ist ein weites Feld« eine ganz neue<br />

Bedeutung im Hinblick auf <strong>die</strong> aktuelle Situation des<br />

<strong>Rostock</strong>er Volkstheaters. Ein gutes halbes Jahr <strong>nach</strong><br />

Schließung des Großen Hauses heißt es<br />

nun: »Wir sind im Zelt« – und das steht<br />

mitten auf einem Feld am Werftdreieck.<br />

In der neuen Location, der seit Monaten beim Aufbau<br />

zugesehen werden konnte, haben sich den Theaterinteressierten<br />

nun endlich <strong>die</strong> Pforten zu einer attraktiven<br />

Umgebung geöffnet. Der Originalvorhang aus<br />

dem Großen Haus sowie <strong>die</strong> gewohnt rotwandige<br />

Inneneinrichtung bilden eine eindrucksvolle Reminiszenz<br />

an <strong>die</strong> alte Spielstätte. Alle Inszenierungen<br />

der vier in <strong>Rostock</strong> vertretenen Sparten – Schauspiel,<br />

Musiktheater, Tanztheater und Philharmonie – finden<br />

fortan auf der Bühne des Theaterzeltes statt. Andrea<br />

Fonk, neue Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, findet das Ambiente<br />

sogar viel schöner als vorher, was vor allem durch warmes Licht<br />

und einen Hauch von Zirkusflair zustande komme. Hier können <strong>die</strong> Zuschauer<br />

bei einem abschließenden Getränk miteinander oder auch mit<br />

Darstellern gemütlich über <strong>die</strong> Vorstellung plaudern.<br />

Von außen: Das<br />

Theater gastiert unter<br />

der Zeltplane.<br />

Fotos (2): Stefanie Krauß<br />

Effi Briest<br />

auf<br />

weitem<br />

Feld<br />

Text<br />

Im Inneren geht der<br />

Betrieb weiter. Hier zu<br />

sehen: »Effi Briest« aus<br />

der Spielzeit 2011.<br />

In der Zwischenzeit wird das Große Haus »brandschutzsicherer« gemacht.<br />

Momentan kann dort ausschließlich <strong>die</strong> große Bühne für Proben<br />

genutzt werden, da sie als einzige mit zwei Fluchtwegen ausgestattet<br />

ist. So sind Cast und Crew in <strong>die</strong>ser prekären Raumsituation genötigt,<br />

in von der Polizei oder Schulen zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten<br />

