Festschrift zur 90-Jahr-Feier - LLA IMST
Festschrift zur 90-Jahr-Feier - LLA IMST
Festschrift zur 90-Jahr-Feier - LLA IMST
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Prof. Elmar Kopp<br />
FESTSCHRIFT<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e<br />
Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Imst
Jubiläumsschrift<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e<br />
Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Imst
Ort der Stille, Ort der Besinnung und Ort der Begegnung - die Hauskapelle
Zum Geleit<br />
Vor mittlerweile <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>en wurde seitens der Tiroler Landesregierung dem Beschluss der Gründung einer Landwirtschaftlichen Lehranstalt<br />
in Imst stattgegeben. Im Hintergrund stand das Bedürfnis, dem landwirtschaftlichen Nachwuchs Fachwissen um die Beschaffenheit<br />
und den Umgang mit der typischen Oberländer Bodenkultur und der Hauswirtschaft zu vermitteln. Dieses Bildungsangebot<br />
fand bei der ländlichen Bevölkerung großen Anklang, verhalf der Stadt Imst zum Ruf einer Schulstadt und trug in diesem knappen<br />
<strong>Jahr</strong>hundert zum wirtschaftlichen Aufschwung im Tiroler Oberland bei.<br />
Die <strong>LLA</strong> Imst versteht sich heute als Bildungszentrum mit breit gefächertem Angebot für den ländlichen Raum im Tiroler Oberland.<br />
Die Absolventinnen und Absolventen der land- und hauswirtschaftlichen Fachschulen und Lehrgänge verfügen über eine berufsund<br />
lebensorientierte Ausbildung nach modernsten Gesichtspunkten. Pädagogische Schwerpunkte liegen auf der Auseinandersetzung<br />
mit sozialen und religiösen Grundwerten, die ein wesentlicher Pfeiler des Zusammenlebens sind.<br />
Ich möchte Direktor Josef Gstrein und all seinen Vorgängern für die umsichtige Leitung der <strong>LLA</strong> Imst herzlich danken. Dank gebührt<br />
ebenso dem Lehrpersonal für die wertvolle Bildungsarbeit, die mit breitem Fachwissen und hoher sozialer Kompetenz täglich geleistet<br />
wird. Um die Erfolgsgeschichte dieser „Schule fürs Leben“ fortschreiben zu können, wünsche ich den Pädagoginnen und Pädagogen,<br />
aber vor allem auch den Schülerinnen und Schülern, weiterhin viel Motivation und Freude am Lehren und Lernen.<br />
Ihr Landeshauptmann von Tirol<br />
Günther Platter<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
5
Grußwort zum Jubiläum<br />
Ich gratuliere der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Imst herzlich zum <strong>90</strong>-<strong>Jahr</strong>-Jubiläum. Dank gilt<br />
Direktor Josef Gstrein und seinem ganzen Team für die erfolgreiche Arbeit und den unermüdlichen Einsatz!<br />
Im Mittelpunkt dieser Schule steht die Ausbildung von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 <strong>Jahr</strong>en in den Bereichen Fachschule<br />
für Landwirtschaft und Fachschule für ländliche Hauswirtschaft, Lehrwerkstätten und angegliederten Betrieben. Zudem<br />
gibt es auch das Angebot Fachschule für Erwachsene. Dieses umfangreiche und vielseitige Angebot macht die <strong>LLA</strong> Imst<br />
zu einer Schule fürs Leben, die derzeit von 345 SchülerInnen besucht wird und bereits über mehrere Generationen ihren<br />
guten Ruf als Ort der Ausbildung festigen und ausbauen konnte.<br />
Neben dem landwirtschaftlichen Wissen wird in der <strong>LLA</strong> Imst seit jeher auch ein hohes Maß an gesellschafts- und sozialpolitischem<br />
Verantwortungsgefühl an die Schülerinnen und Schüler weitergegeben. Damit wird die Grundlage geschaffen, dass sich tüchtige<br />
und engagierte junge Menschen in den Gemeinden, Bezirken und auch landesweit für Anliegen der Allgemeinheit und der Landwirtschaft<br />
einsetzen.<br />
Bäuerin- und Bauersein ist nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Berufung. Der gesellschaftliche Wert unserer bäuerlichen<br />
Landwirtschaft geht heute weit über die Produkterzeugung und das Engagement im öffentlichen Leben hinaus.<br />
Moderne Bäuerinnen und Bauern erhalten und pflegen die Kulturlandschaft. Damit sind sie auch Touristiker und Katastrophenschützer.<br />
Nur eine gepflegte Kulturlandschaft bis in die hintersten Täler und auf unseren Almen ermöglicht im Tourismus jenes Ausmaß<br />
an Nutzung und Genuss, das von den Menschen so hoch geschätzt und gelobt wird. Dazu kommt durch diesen Arbeitseinsatz der<br />
Schutz vor Hochwasser, Lawinen und Muren. Nur eine gepflegte und laufend kultivierte Fläche kann diese durch die heutigen Wetterkapriolen<br />
immer bedeutender werdende Wirkung dauerhaft erzielen.<br />
Ich wünsche allen Absolventinnen und Absolventen der <strong>LLA</strong> Imst, dass es ihnen gelingen möge, die Tradition dieser Schule<br />
mit ihren zukunftsorientierten Schwerpunkten zu verbinden und ebenso engagiert wie viele ihrer Vorgängerinnen und<br />
Vorgänger nicht nur am eigenen Bauernhof und im außerlandwirtschaftlichen Betrieb, sondern auch im öffentlichen Leben<br />
tätig zu sein.<br />
Der Landesrat von Tirol<br />
LR Anton Steixner<br />
6 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Zum <strong>90</strong>-<strong>Jahr</strong>-Jubiläum<br />
Als am 19. November 1919 im Gebäude der aufgelassenen Bauhandwerkerschule die erste Klasse der<br />
Landwirtschaftsschule eröffnet wurde, fanden genau 31 Schüler erstmals den Weg in die neu gegründete<br />
Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Imst. Bereits 9 <strong>Jahr</strong>e früher, im Februar 1910, wurde vom damaligen<br />
Reichstagsabgeordneten Josef Siegele im Tiroler Landtag der Antrag gestellt, im Tiroler Oberland eine landwirtschaftliche Schule<br />
ein<strong>zur</strong>ichten. Die Kriegswirren des Ersten Weltkrieges verhinderten allerdings eine rasche Umsetzung dieses Antrages. Im November<br />
1920 kaufte die Tiroler Landesregierung schließlich das Post-Gastwirtschaftsanwesen mit landwirtschaftlichen Kulturgründen und<br />
Wirtschaftsgebäuden, und nach großen Umbauarbeiten startete im Herbst 1921 der erste Hauswirtschaftskurs mit 18 Schülerinnen.<br />
Im Laufe der <strong>Jahr</strong>zehnte wurden nicht nur die Schulgebäude laufend adaptiert und erweitert, auch das Bildungsangebot für die ländliche<br />
Bevölkerung wurde sukzessive ausgebaut. Dass die an der <strong>LLA</strong> Imst angebotenen Ausbildungsmöglichkeiten trotz des gesellschaftlichen<br />
Wandels und des damit verbundenen Rückganges der in der Landwirtschaft Beschäftigten auch noch <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e nach ihrer<br />
Gründung äußerst attraktiv sind, zeigen die aktuellen Schülerzahlen: So besuchen im heurigen Schuljahr rund 350 Schülerinnen und<br />
Schüler die beiden dreijährigen Fachschulen für Landwirtschaft bzw. Ländliche Hauswirtschaft, und im Rahmen der Fachschule für<br />
Erwachsene besuchen über 30 TeilnehmerInnen die Facharbeiterstufe. Neueste Lehr- und Lernmethoden, die regelmäßig getätigten<br />
großen Investitionen des Schulerhalters in die Ausbildungsstätten und nicht zuletzt die überaus professionell geführten landwirtschaftlichen<br />
Übungsbetriebe sichern eine zeitgemäße Wissensvermittlung.<br />
Meine Familie und ich waren und sind der <strong>LLA</strong> Imst immer eng verbunden. Meinem Schwiegervater Eduard Wallnöfer, der die Fachschule<br />
in den <strong>Jahr</strong>en 1931 bis 1933 erfolgreich besucht hat, war eine gute Ausbildung für die bäuerliche Jugend Zeit seines Lebens<br />
ein ganz besonderes Anliegen. Sowohl als junger Landesrat als auch <strong>Jahr</strong>e später als Landeshauptmann hatte er stets ein offenes Ohr<br />
für die Sorgen und Bedürfnisse „seiner“ Schule. Auch seiner Ehefrau Luise, ebenfalls eine Absolventin der Schule, lag die <strong>LLA</strong> Imst sehr<br />
am Herzen. Ich selber habe mich im Rahmen meiner politischen Funktionen, soweit es mir möglich war, und auch im Wissen über das<br />
qualitativ hochwertige Ausbildungsangebot gerne für die gedeihliche Weiterentwicklung der <strong>LLA</strong> Imst eingesetzt.<br />
Ich darf der gesamten Schulgemeinschaft der <strong>LLA</strong> Imst auf diesem Wege herzlich zum <strong>90</strong> -<strong>Jahr</strong>-Jubiläum ihrer Schule gratulieren und<br />
mich bei allen Verantwortlichen, insbesondere der Direktion, der Verwaltung und der gesamten Lehrerschaft für ihre wertvolle Arbeit<br />
und ihr Engagement zum Wohle dieser für die Region so wichtigen Lehranstalt bedanken.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Ihr Dr. Herwig van Staa<br />
Präsident des Tiroler Landtages<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
7
Grußwort zum Jubiläum<br />
Der Präsident des „Landeskulturrathes“ (Vorgängerorganisation der heutigen Landwirtschaftskammer) Josef Siegele und der damalige<br />
Landesrat Andreas Gebhart waren 1919 mit ihren Gedanken einer Schulgründung bereits Vordenker ihrer Zeit. In den vergangenen<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>en war die Landwirtschaft einem andauernden und tiefgreifenden Wandel unterworfen, mit dem sich das landwirtschaftliche<br />
Schulwesen nicht nur mit, sondern vor allem voraus entwickelt hat. Trotz aller Veränderungen ist aber bis heute unbestritten,<br />
dass die landwirtschaftlichen Lehranstalten den Grundstein für den Fortbestand und die Zukunft unserer Höfe legen. Praktisches und<br />
theoretisches Wissen sowie traditionelle Grundwerte bilden die Basis, mit der die junge Generation die Tiroler Landwirtschaft weiter<br />
stärken wird. Vor allem die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Imst als Bildungszentrum für den Ländlichen Raum im Oberland<br />
lebt mit ihrem breiten Bildungsangebot sowie der modernen Infrastruktur ein Erfolgskonzept in Aus- und Weiterbildung. Anhand der<br />
jährlichen Schülerzahlen lässt sich dies eindrucksvoll untermauern.<br />
Die Landeslehranstalt Imst ist sowohl in der Ausbildung unserer Jugend als auch in der Erwachsenenbildung ein unerlässlicher Bildungspartner<br />
der Tiroler Landwirtschaft und zeigt in vorbildlicher Weise, wie sich Nachhaltigkeit und Innovation im Bildungsbereich<br />
leben lassen.<br />
Es ist mir eine große Ehre, dem Direktor und allen Lehrpersonen der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Imst zum <strong>90</strong>-<strong>Jahr</strong>-Jubiläum<br />
zu gratulieren, und ich wünsche weiterhin großen Erfolg für den Unterricht und die Ausbildung unsere Jugend.<br />
Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol<br />
Ing. Josef Hechenberger<br />
8 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Die <strong>LLA</strong> Imst ist <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e jung<br />
Erstmals wurde im Winterhalbjahr 1919/1920 ein regulärer Unterricht für die Bauernschaft des Tiroler<br />
Oberlandes an der neu gegründeten landwirtschaftlichen Fachschule in Imst abgehalten. Nur ein <strong>Jahr</strong><br />
später, nämlich 1921 wurde beispielgebend für ganz Tirol die erste hauswirtschaftliche Fachschule in Imst<br />
eröffnet. Dies läutete den Beginn einer einmaligen Entwicklungsgeschichte für die land- und hauswirtschaftliche<br />
Aus- und Weiterbildung und damit für den ländlichen Raum des Tiroler Oberlandes und des Außerferns ein. Die <strong>90</strong>-jährige<br />
Geschichte der Schule ist geprägt von vorausdenkendem Handeln und Wirken. Seit jeher ist es Grundintention der Schule, sich neben<br />
den agrarfachlichen und hauswirtschaftlichen Bereichen intensiv neuen Ausbildungsformen und Ausbildungsschwerpunkten zu<br />
widmen. Aufgrund der sehr kleinstrukturierten Landwirtschaft im Tiroler Oberland hat man schon frühzeitig erkannt, dass den jungen<br />
Burschen und Mädchen im Rahmen der Ausbildung auch andere Berufsfelder im Zuge des Unterrichtes angeboten werden müssen,<br />
um letztlich eine Bewirtschaftung der Höfe sichern zu können. Für diese notwendigerweise breit ausgerichtete neue Ausbildung<br />
konnte mit den bestehenden Schul- und Unterrichtszeiten nicht mehr das Auslangen gefunden werden. So entstand 1972 an der<br />
Landwirtschaftlichen Lehranstalt ein völlig neuer Schultyp - nämlich jener der dreijährigen landwirtschaftlichen Fachschulen. Dieser<br />
Schultyp ist heute in ganz Österreich zum Standard geworden. Mit dieser Form konnte nun dem erforderlichen Bedarf nach mehr<br />
praktischem Unterricht Rechnung getragen werden. LERNEN DURCH TUN - so der zentrale Ansatz. Neue Ausbildungsperspektiven<br />
und Ausbildungsschwerpunkte gingen mit der Etablierung dieser Schulform einher. Erst 17 <strong>Jahr</strong>e später begann der Siegeszug der<br />
dreijährigen Ausbildungsform in der Fachrichtung der ländlichen Hauswirtschaft. Auch dieser nahm wieder von der Schule in Imst<br />
seinen Ausgangspunkt.<br />
Dass die heutigen Absolventinnen und Absolventen zusätzlich zum Facharbeiterbrief Lehrzeiteinrechnungen in den verschiedensten<br />
gewerblichen Berufen erhalten, ist in hohem Maße Ende der 80er-<strong>Jahr</strong>e von der <strong>LLA</strong> Imst ausgegangen.<br />
Die Lehranstalt ist aber nicht nur eine Stätte des Unterrichtens und des Lernens. Sie ist viel mehr als das. Sie ist ein Ort der Gemeinschaft,<br />
ein Ort der Begegnung, ein Ort, wo man Anerkennung, Unterstützung und Begleitung erfährt.<br />
Mir wurde durch den Besuch der Schule, die ich 1979 als Facharbeiter abschloss, ein großes, weites Tor geöffnet. Ein Tor, das mir gänzlich<br />
neue Berufsperspektiven ermöglichte. Die Motivation und Begeisterung, selbst aktiv Bauer zu werden und zu bleiben, wurde in<br />
dieser Zeit an der <strong>LLA</strong> Imst in mir geweckt. Mich erfüllt es mit Stolz, Absolvent dieser Schule zu sein.<br />
Die <strong>LLA</strong> Imst ist ein Bildungszentrum des ländlichen Raumes, das in der Bildungslandschaft des Tiroler Oberlandes einen fixen und<br />
unverzichtbaren Platz einnimmt.<br />
Landesschulinspektor und Absolvent<br />
DI Dr. Stefan Prantauer<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
9
<strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst, ... eine Schule des Lebens!<br />
Gib einem Menschen einen Fisch - er hat einen Tag zu essen.<br />
Gib einem Menschen viele Fische - er hat viele Tage zu essen.<br />
Lehre ihn fischen - und er wird nie hungern.<br />
Chinesisches Sprichwort<br />
Vor wenigen <strong>Jahr</strong>en wurde der öffentliche Auftritt der <strong>LLA</strong> Imst<br />
neu konzipiert. In diesem Zusammenhang erfolgte auch eine<br />
Adaptierung des Logos, wobei die Symbolik durch den Schriftzug<br />
„... die Schule des Lebens“ ergänzt wurde. Ein gewagter<br />
Anspruch, dem die gesamte Schulgemeinschaft immer wieder<br />
aufs Neue gerecht zu werden versucht. Altbischof Reinhold Stecher<br />
hat dazu die treffenden Worte gefunden, wenn er feststellt:<br />
„Das alles war nur möglich durch eine solide Bildungsarbeit ...<br />
und es ging ihnen immer um den ganzen Menschen.“<br />
Die Anfänge<br />
Die Landw. Landeslehranstalt Imst wurde im <strong>Jahr</strong> 1919 gegründet.<br />
Als Hauptinitiatoren gelten der damalige Landeskulturratspräsident<br />
Josef Siegele sowie Landesrat Andreas Gebhart, der<br />
dieses Ansinnen der Tiroler Landesregierung <strong>zur</strong> Beschlussfassung<br />
vorlegte.<br />
Es war ein lang gehegter Wunsch, für diese durch die Bodenund<br />
Klimaverhältnisse und durch die lang geübte Praxis der<br />
Bauhandwerkerschule<br />
Erbteilung benachteiligte Region<br />
ein Bildungszentrum zu schaffen,<br />
das den Menschen das Rüstzeug<br />
für eine optimale Bewirtschaftung<br />
der Höfe mitgeben sollte.<br />
Nach einem bescheidenen Beginn<br />
mit einer Klasse der Winterschule<br />
wurde das Bildungsangebot in den<br />
Folgejahren sukzessive ausgebaut. Neben der Gründung einer<br />
Haushaltungsschule (1921) wurden auch Ausbildungsstätten<br />
für die Imkerei und die Weberei geschaffen.<br />
Von der Lehranstalt darüber hinaus verwaltet wurden unter<br />
anderem ein Sennereibetrieb (spätere Lehrmolkerei) sowie die<br />
im Postanwesen untergebrachte Landesgastwirteschule. Die<br />
landw. Winterschule wurde schon bald auf 2 <strong>Jahr</strong>gänge ausgedehnt,<br />
ein großzügiger Zubau zum bestehenden Gebäude<br />
(1928) führte die permanenten Raumprobleme einer Lösung zu.<br />
Im Laufe des 2. Weltkrieges kam die Ausbildungstätigkeit faktisch<br />
zum Erliegen. Unter schwierigsten Bedingungen (die<br />
Räumlichkeiten waren durch die Nationalsozialisten und die<br />
einmarschierenden Besatzungssoldaten arg in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden) begann der Neustart im Herbst 1945 mit einem<br />
Hauswirtschaftskurs am Linserhof. Erst im darauf folgenden<br />
<strong>Jahr</strong> konnte der Schulbetrieb in den gewohnten Räumlichkeiten<br />
wieder aufgenommen werden.<br />
Wiederbeginn und Neuausrichtung<br />
Der republikanische Neustart in Österreich mit den Zielsetzungen<br />
Wiederaufbau, Wohlstand und Freiheit wurde auf vielen<br />
Schauplätzen in die Tat umgesetzt. Dies gilt nicht zuletzt auch<br />
für das landwirtschaftliche Schulwesen, im Besonderen für die<br />
Lehranstalt Imst. Vor allem die Altschülervereinigung unter<br />
dem damaligen Obmann Eduard Wallnöfer war eine maßgebliche<br />
Triebfeder für einen Neubeginn. Als Landesrat und später<br />
als Landeshauptmann war ihm die bestmögliche Ausbildung<br />
der ländlichen Bevölkerung ein Herzensanliegen.<br />
Der gesellschaftliche Wandel brachte es mit sich, dass die Zahl<br />
der in der Landwirtschaft Beschäftigten stetig abgenommen<br />
10 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
<br />
hat. Trotzdem konnte die Lehranstalt ihre Schülerzahlen bis<br />
zum Beginn der 70er-<strong>Jahr</strong>e ziemlich konstant halten.<br />
Zu diesem Zeitpunkt wurde die dreijährige Fachschule aus der<br />
Taufe gehoben, und es stellte sich bald heraus, dass dieser Schultyp<br />
ein Erfolgsmodell ist. Im Bereich der Hauswirtschaft wurde<br />
die Schaffung einer dreijährigen Ausbildung erst zu Beginn der<br />
<strong>90</strong>er-<strong>Jahr</strong>e in die Tat umgesetzt. Bei der ländlichen Bevölkerung<br />
hat dieses Bildungsangebot großen Anklang gefunden und einen<br />
markanten Schub bei den Schülerzahlen ausgelöst. Begleitend<br />
dazu wurden auch laufend bauliche Maßnahmen gesetzt,<br />
damit eine zeitgemäße Wissensvermittlung stattfinden kann<br />
und die internatsmäßige Unterbringung gewährleistet ist.<br />
Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang<br />
die Revitalisierung der alten Haushaltungsschule - das heutige<br />
Luise-Wallnöfer-Haus - sowie der großzügige Ausbau des Dachbodentraktes<br />
im Hauptgebäude.<br />
Zukunftsorientierte Weichenstellungen<br />
Die vergangenen zehn <strong>Jahr</strong>e waren einerseits geprägt von großen<br />
Investitionen des Schulerhalters in die praktischen Ausbildungsstätten<br />
und zum anderen von der Novellierung der Lehrpläne<br />
in beiden Fachrichtungen.<br />
Dem Umbau des Rinderstalles mit der Zielsetzung tiergerechter<br />
Haltungsformen folgte die Errichtung eines modernen Schafstalles<br />
und in weiterer Folge die Ansiedlung der Freilandhaltung<br />
von Grauviehmutterkühen.<br />
Einen Schwerpunkt bildete auch die Schaffung moderner<br />
Räumlichkeiten für die Milch- und Fleischverarbeitung. Einer<br />
Generalsanierung unterzogen wurde auch die Wirtschafts- und<br />
Lehrküche in der Hauswirtschaft.<br />
Schließlich wurde dem lang gehegten Wunsch nach einem<br />
Neubau der Lehrwerkstätten für Holz-, Metall- und Landtechnik<br />
und der Adaptierung von Räumlichkeiten für den Seminar- und<br />
Praxisbetrieb Rechnung getragen.<br />
Der Neufassung des Lehrplanes für die Ausbildung in der Fachschule<br />
für ländliche Hauswirtschaft mit der Manifestierung der<br />
Ausbildungsschwerpunkte Tourismus bzw. Gesundheit und Soziales<br />
im <strong>Jahr</strong> 2000 folgte vier <strong>Jahr</strong>e später jene für die Fachrichtung<br />
Landwirtschaft mit einer Neugestaltung des allgemeinbildenden<br />
und praktischen Unterrichts.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Seit mehreren <strong>Jahr</strong>en werden in den beiden Fachrichtungen<br />
insgesamt 13 Klassen geführt, davon fünf in der 9. Schulstufe<br />
