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Besonders Warum die Uni Rostock mal nach Bützow ... - heuler-online

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Mit Fontanes »Effi Briest«, der ersten Wiederaufnahme<br />

des Theaterbetriebs in der neuen Spielstätte, bekommt<br />

der Ausspruch »Das ist ein weites Feld« eine ganz neue<br />

Bedeutung im Hinblick auf <strong>die</strong> aktuelle Situation des<br />

<strong>Rostock</strong>er Volkstheaters. Ein gutes halbes Jahr <strong>nach</strong><br />

Schließung des Großen Hauses heißt es<br />

nun: »Wir sind im Zelt« – und das steht<br />

mitten auf einem Feld am Werftdreieck.<br />

In der neuen Location, der seit Monaten beim Aufbau<br />

zugesehen werden konnte, haben sich den Theaterinteressierten<br />

nun endlich <strong>die</strong> Pforten zu einer attraktiven<br />

Umgebung geöffnet. Der Originalvorhang aus<br />

dem Großen Haus sowie <strong>die</strong> gewohnt rotwandige<br />

Inneneinrichtung bilden eine eindrucksvolle Reminiszenz<br />

an <strong>die</strong> alte Spielstätte. Alle Inszenierungen<br />

der vier in <strong>Rostock</strong> vertretenen Sparten – Schauspiel,<br />

Musiktheater, Tanztheater und Philharmonie – finden<br />

fortan auf der Bühne des Theaterzeltes statt. Andrea<br />

Fonk, neue Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, findet das Ambiente<br />

sogar viel schöner als vorher, was vor allem durch warmes Licht<br />

und einen Hauch von Zirkusflair zustande komme. Hier können <strong>die</strong> Zuschauer<br />

bei einem abschließenden Getränk miteinander oder auch mit<br />

Darstellern gemütlich über <strong>die</strong> Vorstellung plaudern.<br />

Von außen: Das<br />

Theater gastiert unter<br />

der Zeltplane.<br />

Fotos (2): Stefanie Krauß<br />

Effi Briest<br />

auf<br />

weitem<br />

Feld<br />

Text<br />

Im Inneren geht der<br />

Betrieb weiter. Hier zu<br />

sehen: »Effi Briest« aus<br />

der Spielzeit 2011.<br />

In der Zwischenzeit wird das Große Haus »brandschutzsicherer« gemacht.<br />

Momentan kann dort ausschließlich <strong>die</strong> große Bühne für Proben<br />

genutzt werden, da sie als einzige mit zwei Fluchtwegen ausgestattet<br />

ist. So sind Cast und Crew in <strong>die</strong>ser prekären Raumsituation genötigt,<br />

in von der Polizei oder Schulen zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten<br />

zu proben. Dies werde sich allerdings im Februar nächsten Jahres ändern,<br />

so Fonks optimistische Vorhersage.<br />

Mit der Wiederaufnahme von »Effi« setzte <strong>die</strong><br />

Theaterleitung ein Zeichen, da <strong>die</strong>s bei seiner Premiere<br />

als einziges Theaterstück in der <strong>Rostock</strong>er<br />

Geschichte ohne Live-Publikum hatte auskommen<br />

müssen. Angeblich sollen neben den weltweit circa<br />

300.000 Internet-Zugriffen etwa 3.000 Zuschauer<br />

<strong>die</strong> Premiere durchgängig am heimischen PC oder<br />

als Public Viewer mitverfolgt haben – ein (trauriger)<br />

Rekord für eine Theaterpremiere. Wenn es sein<br />

müsse, spiele man zur Not aber auch vor einem<br />

einzigen Zuschauer, so Schauspielerin Sandra-<br />

Uma Schmitz. Der erwünschte krönende Abschluss<br />

<strong>nach</strong> der langen Probenzeit sei das jedoch nicht.<br />

Nun also konnten endlich rund 300 Zuschauer das<br />

Stück wieder live erleben. Und den Applaus gab<br />

es auch nicht mehr über zugeschaltete Handys wie bei der Premiere,<br />

sondern vom begeisterten Live-Publikum.<br />

Doch wie schneidet der Behelf im Vergleich zum Großen Haus<br />

ab? Die 410 Sitzplätze – im Stammhaus sind es 531 – wirken in dem<br />

großen Zeltraum nicht weniger einladend. Seine Bühne jedoch verfügt<br />

zwar über den gleichen Portalausschnitt, aber zukünftig wird mit<br />

weniger Tiefe gearbeitet. Außerdem ließen sich keine aufwendigen<br />

Bühnenbilder oder Projektionen von hinten realisieren, wie es früher<br />

oft gemacht worden sei, verrät Andrea Fonk. Bis voraussichtlich zum<br />

1. Juni 2012 soll das Theaterzelt aber trotzdem <strong>die</strong> Hauptspielstätte<br />

bleiben. Und dann? Auch mit der Wiedereröffnung des Großen Hauses<br />

sollten <strong>die</strong> Zuschauer keine Sanierung erwarten, denn nur an den<br />

Brandschutzmaßnahmen könne derzeitig gearbeitet werden: Es wird<br />

bis zum ominösen Neubau also nur sicherer, leider nicht wesentlich<br />

schöner werden.<br />

Alles in allem – das <strong>heuler</strong>-Resümee ist überwiegend positiv:<br />

Theater tradition trifft kunstvolles Zirkusambiente. Der große, eindrucksvolle<br />

Bühnenraum heißt <strong>die</strong> Besucher willkommen, jedoch war <strong>die</strong><br />

Akustik in der Vorstellung am 23. September nicht vollends überzeugend.<br />

Laut Schauspieler Ulli K. Müller gehe der von der Leitung seiner<br />

Meinung <strong>nach</strong> falsch postulierte Ausspruch, dass eine ausgezeichnete<br />

Akustik in dem Zelt vorherrsche, vor allem zulasten der Schauspieler,<br />

<strong>die</strong> ihre Stimmen nicht wie gewohnt über <strong>die</strong> Bühne hinaus tragen<br />

könnten. Eine Zelthöhe von 17 Metern verschlingt eben schon einiges,<br />

egal wie gut <strong>die</strong> stimmliche Ausbildung ist. Das befürchtete Spielverbot<br />

ab 22 Uhr wegen Lärmbelästigung der Anwohner hatte sich zur »Effi<br />

Briest«-Vorstellung aber glücklicherweise nicht bewahrheitet, es sollte<br />

also weiterhin in voller Länge zu erleben sein. Also liebe Studenten,<br />

unterstützt unser geliebtes Theater weiterhin und kommt zu den zahlreichen<br />

Veranstaltungen im Theaterzelt!<br />

STEFANIE KRAUß<br />

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