zu proben. Dies werde sich allerdings im Februar nächsten Jahres ändern,<br />

so Fonks optimistische Vorhersage.<br />

Mit der Wiederaufnahme von »Effi« setzte <strong>die</strong><br />

Theaterleitung ein Zeichen, da <strong>die</strong>s bei seiner Premiere<br />

als einziges Theaterstück in der <strong>Rostock</strong>er<br />

Geschichte ohne Live-Publikum hatte auskommen<br />

müssen. Angeblich sollen neben den weltweit circa<br />

300.000 Internet-Zugriffen etwa 3.000 Zuschauer<br />

<strong>die</strong> Premiere durchgängig am heimischen PC oder<br />

als Public Viewer mitverfolgt haben – ein (trauriger)<br />

Rekord für eine Theaterpremiere. Wenn es sein<br />

müsse, spiele man zur Not aber auch vor einem<br />

einzigen Zuschauer, so Schauspielerin Sandra-<br />

Uma Schmitz. Der erwünschte krönende Abschluss<br />

<strong>nach</strong> der langen Probenzeit sei das jedoch nicht.<br />

Nun also konnten endlich rund 300 Zuschauer das<br />

Stück wieder live erleben. Und den Applaus gab<br />

es auch nicht mehr über zugeschaltete Handys wie bei der Premiere,<br />

sondern vom begeisterten Live-Publikum.<br />

Doch wie schneidet der Behelf im Vergleich zum Großen Haus<br />

ab? Die 410 Sitzplätze – im Stammhaus sind es 531 – wirken in dem<br />

großen Zeltraum nicht weniger einladend. Seine Bühne jedoch verfügt<br />

zwar über den gleichen Portalausschnitt, aber zukünftig wird mit<br />

weniger Tiefe gearbeitet. Außerdem ließen sich keine aufwendigen<br />

Bühnenbilder oder Projektionen von hinten realisieren, wie es früher<br />

oft gemacht worden sei, verrät Andrea Fonk. Bis voraussichtlich zum<br />

1. Juni 2012 soll das Theaterzelt aber trotzdem <strong>die</strong> Hauptspielstätte<br />

bleiben. Und dann? Auch mit der Wiedereröffnung des Großen Hauses<br />

sollten <strong>die</strong> Zuschauer keine Sanierung erwarten, denn nur an den<br />

Brandschutzmaßnahmen könne derzeitig gearbeitet werden: Es wird<br />

bis zum ominösen Neubau also nur sicherer, leider nicht wesentlich<br />

schöner werden.<br />

Alles in allem – das <strong>heuler</strong>-Resümee ist überwiegend positiv:<br />

Theater tradition trifft kunstvolles Zirkusambiente. Der große, eindrucksvolle<br />

Bühnenraum heißt <strong>die</strong> Besucher willkommen, jedoch war <strong>die</strong><br />

Akustik in der Vorstellung am 23. September nicht vollends überzeugend.<br />

Laut Schauspieler Ulli K. Müller gehe der von der Leitung seiner<br />

Meinung <strong>nach</strong> falsch postulierte Ausspruch, dass eine ausgezeichnete<br />

Akustik in dem Zelt vorherrsche, vor allem zulasten der Schauspieler,<br />

<strong>die</strong> ihre Stimmen nicht wie gewohnt über <strong>die</strong> Bühne hinaus tragen<br />

könnten. Eine Zelthöhe von 17 Metern verschlingt eben schon einiges,<br />

egal wie gut <strong>die</strong> stimmliche Ausbildung ist. Das befürchtete Spielverbot<br />

ab 22 Uhr wegen Lärmbelästigung der Anwohner hatte sich zur »Effi<br />

Briest«-Vorstellung aber glücklicherweise nicht bewahrheitet, es sollte<br />

also weiterhin in voller Länge zu erleben sein. Also liebe Studenten,<br />

unterstützt unser geliebtes Theater weiterhin und kommt zu den zahlreichen<br />

Veranstaltungen im Theaterzelt!<br />

STEFANIE KRAUß<br />

37


38<br />

Geschmackspolizei<br />

GRRR!<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

Das Nic-Cage-Ultimatum<br />

Müsste ich der Welt den Reggae unter Nic-Cage-Bedingungen erklären – wenn<br />

ich also nur 60 Sekunden Zeit hätte, um etwas Dummes / Legendäres zu<br />

machen –, würde ich es folgendermaßen vereinfachen: Es gibt guten Reggae<br />

und Günter-Grass-Reggae. Ersterer ist frisch wie Mangold und funky wie<br />

ein Schmatzen. Letzteren kennt man auch unter dem Namen <strong>Uni</strong>ted-Colorsof-Benetton-Reggae.<br />

Er moralisiert. Politisch gehaltvoll und gegen Babylon<br />

gerichtet sind beide, aber nur einer verdirbt dir <strong>die</strong> Cornflakes und <strong>die</strong> positiven<br />

Säfte in deinem Gehirn. Seltsamerweise wird der Miesepeter-Reggae von<br />

Europäern gemacht, der andere von den »Opfern«, <strong>die</strong> in den europäischen<br />