und acht in den aufsteigenden Klassen. Die SchülerInnenzahl<br />
liegt relativ konstant bei ca. 360. Regen Zulauf verzeichnen wir<br />
auch in der Fachschule für Erwachsene, die entweder mit der<br />
Facharbeiter- oder der Meisterprüfung abgeschlossen wird.<br />
In ihrer Funktion als ländliches Bildungszentrum veranstaltet<br />
die Landw. Landeslehranstalt Imst auch laufend diverse Fachkurse,<br />
Vortragsabende und Seminare.<br />
Die zu ihrer Zeit mit der Verantwortung für die Lehranstalt betrauten<br />
Personen haben sich im Verein mit ihren Mitarbeitern<br />
stets bemüht, dem Bildungsauftrag gerecht zu werden und mit<br />
Bedacht die Weichenstellungen für eine erfolgreiche Entwicklung<br />
vorzunehmen. Im Vertrauen auf unsere Stärken und mit<br />
Gottes Segen möge uns das auch in Zukunft gelingen!<br />
Direktor<br />
Dipl.-Ing. Josef Gstrein<br />
11
Dir. DI Josef Gstrein<br />
Chronologischer Überblick<br />
Februar 1910<br />
Der Reichstagsabgeordnete Josef Siegele aus Arzl im Pitztal<br />
stellt im Tiroler Landtag den Antrag, im Tiroler Oberland eine<br />
landwirtschaftliche Schule ein<strong>zur</strong>ichten bzw. zu bauen.<br />
3. Juli 1914<br />
Der Tiroler Landtag beschließt, eine solche Schule in Imst zu errichten.<br />
Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges am 1. August<br />
1914 kam es nicht dazu.<br />
1. Juli 1918<br />
Andreas Gebhart von Stams-Thannrain wird Mitglied der Tiroler<br />
Landesregierung. Als Landesrat für Landwirtschaft setzt er sich<br />
gemeinsam mit dem Präsidenten des Landeskulturrates für die<br />
geplante Landwirtschaftsschule ein.<br />
10. August 1918<br />
Landeskulturratspräsident Josef Siegele kauft den Gasthof Post<br />
samt dem landwirtschaftlichen Betrieb <strong>zur</strong> Errichtung einer<br />
landwirtschaftlichen Schule.<br />
19. November 1919<br />
Im Gebäude der aufgelassenen Bauhandwerkerschule wird die<br />
1. Klasse der Landwirtschaftsschule mit 31 Schülern als erster<br />
<strong>Jahr</strong>gang 1919/20 eröffnet Die ehemalige Bauhandwerkerschule<br />
war das erste Schulgebäude der Landwirtschaftlichen<br />
Landeslehranstalt Imst .<br />
27. November 1920<br />
Die Tiroler Landesregierung, vertreten durch den Landeshauptmann<br />
Schraffl und Landesrat Gebhart, kauft vom Tiroler Landeskulturrat,<br />
vertreten durch den Präsidenten Josef Siegele, das<br />
Post-Gastwirtschaftsanwesen mit landwirtschaftlichen Kulturgründen<br />
und Wirtschaftsgebäuden zum „Zwecke der Ausgestaltung<br />
der in Imst bestehenden Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt,<br />
also zum Zwecke der Erfüllung eines vom Land Tirol<br />
übernommenen öffentlichen Unterrichts.“<br />
Herbst 1921<br />
Nach großen Umbauarbeiten wird der erste Hauswirtschaftskurs<br />
mit 18 Schülerinnen eröffnet. LR Gebhart dachte schon<br />
damals an die große Bedeutung und wichtige Einnahmequelle<br />
des Fremdenverkehrs im Tiroler<br />
Oberland und Außerfern. Diese<br />
Schule sollte eine wesentliche<br />
Grundlage dafür sein. Das Land<br />
Tirol eröffnet in Imst eine Imkerschule.<br />
Damit sollte die durch<br />
den 1. Weltkrieg heruntergekommene<br />
Bienenzucht aufgebaut<br />
und für die Bauern ein<br />
Nebeneinkommen geschaffen<br />
werden. Als erster Leiter wurde<br />
FL Franz Kugler bestellt.<br />
9. November 1921<br />
Das Land Tirol , vertreten durch den Landeshauptmann Dr.<br />
Stumpf und Landesrat Gebhart, kauft das neben dem Gasthof<br />
Post stehende Gasthaus Zum Löwen „für die Errichtung einer<br />
Haushaltungsschule“.<br />
15.2. - 15.4.1924<br />
In dieser Zeit findet der erste Webkurs statt. Auf Initiative von LR<br />
Gebhart wurde die Webschule gegründet. Mit dem Handweben<br />
sollte die bäuerliche Bevölkerung in diesem Gebiet einen<br />
Nebenerwerb erhalten. In den 50er-<strong>Jahr</strong>en ergaben sich bessere<br />
Nebenverdienstquellen, und die Zahl der Webschüler nahm<br />
ab. Aus der Webschule wurde eine Webstube für die Absolventinnen<br />
und an diesem Kunsthandwerk interessierten Leute aus<br />
der Bevölkerung.<br />
1926/27<br />
In diesem Schuljahr wird die erste Klasse der Landesgastwirteschule<br />
im angekauften Postanwesen geführt. Dazu mussten<br />
natürlich große Umbauarbeiten im Gasthof getätigt werden<br />
und für das im Gasthof Post befindliche Postamt ein neues Postamtsgebäude<br />
errichtet werden. Die Leitung dieser Schule oblag<br />
dem jeweiligen Direktor der Lehranstalt. Nur in der Zeit von<br />
1932 bis 1935 wurde der Kaplan Anton Wötzer zum provisorischen<br />
Leiter der Gastwirteschule bestellt. Im <strong>Jahr</strong>e 1937 scheint<br />
in der Chronik Heinz Grissemann, ein Absolvent der Gastwirteschule,<br />
als Pächter auf. Dieser kaufte 1943 das „Hotel Post“.<br />
12 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Chronologischer Überblick<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
1. Jänner 1929<br />
<strong>Feier</strong>liche Einweihung des Zubaues <strong>zur</strong> alten Bauhandwerkerschule<br />
durch Bischof Dr. Sigismund Waitz. In diesem Neubau<br />
finden Küche, Speisesaal, Schlafsäle und die Hauskapelle Platz.<br />
Außerdem werden in diesem Gebäude die Webschule und die<br />
Lehrmolkerei untergebracht.<br />
1. Dezember 1930<br />
Cons. Anton Wötzer wird von der Tiroler Landesregierung zum<br />
Kaplan und Präfekten für die Landeslehranstalt bestellt. Mit Unterbrechung<br />
in der NS-Zeit von 1938 - 1945 wirkte er segensreich<br />
bis 31.8.1971 an der Schule.<br />
1943 - 1945<br />
Infolge des 2. Weltkrieges nahm der Schulbesuch merklich ab.<br />
Es wurden aber gut besuchte Speziallehrgänge für Kriegsversehrte<br />
abgehalten. Die Unterrichtstätigkeit an der Fachschule<br />
wurde mit April 1945 eingestellt. Als letzter Kriegsversehrtenkurs<br />
scheint in den Katalogen der vom 26. März bis 28. April<br />
1945 auf. Die Schule wurde Quartier und Lazarett, vorerst für<br />
die Wehrmachtsoldaten und dann für die Besatzungsmächte.<br />
3. Mai 1945<br />
FL Ing. Franz Sieberer wird von der Landesregierung zum neuen<br />
Direktor der Schule bestellt. Ein engagiertes Team von Lehrkräften<br />
bemüht sich um den Wiederbeginn der Unterrichtstätigkeit<br />
an der Schule.<br />
5. November 1945<br />
Für den Unterricht der Haushaltungsschule mietet das Land<br />
Tirol den Gasthof Linserhof oberhalb von Imst. An diesem Tag<br />
gehen die Mädchen zu Fuß vom Imster Bahnhof zum Linserhof,<br />
zu ihrer Haushaltungsschule. Der Schulkatalog weist 47 Schülerinnen<br />
in nur einer Klasse auf.<br />
4. November 1946<br />
„Das Unmögliche wird wahr!“ heißt es im Katalog. Mit 78 Schülern<br />
beginnt die Fachschule nach dem furchtbaren 2. Weltkrieg<br />
die Unterrichtstätigkeit. Der Sonntag nach der ersten Schulwoche<br />
ist ein stolzer Tag für die Landeslehranstalt: Bischof Dr.<br />
Paulus Rusch weiht die neu gestaltete Schulkapelle. Nach der<br />
Machtübernahme der Nationalsozialisten im <strong>Jahr</strong>e 1938 wurde<br />
die Kapelle geräumt und die Einrichtung verkauft. Die Kapelle<br />
wurde <strong>zur</strong> Rumpelkammer. 1947 schuf Prof. Andre zwei markante<br />
Fresken mit Darstellung des hl. Josef und der Muttergottes.<br />
Eine besondere künstlerische Bereicherung erfuhr die Kapelle<br />
mit dem Einbau von Glasmalereifenstern im <strong>Jahr</strong>e 1978.<br />
Prof. Elmar Kopp schuf darin einen Kreuzweg in ungeheurer Dynamik<br />
und in einer festlichen Farbigkeit. Absolventen der Schule,<br />
Lehrer und Bedienstete haben durch ihre finanzielle Spende<br />
dies ermöglicht, ein Zeichen der Zusammengehörigkeit in der<br />
großen Familie der Lehranstalt.<br />
19. Juli 1946<br />
Der Obmann der Altschülervereinigung Adalbert Scherl und<br />
der Kammersekretär Eduard Wallnöfer laden zu einem Wiedersehensfest<br />
der Absolventen. 600 Absolventen folgen der<br />
Einladung nach Imst, sogar solche, welche am Vortag aus der<br />
Gefangenschaft heimgekehrt sind.<br />
9. Oktober 1949<br />
Eduard Wallnöfer, Absolvent der Fachschule (<strong>Jahr</strong>gang 1931/32<br />
und 1932/33), wird bei den Landtagswahlen Abgeordneter des<br />
Tiroler Landtages und von diesem als Landesrat für Landwirtschaft<br />
in die Tiroler Landesregierung bestellt. Am 13.7.1963<br />
wird er vom Tiroler Landtag zum Landeshauptmann gewählt.<br />
24 <strong>Jahr</strong>e (bis 12.3.1987) war er der mit dem Volk tief verbundene<br />
Tiroler Landeshauptmann. Die Bildung der ländlichen Bevölkerung,<br />
insbesondere der bäuerlichen Jugend, war ihm stets ein<br />
großes Anliegen.<br />
19. November 1952<br />
Dem tatkräftigen Einsatz des Absolventen und Landesrates<br />
Eduard Wallnöfer ist es zu danken, dass die neue Haushaltungs-<br />
13
Chronologischer Überblick<br />
schule eingeweiht werden kann. In modern ausgestatteten<br />
Lehrräumen können die Mädchen eine berufs- und lebensorientierte<br />
Ausbildung erfahren. Der bisher mitten in der Stadt<br />
gelegene Gutsbetrieb wird in das neu erbaute Wirtschafts- und<br />
Wohngebäude in Brennbichl umgesiedelt. Nach dem 2. Weltkrieg<br />
wächst die Bautätigkeit der Lehranstalt über ihren eigenen<br />
schulischen Bereich weit hinaus. Auf dem Areal der Lehranstalt<br />
entstehen die Handelsschule, die Handelsakademie,<br />
später noch die Höhere Technische Bundeslehranstalt. Wertvolle<br />
Gründe der Lehranstalt werden somit <strong>zur</strong> Grundlage für die<br />
Entwicklung der Stadt Imst zu einer Schulstadt und somit ein<br />
wichtiger Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung des Tiroler<br />
Oberlandes.<br />
1. Mai 1962<br />
Die Imkerschule übersiedelt in das neue Gebäude. Damit ist<br />
die Landeslehranstalt Imst zentrale Bildungsstätte für die Imker<br />
Westösterreichs.<br />
10. September 1973<br />
Als erste Landwirtschaftsschule Tirols erhält Imst einen Schulversuch<br />
zugesprochen: Im Schuljahr 1973/74 wird die erste<br />
Klasse der dreijährigen Fachschule als neuer Schultyp eingeführt.<br />
Dieser erste <strong>Jahr</strong>gang der dreijährigen Fachschule ersetzt<br />
das allgemeine neunte Pflichtschuljahr. Dieses neue, in Imst<br />
begonnene landwirtschaftliche Schulmodell hat sich später an<br />
allen Tiroler Landwirtschaftsschulen bestens bewährt.<br />
14. Oktober 1974<br />
Mit diesem Tag geht ein lang ersehnter Wunsch der bäuerlichen<br />
Bevölkerung des Bezirkes Landeck, auch im eigenen Bezirk eine<br />
Haushaltungsschule zu haben, in Erfüllung. Die Tiroler Landesregierung<br />
entschloss sich zu einem Schulneubau nach den<br />
Plänen der Architekten Hanak und Fessler in Landeck-Perjen.<br />
36 Schülerinnen beziehen nun ihr neues Heim für 10 Monate.<br />
Vorerst wird die Schule als Expositur der Landw. Landeslehranstalt<br />
Imst geführt.<br />
19. November 1974<br />
Mit etwas Verspätung wird im Schuljahr 1974/75 das Landesschülerheim,<br />
ein Neubau mit 120 Betten in fünf Stockwerken,<br />
seiner Bestimmung übergeben. In diesem Gebäude sind vorwiegend<br />
Schüler internatsmäßig untergebracht, welche in Imst<br />
die Höhere Technische Lehranstalt (HTL), die Handelsakademie<br />
oder das Bundesrealgymnasium besuchen. Heute sind das 4.<br />
und 5. Stockwerk für die landwirtschaftlichen Fachschüler reserviert,<br />
da die Schlafstellen in der Fachschule für die erfreulich<br />
große Schülerzahl zu wenig sind.<br />
3. Oktober 1977<br />
Wegen baulicher Verzögerungen beginnt das Schuljahr für die<br />
Mädchen der Haushaltungsschule verspätet. Da das Interesse<br />
der Mädchen an einer hauswirtschaftlichen Ausbildung immer<br />
größer wurde, entschloss sich die Tiroler Landesregierung zu einem<br />
Zubau an die bestehende Haushaltungsschule. Der Zubau<br />
ist nun fertig. 69 Mädchen können in diesem Schuljahr an der<br />
Haushaltungsschule unterrichtet werden.<br />
3. März 1980<br />
Wegen der steigenden Schülerzahl an der Fachschule beginnt<br />
das Land Tirol, für die internatsmäßige Unterbringung das<br />
Dachgeschoß der Fachschule auszubauen. Die Schüler wohnen<br />
ab Herbst in schönen Drei- und Vierbettzimmern. Die „romantischen“<br />
Schlafsäle gehören der Vergangenheit an.<br />
8. September 1986<br />
Mit diesem Tag beginnt das Schuljahr 1986/87. Für die Haushaltungsschule<br />
Landeck-Perjen ist es ein besonderer Tag. Die<br />
„Landeshaushaltungsschule Landeck/Perjen“ wird als selbständige<br />
Schule geführt. Der Direktor Dipl.-Ing. August Gamper von<br />
der Lehranstalt Imst übergibt die Leitungsgeschäfte an die von<br />
der Tiroler Landesregierung beauftragte Leiterin FOL Johanna<br />
14 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Chronologischer Überblick<br />
Senn. Sie nimmt damit mit ihrem Team von Lehrerinnen die<br />
Verantwortung für die Schülerinnen, welche in zwei Klassen<br />
unterrichtet werden.<br />
15. April 1989<br />
Das umgebaute ehemalige Löwengasthaus, in welchem sich<br />
ursprünglich die erste Haushaltungsschule befand und später<br />
Dienstwohnungen waren, wurde abermals gründlich umgebaut.<br />
In einer großen Schulfeier im Beisein von Landeshauptmann<br />
Dr. Alois Partl erhält das Gebäude durch Bischof Dr.<br />
Reinhold Stecher seine Weihe. Am 15. März 1989 stirbt der sehr<br />
verehrte Landeshauptmann ÖR Eduard Wallnöfer. Er und seine<br />
Frau zählten zu den treuesten Absolventen der Schule. Als ein<br />
Zeichen der Dankbarkeit erhält der zentrale Platz der Schule,<br />
der ehemalige Postplatz, den Namen „Eduard-Wallnöfer-Platz“,<br />
und die neue Haushaltungsschule wird „Luise-Wallnöfer-Haus“<br />
benannt.<br />
9. September 1991<br />
In der Haushaltungsschule Imst wird ein Schulversuch gestartet:<br />
Neben dem ersten und dem zweiten <strong>Jahr</strong>gang wird noch<br />
ein dritter der Fachrichtung „ländliche Hauswirtschaft“ eröffnet.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
26. Juni 1992<br />
Am Ende dieses Schuljahres machen 14 Schülerinnen des 3.<br />
<strong>Jahr</strong>ganges die Facharbeiterprüfung. Sie sind nun berechtigt<br />
<strong>zur</strong> Führung der Berufsbezeichnung „Facharbeiterin der ländlichen<br />
Hauswirtschaft“. Diese Ausbildung ist eine gute Basis für<br />
die Zweitberufsausbildung und den Einstieg in die verschiedenen<br />
Sozialberufe.<br />
30. Juni 1994<br />
75 <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst: Am 19. November 1919 begann die Landw.<br />
Landeslehranstalt mit einer Klasse mit 31 Schülern ihre Bildungsarbeit<br />
für das Tiroler Oberland und das Außerfern. Im<br />
Schuljahr 1993/94 wurden in 14 Klassen der Fachschule und<br />
Haushaltungsschule 305 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.<br />
Dazu kommen noch 100 Schüler, welche im Landesschülerheim<br />
untergebracht sind. 1<strong>90</strong> Schulveranstaltungen, d.s.<br />
Kurse, Vorträge, Seminare, Exkursionen, runden das vielseitige<br />
Bildungsangebot der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt<br />
Imst im Berichtsjahr 1993/94 ab.<br />
1994/1995<br />
Einrichtung einer Honiguntersuchungsstelle an der Imkerschule.<br />
1995/1996<br />
Das Ausbildungsangebot wird durch die Möglichkeit <strong>zur</strong> Ablegung<br />
der Schilehreranwärterprüfung erweitert. Am Lehrbetrieb<br />
wird der neue Schlachtraum in Betrieb genommen. Die<br />
Edelbrände der <strong>LLA</strong> Imst heimsen bei der Destillata Gold- und<br />
Silbermedaillen ein.<br />
1996/1997<br />
Bei der ersten Tiroler Honigprämierung lieferte das Labor der<br />
Imkerschule die Untersuchungsergebnisse als Entscheidungsgrundlage<br />
für die Juroren.<br />
Der schuleigene Honig wurde mit Gold ausgezeichnet.<br />
Das mehrjährige Schulprojekt „Alternative Energien“ wurde mit<br />
dem Bau eines transportablen Solarkollektors gestartet.<br />
1997/1998<br />
Der Schulversuch Agrar-HAK wird von der LR genehmigt.<br />
Beide Fachrichtungen beteiligen sich mit mehreren Projekten<br />
am Programm <strong>zur</strong> „Ökologisierung von Schulen“. Eine transportable<br />
Photovoltaikanlage wird im Rahmen des praktischen Unterrichts<br />
gebaut. Die Umbauarbeiten am Rinderstall des Lehrbetriebes<br />
werden in Angriff genommen.<br />
15
Chronologischer Überblick<br />
1998/1999<br />
Der Schulversuch Agrar-HAK startet mit 24 Schülern/innen.<br />
Der Bundessieg beim Ökologisierungswettbewerb ist eine<br />
hohe Auszeichnung für Schüler/innen und Lehrpersonen an<br />
der <strong>LLA</strong>.<br />
21.01.1999<br />
Im Beisein von LR Ferdinand Eberle wird der umgebaute Rinderstall<br />
eingeweiht.<br />
1999/2000<br />
Der neue Lehrplan für die Hauswirtschaft ist in Kraft getreten;<br />
nach ergänzenden Beschlüssen durch den SGA konnte er im<br />
abgelaufenen Schuljahr erstmals umgesetzt werden; die neuen<br />
schulautonomen Möglichkeiten erlauben eine optimale Ausrichtung<br />
auf den Schulstandort.<br />
Die <strong>LLA</strong> Imst kann nun mit einer eigenen Homepage aufwarten.<br />
Dank unseres EDV-Spezialisten, FL Josef Frischmann, konnte<br />
dieses ehrgeizige Vorhaben in die Tat umgesetzt werden.<br />
Die Milchverarbeitung übersiedelt in neue Räumlichkeiten, die<br />
nach modernsten Gesichtspunkten eingerichtet wurden.<br />
Ein Teil der bisher von der Samenprüfanstalt in Rinn betreuten<br />
Agenden wird an die <strong>LLA</strong> Imst übersiedelt.<br />
Frau Christina Röck wird zum Fachvorstand für die Hauswirtschaft<br />
bestellt.<br />
2000/2001<br />
Vorstellung des Leitbildes der <strong>LLA</strong> Imst.<br />
Beide Fachrichtungen eroberten beim Projekt „Schule mit Zukunft“<br />
den Titel eines Landessiegers.<br />
30.04.2001<br />
Die Fachschule für ländliche Hauswirtschaft konnte ihr zehnjähriges<br />
Bestehen feiern.<br />
2001/2002<br />
Im Rahmen des Projektes „Schule mit Zukunft“ haben die Schulpartner<br />
an der <strong>LLA</strong> Imst über ein <strong>Jahr</strong> an der Erstellung eines<br />
Leitbildes gearbeitet. Nach einer Reihe von Beratungen, Sitzungen<br />
und Workshops wurde die Endfassung formuliert und der<br />
Öffentlichkeit präsentiert.<br />
Nach umfangreichen Vorbereitungsarbeiten wird das alle Bereiche<br />
der Schule betreffende Projekt „Hofladen“ gestartet.<br />
Erstmals wird mit einer Partnerschule aus der Schweiz (Pfäffikon)<br />
ein projektorientiertes Austauschprogramm abgewickelt.<br />
2002/2003<br />
Die Fachschule für Landwirtschaft beteiligt sich mit einem filmischen<br />
Beitrag (Dokumentation der Praxisbetriebe) an den Festwochen<br />
des Alpenraumes in Telfs.<br />
Am landwirtschaftlichen Lehrbetrieb wird ein moderner Schafstall<br />
errichtet.<br />
In der Weberei erfolgt mit WM Annegret Schwegler eine Neubesetzung.<br />
2003/2004<br />
Die Anrechnung der schulischen Ausbildung (Absolventinnen<br />
des Tourismusschwerpunktes an der Fachschule für ländliche<br />
Hauswirtschaft) als vollständiger Lehrzeitersatz für den Lehr-<br />
16 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Chronologischer Überblick<br />
beruf Hotel- und Gastgewerbeassistent wird anerkannt.<br />
Die Schüler des zweiten <strong>Jahr</strong>gangs der landwirtschaftlichen<br />
Schule errichten unter Mithilfe der Lehrer und betrieblicher Mitarbeiter<br />
die Baulichkeiten für den neuen Tierhaltungszweig<br />
Grauvieh-Freilandmutterkuhhaltung.<br />
2004/2005<br />
Von der Tiroler Landesregierung wird das bauliche Entwicklungskonzept<br />
für die <strong>LLA</strong> Imst genehmigt. Die Umsetzung soll<br />
schrittweise bis zum <strong>Jahr</strong> 2009 erfolgen.<br />
Der neue Lehrplan für die landwirtschaftliche Fachschule ist<br />
fertiggestellt. Zu den wesentlichen Änderungen zählen die<br />
Ausweitung der Unterrichtsgegenstände Englisch und EDV, die<br />
Intensivierung und Spezialisierung im praktischen Unterricht<br />
sowie die Einführung von Blockunterricht und agrarischen Seminaren.<br />
2005/2006<br />
Der neue Lehrplan für die Fachschule Landwirtschaft tritt in<br />
Kraft.<br />
Die Abschlussprüfungen werden neu konzipiert (Klausur, praktische<br />
Prüfung, mündliche Prüfung mit Projektpräsentation)<br />
und vorerst als Schulversuch geführt.<br />
Die Bauarbeiten <strong>zur</strong> Errichtung der neuen Lehrwerkstätten<br />
