Frankreichs schönste Seiten - Maison de la France
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Bon voyage La Réunion<br />
Ausgabe 2009<br />
Insel La Réunion<br />
<strong>Frankreichs</strong> <strong>schönste</strong> <strong>Seiten</strong><br />
Tropentraum Grandiose Bergwelt und romantische Strän<strong>de</strong><br />
Créolité Die Kultur <strong>de</strong>s friedlichen Miteinan<strong>de</strong>rs<br />
Action-Insel Abenteuer von Canyoning bis Rifftauchen<br />
Mit <strong>de</strong>m<br />
Pocketgui<strong>de</strong><br />
Compagnon<br />
<strong>de</strong> voyage
Inhalt 6<br />
1 Editorial<br />
2 Karte und Inhalt<br />
4 Die Tochter wie<strong>de</strong>rsehen –<br />
Deutsche-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn über seine<br />
Sehnsucht nach La Réunion<br />
5 Steckbrief La Réunion<br />
Das sollten Sie wissen<br />
6 Besuch im Paradies<br />
Ein Roadmovie in drei Akten<br />
14 Porträt „Bonjour“<br />
Seit zwei Generationen bauen die Leichnigs beste<br />
Bourbon-Vanille an<br />
16 Bunte Mischung<br />
Kreolen, Europäer, In<strong>de</strong>r, Tamilen und Araber – seit<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten kommen die verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Kulturen und Religionen auf La Réunion friedlich<br />
miteinan<strong>de</strong>r aus<br />
18 Musik, die unter die Haut geht<br />
Interview mit <strong>de</strong>m Musiker Gilbert Pounia<br />
20 Einsame Spitze<br />
Eine Wan<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n spektakulären Talkessel von<br />
Mafate<br />
14<br />
26<br />
20<br />
22 La Réunion als UNESCO-Welterbe<br />
Infomationen zum einzigartigen Naturparadies<br />
La Réunion<br />
23 Vogelfrei<br />
Mit <strong>de</strong>m Gleitschirm zum Strand –<br />
Ein Selbstversuch<br />
24 Grüne und b<strong>la</strong>ue Wun<strong>de</strong>r<br />
Auf La Réunion ist auch <strong>de</strong>r Sport exotisch<br />
26 Ur<strong>la</strong>ub en couple<br />
Tagebuch einer Hochzeitsreise<br />
28 Picknick mit <strong>de</strong>n Pauliacs<br />
Beim sonntäglichen Familienpicknick am Strand<br />
kommen viele kreolische Leckereien zum Zug<br />
30 Service<br />
Nützliche Adressen und Informationen für die Reisevorbereitungen<br />
32 Reiseveranstalter in Deutsch<strong>la</strong>nd,<br />
Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz<br />
Unsere Titelthemen sind rot gekennzeichnet.
36<br />
24
Die Tochter wie<strong>de</strong>rsehen<br />
Hartmut Mehdorn auf La Réunion<br />
Immer wenn hierzu<strong>la</strong>n<strong>de</strong> die Tage kürzer, dunkler und kälter wer<strong>de</strong>n, wenn das<br />
En<strong>de</strong> eines wie<strong>de</strong>r hektischen Arbeitsjahres in Sicht ist, dann kommt <strong>la</strong>ngsam<br />
eine Sehnsucht auf. Eine Sehnsucht, die <strong>de</strong>n Vorteil hat, dass ich ganz sicher<br />
weiß, dass sie nicht unerfüllt bleiben wird.<br />
von Hartmut Mehdorn<br />
aus DIE Zeit 01/2006<br />
4 | Kolumne<br />
Kurz vor Weihnachten fliegen meine Frau und ich auf die Insel La Réunion.<br />
Nach Frankreich, wenn man so will. Aber nach Frankreich mitten<br />
im Indischen Ozean. Nach Frankreich, das vor Madagaskar liegt und mit<br />
In<strong>la</strong>ndsflügen wohlgemerkt von Paris aus zu erreichen ist.<br />
Woraus die Sehnsucht besteht?<br />
Sie besteht erst einmal aus <strong>de</strong>r Vorfreu<strong>de</strong> auf das Wie<strong>de</strong>rsehen mit unserer<br />
Tochter, die auf dieser französischen Insel als Ärztin im Krankenhaus arbeitet.<br />
Aber sie besteht auch aus <strong>de</strong>r Vorfreu<strong>de</strong> auf ein Naturparadies mitten im<br />
Ozean, entstan<strong>de</strong>n aus einem Vulkan mit einer bizarr-schönen Bergwelt,<br />
unzähligen Wasserfällen, wirklichen Traumsträn<strong>de</strong>n und einer Vegetation,<br />
die man durchaus als märchenhaft beschreiben kann.<br />
Ganz persönlich besteht die Sehnsucht auch darin, in einem offenen Haus<br />
direkt am Wasser zu leben, das bei <strong>de</strong>m herrschen<strong>de</strong>n Klima ganzjährig<br />
kaum Außenwän<strong>de</strong> und schon gar nicht Türen und Fensterscheiben<br />
braucht.<br />
Und sie besteht darin, einmal mehr auf einem <strong>la</strong>ndschaftlich unvergleichlichen<br />
Golfp<strong>la</strong>tz vor einem respektabel hohen Vulkanfelsen zu stehen, auf<br />
<strong>de</strong>ssen kleines P<strong>la</strong>teau man ziemlich zielgenau <strong>de</strong>n Ball hochsch<strong>la</strong>gen muss,<br />
weil es <strong>de</strong>r einzige Weg ist, das Grün überhaupt zu erreichen.
i<br />
Steckbrief La Réunion<br />
Name: Ile <strong>de</strong> <strong>la</strong> Réunion<br />
Lage: 800 Kilometer östlich von Madagaskar im<br />
Indischen Ozean. La Réunion gehört mit<br />
Mauritius zur Inselgruppe <strong>de</strong>r Maskarenen.<br />
Größe: 2.512 Quadratkilometer<br />
Umfang: 207 Kilometer<br />
Bevölkerung: zirka 800.000 Einwohner, davon<br />
45% Kreo len , 25 % In<strong>de</strong>r, 20% Europäer<br />
und 3 % Chinesen<br />
Klima: tropisch, Durchschnittstemperatur an <strong>de</strong>r<br />
Küste: 26 Grad<br />
Wirtschaft: Landwirtschaft (Ausfuhr von Rum, Zucker<br />
und Früchten), Tourismus<br />
Amtssprache: Französisch<br />
Währung: Euro<br />
Flugzeit ab Paris: 10 Stun<strong>de</strong>n<br />
Wussten Sie eigentlich, dass....<br />
... mit 3.070 Metern <strong>de</strong>r erloschene Vulkan Piton <strong>de</strong>s Neiges<br />
<strong>de</strong>r höchste Berg <strong>de</strong>r Insel ist? Vor etwa zwei Millionen<br />
Jahren wuchs er aus <strong>de</strong>m Indischen Ozean empor und schuf<br />
nach und nach die Insel La Réunion.<br />
... La Réunion eine französische Überseeregion ist und damit<br />
<strong>de</strong>n gleichen administrativen Status hat wie die an<strong>de</strong>ren<br />
Regionen <strong>Frankreichs</strong>?<br />
... dass die vier Weltreligionen Christentum, Is<strong>la</strong>m, Hinduismus<br />
und Buddhismus hier seit mehreren Jahrhun<strong>de</strong>rten auf<br />
engstem Raum friedlich koexistieren?<br />
... zu <strong>de</strong>n hinduistischen Bräuchen auf <strong>de</strong>r Insel <strong>de</strong>r „marche<br />
sur le feu“ gehört, bei <strong>de</strong>m die Teilnehmer über glühen<strong>de</strong><br />
Kohlen <strong>la</strong>ufen?<br />
... <strong>de</strong>r Piton <strong>de</strong> <strong>la</strong> Fournaise einer <strong>de</strong>r weltweit aktivsten Vulkane<br />
ist und Sie mit etwas Glück eine seiner spektakulären,<br />
aber ungefährlichen Eruptionen erleben können?<br />
... auf La Réunion etwa 100 Orchi<strong>de</strong>enarten, 230 verschie<strong>de</strong>ne<br />
Farne und 330 Tropenhölzer ge<strong>de</strong>ihen?<br />
... auf La Réunion die mit bis zu 30 Kilogramm schwerste<br />
essbare Frucht <strong>de</strong>r Welt wächst: die Jackfruit?<br />
... im Jahr 1841 <strong>de</strong>r Sk<strong>la</strong>ve Edmond Albius aus Wut über<br />
seinen Herrn die Blüten von <strong>de</strong>ssen Vanillepf<strong>la</strong>nzen zerdrückte<br />
und damit unfreiwillig die künstliche Befruchtung <strong>de</strong>r<br />
berühmten Bourbon-Vanille erfand?<br />
... die Insel 1640 nach <strong>de</strong>m französischen Königshaus Ile<br />
Bourbon benannt, im Zuge <strong>de</strong>r Französischen Revolution<br />
jedoch in La Réunion umbenannt wur<strong>de</strong>? Das heißt „Insel <strong>de</strong>r<br />
Zusammenkunft“ und bezog sich auf die Vereinigung <strong>de</strong>r<br />
Revolutionäre aus Marseille mit <strong>de</strong>r Nationalgar<strong>de</strong> in Paris<br />
und <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Sturm auf die Tuilerien.
Besuch im Paradies<br />
6 | Roadmovie
Ein Roadmovie in drei Akten<br />
Drei Wochen Restur<strong>la</strong>ub und ein Last-<br />
Minute-Ticket – <strong>la</strong>nge zögerte Birgit<br />
Weidt nicht. Dann entfloh sie <strong>de</strong>m grauen<br />
Berliner Winteralltag und machte<br />
sich auf in ihr ganz persönliches Tropenabenteuer<br />
von Birgit Weidt (Text) und Sophie<br />
Henkelmann (Fotos)<br />
Roadmovie | 7
Brachial peitschen die Wellen <strong>de</strong>s Indischen Ozeans an die erstarrten Lavafelsen<br />
bei Cap méchant, <strong>de</strong>m „gemeinen Kap“. Harmonie strahlen hingegen die typischen<br />
bunten Holzhäuser von La Réunion, die cases créoles, aus. Hier beispielsweise<br />
ein Haus in St-Gilles<br />
8 | Roadmovie
Konfitüre und Freibeuter –<br />
Von St-Denis nach La-Saline-<br />
les Bains<br />
Vor knapp einer Stun<strong>de</strong> bin ich ge<strong>la</strong>n<strong>de</strong>t, habe meine<br />
Jeans hochgekrempelt, Flipflops aus <strong>de</strong>m Koffer<br />
gezogen und die Sonnenbrille aufgesetzt. Die Luft ist<br />
feucht-warm, und vor <strong>de</strong>m Flughafengebäu<strong>de</strong> wachsen<br />
Bananen und Strelizien. K<strong>la</strong>sse, so ungefähr habe ich<br />
mir das vorgestellt!<br />
Als ich die Zusage für die neue Stelle bekommen hatte<br />
und meine alte kündigte, war <strong>de</strong>r Restur<strong>la</strong>ub schnell<br />
beantragt. Warm und exotisch sollte mein Reiseziel sein,<br />
und vor allem unkompliziert. Dem Rat einer französischen<br />
Freundin folgend schaute ich nach Flügen nach<br />
La Réunion und stieß prompt auf ein günstiges Herbst-<br />
Special. Nur <strong>de</strong>r Gedanke ans Alleinereisen machte<br />
mir Sorgen. Denn so spontan fand ich natürlich keine<br />
Begleitung mehr in meinem Bekanntenkreis. Und dass<br />
mir von allen <strong>Seiten</strong> Bewun<strong>de</strong>rung für meine „flippige“<br />
I<strong>de</strong>e entgegenschlug, machte mir nicht gera<strong>de</strong> Mut.<br />
Aber wer nichts wagt, gewinnt nicht. Und nun sause<br />
ich im Mietauto vom Flughafen Ro<strong>la</strong>nd Garros nach St-<br />
Denis, <strong>de</strong>r Hauptstadt von La Réunion, und träller die<br />
Melodie eines <strong>de</strong>r Insel-Sommer-Hits mit. Ich habe mich<br />
für eine dreitägige Tour rund um die Insel entschie<strong>de</strong>n<br />
und die Hotels schon von Deutsch<strong>la</strong>nd aus gebucht.<br />
Hinterher, so <strong>de</strong>r P<strong>la</strong>n, suche ich mir eine nette Pension,<br />
dort, wo es mir am besten gefallen hat.<br />
In einem Café trinke ich erst mal einen starken Espresso,<br />
mit Blick auf <strong>de</strong>n Barachois, die Uferpromena<strong>de</strong> von<br />
St Denis: Königspalmen wiegen sich im Wind, Kin<strong>de</strong>r<br />
klettern auf <strong>de</strong>n dicken, historischen Kanonen, die einst<br />
Piraten und Englän<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Insel fernhalten sollten.<br />
Abends treffen sich hier die Verliebten, um eng umschlungen<br />
am Meer spazieren zu gehen.<br />
„Tu es en vacances? – Bist du im Ur<strong>la</strong>ub?“, fragt eine<br />
freundliche Stimme am Nebentisch. Überrascht schaue<br />
ich auf und blicke in das unrasierte Gesicht eines jungen<br />
Mannes. „Je m’appelle Sully“, stellt er sich vor und faltet<br />
seine Zeitung zusammen. Eigentlich studiere er Medizin<br />
in St. Denis. Aber heute, am Freitag, ist Markttag im 25<br />
Kilometer entfernten St-Paul. Da hilft er seinen Eltern,<br />
die im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Insel Obst anbauen, und verkauft Konfitüre.<br />
„Den Markt musst du unbedingt erleben“, rät mir<br />
Sully, „es ist <strong>de</strong>r <strong>schönste</strong> auf <strong>de</strong>r ganzen Insel.“ Sagt’s<br />
und bietet an, mir <strong>de</strong>n Markt zu zeigen. „Was soll’s?<br />
Wenn schon spontan, dann richtig“, <strong>de</strong>nke ich und fahre<br />
ihm hinterher – links die Berge, rechts <strong>de</strong>r weite, b<strong>la</strong>ue<br />
Ozean.<br />
Hinter <strong>de</strong>m Überseehafen Le Port lotst mich Sully auf<br />
<strong>de</strong>n Cimetière marin. Auf <strong>de</strong>m historischen Marinefriedhof<br />
direkt am Meer fan<strong>de</strong>n nicht nur Freibeuter,<br />
son<strong>de</strong>rn auch berühmte Literaten, wie <strong>de</strong>r französische<br />
Dichter Leconte <strong>de</strong> Lisle, ihre letzte Ruhe. Sully zeigt<br />
mir das Grab <strong>de</strong>s berüchtigten Piraten La Buse. Einheimische<br />
haben Gläser mit Rum, angerauchte Zigaretten<br />
und frische Blumen danebengestellt, „eben alles, was<br />
<strong>de</strong>m Schurken lieb und teuer war,“ <strong>la</strong>cht Sully. Manche<br />
Réunionnais g<strong>la</strong>uben, dass sie mit Hilfe <strong>de</strong>r Opfergaben<br />
unliebsame Mitmenschen mit einem Fluch belegen o<strong>de</strong>r<br />
aber sich selber davor schützen können. Das sei typisch<br />
für die Insel, erklärt Sully. „Wir Réunionnais sind sehr<br />
abergläubisch und versuchen, die Götter und Geister bei<br />
je<strong>de</strong>r Gelegenheit zu beeinflussen.“<br />
Vom Friedhof ist es nur noch ein Katzensprung zum<br />
Wochenmarkt, <strong>de</strong>r bereits aus allen Nähten p<strong>la</strong>tzt: ein<br />
bro<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>s Stimmengewirr, ein Fest <strong>de</strong>r Farben und<br />
exotischer Düfte, hier ein Hauch Geranium und Vanille,<br />
dort eine Schwa<strong>de</strong> Curcuma, Massalé und Piment.<br />
Frauen mit bunten Körben voller Gemüse und Kin<strong>de</strong>rn<br />
auf <strong>de</strong>m Arm drängeln sich zwischen Ur<strong>la</strong>ubern mit<br />
prallen Rucksäcken hindurch, aus <strong>de</strong>nen neu erstan<strong>de</strong>ne<br />
kreolische Tisch<strong>de</strong>cken, Holzfiguren und Punschf<strong>la</strong>schen<br />
hervorlugen. Ich bleibe an Sullys Stand stehen,<br />
koste von seinen Konfitüren und bin begeistert von <strong>de</strong>n<br />
Geschmacksrichtungen: Ingwer-Mango, Banane-Kokos,<br />
Litschi-Tamarin<strong>de</strong>. Er schenkt mir ein G<strong>la</strong>s Guava mit<br />