Texten vorkommen. Also, um es <strong>mal</strong> mit der »Post von Wagner« zu sagen –<br />

liebe Günther-Grass-Ganjas: Kommt ma‘ runta. Life is short. Ars longa.<br />

AN<br />

DER<br />

MEDIEN<br />

THEKE<br />

Kulturwoche!<br />

Wenn <strong>die</strong> Tage wieder kürzer werden, gilt es langsam, von<br />

der Strandkultur zu den kulturellen Events der <strong>Rostock</strong>er<br />

Bühnen, Kinos und Clubs zurückzukehren. Die 25. <strong>Rostock</strong>er<br />

Kulturwoche vom 3. bis zum 13. November macht den<br />

Abschied vom Sommer zum Glück leicht, denn neben<br />

Kurzfilm<strong>nach</strong>t, Poetry Slam, Kabarett und Live-Karaoke hat<br />

sie noch jede Menge andere Highlights zu bieten.<br />

www.kulturwoche-rostock.de<br />

>>


Fotos (4): Volkstheater <strong>Rostock</strong><br />

Bühne 602<br />

Aufführung vom 9. September 2011<br />

»Mr. Pilks Irrenhaus«:<br />

Irgendetwas jenseits<br />

von Nor<strong>mal</strong><br />

STEFANIE KRAUß<br />

Text<br />

Nächste Vorstellung:<br />

20. November 2011,<br />

20 Uhr,<br />

Bühne 602<br />

Schein und Sein liegen oft nah beieinander, vor allem in Ken Campbells<br />

»Mr. Pilks Irrenhaus« auf der Bühne 602. Nicht immer ist klar, ob es sich<br />

gerade um Irrenhaus-Insassen handelt oder ob nor<strong>mal</strong>e, alltägliche Bürger<br />

mit Hang zum Wahnsinn dargestellt werden. Aber speziell darin liegt der<br />

Reiz der von Christoph Gottschalch inszenierten Aufführung, der zuletzt in<br />

»Ben Hur« selbst mit auf der Bühne zu erleben war.<br />

Dem Zuschauer werden sehr abwechslungsreiche Szenen dargeboten,<br />

<strong>die</strong> <strong>mal</strong> faszinierend chorisch Einblicke aus Campbells Leben markieren,<br />

<strong>mal</strong> durch stereotyp gezeichnete Figuren belustigen. Spätestens wenn das<br />

typisch deutsche Ehepaar beim Italienurlaub einem Berlusconi-Verschnitt<br />

von Polizist mittels Pantomime den unerwarteten Tod der Schwiegermutter<br />

zu erklären versucht, kann man sich des Lachens nicht erwehren. Zuweilen<br />

überzeichnet lustig, aber auch <strong>nach</strong>denklich irrsinnig oder bis an den Rand<br />

des Makaberen wird agiert. <strong>Besonders</strong> <strong>die</strong> vielen Sprachspiele und witzigen<br />

Dialoge zeigen, wie schnell <strong>die</strong> Grenzen zwischen den kleinen Macken und<br />

völligem Wahnsinn verschwimmen. Immer wieder reizt Georg Haufler <strong>die</strong><br />

Lachmuskeln des Publikums, zum Beispiel in der Rolle des gebeutelten Sohnes<br />

Robert, der zum Huhn mutiert und nicht verrückter erscheint als seine<br />

schrullige Mutter, ebenso erheiternd von Jacqueline Maria Rompa gemimt.<br />

Auffallend glaubwürdig verkörpert Eckhard Ischebeck den <strong>nach</strong>denklichen<br />

Verrückten.<br />

Das einfache Bühnenbild überzeugt ohne aufwendige Dekorationen,<br />

denn <strong>die</strong> Schauspieler wissen es vielseitig einzusetzen. Dennoch hätte es<br />

mitunter durchaus noch ein wenig bizarrer auf der Bühne zugehen können.<br />

Aber vielleicht liegt gerade darin <strong>die</strong> Anziehungskraft der Inszenierung:<br />

dass wahlweise subtil irre und überzeichnet wahnsinnig mit der Materie<br />

umgegangen wird. Zum Schluss wird der Zuschauer grübelnd mit der Frage<br />

»Was ist wirklich in <strong>die</strong>sem Spiegelkabinett?« in seinen scheinbar nor<strong>mal</strong>en<br />