(Holz,- Metall- und Landtechnik) werden aufgenommen.<br />
Im Rahmen einer betrieblichen Umstrukturierung kommt es<br />
<strong>zur</strong> Auflassung des Gartenbaubetriebes; das Blumengeschäft<br />
wird weiter geführt.<br />
2006/2007<br />
In der Lehrwerkstätte Gartenbau wurde ein neuer Folientunnel<br />
errichtet und das Projekt Biokräuteranbau ins Leben gerufen.<br />
Die Weberei hat ihr Fortbildungsprogramm erheblich ausgeweitet<br />
und präsentierte ihre Werkstücke in Ausstellungen und<br />
Präsentationen.<br />
Im Rahmen des Gen-Save-Projektes wurden an der <strong>LLA</strong> Imst 70<br />
alte Apfel- und Birnensorten angepflanzt.<br />
Diakon Bruno Tangl, Religionslehrer und Heimleiter, sowie Obstbaumeister<br />
Hermann Kiechl treten in den Ruhestand.<br />
27.04.2007<br />
Die neu errichteten Lehrwerkstätten werden in Beisein des Landeshauptmannes<br />
DDr. Herwig van Staa eingeweiht.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
2008/2009<br />
Im Rahmen des baulichen Entwicklungskonzeptes werden mehrere<br />
Umbauvorhaben begonnen. Die ehemaligen Werkstätten<br />
werden in Zukunft die Lehrwerkstätte Obstbau/Obstverarbeitung<br />
beherbergen, im Hauptgebäude geht man daran, Seminarräumlichkeiten<br />
zu errichten, und in der Hauswirtschaft werden<br />
Räumlichkeiten für den praktischen Unterricht geschaffen.<br />
Ein weiteres bauliches Programm betrifft ein Maßnahmenpaket<br />
für den Brandschutz.<br />
30.04.2010<br />
Die <strong>LLA</strong> Imst feiert das <strong>90</strong>-<strong>Jahr</strong>-Jubiläum.<br />
Anlässlich eines Festaktes werden die Seminar- und Übungsräumlichkeiten<br />
in den beiden Fachschulen eingeweiht. Ebenfalls<br />
seiner Bestimmung übergeben wird das für die Obstverarbeitung<br />
adaptierte ehemalige Werkstättengebäude.<br />
Im Jubiläumsjahr 2009/10 besuchen 186 Schüler/innen die<br />
landwirtschaftliche Fachschule (7 Klassen), in der Fachschule<br />
für ländliche Hauswirtschaft werden 150 Schüler/innen betreut<br />
(6 Klassen). Zwei Klassen (Facharbeiterstufe 26 Schüler/innen,<br />
Meisterstufe 32 Schüler/innen) werden im Rahmen der Fachschule<br />
für Erwachsene geführt.<br />
17
Dir. DI Josef Gstrein<br />
Das Bildungsangebot<br />
Über einen Zeitraum von mehr als fünf <strong>Jahr</strong>zehnten erfolgte<br />
die land- und hauswirtschaftliche Ausbildung der Schüler und<br />
Schülerinnen ausschließlich in Form von ein- bis zweijährigen<br />
Winterkursen.<br />
Vorerst als Schulversuch wurde im <strong>Jahr</strong> 1972 mit einer dreijährigen<br />
landwirtschaftlichen Schule gestartet, wobei das neunte<br />
Pflichtschuljahr in diesem Rahmen absolviert werden konnte.<br />
Nach zögerlichem Beginn hat diese Organisationsform immer<br />
mehr Anhänger gefunden. Seit dem Schuljahr 1991/92 ist der<br />
Abschluss der landwirtschaftlichen Fachschule erst nach einer<br />
dreijährigen Ausbildungszeit samt Pflichtpraktikum möglich.<br />
Fast zwanzig <strong>Jahr</strong>e später gab es eine ähnliche Entwicklung in<br />
der Hauswirtschaft, wobei die <strong>LLA</strong> Imst wiederum die Vorreiterrolle<br />
übernahm.<br />
Eine wichtige Ergänzung erfuhr das Ausbildungsangebot durch<br />
die Einrichtung der Fachschule für Erwachsene. Sie ermöglicht<br />
bereits berufstätigen Personen eine Fachausbildung in abendlichen<br />
Unterrichtseinheiten.<br />
Die landwirtschaftliche Fachschule<br />
Die Ausbildung an der Fachschule für Landwirtschaft vermittelt<br />
in einem ausgewogenen Verhältnis Inhalte aus den Bereichen<br />
Allgemeinbildung, Fachtheorie und praktischem Unterricht.<br />
Im landwirtschaftlichen Fachbereich verlagert sich die Gewichtung<br />
im Lauf der drei <strong>Jahr</strong>e von der Produktionstechnik über die<br />
Lebensmittelerzeugung hin <strong>zur</strong> Behandlung von Themenstellungen<br />
aus der Betriebswirtschaft und dem Marketing.<br />
Dem Unterricht in den Lehrwerkstätten für Holz- Metall- und<br />
Landtechnik wird unabhängig von der Schulstufe breiter Raum<br />
gewidmet.<br />
Bildungsziele<br />
• Umfassende berufliche Ausbildung für die selbständige Führung<br />
eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes<br />
• Vorbereitung auf eine anschließende Berufsausbildung im<br />
gewerblichen Bereich oder im Dienstleistungssektor<br />
• Erziehung der SchülerInnen zu demokratischen, heimatverbundenen,<br />
persönlich gefestigten und sozial verantwortlichen<br />
Staatsbürgern<br />
• Vorbereitung für eine weitere schulische Ausbildung (Matura)<br />
• Vertiefung der Verbundenheit mit dem bäuerlichen Berufsstand<br />
• Erweiterung und Festigung der Allgemeinbildung<br />
Organisationsform<br />
Das Vollschuljahr (September bis Juli) gliedert sich in allen drei<br />
Schulstufen in die Abschnitte Unterrichtszeit und Praktikum.<br />
Zwischen der 2. und 3. Schulstufe ist ein Fremdpraktikum im<br />
Ausmaß von 10 Wochen abzuleisten.<br />
Im Rahmen des praktischen Unterrichts können die Schüler je<br />
nach Interessenslage ab dem zweiten <strong>Jahr</strong>gang zwischen verschiedenen<br />
Angeboten (Landwirtschaft und Handwerk) <strong>zur</strong><br />
Vertiefung der Ausbildung wählen. Ergänzend werden nach<br />
Bedarf einzelne Unterrichtswochen für Spezialthemen (Obstbau,<br />
Imkerei) reserviert.<br />
Eine Austauschwoche zwischen den Lehranstalten Tirols bietet<br />
den Schülern die Gelegenheit, die schulspezifischen Inhalte der<br />
anderen Standorte (Pferdewirtschaft, Schweinehaltung etc.)<br />
näher kennen zu lernen.<br />
Unterrichtszeiten<br />
9. Schulstufe:<br />
Unterrichtszeit 10 Monate, Heimpraktikum 3 Wochen<br />
18 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Das Bildungsangebot<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
10. Schulstufe:<br />
Unterrichtszeit 8 Monate, Heimpraktikum 3 Wochen,<br />
Fremdpraktikum 10 Wochen<br />
11. Schulstufe:<br />
Unterrichtszeit 7 Monate, Heimpraktikum 3 Wochen<br />
Abschluss<br />
Die Ausbildung an der 3-jährigen landw. Fachschule wird mit<br />
der Ablegung einer Abschlussprüfung (Facharbeiterprüfung)<br />
beendet. Diese besteht aus Klausurarbeiten in Betriebslehre und<br />
Rechnungswesen und in Deutsch, jeweils praktischen Prüfungen<br />
im landwirtschaftlichen und handwerklichen Schwerpunkt<br />
und der mündlichen Prüfung in Form einer Projektpräsentation<br />
samt Fachgespräch. Die erfolgreiche Ablegung der Abschlussprüfung<br />
sowie der Nachweis der absolvierten Pflichtpraktika<br />
sind die Voraussetzungen für die Verleihung des landwirtschaftlichen<br />
Facharbeiterbriefes. Mit dem positiven Schulabschluss ist<br />
neben Anrechnungszeiten in verschiedenen Lehrberufen auch<br />
die Berechtigung zum Besuch einer dreijährigen Sonderform<br />
einer HBLA (Reifeprüfung) verbunden. Außerdem besteht die<br />
Möglichkeit, in wenigstens zwei <strong>Jahr</strong>en die Berufsreifeprüfung<br />
abzulegen.<br />
Zusatzqualifikationen<br />
Teilweise in den Regelunterricht integriert, andererseits in der<br />
Freizeit angesiedelt sind eine Reihe von Qualifizierungsmöglichkeiten,<br />
die den Schülern <strong>zur</strong> Wahl angeboten werden. Dazu<br />
zählt der Besuch des Traktorführerscheinkurses, gekoppelt<br />
mit der Ausbildung in Erste-Hilfe. Über die gesamte Schulzeit<br />
erstrecken sich die Teilprüfungen zum Europäischen Computerführerschein.<br />
Auf großes Interesse stoßen die Schilehreranwärterausbildung<br />
und der zertifizierte Schutzgasschweißkurs<br />
in Zusammenarbeit mit dem WIFI.<br />
Die Fachschule für ländliche Hauswirtschaft<br />
Im Rahmen der Ausbildung an der Fachschule für ländliche<br />
Hauswirtschaft wird hinsichtlich des Unterrichtsausmaßes den<br />
praktischen und theoretischen Inhalten der gleiche Stellenwert<br />
eingeräumt.<br />
Während im ersten <strong>Jahr</strong> die Allgemeinbildung sowie die Vermittlung<br />
und Festigung von Grundkenntnissen in den Bereichen<br />
Haus- und Landwirtschaft im Vordergrund stehen, werden<br />
in den beiden Folgejahren die Weichenstellungen für die weitere<br />
berufliche Ausrichtung vorgenommen. Die Schülerinnen<br />
haben die Möglichkeit, entweder den Unterrichtsschwerpunkt<br />
Gesundheit und Soziales oder jenen für Tourismus zu wählen.<br />
Bildungsziele<br />
• Umfassende hauswirtschaftliche Ausbildung <strong>zur</strong> selbständigen<br />
Führung von Haushalten und Betrieben der Gästebeherbergung<br />
• Vorbereitung auf eine außerlandwirtschaftliche Berufsausbildung<br />
(Schwerpunkte: Sozialberufe, Tourismus)<br />
• Vorbereitung auf eine weitere schulische Ausbildung (Matura)<br />
• Vertiefung der Verbundenheit mit dem bäuerlichen Berufsstand<br />
• Erweiterung und Festigung der Allgemeinbildung<br />
Organisationsform<br />
Das erste Schuljahr dient der Vermittlung von Grundkenntnissen<br />
in der Haus- und Landwirtschaft, der Festigung von Unterrichtsinhalten<br />
der Allgemeinbildung und der Entscheidungsfindung<br />
im Hinblick auf die Wahl des fachlichen Schwerpunktes<br />
für die folgenden zwei <strong>Jahr</strong>e. Damit eng verbunden ist die künftige<br />
berufliche Ausrichtung. Immerhin fast zwei Drittel der<br />
Schülerinnen tendieren zum Schwerpunkt Soziales, ein Drittel<br />
sieht Chancen in einem touristischen Beruf.<br />
19
Das Bildungsangebot<br />
Die Vertiefung in den Gegenständen der Haus- und Landwirtschaft<br />
erfolgt unabhängig von der sonstigen Spezialisierung.<br />
Nahezu die Hälfte des gesamten Unterrichtsausmaßes wird in<br />
Form von praktischen Übungen bestritten.<br />
Das Pflichtpraktikum im Ausmaß von 8 Wochen ist erst im<br />
dritten Schuljahr abzuleisten. Die erste Hälfte bereits zu Schuljahresbeginn<br />
oder wahlweise in den Sommerferien auf einem<br />
landwirtschaftlichen Betrieb mit Gästebeherbergung und die<br />
zweite Hälfte während des Schuljahres entweder in einer sozialen<br />
Einrichtung oder in einem Tourismusbetrieb.<br />
Unterrichtszeiten<br />
9. Schulstufe:<br />
Unterrichtszeit 10 Monate, freiwilliges Ferialpraktikum<br />
10. Schulstufe:<br />
Unterrichtszeit 10 Monate, freiwilliges Ferialpraktikum<br />
11. Schulstufe:<br />
Unterrichtszeit 8 Monate, 8 Wochen Pflichtpraktikum<br />
Abschluss<br />
Die Ausbildung an der 3-jährigen Fachschule für ländliche<br />
Hauswirtschaft wird durch die Ablegung einer Abschlussprüfung<br />
(Facharbeiterprüfung) beendet. Diese besteht aus einer<br />
Klausurarbeit in Wirtschaftslehre und Rechnungswesen, einer<br />
praktischen Prüfung in einem land- oder hauswirtschaftlichen<br />
Gegenstand und einer zweiteiligen mündlichen Prüfung. Letztere<br />
gliedert sich in die Präsentation eines Projektes samt Fachgespräch<br />
aus dem Ausbildungsschwerpunkt und in eine weitere<br />
Prüfung in einem theoretischen Gegenstand.<br />
Die erfolgreiche Ablegung der Abschlussprüfung sowie der<br />
Nachweis der absolvierten Pflichtpraktika sind die Voraussetzungen<br />
für die Verleihung des hauswirtschaftlichen Facharbeiterbriefes.<br />
Mit dem positiven Schulabschluss ist neben<br />
Anrechnungszeiten in verschiedenen Lehrberufen auch die<br />
Berechtigung zum Besuch einer dreijährigen Sonderform einer<br />
HBLA (Reifeprüfung) verbunden. Außerdem besteht die<br />
Möglichkeit, in wenigstens zwei <strong>Jahr</strong>en die Berufsreifeprüfung<br />
abzulegen.<br />
Zusatzqualifikationen<br />
Im Rahmen von Projektwochen und teilweise in den Regelunterricht<br />
integriert, andererseits in der Freizeit angesiedelt, sind<br />
eine Reihe von Qualifizierungsmöglichkeiten, die den Schülerinnen<br />
<strong>zur</strong> Wahl angeboten werden. Die Babysitterausbildung,<br />
der Erste-Hilfe-Kurs und die Ausbildung <strong>zur</strong> medizinischen<br />
Verwaltungsfachkraft werden von den Schülerinnen des Sozialschwerpunktes<br />
angestrebt. Die Touristiker ergänzen ihre Kenntnisse<br />
und Berechtigungen mit dem Schilehreranwärterkurs<br />
und der Ausbildung <strong>zur</strong> Rezeptionistin.<br />
Über die gesamte Schulzeit erstrecken sich die Teilprüfungen<br />
zum Europäischen Computerführerschein.<br />
Die Fachschule für Erwachsene<br />
In den beiden Fachrichtungen Landwirtschaft bzw. ländliche<br />
Hauswirtschaft gibt es auch Angebote für Spätberufene.<br />
Nach der positiven Absolvierung der ersten bzw. zweiten Ausbildungsstufe<br />
erhalten die Teilnehmer die Berechtigung zum<br />
Antritt <strong>zur</strong> Facharbeiterprüfung bzw. Meisterprüfung.<br />
Der Unterricht wird abends oder an Samstagen erteilt, das Gesamtausmaß<br />
an Stunden beträgt 260 (Facharbeiterstufe) bzw.<br />
360 (Meisterstufe).<br />
20 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Ing. Walpurga Schnegg / Ing. Robert Neuner<br />
Das Fremdpraktikum<br />
Die Kombination von theoretischer und praktischer Ausbildung<br />
an der Schule und die Vertiefung des Gelernten auf Praxisbetrieben<br />
haben sich zu einem wichtigen Bestandteil der Ausbildung<br />
an den landwirtschaftlichen Fachschulen etabliert. Zu den damit<br />
verbundenen Ausbildungszielen gehören die Förderung<br />
der Selbständigkeit und sozialer Kompetenzen, die Umsetzung<br />
von Kenntnissen und Fertigkeiten, das Vertrautwerden mit der<br />
beruflichen Realität und die vermehrte eigenverantwortliche<br />
Durchführung von Arbeiten.<br />
Die Verpflichtung <strong>zur</strong> Ableistung eines Fremdpraktikums wurde<br />
im <strong>Jahr</strong> 1988 im Lehrplan der Fachschule für Landwirtschaft<br />
verankert. In der Hauswirtschaft wurde diese Bestimmung mit<br />
der Etablierung der dreijährigen Ausbildung (1993) eingeführt.<br />
Seit diesem Zeitpunkt haben 640 Schüler/innen der Fachrichtung<br />
Landwirtschaft und 530 Schüler/innen der Fachrichtung<br />
ländliche Hauswirtschaft ein Fremdpraktikum absolviert.<br />
Als Berater/innen bei der Auswahl der Betriebe und der Koordination<br />
der zeitlichen Abwicklung fungieren Lehrpersonen.<br />
Diese Praktikantenbetreuer besuchen die Schüler/innen zumindest<br />
einmal während ihres Aufenthalts am jeweiligen Betrieb<br />
und machen sich dabei ein Bild von der Situation. Allenfalls<br />
erfüllen sie die Funktion eines Beraters, wenn Unstimmigkeiten<br />
auftreten.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Die Praktikanten/innen sind verpflichtet, ein Tagebuch zu führen.<br />
Diese Aufzeichnungen bedürfen einer intensiven Auseinandersetzung<br />
mit der Struktur und den Abläufen im Betrieb<br />
und sind nach Beendigung des Praktikums dem Betreuungslehrer/in<br />
vorzulegen.<br />
Landwirtschaft<br />
In der Zeit zwischen dem zweiten und dritten <strong>Jahr</strong>gang sind<br />
insgesamt zehn Wochen Fremdpraktikum zu leisten. Das rein<br />
landwirtschaftliche Praktikum kann um bis zu vier Wochen verkürzt<br />
werden, wenn diese Zeit in einem gewerblichen Betrieb<br />
verbracht wird. Damit erhält der Schüler die Gelegenheit, auch<br />
in jenem Berufsfeld zu praktizieren, wo er nach Abschluss der<br />
landwirtschaftlichen Fachschule eine Lehre beginnen will.<br />
Die meisten Schüler wählen einen Betrieb in Tirol oder in einem<br />
benachbarten Bundesland, nicht selten sind sie im Rahmen<br />
der Almwirtschaft tätig. Einige suchen sich größere Betriebe in<br />
Deutschland oder fallweise sogar in Übersee (USA, Kanada).<br />
Seitens der Schule werden im Hinblick auf die Anforderungen<br />
an den Betrieb bestimmte Dinge vorgegeben. So sollte der<br />
Betriebsleiter gut ausgebildet sein (Facharbeiter, Meister), den<br />
Praktikanten zeitgemäß unterbringen und verpflegen können<br />
und dafür garantieren, dass er nicht als Saisonarbeitskraft missbraucht<br />
wird.<br />
Als Praktikant ist der Schüler nach wie vor in der Krankenversicherung<br />
des Erziehungsberechtigten mitversichert. Der Be-<br />
21
Das Fremdpraktikum<br />
triebsleiter meldet ihn bei der Sozialversicherung an, wodurch<br />
die Unfallversicherung begründet wird. Im Rahmen einer Privathaftpflichtversicherung<br />
wird Vorsorge getroffen, sollte es<br />
durch den Praktikanten zu Schäden an Maschinen oder Geräten<br />
kommen.<br />
Hauswirtschaft<br />
Das Gesamtausmaß des vorgeschriebenen Praktikums beträgt<br />
acht Wochen. Die erste Hälfte ist im Sommer vor Unterrichtsbeginn<br />
des dritten <strong>Jahr</strong>gangs auf einem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb - vorzugsweise mit Urlaub am Bauernhof - zu absolvieren.<br />
In den letzten <strong>Jahr</strong>en geht der Trend zu spezialisierten Betrieben,<br />
wie Pferdehaltung, Weinbau und Obstbau. Besonders<br />
beliebt sind die Weinbauregionen im Osten Österreichs sowie<br />
Südtirol und das Allgäu.<br />
Der zweite Teil (Berufsorientierungspraktikum) wird während<br />
des dritten Unterrichtsjahres abgeleistet. Je nachdem für welchen<br />
Schwerpunkt sich die Schülerinnen entschieden haben,<br />
wählen sie zwischen touristischen und sozialen Einrichtungen.<br />
Erste Adressen sind die Spitzenhotellerie bzw. diverse Abteilungen<br />
in Krankenhäusern.<br />
Eine Schülerin während ihres Berufsorientierungspraktikums im Tourismusbereich<br />
22 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
DI Thomas Moritz, Marlies Gasteiger, Dr. Erich Auer<br />
Die Internate<br />
Der Besuch der beiden dreijährigen Fachschulen an der <strong>LLA</strong><br />
Imst ist nur in Verbindung mit einem Internatsaufenthalt möglich.<br />
Die Mädchen sind in den beiden Gebäuden der Hauswirtschaft<br />
untergebracht, die Burschen im Hauptgebäude bzw. im<br />
Landesschülerheim. Die als Erzieher/innen eingesetzten Lehrpersonen<br />
bemühen sich um eine wertorientierte Begleitung<br />
der ihnen anvertrauten jungen Menschen. Durch das Zusammenleben<br />
mit Gleichaltrigen eröffnet sich jedem die Chance,<br />
seine Persönlichkeit in der Gemeinschaft weiter zu entwickeln<br />
und zu festigen. Ein vielfältiges Freizeit- und Weiterbildungsangebot<br />
ermöglicht es den Schülern/innen, sich je nach Neigung<br />
zu betätigen und ihre individuellen Talente zu fördern.<br />
Die Frage, ob die Internatspflicht heute noch zeitgemäß ist,<br />
wird am ehesten von außen stehenden Personen aufgeworfen,<br />
hingegen kaum von unseren Absolventen/innen. Gründe<br />
für das Bejahen dieser Frage liegen einerseits in den positiven<br />
Erfahrungen, andererseits in der sich wandelnden Struktur von<br />
Familie und Arbeitswelt.<br />
Kleinere Familien ohne Großeltern in einem Haushalt, Patchwork-Familien,<br />
Familien, in denen beide Elternteile einem Verdienst<br />
nachgehen, gehören schon längst nicht mehr zu einem<br />
Phänomen, das sich auf die Großstadt beschränkt. Damit ist die<br />
Familie aber oft nicht mehr in der Lage, die volle Erziehungsverantwortung<br />
für die Kinder zu übernehmen. Der christliche<br />
Glaube als Basis unserer Erziehungsziele und als Halt gebende<br />
Kraft hat in den letzten <strong>Jahr</strong>en leider auch an Zuspruch verloren.<br />
Unumstritten ist auch die Tatsache, dass die Pubertät unserer<br />
Jugendlichen im Schnitt immer früher einsetzt - sich Buben und<br />
Mädchen also immer früher auf die Suche begeben, wer sie sind<br />
und wofür sie stehen. Gerade in dieser schwierigen Phase, in<br />
der man als Elternteil anscheinend alles falsch macht (übrigens<br />
Lehrer auch!), ist die Auseinandersetzung mit anderen Jugendlichen<br />
bzw. Erwachsenen so wichtig, damit sie ihre Stellung in<br />
der Gesellschaft finden. Somit ist es besser, sich manchmal aneinander<br />
zu reiben als keine oder nur wenig Beachtung zu finden.<br />
Schulintern ist es das Internat, welches die Grundvoraussetzung<br />
für eine gelungene Erziehung mit sich bringt: die Schaffung von<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Strukturen in Form eines Tagesablaufes bzw. die Vorgabe von<br />
Rhythmen. Das Miteinander in der Gruppe gibt oft Sicherheit<br />
und Halt und stärkt nicht zuletzt den Selbstwert jedes Einzelnen.<br />
Nicht zuletzt ist aber auch der steigende pädagogische<br />
Ausbildungsgrad unseres Teams ein entscheidender Faktor für<br />
eine gelungene Erziehung mit Einbeziehung des Elternhauses.<br />
Dabei sind wir ständig gefordert, uns auf die sich schnell verändernden<br />
Rahmenbedingungen einzustellen.<br />
