MAHLE news 3/05 Helvetica
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Kolbenringe treten meistens in ganzen Sätzen auf – in der<br />
Regel zu dritt: Dabei sind die oberen beiden Ringe am Kolben<br />
reine Verdichtungsringe, die den Brennraum zwischen der Zylinderbohrung<br />
und dem Kolben abdichten. Eine strapaziöse<br />
Aufgabe: Zum einen, weil im Brennraum gewaltige Drücke entstehen<br />
– insbesondere bei Dieselmotoren, wo Zünddrücke von<br />
über 200 bar schon fast normal sind – zum anderen sind die<br />
Verbrennungsgase so heiß, dass sie selbst noch Teile der Abgasanlage<br />
zum Glühen bringen. Während sich der Kolben in der<br />
Zylinderbohrung auf und ab bewegt, gleiten die Kolbenringe mit<br />
ihm über die Zylinderlaufbahn, um abzudichten und dabei das<br />
Öl abzustreifen – und das unzählige Male!<br />
Der dritte Kolbenring, der so genannte Ölabstreifring, sorgt dafür,<br />
dass der Großteil des Motorenöls im Innern des Motors<br />
bleibt. Schließlich soll sich ja nur zwischen dem Kolbenschaft<br />
und der Zylinderlaufbahn ein tragfähiger Ölfilm bilden. Um die<br />
geringe Menge Öl, die der Ölabstreifring nicht zurückhalten<br />
kann, kümmert sich der mittlere Kolbenring. Und über den winzigen<br />
Rest an Öl, der noch oberhalb des mittleren Kolbenrings<br />
an der Zylinderwand verbleibt, freut sich dann der oberste Kolbenring.<br />
Dieser hat den härtesten Job von allen, denn er muss<br />
die größten Druckspitzen und die höchsten Temperaturen aushalten.<br />
Ein Teil der winzigen Menge an Motorenöl, die den<br />
obersten Ring schmiert, verdampft und verbrennt danach im<br />
Brennraum. Ein wenig Ölverbrauch ist also ein gutes Zeichen:<br />
Er ist ein Beleg dafür, dass auch der oberste Kolbenring mit Öl<br />
versorgt wird.<br />
IMMER KLEINER, IMMER LEICHTER<br />
Kolbenringe müssen eine sehr hohe Festigkeit aufweisen. Nur<br />
so können sie die notwendigen Kräfte (so genannte Tangentialund<br />
Radialkräfte) generieren. Materialien der Wahl sind daher<br />
entweder Sphäroguss oder Gusseisen mit kugelförmigen Graphiteinlagerungen.<br />
Auch werden Kolbenringe aus Walzstahlprofilen<br />
formgewickelt. Die geforderten kleinen Baugrößen bilden<br />
eine zusätzliche konstruktive und fertigungstechnische Herausforderung:<br />
Während noch vor ein paar Jahren Ölabstreifringe<br />
eine Höhe von 4 oder 5 Millimeter hatten, sind sie bei heutigen<br />
Motoren nicht einmal halb so hoch. Denn nur wenn die Kolbenringe<br />
extrem klein gebaut werden können, kann auch der<br />
Kolben entsprechend klein (und damit leicht!) konstruiert werden<br />
– unabdingbare Voraussetzung für sparsame und gleichzeitig<br />
leistungsstarke Motoren.<br />
AKTIVER SCHUTZ: DIE BESCHICHTUNG<br />
Die Laufflächen der Kolbenringe gleiten permanent über die Zylinderwand.<br />
Die Höhe eines Kolbenrings ist jedoch im Verhältnis<br />
zur Länge der zu überstreichenden Zylinderfläche sehr gering.<br />
Daher muss ein Kolbenring, besonders der oberste (also derjenige,<br />
der am wenigsten Öl zur Verfügung hat), an der Lauffläche<br />
geschützt werden. Schutz bietet zum Beispiel eine galvanisch<br />
aufgebrachte Schicht aus Chrom, einem sehr harten, verschleißfesten<br />
Material. Die Stärke der Chromschicht beträgt in<br />
etwa 100–200 µm.<br />
Ebenfalls extrem hart und entsprechend verschleißfest ist<br />
Molybdän. Für höher belastete Dieselmotoren beispielsweise<br />
werden Verdichtungsringe an der Lauffläche mit Molybdän<br />
beschichtet. Dazu wird feines Molybdänpulver in einem Plasmastrahl<br />
aufgeschmolzen. Das Plasma schleudert die einzelnen<br />