Alltag entlassen. Sehr sehenswert!<br />

>><br />

www.volkstheater-rostock.de<br />

39


Foto: The Hoodoo Two<br />

Roman<br />

Herr Lehmann<br />

auf Speed<br />

Text<br />

DIRK RAMTHOR<br />

Tempo, Witz, Tonfall und auf<br />

den ersten Blick stereotype Typen<br />

täuschen zunächst einen »hammergutgelaunten«<br />

Partyroman vor und<br />

spielen clever mit den Erwartungshaltungen<br />

des Lesers. Wer will, wer<br />

will, wer hat noch nicht, noch ‘ne<br />

Runde, Runde, Runde! Doch das<br />

Schicksal hält Überraschungen<br />

bereit – <strong>die</strong> große Liebe, der große<br />

Spaß und der große Schmerz sitzen<br />

im selben Boot, der Tod steht auf der<br />

Gästeliste. Wer feiert, als gäbe es<br />

kein Morgen, wird unter Umständen<br />

im Heute bleiben. Im apokalyptischen<br />

Hamburger Kiez-Panoptikum<br />

einer Silvester<strong>nach</strong>t, des letzten<br />

Abends eines legendären, aber ökonomisch<br />

absolut unseriösen Clubs,<br />

erscheinen und verschwinden auf<br />

etwa 300 Seiten Menschen, <strong>die</strong> dir<br />

ans Herz wachsen, Spannung, Tragik<br />

und dazu linksintellektuell überhebliche<br />

politische Polemik, verpackt<br />

in Wortwitz und Situationskomik,<br />

<strong>die</strong> sich Strebern nicht erschließt<br />

– wundervoll, als aus dem Antifa-<br />

»Begrüßungskomitee« der Wunsch<br />

geäußert wird, <strong>die</strong> angekündigten<br />

Nazis sollten nur recht bald kommen,<br />

denn »Mein Babysitter bleibt<br />

nur bis fünf«. Auch der schwarze<br />

Block hat bürgerliche Probleme. In<br />

<strong>die</strong>ses Bild passen ebenso wunderbar:<br />

der polnische Arzt, mit<br />

Tanga und Teufelshörnern bekleidet,<br />

»Kiez-Kalle«, der 10.000 Euro in bar<br />

verlangt, »Friedhofskerzen zwecks<br />

Fummellicht in den Bumsbuden«,<br />

Schlägereien an der Tankstelle,<br />

unvorhergesehene Ereignisse mit<br />

dem Besuch der Innensenatorin,<br />

deren Sohn als Musiker auftritt und<br />

<strong>die</strong> Gitarre seines Vaters, einer<br />

Rock ’n’ Roll-Legende, zerschmettert<br />

– Harmoniebedürftige werden<br />

<strong>die</strong>se »Anleitung zur Gründung<br />

einer Event-Location mit cash-flowfixierter<br />

Entertainmentgastronomie<br />

und integrierter Work-Life-Balance-<br />

Solution« hassen.<br />

Natürlich ist das nicht der ganz<br />

große Stoff. Doch man kann Tino<br />

Hanekamp, dem 32-jährigen Autor,<br />

getrost zugutehalten, dass er in der<br />

Schule <strong>mal</strong> »Die Leiden des jungen<br />

Werthers« gelesen hat. Richtig: Tino<br />

Hanekamp macht Popliteratur. »So<br />

was von da« ist ein aufs Heute fixierter<br />

Clubroman, der in einer Reihe<br />

mit Rainald Goetz’ »Rave« oder den<br />

Büchern von Helene Hegemann und<br />

Airen aus dem letzten Jahr steht.<br />

So was von da<br />

Tino Hanekamp<br />

Kiepenheuer & Witsch<br />

14,95 Euro<br />

BEN DER<br />

STUNDE<br />

40<br />

The Hoodoo Two<br />

Rumpel-Blues aus <strong>Rostock</strong><br />

ELISABETH WOLDT<br />

Text<br />

»Schön Stampfi-Stampfi«, so <strong>die</strong> Selbstbeschreibung der <strong>Rostock</strong>er<br />