Ananas. Dann verabschie<strong>de</strong> ich mich lieber, <strong>de</strong>nn sein<br />
Stand füllt sich immer mehr mit Touristen und Einheimischen,<br />
die seine Konfitüre im 6er-Pack kaufen und<br />
neugierig nach <strong>de</strong>n Rezepten fragen.<br />
Zur Mittagszeit treffe ich im Ba<strong>de</strong>ort Boucan Canot ein,<br />
werfe am Strand meine Sachen ab und stürze mich in<br />
die Wellen. Ein tolles Gefühl von Freiheit: Salz, Sonne<br />
und Meer! Danach mache ich es mir mit einem Fruchtcocktail<br />
und einem frischen Palmenherzensa<strong>la</strong>t auf <strong>de</strong>r<br />
Veranda <strong>de</strong>s Hotels „Saint-Alexis“ gemütlich. Die Vier-<br />
Sterne-An<strong>la</strong>ge liegt direkt am Strand und wird von einer<br />
Deutschen geleitet. „Vor vier Jahren machte ich Weihnachtsur<strong>la</strong>ub<br />
im Saint-Alexis und fand es wun<strong>de</strong>rbar“,<br />
erfahre ich von Inge Meitinger. „Als ich hörte, dass ein<br />
neuer Direktor gesucht wur<strong>de</strong>, bewarb ich mich sofort<br />
auf die Stelle und mein Traum ging in Erfüllung“, <strong>la</strong>cht<br />
die Hotelmanagerin.<br />
„Was soll’s? Wenn schon spontan, dann<br />
richtig“, <strong>de</strong>nke ich und fahre Sully hinterher<br />
– links die Berge, rechts <strong>de</strong>r weite,<br />
b<strong>la</strong>ue Ozean. Bei je<strong>de</strong>r Kurve gibt die<br />
Insel mehr von ihrer Schönheit preis.<br />
Als ich mich wie<strong>de</strong>r – versehen mit vielen guten Reisetipps<br />
– auf <strong>de</strong>n Weg mache, muss ich <strong>la</strong>chen: Inge Meitinger<br />
bricht ihre Zelte in Deutsch<strong>la</strong>nd ab und fängt auf<br />
<strong>de</strong>r Insel ganz neu an, und ich mache mir Sorgen wegen<br />
drei Wochen Ur<strong>la</strong>ub alleine. Dabei habe ich bereits zwei<br />
Leute kennen gelernt!<br />
Der Nachmittag ist heiß und ich sehne mich nach einem<br />
schattigen Plätzchen. Die quirlige Touristenhochburg<br />
St-Gilles-les-Bains mit ihren vielen kleinen Boutiquen,<br />
Restaurants und Bars <strong>la</strong>sse ich links liegen und besuche<br />
statt<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>n Botanischen Garten »Jardin d’E<strong>de</strong>n« in<br />
L’Hermitage-les-Bains: eine grüne, schattige Oase mit<br />
Königspalmen, Zimtbäumen, Bambus, Orchi<strong>de</strong>en und<br />
Passionsblumen.<br />
Auf einer Kletterpf<strong>la</strong>nze ent<strong>de</strong>cke ich ein Chamäleon. Es<br />
verharrt reglos, farblich kaum vom braun-grünen Ast zu<br />
unterschei<strong>de</strong>n. Lediglich die Augen bewegen sich – unabhängig<br />
voneinan<strong>de</strong>r! – und beobachten aufmerksam<br />
die Umgebung. Plötzlich steigt ein betören<strong>de</strong>r Duft in<br />
meine Nase, intensiver als Jasmin. Auf einem Schild lese<br />
ich, dass ich unter einem Y<strong>la</strong>ng-Y<strong>la</strong>ng-Baum stehe. Aus<br />
seinen Blüten wer<strong>de</strong>n Parfums und Öle hergestellt. Diesen<br />
Duft muss ich unbedingt mit nach Hause nehmen.<br />
Roadmovie | 9
Mit mehreren Y<strong>la</strong>ng-Y<strong>la</strong>ng-Seifen, Räucherstäbchen,<br />
Aromasteinen und einem Raumspray aus <strong>de</strong>m Besuchershop<br />
bestückt, fahre ich weiter nach La-Saline-les<br />
Bains, meiner ersten Nachtetappe. Das Hotel „Le Nautile“<br />
liegt direkt an <strong>de</strong>r Lagune. Die meisten Ba<strong>de</strong>orte<br />
<strong>de</strong>r Insel sind durch Riffe geschützt. In <strong>de</strong>n Lagunen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Korallenbänken und <strong>de</strong>m Strand kann<br />
man gefahrlos und in ruhigem Wasser schwimmen und<br />
schnorcheln. Außerhalb <strong>de</strong>r Lagunen haben die Wassersportler<br />
ihr Revier, beson<strong>de</strong>rs die Wellenreiter. Die<br />
Bedingungen sind so gut, dass hier regelmäßig sogar<br />
Weltmeisterschaftsturniere stattfin<strong>de</strong>n.<br />
Zur Mittagszeit treffe ich im Ba<strong>de</strong>ort<br />
Boucan Canot ein, werfe am Strand<br />
meine Sachen ab und stürze mich in<br />
die Wellen. Ein tolles Gefühl von Freiheit:<br />
Salz, Sonne und Meer!<br />
Ich schaue mir die Surfer allerdings lieber vom Trockenen<br />
aus an. Auf <strong>de</strong>r Terrasse <strong>de</strong>s benachbarten<br />
Restaurants „Coco Beach“ bestelle ich mir zum Sonnenuntergang<br />
das legendäre Insel-Bier „Dodo“. Sein Name<br />
erinnert an <strong>de</strong>n ausgestorbenen Dodo-Vogel, das Wahrzeichen<br />
von La Réunion. Bei Anbruch <strong>de</strong>r Dunkelheit<br />
lege ich mich in <strong>de</strong>n warmen Sand am Strand, schaue<br />
hinauf in <strong>de</strong>n Nachthimmel und ent<strong>de</strong>cke tatsächlich<br />
das Kreuz <strong>de</strong>s Sü<strong>de</strong>ns. Neben mir fin<strong>de</strong>n sich einige<br />
Trommler an einem Lagerfeuer zu einer kleinen Session<br />
zusammen. Ich <strong>la</strong>usche <strong>de</strong>n Klängen und bin glücklich,<br />
hier, in meinem kleinen Paradies.<br />
Cases creoles und gegrillte<br />
Dora<strong>de</strong> – Von La-Saline-les-Bains<br />
nach Manapany-les-Bains<br />
Frühmorgens – auf La Réunion geht die Sonne schneller<br />
auf als in Europa – mache ich mich auf in Richtung<br />
Stel<strong>la</strong> Matutina. In einer stillgelegten Zuckerrohrfabrik<br />
wur<strong>de</strong> hier 1991 ein mo<strong>de</strong>rnes Landwirtschafts- und<br />
Industriemuseum eröffnet. Die Hallen füllen<strong>de</strong>n Dampfmaschinen,<br />
Zuckerrohrpressen, Computeranimationen<br />
sowie Hör- und Riechproben entführen mich auf eine<br />
hochinteressante Reise durch 350 Jahre Inselgeschichte:<br />
von ihrer Inbesitznahme 1642 im Namen <strong>de</strong>s Bourbonenkönigs<br />
Ludwig XIV. über die wirtschaftliche Blüte<br />
infolge <strong>de</strong>s Zuckerrohranbaus bis in die Zukunft: In<br />
einer temporären Ausstellung wer<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>s Verkehrsprojektes<br />
„Tram-Train“ gezeigt. Gep<strong>la</strong>nt ist für die<br />
nächsten Jahre eine futuristische Zugverbindung zwischen<br />
St-Paul und Ste-Marie im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Insel, um<br />
die Autobahn zu ent<strong>la</strong>sten. Denn im Berufsverkehr geht<br />
oft gar nichts mehr. Das Wort für Stau, „Bouchon“, ist<br />
eines <strong>de</strong>r ersten Vokabeln, die ich nach meiner Ankunft<br />
auf <strong>de</strong>r Insel lerne…<br />
Ich merke gar nicht, wie die Zeit vergeht. Als ich in<br />
<strong>de</strong>m umliegen<strong>de</strong>n Park ein kleines Picknick mache und<br />
<strong>de</strong>n herrlichen Blick auf das Meer genieße, ist es bereits<br />
Nachmittag. St-Pierre, die größte Stadt im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Insel, wer<strong>de</strong> ich also ein an<strong>de</strong>res Mal besuchen müssen.<br />
10 | Roadmovie<br />
Statt<strong>de</strong>ssen fahre ich weiter, bis es wie<strong>de</strong>r ruhig und beschaulich<br />
wird. Zuckle <strong>la</strong>ngsam durch Grand Bois und<br />
bewun<strong>de</strong>re die cases creoles, die in leuchten<strong>de</strong>n Farben<br />
gestrichenen Holzhäuser aus <strong>de</strong>r Kolonialzeit, mit ihren<br />
kunstvoll geschnitzten Dachborten und Giebeln.<br />
Kurz hinter Grand Bois liegt in Richtung Küste schon<br />
meine nächste Herberge. Die Pension „Gandalf Safari<br />
Camp“ wird von einem <strong>de</strong>utschen Ehepaar mit viel<br />
Liebe und Einfallsreichtum geführt. Christina und C<strong>la</strong>us<br />
Moreno vermieten nicht nur wun<strong>de</strong>rschön <strong>de</strong>korierte<br />
Zimmer, sie bieten auch Touren über die Insel an, zum<br />
Beispiel zum Vulkan o<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Regenwald. Doch<br />
heute Abend wird erst mal gemeinsam gegrillt, und<br />
zwar die Spezialität von C<strong>la</strong>us: eingelegte Dora<strong>de</strong> mit<br />
Limettensauce.<br />
Spätabends öffne ich mein Fenster, schaue auf <strong>de</strong>n<br />
riesigen Mangobaum direkt vor <strong>de</strong>m Haus und <strong>la</strong>usche<br />
<strong>de</strong>m Tosen <strong>de</strong>s Indischen Ozeans.<br />
Marie, die Lavadame – Von Manapany-les-Bains<br />
nach St-Denis<br />
Kurz vor St-Joseph muss ich plötzlich anhalten: Ein<br />
LKW hat seine Zuckerrohr<strong>la</strong>dung verloren. Alle packen<br />
mit an, helfen <strong>de</strong>n Hänger wie<strong>de</strong>r zu füllen. Eine alte<br />
Frau schaut durch das Autofenster, fragt, ob ich sie mitnehmen<br />
könne nach Ste-Rose, sie habe gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Bus<br />
verpasst. Bien sûr!<br />
Im Schritttempo fahren wir durch St-Joseph. Mir fallen<br />
die schönen dunkelgrünen Laternen mit <strong>de</strong>n geschwungenen,<br />
kupfernen Hauben auf – ein stilvolles Erbe <strong>de</strong>r<br />
Kolonialzeit. Rechts das Rathaus, davor ein steinerner<br />
Springbrunnen: Der Ort hat sich viel von seinem<br />
früheren Charme bewahrt.<br />
Die Bäuerin, sie heißt Marie, macht mich neugierig:<br />
„Hinter St-Joseph wird es richtig schön, da beginnt <strong>de</strong>r<br />
wil<strong>de</strong> Sü<strong>de</strong>n.“ Mit je<strong>de</strong>m Kilometer wird die Vegetation<br />
üppiger, dichter, grüner: Palmenhaine, Zuckerrohrfel<strong>de</strong>r,<br />
Goyavierbüsche, wil<strong>de</strong>r Wein, Rosenapfel, Blumengir<strong>la</strong>n<strong>de</strong>n.<br />
„Kennst du die Frucht <strong>de</strong>s Vacoabaumes? Nein?<br />
Dann muss ich dich mit Louis bekannt machen.“ Louis<br />
Damour ist lei<strong>de</strong>nschaftlicher Koch und hat sich auf<br />
die ananasähnliche Vacoa-Frucht spezialisiert. „Früher<br />
<strong>la</strong>chten mich viele Leute aus, weil sie Vacoas nur<br />
als Schweinefutter kannten“, erzählt <strong>de</strong>r silberhaarige<br />
Réunionnais, als wir auf <strong>de</strong>r Veranda seines Gästehauses<br />
„Pin Pin d’amour“ stehen. „Heute kennt fast je<strong>de</strong>r Koch<br />
auf <strong>de</strong>r Insel meine Rezepte für Vacoa-Gratins, -Caris<br />
und -Konfitüren.“ Damour ist stolz darauf, dass er die<br />
vitaminreiche Frucht wie<strong>de</strong>r in das Bewusstsein <strong>de</strong>r Inselbewohner<br />
gebracht hat. Auf seine Initiative hin fin<strong>de</strong>t<br />
in Saint-Philippe alljährlich eine „Fête du Vacoa“ statt.<br />
„Der Baum gehört zu unserem kulturellen Erbe. Wir<br />
flechten Körbe, Untersetzer und Säcke daraus. Warum<br />
sollen wir seine Früchte <strong>de</strong>n Schweinen über<strong>la</strong>ssen?“<br />
Gerne wür<strong>de</strong> ich eines seiner Gerichte kosten, aber<br />
Marie lotst mich schon wie<strong>de</strong>r zum Wagen. Die Rolle<br />
als Frem<strong>de</strong>nführerin macht ihr offenbar großen Spaß:<br />
„Als Nächstes musst du Cap Méchant sehen“, legt sie<br />
fest, „dort wirst du die Kraft <strong>de</strong>s Ozeans spüren.“ Und<br />
tatsächlich: Am „gemeinen Kap“ fliegt mir die Gischt<br />
um die Ohren. Die Brandung tost, meterhohe Wellen<br />
peitschen gegen schwarze, schroffe Felsen. Die Lava hat
1<br />
4<br />
6<br />
9<br />
Inselextreme:<br />
Rote Chilischoten, die lichterloh brennen, wenn<br />
man nicht aufpasst (1), und kühlen<strong>de</strong>s Nass, in<br />
<strong>de</strong>m sich Delfine (2) und Menschen tummeln,<br />
hier auf <strong>de</strong>r Lagune von L'Hermitage-les-Bains<br />
(8) und am Strand von Saint-Gilles (10). Am Cap<br />
méchant, <strong>de</strong>m "gemeinen Kap" bran<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rweil<br />
die Wellen an die felsige Lavaküste (3).<br />
Ob weiß, gelb o<strong>de</strong>r braun – die Insel ist bunt, hat<br />
viele Gesichter (4, 5 und 9) und bietet eine exotische<br />
Flora und Fauna, von <strong>de</strong>r Stachelpalme (6)<br />
über Aloen (11) bis hin zur gemütlichen Strahlenschildkröte<br />
(7).<br />
2<br />
7<br />
10<br />
Roadmovie | 11<br />
3<br />
5<br />
8<br />
11
sich hier ein Stück weit ins Meer vorgeschoben. Durch<br />
Spalten und Risse wird das Wasser mit Gewalt durch<br />
das Gestein gepresst und schießt an mehreren Stellen<br />
wie ein Geysir in die Luft.<br />
Hinter St-Philippe ein Szenenwechsel: Statt grüner,<br />
saftiger Vegetation stehen karge Bäume am Straßenrand.<br />
Wohin man sieht, vertrocknete Palmen, verbrannte<br />
Er<strong>de</strong>. Ich schaue Marie fragend an. „Hier siehst du <strong>de</strong>n<br />
Ursprung unserer Insel“, erklärt sie, „La Réunion ist<br />
aus <strong>de</strong>m Feuer geboren.“ Vor ungefähr zwei Millionen<br />
Jahren wuchs die Insel infolge vulkanischer Aktivitäten<br />
aus <strong>de</strong>n Fluten <strong>de</strong>s Indischen Ozeans empor. Die mei-<br />
Als wir kurz vor Ste-Rose an einer<br />
Kirche halten, bekomme schließlich<br />
auch ich Zweifel an meinem rationalen<br />
Weltbild.<br />
sten Vulkane sind inzwischen erloschen, nur <strong>de</strong>r Piton<br />
<strong>de</strong> <strong>la</strong> Fournaise bricht regelmäßig aus und ergießt seine<br />
Lavamassen im Südosten <strong>de</strong>r Insel ins Meer. „Wir sagen<br />
dann: Volcan i pèt, <strong>de</strong>r Vulkan pupst“, <strong>la</strong>cht Marie, „aber<br />
keine Angst, er ist ein Guter, seine Eruptionen treffen<br />
nur unbewohntes Land. Und es ist ein großartiges<br />
Schauspiel, wenn die Glut ins Meer fließt und die Insel<br />
Stück um Stück wächst.“<br />
Ich halte an und <strong>la</strong>ufe über ein schwarzes Lavafeld. Es<br />
ist mit winzigen Kristallen gespickt, die in <strong>de</strong>r Sonne<br />
glitzern. In <strong>de</strong>n Gesteinsspalten wachsen Büsche und<br />
sogar kleine Bäume. „Lass uns weiterfahren“, ruft meine<br />
quirlige Begleiterin, „ich zeige dir etwas Ung<strong>la</strong>ubliches!“<br />