flüssigen Metalltropfen auf die Lauffläche des Kolbenrings. Beim<br />
Erstarren entsteht eine verschleißfeste und harte, aber auch<br />
poröse Oberfläche. Die poröse Schicht nimmt Motorenöl auf –<br />
als eine Art Reserveschmierung: Bei starken Belastungen und<br />
kritischen Schmierzuständen sorgt dieses eingelagerte Öl für die<br />
Schmierung der Ringlauffläche. Das bedeutet Zuverlässigkeit<br />
selbst unter Extrembelastungen. Aber auch mit speziellen<br />
Chrombeschichtungen (Multilayer, Chromkeramik) können feine<br />
Kanäle und Unterbrechungen in der Chromschicht und damit<br />
Räume für das Motorenöl geschaffen werden.<br />
KOLBEN, KOLBENRINGE UND ZYLINDERWAND –<br />
DIE PERFEKTE EINHEIT<br />
Welche Beschichtungen für die Kolbenringe sinnvoll und notwendig<br />
sind, wird bei der Entwicklung eines Motors festgelegt. <strong>MAHLE</strong><br />
ist Entwicklungspartner der Motorenindustrie. <strong>MAHLE</strong> Ingenieure<br />
und Spezialisten entwickeln und erproben gemeinsam mit den<br />
weltweiten Serienkunden die optimale Ringbestückung für die<br />
jeweilige Anwendung. Kolben, Kolbenringe und Zylinderwand<br />
müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein. Das ist die Voraussetzung<br />
für die optimale Funktion des Motors und eine lange<br />
Lebensdauer. Mit zusätzlichen Beschichtungen auf der gesamten<br />
Ringoberfläche (zum Beispiel Phosphat oder Zinn) können die<br />
Eigenschaften eines Kolbenrings ebenfalls optimiert werden.<br />
BESCHICHTUNGEN BEKENNEN FARBE<br />
Gegebenenfalls werden auch bei bestehenden Kolbentypen<br />
die Kolbenringe modifiziert. Wenn die Ringbestückung eines<br />
Kolbens geändert wird, liefert <strong>MAHLE</strong> die jeweils aktuelle Serienausführung<br />
zeitnah in den Aftermarket. So kann es beispielsweise<br />
vorkommen, dass ein Verdichtungsring, dessen Laufflächen<br />
zuvor lediglich verchromt waren, zusätzlich eine Phosphatschicht<br />
erhält – und so die Ringe, die zuvor silberfarben („shiny“)<br />
waren, nun in Schwarz ausgeliefert werden. Oder es wird ein<br />
verchromter und dann phosphatierter Kolbenring durch einen<br />
Ring mit spezieller Multilayer-Beschichtung ohne Phosphat<br />
ersetzt – und ist dann anstatt schwarz nun silbrig glänzend.<br />
<strong>MAHLE</strong> KOLBENRINGE –<br />
QUALITÄT IN MATERIAL UND VERARBEITUNG<br />
<strong>MAHLE</strong> Kolbenringe entsprechen in allen Belangen den strengen<br />
Maßstäben der Erstausrüstung – durch hochwertige Materialien<br />
und präzise Verarbeitung. Entsprechend imposant sind die<br />
Referenzen: Kolbenringe made by <strong>MAHLE</strong> arbeiten ab Werk in<br />
den Fahrzeugen aller führenden internationalen Automobilhersteller<br />
– von Alfa und Audi über BMW und Mercedes bis zu<br />
Volvo. Für den Aftermarket bietet <strong>MAHLE</strong> ein umfassendes Sortiment<br />
an Kolbenringsätzen in Erstausrüstungsqualität. Details<br />
hierzu finden Sie im aktuellen Katalog „Kolbenringsätze“.<br />
Dieser ist wahlweise als Druckwerk oder – eingebunden in das<br />
Motorenteile-Komplettprogramm – auf CD-ROM erhältlich.<br />
KOLBEN & CO.<br />
Der <strong>MAHLE</strong> „N“-Kolbenringsatz bietet Ihnen die<br />
Kolbenringe, die auch in der Erstausrüstung<br />
verbaut werden. Die <strong>MAHLE</strong> „V“- und „G“-<br />
Kolbenringsätze sind speziell für den Einsatz<br />
bei gelaufenen Motoren entwickelt worden.<br />
Es ist unbedingt auf die TOP-Kennzeichnung<br />
zu achten. Bei TOP-gekennzeichneten Ringen<br />
sind diese mit der Kennzeichnung nach oben<br />
in Richtung Kolbenboden einzubauen.<br />
AFTERMARKET<br />
n e w s 11