Zwei-Mann-Band, <strong>die</strong> sich »The Hoodoo Two« nennt. Und tatsächlich<br />

würde das Genre »Blues« zu kurz greifen, um <strong>die</strong>se musikalische<br />

Melange inklusive Punk-Rotz und Rumpel ’n’ Roll zu beschreiben.<br />

Dabei beweisen <strong>die</strong> beiden Philosophie-Studenten Tobias Wolff<br />

(Gesang, Mundharmonika, Gitarre) und Ringo Tiedemann (Drums)<br />

Mut zum Ausrasten und produzieren gute Musik, ohne das krampfhaft<br />

und verkopft unter Beweis stellen zu wollen – eine erfrischend andere,<br />

raue und unkomplizierte Abwechslung in der <strong>Rostock</strong>er Bandszene<br />

also, <strong>die</strong> <strong>die</strong> beiden nun seit ungefähr einem Jahr bereichern. Im<br />

März erschien <strong>die</strong> erste selbstproduzierte EP »Songs for the Driven«,<br />

im Winter wird <strong>die</strong> Tour und im Frühjahr dann hoffentlich das Album<br />

folgen – am liebsten auf Vinyl natürlich. Wer <strong>die</strong> Möglichkeit hat, sollte<br />

<strong>die</strong> beiden Jungs directly from the Warnow-Delta aber unbedingt live<br />

erleben, wenn <strong>die</strong> charakteristische Mini<strong>mal</strong>besetzung mit dem ständig<br />

verzerrten Gesang das Publikum krakeelend, slidend und knüppelnd<br />

zum Stampfen bringt. In <strong>Rostock</strong> sind sie das nächste Mal am 24.<br />

November im »Bunker« zu hören. Ansonsten kann sich der geneigte<br />

Musikliebhaber aber natürlich auch auf myspace.com/thehoodootwo<br />

und facebook.com/thehoodootwo einen Höreindruck verschaffen.<br />

Bleibt also nur <strong>die</strong> Frage: Who hoodood »The Hoodoo Two«?


Grafik: www.photoshopstar.com<br />

Kino<br />

Skadoosh!<br />

Text<br />

Roman<br />

Endlich frei<br />

HANNES FALKE<br />

CHRISTOPH TRESKOW<br />

Text<br />

Affe, Leopard, Schlange, Antilope, Pfau und Kranich.<br />

Was sich anhört wie <strong>die</strong> Belegschaft eines Zoos, sind<br />

genauso Protagonisten des Animationsfilms »Kung Fu<br />

Panda«. Ende des Monats erscheint <strong>die</strong> Fortsetzung aus<br />

dem Hause Dreamworks auf DVD und Blu-Ray.<br />

Im alten China leben der Kung-Fu liebende Panda-Bär<br />

Po und <strong>die</strong> Furiosen Fünf, berühmte Vertreter <strong>die</strong>ser<br />