Manchmal ist der Besuch unserer Internatsschule aber nicht nur<br />
ein Schritt in die richtige Richtung für den unmittelbar Betroffenen<br />
selbst, sondern auch eine Entlastung für die Familiensituation<br />
zu Hause. Dabei versteht sich unser Internat immer als<br />
Hilfestellung auf dem Weg <strong>zur</strong> Selbstständigkeit, nicht aber als<br />
Therapieeinrichtung für misslungene Erziehung. So ist es auch<br />
nötig, die Erziehungsverantwortung von zu Haus aus nicht<br />
ganz aus der Hand zu geben.<br />
Wir glauben nicht, dass es die Zahl an „Problemschülern“ ist, die<br />
in den letzten <strong>Jahr</strong>en zugenommen hat, aber die Sensibilität für<br />
Probleme und die Intensität der Probleme hat sich geändert.<br />
Selbst in schwierigen Fällen gelingt es uns jetzt immer öfter,<br />
über die Hilfe von außen Kontakte zu knüpfen, um den Schülern<br />
das Gefühl zu vermitteln, mit ihren Problemen nicht allein<br />
dazustehen.<br />
23
Die Internate<br />
Natürlich ist es oft schwierig für unsere Lehrpersonen, die ihren<br />
Dienst auch im Internat absolvieren, Schule und Heim zu trennen,<br />
und natürlich ist es auch nicht immer möglich, das nötige<br />
Vertrauen im Schüler zu wecken. Zeitliche, finanzielle und personelle<br />
Ressourcen geben verständlicherweise gewisse Grenzen<br />
vor, über die man sich nur sehr schwer hinwegsetzen kann.<br />
Motiviert von den Erfolgen der Vorgänger, die dieses Internat<br />
bestens geführt haben, stellen wir uns den zukünftigen Herausforderungen<br />
nach dem Motto: „Wer die Jugend hat, hat die<br />
Zukunft“!<br />
Hauswirtschaft<br />
Die Gesamtkapazität an Heimplätzen beträgt 159, aufgeteilt<br />
auf 52 Zimmer. Das Wohnheim ist nicht nur Schlaf- und Arbeitsplatz,<br />
sondern bietet den Schülerinnen auch die Möglichkeit,<br />
sich in vielen Bereichen weiterzuentwickeln und zu wachsen.<br />
Für uns als Erzieherinnen ist es eine Freude, die Mädchen auf ihrem<br />
Weg zu begleiten und ihnen eine Stütze zu sein. Besonderes<br />
Augenmerk legen wir auf die Pflege der Gemeinschaft, die<br />
geprägt sein soll von Toleranz, gegenseitiger Hilfe und gemeinsamen<br />
Aktivitäten. Feste und <strong>Feier</strong>n (Erntedank, Kathreintanz,<br />
Nikolaus, Fasching etc.) sind wichtige integrierende Veranstaltungen,<br />
die von den Schülerinnen in Zusammenarbeit mit den<br />
Lehrpersonen organisiert und durchgeführt werden.<br />
Zur sinnvollen Nutzung der Freizeit stehen den Schülerinnen je<br />
nach Interessenslage verschiedene Angebote <strong>zur</strong> Auswahl (Musikkapelle,<br />
Chor, Tanzkurse, Kinoabende, Selbstverteidigungskurs,<br />
Fitnessraum, Sauna, Tischfussball etc.)<br />
Landwirtschaft<br />
Im Hauptgebäude der <strong>LLA</strong> Imst können 150 Schüler untergebracht<br />
werden. Erst vor dreißig <strong>Jahr</strong>en wurden die bis dahin<br />
benützten Schlafsäle zu Zimmern umgebaut, in denen jeweils<br />
drei oder vier Bewohner einen Schlaf- und Studierplatz haben.<br />
Die Waschgelegenheiten und Duschen sind abschnittsweise<br />
<strong>zur</strong> gemeinschaftlichen Nutzung angeordnet. Die Zimmereinrichtungen<br />
werden durch die Betriebstischlerei schrittweise<br />
erneuert, um den heutigen Ansprüchen gerecht zu werden.<br />
Ganz entscheidend für das Wohlbefinden der Heimbewohner<br />
sind die abwechslungsreichen und schmackhaften Speisen.<br />
Das Essen wird immer frisch zubereitet und den Schülern in<br />
ausreichender Menge und oft auch <strong>zur</strong> Auswahl angeboten.<br />
Schon vor einiger Zeit wurde die Selbstbedienung eingeführt,<br />
wodurch die gesamte Essenszeit wesentlich ruhiger verläuft als<br />
vorher.<br />
Nach wie vor sind die Fachlehrer auch als Erzieher eingesetzt. So<br />
ist ein wesentlich besserer Kontakt zwischen Lehrer und Schüler<br />
gegeben. Geregelte Studierzeiten, die vom diensthabenden Erzieher<br />
überwacht werden, lassen rechtzeitig notwendige Steuerungen<br />
bei Lerndefiziten zu.<br />
Natürlich muss auch eine Fülle von Möglichkeiten geboten<br />
werden, die Freizeit sinnvoll zu gestalten, zumal es oft notwendig<br />
ist, überschüssige Körperkräfte in rechte Bahnen zu lenken.<br />
24 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Die Internate<br />
Sportliche Aktivitäten, kombiniert mit Wettbewerben und<br />
Vergleichskämpfen, ein bestens ausgestatteter Fitnessraum,<br />
die Schulmusikkapelle, verschiedene Spiele sowie die auf das<br />
Schuljahr verteilten Feste schaffen den nötigen Ausgleich zum<br />
Schulalltag.<br />
Landesschülerheim<br />
Im Zuge der österreichischen Bildungspolitik in den 70er-<strong>Jahr</strong>en<br />
wurde der Ruf nach weiterführenden Schulen immer lauter.<br />
So wurden viele neue Schulzentren gegründet, eines davon in<br />
Imst. In den folgenden <strong>Jahr</strong>en wurden die Handelsakademie,<br />
das Gymnasium und die HTL gegründet. Da sich der Einzugsbereich<br />
zu diesen Schulen über die Bundesländer Tirol (Osttirol),<br />
Salzburg, Vorarlberg und Südtirol erstreckte, wurde es notwendig,<br />
eine entsprechende Unterkunft für diese Schüler zu<br />
schaffen. Auf Initiative von Kapuzinerpater Heinrich Suso Braun,<br />
Landeshauptmann Eduard Wallnöfer und <strong>LLA</strong>-Direktor August<br />
Stern wurde das Landesschülerheim gebaut und im <strong>Jahr</strong>e 1974<br />
eröffnet.<br />
Das Heim bestand hauptsächlich aus Dreibettzimmern, verschiedenen<br />
Studiersälen, einem großen Speisesaal und diversen<br />
Freizeiträumen. Unter der Leitung von Hans Grabenweger<br />
wurde das pädagogische Konzept erstellt und weiterentwickelt.<br />
Mittlerweile wuchs der Schülerstand auf insgesamt 140 Jugendliche<br />
an, die sich auf die verschiedenen Schulen aufteilten, wobei<br />
die Gruppe der HTL-Schüler den Hauptanteil bildete, gefolgt<br />
von den <strong>LLA</strong>-Schülern und einer kleinen Gruppe an HASCH/<br />
HAK-Schülern - eine Aufteilung, die auch heute noch gilt.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Im Zuge der Renovierungsarbeiten Ende der 80-er-<strong>Jahr</strong>e wurden<br />
dann die Dreibett- in Zweibettzimmer umgebaut, teilweise<br />
mit Bad und WC ausgestattet, die Studiersäle aufgegeben und<br />
neue Gruppenräume geschaffen. Stetig veränderte sich auch<br />
das pädagogische Konzept, das sich mehr in Richtung sozialpädagogisches<br />
Arbeiten hin entwickelte. Mit vier ausgebildeten<br />
Sozialpädagogen, die sich schwerpunktmäßig um jeweils eine<br />
konstante Gruppe kümmerten, konnte die Beziehungsqualität<br />
wesentlich gesteigert, die Lernbetreuung erheblich verbessert<br />
und die Freizeitgestaltung bedarfsorientiert gestaltet werden.<br />
Durch die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Abteilung<br />
IIIc, der Direktion der <strong>LLA</strong> und dem gesamten 16 Kopf starken<br />
LSH-Team konnten mittlerweile rund 4 000 Jugendliche auf<br />
dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft begleitet werden. Dieser<br />
Weg wird bis heute konsequent weiterverfolgt. Nach wie vor sehen<br />
wir unsere primären Aufgaben darin, jeden Jugendlichen<br />
in seiner Entwicklung zu fördern, seine Persönlichkeit zu stärken<br />
und ihn zu einem verantwortlichen Handeln zu erziehen.<br />
Damit ist das Landesschülerheim ein Ort, wo Jugendliche eine<br />
Gemeinschaft erleben, wo sie soziale, menschliche und kulturelle<br />
Werte erfahren und wo sie feststellen, wie sie im Dialog von<br />
Erwachsenen als Person geschätzt werden.<br />
Wie die jährlich steigenden Anmeldezahlen beweisen, ist dies<br />
auch von vielen Eltern und Schülern nachgefragt. Insofern erfüllt<br />
das Landesschülerheim seinen gesellschaftlichen Auftrag.<br />
25
Die Internate<br />
26 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrbetriebe<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
Obstbau und Obstverarbeitung<br />
Die von professionellen Mitarbeitern verwalteten Betriebe der<br />
landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Imst sind wichtige reale<br />
Übungsstätten für die Schüler/innen.<br />
Sie werden nach den Richtlinien des Biolandbaus bzw. des integrierten<br />
Obstbaus bewirtschaftet. Die erzeugten Lebensmittel<br />
werden an die Schulküchen geliefert oder über den Hofladen<br />
und sonstige Verarbeitungsbetriebe vermarktet.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
27
Lehrbetriebe<br />
DI Hannes Nachtschatten / Ing. Hans Sommersguter<br />
Lehrbetrieb für Land- und Forstwirtschaft<br />
Der land- und forstwirtschaftliche Lehrbetrieb befindet sich im<br />
Ortsteil Brennbichl. Die Entfernung <strong>zur</strong> Schule beträgt rund 3<br />
km. Bewirtschaftet werden sowohl Acker- als auch Grünlandflächen.<br />
Neben Rindern (Milchvieh, Jungviehaufzucht, Freilandmutterkuhhaltung)<br />
werden auch Schafe, Mastschweine, Mastgeflügel<br />
und Legehennen gehalten. Die betreuten forstlichen<br />
Flächen bestehen aus einem Eigenwald sowie Teilwäldern, die<br />
auf 60 verschiedene Parzellen verteilt sind.<br />
Im Rahmen des praktischen Unterrichts erwerben sich die<br />
Schüler/innen Kenntnisse und Fertigkeiten in den Bereichen<br />
Viehwirtschaft, Grünlandwirtschaft, Ackerbau, Forstwirtschaft<br />
und Maschinenpflege.<br />
Geschichte<br />
Den Kern für den Gutsbetrieb bildete der zum Hotel Post gehörende<br />
Grund im Ausmaß von 14 ha. Er lag sehr zerstreut in<br />
den Gemeindegebieten von Imst, Tarrenz und Nassereith. Das<br />
Wirtschaftsgebäude samt Stallungen befand sich am verkehrsreichsten<br />
Platz der Stadt Imst, am Postplatz. Der Besitz wurde<br />
durch zahlreiche Tausch- und Kaufverträge vergrößert, besonders<br />
auch durch den Erwerb des Gasthofes „Zum Löwen“, so<br />
dass in den Zwanziger- und Dreißigerjahren eine Fläche von<br />
ungefähr 24 ha, verteilt auf 81 Grundstücke, bewirtschaftet<br />
wurde. Die Entwicklung der Stadt hatte <strong>zur</strong> Folge, dass viele<br />
Gründe für andere Zwecke benötigt wurden. Die Lehranstalt<br />
hatte daher bei der Planung eines neuen Gutshofes keine andere<br />
Möglichkeit, als nach Brennbichl in die Erlau auszuweichen.<br />
Sie erwarb von der Stadtgemeinde 8 ha Augrund, rodete<br />
diesen und errichtete darauf im <strong>Jahr</strong>e 1942 den Fohlenhof.<br />
Dieser wurde bereits im <strong>Jahr</strong> 1945 den Viehzuchtverbänden für<br />
Vermarktungszwecke überlassen. Schon während des Zweiten<br />
Weltkrieges und in der Nachkriegszeit wurde ein 26 ha großes<br />
Augrundstück westlich vom Fohlenhof gerodet und kultiviert.<br />
Hier fand der Gutshof seinen heutigen Standort.<br />
Im Herbst 1953 konnte der neue Lehrbetrieb in Brennbichl<br />
seiner Bestimmung übergeben werden. Aber schon vier <strong>Jahr</strong>e<br />
später fiel ein Teil der Wirtschaftsgebäude einem Brand zum<br />
Opfer und musste in den <strong>Jahr</strong>en 1957 bis 1959 neu aufgebaut<br />
werden.<br />
Durch gezielte Bodenverbesserungsmaßnahmen gelang es in<br />
der Folge, aus wenig ertragreichen Erlauböden fruchtbare Kulturgründe<br />
zu schaffen.<br />
Die Ausweitung der Industriezone in den vergangenen zwei<br />
<strong>Jahr</strong>zehnten brachte es mit sich, dass die arrondierte Fläche fast<br />
um die Hälfte reduziert wurde.<br />
Aktuelle Betriebsdaten<br />
Der Lehrbetrieb in Brennbichl befindet sich auf einer Seehöhe<br />
von 750 m, ein Teil der bewirtschafteten Flächen liegt im Gurgltal<br />
auf ca. 850 m. Die mittlere <strong>Jahr</strong>estemperatur beträgt +6,5 °C,<br />
an Niederschlägen sind durchschnittlich 750 - 880 mm pro <strong>Jahr</strong><br />
zu erwarten.<br />
Von der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche im Ausmaß<br />
von rund 25 ha entfallen auf Dauergrünland (2-3 schnittig) 15,8<br />
ha, auf Wechselwiese 6,4 ha, auf Silomais 2,4 ha und auf Kartoffeln<br />
0,5 ha. Die forstliche Nutzfläche besteht aus 12 ha Eigenwald,<br />
26 ha entfallen auf Teilwälder.<br />
Betriebszweige<br />
Der Bestand an Rindern beträgt 52 Stück, davon sind 24 Milchkühe<br />
der Rassen Braun- und Grauvieh und 5 Mutterkühe (Grauvieh)<br />
anzuführen.<br />
28 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrbetriebe<br />
Der Rinderstall wurde im <strong>Jahr</strong> 1998 auf der Basis eines kostengünstigen<br />
Planes umgebaut.<br />
Dabei konnten die Anforderungen im Hinblick auf Tiergerechtheit,<br />
Stallklima und Arbeitsorganisation Berücksichtigung finden.<br />
Die Milchkühe befinden sich in einem Liegeboxenlaufstall<br />
mit angeschlossenem Melkstand und einem großzügig bemessenen<br />
Auslaufareal. Die Jungtiere sind in einem nach Boxen gegliederten<br />
Tieflaufstall untergebracht.<br />
Auf Anregung des Grauviehzuchtverbandes wurde im <strong>Jahr</strong><br />
2003 die Freilandhaltung einer Mutterkuhherde in die Tat umgesetzt.<br />
Die Tiere haben lediglich einen windgeschützten Unterstand<br />
<strong>zur</strong> Verfügung, in dem auch das Futter angeboten<br />
wird. Auf den angrenzenden Weideflächen können sie sich das<br />
ganze <strong>Jahr</strong> über frei bewegen.<br />
aus Freilandhaltung vermarktet werden.<br />
Die Einbuße an Flächen hatte <strong>zur</strong> Folge, dass die pflanzenbauliche<br />
Produktion fast ausschließlich auf die Erzeugung von Viehfutter<br />
reduziert wurde. Lediglich Erdäpfel werden für die Versorgung<br />
der schuleigenen Küchen und <strong>zur</strong> Lieferung von Saatgut<br />
angebaut.<br />
Ein zweckdienliches und zugleich formschönes Gebäude dient<br />
als Unterkunft für die schuleigene Schafherde. Durchschnittlich<br />
werden 20 Mutterschafe der Rasse Tiroler Bergschaf gehalten.<br />
Durch Einkreuzung mit einem Suffolkwidder entstehen wuchsfreudige<br />
Lämmer mit einer guten Schlachtkörperqualität.<br />
Eine betriebliche Neuorganisation hatte <strong>zur</strong> Folge, dass die<br />
Ferkelproduktion aufgegeben wurde und nunmehr lediglich<br />
Mastschweine für den schuleigenen Bedarf erzeugt werden.<br />
Die frei gewordenen Räumlichkeiten des Schweinestalles wurden<br />
im <strong>Jahr</strong> 2008 für die Unterbringung von 100 Legehennen<br />
adaptiert. Durch die großzügig bemessene Auslauffläche und<br />
die in einem Biobetrieb praktizierte Fütterung können Bioeier<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Versuchsbetrieb<br />
Die Aktivitäten auf dem Ausbildungs– und Versuchssektor haben<br />
in den letzten <strong>Jahr</strong>en ein beachtliches Ausmaß erreicht.<br />
Sehr viele pflanzenbauliche Versuche werden von der Versuchsabteilung<br />
des Landes Tirol auf den Flächen (ca. 1ha) des Lehrbetriebes<br />
durchgeführt. Neben Versuchen im Wirtschaftsgrünland<br />
<strong>zur</strong> Feststellung von Trockenschäden, deren Auswirkungen<br />
auf den Pflanzenbestand und Übersaatversuchen, werden<br />
im Ackerbau Sortenversuche für Getreide, Mais und Erdäpfel<br />
durchgeführt. Auf der gesamten Versuchsfläche werden über<br />
hundert verschiedene Sorten auf Ertrag, Krankheitsanfälligkeit<br />
und andere Parameter getestet.<br />
Lehrer und Schüler nutzen das vielseitige Versuchsgelände für<br />
Ausbildungszwecke im praktischen Unterricht. Landwirte können<br />
die Ergebnisse der Sortenversuche, die unter den typischen<br />
klimatischen Bedingungen des Tiroler Oberlandes stattfinden,<br />
für ihre Betriebe erfolgreich anwenden.<br />
Der landwirtschaftliche Lehrbetrieb der <strong>LLA</strong> Imst ist ein Ort, wo<br />
Theorie <strong>zur</strong> Praxis wird und Ausbildungs-, Beratungs- und Öffentlichkeitsaufgaben<br />
erfüllt werden.<br />
29
Lehrbetriebe<br />
Franz Girstmair<br />
Lehrbetrieb für Obstbau und Obstverarbeitung<br />
Die Obstgärten der <strong>LLA</strong> Imst befinden sich auf drei verschiedenen<br />
Standorten. Der größte Teil der Fläche wird von Kern- und<br />
Steinobstanlagen eingenommen. Der Rest ist mit Beerenobststräuchern<br />
bepflanzt.<br />
Das geerntete Tafelobst wird vorwiegend über den Hofladen<br />
vermarktet bzw. im Rahmen des Internatsbetriebes von den<br />
Schüler/innen verzehrt. Die sonstige Ware gelangt in den Obstverarbeitungsbetrieb.<br />
Dort wird eine ganze Palette hochwertiger<br />
Produkte erzeugt.<br />
Die Schüler/innen werden im praktischen Unterricht mit den<br />
Pflegemaßnahmen im Obstbau und den verschiedenen Arbeitstechniken<br />
bei der Obstverarbeitung vertraut gemacht.<br />
einer eigenen Obstbauschule (1952) bzw. von Facharbeiterkursen<br />
(19<strong>90</strong>) waren jeweils nur für einige Zeit erfolgreich; für<br />
eine eigene Berufsausbildung war das Interesse offensichtlich<br />
zu gering.<br />
Die Flexibilität des seit dem <strong>Jahr</strong> 2004 geltenden Lehrplans<br />
ermöglicht es, interessierten Schülern eine intensive praxisorientierte<br />
Ausbildung anzubieten. In Zusammenarbeit mit der<br />
Landwirtschaftskammer und dem Baumwärterverband können<br />
sie auch die Ausbildung zum Baumwärter absolvieren.<br />
Betriebsdaten<br />
Die Obstanlagen befinden sich auf den Standorten „Fistuem“<br />
(1,2 ha), „Lammgarten“ (0,3 ha) und im Bereich der ehemaligen<br />
Gärtnerei (0,5 ha). In einer gepachteten Hochstammanlage (2<br />
ha) am Geierbühel können die Schüler ausgiebig Erfahrungen<br />
beim Baumschnitt sammeln.<br />
Die meisten der insgesamt 4 200 Bäume sind einreihig ausgepflanzt,<br />
zu Demonstrationszwecken gibt es auch V- bzw. Y- Erziehung.<br />
Sämtliche Intensivkulturen werden mit einer Tröpfchenbewässerung<br />
versorgt.<br />
Geschichte<br />
Der Unterricht in Obstbau hat seit der Schulgründung einen<br />
wichtigen Stellenwert. Die <strong>LLA</strong> Imst war immer ein Impulsgeber<br />
für die Etablierung neuer Entwicklungen, sei es im Bereich der<br />
Erziehungsformen von Obstbäumen, im Pflanzenschutz oder<br />
auch in der Verarbeitungstechnik. Die Anläufe <strong>zur</strong> Etablierung<br />
30 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrbetriebe<br />
Im <strong>Jahr</strong> 2007 wurden im Rahmen des Gesamttiroler Gen-Save-<br />
Projektes 70 verschiedene Apfelsorten (210 Bäume) angepflanzt.<br />
Die Zielsetzung dieses Unterfangens ist die Erhaltung<br />
alter Lokalsorten, um den Verlust an Biodiversität einzuschränken.<br />
Obstanlagen<br />
Die Anbaufläche für Kernobstkulturen beträgt 1,5 ha. Darauf<br />
befinden sich 3 500 Apfelspindeln (17 Sorten) und 200 Birnenspindeln<br />
(2 Sorten).<br />
Die Steinobstanlagen (0,3 ha) bestehen aus 2 Zwetschkensorten<br />
sowie je einer Sorte von Marille und Pfirsich. Die früher vorhandenen<br />
Zwetschkenviertelstämme wurden inzwischen alle<br />
durch Spindeln ersetzt.<br />
Die bisher im Gurgltal angesiedelte Schwarze Ribislkultur wurde<br />
aufgelassen, eine Neuanlage (0,2 ha der Sorte Titania) erfolgte<br />
kürzlich im Areal der ehemaligen Gärtnerei. Zu Demonstrationszwecken<br />
befinden sich ebenfalls in diesem Bereich<br />
Brombeeren, Himbeeren und Weinreben.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Obstverarbeitung<br />
Nach umfangreichen Umbauarbeiten (2008/09) können die<br />
ehemaligen Räumlichkeiten der handwerklichen Werkstätten<br />
nunmehr für die Zwecke der Obstverarbeitung genutzt werden.<br />
Insgesamt stehen 420 m² Nutzfläche <strong>zur</strong> Verfügung. Die räumliche<br />
Trennung der Arbeitsbereiche in verschiedene Abschnitte<br />
ermöglicht eine Optimierung der Abläufe. In einem einladend<br />
gestalteten Verkaufsraum können die hergestellten Produkte<br />
verkostet und gekauft werden. Im Dachgeschoß befinden sich<br />
ein Lager für Leergebinde und ein Unterrichtsraum.<br />
Rund um die Mosterei (Einbandpresse, Zentrifuge, Pasteur) angesiedelt<br />
sind das Gärlager, die Brennerei, ein Raum für die Essigproduktion,<br />
das Kühllager für Tafelobst und ein Labor.<br />
In die Erzeugung der Produktpalette (Apfelsaft, Apfelmost, Apfelessig,<br />
Schnäpse und Liköre, Ribisldicksaft) sind die Schüler im<br />
Rahmen des praktischen Unterrichts miteingebunden.<br />
31
Lehrbetriebe<br />
Der Lehrbetrieb - ein zentraler Ort für den praktischen Unterricht<br />
32 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrwerkstätten<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
Handwerk<br />
Hauswirtschaft<br />