Vor einer Madonnenstatue am Straßenrand steigen wir<br />
aus. Als „La Vierge au Parasol“ stellt mir Marie die bunt<br />
geklei<strong>de</strong>te Jungfrau mit Sonnenschirm vor – ein kurioses<br />
Standbild, das <strong>de</strong>r Überlieferung nach ein Vanillebauer<br />
vor 200 Jahren zum Schutz seiner Pf<strong>la</strong>nzen errichtet<br />
hat. Zweimal machten vor ihren Füßen die Lavaströme<br />
halt. Seit<strong>de</strong>m legen gläubige Réunionnais Blumen zu<br />
ihren Füßen nie<strong>de</strong>r und zün<strong>de</strong>n Kerzen an. Auch Marie<br />
verneigt sich, Dankesformeln murmelnd. Meine Frage,<br />
ob sie tatsächlich g<strong>la</strong>ubt, dass eine Marienstatue einen<br />
Vulkan aufhalten kann, erübrigt sich.<br />
Als wir kurz vor Ste-Rose an einer Kirche halten, die<br />
wirklich ungewöhnlich ist, bekomme schließlich auch<br />
ich Zweifel an meinem rationalen Weltbild: Direkt vor<br />
ihrem Eingang ist 1977 nach einem schweren Vulkanaus-<br />
12 | Roadmovie<br />
La Réunion ist aus <strong>de</strong>m Feuer geboren. Vor mehr als zwei Millionen Jahren<br />
wuchs die Insel infolge gewaltiger Lavaeruptionen aus <strong>de</strong>m Indischen Ozean<br />
empor. Auch heute noch bricht <strong>de</strong>r letzte aktive, aber ungefährliche Vulkan Piton<br />
<strong>de</strong> <strong>la</strong> Fournaise regelmäßig aus. 1977 machten seine Lavaströme unmittelbar vor<br />
<strong>de</strong>r Kirche Notre-Dame-<strong>de</strong>s-Laves in Ste-Rose halt<br />
bruch die Lava zum Halten gekommen und hat sich wie<br />
ein Schutzwall meterhoch aufgestaut. Notre-Dame-<strong>de</strong>s-<br />
Laves heißt die Kirche seit<strong>de</strong>m, „Unsere Lavadame“.<br />
Touristen stehen vor <strong>de</strong>r Kirchentür und schütteln gläubig<br />
o<strong>de</strong>r ungläubig <strong>de</strong>n Kopf. „Wahrlich, ein göttliches<br />
Wun<strong>de</strong>r“, strahlt mich meine kreolische Inselführerin an<br />
und bekreuzigt sich, Gebete murmelnd, zum x-ten Mal.<br />
Ich gebe klein bei, bekreuzige mich ebenfalls und wer<strong>de</strong><br />
erhört: Marie lädt mich zum Mittagessen bei sich ein.<br />
Endlich, mein Magen knurrt schon!<br />
Im Hof ihres kleinen Bauernhauses kocht sie auf offenem<br />
Feuer ein Cari Poulet. Sie hat zwar eine mo<strong>de</strong>rn<br />
eingerichtete Küche, sogar mit einem Geschirrspüler,<br />
doch die nutzen nur ihre bei<strong>de</strong>n Töchter. „Tja, das ist<br />
wohl eine Generationsfrage“, murmelt sie nach<strong>de</strong>nklich<br />
und zerstampft Knob<strong>la</strong>uch, Salz, Ingwer und Piment im<br />
Pilon, einem Mörser aus Vulkangestein. Cari, das Nationalgericht<br />
<strong>de</strong>r Insel, basiert auf einer Soße aus Tomaten,<br />
Zwiebeln, Knob<strong>la</strong>uch und – je nach Hausrezept – unterschiedlichen<br />
Gewürzen, in <strong>de</strong>r Fisch, Krustentiere o<strong>de</strong>r<br />
Fleisch gegart wird.<br />
Wir machen es uns auf <strong>de</strong>r Veranda bequem und <strong>la</strong>ssen<br />
es uns schmecken. Plötzlich beginnt es wie aus Kannen<br />
zu gießen. Die raue Ostküste ist viel regenreicher als die<br />
trockene Westküste mit ihrem ausgeprägten Steppenklima.<br />
Doch schon ein paar Minuten später scheint wie<strong>de</strong>r<br />
die Sonne. Ich erzähle Marie von meinen Be<strong>de</strong>nken,<br />
alleine auf die Insel zu reisen. Und dass ich so überwältigt<br />
bin von <strong>de</strong>r Gastfreundschaft <strong>de</strong>r Menschen, die mir<br />
bisher begegnet sind.<br />
Marie <strong>la</strong>cht und wischt sich mit ihrer Schürze <strong>de</strong>n Mund<br />
sauber. Dann drückt sie mir zum Abschied einen Kuss<br />
auf die Wange: „Weißt du, auf unserer Insel gibt es ein<br />
kreolisches Sprichwort: Attend’ socisse frite dan vante<br />
kosson. Das heißt: Warte auf die gebratene Wurst im<br />
Magen <strong>de</strong>s Schweins, und be<strong>de</strong>utet: Die Dinge regeln<br />
sich schon von alleine. Man muss nur zuversichtlich<br />
sein: Pakapap lé mor san esayé – Wer nichts wagt,<br />
gewinnt nichts!“
i<br />
Information<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Cimetière marin in St-Paul<br />
Der Marinefriedhof (s. oben) liegt südlich<br />
vor <strong>de</strong>m Ortsausgang von St-Paul direkt<br />
neben <strong>de</strong>r N1 am Meer.<br />
Jardin d’E<strong>de</strong>n in L’Hermitage-les-Bains<br />
Der 2,5 Hektar große Botanische Garten<br />
mit über 700 Arten tropischer Gewürze<br />
und Pf<strong>la</strong>nzen befin<strong>de</strong>t sich hinter <strong>de</strong>m<br />
Ortsausgang von L’Hermitage-les-Bains,<br />
links <strong>de</strong>r N 1 in Richtung St-Pierre.<br />
155, route Nationale 1, l'Hermitage-les-Bains<br />
97434 Saint-Gilles-les-Bains<br />
Tel.: +262 (0)2 62 33 83 16<br />
Öffnungszeiten: Sa-Do 10-18 Uhr<br />
Eintritt: Erwachsene 6 €, Kin<strong>de</strong>r (4-13 Jahre)<br />
3 €, Schüler/Stu<strong>de</strong>nten 4 €.<br />
Musée agricole et industriel -<br />
Stel<strong>la</strong> Matutina<br />
In <strong>de</strong>r alten Zuckerfabrik wird die<br />
Geschichte <strong>de</strong>s Zuckerrohranbaus sowie <strong>de</strong>r<br />
Zucker- und Rumherstellung erklärt, inklusive<br />
Duftgarten und einer Sammlung alter<br />
Dampfmaschinen.<br />
Das Museum liegt südlich von St-Leu an <strong>de</strong>r<br />
D 11 Richtung Piton St-Leu.<br />
6, Allée <strong>de</strong>s F<strong>la</strong>mboyants<br />
97424 Piton Saint-Leu<br />
Tel.: +262 (0)2 62 34 20 43 / 34 16 24<br />
E-Mail: com.seml@wanadoo.fr<br />
Öffnungszeiten: Di-So 9.30-17.30 Uhr<br />
Eintritt: Erwachsene 6,50 €, ermäßigt 3 €,<br />
Kin<strong>de</strong>r unter 7 Jahren gratis<br />
Familien (2 Erwachsene + 2 Kin<strong>de</strong>r): 13 €<br />
Audioführer auf Deutsch: 1 €<br />
Cap Méchant<br />
Hinter Basse Vallée rechts von <strong>de</strong>r N2<br />
Richtung Meer abfahren, gut ausgeschil<strong>de</strong>rt.<br />
Essen im Restaurant Ferme-Auberge<br />
Guimard, Mare-Longue, 4, chemin forestier,<br />
Tel.: +262 (0)2 62 37 07 58.<br />
Nur mittags geöffnet, Mo Ruhetag.<br />
Rundreise<br />
La Réunion besitzt eine gut ausgebaute<br />
Autobahn, die rund um die Insel herum<br />
führt und die zu <strong>de</strong>n <strong>schönste</strong>n <strong>de</strong>r Welt<br />
gehört. Je nach Verkehrsdichte schafft man<br />
eine Inselumrundung in fünf bis sechs<br />
Stun<strong>de</strong>n. Wer mehr Zeit für Pausen und<br />
Besichtigungen wünscht, sollte seine Fahrt<br />
in min<strong>de</strong>stens drei Tagesetappen einteilen.<br />
Restaurant<br />
Restaurant Coco Beach<br />
Direkt am Strand mit Bar und offenem Grill,<br />
viele Fischgerichte und kreolische Sa<strong>la</strong>te.<br />
P<strong>la</strong>ge <strong>de</strong> l'Hermitage, L'Hermitage-les-Bains,<br />
97434 Saint-Gilles-Les-Bains<br />
Tel.: +262 (0)2 62 33 81 43<br />
Unterkünfte<br />
Hotel Saint Alexis<br />
Eine schöne An<strong>la</strong>ge mit einem <strong>de</strong>r<br />
besten Hotels <strong>de</strong>r Insel, das von einem<br />
Swimmingpool umschlossen ist. Deutsch<br />
sprechen<strong>de</strong>s Personal, Strand<strong>la</strong>ge und<br />
Restaurant mit Meerblick. DZ ab 150 €<br />
44, route <strong>de</strong> Boucan Canot<br />
97434 Saint-Gilles-Les-Bains<br />
Tel.: +262 (0)2 62 24 42 04<br />
www.hotelsaintalexis.com<br />
Hotel Nautile<br />
Luftiges, farbenreiches Hotel im kreolischen<br />
Stil an <strong>de</strong>r Lagune von L’Hermitage.<br />
DZ ab 120€<br />
60, rue Lacaussa<strong>de</strong>,<br />
97434 La Saline Les Bains<br />
Tel.: +262 (0)2 62 33 88 88<br />
www.hotel-nautile.com<br />
Gandalf Safari Camp<br />
Christina und C<strong>la</strong>us Moreno<br />
87, Bd. <strong>de</strong> l’Ocean, Manapany-les-Bains<br />
97480 St-Joseph<br />
Tel.: +262 (0)6 92 33 09 36<br />
www.gandalfsafaricamp.<strong>de</strong><br />
Le Pinpin d’Amour<br />
Familliär geführte Unterkunft mit großzügigen<br />
Gästezimmern und einer guten<br />
traditionellen Küche. Gelegen hinter einem<br />
Zuckerrohrfeld am Berghang mit einem fantastischen<br />
Blick auf das Meer. DZ ab 60€<br />
56 a, chemin Paul Horeau, Baril-les-Hauts<br />
97442 Saint-Philippe<br />
Tel.: +262 (0)2 62 37 14 86<br />
www.pinpindamour.com<br />
Roadmovie | 13
Als Vanillebauer muss man auch klettern<br />
können: Bis zu 30 Meter rankt die Vanille-<br />
Orchi<strong>de</strong>e an Bäumen empor<br />
Louis Leichnig, Vanillebauer<br />
in zweiter Generation<br />
aufgezeichnet von Birgit Weidt<br />
i<br />
Informationen<br />
Marché <strong>de</strong> St-Paul<br />
Der Markt ist von Freitagmorgen bis<br />
Samstagmittag geöffnet.<br />
Vanillegenossenschaft<br />
P<strong>la</strong>ntage Bras Panon<br />
Mo.- Sa 8.30-12, 14-17 Uhr<br />
Rund 750 Vanillepf<strong>la</strong>nzer haben sich<br />
1951 zusammengeschlossen und verarbeiten<br />
hier Vanille. Zu besichtigen sind<br />
Pf<strong>la</strong>nzung und Schautafeln, es gibt auch<br />
einen La<strong>de</strong>n mit Spezialitäten.<br />
Maurice Roulof<br />
ist Vanille-Experte und führt über die<br />
Vanille-P<strong>la</strong>ntage.<br />
Vorherige Anmeldung erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
97440 St-André, 470 Rue <strong>de</strong>s Chanets,<br />
Tel. +262 (0)262-10 87 15<br />
14 | Portrait bonjour<br />
bonjour!<br />
bonjour!<br />
Louis breitet die schoko<strong>la</strong><strong>de</strong>nbraunen Vanilleschoten vor sich aus – eine<br />
betören<strong>de</strong> Duftwolke umgibt ihn. Ein warmer Hauch verteilt das süße<br />
Aroma über <strong>de</strong>n Marktp<strong>la</strong>tz von St-Paul. Je<strong>de</strong>n Freitag und Samstag preist<br />
<strong>de</strong>r hagere, wettergegerbte Mann hier seine Ware an.<br />
Bereits in <strong>de</strong>n frühen Morgenstun<strong>de</strong>n ist er von einer<br />
Menschentraube umringt: Touristen erstehen das edle<br />
Gewürz als Mitbringsel, Einheimische kaufen es für die<br />
Sonntagsküche und prüfen die Stangen auf ihre Frische.<br />
»C’est bon?«, fragt Louis über <strong>de</strong>n mit bunten Tüchern<br />
geschmückten Marktstand. »Oui, Monsieur!« – eine<br />
junge Französin rollt verzückt mit <strong>de</strong>n Augen und lächelt. Mit einem spitzen<br />
Messer ritzt Louis eine Schote auf, schabt das feuchte Mark auf ein Holzbrettchen:<br />
„Hier, schauen Sie: die reinste Bourbon-Vanille. Ihr Aroma besteht<br />
aus vierzig verschie<strong>de</strong>nen Duftstoffen!“<br />
Vanille wird auf La Réunion nicht nur für Süßspeisen verwen<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn<br />
auch für herzhafte Gerichte mit hellem Fleisch o<strong>de</strong>r Fisch. „Aber Vorsicht“,<br />
warnt Louis, »Vanille hat einen sehr starken Charakter und darf nicht zu<br />
sehr mit an<strong>de</strong>ren Gewürzen o<strong>de</strong>r Aromen vermischt wer<strong>de</strong>n.“<br />
Der 52-Jährige wohnt mit seiner Frau in Le Baril, im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Insel. Nicht<br />
weit von seinem Haus liegt die P<strong>la</strong>ntage, mitten im Regenwald. Dort ranken<br />
die Vanille-Orchi<strong>de</strong>en an Palmen und Zimtbäumen bis zu 30 Meter in die<br />
Höhe. Deswegen klettert Louis von Zeit zu Zeit die Stämme hinauf, um die<br />
oberen En<strong>de</strong>n nach unten zu ziehen und auf Mannshöhe festzubin<strong>de</strong>n.<br />
Von Südamerika kommend, fand die exotische Orchi<strong>de</strong>e auf La Réunion<br />
eine zweite Heimat. Als Han<strong>de</strong>lsreisen<strong>de</strong> Anfang <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts erste<br />
Setzlinge in die fruchtbare Vulkaner<strong>de</strong> pf<strong>la</strong>nzten, trug die Insel noch <strong>de</strong>n<br />
Namen Bourbon, benannt nach <strong>de</strong>m Geschlecht <strong>de</strong>s französischen Königs<br />
Ludwig XIV. Im tropisch-feuchten Klima gedieh die Pf<strong>la</strong>nze prächtig, bil<strong>de</strong>te<br />
jedoch keine Schoten aus. Es fehlten ganz einfach die Bienen o<strong>de</strong>r Kolibris,<br />
die in Südamerika die Blüten bestäuben.<br />
Vor über 200 Jahren schließlich ge<strong>la</strong>ng einem Sk<strong>la</strong>ven <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Kunstgriff: Aus Wut über seinen Herrn zerdrückte Edmond Albius sämtliche<br />
Vanilleblüten in <strong>de</strong>ssen P<strong>la</strong>ntage mit <strong>de</strong>n Fingern. Doch statt zu<br />
welken, wuchsen plötzlich Schoten aus <strong>de</strong>n Schlingpf<strong>la</strong>nzen, größer, dicker,<br />
ertragreicher als in <strong>de</strong>n bisherigen Anbaulän<strong>de</strong>rn. Seither wer<strong>de</strong>n die Dol<strong>de</strong>n<br />
auf La Réunion ausschließlich von Hand bestäubt. Da die Vanille nur<br />
während einer kurzen Zeit im Jahr und nur für wenige Stun<strong>de</strong>n blüht, fährt
Von <strong>de</strong>r Pf<strong>la</strong>nze zum Aroma<br />
Nach <strong>de</strong>r Ernte wer<strong>de</strong>n die noch grünen<br />
Schoten in einem Schilfkorb kurz in ein<br />
heißes Wasserbad getaucht. Die feuchten<br />
Schoten wer<strong>de</strong>n anschließend in Woll<strong>de</strong>cken<br />
gewickelt und zum Schwitzen 24 Stun<strong>de</strong>n<br />
<strong>la</strong>ng in eine Holzkiste gepackt. Hier speichern<br />
die Früchte die Wärme <strong>de</strong>s Wasserbads<br />
und bil<strong>de</strong>n ihre 40 verschie<strong>de</strong>nen Duftstoffe<br />
aus. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Wochen muss die<br />
Ernte trocknen, das Aroma <strong>la</strong>ngsam zur<br />
vollen Würze reifen. Fünf Kilogramm grüner<br />
Schoten ergeben schließlich ein Kilogramm<br />
schwarze Vanille. Auf <strong>de</strong>m Markt kostet eine<br />
Bourbon-Schote, je nach Größe, zwischen<br />
zwei und fünf Euro.<br />
et bon appétit !<br />