Kampfsportart, <strong>die</strong> willens sind, den Titel des Drachenkriegers<br />

in einer Zeremonie zu erhalten. Das will sich Po<br />

nicht entgehen lassen, platzt in <strong>die</strong> Feierlichkeiten und<br />

wird kurzerhand selbst zum Drachenkrieger berufen. Zum<br />

Erstaunen und Missfallen der fünf nimmt sich Meister<br />

Shifu des Pandas an, um ihm Kung-Fu zu lehren. Als<br />

dann auch noch Shifus ehe<strong>mal</strong>iger, nun bösartiger,<br />

Schüler aus seinem Verlies entkommt und<br />

Anspruch auf den Titel erhebt, wird es für den<br />

Schlachtruf »SKADOOSH!« schmetternden Po<br />

zur Bestimmung, dem Widersacher entgegenzutreten.<br />

Natürlich kann er <strong>die</strong>se Bedrohung<br />

abwenden, doch es sind noch weitaus schlimmere<br />

Mächte am Wirken. In der Stadt Gongmen<br />

herrscht Lord Shen, der sich der Eroberung Chinas<br />

durch Waffengewalt verschrieben hat. So plündert<br />

er ganze Dörfer, um aus deren Eisenvorräten<br />

Kanonen herzustellen. Po und seine<br />

Freunde machen sich auf, dem<br />

Wahnsinnigen Einhalt zu gebieten.<br />

Dabei sieht sich der Held mit<br />

seiner Vergangenheit konfrontiert – und wir<br />

erfahren, warum er der letzte Panda Chinas zu<br />

sein scheint.<br />

Dreamworks nimmt sich in »Kung Fu Panda«<br />

der Tiersymbolik aus Fernost an und fabriziert<br />

drumherum ein für alle Altersklassen taugliches,<br />

weil unterhaltsames und kurzweiliges<br />

Abenteuer. Trotz bekannter Thematik<br />

(Wer bin ich? Wo gehöre ich hin?) wirken<br />

<strong>die</strong> Filme nie abgedroschen und machen<br />

Spaß. Das verdanken sie auch ihrer Vielzahl<br />

Leipzig, um <strong>die</strong> Wende. Rico, Daniel, Mark und Paul sind eine<br />

jugendliche Clique, <strong>die</strong> den Wandel der straff organisierten DDR zur<br />

»freien« Bundesrepublik miterlebt. Aus der Sicht der Jungs ist es <strong>die</strong><br />

lang ersehnte Freiheit, <strong>die</strong> nun Einzug hält und den Sozialismus sowie<br />

abgestandene Wertvorstellungen vergessen machen soll. Sie stehlen<br />

Autos, bringen arme Omis um ihr Erspartes und machen alles, was<br />

<strong>nach</strong> dem Gesetz der Straße erlaubt ist: Gewalt, Drogen, Pornos.<br />

Und dennoch empfindet man eine gewisse Sympathie für <strong>die</strong> Truppe.<br />

Wie das? Sie alle nehmen einen Platz zwischen den ideologisch<br />

übersteuerten Gruppierungen ein: Glatzen (liebevoll »Hautköpfe«<br />

genannt) und Punks (»Zecken«). Da sie nicht in <strong>die</strong>se klassischen<br />

Schemata eingeordnet werden wollen, kommt es schließlich zu blutigen<br />

Konflikten, <strong>die</strong> auf eine Weise beschrieben sind, dass einem <strong>die</strong><br />

Spucke wegbleibt. Zudem sind <strong>die</strong> Schauplätze oft in einer Düsterkeit<br />

gezeichnet, <strong>die</strong> an absoluter Authentizität zweifeln lässt. Die Bande<br />

um Rico und Daniel ist keine Ansammlung filmreifer Vollblut-Gangster.<br />

Vor allem sind sie scheiternde Menschen. Sie fiebern bei Box-Kämpfen<br />

und Fußballspielen mit. Sie suchen <strong>nach</strong> einer Liebe jenseits jener, <strong>die</strong><br />

ihnen Prostituierte bieten. Die empfindliche Emotionalität der Geschehnisse<br />

und ihrer Akteure erschließt sich erst aus ihren Handlungen.<br />

Clemens Meyer be<strong>die</strong>nt sich einer präzisen Sprache und vieler Klischees,<br />