Im Gegensatz zu den Lehrbetrieben dienen diese Einrichtungen<br />
in den allermeisten Fällen ausschließlich der Abwicklung<br />
des praktischen Unterrichts. Die Verwaltung der Werkstätten<br />
erfolgt durch Lehrpersonen, in manchen Bereichen kommen<br />
auch sonstige Bedienstete zum Einsatz.<br />
• Waldwirtschaft, Gartenbau, Produktverarbeitung Milch und<br />
Fleisch<br />
• Holztechnik, Metalltechnik, Landtechnik<br />
• Küche und Service, Hauswirtschaft, Kreatives Werken und<br />
Textilverarbeitung, Landwirtschaft und Gartenbau<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
33
Lehrwerkstätten<br />
Ing. Karl Holzknecht<br />
Waldwirtschaft<br />
Der Wald spielt für die Bauern in Tirol seit jeher eine große Rolle.<br />
41 % (515 000 ha) der Landesfläche sind von Wald bedeckt.<br />
Diese Waldflächen richtig zu pflegen und zu nutzen ist eine anspruchsvolle<br />
und verantwortungsvolle Aufgabe. Durch die Bewirtschaftung<br />
unserer Wälder wird nicht nur der Zuwachs von<br />
wertvollem Holz gefördert, sondern gleichzeitig die Schutz- und<br />
Wohlfahrtsfunktion erhalten und verbessert. Viele Waldbesitzer<br />
haben erkannt, dass eine regelmäßige Waldbewirtschaftung<br />
eine sinnvolle und ertragreiche Einkommenschance bietet.<br />
Eine wichtige Voraussetzung für die Verwirklichung von Zielvorstellungen<br />
in der Waldpflege, Walderhaltung und Waldbewirtschaftung<br />
ist die bestmögliche praktische Ausführung aller<br />
erforderlichen Waldarbeiten.<br />
An diesem Punkt setzt die schulische Ausbildung an. Sie verfolgt<br />
das Ziel, dass die Schüler sämtliche Waldarbeiten erlernen<br />
und selbständig ausführen können.<br />
Dazu wird ihnen neben einer theoretischen Basis ein breit gefächertes<br />
Paket an praktischen Unterrichtsinhalten vermittelt.<br />
Im ersten <strong>Jahr</strong>gang geht es um das Kennenlernen der forstlich<br />
relevanten Pflanzen, die Werkzeugkunde und die Wartung und<br />
Pflege der Motorsäge. Ausgestattet mit den fachlichen Grundkenntnissen<br />
und Fertigkeiten, wird in den Folgejahren die Betonung<br />
auf die eigentliche Waldbewirtschaftung gelegt. Die<br />
Unterrichtseinheiten erstrecken sich von der Aufforstung über<br />
die Jungwuchs- und Dickungspflege bis <strong>zur</strong> Durchforstung und<br />
der Schlägerung von Schwach- bzw. Starkholz.<br />
Ein ganz besonderes Augenmerk wird dabei der Unfallvermeidung<br />
und der Arbeitssicherheit gewidmet.<br />
Schüler, die sich für den Ausbildungsschwerpunkt Forst Spezial<br />
entscheiden, erhalten eine intensivere praktische Ausbildung.<br />
Nach dem Abschluss der Fachschule werden im Rahmen der<br />
Ausbildung zum Forstfacharbeiter zwei Lehrjahre angerechnet.<br />
Die Abwicklung der Unterrichtseinheiten erfolgt einerseits im<br />
Forstraum (Hauptgebäude) und andererseits am Freigelände<br />
des Lehrbetriebes (Schneidetechnik) bzw. im Lehrforst (Eigenwald:<br />
12 ha; Teilwälder: 26 ha).<br />
34 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrwerkstätten<br />
DI Marianne Enthofer<br />
Gartenbau<br />
Seit dem Schuljahr 2007/08 werden in der Lehrwerkstätte Gartenbau,<br />
eingebunden in den praktischen Unterricht Gartenbau,<br />
Kräuterjungpflanzen nach den Richtlinien des biologischen<br />
Landbaues gemäß EU-VO 2092/91 erzeugt.<br />
Die Ausstattung umfasst eine Fläche von ca. 66 m² im Kräss-<br />
Glashaus, ca. 60 m² Stellfläche im alten Tunnel, 20 m² im neuen<br />
Tunnel sowie seit dem Anbaujahr 08/09 30 m² Fläche im neuen<br />
Tunnel für die Biogemüse-Jungpflanzen sowie Materiallagerflächen<br />
im Arbeitsraum Gartenbau.<br />
Im vergangenen Schuljahr wurde im Rahmen der Mobilitätswoche<br />
ein Freilandquartier für unsere Mutterpflanzen realisiert.<br />
Dieses verbessert die Vermehrungsbedingungen für unser Minzensortiment<br />
wesentlich.<br />
Der Kräuteranbau wird über den Unterricht hinausgehend vom<br />
Personal der Lehrwerkstätte Gartenbau mit großer Sorgfalt betreut.<br />
Arbeitsspitzen ergeben sich vor allem im Frühjahr, wenn<br />
die Biokräuter auch während des Wochenendes, der Schulferien<br />
und der Praktika betreut sein wollen und die Produktion<br />
nicht durch den Praktischen Unterricht Gartenbau abgedeckt<br />
werden kann.<br />
Projektziele<br />
Die Ziele des Projektes wurden zu Beginn folgendermaßen<br />
formuliert: Aufbau eines geeigneten Sortimentes, Aufbau des<br />
Mutterpflanzenbestandes, Aufbau der Vermarktung, Einbindung<br />
der Kräuterproduktion in den praktischen Unterricht Gartenbau<br />
mit den Schülern der Fachschule für Landwirtschaft.<br />
Nach einer Laufzeit von drei <strong>Jahr</strong>en sind die zu Beginn gesteckten<br />
Ziele erreicht. Die Produktion umfasst derzeit 88 Kräuterarten<br />
und Varietäten. Das Sortiment orientiert sich am Bedarf der<br />
Abnehmer und umfasst Küchenkräuter und Heilkräuter sowie<br />
manche Besonderheit. Bei den nur vegetativ vermehrbaren Arten<br />
gibt es einen ausreichend großen Bestand an Mutterpflanzen.<br />
Die Zertifizierung des Produktionszweiges erfolgt durch<br />
die BIKO Tirol, so dass die Jungpflanzen als Bioware abgegeben<br />
werden können.<br />
Im praktischen Unterricht sind die Schüler im ersten und dritten<br />
<strong>Jahr</strong> in die Kräuterproduktion eingebunden. So erzeugt<br />
beispielsweise der erste <strong>Jahr</strong>gang FSL heuer die Biokräuter für<br />
den Tag der offenen Tür. Der dritte <strong>Jahr</strong>gang hat eine PU-Einheit<br />
Kräuterbau, in der über die Produktion von Jungpflanzen hinausgehend<br />
die Produktionsalternative Kräuterbau im Mittelpunkt<br />
des Unterrichtes steht.<br />
Ein wichtiges Anliegen im Projekt ist die Vernetzung mit den<br />
Kräuterbauern. Der Großteil unserer Jungpflanzen wird an die<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
35
Lehrwerkstätten<br />
Tiroler Kräuterbauern und die Tiroler Kräuterpädagogen weitergegeben.<br />
Dem entspricht die Angebotsform in der 54-Topfplatte<br />
mit einem Topfdurchmesser von 5,3 cm. Im Regelfall sichert<br />
dieser Kompromiss zwischen Topf und kleinerer Topfplattenware<br />
ein rasches Anwachsen und eine gute Entwicklung der Pflanzen<br />
nach dem Auspflanzen.<br />
Fixtermine für die Vermarktung unserer Kräuterjungpflanzen<br />
sind der jährliche Tag der offenen Tür an der <strong>LLA</strong> Imst und die<br />
Blühenden Träume - Tiroler Gartentage in Innsbruck /Igls.<br />
Der Umfang der Produktion hat in den vergangenen beiden<br />
<strong>Jahr</strong>en kontinuierlich zugenommen und erreichte mit den Bestellungen<br />
für 2010 einen Höchstwert von 17 000 bestellten<br />
Pflanzen. Hinzu kommen noch eine annähernd gleiche Anzahl<br />
von Biogemüse-Jungpflanzen. Diese Produktion startete im<br />
vergangenen <strong>Jahr</strong>. Wir haben damit einem Wunsch der Kräuterbauer<br />
entsprochen, für die die Gemüsejungpflanzen eine<br />
wertvolle Ergänzung des Angebotes darstellen. Darüber hinaus<br />
werden Oberländer Betriebe beliefert, die Biogemüse erzeugen.<br />
Seit dem Frühjahr 2009 ist auch diese Produktionsrichtung<br />
von der BIKO Tirol zertifiziert.<br />
Meilensteine<br />
Mit der Erzeugung von Biokräuter Jungpflanzen wurde in der<br />
Lehrwerkstätte Gartenbau Neuland beschritten. Einer der Produktionszweige<br />
wurde auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt.<br />
Im Unterglasanbau bedeutet dies ein stark erhöhtes Produktionsrisiko,<br />
weil in Bezug auf Krankheiten und Schädlinge<br />
nur sehr wenige Möglichkeiten der Vorbeugung von Schäden<br />
und der Bekämpfung von Schadursachen gegeben sind. Sorgfältiges<br />
und sauberes Arbeiten und genaue Bestandeskontrolle<br />
erfordern Zeit und Ausdauer. Dank großem Einsatz aller am<br />
Projekt beteiligten Schüler und Mitarbeiter konnte diese Hürde<br />
bisher noch jedes <strong>Jahr</strong> gemeistert werden.<br />
Die im biologischen Anbau zugelassenen Betriebsmittel sind<br />
vor Ort oft nicht erhältlich und müssen teilweise im Ausland bestellt<br />
werden, wodurch besonders im Frühjahr terminliche Engpässe<br />
entstehen. Die in den vergangenen beiden <strong>Jahr</strong>en gemachten<br />
Erfahrungen mit Substraten, Saatgut, Düngung und<br />
Nützlingseinsatz waren sehr wichtig. Mit dem heurigen Anbau<br />
scheint zum ersten Mal Routine einzukehren.<br />
Rund um die Biojungpflanzenerzeugung haben in den vergangenen<br />
<strong>Jahr</strong>en an der <strong>LLA</strong> Imst Veranstaltungen zum Themenbereich<br />
Kräuter (Kräuteranbau, -verarbeitung und Anwendung)<br />
stattgefunden. Die Zielgruppen waren Kräuteranbauer und<br />
interessierte Personen. Die Veranstaltungen fanden in Zusammenarbeit<br />
mit den Kräuterbauern, dem Ökozentrum und dem<br />
Absolventenverein der <strong>LLA</strong> Imst statt.<br />
Im heurigen <strong>Jahr</strong> werden erstmals Tiroler Herkünfte von Kräutern<br />
getestet. Sie stammen aus der Gene Save Sammlung, welche<br />
vom Fachgebiet Landwirtschaftliches Versuchswesen sowie<br />
der LLK Tirol in Nordtirol betreut wurde. Der Versuchsanbau<br />
soll zeigen, ob die Herkünfte geeignet sind, in unsere Angebotsliste<br />
aufgenommen zu werden.<br />
36 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrwerkstätten<br />
Ing. Paul Juen<br />
Milchverarbeitung<br />
Von 1929 bis 1972 war im Gebäude der Lehranstalt eine Molkerei<br />
untergebracht. Diese fungierte als reiner Wirtschaftsbetrieb<br />
und hatte mit der Ausbildung von Fachschülern nichts zu tun.<br />
Ansätze, die Verarbeitung von Milch ins Unterrichtsprogramm<br />
aufzunehmen, gab es erst im Schuljahr 1988/89. Zu dieser Zeit<br />
existierte noch keine Milchhygieneverordnung, und so war es<br />
uns möglich, in der Schulküche bzw. in der Kleinküche im Internat<br />
auf kleinstem Raum die ersten Produkte, wie Jogurt, Topfen<br />
und Butter, herzustellen. Bereits 2 <strong>Jahr</strong>e später adaptierten wir<br />
das Kartoffellager der Fachschule für Hauswirtschaft und funktionierten<br />
diesen Raum zu einem Verarbeitungsraum um. Alle<br />
Baumaßnahmen dafür wurden von den Schülern in der Baukundepraxis<br />
selbständig durchgeführt. Der Raum wurde geteilt,<br />
um einen Reiferaum integrieren zu können, und anschließend<br />
die gesamten Räumlichkeiten verfliest. Die Ausstattung<br />
wurde bewusst einfach gehalten, da nur wenige Schüler zu<br />
Hause über optimal ausgestattete Verarbeitungsräume verfügten.<br />
Neben den üblichen Gerätschaften, wie Käsekessel mit 60<br />
Liter Inhalt, Holzbutterfass, Zentrifuge und E-Herd, beinhaltete<br />
der Raum die notwendigsten Kleingeräte für die Herstellung<br />
der Milchprodukte.<br />
Mit dem Inkrafttreten der Milchhygieneverordnung 1999 waren<br />
auch wir, wie so viele Direktvermarkter auch, gezwungen,<br />
unseren Milchverarbeitungsraum neu zu konzipieren.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Im Laufe des Spätsommers begann der Um- und Ausbau eines<br />
Teiles der ehemaligen Molkerei. Im Frühjahr 2000 konnten<br />
wir dann den neuen, geräumigen Milchverarbeitungsraum<br />
beziehen. Seit damals sind wir nach den neuen Richtlinien ein<br />
Be- und Verarbeitungsbetrieb mit Betriebsnummer. Damit ist<br />
es uns möglich, neben den anderen Produkten, die wir schon<br />
längere Zeit produzieren, zusätzlich die Rohmilch- und Trinkmilchpalette<br />
für unsere Schule bereitzustellen.<br />
Die Verarbeitungsräumlichkeiten sind mit den erforderlichen<br />
Gerätschaften ausgestattet: 4 Käsefertiger mit unterschiedlichem<br />
Fassungsvermögen, 1 Milchseparator, 1 Inkubator für die<br />
Kulturenbereitung , 1 Brutschrank, je eine Reife- und Kühlzelle<br />
und einiges andere mehr.<br />
Im Laufe des <strong>Jahr</strong>es werden ca. 30 000 kg Milch verarbeitet. Damit<br />
können wir unsere Schulküchen zu 100 % mit Trinkmilch<br />
und Jogurt beliefern. Bei allen anderen Produkten können wir<br />
den Bedarf nur teilweise abdecken. Von November bis Ende April<br />
beliefern wir auch unseren schuleigenen Hofladen mit allen<br />
Produkten sowie die Oberländer Bauernkiste. Diese jedoch nur<br />
mit einer Käsesorte.<br />
Während ihrer dreijährigen Ausbildung erlernen die Schüler/innen<br />
die Erzeugung und Behandlung von Qualitätsmilch sowie<br />
schrittweise die Herstellung der einzelnen Milchprodukte.<br />
37
Lehrwerkstätten<br />
Im 1. <strong>Jahr</strong> starten wir mit einer Hygieneschulung und der Erzeugung<br />
von Naturjogurt, Fruchtjogurt, Sauermilch, Fru-Fru<br />
und Säuretopfen. Im 2. <strong>Jahr</strong> steht die Herstellung von Labtopfen,<br />
Trinkmolke, Säuretopfen, Süß- und Sauerrahmbutter und<br />
ungereiftem Weichkäse auf dem Programm. Im 3. <strong>Jahr</strong> werden<br />
Weichkäse wie Camembert, Schnittkäse, Graukäse und andere<br />
Käsekreationen produziert. Hier wird auch der Käsebehandlung<br />
und Käsepflege breiter Raum gewidmet.<br />
Mit der Einführung des neuen Lehrplanes 2005 gibt es im Bereich<br />
der Produktverarbeitung die Möglichkeit, Spezialisierungen<br />
anzubieten. Somit kann der Schüler der Fachrichtung<br />
Landwirtschaft im zweiten und dritten <strong>Jahr</strong> Spezialseminare im<br />
Bereich Milchverarbeitung belegen.<br />
Die Herstellung von Qualitätsprodukten und das Interesse<br />
<strong>zur</strong> Eigenverarbeitung und Selbstvermarktung von Milch am<br />
Heimbetrieb zu wecken sind die vorrangigen Ausbildungsziele.<br />
Darüber hinaus lernen die Schüler die erforderlichen Fertigkeiten,<br />
um als Beisenner auf einer Alm zu arbeiten. Schließlich<br />
erfüllen die Lehrinhalte die Bedingungen, um eine verkürzte<br />
Lehrzeit bei der Ausbildung zum Molkerei- und Käsereifacharbeiter<br />
in Anspruch nehmen zu können.<br />
Ing. Josef Grill<br />
Fleischverarbeitung<br />
Im Rahmen des praktischen Unterrichtsgegenstandes Fleischverarbeitung<br />
werden die im landwirtschaftlichen Lehrbetrieb<br />
geschlachteten Tiere einer bedarfsorientierten Verwertung<br />
zugeführt. Die Schulküchen übernehmen sowohl die aufbereiteten<br />
Teilstücke als auch die Verarbeitungsprodukte. Letztere<br />
werden auch über den Hofladen vermarktet.<br />
Waren es früher nur gelegentliche Unterrichtseinheiten, die in<br />
improvisierten Räumlichkeiten (Küche) abgewickelt wurden,<br />
steht seit 1993 ein eigener Verarbeitungsraum <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Dieser entspricht den Auflagen des Lebensmittelgesetzes<br />
und wird nach einem vorgegebenen Hygieneplan (HACCP)<br />
regelmäßig desinfiziert. Neben<br />
einem Fleischwolf und<br />
einem Kutter finden sich dort<br />
auch zwei Wurstfüller, Verarbeitungstische<br />
und das erforderliche<br />
Werkzeug. Direkt<br />
angeschlossen sind Kühl- und<br />
Gefrierräume. Zur Herstellung<br />
von Räucherwaren steht ein<br />
Selchraum <strong>zur</strong> Verfügung, der<br />
mit einem gemauerten Selchschrank<br />
und einer halbautomatischen<br />
Selchanlage ausgestattet<br />
ist.<br />
Die Schüler erlernen im Laufe der drei Schuljahre die Vorgangsweise<br />
bei der Zerteilung von Schlachtkörpern und die Verarbeitung<br />
von Fleischteilen zu Fleisch-, Wurst- und Selchwaren. Als fixer<br />
Bestandteil der Ausbildung gilt auch die Durchführung von<br />
Schlachtungen. Die Palette der Verarbeitungsprodukte reicht<br />
von Fleischkäse und Weißwürsten über Roh- und Räucherwürste<br />
bis hin zu Speckwaren.<br />
Auf Grund der erlernten Fertigkeiten wird den Schulabsolventen<br />
im Rahmen der Ausbildung zum Fleischer die Lehrzeit um<br />
ein <strong>Jahr</strong> verkürzt.<br />
38 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrwerkstätten<br />
TM Thomas Steger<br />
Holztechnik<br />
Mit dem praktischen Unterricht für die Tischlerei wurde erst im<br />
<strong>Jahr</strong> 1953 begonnen. Die dazu erforderlichen Räumlichkeiten<br />
wurden, durch den Umbau der alten Wagenremise geschaffen.<br />
Die rasant fortschreitende technische Entwicklung machte es<br />
erforderlich, dass immer wieder neue Maschinen angeschafft<br />
wurden um die Qualität der Ausbildung zu garantieren. Auch<br />
steigende Schülerzahlen und die Ausweitung der Unterrichtseinheiten<br />
führten dazu, dass die räumliche Beengtheit (240m²<br />
Nutzfläche inkl. Lagerräume) trotz vorgenommener Adaptierungen<br />
nicht mehr tragbar war. Es brauchte also eine großzügige<br />
Lösung, die schließlich Eingang ins Schulentwicklungskonzept<br />
fand und mit dem Neubau des Werkstättengebäudes im<br />
Areal der ehemaligen Gärtnerei 2007 realisiert wurde.<br />
Die nunmehrige Lehrwerkstätte für Holztechnik befindet sich<br />
im 1. Stock dieses Gebäudes. Insgesamt stehen 757 m² Nutzfläche<br />
<strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Gleich neben dem Haupteingang erfolgt die Anlieferung der<br />
Rohware, sie wird im anschließenden Zuschnittraum aufbereitet.<br />
Von hier gelangt man in den großzügig bemessenen und<br />
ausgestatteten Maschinenraum, der über eine leistungsfähige<br />
Absauganlage verfügt, die für reine Atemluft sorgt.<br />
Im Bankraum arbeiten die Schüler an ihren Werkstücken und<br />
erlernen je nach Schulstufe die erforderlichen Fertigkeiten. Im<br />
angrenzenden Lagerraum können sie die halbfertigen Gegenstände<br />
bis <strong>zur</strong> nächsten Unterrichtseinheit aufbewahren.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Die betrieblichen Mitarbeiter inklusive der 2 Tischlerlehrlinge<br />
sind in einem eigenen Fertigungsraum untergebracht. Dort<br />
werden Einrichtungsgegenstände für den Bedarf der <strong>LLA</strong> Imst<br />
hergestellt und diverse Reparaturarbeiten vorgenommen. Für<br />
die Imprägnier- und Lackierarbeiten steht ein mit modernster<br />
Absaugtechnik ausgestatteter Raum <strong>zur</strong> Verfügung. Das Furnierlager,<br />
ein Magazin für Kleinteile und das Werkbüro runden<br />
das Raumangebot ab.<br />
Maschinelle Ausstattung<br />
Raum<br />
Ausstattung<br />
Anlieferung<br />
und Zuschnitt<br />
Maschinenraum<br />
(362 m²)<br />
Spritz- und<br />
Trockenraum<br />
Bankraum<br />
Fertigung<br />
Werkbüro<br />
Plattensäge, Bandsäge, Kappsäge; Platten- und<br />
Holzlager<br />
2 Format-Kreissägen, 2 Kehlmaschinen, Abricht-<br />
Hobelmaschine, Dickenhobelmaschine, 2 Bandsägen,<br />
5 Drechselbänke, Band- und Kanten-<br />
Schleifmaschine, Vierseitenhobelautomat,<br />
Breitbandschleifmaschine, Furniersäge und<br />
Furnierpresse, Verleimständer, Vakuumschleiftisch,<br />
Langloch- und Ständerbohrmaschine<br />
Vollelektronische Absauganlage mit Wärmerückgewinnung<br />
13 Schülerausbildungsplätze (Hobelbänke) inkl.<br />
Werkzeugausstattung<br />
4 Arbeitsplätze;1 Meister, 1 Lehrlingsausbilder,<br />
2 Lehrlinge<br />
2 PCs mit Drucker, Beamer und Leinwand<br />
39
Lehrwerkstätten<br />
Praktischer Unterricht<br />
Im Rahmen der Ausbildung an der landwirtschaftlichen Fachschule<br />
wird in allen drei <strong>Jahr</strong>gängen der praktische Gegenstand<br />
Holztechnik unterrichtet. Nach der Vermittlung von Grundkenntnissen<br />
des Berufsbildes Tischler im ersten Schuljahr, wird in<br />
den folgenden <strong>Jahr</strong>en neben einem Standardprogramm für alle<br />
Schüler (Ausbildungsniveau entspricht 1,5 Lehrjahre) eine Spezialisierungsmöglichkeit<br />
(fakultativ) angeboten, die eine weitere<br />
Vertiefung in die Materie beinhaltet. Eine Anrechnung von 18<br />
Monaten auf den Tischlerei Lehrberuf ist jedenfalls gegeben.<br />
SM Werner Dobler<br />
Metalltechnik<br />
In der alten Lehrwerkstätte, der Wagenremise, musste man noch<br />
vor wenigen <strong>Jahr</strong>en auf ca. 120 m² Arbeitsfläche das Auslangen<br />
finden. Mit Gruppengrößen von 10 bis 12 Schüler/innen<br />
eine sehr beengte Angelegenheit. Nicht zu vergessen ist, dass<br />
sämtliche betriebliche Arbeiten und Reparaturen inklusive der<br />
Ausbildung von Lehrlingen parallel dazu abgewickelt wurden.<br />
Sicherheitstechnische und sanitäre Mängel sowie veraltete bzw.<br />
fehlende Maschinen und Gerätschaften beschleunigten die Umsetzung<br />
des lang gehegten Wunsches nach einer Verbesserung<br />
der Raum- und Ausstattungssituation. Seit dem <strong>Jahr</strong> 2007 befindet<br />
sich die Werkstätte für Metalltechnik im Sockelgeschoss (500<br />