Louis dann bereits bei Sonnenaufgang<br />
auf die P<strong>la</strong>ntage. Mit einem Kaktusstachel<br />
zerstört er das Jungfernhäutchen,<br />
das die Selbstbefruchtung verhin<strong>de</strong>rt,<br />
und drückt mit <strong>de</strong>n Fingern Pollen und<br />
Narbe aufeinan<strong>de</strong>r.<br />
Neun Monate braucht die Schote, um<br />
heranzureifen. Wenn es so weit ist,<br />
schultert Louis einen großen Korb<br />
aus geflochtenen Palmenblättern<br />
und pflückt die noch harten Stangen<br />
büschelweise vom Baum. Die frische<br />
Ernte schüttet er in einem kleinen<br />
Schuppen neben <strong>de</strong>m Haus auf dicke<br />
Matten.<br />
Doch noch fehlt <strong>de</strong>n grünen Schoten<br />
das Wichtigste, nämlich ihr Aroma. Das<br />
entfalten sie erst im Laufe eines sechs-<br />
bis neunmonatigen Veredlungsprozesses<br />
(s. oben). „Meine Früchte haben<br />
einen Anteil von drei Prozent Vanillin“,<br />
erklärt Louis stolz. „Das ist Weltspitze.<br />
Produkte aus Madagaskar o<strong>de</strong>r Mexiko<br />
haben nur halb so viel.“<br />
Es ist später Nachmittag auf <strong>de</strong>m<br />
Markt von St-Paul. Louis k<strong>la</strong>ppt seinen<br />
Sonnenschirm zusammen und verpackt<br />
die restliche Vanille sorgfältig in Holzkisten.<br />
An seinem Stand verweilt noch<br />
ein Pärchen. Der junge Mann schmiegt<br />
sich an seine Freundin: „Mi èm á ou!“,<br />
das ist kreolisch und heißt: „Je t’aime“.<br />
Louis schmunzelt und holt aus seiner<br />
Kiste eine beson<strong>de</strong>rs dicke Schote hervor<br />
„Voilà!“, sagt er und reicht sie <strong>de</strong>m<br />
kichern<strong>de</strong>n Paar. Denn Vanille, das<br />
weiß auf La Réunion je<strong>de</strong>r, wird auch<br />
als Aphrodisiakum eingesetzt ...<br />
POULET À LA VANILLE (für 4 - 6 Personen)<br />
1 - 1,5 kg Huhn<br />
4 Knob<strong>la</strong>uchzehen<br />
Salz, Pfeffer<br />
2 Zwiebeln<br />
4 Vanilleschoten<br />
Das Huhn in Stücke schnei<strong>de</strong>n und in Öl anbraten. Zur Seite legen. Knob<strong>la</strong>uch mit Salz und<br />
Pfeffer stampfen. Zwiebeln anbraten, die Knob<strong>la</strong>uchmischung dazugeben. Eine Vanilleschote<br />
auskratzen, in Stücke schnei<strong>de</strong>n und hinzufügen. Das Huhn untermischen, mit etwas Wasser<br />
ablöschen. 3 weitere Vanilleschoten ausschaben, in Stücke schnei<strong>de</strong>n und einrühren.<br />
Alles bei niedriger Hitze weiter köcheln <strong>la</strong>ssen. Dazu passt Reis.<br />
POISSON À LA VANILLE (für 4 - 6 Personen)<br />
1 - 1,5 kg Rotbarsch<br />
250 g Crème fraîche<br />
4 Vanilleschoten<br />
Saft einer halben Limette<br />
Salz, Pfeffer<br />
Vanilleschoten längs aufschnei<strong>de</strong>n, das Mark mit einem Messer herausschaben und mit<br />
Crème fraîche verrühren, ca. drei Stun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Kühlschrank stellen. Dann erhitzen, etwas<br />
Limettensaft hinzugeben, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Fisch filetieren, gründlich<br />
waschen, mit Limettensaft einreiben, salzen. Den Fisch in <strong>de</strong>r Pfanne mit <strong>de</strong>n in Stücke<br />
geschnittenen Vanillestangen von bei<strong>de</strong>n <strong>Seiten</strong> knusprig braten.<br />
Dazu passen Reis und Linsen.<br />
RHUM ARRANGÉ<br />
1 l weißer Rum<br />
4 große Vanilleschoten<br />
5 Stangen Zitronengras<br />
7 Nelken<br />
3 Sternanis<br />
6 Lorbeerblätter<br />
Alles in <strong>de</strong>n Rum geben und min<strong>de</strong>stens sechs Wochen ziehen <strong>la</strong>ssen.<br />
Portrait bonjour | 15
Bunte Mischung<br />
16 | Créolité<br />
Auf ihren Bevölkerungsmix<br />
und die kulturelle Vielfalt<br />
sind die Réunionnais zu<br />
Recht stolz. Warum die Welt<br />
viel schöner sein könnte,<br />
wenn es überall so zugehen<br />
wür<strong>de</strong> wie auf La Réunion,<br />
erklärt K<strong>la</strong>us Simon
li. oben: Junge Réunionnais erholen sich in<br />
einer Pause vom Moringue-Training. Der<br />
einstige Kampftanz <strong>de</strong>r Sk<strong>la</strong>ven erfreut sich<br />
bei <strong>de</strong>r Jugend wachsen<strong>de</strong>r Beliebtheit.<br />
li. unten: von Café au <strong>la</strong>it bis Petit Noir –<br />
Einwan<strong>de</strong>rer aus Europa, Afrika und Asien<br />
haben sich auf La Réunion zu einer bunten<br />
Mischung zusammengetan.<br />
rechte Seite: Ahnenkult und Minarett –<br />
christliche, muslimische und hinduistische<br />
Religion (s. S. 18) leben friedlich neben- und<br />
miteinan<strong>de</strong>r<br />
Z<br />
'oreil: Franzose aus Europa, <strong>de</strong>r eine Zeit<strong>la</strong>ng<br />
auf La Réunion lebt. Gros B<strong>la</strong>nc: ein weißer<br />
Nachkomme reicher P<strong>la</strong>ntagenbesitzer. P´tit<br />
B<strong>la</strong>nc: Nachkomme armer weißer Kleinbauern<br />
aus <strong>de</strong>m Hoch<strong>la</strong>nd. Cafre: Nachfahre von afrikanischen<br />
Sk<strong>la</strong>ven, die im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt auf die Insel im<br />
Indischen Ozean verschleppt wur<strong>de</strong>n. Z´arabe: Nachfahre<br />
indischer Einwan<strong>de</strong>rer muslimischen G<strong>la</strong>ubens.<br />
Die Aufzählung <strong>de</strong>r Bevölkerungsgruppen auf La<br />
Réunion ließe sich mühelos fortsetzen. Was alle eint, ist<br />
die Kommunikation. Über achtzig Prozent <strong>de</strong>r Réunionnais<br />
beherrschen Kreolisch.<br />
Die i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong> Sprache<br />
entstand auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Französischen<br />
mit ma<strong>de</strong>gassischen,<br />
tamilischen und afrikanischen<br />
Einflüssen.<br />
Auf seine kreolische Herkunft<br />
ist je<strong>de</strong>r Réunionnais zu Recht<br />
stolz. Es vergeht kein Tag,<br />
an <strong>de</strong>m man sich die Insel<br />
nicht als Mo<strong>de</strong>ll für die Welt<br />
wünscht. Ein Spaziergang am<br />
Barachois, <strong>de</strong>r Strandpromena<strong>de</strong><br />
von St-Denis, eignet sich als<br />
Probe aufs Exempel. Die ganze<br />
Insel scheint nachmittags<br />
hier verabre<strong>de</strong>t zu sein. Ein<br />
blon<strong>de</strong>r Z`oreil hält Händchen<br />
mit einer gazellenschönen<br />
Ma<strong>la</strong>bar. Eine Maman, die so<br />
schwarz wie die Nacht ist,<br />
spaziert mit einer Schar Kin<strong>de</strong>r<br />
vorbei, <strong>de</strong>ren Hautfarbe<br />
von Café au <strong>la</strong>it bis Petit Noir<br />
reichen. Friedlich vermischt<br />
wie sonst nur in <strong>de</strong>r Werbung<br />
lächeln sich Gesichter<br />
jeglicher Couleur und Kultur<br />
an. Auf wen <strong>de</strong>r ältere Herr<br />
mit <strong>de</strong>n feinen chinesischen<br />
Gesichtszügen wohl warten<br />
mag? Eine Dame gesellt sich<br />
zu ihm, die Haut bronze-<br />
farben, das Haar schwarz gekräuselt. Vielleicht eine<br />
Z´arabe?<br />
Métissage, Bevölkerungsmix, heißt das gesellschaftliche<br />
I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r Insel. Sich Gedanken über die Hautfarbe zu<br />
machen, käme einem Kreolen nie in <strong>de</strong>n Sinn. Afrikanische<br />
Locken, chinesische Man<strong>de</strong><strong>la</strong>ugen, die bronzefarbene<br />
Haut <strong>de</strong>r Ma<strong>de</strong>gassen, die anmutigen Gesten <strong>de</strong>r<br />
In<strong>de</strong>r, das energische Kinn <strong>de</strong>r Bretonen und die b<strong>la</strong>uen<br />
Augen <strong>de</strong>r Normannen bil<strong>de</strong>n die Zutaten, aus <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r Genpool <strong>de</strong>r bunten Generationen schöpfen kann.<br />
Wer das Glück hat, zu einer Familienfeier einge<strong>la</strong><strong>de</strong>n<br />
zu sein, wird mit Sicherheit von allem etwas<br />
ent<strong>de</strong>cken.<br />
Nicht nur je<strong>de</strong><br />
Hautfarbe, auch fast<br />
je<strong>de</strong>r G<strong>la</strong>ube ist auf<br />
<strong>de</strong>r Insel vertreten.<br />
Die Réunionnais beten<br />
je nach Bekenntnis<br />
zu Christus, Al<strong>la</strong>h,<br />
Buddah, zum Elefantengott<br />
Shiva, zum<br />
chinesischen Hel<strong>de</strong>n<br />
Guan Di.<br />
Die ethnisch-religiöse<br />
Vielfalt bereichert<br />
<strong>de</strong>n Festkalen<strong>de</strong>r. Im<br />
Januar o<strong>de</strong>r Februar<br />
feiern die Chinesen mit<br />
prächtigen, gold und<br />
rot leuchten<strong>de</strong>n Prozessionen<br />
ihr Neujahrsfest.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Farben be<strong>de</strong>uten<br />
übrigens Glück.<br />
Zum zehntägigen<br />
Cavadée-Fest verwan<strong>de</strong>ln<br />
gläubige Hindus<br />
ihren Körper mit <strong>la</strong>ngen<br />
silbernen Na<strong>de</strong>ln in<br />
Piercing-Kunstwerke.<br />
Blumenpyrami<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
vor die knallbunten<br />
Tempel getragen. Das<br />
Lichterfest <strong>de</strong>r Tamilen<br />
Créolité | 17
im November heißt Dipa<strong>la</strong>vi. Ein Meer von Öllämpchen<br />
beleuchtet Tempel und Gassen im Osten <strong>de</strong>r Insel. Mit<br />
<strong>de</strong>n Festen bekennt sich je<strong>de</strong> Bevölkerungsgruppe zu<br />
ihrer Herkunft. Wichtiger aber bleibt, dass alle Inselbewohner<br />
zu <strong>de</strong>n Feierlichkeiten willkommen sind.<br />
Alle gemeinsam verehren <strong>de</strong>n Inselheiligen Saint Expédit<br />
mit seiner römischen Legionärsuniform. Selbst im<br />
entlegensten Tal <strong>de</strong>r Insel wird ihm ein blutroter Bildstock<br />
gewidmet. Existiert hat Saint Expédit nachweislich<br />
nie. Es wird gemunkelt, Nonnen aus St-Denis hätten <strong>de</strong>n<br />
Heiligen in die Inselwelt hineinkolportiert. Seiner Popu<strong>la</strong>rität<br />
tut es keinen Abbruch. Egal, ob <strong>de</strong>r Bittsteller<br />
Europäer, Schwarzafrikaner, In<strong>de</strong>r, Chinese, Ma<strong>de</strong>gasse<br />
o<strong>de</strong>r Komorianer ist, an St-Expédit g<strong>la</strong>ubt fast je<strong>de</strong>r Réunionnais.<br />
Wer einen sehnlichen Wunsch hegt, bringt ihm<br />
ein Opfer dar: ein G<strong>la</strong>s Rum, eine Packung Zigaretten,<br />
Blumen – Saint Expédit wird es schon richten.<br />
Ebenso hoch dürfte <strong>de</strong>r Prozentsatz <strong>de</strong>r Insu<strong>la</strong>ner sein,<br />
die die Küche von La Réunion als die einzig wahre<br />
preisen. Die Cuisine créole verbin<strong>de</strong>t indisches Curry,<br />
französisches Savoir faire, <strong>de</strong>n chinesischen Wok und<br />
afrikanischen Maniok zu einer Fusion-Küche <strong>de</strong>r ganz<br />
beson<strong>de</strong>ren Art. Es mag ein wenig dauern, bis man das<br />
eigene Schub<strong>la</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong>nken ablegt und begreift, wie gut<br />
Menschen unterschiedlichster Hautfarbe, kultureller<br />
Wurzeln und Religionen zusammenleben können. Ein<br />
Cabri massalé (kreolischer Ziegenfleischeintopf), ein<br />
Canard à <strong>la</strong> vanille (Vanilleente) o<strong>de</strong>r ein Civet <strong>de</strong> zourites<br />
(Tintenfischragout) sind jedoch in je<strong>de</strong>m Fall Liebe<br />
auf <strong>de</strong>n ersten Biss.<br />
18 | Créolité<br />
Der große Hindu-Tempel von St-Philippe<br />
gehört zu <strong>de</strong>n bunten Kuriositäten <strong>de</strong>r<br />
Vielvölkerinsel. Götter sowie gute und<br />
böse Geister in grellen Farben wachen<br />
über das Wohl und Wehe <strong>de</strong>r Gläubigen<br />
Kaum etwas spiegelt die Seele <strong>de</strong>r<br />
Insel so wi<strong>de</strong>r wie ihre Musik. Zu<br />
<strong>de</strong>n bekanntesten und einflussreichsten<br />
Gruppen gehört „Ziskakan“.<br />
Die kreolische Band mischt<br />
einheimische Rhythmen wie Séga<br />
und Maloya mit Reggae, Jazz und<br />
Pop, elektronische Instrumente mit<br />
traditionellen Klängen und kreolischen<br />
Texten. Gilbert Pounia, <strong>de</strong>r<br />
charismatische Sänger indischer<br />
Abstammung, hat entschei<strong>de</strong>nd<br />
dazu beigetragen, dass sich in <strong>de</strong>n<br />
jüngeren Generationen ein neues<br />
Selbstverständnis für kreolische<br />
Traditionen entwickelt hat.<br />
Birgit Weidt sprach mit ihm über<br />
seine Musik und die Wie<strong>de</strong>rgeburt<br />
<strong>de</strong>r kreolischen I<strong>de</strong>ntität.<br />
Herr Pounia, Französisch ist die offizielle Sprache auf La<br />
Réunion. Warum singen Sie ihre Lie<strong>de</strong>r auf Kreolisch?<br />
Kreolisch zu re<strong>de</strong>n und zu singen hat etwas mit<br />
unserer I<strong>de</strong>ntität zu tun. Mehr als achtzig Prozent<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung sprechen Kreolisch, es ist unsere<br />
Muttersprache. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er Jahre wur<strong>de</strong> sie immer<br />
mehr aus <strong>de</strong>m Alltag verdrängt, Literatur, Radio,<br />
Fernsehen gab es nur auf Französisch. Die Kin<strong>de</strong>r waren<br />
irritiert, zu Hause sprachen sie mit ihren Eltern Kreolisch,<br />
sobald sie auf die Straße gingen o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Schule<br />
waren, sollten sie das nicht mehr tun. Es dauerte viele<br />
Jahre, bis sich unsere Heimatsprache emanzipiert hatte.<br />
Zuvor wur<strong>de</strong> sie als Dialekt abgetan. Erst im Jahr 2000<br />
hat Frankreich Kreolisch als Regionalsprache anerkannt.<br />
Ich bin <strong>de</strong>r Meinung, dass es keine Hierarchie <strong>de</strong>r<br />
Sprachen geben darf, <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong> Sprache hat das Recht,<br />
gesprochen zu wer<strong>de</strong>n. Sie ist das zentrale Mittel <strong>de</strong>r<br />
Einwohner, sich auszudrücken. Im Kreolischen kann<br />
ich beispielsweise viel stärker und treffen<strong>de</strong>r meine<br />
Emotionen vermitteln.