<strong>die</strong> er aber durch postmoderne Techniken durchdringt. Ein aktiver und<br />

mitdenkender Leser ist gefragt. Obwohl nicht chronologisch erzählt wird,<br />

ist <strong>die</strong> Lektüre angenehm und leicht verständlich.<br />

Es bleibt, wie es ist. Die Suche <strong>nach</strong> dem Guten und dem Bösen ist eine<br />

Frage der Perspektive. Nach dem Lesen muss man sich gemeinsam mit<br />

Daniel, dem Erzähler, Fragen stellen: Wie konnte es so weit kommen?<br />

Unfähige Eltern, miese Menschen, schlechtes System? Irgendetwas dazwischen?<br />

Absolute Lese-Empfehlung!<br />

an Charakteren. Tiere aus dem chinesischen Kalender<br />

wie Schwein und Hase agieren neben Personifizierungen<br />

der Kung-Fu-Kampfstile Tiger, Kranich oder Schlange.<br />

Zu Vertretern der landestypischen Fauna wie Büffeln und<br />

Antilopen gesellt sich allen voran das Nationaltier Chinas,<br />

der Panda Po. Das Ganze wird durch Setting, Musik,<br />

Humor und Dialoge entsprechend abgerundet und macht<br />

beide Filme sehenswert. Kung Fu Panda 2 ist ab dem 27.<br />

Oktober auf DVD und Blu-Ray erhältlich.<br />

Kung Fu Panda 1 und 2<br />

Dreamworks<br />

FSK 6<br />

Als wir träumten<br />

Clemens Meyer<br />

Fischer-Verlag<br />

9,95 Euro<br />

41


DAS LETZTE<br />

<strong>heuler</strong> 4/2011<br />

42<br />

Postskriptum<br />

Ich habe es gehasst, Ersti zu sein. Allein<br />

schon <strong>die</strong>ses Diminutiv – <strong>die</strong> pure<br />

Beleidigung! Natürlich war ich dennoch<br />

ein typisches Exemplar <strong>die</strong>ser Gattung:<br />

Ich war schlecht informiert, schüchtern und<br />

hatte nie eine Ahnung, wo ich mich befinde<br />

(geschweige denn, wo ich was wann wie und<br />

warum als Nächstes tun musste). Als stolzer<br />

zukünftiger Akademiker wollte ich mir das<br />

aber selbstredend nicht eingestehen. Am<br />

schlimmsten waren <strong>die</strong> alten Hasen desselben<br />

Stu<strong>die</strong>ngangs, <strong>die</strong> abgestellt wurden, um uns<br />