m²) eines optisch und funktional bestens gelungenen Neubaus.<br />
Einen Quantensprung gibt es auch im Bereich des Praxisunterrichts.<br />
Handsäge und Feile waren früher die wichtigsten<br />
Werkzeuge für die spanabhebende Bearbeitung. Heute wird<br />
mit zehn modernen manuellen Drehbänken mit NC-Steuerung<br />
sowie einer Fräsmaschine gearbeitet. Für den Materialzuschnitt<br />
stehen eine Band- sowie eine Kaltkreissäge und eine Tafelschere<br />
<strong>zur</strong> Verfügung. In der Schweißtechnik können alle wichtigen<br />
Verfahren demonstriert und erlernt werden, wie zum Beispiel<br />
MAG-, WIG-, Elektroden- und Autogenschweißen. Zur Unterweisung<br />
der Schüler betreffend den sicheren Umgang mit Maschinen<br />
erfüllt die neue Werkstätte alle Voraussetzungen.<br />
Im betriebseigenen Werkstättenteil, der von den Unterrichtsräumen<br />
getrennt ist, arbeiten ein Werkstättenleiter und zwei<br />
Lehrlinge. Sie sind zuständig für Neuanfertigungen und Reparaturen<br />
in den Schulgebäuden. Für Schweißtechnikkurse des WIFI<br />
werden die Räumlichkeiten auch fallweise vermietet.<br />
Praktischer Unterricht<br />
In allen drei <strong>Jahr</strong>gängen wird Metalltechnik unterrichtet. Ab<br />
dem 2. <strong>Jahr</strong>gang können sich Schüler/innen <strong>zur</strong> Vertiefung ihrer<br />
Kenntnisse in Metalltechnik spezialisieren, das heißt, dass<br />
in anderen Bereichen das Stundenausmaß reduziert wird. Dies<br />
entspricht einer Lehrzeit von 1½ Lehrjahren, wodurch eine Anrechnung<br />
von 18 Monaten auf den Lehrberuf Metalltechniker<br />
möglich ist.<br />
Maschinelle Ausstattung<br />
Raum<br />
Ausstattung<br />
Schweißerei<br />
und Schmiede<br />
Schleifkoje<br />
Bank- und Maschinenraum<br />
Material- und<br />
Zuschnittraum<br />
Endfertigungsraum<br />
Büro<br />
Außenbereich<br />
9 MAG-Schweißapparate, 9 WIG-Schweißapparate,<br />
2 Schmiedeessen, 5 Ambosse, 8<br />
Autogenschweißplätze<br />
3 Schleifböcke, 1 Bandschleifmaschine<br />
11 Drehbänke, 3 Ständerbohrmaschinen,<br />
1 Fräsmaschine, 2 Handpressen<br />
1 Hallenkran, 1 Schlagschere, 1 Bandsäge,<br />
2 Handschwenkbiegemaschinen<br />
1 Ständerbohrmaschine, 1 Drehbank, 1 Hydraulikpresse,<br />
1 WIG-MAG-Schweißgerät<br />
2 PCs mit Drucker, Beamer u. Leinwand<br />
1 zentrales Gaslager<br />
40 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrwerkstätten<br />
Ing. Josef Grill<br />
Landtechnik<br />
Rein räumlich betrachtet, fristete der praktische Unterricht in<br />
Landtechnik an der <strong>LLA</strong> Imst über lange Zeit ein Schattendasein.<br />
Die nach dem zweiten Weltkrieg einsetzende Mechanisierungswelle<br />
in der Landwirtschaft erreichte mit etwas Verzögerung<br />
auch die Berggebiete. Dem wurde Rechnung getragen durch<br />
die Umbenennung des Unterrichtsfaches Physik in Landtechnik<br />
und Baukunde, die Ausweitung des Stundenausmaßes in der<br />
Theorie und die Einführung praktischer Übungen. Legendär<br />
sind die Testfahrten von Dipl.-Ing. Reindorf mit einem Einachsschlepper,<br />
vollgepackt mit Schülern in steilem Gelände. Zunehmende<br />
Bedeutung erlangten Unterweisungen <strong>zur</strong> Reparatur<br />
von Geräten in der Schlosserwerkstätte und die Traktor- und<br />
Maschinenpflege am Lehrbetrieb. Eine eigene Räumlichkeit,<br />
die vorwiegend zu Demonstrationszwecken an Modellen diente,<br />
wurde in den neunziger <strong>Jahr</strong>en im Keller der ehemaligen<br />
Molkerei eingerichtet. Erst mit dem Neubau der handwerklichen<br />
Lehrwerkstätten hat auch die Landtechnik eine großzügig<br />
angelegte und funktional bestückte Heimstätte <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Der professionelle Umgang mit den landwirtschaftlichen Maschinen<br />
und Geräten ist für den heutigen Landwirt mehr denn<br />
je eine große Herausforderung und vor allem eine Frage der<br />
Wirtschaftlichkeit. Den Schülern wird aber nicht nur vermittelt,<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
wie man durch gute Pflege die Lebensdauer und Funktionalität<br />
optimieren kann, sondern auch zu überlegen, inwieweit eine<br />
Anschaffung im Licht der angestrebten Einsatzstunden sinnvoll<br />
erscheint.<br />
Die im <strong>Jahr</strong> 2007 bezogene Werkstätte verfügt über eine Grundfläche<br />
von 111 m² mit ausreichendem Luftraum für die Unterbringung<br />
eines Traktors und einen vorgelagerten, überdachten<br />
Waschplatz. Das Innenleben ist dominiert von einer großen Hebebühne<br />
mit 6 t Hubkraft, unter der sich eine Montagegrube<br />
befindet. Darüber hinaus findet man Schülerarbeitsplätze, ein<br />
15 t-Presse, eine Ölinsel, die Abgasabsaugung für Traktoren und<br />
eine Reihe von Kleingeräten und Werkzeug.<br />
Die im Rahmen der Programme des praktischen Unterrichts<br />
durchgeführten Arbeiten betreffen sowohl die Wartung und<br />
Reparatur der schuleigenen Fahrzeuge, Maschinen und Geräte<br />
als auch jene von Schülerbetrieben. Die Schulung der Einsatztechnik<br />
von Maschinen erfolgt zum einen in der Werkstätte, zum<br />
anderen direkt am Einsatzort (Acker, Feld). Besonderes Augenmerk<br />
gilt der Motorpflege, dem Aufbau von elektrischen Anlagen<br />
an Fahrzeugen und Anbaugeräten und der Vorgangsweise<br />
im Zusammenhang mit dem Austausch von schadhaften Teilen.<br />
Zu den wesentlichen Elementen des Unterrichts zählt die Vorbereitung<br />
auf die Traktor-Führerscheinprüfung im zweiten <strong>Jahr</strong>gang.<br />
Die theoretische Ausbildung wird in Kooperation mit einer<br />
Fahrschule durchgeführt, der praktische Teil (Fahrstunden)<br />
mit Hilfe der schuleigenen Fahrlehrer. Als Investition in die Sicherheit<br />
betrachten wir die Organisation eines Fahrtechniktrainings<br />
im dritten <strong>Jahr</strong>gang.<br />
41
Lehrwerkstätten<br />
Angelika Penz / Barbara Mayregger<br />
Hauswirtschaft<br />
Während der letzten <strong>Jahr</strong>zehnte hat sich die hauswirtschaftliche<br />
Ausbildung an unserer Schule sehr verändert. Vom ursprünglichen<br />
Ziel, die Schülerinnen <strong>zur</strong> Führung eines bäuerlichen<br />
Haushaltes zu befähigen, ging die Entwicklung hin <strong>zur</strong><br />
optimalen Vorbereitung der Absolventinnen auf das zukünftige<br />
Arbeitsleben.<br />
Früher wurde ein Großteil der Praxiszeit für die Hausreinigung<br />
und Wäschepflege genutzt. Heute stehen die Reinigungsarbeiten<br />
im Hintergrund und dienen in erster Linie der Aufrechterhaltung<br />
des geregelten Schul- und Internatsbetriebes. Dies ist<br />
durch die Unterstützung einiger Reinigungskräfte möglich geworden.<br />
Der Lehrplan im ersten <strong>Jahr</strong>gang beinhaltet die Grundsätze der<br />
Haushaltsreinigung, der Wäschepflege und des Servierens. Ab<br />
dem 2. <strong>Jahr</strong>gang ist der Praktische Unterricht Servieren und<br />
Haushaltsführung getrennt. Es werden die Inhalte vertieft und<br />
das Wissen erweitert, zB spezielle Pflege von Möbeln, Metallen<br />
usw. Die Schülerinnen bereiten unter Anleitung selbstständig<br />
Veranstaltungen vor und führen diese auch durch. Im 2. und 3.<br />
Ausbildungsjahr erlernen sie das theoretische Wissen und die<br />
praktischen Fertigkeiten im Hinblick auf die mögliche Berufswahl.<br />
Seit 2005 gibt es in Österreich den Lehrberuf Betriebsdienstleistungskauffrau/-mann.<br />
Dieses neue Berufsbild der Hauswirtschaft<br />
befähigt <strong>zur</strong> professionellen Führung eines Großhaushaltes.<br />
In den Fachschulen der ländlichen Hauswirtschaft werden<br />
alle dafür benötigten Inhalte vermittelt.<br />
Dazu zählen:<br />
• Büromanagement (Schriftverkehr, Zahlungsabwicklung, Erstellung<br />
von Präsentationen …)<br />
• Warenwirtschaft (Einkauf, Kontrolle, Bedarfsermittlung …),<br />
• Personalführung (Erstellen von Dienstplänen, Koordination<br />
der Mitarbeiter …)<br />
• Organisation der hauswirtschaftlichen Arbeiten (Hygiene,<br />
Dekoration …) sowie<br />
• Dienstleistung (Kundenbetreuung, Verkaufsgespräche …).<br />
Mit dem positiven Abschluss der Fachschule wird die gesamte<br />
Lehrzeit anerkannt. Nach einem <strong>Jahr</strong> (Alter), das im günstigsten<br />
Fall für eine Praxiszeit genutzt wird, können unsere Absolventinnen<br />
<strong>zur</strong> Lehrabschlussprüfung antreten.<br />
Die hauswirtschaftliche Ausbildung ist und wird auch in Zukunft<br />
unerlässlich sein. Ein fundiertes und der Zeit angepasstes<br />
Wissen in Theorie und Praxis ist die Grundlage für ein erfolgreiches<br />
Haushaltsmanagement.<br />
42 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrwerkstätten<br />
Christa Tangl-Martin<br />
Küche und Service<br />
„Gut kochen ist Herzenssache!“ Diesem Grundsatz folgend, genießt<br />
die praktische Ausbildung in der Lehrküche der <strong>LLA</strong> Imst<br />
einen ganz besonderen Stellenwert und ist Profession und Passion<br />
zugleich.<br />
Im Bewusstsein um die Bedeutung von gutem Essen - im Privatleben<br />
wie auch im Beruf - lebt die Ausbildung in der Disziplin<br />
des Kochens neben der Vermittlung von fachtheoretischen<br />
Kenntnissen und praktischen Fertigkeiten insbesondere von der<br />
Förderung der Liebe zum Kochen an sich und der Bewusstseinsbildung<br />
um die Qualität naturnah erzeugter Regionalprodukte.<br />
Die Entwicklung der Küchenausbildung an der <strong>LLA</strong> Imst gestaltet<br />
sich durchaus positiv wie auch innovativ.<br />
Unter dem Aspekt der besonderen Wertschätzung traditioneller<br />
Produkte aus der Region entwickelte sich die <strong>LLA</strong> Imst in den<br />
letzten <strong>Jahr</strong>en verstärkt in Richtung Selbstversorgung. Bedingt<br />
durch die Vielfalt der Betriebszweige werden vorzugsweise die<br />
betriebsinternen Produkte (z.B. Fleisch, Speck, Würste, Milch<br />
und Milchprodukte, Eier, Kartoffeln, Honig, Obst, Apfelsaft usw.)<br />
im Schulbetrieb der Veredelung zugeführt. Als besonderes Lehrund<br />
Bildungsziel gilt dabei die Teilnahme der auszubildenden<br />
Jugendlichen am gesamten Kreislauf von der Primärproduktion<br />
bis hin <strong>zur</strong> Veredelung und der damit verbundenen Bewusstseinsbildung<br />
<strong>zur</strong> Wertschätzung regionaler Lebensmittel.<br />
Die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung für die menschliche<br />
Gesundheit und der sprunghafte Anstieg ernährungsbedingter<br />
Erkrankungen sind wohl unbestritten.<br />
Im Sinne einer gesunden Ernährung nimmt insbesondere die<br />
Diätküche (z.B. leichte Vollkost, Gicht, Diabetes, Zöliakie usw.) in<br />
der Kochausbildung eine Sonderstellung ein. Ziel des Diätunterrichtes<br />
ist es, den Schülerinnen die Ernährung in besonderen<br />
Lebenssituationen zu veranschaulichen und die Zusammenhänge<br />
zwischen Ernährung und Gesundheit sowie die spezielle<br />
Ernährung bei Erkrankungen zu vermitteln. Das Angebot der<br />
diätetischen Kochausbildung stößt allgemein auf äußerst großes<br />
Interesse und bietet speziell jenen Schülerinnen, welche<br />
später in den Dienst sozialer Einrichtungen (z.B. Seniorenheim,<br />
Krankenhäuser usw.) eintreten, eine solide Berufsvorbereitung.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Mit dem Umbau der Schulküche im <strong>Jahr</strong> 2000/2001 wurde<br />
eine den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechende<br />
Lehrküche eingerichtet. Die tägliche Verköstigung von<br />
rund 160 Personen kann seither wesentlich rationeller gestaltet<br />
werden. Durch die bauliche Erneuerung erfuhr die praktische<br />
Ausbildung in der Küche allgemein und speziell in den Fachbereichen<br />
Küchenführung und Küchenmanagement eine deutliche<br />
Qualitätssteigerung. Speziell das großzügige Platzangebot<br />
erlaubt die Vorbereitung und Zubereitung von mehrgängigen<br />
Menüs sowie die Vermittlung von Spezialkenntnissen (Kalte Küche,<br />
Patisserie), welche insbesondere von den Schülerinnen des<br />
Tourismusschwerpunktes besonders geschätzt werden.<br />
Der Genuss meisterlicher Festmenüs im Ambiente gehobener<br />
Tischkultur, begleitet durch erstklassiges Service, schenkt den<br />
klassischen Festlichkeiten ein unverwechselbares Flair. Aus erzieherischer<br />
Sichtweise betrachtet, fördert die duale Ausbildung<br />
in „Küche und Service“ das Bewusstsein um die festlichen Traditionen<br />
und <strong>Feier</strong>lichkeiten als zentrale Elemente der Lebensgestaltung.<br />
Speziell die Schülerinnen der Tourismusklasse nutzen die Vorteile<br />
dieser kombinierten Ausbildung und stellen ihre erworbene<br />
Fachkompetenz in „Küche und Service“ anlässlich zahlreicher<br />
Bankettessen für ausgewählte Zielgruppen und bei verschiedenen<br />
Veranstaltungen außer Haus (z.B. jährlicher WIKO-Neujahrsempfang;<br />
<strong>Feier</strong>lichkeiten im SOS-Kinderdorf und der Lebenshilfe<br />
usw.) immer wieder unter Beweis.<br />
43
Lehrwerkstätten<br />
Ing. Christina Röck<br />
Textilverarbeitung und Kreatives Werken<br />
Schon im ersten Hauswirtschaftskurs (1921) gehörte das „Nähen“<br />
zu den Ausbildungsinhalten. Immerhin leistete diese<br />
Handfertigkeit der Bäuerin einen wichtigen Beitrag, die Haushaltsausgaben<br />
für die Kleidung der Familienmitglieder und<br />
andere Textilien in kleinem Rahmen zu halten. Bis in die Siebzigerjahre<br />
war das Selbernähen, -handarbeiten und -basteln verbunden<br />
mit wesentlicher Kostenersparnis. In Zeiten, in denen es<br />
uns finanziell noch nicht so gut ging, boten Nähen, Stricken und<br />
Häkeln eine Möglichkeit, ordentlich und auch modisch gekleidet<br />
zu sein. Außerdem waren die Stücke von guter Qualität und<br />
somit lange – für jüngere Geschwister, die solche Kleidungsstücke<br />
erbten, oft zu lange – haltbar. So richtete sich auch der<br />
Unterrichtsinhalt nach diesen Kriterien. Aufwendige Versäuberungstechniken,<br />
wie die Französische und die Niedernaht, das<br />
fachgerechte „Flicken“ und das Herstellen von Arbeitskleidung,<br />
waren fixe Bestandteile des Unterrichtes. Die Schülerinnen stellten<br />
auch wunderschöne Stickereien und Häkelarbeiten für den<br />
Hausschmuck her, da in den Geschäften die Auswahl bei Dekorationsartikeln<br />
sehr beschränkt war.<br />
Mit dem Wachsen des Wohlstandes wuchs auch das Angebot<br />
an Konfektionskleidung, und „Selbstgemachtes“ wurde altmodisch<br />
und zeugte eher von Armut. Dieser Trend ging natürlich<br />
an den hauswirtschaftlichen Schulen nicht spurlos vorüber. Die<br />
Sinnhaftigkeit von Unterricht in kreativen Gegenständen wie<br />
Nähen, Werken und Handarbeiten wurde österreichweit in Frage<br />
gestellt. An den höheren hauswirtschaftlichen Bundeslehranstalten<br />
wurde beginnend mit den Achtzigerjahren der Unterricht<br />
in diesen Bereichen gekürzt und schließlich <strong>zur</strong> Gänze<br />
gestrichen.<br />
Einen anderen Weg haben wir an unseren Schulen bestritten.<br />
Der Focus wurde von der Wirtschaftlichkeit hin <strong>zur</strong> Kreativität<br />
und <strong>zur</strong> Individualität gerichtet. Wir legen das Hauptaugenmerk<br />
in den kreativen Gegenständen heute darauf, Werkstücke<br />
herzustellen, die man in dieser Form eben nicht kaufen kann. Es<br />
geht darum, kreative Ideen umzusetzen und die eigene Persönlichkeit<br />
einzubringen.<br />
Dazu notwendig ist es, handwerkliches Geschick zu erlernen<br />
und die Feinmotorik zu verbessern, Empfinden für Stil und Farben<br />
zu entwickeln und individuelle Stärken zu erkennen.<br />
Nicht unterschätzen sollte man die mit der Fertigstellung von<br />
Werkstücken verbundenen Erfolgserlebnisse für die Schülerinnen.<br />
Beispiele aus dem Ausbildungsprogramm<br />
Ein Werkstück, das beim Nähen und im<br />
Taufkleid<br />
späteren Leben Freude bringt<br />
Handwerkliches Geschick in vielen<br />
Stubenwagen<br />
Bereichen<br />
Töpfern<br />
Mit eigenen Händen Formen entwickeln<br />
Fußmatten,<br />
bemalte Stühle<br />
Abendmode<br />
Tracht<br />
Aktuelle Trends, die im Unterricht verwirklicht<br />
werden<br />
Einzelstücke, die in Farbe, Stil und Modell<br />
auf die SchülerInnen abgestimmt sind<br />
Ein Stück Verbundenheit mit der Heimat,<br />
ausgeführt auf hohem handwerklichem<br />
Niveau<br />
44 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrwerkstätten<br />
Angelika Stritzinger / Ing. Ingrid Knoflach<br />
Landwirtschaft und Gartenbau<br />
Nachdem der Anteil an Schülerinnen mit landwirtschaftlichem<br />
Hintergrund seit <strong>Jahr</strong>en rückläufig ist, hat sich die inhaltliche<br />
Ausrichtung des Unterrichts stark gewandelt.<br />
Die Schülerinnen hatten teilweise noch keinerlei Kontakt <strong>zur</strong><br />
Landwirtschaft und erleben in unserer Schule ihre erste Begegnung<br />
mit diesem Fachbereich. So liegt das Augenmerk des Unterrichtsfaches<br />
in erster Linie darin, sie mit den wirtschaftlichen<br />
Grundlagen und der Produktionstechnik eines landwirtschaftlichen<br />
Betriebes vertraut zu machen. Einen weiteren Schwerpunkt<br />
bildet die Verarbeitung der pflanzlichen und tierischen<br />
Rohstoffe zu fertigen Lebensmitteln. Auf die Einhaltung von<br />
Qualitätsrichtlinien und Kennzeichnungsvorschriften wird dabei<br />
großer Wert gelegt.<br />
Zu den Lehrinhalten zählen neben den Grundlagen des Pflanzenbaus<br />
und der Tierhaltung die Gewinnung und Verarbeitung<br />
von Milch sowie die Herstellung von Fleischprodukten.<br />
Im 1. und 2. <strong>Jahr</strong>gang verrichten die Schülerinnen und Schüler<br />
jeweils während einer Unterrichtswoche die abendliche Stallarbeit.<br />
Die Veränderungen des Lebensumfeldes unserer Schülerinnen<br />
und Schüler hatten nicht nur auf den Unterrichtsgegenstand<br />
Landwirtschaft große Auswirkungen, sondern auch auf den<br />
Bereich des Schulgartens. Früher diente der an der Südseite<br />
der Fachschule für ländliche Hauswirtschaft angelegte Gar-<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
tenbereich hauptsächlich der Abdeckung des Gemüsebedarfs<br />
der Schulküche. Dementsprechend größer war die bearbeitete<br />
Fläche. Da davon ausgegangen werden konnte, dass die Schülerinnen<br />
bereits Erfahrungen auf dem Gebiet der Gartenbetreuung<br />
mitbrachten, gab es keine spezifische Unterrichtspraxis.<br />
Die Betreuung des Nutzgartens erfolgte meist im Zuge der<br />
Praxiseinheiten Kochen bzw. Hauswirtschaft.<br />
Heute haben unsere Schülerinnen und Schüler anfangs oft wenig<br />
Bezug <strong>zur</strong> Natur und deren Lebenskreisläufen. Daher ist es<br />
eines der Hauptziele, ihnen die Kreisläufe der Natur näherzubringen.<br />
So soll im Nutzgarten der Weg von der Keimung bis <strong>zur</strong><br />
Kompostierung erlebbar werden. Der frühere Versorgungsgarten<br />
entwickelte sich zu einem Schaugarten, der die Vielfalt der<br />
Nutzpflanzen (Gemüse, Heil- und Küchenkräuter) veranschaulichen<br />
soll. Dadurch wird den Schülerinnen und Schülern der<br />
Wert selbstgezogener Lebensmittel verdeutlicht.<br />
Durch den Trend zu Dekorationen im und um das Haus ist das<br />
florale Gestalten sehr in den Vordergrund gerückt. Auch in diesem<br />
Bereich wird großer Wert auf die Verwendung von Materialien<br />
aus der Natur gelegt. Den Schülerinnen soll vermittelt<br />
werden, mit offenen Augen durch die Natur zu gehen, deren<br />
Schönheit zu erkennen und zu erleben, sie „einsammeln und<br />
im Eigenheim verarbeiten und betrachten“; beispielsweise zu<br />
Kränzen für Tisch und Tür, zu Sträußen oder modernen Gestecken.<br />
45
Lehrwerkstätten<br />
Praktischer Unterricht in der Lehrwerkstätte Metall - bei Schülern sehr beliebt<br />
46 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Sonderbereiche<br />
Imkerschule<br />
Webschule<br />
Hofladen<br />
EDV<br />
Mit der Imkerschule und der Webschule sind an der <strong>LLA</strong> Imst<br />
zwei Einrichtungen angesiedelt, die auf eine lange Tradition<br />
verweisen können und sowohl von den Schüler/innen der beiden<br />
Fachschulen als auch im Rahmen der Erwachsenenbildung<br />
frequentiert werden.<br />
Beim Hofladen handelt es sich um ein ambitioniertes gesamtschulisches<br />
Projekt, bei dem die Schüler/innen die im praktischen<br />
Unterricht erzeugten Produkte vermarkten können.<br />