Musik, die unter die Haut geht<br />
Interview mit <strong>de</strong>m Musiker Gilbert Pounia von Birgit Weidt<br />
Ist „Ziskakan“ auch eine kreolische Bezeichnung?<br />
Ja, es ist eine Abwandlung <strong>de</strong>s französischen „jusqu’à<br />
quand“ – „bis wann“. Der Name stellt die Frage: Bis wann<br />
müssen wir noch warten, um glücklich zu sein? Wo wir<br />
doch alles haben: die Berge, das Meer, die Sonne – das<br />
Paradies eben. In unseren Lie<strong>de</strong>rn geht es um Liebe,<br />
Gerechtigkeit und Toleranz; wir singen vom Kampf<br />
um Glück und Frie<strong>de</strong>n. Unsere Musik ist <strong>de</strong>r Maloya,<br />
geprägt von afrikanischen und indischen Rhytmen. Wir<br />
spielen die typischen Instrumente von La Réunion: die<br />
Rouleur, eine voluminöse Trommel, auf <strong>de</strong>r man rittlings<br />
sitzt und sie mit bloßen Hän<strong>de</strong>n schlägt; die Bobre,<br />
ein in einer Kalebasse stecken<strong>de</strong>r Vacoaholzstab mit<br />
Saitenbespannung; und die Kayamb, ein mit Maiskörnern<br />
gefülltes Rasselbrett aus Zuckerrohrstangen, das gedreht<br />
und geschüttelt wird.<br />
Wie kam es zur Gründung <strong>de</strong>r Gruppe im Jahre 1979?<br />
Viele Schriftsteller, Musiker und Künstler hatten wie ich<br />
das Gefühl, dass wir uns stärker für <strong>de</strong>n Erhalt unserer<br />
kreolischen Tradition einsetzen müssen, wenn wir das multikulturelle<br />
Erbe <strong>de</strong>r Insel und <strong>de</strong>n Wissensschatz unserer<br />
Vorfahren bewahren wollen. Wir befürchteten damals, dass<br />
unsere Wurzeln absterben wür<strong>de</strong>n. Nach<strong>de</strong>m La Réunion<br />
1946 ein französisches Übersee<strong>de</strong>partement gewor<strong>de</strong>n<br />
war, hatten kreolische Künstler, Musiker und Historiker<br />
Probleme, die eigene Geschichte und Kultur neben <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Mutter<strong>la</strong>n<strong>de</strong>s lebendig zu erhalten. Dabei ging es<br />
darum, dass wir zwar ein Teil <strong>Frankreichs</strong> sind, aber unsere<br />
Vorfahren, die Geschichten, die Literatur, die Musik, kurz<br />
alle kulturellen Einflüsse aus Indien, Asien, Afrika, Europa<br />
stammen und gera<strong>de</strong> diese Mischung unser Reichtum<br />
ist. Mit meinen Lie<strong>de</strong>rn wollte ich mich für die kreolische<br />
I<strong>de</strong>ntität einsetzen und grün<strong>de</strong>te Ziskakan. Die Gruppe<br />
entwickelte sich aus einem Verein von Intellektuellen, <strong>de</strong>m<br />
Persönlichkeiten wie <strong>de</strong>r Musiker Daniel Waro o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Schriftsteller Axel Gauvin angehören. Gemeinsam traten<br />
wir an die Öffentlichkeit, um die Menschen darin zu bestärken,<br />
stolz auf ihre Herkunft, ihre Kultur und Sprache zu<br />
sein.<br />
Für Ihr 9. Album „Banjara“ haben Sie <strong>de</strong>n internationalen<br />
Preis „Cézaire du meilleur groupe 2007/2008“ erhalten. Sie<br />
füllen Säle und Stadien, nicht nur auf <strong>de</strong>r Insel, son<strong>de</strong>rn<br />
auch in Frankreich, Südafrika, Indien, Mauritius. Was macht<br />
„Ziskakan“ so erfolgreich?<br />
Es war ein <strong>la</strong>nger Weg bis hierhin. Die ersten Alben produzierten<br />
wir noch selber. Wir verkauften sie in kleinen<br />
Boutiquen in Saint Denis und traten in Kirchen, kleinen<br />
Räumen o<strong>de</strong>r bei Leuten zu Hause im Wohnzimmer o<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>r Garage auf. Langsam sprach es sich herum und<br />
wir wur<strong>de</strong>n bekannt. 1994 kam dann <strong>de</strong>r internationale<br />
Durchbruch. Es folgten Tourneen durch Europa, Afrika, die<br />
Vereinigten Staaten, Kanada. Wir probierten Neues aus,<br />
traten gemeinsam mit Angélique Kidjo o<strong>de</strong>r Kassav aus<br />
Gua<strong>de</strong>loupe auf, spielten mit Brandford Marsalis, Baba<br />
Maal, John McLaughlin.<br />
Meine Musik, meine Texte sollen unter die Haut gehen.<br />
Inzwischen haben wir einige Hits ge<strong>la</strong>n<strong>de</strong>t, beispielsweise<br />
"Kaskasniko<strong>la</strong>", "4 ti mo" o<strong>de</strong>r "Soley G<strong>la</strong>sé". Ich g<strong>la</strong>ube,<br />
<strong>de</strong>r Erfolg rührt auch daher, dass wir authentisch sind,<br />
Gefühle ehrlich ansprechen und Themen aufgreifen, die die<br />
Menschen berühren.<br />
Wovon han<strong>de</strong>lt das jüngste Album „Banjara“?<br />
Banjara, so nennt man in Indien Reisen<strong>de</strong>. Banjara sind<br />
jene Leute, die nicht viel haben und <strong>de</strong>nnoch glücklich<br />
sind, die trotz Armut und Sorgen jenen unvergleichlichen<br />
indischen Optimismus versprühen und immer ein Lächeln<br />
auf <strong>de</strong>n Lippen haben. Die CD selbst ist eine Reise durch<br />
verschie<strong>de</strong>ne musikalische Einflüsse und Themen. In meinen<br />
Texten geht es um das Glück im Leben, Brü<strong>de</strong>rlichkeit<br />
und Naturverbun<strong>de</strong>nheit. Die zentrale Aussage: Wir sollten<br />
lernen, das Leben zu lieben, trotz aller Probleme.<br />
Haben Sie ein Lieblingslied?<br />
„Bato Fou“, eines meiner ersten Lie<strong>de</strong>r, das inzwischen fast<br />
so etwas wie unsere Hymne gewor<strong>de</strong>n ist. Es beschreibt die<br />
Insel als verrücktes Schiff, das manchmal schaukelt, nicht<br />
immer weiß, wohin es fährt, möglicherweise mal vom Kurs<br />
abkommt, doch letztendlich stets die richtige Richtung<br />
einschlägt.<br />
Interview | 19
Einsame Spitze<br />
Eine Wan<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n Talkessel von Mafate gehört zu<br />
<strong>de</strong>n beeindruckendsten Abenteuern auf La Réunion.<br />
Birgit Weidt hat sich auf <strong>de</strong>n Weg gemacht und dabei vor<br />
allem eines gelernt: Je <strong>la</strong>ngsamer man läuft, <strong>de</strong>sto eher<br />
erreicht man sein Ziel<br />
20 | Wan<strong>de</strong>rn<br />
Majestätische Ausblicke und ein gut markiertes Wegenetz: Wan<strong>de</strong>rn ist<br />
auf La Réunion die reinste Freu<strong>de</strong> – beson<strong>de</strong>rs wenn man sich einen gut<br />
ge<strong>la</strong>unten Gui<strong>de</strong> wie Bernard leistet
B<br />
ernard richtet seinen Blick auf meine Wan<strong>de</strong>rvorbereitungen:<br />
hohe Trekkingschuhe, Wasserf<strong>la</strong>sche,<br />
Sonnenmilch, Regenjacke. Er nickt und<br />
fügt hinzu: „Wenn du <strong>de</strong>n Weg ohne Probleme<br />
genießen möchtest, musst du vor allem eines können –<br />
Pausen machen.“ Genau das schaffen seiner Erfahrung<br />
nach viele Touristen nicht: „Sie sind zu ehrgeizig und<br />
powern sich schnell aus.“<br />
Heute morgen um 7 Uhr haben wir uns getroffen.<br />
Bernard, ein braun gebrannter, muskulöser Mann in <strong>de</strong>n<br />
Vierzigern, wird mich in <strong>de</strong>n Cirque <strong>de</strong> Mafate führen,<br />
einen <strong>de</strong>r drei großen Talkessel <strong>de</strong>r Insel, die hier in<br />
Jahrmillionen <strong>la</strong>ngen Erosionsprozessen entstan<strong>de</strong>n sind.<br />
Die Reservierungszentrale von La Réunion vermittelte<br />
<strong>de</strong>n Kontakt, als ich mich dort nach einer professionellen<br />
Wan<strong>de</strong>rbegleitung erkundigte.<br />
Hinter <strong>de</strong>m Örtchen Grand Ilet parken wir das Auto.<br />
Die Luft ist herrlich frisch und k<strong>la</strong>r. Kein Wun<strong>de</strong>r: Wir<br />
befin<strong>de</strong>n uns auf 2.000 Metern Höhe. Und obwohl das<br />
Thermometer 20 Grad anzeigt, fröstelt es mich ein wenig.<br />
So schnell habe ich mich bereits an die sommerlichen<br />
Temperaturen an <strong>de</strong>r Küste gewöhnt. Bernard ist zufrie<strong>de</strong>n<br />
mit <strong>de</strong>m Wetter. Anhand <strong>de</strong>r Wolken, ihrer Farbe und<br />
Größe, erklärt er mir, dass es stabil bleiben wird. Dem<br />
Wetterbericht im Fernsehen wür<strong>de</strong> er nie trauen: „Wieso<br />
soll ein Tausen<strong>de</strong> Kilometer entfernter Satellit mehr<br />
wissen als ich, <strong>de</strong>r vor Ort ist und die Gegebenheiten von<br />
Kin<strong>de</strong>sbeinen an kennt?“ Sein Großvater brachte ihm bei,<br />
das Wetter zu lesen und zu erkennen, wann <strong>de</strong>r Wind<br />
dreht und Regen heranzieht.<br />
Aus <strong>de</strong>n baumkargen Höhen beginnen wir <strong>de</strong>n Abstieg<br />
nach La Nouvelle, einem kleinen Dorf im Talkessel. Drei<br />
Stun<strong>de</strong>n <strong>la</strong>ng geht es steil hinab in die Tiefe. Bereits nach<br />
wenigen Schritten öffnet sich ein berauschen<strong>de</strong>s Panorama<br />
auf ein gewaltiges Gebirgsmassiv mit Gipfeln, die<br />
sich über 3.000 Meter hoch in <strong>de</strong>n Himmel recken. Unter<br />
unseren Schuhen hören wir bei je<strong>de</strong>m Schritt das Geröll<br />
knirschen.<br />
Ich <strong>la</strong>ufe zu schnell, kann mich schlecht bremsen, keuche<br />
und vergeu<strong>de</strong> Kraft. „Der Atem trägt die Beine“, ruft<br />
Bernard von hinten. Der Meister zeigt, wie es richtig<br />
geht: Kleine Schritte soll ich machen, Füße mit <strong>de</strong>n Fersen<br />
zuerst aufsetzen, nicht mit <strong>de</strong>n Spitzen. Und <strong>la</strong>ngsamer<br />
<strong>la</strong>ufen: einatmen, Schritt, ausatmen, Schritt. Dann machen<br />
wir eine Pause, strecken uns im Gras aus. Ein roter Kardinal<br />
setzt sich auf einen Tamarin<strong>de</strong>nbaum. Bernard<br />
zwitschert ihm zu, <strong>de</strong>r Vogel antwortet. Bei<strong>de</strong> trällern in<br />
die Stille hinein.<br />
Mein kreolischer Begleiter erinnert mich ein wenig an <strong>de</strong>n<br />
griechischen Lebenskünstler Alexis Sorbas, alias Anthony<br />
i Informationen<br />
Wan<strong>de</strong>rn auf La Réunion<br />
La Réunion verfügt über ein<br />
ausgezeichnetes Netz markierter<br />
und ausgeschil<strong>de</strong>rter<br />
Wan<strong>de</strong>rwegen mit einer<br />
Gesamtlänge von über 1.000<br />
Kilometern. Touren sind von<br />
einem bis zu zehn Tagen<br />
möglich, darunter auch<br />
Wan<strong>de</strong>rungen durch die drei<br />
Vulkankessel Mafate, Sa<strong>la</strong>zie<br />
und Ci<strong>la</strong>os.<br />
Quinn. Nur dass Bernard nicht tanzt, wenn sich ihm ein<br />
Schatten auf die Seele legt, son<strong>de</strong>rn wan<strong>de</strong>rn geht. Sein<br />
durchtrainierter Körper wirkt viel jünger als sein Gesicht,<br />
in das sich die Jahre bereits tief eingegraben haben.<br />
Ich bin ungeduldig, möchte weiter, will in La Nouvelle<br />
ankommen. Doch Bernard mahnt mich, noch etwas<br />
auszuruhen: „Bei uns sagt man: Es gibt eine Zeit zum<br />
Fischen und eine Zeit, um Netze zu trocknen.“ Das gelte<br />
auch für das Wan<strong>de</strong>rn: „Je mehr du ausruhst, <strong>de</strong>sto<br />
schneller kommst du voran, <strong>de</strong>nn du teilst <strong>de</strong>ine Kräfte<br />
besser ein und hältst durch.“<br />
Nach einer <strong>la</strong>ngen Pause brechen wir wie<strong>de</strong>r auf und<br />
steigen in das wil<strong>de</strong>, grüne Tal hinab. Die Vegetation<br />
wird immer bunter und üppiger: Palmen, Mangobäume,<br />
Bananenp<strong>la</strong>ntagen, Bambushaine säumen <strong>de</strong>n Weg; zwischen<br />
Stämmen und Sträuchern leuchten Hibiskus- und<br />
Orchi<strong>de</strong>enblüten. Schließlich kommen die weißen und<br />
roten Dächer von La Nouvelle in Sicht.<br />
Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt flüchteten Sk<strong>la</strong>ven vor <strong>de</strong>n unmenschlichen<br />
Arbeitsbedingungen auf <strong>de</strong>n Zuckerrohrfel<strong>de</strong>rn in<br />
<strong>de</strong>n schwer zugänglichen, 70 Quadratkilometer großen<br />
Talkessel. Ihre Nachkommen leben heute vor allem von<br />
<strong>de</strong>n Touristen, die auf Wan<strong>de</strong>rungen in das Tal kommen.<br />
Nach La Nouvelle führt keine Straße. Alles, was benötigt<br />
wird – von Lebensmitteln bis zu Häuserteilen –, bringen<br />
Hubschrauber. Wer Freun<strong>de</strong> besuchen o<strong>de</strong>r als Tourist in<br />
das Tal möchte, geht wie wir, zu Fuß. Es heißt, dass einige<br />
Dorfbewohner noch nie das Meer gesehen haben, dabei<br />
sind es nur 20 Kilometer bis zur Küste.<br />
Abends, im Gastraum unserer Unterkunft, sitzen wir mit<br />