an <strong>die</strong> Hand zu nehmen. Immer schön zu<br />

zweit anfassen und dem Viertsemester hinterher.<br />

Dabei hatte man doch tatsächlich geglaubt,<br />

man wäre nun erwachsen. Unübertroffen<br />

in ihrer Selbstherrlichkeit besaßen sie auch<br />

noch <strong>die</strong> Frechheit, erstaunt zu tun, als ich<br />

keinen blassen Schimmer vom Aufbau meines<br />

Studiums hatte. Insofern man wie ich ein Fach<br />

gewählt hat, das mit einer Flut von charmanten<br />

weiblichen Neustu<strong>die</strong>renden gesegnet ist,<br />

kann ich deshalb aus heutiger Sicht nur empfehlen,<br />

sich besser an <strong>die</strong>se zu wenden. Mit<br />

ihren bunt markierten, angestrichenen Stundenplänen,<br />

Modulübersichten und Prüfungsordnungen<br />

sind sie <strong>die</strong> perfekten Partner für<br />

eine Symbiose. Ich profitierte von ihren gut<br />

recherchierten Informationen, und sie waren<br />

froh, einem armen Tropf wie mir das Licht am<br />

Ende des Tunnels zu zeigen und wohlver<strong>die</strong>nte<br />

Wertschätzung für ihre akribische Vorbereitung<br />

einzuheimsen. Vielleicht entsteht daraus<br />

ja sogar das erste Mensa-Date. Gerade in den<br />

ersten 14 Semestern sind Freunde mit Kenntnissen<br />

unbezahlbar. Oh Gott – war das jetzt<br />

etwa ein selbstherrlicher Ratschlag? Verdammt.<br />

In <strong>die</strong>sem Sinne: Herzlich willkommen, liebe<br />

zukünftige Akademiker!<br />

IMPRESSUM<br />

... alle Jahre wieder!<br />

Comic HANNES FALKE<br />

Text<br />

STEPHAN HOLTZ<br />

Parkstraße 6, 18057 <strong>Rostock</strong><br />

Telefon: 0381 498 5608<br />

Telefax: 0381 498 5603<br />

www.<strong>heuler</strong>magazin.de<br />

Nr. 95 | Oktober 2011<br />

Herausgeber:<br />

Stu<strong>die</strong>rendenschaft der<br />

<strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong><br />

Redaktionsleitung:<br />

Mareike Götz (V.i.S.d.P.)<br />

Gesa Römer<br />

redaktion@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Dirk Ramthor<br />

gf@<strong>heuler</strong>magazin.de<br />

Ressortleiter:<br />

Gesa Römer (<strong>Uni</strong>versität)<br />

Mareike Götz<br />

(Studentenleben)<br />

Elisabeth Woldt (Politisches)<br />

Alfonso Maestro (Kultur)<br />

Grafik und Layout:<br />

Michael Schultz<br />

mschultz@filterfreak.net<br />

Lektorat: Christoph Treskow<br />

und Annika Riepe<br />

Mitarbeit: Gesa Römer<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Maximilian Berthold, Marieke<br />

Bohne, Karolin Buchholz,<br />

Änne Cordes, Hannes Falke,<br />

Björn Giesecke, Yvonne<br />

Hein, Caroline Heinzel, Anna<br />

Hermann, Stephan Holtz,<br />

Stefanie Krauß, Katrin Lorenz,<br />

Andreas Lußky, Alfonso<br />

Maestro, Dirk Ramthor, Annika<br />

Riepe, Michael Schultz,<br />

Christoph Treskow, Elisabeth<br />

Woldt, Pascal Zurek<br />

Druck: ODR GmbH<br />

Koppelweg 2, 18107 <strong>Rostock</strong><br />

Auflage / Erscheinungsweise:<br />

4.000 / vierteljährlich<br />

Titelbild: Hannes Falke<br />

Redaktionsschluss für das Heft 95<br />

war der 19. September 2011.<br />

Der nächste <strong>heuler</strong> erscheint<br />

voraussichtlich im Dezember<br />

2011.<br />

Es gilt <strong>die</strong> Anzeigenpreisliste<br />

Nr. 01/2011.


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im Volkstheater-Zelt.<br />

RÄTSEL!<br />

Fotos: Annika Riepe, Grafik: Michael Schultz<br />

43<br />

?-!<br />

MARIEKE BOHNE UND ANNIKA RIEPE<br />

Kreuz und quer<br />

durch <strong>Rostock</strong><br />

Mittendrin<br />

Wo ist <strong>die</strong>ses steinerne Mädchen<br />

fest verwurzelt? Verrate es uns<br />

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auch für langjährige <strong>Rostock</strong>er!<br />

1: Der gesündeste Ort in den <strong>Rostock</strong>er<br />

Mensen<br />

2: Was hier nur das Wappen ziert, trägt<br />

unsere »Schwester« im Namen<br />

3: Bekanntes »Trinkgefäß« in Warnemünde<br />

4: An der kleinsten <strong>Rostock</strong>er Fakultät<br />

stu<strong>die</strong>rt man …<br />

5: Die Bretter, <strong>die</strong> den <strong>Rostock</strong>ern (viel zu<br />

selten) <strong>die</strong> Welt bedeuten

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