Die Errungenschaften Informations- und Kommunikationstechnik<br />
haben sowohl im Unterricht als auch in der Verwaltung<br />
der <strong>LLA</strong> Imst ein großes Anwendungsfeld gefunden.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
47
Sonderbereiche<br />
DI Josef Gstrein<br />
Imkerschule<br />
Die Gründung der ersten Ausbildungsstätte für die Tiroler Imker<br />
geht auf das <strong>Jahr</strong> 1921 <strong>zur</strong>ück. Der Wiederaufbau der Bienenzucht<br />
nach den langen Kriegsjahren und die Schaffung von Einnahmequellen<br />
für die Nebenerwerbslandwirtschaft im Tiroler<br />
Oberland waren die maßgeblichen Beweggründe für diesen<br />
Schritt der Landesregierung.<br />
Schon der erste Leiter (Franz Kugler) verstand es, viele Interessenten<br />
zum Kursbesuch zu motivieren. Er machte die Schule zu<br />
einem Musterbetrieb, dessen guter Ruf auch die Nachbarschaft<br />
von Tirol erreichte. Nach einem Rückschlag durch die Kriegsjahre<br />
waren es die Fachlehrer Roman Sauerwein und Josef<br />
Zangerle, die den Wiederaufbau in die Wege leiteten und viele<br />
Menschen für die Bienenzucht begeistern konnten. In diese Zeit<br />
fallen auch die Ausgliederung der Wachsverarbeitung und der<br />
Neubau des Imkerschulgebäudes (1965).<br />
Um der Verantwortung als Vorzeigebetrieb gerecht zu werden,<br />
hat sich die jeweils verantwortliche Leitung zusammen mit der<br />
Belegschaft um die Entwicklung und Erprobung moderner<br />
Betriebstechniken gekümmert. So wurde der Hinterbehandler<br />
durch die Magazinbeute verdrängt und die Bienenbetreuung<br />
im Laufe des <strong>Jahr</strong>es dem modernen Beutensystem angepasst.<br />
Bis heute eine besondere Herausforderung ist die am Ende der<br />
achtziger <strong>Jahr</strong>e in Tirol erstmals festgestellte Parasitierung der<br />
Bienenvölker durch die Varroamilbe. In Zusammenarbeit mit<br />
wissenschaftlichen Instituten wurde ein Konzept entwickelt,<br />
das bei vertretbarem Arbeitsaufwand und einer weitgehenden<br />
Schonung von Honig, Wachs und Propolis ein Überleben der<br />
Bienen ermöglicht.<br />
Ausbildung<br />
Ihrem Ruf als zentrale Aus- und Fortbildungsstätte für die angehenden<br />
und praktizierenden Imker wird die Imkerschule<br />
der Lehranstalt Imst auch in der heutigen Zeit gerecht. Sowohl<br />
der Anfänger in der Bienenzucht als auch der Fortgeschrittene<br />
können sich hier Wissen und Fertigkeiten erwerben, die ihnen<br />
beim Umgang mit den Bienen und bei der Verarbeitung von<br />
Produkten aus dem Bienenvolk dienlich sind. Darüber hinaus<br />
werden auch im Tiroler Unterland und in Osttirol sowie fallweise<br />
in anderen Tiroler Orten Kurse abgehalten. Im Rahmen des<br />
Fachschulbesuches erhalten die Schüler Unterricht in Bienenwirtschaft.<br />
Für Neigungsgruppen gibt es das Angebot einer<br />
intensivierten praktischen Ausbildung.<br />
Über die Lehrtätigkeit hinausgehend, erprobt man an der Imkerschule<br />
neue Methoden der Völkerführung, verschiedene<br />
Strategien bei der Krankheitsbekämpfung und die Verarbeitung<br />
von Produkten aus dem Bienenvolk, um den Kursbesuchern<br />
ein aktuelles Wissen vermitteln zu können.<br />
Bienenzucht<br />
In ihrer Funktion als Landeszuchtzentrale steht die Imkerschule<br />
in enger Verbindung mit den Bienenzüchtern Tirols. Zum<br />
Zweck der Rassenreinerhaltung werden zwei Belegstellen beschickt,<br />
zum einen mit Königinnen der Rasse „Melifera“, zum<br />
anderen mit jenen der Rasse „Carnica“. Durch die Mitarbeit am<br />
österreichischen Carnica Zuchtprogramm (ACA) ist für eine<br />
bestmögliche Weiterentwicklung der genetischen Ressourcen<br />
vorgesorgt.<br />
Untersuchungstätigkeit (Krankheiten, Honigqualität)<br />
In den Winter- und Frühjahrsmonaten werden jedes <strong>Jahr</strong> über<br />
tausend Bienenproben im Hinblick auf bestimmte Krankheiten<br />
untersucht. Die daraus resultierenden Diagnoseergebnisse werden<br />
den einsendenden Imkern mitgeteilt, damit sie adäquate<br />
Maßnahmen ergreifen und allenfalls Fehler in der Betriebsweise<br />
erkennen können.<br />
Die Untersuchung von Tiroler Honigen auf eine Reihe von Qualitätsmerkmalen<br />
ist ein besonderes Serviceangebot der Imker-<br />
48 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Sonderbereiche<br />
schule. Die Einsender können aufgrund der Ergebnisse Rückschlüsse<br />
auf die sachgemäße Gewinnung und den weiteren<br />
Umgang mit Honig ziehen.<br />
Untersuchungskriterien:<br />
• Wassergehalt (Kriterium für die Honigreife bzw. Haltbarkeit)<br />
• Elektrische Leitfähigkeit und pH Wert<br />
• Invertaseaktivität (Maßstab für Wärmeschäden)<br />
• Sauberkeit (Beurteilung der Sorgfalt beim Klärvorgang)<br />
Imker, deren Honige in allen Kriterien den Anforderungen des<br />
Landesverbandes für Bienenzucht in Tirol entsprechen, sind berechtigt,<br />
das Tiroler Honiggütesiegel zu führen.<br />
Unmittelbar damit in Zusammenhang stehen die jeweils aktuellen<br />
Erfordernisse im Hinblick auf die gesetzlichen Bestimmungen<br />
für den Bereich Lebensmittelhygiene. Zu diesem Zweck<br />
wurde der Schleuderraum gemäß den Anforderungen des Lebensmittelgesetzes<br />
zeitgemäß ausgestattet. Die permanente<br />
Kontrolle der Produktionsabläufe ist ein wichtiges Anliegen.<br />
Beratung<br />
Einen breiten Bogen von verschiedenen Aktivitäten umfasst<br />
die Beratungstätigkeit der Imkerschulbelegschaft. Täglich wenden<br />
sich Imker direkt an die Mitarbeiter, um Rat und Auskunft<br />
zu erhalten. Für Exkursionen aus dem In- und Ausland stellt die<br />
Landesimkerschule ein beliebtes Besichtigungsziel dar. Gerne<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
nutzen wir auch die Gelegenheit und informieren Schulklassen<br />
über die Bedeutung der Honigbienen.<br />
Bienenvölker<br />
250 (Einwinterungsstand)<br />
Rassenzugehörigkeit Carnica 2/3, Dunkle Biene 1/3<br />
Beutensysteme<br />
Magazine im Zandermaß (<strong>90</strong>%),<br />
Hinterbehandler (10%)<br />
Standplätze<br />
Überwinterungsstandorte (5), Imst,<br />
Gurgltal, Roppen, Ötztal<br />
Wanderplätze (5) Ötztal, Pitztal, Holzleiten<br />
Honigertrag<br />
15 kg pro Volk (Durchschnitt von 10<br />
<strong>Jahr</strong>en)<br />
Königinnenzucht<br />
Reinzuchtköniginnen, belegstellenbegattet<br />
(300 pro <strong>Jahr</strong>)<br />
Bienenverkauf<br />
Ableger, Weiselzellen,<br />
Wirtschaftsköniginnen<br />
Honiguntersuchung 200 Proben pro <strong>Jahr</strong><br />
Bienenuntersuchung 1 500 Proben pro <strong>Jahr</strong><br />
Personal<br />
DI Josef Gstrein (Leitung), IM Martin<br />
Ennemoser, IM Marcel Klotz<br />
49
Sonderbereiche<br />
WM Annegret Schwegler<br />
Webschule<br />
Auf Initiative von Landesrat Gebhart beschloss die Tiroler Landesregierung<br />
im <strong>Jahr</strong> 1924, an der <strong>LLA</strong> Imst eine Webschule<br />
ein<strong>zur</strong>ichten. Die Zielsetzung bestand darin, dass interessierten<br />
Menschen aus dem Bauernstand eine gediegene handwerkliche<br />
Ausbildung ermöglicht werden sollte.<br />
Nach Tilli Knaur (bis 1931) leitete Marianne Unterweger die<br />
Webschule und bildete zusammen mit Weblehrer Fritz Krüse<br />
im Rahmen von Winterkursen die Schüler aus. Berta Riccabona<br />
kümmerte sich um die theoretischen Fächer und das Handweben<br />
bei den Schülerinnen der Hauswirtschaft. Das 1934<br />
gegründete Tiroler Heimatwerk war eine wichtige Ergänzung,<br />
organisierte es doch die Auftragsvergabe an die bäuerlichen<br />
Weber und den Verkauf deren Produkte.<br />
Unterstützt wurde diese Entwicklung auch mit der Herstellung<br />
und dem Verkauf von Webstühlen der damaligen Anstaltstischlerei.<br />
Es wurde der für das Tiroler Oberland typische „Imster<br />
Webstuhl“ gebaut, der heute noch in Tirol verbreitet ist.<br />
In den Aufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vor<br />
allem Werkstücke für den eigenen Haushalt und Teppiche aus<br />
Altkleidern gefertigt sowie Wolle aus Tirol verarbeitet. Fortbildungskurse<br />
für gewerbliche Weber gab es in der Zeit von 1945<br />
bis 1953. Die Berufsschule für Weber wurde von 1950 bis 1960<br />
geführt. In dieser Zeit fanden auch die Vorbereitungskurse für<br />
die Gesellen- und Meisterprüfung statt.<br />
Mit der Verlagerung des Nebeneinkommens zum Tourismus<br />
verlor das Weberhandwerk an Bedeutung. Auch die Veränderungen<br />
in der weltweiten Textilwirtschaft trugen das Ihre dazu<br />
bei, dass die Webschule an Attraktivität einbüßte. Das Interesse<br />
am Handweben versiegte aber nie ganz, es wurden in den<br />
Haushalten die geerbten Webstühle oft lange benützt oder<br />
weckten Neugier am Handwerk. Daraus entwickelte sich eine<br />
Nachfrage nach Kursen.<br />
Parallel dazu wurden immer Schülerinnen der Fachrichtung<br />
Hauswirtschaft in ihrer praktischen Ausbildung in Weben unterrichtet.<br />
Mit Unterstützung der Webschule Imst konnte auch<br />
in den anderen Haushaltungsschulen der Webunterricht eingeführt<br />
werden.<br />
In dieser Zeit (1969 bis 1995) lag die Ausbildung in den Händen<br />
von Margarethe Schranz, Anna Anker und Heinrich Nagler. Seit<br />
dem <strong>Jahr</strong> 2003 leitet Annegret Schwegler mit großem Engagement<br />
die Webschule.<br />
Heute kann von einem neuen Interesse gesprochen werden. Die<br />
Möglichkeit, eigene Entwürfe in Gewebe umzusetzen und Unikate<br />
herzustellen, sowie der Wunsch „mehr“ zu wissen, bilden<br />
die Grundlage für das Angebot von Fachkursen. Dieses Angebot<br />
wird von Teilnehmerinnen aus ganz Österreich wahrgenommen.<br />
Das aktuelle Kursprogramm erstreckt sich vom Spinnen übers<br />
Filzen bis zum Handweben. Neben dem rein technischen Anspruch<br />
einer handwerklichen Bildung werden auch Grundlagen<br />
der Gewebegestaltung vermittelt.<br />
In der <strong>Festschrift</strong> <strong>zur</strong> 50-<strong>Jahr</strong>-<strong>Feier</strong> der <strong>LLA</strong> Imst heißt es im<br />
letzten Satz: „Es wäre schade, wenn das althergebrachte Handwerk<br />
verloren ginge, denn damit würde auch ein Kulturgut zu<br />
Grunde gehen.“ Vierzig <strong>Jahr</strong>e später haben die Bemühungen,<br />
die Webschule zu erhalten und zu fördern, Wandel und Entwicklung<br />
ermöglicht. So kann das Handwerk auch heute noch<br />
erlernt und im Sinne der Förderung einer nachhaltigen Zukunft<br />
weitergeführt werden.<br />
50 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Sonderbereiche<br />
Mag. Wolfgang Harasleben<br />
Hofladen<br />
Was einst mit kleinen Milchkannen begann, ist für zahlreiche<br />
Bauern unverzichtbare Überlebensstrategie geworden. Die Direktvermarktung<br />
bäuerlicher Spezialitäten hat sich zu einem<br />
wirtschaftlich bedeutenden Betriebszweig entwickelt. Dieser<br />
Tatsache wurde natürlich auch in der Ausbildung an der Landwirtschaftlichen<br />
Lehranstalt Imst Rechnung getragen. Seit mehr<br />
als 8 <strong>Jahr</strong>en betreiben wir deshalb an unserer Schule einen Hofladen,<br />
in dem die Schülerinnen und Schüler neben den Marketinggrundlagen<br />
und dem Management eines solchen Projektes<br />
vor allem den Kontakt mit Kunden, die Präsentation und den<br />
Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse erlernen können.<br />
Wie alles begann<br />
Die Idee, einen schuleigenen Hofladen zu eröffnen, lieferte Dir.<br />
Josef Gstrein. Auf seinen Wunsch hin begannen wir mit den<br />
Schülern des 2. und 3. <strong>Jahr</strong>ganges im Schuljahr 2000/2001 im<br />
Rahmen des Marketingunterrichts, die notwendigen Vorbereitungen<br />
dafür zu treffen.<br />
Als Verkaufsraum konnte eine strategisch günstig gelegene<br />
Örtlichkeit im Erdgeschoss des Luise-Wallnöfer-Hauses gefunden<br />
werden. Die benötigten Infrastrukturen wurden vom Vormieter<br />
übernommen bzw. den gesetzlich vorgegebenen Anforderungen<br />
in Eigenregie angepasst.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Das wird bzw. wurde dabei gelernt<br />
Es wurden Aktivitäten in allen Bereichen des Marketings vorbereitet,<br />
geplant und durchgeführt. Am Beginn stand konsequenterweise<br />
das Thema „Marktforschung“. Wir führten also<br />
eine Umfrage in der Stadt Imst durch, um das Marktpotential<br />
für unser geplantes Projekt abschätzen zu können.<br />
Das Thema „Produktpolitik“ ermöglichte umfangreiche Lernfelder.<br />
Dabei legten wir das Sortiment in seiner Breite und Tiefe<br />
fest und arbeiteten ein Bestellsystem mit unseren „Lieferanten“<br />
(Lehrbetriebe und Praxislehrer) aus. Mit unseren Küchen (Fachschule,<br />
Haushaltungsschule und Landesschülerheim) wurde<br />
die Verwertung nicht verkaufter Restmengen vereinbart. Wir<br />
entwarfen Markenzeichen, wählten Verpackungsmaterialien<br />
aus, beschafften und gestalteten diese. Zuletzt mussten noch<br />
Etiketten entworfen werden.<br />
Im betriebswirtschaftlichen Unterricht behandelten und vertieften<br />
wir das Thema „Preispolitik“. Aus diesem Grund wurden<br />
für die Festsetzung der Hofladenpreise entsprechende Preiskalkulationen<br />
für unsere Produktpalette gemacht.<br />
51
Sonderbereiche<br />
Der Verkaufsort war schon von Anfang an klar festgelegt, so<br />
dass sich die Entscheidungen auf dem Gebiet der „Distributionspolitik“<br />
vor allem auf die Ausstattung (Vitrine, Registrierkassa,<br />
Waage …) und die Einrichtung des Verkaufslokales konzentrierten.<br />
Außerdem waren noch Vorkehrungen bezüglich der<br />
Lagerung am und des Transportes zum Verkaufsort zu treffen,<br />
und all das natürlich unter Rücksichtnahme auf die geltenden<br />
gesetzlichen Bestimmungen (Lebensmittelgesetz, Hygieneverordnungen,<br />
Lebensmittelkennzeichnungsverordnung usw.).<br />
Die Verkaufskleidung sollte einheitlich sein (Corporate Identity)<br />
und schließlich auch zum Gesamtkonzept passen. In jedem<br />
Schuljahr erfolgt dann noch eine VerkäuferInnenschulung in<br />
der Kaufmännischen Berufsschule und im Marketingunterricht<br />
unserer Lehranstalt.<br />
Nun galt es noch, das Projekt bekannt zu machen. Das 4. „P“ des<br />
Marketings - die Promotion („Kommunikationspolitik“) - musste<br />
noch bedient werden. Die Schüler entwarfen eine Postwurfsendung,<br />
eine Zeitungsbeilage, ein Plakat und schließlich ein Inserat.<br />
Damit nicht genug, war es auch noch notwendig, sich über<br />
die Verbreitung dieser Werbematerialien und deren Kosten Gedanken<br />
zu machen.<br />
Jetzt konnte es endlich losgehen: Im Schuljahr 2001/2002 war<br />
es dann so weit: <strong>Feier</strong>liche Eröffnung des Hofladens der Landwirtschaftlichen<br />
Lehranstalt in Imst; die Erfüllung einen lang gehegten<br />
Wunsches. Damit ist es aber nicht vorbei mit dem Lernen.<br />
Viele der angeführten Maßnahmen und Entscheidungen<br />
müssen regelmäßig überprüft und erneuert werden, so dass<br />
das Projekt „Hofladen“ jedes <strong>Jahr</strong> aufs Neue seine Lernfelder für<br />
die Schülerinnen und Schüler ausbreitet.<br />
Und so sieht unser Sortiment derzeit aus<br />
Wir bieten qualitativ hochwertige Erzeugnisse aus all unseren<br />
Lehrbetrieben im Hofladen an. Der Gutshof liefert uns Eier und<br />
Kartoffeln. Aus der Imkerschule bekommen wir neben Honig<br />
noch Propolis sowie Bienenwachs und Kerzen. Die Obstverarbeitung<br />
der Lehranstalt hat folgende Erzeugnisse zu bieten:<br />
Tafelobst (Äpfel, Birnen ...), Apfelsaft, Johannisbeersirup, Apfelmost<br />
und verschiedene Edelbrände.<br />
Während des Schuljahres wird das Grundsortiment um Erzeugnisse<br />
aus dem praktischen Unterricht ergänzt. Dieser Teil des<br />
Sortimentes wird von unseren Schülerinnen und Schülern unter<br />
Anleitung der PraxislehrerInnen hergestellt. Im Rahmen der<br />
Fleischverarbeitungspraxis werden Hauswürste (frisch und trocken)<br />
für den Hofladen erzeugt. In der Milchverarbeitungspraxis<br />
entstehen verschiedene Jogurts (Natur- und Fruchtjogurt in<br />
verschiedenen Sorten), Fruchtmolke, Butter, Käse (Weichkäse in<br />
Öl, Tilsiter, Butterkäse) sowie Land- und Kräutertopfen.<br />
Die Mädchen der Haushaltungsschule liefern uns <strong>zur</strong> Abrundung<br />
dieser breiten Produktpalette noch Brot, Marmeladen in<br />
vielen Sorten, verschiedene Liköre, Einlegegemüse und zahlreiche<br />
andere Köstlichkeiten.<br />
52 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Sonderbereiche<br />
Josef Frischmann<br />
Elektronische Datenverarbeitung<br />
Bedingt durch die Einführung des Computers, vorwiegend <strong>zur</strong><br />
Verwaltung von Betrieben, in den frühen 80er-<strong>Jahr</strong>en, waren<br />
auch die Landwirtschaftsschulen aufgerufen, die Schüler im<br />
Umgang mit den neuen Technologien vertraut zu machen und<br />
auszubilden. Kaum ein Bereich erfuhr eine so rasante Entwicklung<br />
wie der der Informationstechnologie. Die ständigen Verbesserungen<br />
der Hard- und Software, die Erweiterung des PCs<br />
(Personal Computer) zum multimedialen Kommunikationsund<br />
Lernmittel, das Aufkommen des Internets mit seinen vielseitigen<br />
und faszinierenden Möglichkeiten stellten und stellen<br />
für die Verantwortlichen in den Schulen sowie für Lehrer und<br />
Schüler besondere Herausforderungen dar.<br />
Die technische Entwicklung<br />
Nachdem in der Buchhaltung ein IBM-PC schon 1977 für die<br />
Finanzrechung Verwendung gefunden hatte, begannen auch<br />
im Schuljahr 1988/89 für die Schüler der landw. Fachschule die<br />
„modernen Zeiten“ mit dem Einsatz von PCs (8086-Prozessor,<br />
640 kB Arbeitsspeicher, 3,5“-Disketten-Laufwerk, 15“-Monochrombildschirm,<br />
MS-DOS 3.21) und Nadeldrucker. Zunächst<br />
wurden die Schüler der Abschlussklassen im Praxisunterricht<br />
und in unverbindlichen Übungen in die elektronische Textverarbeitung<br />
(MS-Word 4.0) und die Tabellenkalkulation (Multiplan<br />
3.0) eingeführt. Wegen der gegenüber heute unvergleichlich<br />
hohen Kosten (rund ATS 21.700 pro PC = € 1.570) und einer gewissen<br />
Skepsis an den neuen technischen Geräten und deren<br />
sinnvollem Einsatz wurden vorerst nur 3 PCs über die ADV-Koordination<br />
des Landes Tirol angeschafft.<br />
In den folgenden <strong>Jahr</strong>en wurde der Bestand an PCs für den<br />
Unterricht und für die Verwaltung ständig mit neueren aufgestockt,<br />
sodass 1991 bereits ein ganzer EDV-Raum mit 15 Schülerarbeitsplätzen<br />
und einem Lehrer-PC in der landw. Fachschule<br />
eingerichtet war. Die unterschiedliche Ausstattung der PCs<br />
machte die Wartung und Handhabung eher aufwändig. Der<br />
EDV-Raum wurde auch von den Schülerinnen der Haushaltungsschule<br />
genutzt. Mit der Einführung eines neuen Lehrplanes<br />
war nun in den ersten und zweiten Klassen der Gegenstand<br />
Text- und Datenverarbeitung im Theorieunterricht vorgesehen.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Das inhaltliche Angebot erweiterte sich: Zur Textverarbeitung<br />
und Tabellenkalkulation kamen die Erstellung von einfachen<br />
Datenbanken mit Open Access sowie landwirtschaftsspezifische<br />
Anwendungen, wie Futtermittelberechnung, Betriebsplaner<br />
und Finanzbuchhaltung.<br />
Im November 1996 wurden über die Präsidialabteilung V des<br />
Landes Tirol 16 neue PCs mit 17“-Farbmonitoren und Tintenstrahldruckern<br />
angeschafft. Der bis dahin mit elektronischen<br />
Schreibmaschinen ausgestattete Maschinschreibraum wurde<br />
zum zweiten EDV-Raum in der landw. Fachschule. Um dem steigenden<br />
Druckbedarf im Sekretariat gerecht zu werden, wurde<br />
ein leistungsstarker Laserdrucker mit Duplexeinheit angekauft.<br />
Mit einem in Access 95 „selbstgestrickten“ Schülerdatenbankprogramm,<br />
das dann auch von anderen Lehranstalten übernommen<br />
wurde, konnten ab diesem Zeitpunkt sämtliche Schüler<br />
elektronisch verwaltet und alle Zeugnisse gedruckt werden.<br />
Noch im selben Schuljahr wurden die neuen PCs untereinander<br />
in Eigenregie mit Koaxialkabel vernetzt, sodass ein Datenaustausch<br />
zwischen den PCs möglich war, allerdings noch ohne<br />
Server. Im Rahmen der Aktion „Schulen ans Netz“ der Firma<br />
Netway konnte ein erster Internetzugang via ISDN-Leitung für<br />
53
Sonderbereiche<br />