an<strong>de</strong>ren Wan<strong>de</strong>rern beisammen und trinken einheimischen<br />
Rum. Madame Oreo, die Herbergsmutter, hat Cari<br />
Poulet gekocht: Reis mit Huhn, Linsen und scharfer Sauce.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r gemütlichen Holzhütte übernachten<br />
– eine Familie aus Bor<strong>de</strong>aux und ein frisch verliebtes<br />
indisches Pärchen, das auf La Réunion geboren ist und<br />
<strong>de</strong>n Ganges nur vom Hörensagen kennt.<br />
Am nächsten Morgen stippen wir versch<strong>la</strong>fen unsere<br />
Croissants in <strong>de</strong>n Milchkaffee und brechen noch vor acht<br />
Uhr auf. Es gibt kein Erbarmen, <strong>de</strong>r Aufstieg ist steil, die<br />
Hitze holt uns ein, ich schwitze und es flimmert vor <strong>de</strong>n<br />
Augen. Ich spüre <strong>de</strong>n Puls an meiner Sch<strong>la</strong>ga<strong>de</strong>r und<br />
<strong>la</strong>ufe wie in Trance. Der Weg scheint unter meinen Füßen<br />
zu wachsen – man sagt ja, dass beim Wan<strong>de</strong>rn die Welt<br />
größer wird, aber das hatte ich mir eigentlich an<strong>de</strong>rs<br />
vorgestellt. Bernard re<strong>de</strong>t ununterbrochen, um mich bei<br />
Laune zu halten. Irgendwann erreichen wir dann <strong>de</strong>n<br />
Gipfel. Ich bin erleichtert. Und ich bin stolz, es geschafft<br />
zu haben.<br />
Reservierungen und Infor mationen<br />
rund ums Wan<strong>de</strong>rn<br />
und an<strong>de</strong>re Outdoor-Aktivitäten<br />
sowie Vermittlung von<br />
Bergführern:<br />
Reservierungszentrale <strong>de</strong>r<br />
Insel La Réunion<br />
5, rue Rontaunay,<br />
97400 Saint-Denis,<br />
Tel. +262 (0)2 62 90 78 78/90,<br />
www.reunion-nature.com<br />
Gîte <strong>de</strong> Madame Oreo<br />
Holzhütte in La Nouvelle, Vier-<br />
Bett- und Acht-Bett-Zimmer,<br />
sauber und gepflegt, herzhafte<br />
Küche, Übernachtung<br />
mit Aben<strong>de</strong>ssen und Frühstück<br />
ab 60 Euro. La Nou velle,<br />
Tel.: +262 (0)262 43 58 57.<br />
Weitere Berghütten über:<br />
Reservierungszentrale <strong>de</strong>r<br />
Insel La Réunion<br />
Wan<strong>de</strong>rn | 21
La Réunion als UNESCO-Welterbe<br />
Auf nur zirka 2.500 Quadratkilometern Fläche bietet La<br />
Réunion die Vielfalt eines ganzen Kontinents: Seltene<br />
Meeresschildkröten legen nachts an <strong>de</strong>n Strän<strong>de</strong>n ihre<br />
Eier in <strong>de</strong>n Sand, eine fragile bunte Unterwasserwelt<br />
lebt in <strong>de</strong>n Korallenriffen ent<strong>la</strong>ng <strong>de</strong>r Westküste.<br />
Im Inselinnern wuchert <strong>de</strong>r Regenwald wild und ursprünglich<br />
mit Baumfarnen, Orchi<strong>de</strong>en und duften<strong>de</strong>n<br />
Cal<strong>la</strong>-Blumen. Auf botanischen Lehrpfa<strong>de</strong>n lässt sich<br />
das Dickicht erkun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Blick auf die Kaska<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Wasserfälle o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Schlund <strong>de</strong>s „Höllenlochs“ ist<br />
atemberaubend.<br />
Bergflüsse haben tiefe Schluchten in die Hochebenen<br />
gefräst. Von <strong>de</strong>m 3.069 Meter hohen erloschenen<br />
Vulkan Piton <strong>de</strong>s Neiges hat man ein unvergleichliches<br />
Panorama über die gesamte Insel: über die steilen,<br />
Ein gewaltiges Lavafeld umringt<br />
einen <strong>de</strong>r Krater <strong>de</strong>s noch aktiven<br />
Piton <strong>de</strong> <strong>la</strong> Fournaise. Der über<br />
3.000 Meter hohe Piton <strong>de</strong>s Neiges<br />
(oben) ist schon <strong>la</strong>nge erloschen<br />
22 | Weltnaturerbe<br />
i Informationen<br />
tropischen Talkessel von Mafate, Sa<strong>la</strong>zie und Ci<strong>la</strong>os,<br />
über die rote Lavasan<strong>de</strong>bene und <strong>de</strong>n Krater <strong>de</strong>s noch<br />
aktiven Vulkans Piton <strong>de</strong> <strong>la</strong> Fournaise bis hin zu <strong>de</strong>n<br />
türkisfarbenen Lagunen <strong>de</strong>r Süd- und Westküste.<br />
Um dieses auf <strong>de</strong>r Welt einzigartige Ökosystem<br />
zu schützen, ist 2007 <strong>de</strong>r Nationalpark La Réunion<br />
gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n. Der Park erstreckt sich über zwei<br />
Drittel <strong>de</strong>r gesamten Inselfläche. In seinem inneren<br />
Bereich leben nur etwa 800-900 Einwohner.<br />
Seit Anfang 2008 kandidiert <strong>de</strong>r Nationalpark La Réunion<br />
sogar für die Aufnahme in die Liste <strong>de</strong>s UNESCO-<br />
Weltnaturerbes. Anfang 2009 soll über <strong>de</strong>n Antrag<br />
entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Für die Insel wäre das ein großer<br />
Erfolg und ein wichtiges Signal für <strong>de</strong>n Erhalt eines<br />
einzigartigen Landschafts- und Naturraumes.<br />
1 Insel – über 100 Mikroklimata<br />
Dank ihres zerklüfteten Reliefs existieren auf La Réunion<br />
über 100 Mikroklimata – also i<strong>de</strong>ale Bedingungen für<br />
eine verblüffen<strong>de</strong> Vielfalt an Vegetationsformen. Etwa ein<br />
Drittel <strong>de</strong>r Inselfläche wird von einheimischen Pf<strong>la</strong>nzen<br />
besie<strong>de</strong>lt. Davon sind viele Arten en<strong>de</strong>misch, das heißt, sie<br />
existieren ausschließlich auf La Réunion.
Vogelfrei<br />
Aus <strong>de</strong>r Vogelperspektive ist die Insel beson<strong>de</strong>rs spektakulär: Wer einen Gleitschirm-Flug<br />
wagt, wird mit weiter Sicht über Berge, Dörfer und Regenwald<br />
belohnt und <strong>la</strong>n<strong>de</strong>t schließlich dort, wo es am entspannendsten ist – am Strand<br />
Ein Selbstversuch von Birgit Weidt<br />
i Informationen<br />
Gleitschirmfliegen<br />
Parapente Réunion<br />
4, CD 12, Les Colimaçons,<br />
97436 St-Leu,<br />
Tel.: +262 (0)262 248 784<br />
Anfänger und Fortgeschrittene ab 65 E.<br />
Bitte lächeln! Mehrere Hun<strong>de</strong>rt<br />
Meter frei schwebend über <strong>de</strong>r<br />
Er<strong>de</strong> musste die Autorin all ihren<br />
Mut zusammenbringen, um <strong>de</strong>n<br />
ältesten Traum <strong>de</strong>s Menschen<br />
doch noch zu genießen<br />
Will ich das wirklich: mich festgeschnallt am Bauch eines Frem<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Kräften <strong>de</strong>s Win<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Schwerkraft über<strong>la</strong>ssen, ohne die Möglichkeit,<br />
einzugreifen? Jean, mein erfahrener Tan<strong>de</strong>mpartner, lächelt mir aufmunternd<br />
zu. Die Sonne scheint, eine ruhige Brise weht vom Meer heran und vor uns<br />
schweben die ersten Gleitschirme auf das azurb<strong>la</strong>ue Meer. Beste Voraussetzungen<br />
für einen Sprung ins Glück. Ja, ich will!<br />
Ich setze <strong>de</strong>n Helm auf, lege das Gurtzeug an und bin mit <strong>de</strong>m Schirm fest<br />
verbun<strong>de</strong>n. Jean schnallt sich an meinen Rücken. „Alors?“ Ja, ich bin bereit.<br />
Laufe vorsichtig an, <strong>de</strong>r Schirm hinter uns füllt sich mit Luft, nimmt <strong>de</strong>n<br />
Fahrtwind auf, richtet sich auf – und dann, wie von Geisterhand geführt,<br />
heben wir ab, schweben sanft in Richtung Wolken.<br />
Gestern, auf <strong>de</strong>m Weg von St-Gilles-les-Bains nach St-Leu, sah ich sie am<br />
strahlend b<strong>la</strong>uen Himmel, die roten, weißen, gelben, grünen Gleitschirme.<br />
Wie Luftballons schwebten sie umher und ich bekam Lust, es selbst einmal zu<br />
wagen. Noch am gleichen Tag mel<strong>de</strong>te ich mich bei einem <strong>de</strong>r Gleitschirmfliegervereine<br />
zu einem Tan<strong>de</strong>msprung an.<br />
Früh um sieben trafen wir uns, eine Gruppe von fünf abenteuerlustigen<br />
Touristen aus Frankreich, Eng<strong>la</strong>nd und Deutsch<strong>la</strong>nd. Mit <strong>de</strong>m Jeep fuhren wir<br />
hinauf in die Berge. In 800 Metern Höhe stiegen wir aus. Jean, ein durchtrainierter<br />
Sportlehrer aus Nizza, wartete schon und stellte sich mir als mein Tan<strong>de</strong>mpartner<br />
vor: „Tout va bien?“ Ich nickte und versuchte zu lächeln, doch<br />
meine Aufregung konnte ich nicht verbergen. Jean klopfte mir beruhigend<br />
auf die Schulter: „Pas difficile!“ Dann nahm er mich bei <strong>de</strong>r Hand, zeigte mir<br />
Schirm, Ausrüstung und die kleine Startbahn. Und schon ging es los.<br />
Ich fliege, ganz ohne Motor! Ein irres Gefühl, auch wenn mir in <strong>de</strong>n ersten<br />
Momenten ein wenig f<strong>la</strong>u im Magen ist. Es ist still, ganz still, nur ab und<br />
zu höre ich ein leichtes Pfeifen <strong>de</strong>s Flugwin<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Seilen. Tief unter mir<br />
erkenne ich die bonbonfarbenen kreolischen Häuser, die kurvigen Straßen,<br />
die weiten Zuckerrohrfel<strong>de</strong>r. Vor mir, glitzernd in <strong>de</strong>r Sonne: <strong>de</strong>r Indische<br />
Ozean. Ungefähr zwanzig Minuten dauert mein Höhenflug. Dann gleiten wir<br />
<strong>la</strong>ngsam in Richtung St-Leu hinab. Hinter einem riesigen Schildkrötenbassin<br />
<strong>la</strong>n<strong>de</strong>n wir direkt am Strand. Jean schnallt mich ab. Ich kann es immer noch<br />
nicht fassen und bin ganz aufgekratzt: Ja, ich habe es geschafft!<br />
Im Büro <strong>de</strong>s Gleitschirmflieger-Clubs überreicht mir Jean ein Foto, das er in<br />
<strong>de</strong>r Luft aufgenommen hat: Ich lächle in die Kamera, etwas unsicher vielleicht,<br />
so wie jemand eben, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> keinen Bo<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n Füßen hat.<br />
Doch in meinen Augen blitzt Begeisterung auf!<br />
Actif | 23
i Informationen<br />
Abenteuer auf La Réunion<br />
Man muss kein Extremsportler sein, um<br />
auf La Réunion die Lust am Abenteuer<br />
auszuleben. Sportschulen und<br />
Veranstalter bieten geführte Touren und<br />
Ausflüge von unterschiedlicher Dauer<br />
und Intensität an. Achten sollten Sie<br />
auf das Qualitätssiegel Réunion Qualité<br />
Tourisme. Die damit ausgezeichneten<br />
Anbieter sind staatlich geprüft und verpflichten<br />
sich zu umweltverträglichem<br />
Verhalten sowie zur Einhaltung fest-<br />
gelegter Sicherheitsstandards.<br />
Das Angebot und die Kontaktadressen<br />
<strong>de</strong>r Anbieter vor Ort entnehmen Sie<br />
bitte <strong>de</strong>m beiliegen<strong>de</strong>n Pocketgui<strong>de</strong><br />
„Compagnon <strong>de</strong> voyage“.<br />
Zentrale Auskünfte und<br />
Reservierungen über:<br />
Reservierungszentrale<br />
<strong>de</strong>r Insel La Réunion<br />
Tel.: +262 (0)2 62 90 78 78/90<br />
E-Mail: resa@reunion-nature.com<br />
www.reunion-nature.com<br />
24 | Actif<br />
Grüne und<br />
b<strong>la</strong>ue<br />
Canyoning und Rifftauchen, Mountainbiking<br />
und Wellenreiten – La Réunion ist<br />
ein Paradies für Sportler und Abenteurer,<br />
Anfänger und Fortgeschrittene. Sogar<br />
Kin<strong>de</strong>r können mitmachen. Drei Highlights,<br />
die Inselbesucher nicht verpassen<br />
sollten von Maren Köhler<br />
Canyoning<br />
Die wil<strong>de</strong>n Bergflüsse, grandiosen Schluchten und Wasserfälle<br />
<strong>de</strong>r Inselbergwelt bieten perfekte Bedingungen für alle<br />
Arten von Wildwassersport. Für Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Canyoning ist<br />
La Réunion ein Eldorado. Auf über 90 mit Zugängen und<br />
Sicherungsösen präparierten Routen kann man, <strong>de</strong>m Lauf<br />
<strong>de</strong>s Wassers folgend, die eindrucksvolle Landschaft auf ganz<br />
beson<strong>de</strong>re Weise erleben. Ausgerüstet mit Neoprenanzug,<br />
Helm und Gurt seilt man sich über Hänge und Wasserfälle<br />
ab, schwimmt durch Wasserläufe, erklimmt Felsen, springt<br />
von mächtigen Granitblöcken o<strong>de</strong>r rutscht über ausgespülte<br />
Naturrutschen in g<strong>la</strong>sk<strong>la</strong>re Wassergumpen.<br />
Zahlreiche Veranstalter bieten Canyoning-Touren an. Das<br />
Angebot reicht von einem halben Tag bis zu einer Woche,<br />
von ganz einfach bis schwierig. Erfahrene Gui<strong>de</strong>s sorgen<br />
dafür, dass auch Anfänger dieses spektakuläre Naturerlebnis<br />
sicher genießen können.
Wun<strong>de</strong>r<br />
Tauchen<br />
Die Küste von La Réunion ist ein Paradies für Taucher und<br />
Schnorchler. In <strong>de</strong>n Lagunen und Korallenriffs lockt eine<br />
zauberhaft schöne Unterwasserwelt, in <strong>de</strong>r sich zwischen<br />
schillern<strong>de</strong>n, vielgestaltigen Korallen bunte tropische Fische<br />
wie Papageien- und Schmetterlingsfische tummeln. Neben<br />
<strong>de</strong>n Hängen, Höhlen und Grotten <strong>de</strong>r Riffs kann man in<br />
tiefer gelegenen Tauchspots auch Schiffswracks erkun<strong>de</strong>n.<br />
An einigen Stellen, an <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Meeresbo<strong>de</strong>n steil abfällt,<br />
sind Tauchgänge sogar unmittelbar vom Strand aus möglich.<br />
Tauchschulen bieten ihre Dienste vor allem in Touristenzentren<br />
wie Saint-Gilles ent<strong>la</strong>ng <strong>de</strong>r Westküste an.<br />
Mountainbiking<br />
Adrenalindusche am Wasserfall, Begegnungen <strong>de</strong>r<br />
dritten Art unter Wasser und sportliche Ausfahrten:<br />
Wer etwas erleben will, wird die Insel lieben<br />
Mit 1.400 Kilometern ausgewiesener Mountainbike-Pisten<br />
zählen Touren mit <strong>de</strong>m „VTT“ (Vélo tous terrains) zu <strong>de</strong>n<br />
sportlichen Attraktionen <strong>de</strong>r Insel. Strecken mit unterschiedlichen<br />
Schwierigkeitsgra<strong>de</strong>n ermöglichen es Anfängern<br />
wie Könnern, das Inselinnere abseits <strong>de</strong>s Autoverkehrs zu<br />
erkun<strong>de</strong>n. Wer sich auf <strong>de</strong>n Drahtesel schwingt, wird mit<br />
einem intensiven Landschaftserlebnis und atemberauben<strong>de</strong>n<br />
Abfahrten belohnt, darunter eine 35 Kilometer <strong>la</strong>nge Strecke<br />
vom Piton Maïdo in 2.200 Metern Höhe bis hinab zum<br />
Strand von Saint-Gilles.<br />
Rä<strong>de</strong>r und Ausrüstung kann man bei mehreren Anbietern<br />
leihen, die auch begleitete halb- bis mehrtägige Ausfahrten<br />
inklusive Verpflegung organisieren. Beliebt sind Touren, bei<br />
<strong>de</strong>nen man mit Bus o<strong>de</strong>r Gelän<strong>de</strong>wagen in die Berge – zum<br />
Beispiel auf <strong>de</strong>n Vulkan Piton <strong>de</strong> <strong>la</strong> Fournaise – gebracht<br />
wird und dann bis zur Küste hinabfährt.<br />
Actif | 25
Ur<strong>la</strong>ub<br />
en couple<br />
Wie waren die Flitterwochen von<br />
Me<strong>la</strong>nie und Lukas Gingold auf La Réunion?<br />
Aufgezeichnet von Nico<strong>la</strong>i B<strong>la</strong>nk<br />
26 | Flitterwochen<br />
A<br />
m 19. Mai 2008 haben mein Mann<br />
Lukas und ich uns einen Traum<br />
erfüllt: Wir sind nach La Réunion<br />
geflogen. Davor haben wir geheiratet.<br />
Auf Französisch heißen die Flitterwochen<br />
übrigens Lune <strong>de</strong> miel, Honigmond, das fin<strong>de</strong><br />
ich viel romantischer als die <strong>de</strong>utsche Bezeichnung.<br />
Warum La Réunion? Wir wollten es uns zur<br />
Hochzeit richtig gut gehen <strong>la</strong>ssen und uns eine<br />
Traumreise in ein exotisches Land gönnen.<br />
Schließlich heiratet man nur einmal im Leben –<br />
das haben Lukas und ich zumin<strong>de</strong>st vor.<br />
Bei <strong>de</strong>n meisten Zielen, über die wir uns informiert<br />
haben, passte uns irgen<strong>de</strong>twas nicht: Bali<br />
erschien uns zu über<strong>la</strong>ufen, Ma<strong>de</strong>ira besitzt<br />
überhaupt keine Strän<strong>de</strong>; die gibt es auf Mauritius<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Malediven zwar zur Genüge,<br />
dafür fehlt das große Angebot an sportlichen<br />
Aktivitäten.<br />
Eine Kollegin brachte mir dann<br />
eine La Réunion-Broschüre mit.<br />
Und ich muss sagen: Die Insel<br />
hat uns sofort überzeugt.<br />
Dort schien alles auf engstem Raum versammelt<br />
zu sein: Sonne, Strand, exotische Kultur, Berge<br />
und Abenteuer. Hinzu kam, dass wir uns keine<br />
Gedanken um Geldumtausch, Impfungen, Aus<strong>la</strong>ndsversicherungen<br />
o<strong>de</strong>r internationalen Führerschein<br />
machen mussten, da dort die gleichen<br />
Standards wie in Frankreich gelten.<br />
Als wir aus <strong>de</strong>m Flughafen traten, war mein<br />
erster Eindruck dann auch: Hey, das sind ja die<br />
gleichen Straßenschil<strong>de</strong>r wie in Frankreich. Doch<br />
die tropische Luftfeuchtigkeit und die Bananenstau<strong>de</strong>n<br />
am Straßenrand bewiesen uns, dass wir<br />
wirklich <strong>de</strong>n Äquator überquert hatten. Und<br />
bei <strong>de</strong>r ersten Wan<strong>de</strong>rung sahen wir die exotischsten<br />
Pf<strong>la</strong>nzen, zum Beispiel Chouchou, ein<br />
Unkraut, das mit seinen kürbisartigen Früchten<br />
Ein Höhepunkt: die Wan<strong>de</strong>rung auf <strong>de</strong>nVulkan<br />
an Telefonmasten und -leitungen rankt und auf<br />
La Réunion als Gemüse gegessen wird.<br />
Die ersten sechs Tage haben wir eine Inselrundfahrt<br />
im Mietwagen unternommen. Unser Reiseveranstalter<br />
hat uns eine tolle Tour zusammengestellt,<br />
die uns zu allen wichtigen sehenswerten<br />
Orten <strong>de</strong>r Insel führte.<br />
Am beeindruckendsten fan<strong>de</strong>n<br />
wir die Wan<strong>de</strong>rung am Vulkan<br />
Piton <strong>de</strong> <strong>la</strong> Fournaise.<br />
Erst fährt man mit <strong>de</strong>m Auto bis zur Kraterebene<br />
hinauf. Über das Vulkangestein geht es dann zu<br />
Fuß bis zum Hauptkrater. Wir haben an<strong>de</strong>rthalb<br />
Stun<strong>de</strong>n dafür gebraucht. Auf <strong>de</strong>n Rand durften<br />
wir allerdings nicht hinauf. Das wollte ich auch<br />
gar nicht, <strong>de</strong>nn da oben qualmte es be<strong>de</strong>nklich!<br />
Aber zu fürchten braucht man sich hier wirklich<br />
nicht. Der Vulkan steht unter genauester<br />
Beobachtung. Und sobald es nur ein wenig in<br />
seinem Innern rumpelt, darf niemand mehr in<br />
seine Nähe.<br />
Nach unserer Inseltour haben wir es uns zehn<br />
Tage <strong>la</strong>ng in einem wun<strong>de</strong>rschönen Hotel in<br />
Boucan Canot an <strong>de</strong>r Westküste gut gehen <strong>la</strong>ssen.<br />
Vom Balkon unseres Zimmers aus blickten<br />
wir auf die Brandung, von <strong>de</strong>r Hotelterrasse<br />
konnte man direkt auf <strong>de</strong>n feinen Sandstrand<br />
hüpfen.<br />
Lukas hat es sehr genossen, im Liegestuhl zu<br />
dösen und sich ab und zu einen Cocktail zu<br />
bestellen. Schnorcheln gehen o<strong>de</strong>r Bodyboard<br />
surfen musste er allerdings alleine. Ich habe mir<br />
die fantastische Unterwasserwelt ent<strong>la</strong>ng <strong>de</strong>r<br />
Korallenriffe lieber von einem G<strong>la</strong>sbo<strong>de</strong>nboot<br />
aus angesehen. Einmal tauchte sogar eine<br />
Meeresschildkröte unter unserem Boot<br />
hindurch. Ein an<strong>de</strong>res Mal sind wir mit<br />
einem Schnellboot auf eine Delfinsafari<br />
gefahren. Das ist schon ein einmaliges<br />
Erlebnis, wenn 10 bis 20 Tiere das Boot<br />
begleiten und kunstvolle Sprünge und Manöver<br />
vollführen.<br />
Unser „Hauss<br />
2. P<strong>la</strong>tz: Helikopterflug
trand“ in Boucan Canot<br />
1. P<strong>la</strong>tz: Hochzeit<br />
Flitterwochen pur: <strong>de</strong>r Blick von unserem Balkon<br />
Für Lukas hatte ich noch eine beson<strong>de</strong>re Überraschung:<br />
Zur Hochzeit habe ich ihm einen Inselrundflug mit <strong>de</strong>m<br />
Hubschrauber geschenkt. Wir haben eine große Run<strong>de</strong><br />
über die ganze Insel gedreht, die türkisb<strong>la</strong>u schimmern<strong>de</strong>n<br />
Lagunen und weißen Strän<strong>de</strong> bewun<strong>de</strong>rt und konnten<br />
sogar einen Blick in <strong>de</strong>n Vulkankrater werfen. Zum<br />
Schluss flogen wir in einer atemberaubend engen Kurve<br />
mitten hinein ins „Höllenloch“. So heißt eine spektakuläre<br />
Schlucht, durch die <strong>de</strong>r Pilot <strong>de</strong>n Hubschrauber<br />
souverän hindurchsteuerte.<br />
Ich habe echt <strong>de</strong>n Atem angehalten,<br />
wie dicht vor und neben uns die tropischen<br />
Steilhänge mit Wasserfällen<br />
an uns vorbeiglitten.<br />
Lukas fand das auch toll. Aber irgendwie faszinierten<br />
ihn die blinken<strong>de</strong>n Lämpchen und Geräte im Cockpit<br />
noch mehr. Ich konnte förmlich spüren, wie gerne er das<br />
Steuer übernommen hätte, um ein paar Loopings mit<br />
<strong>de</strong>m Hubschrauber zu drehen.<br />
Tja, so sind sie halt, die Männer!<br />
3. P<strong>la</strong>tz: Delfine
Picknick mit <strong>de</strong>n<br />
28 | Familienausflug<br />
Fast je<strong>de</strong> Woche trifft sich<br />
Familie Pauliac zum Picknick.<br />
Immer mit dabei: die<br />
Samoussas von Großmutter<br />
Pauline.<br />
Einer <strong>de</strong>r beliebtesten<br />
Picknick-Plätze ist <strong>de</strong>r<br />
Palmenstrand von Gran<strong>de</strong><br />
Anse bei St-Pierre<br />
Man nehme eine Insel mit wun<strong>de</strong>rschöner<br />
Landschaft, einer vielfältigen<br />
Küche sowie geselligen Bewohnern<br />
und schenke ihnen einen freien Tag<br />
pro Woche. Was machen sie daraus?<br />
Sie treffen sich zum Picknick! Mit Kind<br />
und Kegel, Schüsseln und Kanistern,<br />
zum Essen, Trinken und Neuigkeiten-<br />
austauschen von Birgit Weidt
E<br />
ndlich Sonntag! Mit <strong>de</strong>n ersten Sonnenstrahlen<br />
springt Luc aus <strong>de</strong>m Bett und stößt die Fensterlä<strong>de</strong>n<br />
auf. Der Siebenjährige hat heute eine<br />
wichtige Aufgabe: Er soll gleich nach <strong>de</strong>m Frühstück<br />
vom Haus <strong>de</strong>r Familie Pauliac in Le Tampon hinauf<br />
zur Picknickwiese kurz vor <strong>de</strong>m Nachbarort P<strong>la</strong>ine <strong>de</strong>s<br />
Cafres ra<strong>de</strong>ln und einen P<strong>la</strong>tz für seine Familie freihalten.<br />
Keine leichte Aufgabe. Denn sonntags ist Picknickzeit.<br />
Da sind die besten Stellen im Schatten unter <strong>de</strong>n Bäumen<br />
schnell belegt. Überall auf <strong>de</strong>r Insel schwärmen die Réunionnais<br />
ins Grüne o<strong>de</strong>r an die Strän<strong>de</strong> aus und machen<br />
es sich rund um einen Grill, ein Kochfeuer und viele<br />
Schüsseln voller Köstlichkeiten gemütlich.<br />
Pascal, Lucs acht Jahre älterer Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sonst nur<br />
die hübschen Mädchen aus <strong>de</strong>r Schule im Kopf hat,<br />
ist an diesem Tag ausnahmsweise mit von <strong>de</strong>r Partie.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Jungen müssen ganz schön strampeln. Die<br />
Straße win<strong>de</strong>t sich über fünf Kilometer <strong>de</strong>n Berg hinauf.<br />
Aber die Mühe lohnt sich: Am Picknickp<strong>la</strong>tz sind sie<br />
die Ersten. Zwischen zwei alten Vacoabäumen spannen<br />
sie die orangefarbene Hängematte fest und legen vier<br />
Baumwolltücher zu einem Rechteck zusammen. Gera<strong>de</strong><br />
rechtzeitig, <strong>de</strong>nn schon hält neben ihnen ein Kleinbus mit<br />
einer an<strong>de</strong>ren Familie.<br />
Die Sonne brennt, aber im Schatten lässt es sich gut aushalten.<br />
Von hier oben hat man einen tollen Blick über die<br />
Pauliacs Ein Sonntag en Famille<br />
zum Meer hin abfallen<strong>de</strong>n Berghänge. Vielleicht fährt <strong>de</strong>r<br />
Vater ja nachher noch mit ihnen ba<strong>de</strong>n?<br />
Gegen Mittag füllt sich <strong>de</strong>r P<strong>la</strong>tz, von überall strömen<br />
die Leute herbei. Endlich biegt auch <strong>de</strong>r Jeep von Lucs<br />
Eltern um die Ecke, im Schlepptau <strong>de</strong>r Wagen von Lucs<br />
Tante Catrine und ihrer Familie. Eine halbe Stun<strong>de</strong> später<br />
treffen auch die Großeltern sowie George und Patrice,<br />
die bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r von Lucs Mutter Annick, samt Frauen<br />
und Kin<strong>de</strong>rn ein. Im Nu wimmelt es von Tanten, Onkeln,<br />
Cousins und Cousinen. Sie flitzen zwischen Autos und<br />
Picknickp<strong>la</strong>tz hin und her: Campingtische, Kopfkissen,<br />
Fußbälle, Bananenkisten mit Schüsseln, Töpfen, Rumf<strong>la</strong>schen,<br />
Wasserkanistern und Kuchenblechen wer<strong>de</strong>n<br />
ent<strong>la</strong><strong>de</strong>n. Taschen schleifen, Teller scheppern, Besteck<br />
k<strong>la</strong>ppert, Gläser klirren. Die Großmutter, die es im Kreuz<br />
hat, darf sich in <strong>de</strong>n Campingstuhl setzen, <strong>de</strong>r Großvater<br />
macht es sich in <strong>de</strong>r Hängematte gemütlich und schiebt<br />
sich <strong>de</strong>n Strohhut ins Gesicht. Lucs Vater facht <strong>de</strong>rweil<br />
ein Feuer an, auf <strong>de</strong>m schon bald kreolische Gerichte in<br />
riesigen Töpfen vor sich hinblubbern.<br />
Je<strong>de</strong>r hat etwas mitgebracht: Annick Pauliac hat ein<br />
Cari Poulet vorbereitet, ein Ragout aus Huhn, Tomaten,<br />
Zwiebeln, Knob<strong>la</strong>uch und Gewürzen. Tante Odile stellt<br />
einen dampfen<strong>de</strong>n Topf Massalé <strong>de</strong> Cabri, gewürztes Ziegenfleisch,<br />
sowie dicke Bohnen und Linsen dazu. Doch<br />
zuerst macht sich die ganze Familie über Großmutter<br />
Paulines Vorspeisen her: mit Zitrone und Pfeffer gewürzter<br />
Palmherzensa<strong>la</strong>t sowie die kreolischen K<strong>la</strong>ssiker,<br />