den EDV-Unterricht eingerichtet werden. Die Installation eines<br />
Servers mit Windows-NT 4.0 im Juni 1998 machte ein „echtes“<br />
Netzwerk mit Benutzeranmeldung möglich. So waren die PCs<br />
des ersten EDV-Raumes, mehrere PCs in Konferenzzimmer und<br />
Lehrer-Büros und die Computer der Verwaltungsräume (2 im<br />
Sekretariat, 1 in der Buchhaltung) miteinander verbunden und<br />
hatten bereits einen Internetanschluss.<br />
Die stetig steigende Auslastung der beiden EDV-Räume an der<br />
landw. Fachschule sowohl durch den theoretischen als auch<br />
praktischen Unterricht sowie die unverbindlichen Übungen<br />
machte die Einrichtung eines eigenen EDV-Raumes in der Haushaltungsschule<br />
notwendig. Noch im Dezember 1998 konnte<br />
dort ein Raum eingerichtet werden. Ab Jänner 1999 waren nun<br />
3 EDV-Räume im Einsatz.<br />
Ständig wurden in allen Bereichen der Verwaltung, der Betriebszweige<br />
und des Unterrichtes PCs neu eingesetzt bzw. Hard- und<br />
Software stets auf aktuellen Stand gebracht. Für den Traktorführerschein<br />
wurde die Übungssoftware „Steig ein!“ Ende April<br />
1999 installiert. Erstmals konnten die SchülerInnen auf den eigenen<br />
PCs für die Prüfungen vorbereitet werden. Ein erster Beamer<br />
ersetzte das bis dahin verwendete Overhead-Display.<br />
Ein neuer Server mit SCSI-Bus wurde im Sommer im Netz installiert,<br />
der alte fand im Netz der Haushaltungsschule Verwendung.<br />
Noch im Herbst wurde die ISDN-Leitung durch eine<br />
2-MBit-ADSL-Standleitung der Telekom über die DVT des Landes<br />
Tirol ersetzt. Ein schnelles Arbeiten mit dem Internet war<br />
nun im gesamten Haus der landw. Fachschule möglich.<br />
Zur Gesamtvernetzung aller Gebäude musste nun ein Konzept<br />
erarbeitet werden. Wegen der hohen Kosten konnte nur ein<br />
Ausbau in Abschnitten geplant werden: Mit Lichtwellenleiter<br />
wurde im <strong>Jahr</strong> 2000 die Haushaltungsschule an den Hauptserver<br />
angebunden, nachdem das Haus intern in Eigenregie verkabelt<br />
wurde. Im Juni darauf wurde der Nordtrakt der Fachschule<br />
(zweiter EDV-Raum, Lehrerbüros, Heimleitung, Bibliothek, Weberei,<br />
Betriebsküche …) mit LWL an den Zentralschrank angebunden,<br />
die alten BNC-Kabel erübrigten sich. Im Herbst 2002<br />
kommt das Luise-Wallnöfer-Haus ans Netz, gut ein halbes <strong>Jahr</strong><br />
später werden die Lehrwerkstätten und die Imkerschule verkabelt.<br />
Nachdem schon 2001 ein neuer leistungsfähiger Server<br />
mit Windows NT 2000 zum Einsatz kam, waren nun alle PCs mit<br />
Internetzugang ausgestattet.<br />
In den folgenden <strong>Jahr</strong>en wurden schrittweise die Klassenräume<br />
beider Schulen verkabelt und mit PCs und Projektoren ausgestattet.<br />
2004 wird der EDV-Raum der Haushaltungsschule mit<br />
neuen PCs und Flachbildschirmen ausgestattet, ein EDV-Raum<br />
der Fachschule erhält einen leistungsstarken Farblaserdrucker.<br />
Mit einem neuen leistungsstarken Server (Windows 2003) erfolgte<br />
eine Netzwerkumstrukturierung im Februar 2006. Alle<br />
Client-PCs wurden auf Windows XP upgedatet. Der Einsatz<br />
eines Programms <strong>zur</strong> Druckkostenverwaltung brachte für die<br />
SchülerInnen eine gerechtere Kostenabrechnung für ihre Ausdrucke<br />
als die bisherige Pauschalierung. Die Gesamtdruckkosten<br />
waren in den letzten <strong>Jahr</strong>en erheblich gestiegen. Noch im<br />
Dezember wurden die beiden anderen EDV-Räume mit Farblaserdruckern<br />
ausgestattet.<br />
Mit dem Neubau der Lehrwerkstätten 2007 wurde das Netzwerk<br />
neuerlich mit Lichtwellenleiter um einen Knoten erweitert.<br />
An diesen ist nun auch das Verwaltungsbüro der Lehrwerkstätte<br />
Gartenbau angeschlossen. Im September 2008 wurde<br />
der zweite EDV-Raum der Fachschule neu mit Multimedia-PCs<br />
ausgestattet. Durch den Umbau der alten Obstverwertung<br />
2009 in einen Seminarraum und den Zubau eines neuen Seminarraumes<br />
in der Haushaltungsschule konnte die Ausstattung<br />
mit Active-Boards in beiden Räumen verwirklicht werden. Die<br />
elektronische Tafel bietet neben der bisherigen Präsentationsmöglichkeit<br />
eine Fülle weiterer interaktiver Möglichkeiten, die<br />
54 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Sonderbereiche<br />
erlernen sie die Erstellung einer umfangreichen Hofbeschreibung<br />
mit aufwendigen Tabellen, eingebetteten Excel-Kalkulationen<br />
und Bildern, die bearbeitet werden mussten. Für die<br />
Abschlussprüfung ist eine Projektpräsentation erforderlich, die<br />
mit dem Computer erstellt und dargeboten wird. In betriebswirtschaftlicher<br />
Hinsicht sind Buchführung sowie Kalkulation<br />
von Deckungsbeiträgen und Maschinenkosten mit Computer<br />
unerlässlich. Dünger- und Futtermittelberechnungen am PC<br />
sowie verschiedene Datenbankanwendungen werden in den<br />
Produktionsgegenständen durchgeführt. Im Bereich Marketing<br />
entwerfen Schüler/innen Drucksorten <strong>zur</strong> Produktwerbung mit<br />
Grafiksoftware. Für die gewerblichen Ausbildungsschwerpunkte<br />
erlernen interessierte Schüler das CAD-Zeichnen. Als Zusatzqualifikation<br />
legen viele Schüler/innen die 7 Modulprüfungen<br />
des ECDL ab (erstmals im Mai 2001). Vor allem aber die gezielte<br />
Internetnutzung soll die Schüler/innen befähigen, moderne Angebote<br />
für die Betriebsführung, wie eAma und Tiris, zu nutzen.<br />
es erst zu erkunden gilt. Ein neuer Server mit Windows 2008<br />
wurde im Sommer installiert, nachdem der alte ausgefallen ist.<br />
Dieser soll heuer im Juni virtualisiert werden.<br />
Pädagogische Entwicklung im IT-Bereich<br />
Die Einführung der EDV an unseren Schulen verlangte natürlich<br />
die Aus- und Fortbildung der Lehrer/innen. Viele besuchten Kurse,<br />
um zunächst den PC für ihre Vorbereitungsarbeiten zu nutzen,<br />
aber auch im Unterricht einsetzen zu können. Neue Anwendungen,<br />
aktualisierte Programmversionen, wertvolle Angebote<br />
in den Netzwerken machten und machen Schulungen nach wie<br />
vor erforderlich. In den Anfängen verwendeten nur einzelne<br />
Lehrer/innen den PC, heute kommt kein Lehrer mehr ohne ihn<br />
aus. Die Installation von Computern und Beamern in allen unseren<br />
Klassen verlangt eine neue Art des Unterrichtens, was eine<br />
Bereicherung der Wissensvermittlung darstellt.<br />
Vorkenntnisse der Schüler/innen waren früher durch fehlende<br />
PCs zuhause kaum vorhanden. Der Unterricht beschränkte sich<br />
auf die Vermittlung der Fertigkeiten <strong>zur</strong> Verwendung des PC in<br />
wenigen Bereichen. Die laufende Verbesserung der Geräte und<br />
die Handhabung der Programme steigerten die Anwendungsbereiche<br />
enorm. Nahezu alle Schüler/innen der Abschlussklassen<br />
lernen und arbeiten heute auf ihren eigenen Notebooks,<br />
meist mit Internetanschluss. In den drei <strong>Jahr</strong>en der Ausbildung<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
Die Informationstechnologie veränderte auch die Lernmethoden<br />
der Schüler/innen. Nachdem das e-Mail ein wichtiger Aspekt<br />
der Lehrer-Schüler-Beziehung bei Übungen und Tests geworden<br />
war, hat auch E-Learning Einzug gehalten. Einige Lehrer<br />
bieten bereits auf eigenen Internetseiten und der Lernplattform<br />
Moodle, die bereits 2008 eingerichtet wurde, Unterrichtsskripten<br />
und Übungsaufgaben an. Es gilt, diese Möglichkeiten auszubauen.<br />
55
Die Schulmusikkapelle - immer gefragt bei feierlichen Anlässen<br />
56 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Absolventenverein<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
57
Absolventenverein<br />
Obmann Josef Waldner / Geschäftsführer Karl Holzknecht<br />
Schule und Absolventenverein sind eine Gemeinschaft<br />
Schon bald nach der Eröffnung der Landeslehranstalt Imst wurde<br />
der Absolventenverein ins Leben gerufen. Im <strong>Jahr</strong>e 1922<br />
haben sich die Absolventen der Fachschule und die Absolventinnen<br />
der Haushaltungsschule zu einem Verein, dem „Altschülerverein“<br />
der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Imst<br />
(heute Absolventenverein), zusammengeschlossen.<br />
Die Zielsetzung dieses Zusammenschlusses bestand und besteht<br />
bis <strong>zur</strong> heutigen Zeit in der Aufrechterhaltung eines gesellschaftlichen<br />
Kontaktes der ehemaligen Schüler und Schülerinnen<br />
untereinander. Vor allem ist dabei auch daran gedacht,<br />
die Pflege der geistigen Bindung <strong>zur</strong> ehemaligen Ausbildungsstätte<br />
nicht abreißen zu lassen.<br />
Eine weitere Hauptaufgabe des Vereins besteht auch darin, gemeinsam<br />
mit der Schule die Weiterbildung seiner Mitglieder in<br />
wirtschaftlicher, beruflicher und kultureller Hinsicht zu ermöglichen<br />
und zu fördern. So gehören zum alljährlichen Programm<br />
neben Absolvententag und Absolventenball auch Jubilarenund<br />
Klassentreffen, verschiedene Fortbildungskurse, Gebietstreffen<br />
sowie die mehrtägige Herbstlehrfahrt, die sich besonderer<br />
Beliebtheit erfreut.<br />
Ein besonderes Bindeglied zwischen Schule, Verein und Absolventen/innen<br />
wurde durch die Herausgabe der Absolventenzeitung<br />
geschaffen: von 1927 - 1931 als „Scholle und Schule“<br />
und seit 1947 als „Schule und Praxis“). Als Informationsmedium<br />
erscheint die Zeitung dreimal jährlich im Ausmaß von 24 Seiten<br />
mit vielen Farbfotos und informiert die Mitglieder über Schule,<br />
Heim und Aktivitäten des Vereines. Verschiedene land- und<br />
hauswirtschaftliche Fachbereiche werden in der Absolventenzeitung<br />
behandelt und Neuerungen vorgestellt.<br />
Der Absolventenverein ist auch stets bemüht, Hilfestellungen<br />
für Absolventen/innen, die schwere Schicksalsschläge erlitten<br />
haben, zu leisten. Weiters werden auch die Schülerheime an der<br />
Fach- und Hauswirtschaftsschule finanziell unterstützt (Beiträge<br />
für Sonderprogramme, Freizeiteinrichtungen usw.).<br />
Heute stellt der Absolventenverein mit seinen über 7 000 Mitgliedern<br />
ein bedeutsames Bindeglied <strong>zur</strong> Bevölkerung im ländlichen<br />
Raum dar.<br />
58 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Absolventenverein<br />
Prominentester Absolvent: Altlandeshauptmann ÖR Eduard<br />
Wallnöfer ( Fachschule 1931 -1933 ).<br />
Die Gründung unserer Lehranstalt war der Anfang eines gelungenen<br />
Weges, der den Sinn verfolgte, vielen jungen Menschen<br />
eine gute Zukunftsperspektive zu ermöglichen.<br />
Der Absolventenverein der Landeslehranstalt Imst ist bestrebt,<br />
die große Schülergemeinschaft über die Schulzeit hinaus weiter<br />
zu begleiten, Gemeinschaft zu erhalten, neue Impulse zu<br />
setzen, und freut sich auch in der Zukunft auf eine gute Zusammenarbeit<br />
mit der Landeslehranstalt Imst und am regen Interesse<br />
der Absolventinnen und Absolventen.<br />
Der Vorstand des Absolventenvereines wird alle drei <strong>Jahr</strong>e gewählt<br />
und setzt sich aus Bezirksvertreter/innen aus dem Einzugsgebiet<br />
der Schule, unter anderem zwei Südtiroler Absolventenvertreter,<br />
und kooptierten Mitgliedern zusammen.<br />
Die Obmänner<br />
Karl Rück, Fiss.............................................................. 1922 – 1925<br />
Johann Sager, Imst................................................... 1925 – 1929<br />
Ludwig Kranebitter, Flaurling............................. 1929 – 1934<br />
Josef Penz, Telfes....................................................... 1934 – 1937<br />
Josef Schaber, Serfaus............................................ 1937 – 1938<br />
Josef Telfner, Obsteig.............................................. 1939 – 1944<br />
Adalbert Scherl, Imst............................................... 1946 – 1961<br />
Max Schweigl, Flaurling......................................... 1961 – 1978<br />
Josef Waldner, Pians........................................seit 1978<br />
Die Geschäftsführer<br />
Dipl. -Landwirt Alois Gaßner, Imst.................... 1927 – 1932<br />
Eduard Wallnöfer, Imst........................................... 1946 – 1949<br />
Dipl.-Ing. Franz Porsche, Imst.............................. 1949 – 1961<br />
Dipl.-Ing. Hildebert Kerber, Imst........................ 1961 – 1979<br />
Dipl.-Ing. Andrä Neururer, Imst.......................... 1979 – 19<strong>90</strong><br />
Dipl.-Ing. Josef Gstrein, Imst................................ 19<strong>90</strong> – 1994<br />
Ing. Karl Holzknecht, Imst.............................seit 1994<br />
Da durch die Kriegswirren im <strong>Jahr</strong>e 1945 die Protokollbücher des<br />
Vereines verloren gingen, sind die Geschäftsführer vor 1927 und zwischen<br />
1932 und 1946 nicht mehr zu ermitteln.<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
In diesem Sinne sei auch allen, die stets tatkräftig um den Absolventenverein<br />
bemüht sind und diesen unterstützen, recht<br />
herzlich gedankt.<br />
Möge die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Imst gemeinsam<br />
mit dem Absolventenverein auch in Zukunft, in einer Zeit,<br />
die geprägt ist von Umbruch und Verunsicherung, ihren vielfältigen<br />
Aufgaben gerecht werden zum Wohle unserer Tiroler Heimat,<br />
der bäuerlichen und der gesamten Bevölkerung! Dies ist<br />
unser Wunsch zum <strong>90</strong>. Geburtstag unserer Lehranstalt.<br />
59
Absolventenverein<br />
Ein Beitrag zum lebenslangen Lernen - die Kurse des Absolventenvereines<br />
60 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrkörper<br />
Statistik<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
61
Lehrkörper der Fachschule für ländliche Hauswirtschaft<br />
Von links nach rechts: Ing. Christa Tangl-Martin, Mag. Miriam Gadner, Maria-Luise Schnegg,<br />
Marlies Mersch, Natalie Lanbach, Birgit Röck, Ing. Barbara Mark, Susanne Payr, Ing. Ingrid<br />
Knoflach, Ing. Andrea Mair, Martina Raß, Michaela Gundolf, Angelika Penz, Marlies Gasteiger,<br />
FI Ing. Christina Röck, Ing. Johanna Sommersguter, Anna Glatzl, Angelika Stritzinger, Viktoria<br />
Dornauer, Barbara Fuchs, Notburga Gritsch, Ing. Walpurga Schnegg, Edith Harasleben, Monika<br />
Ungericht, Petra Moser, Johanna Staggl, Maria Bugelnig, Barbara Mayregger, Dir. DI Josef<br />
Gstrein. (Fehlend: Ing. Anna Luger, Ing. Michaela Rauch)<br />
62 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Lehrkörper der Fachschule für Landwirtschaft<br />
Vorderste Reihe (v.l.n.r): Peter Haslwanter, DI Marianne Enthofer, Dir. DI Josef Gstrein,<br />
DI Mag. Agnes Lorenz-Pfahl, Ing. Karl Holzknecht<br />
2. Reihe (v.l.n.r.): Ing. Josef Grill, Ing. Franz Girstmair, DI Thomas Moritz, Ing. Hans Sommersguter,<br />
TM Thomas Steger, Ing. Robert Neuner, Dir. -Stv. Ing. Paul Juen<br />
3. Reihe (v.l.n.r.): Ing. Christoph Haueis, Mag. Wolfgang Harasleben, Ing. Thomas Mair,<br />
DI Walter Ostermann, DI Hannes Nachtschatten, Josef Frischmann, Mag. Franz Heiß,<br />
Anton Rauch<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
63
Statistik<br />
Schülerzahlen 1919 - 2010<br />
LANDW. FACHSCHULE<br />
HAUSHALTUNGSSCHULEN<br />
2jährig 3jährig FS Imst Landeck/ Breitenwang<br />
HS<br />
1. Jg. 2. Jg. 1. Jg. 2. Jg. 3. Jg. gesamt 1. Jg. 2. Jg. 3. Jg. Perjen<br />
gesamt<br />
1919-1969 2.130 1.407 3.537 1708 1708<br />
1969-1995 711 386 1.831 517 353 3.798 1.741 344 59 651 2795<br />
1995/96 114 47 24 185 71 37 22 130<br />
1996/97 111 44 34 189 85 35 25 145<br />
1997/98 119 25 34 178 75 45 24 144<br />
1998/99 126 43 24 193 68 55 23 146<br />
1999/00 122 38 35 195 65 48 31 144<br />
2000/01 108 28 33 169 67 35 34 19 155<br />
2001/02 108 30 28 166 63 41 29 21 154<br />
2002/03 127 29 28 184 59 42 37 16 154<br />
2003/04 122 38 26 186 58 43 38 29 168<br />
2004/05 127 51 36 214 64 43 34 31 172<br />
2005/06 93 56 48 197 62 50 36 25 173<br />
2006/07 97 43 49 189 50 49 45 26 170<br />
2007/08 98 54 41 193 62 51 39 26 178<br />
2008/09 96 44 50 1<strong>90</strong> 58 45 46 30 179<br />
2009/10 101 45 41 187 59 51 40 20 170<br />
1919-2010 2.841 1.793 3.500 1.132 884 10.150 4.415 1.014 562 651 243 6.885<br />
64 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
Statistik<br />
Schülerzahlen 1919 - 2010<br />
Berufsschule<br />
1919-1969 606<br />
1969-1995 <strong>90</strong><br />
1995/96<br />
FACHSCHULE FÜR ERWACHSENE<br />
AGRAR-HAK<br />
FSLE 1 FSLE 2 FSHE 2 gesamt 1AK 2AK 3AK 4AK<br />
1996/97 17 17<br />
1997/98 14 14<br />
1998/99 16 16 26<br />
1999/00 13 13 14 12<br />
2000/01 11 9 6<br />
2001/02 24 24 0 11 6 6<br />
2002/03 9 5<br />
2003/04 28 28 8<br />
2004/05<br />
2005/06 16 16 32<br />
2006/07 26 30 56<br />
2007/08 32 32<br />
2008/09 24 24<br />
2009/10 24 20 7 51<br />
1919-2010 696 188 96 23 307 51 32 21 19<br />
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
65
Statistik<br />
Leitung der Schulen der Landw. Landeslehranstalt Imst<br />
Direktoren<br />
Dipl.-Ing. Oswald Egger.................................. 19.11.1919 - 31.08.1923<br />
Dipl.-Ing. Philipp Barth.................................... 01.09.1923 - 31.12.1928<br />
Dipl.-Ing. Dr. Franz Flöck................................. 01.01.1929 - 25.06.1935<br />
Dipl.-Ing. Heinrich Putz................................... 26.06.1935 - 16.03.1938<br />
Dipl.-Ing. Robert Schraffl................................ 17.03.1938 - 31.12.1938<br />
Dipl.-Ing. Ernst Botschen................................ 01.01.1939 - 28.02.1943<br />
Dr. Max Schmidt................................................. 01.03.1943 - 24.04.1943<br />
Franz Limberger................................................. 25.04.1943 - 02.05.1945<br />
Ing. Franz Sieberer............................................. 03.05.1945 - 12.10.1949<br />
prov. Leiter Kaplan Anton Wötzer............. 13.10.1949 - 31.05.1950<br />
Dipl.-Ing. Christian Jesacher......................... 01.06.1950 - 31.08.1959<br />
Dipl.-Ing. August Stern.................................... 01.09.1959 - 05.09.1979<br />
Dipl.-Ing. Hildebert Kerber............................ 06.09.1979 - 06.05.1982<br />
prov. Leiter DI Walter Sonnweber.............. 07.05.1982 - 16.11.1982<br />
Dipl.-Ing. August Gamper.............................. 17.11.1982 - 31.10.1993<br />
Ing. Rupert Staggl.............................................. 01.11.1993 - 30.06.1996<br />
Dipl.-Ing. Josef Gstrein.............................seit 01.07.1996<br />
Fachvorstände (Hauswirtschaft)<br />
unbekannt.......................................................................................1921 - 1925<br />
Gertraud Schweiger...................................................................1926 - 1942<br />
Anna Mairhofer ............................................................................1942 - 1966<br />
Johanna Staggl ............................................................................1967 - 1979<br />
Gerda Schennach........................................................................1980 - 1982<br />
Waltraud Jäger..............................................................................1982 - 1989<br />
Johanna Senn ...............................................................................1989 - 1999<br />
Ing. Christina Röck.......................................................................1999 - 2006<br />
Ing. Walpurga Schnegg................................................... seit 2006<br />
Vorstände im LWH von 1988 - 1999<br />
Helga Bachler<br />
Ing. Andrea Mair<br />
Beatrix Haslinger<br />
Ing. Walpurga Schnegg<br />
Drei Direktoren (v.l.n.r.):<br />
Ing. Rupert Staggl, DI Josef Gstrein, DI August Stern U<br />
Drei ehemalige Leiterinnen der Haushaltungsschule (v.l.n.r.):<br />
SR Johanna Staggl, Anna Mairhofer U, Gerda Schennach<br />
66 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst
<strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst<br />
67
Eigentümer und Herausgeber: Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Imst<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Dir. DI Josef Gstrein<br />
Satz und Gestaltung: Josef Frischmann<br />
Fotos: <strong>LLA</strong> Imst, Günter Richard Wett, West-Media<br />
Druck: eggerdruck 6460 Imst<br />
68 <strong>Festschrift</strong> <strong>90</strong> <strong>Jahr</strong>e <strong>LLA</strong> Imst