Bonbons piments, scharf gewürzte Kichererbsenbällchen,<br />
und Samoussas, indische Teigtaschen mit Gemüsefül-<br />
lung. Auch das Dessert wartet schon: für die Kin<strong>de</strong>r<br />
Süßkartoffelkuchen und geschnittene Mangos, für die<br />
Frauen Vanillepunch. Die Männer trinken Rhum arrangé,<br />
mit Früchten und Gewürzen angesetzten weißen Rum.<br />
Nach <strong>de</strong>m Essen nicken die Großeltern satt und etwas<br />
trunken ein; die Männer re<strong>de</strong>n über Politik und die<br />
Frauen werten <strong>de</strong>n neuesten K<strong>la</strong>tsch aus. „Puh, wie <strong>la</strong>ngweilig“,<br />
<strong>de</strong>nkt Luc. Er wäre jetzt lieber am Strand von<br />
Gran<strong>de</strong> Anse bei St-Pierre, wo die Pauliacs vergangene<br />
Woche gepicknickt haben. Der liegt eingebettet in eine<br />
kuschelige Bucht, und in <strong>de</strong>m vorge<strong>la</strong>gerten Natursteinbecken<br />
kann man wun<strong>de</strong>rbar ba<strong>de</strong>n und schnorcheln.<br />
Genau das Richtige für Luc, Pascal und die Cousins. Aber<br />
heute haben die Kin<strong>de</strong>r Glück: Eine Gruppe von Moringue-Kämpfern<br />
hat sich auf <strong>de</strong>r Wiese breit gemacht und<br />
beginnt mit ihrem Training. Umringt von <strong>de</strong>n Ausflüglern<br />
springen und bewegen sie sich im Takt einer großen<br />
Trommel, sch<strong>la</strong>gen Rä<strong>de</strong>r und k<strong>la</strong>tschen in <strong>de</strong>r Luft mit<br />
nackten Oberkörpern aneinan<strong>de</strong>r. Der Moringue ist ein<br />
alter kreolischer Kampftanz, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m brasilianischen<br />
Capoeira ähnelt. Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> er von afrikanischen<br />
Sk<strong>la</strong>ven heimlich in <strong>de</strong>n Zuckerrohrfel<strong>de</strong>rn<br />
entwickelt – als Zeitvertreib, aber auch als Vorbereitung<br />
für <strong>de</strong>n Tag <strong>de</strong>s Aufstan<strong>de</strong>s gegen die P<strong>la</strong>ntagenherren.<br />
Seit einigen Jahren hat die kreolische Jugend diese Tradition<br />
wie<strong>de</strong>r für sich ent<strong>de</strong>ckt. Auch an Lucs Schule wird<br />
seit Kurzem ein Kurs angeboten. Fasziniert schauen die<br />
Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Luft herumwirbeln<strong>de</strong>n Körpern zu<br />
und fangen an, die Kampftänzer nachzuahmen und auf<br />
<strong>de</strong>m Rasen herumzutollen.<br />
Erschöpft und zufrie<strong>de</strong>n packt die ganze Familie abends<br />
<strong>la</strong>ngsam <strong>de</strong>n Hausrat zusammen. Großvater kneift <strong>de</strong>r<br />
Großmutter fröhlich in die Seite und summt leise vor sich<br />
hin. Annick und George zwinkern sich gut ge<strong>la</strong>unt zu. So<br />
muss ein Sonntag auf La Réunion sein: entspannt, gesellig<br />
und mit vielen Leckereien. Auch Luc ist glücklich. Er<br />
weiß jetzt, was er später mal wer<strong>de</strong>n will: Natürlich<br />
Moringue-Kämpfer!<br />
i<br />
Informationen<br />
Picknicken kann man auf La Réunion fast überall.<br />
Ausgewiesene Plätze, teilweise mit Grillp<strong>la</strong>tz, Tischen<br />
und Bänken gibt es bei vielen Natur-Sehenswürdigkeiten<br />
sowie in <strong>de</strong>n Naherholungsgebieten. Der wohl beliebteste<br />
Picknickp<strong>la</strong>tz ist <strong>de</strong>r Strand von Grand Anse. Er liegt<br />
gut ausgeschil<strong>de</strong>rt an <strong>de</strong>r N2 zwischen Grand Bois und<br />
Manapany-les-Bains.<br />
Familienausflug | 29
Adressen<br />
Deutsch<strong>la</strong>nd<br />
Frem<strong>de</strong>nverkehrsamt <strong>de</strong>r Insel La Réunion<br />
c/o <strong>Maison</strong> <strong>de</strong> <strong>la</strong> <strong>France</strong><br />
Zeppelinallee 37<br />
D-60325 Frankfurt/Main<br />
Tel.: +49 (0)69-97 59 04 94<br />
Fax: +49 (0)69-97 59 04 95<br />
E-Mail: insel-<strong>la</strong>-reunion@francegui<strong>de</strong>.com<br />
www.insel-<strong>la</strong>-reunion.info<br />
<strong>Maison</strong> <strong>de</strong> <strong>la</strong> <strong>France</strong><br />
Französisches Frem<strong>de</strong>nverkehrsamt<br />
Zeppelinallee 37<br />
D-60325 Frankfurt/Main<br />
Tel.: 09001-57 00 25*<br />
Fax: 09001-59 90 61*<br />
E-Mail: info.<strong>de</strong>@francegui<strong>de</strong>.com<br />
www.francegui<strong>de</strong>.com<br />
*(0,49 €/Min)<br />
Schweiz<br />
<strong>Maison</strong> <strong>de</strong> <strong>la</strong> <strong>France</strong><br />
Rennweg 42/Postfach 7226<br />
CH-8023 Zürich<br />
Tel.: 0900-90 06 99*<br />
Fax: +41 (0)1-2 17 46 17<br />
E-Mail: info.ch@francegui<strong>de</strong>.com<br />
www.francegui<strong>de</strong>.com<br />
*(1,20 CHF Einwahlgebühr+ 0,30 CHF/Min.)<br />
Air <strong>France</strong><br />
Direktion für die <strong>de</strong>utschsprachige Schweiz<br />
Kanalstraße 31<br />
CH-G<strong>la</strong>ttbrugg<br />
Tel.: +41 (0)1-439 18 20 (<strong>de</strong>utsch u. englisch)<br />
www.airfrance.ch<br />
Österreich<br />
<strong>Maison</strong> <strong>de</strong> <strong>la</strong> <strong>France</strong> Österreich & Zentraleuropa<br />
Tel.: 0900-25 00 15*<br />
Fax: +43 (0)1-5 03 28 72<br />
E-Mail: info.at@francegui<strong>de</strong>.com<br />
www.francegui<strong>de</strong>.com<br />
* (0,68 €/Min)<br />
Air <strong>France</strong><br />
Direktion für Österreich<br />
Kärntnerstraße 49 (Eingang Walfischgasse 1)<br />
A-1010 Wien<br />
Reservierungen:<br />
Tel.: +43 (0)1-5 02 22 24 00<br />
Fax: +43 (0)1-5 02 22 24 07<br />
www.airfrance.at<br />
La Réunion<br />
Ile <strong>de</strong> <strong>la</strong> Réunion Tourisme (IRT)<br />
P<strong>la</strong>ce du 20 Décembre 1848, BP 615<br />
97472 Saint-Denis ce<strong>de</strong>x<br />
30 | Adressen<br />
Tel.: +262 (0)2 62 21 00 41<br />
Fax: +262 (0)2 62 21 00 21<br />
E-Mail: ctr@<strong>la</strong>-reunion-tourisme.com<br />
www.<strong>la</strong>-reunion-tourisme.com<br />
Reservierungszentrale <strong>de</strong>r Insel La Réunion (IRT)<br />
Tel.: +262 (0)2 62 90 78 78/90<br />
E-Mail: resa@reunion-nature.com<br />
www.reunion-nature.com<br />
Deutsches Konsu<strong>la</strong>t:<br />
Consu<strong>la</strong>t d’Allemagne<br />
9c, rue <strong>de</strong> <strong>la</strong> Lorraine<br />
97400 Saint-Denis<br />
Tel.: +262 (0)2 62 21 62 06<br />
Fax: +262 (0)2 62 21 74 55<br />
Schweizer Konsu<strong>la</strong>t:<br />
Consu<strong>la</strong>t <strong>de</strong> <strong>la</strong> Suisse<br />
107, chemin Crève Cœur<br />
97460 Saint-Paul<br />
Tel./Fax: +262 (0)2 62 45 55 74<br />
Anreise<br />
Direktflüge nach La Réunion gibt es ab Paris.<br />
Von <strong>de</strong>utschen Flughäfen kann man an<strong>de</strong>re<br />
Inseln <strong>de</strong>s Indischen Ozeans (z.B. Mauritius o<strong>de</strong>r<br />
Seychellen) direkt anfliegen. Von dort gibt es<br />
Fährverbindungen und Transferflüge nach La<br />
Réunion.<br />
Air Austral<br />
Sales Germany<br />
Tel.: +49 (0) 89 55 25 33 48<br />
Fax : +49 (0) 89 54 50 68 55<br />
E-Mail: info@airaustral.<strong>de</strong><br />
www.air-austral.com<br />
Air <strong>France</strong><br />
Direktion für Deutsch<strong>la</strong>nd<br />
Zeil 5<br />
D-60313 Frankfurt/Main<br />
Informationen und Reservierungen:<br />
Tel.: 0180-5 830 830 (0,12 €/Min,)<br />
www.airfrance.<strong>de</strong><br />
Air Mauritius<br />
Vertretung in Deutsch<strong>la</strong>nd:<br />
Poststraße 2-4,<br />
D-60329 Frankfurt<br />
Tel.: +49 (0)69-24 00 19 99<br />
Fax: +49 (0)69-24 00 19 19<br />
E-Mail: info@airmauritius.<strong>de</strong><br />
www.airmauritius.<strong>de</strong><br />
Corsair<br />
Vertretung in Frankreich,<br />
Verkaufsdirektion DOM TOM :<br />
Tel.: +33 (0)1 49 79 46 41<br />
Fax: +33 (0)1 49 79 75 05<br />
Übernachten<br />
Die meisten Ein- bis Vier-Sternehotels<br />
(50-230 €) befin<strong>de</strong>n sich an <strong>de</strong>r Westküste um<br />
Saint-Gilles-les-Bains. Nicht k<strong>la</strong>ssifizierte Hotels<br />
mit einfachem Standard gibt es in Saint-Denis,<br />
Saint-Pierre, im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Insel und im Berg<strong>la</strong>nd<br />
(Ci<strong>la</strong>os und Hell-Bourg).<br />
Chambre d’hôtes:<br />
Privatzimmer mit Frühstück bietet die französische<br />
Version <strong>de</strong>s Bed&Breakfast (32-40 €).<br />
Trägt das Logo <strong>de</strong>n Zusatz „table d’hôte“, so gibt<br />
es hier auch Halbpension.<br />
Weitere Informationen:<br />
Re<strong>la</strong>is Départemental <strong>de</strong>s Gîtes <strong>de</strong> <strong>France</strong><br />
Reservierungszentrale Freizeit und Empfang<br />
Tel.: +262 (0)2 62 90 78 90<br />
E-Mail: resa@reunion-nature.com<br />
www.gites-<strong>de</strong>-france.com<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Grafenstein Freizeit- und Tourismus werbung<br />
GmbH Berlin in Zusammen arbeit mit Ile <strong>de</strong> La<br />
Réunion Tourisme. Das Magazin Bon voyage La<br />
Réunion ist urheberrechtlich geschützt. Je<strong>de</strong><br />
urheberrechtswidrige Verwertung ist ohne<br />
Zustimmung <strong>de</strong>s Herausgebers unzulässig und<br />
strafbar.<br />
Redaktion:<br />
Nico<strong>la</strong>i B<strong>la</strong>nk (E-Mail: n.b<strong>la</strong>nk@grafenstein.net)<br />
Anzeigenleitung:<br />
Sabina Saracevic<br />
Grafenstein Freizeit- und<br />
Tourismuswerbung GmbH<br />
Kaunstr. 21, 14163 Berlin<br />
Tel: +49 30 80 58 59 2-20, Fax: +49 30 80 58 59 2-10<br />
E-Mail: s.saracevic@grafenstein.net<br />
Texte:<br />
Nico<strong>la</strong>i B<strong>la</strong>nk, Maren Köhler, Hartmut Mehdorn,<br />
K<strong>la</strong>us Simon, Birgit Weidt<br />
Fotos:<br />
Sophie Henkelmann, außer: Titelbild + S. 1 IRT/<br />
STUDIOLUMIERE; S. u.l. B. Weidt (14) und M.+L.<br />
Gingold (26); S. 3 IRT/Douris; S. 4 o.l. DB AG; S. 6<br />
l.o. IRT/STUDIOLUMIERE; S. 14 l.o. B. Weidt; S. 15 o.<br />
IRT/S. Fournet; S. 18 o. B. Weidt; S. 19 JP Bouchiat;<br />
S. 20 u. IRT/Douris; S. 23 l.o. B. Weidt; S. 24 r.o. IRT/<br />
STANTINA; S. 26-27 M.+L. Gingold; S. 28 o. + S. 29<br />
<strong>Maison</strong> <strong>de</strong> <strong>la</strong> Montage/21 Sud Betty; S. 31 m. IRT/<br />
Anakaopress<br />
Gestaltung & Produktion:<br />
Dorothee Men<strong>de</strong>n, Marionna von Rieth<br />
Grafenstein Freizeit- und<br />
Tourismuswerbung GmbH<br />
Kaunstr. 21, 14163 Berlin<br />
Tel: +49 30 80 58 59 20, Fax: +49 30 80 58 59 10<br />
www.grafenstein.net<br />
Druck:<br />
Westermann Druck, Braunschweig<br />
Auf<strong>la</strong>ge: 25.000<br />
Datum: Dezember 2008
Service | 31<br />
Service
Reiseveranstalter<br />
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Deutsch<strong>la</strong>nd (0049)<br />
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ELCH ADVENTURE TOURS GMBH 0351 42 26 26 2 elch@elchtours.<strong>de</strong> www.elchtours.<strong>de</strong><br />
ESCAPE TOURS 089 82 99 48 0 info@escape-tours.<strong>de</strong> www.escape-tours.<strong>de</strong><br />
FRANCE DÉCOUVERTE 0221 25 80 43 5 info@france-<strong>de</strong>couverte.<strong>de</strong> www.france-<strong>de</strong>couverte.<strong>de</strong><br />
FRANKTOUR FERNREISEN 06173 69 07 fernreisen@franktour.<strong>de</strong><br />
FRANZÖSISCHES REISEBÜRO 030 26 11 01 9 info@franzoesischesreisebuero.<strong>de</strong> www.franzoesischesreisebuero.<strong>de</strong><br />
FTI TOURISTIK 089 25 25 0 info@fti.<strong>de</strong>; pauschal.reservierung@fti.<strong>de</strong> www.fti.<strong>de</strong><br />
GELLWIEN TOURS GMBH 089 74 28 68 0 info@gellwien-tours.com www.gellwien-tours.com<br />
HAUSER EXKURSIONEN INTERNATIONAL 089 23 50 06 0 info@hauser-exkursionen.<strong>de</strong> www.hauser-exkursionen.<strong>de</strong><br />
HONEYMOON TRAVEL 04187 90 03 43 info@HoneymoonTravel.<strong>de</strong> www.HoneymoonTravel.<strong>de</strong><br />
I TRAVEL 0221 53 41 09 0 info@itravel.<strong>de</strong> www.itravel.<strong>de</strong><br />
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L’EVASION TOURS 0351 84 80 84 6 L-Evasion-Tours@t-online.<strong>de</strong> www.Evasion-Tours.<strong>de</strong><br />
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SCHULZ AKTIV REISEN INTERNATIONAL 0351 26 62 55 Info@schulz-aktiv-reisen.<strong>de</strong> www.schulz-aktiv-reisen.<strong>de</strong><br />
SEKOM VOYAGES 07156 17 36 9 o<strong>de</strong>r – 33 39 5 Sekomvoyages@t-online.<strong>de</strong> www.Sekomvoyages.<strong>de</strong><br />
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THOMAS COOK REISEN 06171 65 00 danie<strong>la</strong>.stankewitz@thomascookag.com www.thomascook-reisen.<strong>de</strong><br />
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WESTTOURS-REISEN GMBH 0228 91 53 16 0 afrika@westtours.<strong>de</strong> www.westtours-reisen.<strong>de</strong><br />
WIKINGER REISEN GMBH 02331 90 47 41 mail@wikinger.<strong>de</strong> www.wikinger.<strong>de</strong><br />
WIGWAM NATURREISEN & EXPEDITIONEN GMBH 08379 92 06 0 info@wigwam-tours.<strong>de</strong> www.wigwam-tours.<strong>de</strong><br />
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WORLD INSIGHT ERLEBNISREISEN GMBH 0 221 96 90 04 0 Bettina.Klein@world-insight.<strong>de</strong> www. world-insight.<strong>de</strong><br />
Österreich (0043)<br />
ALPENVEREIN BERGSTEIGERSCHULE 0512 59 54 73 4 globetrek@alpenverein.at www.alpenverein-bergsteigerschule.at<br />
ASI ALPINSCHULE INNSBRUCK 0512 54 60 00 info@asi.at www.asi.at<br />
DERTOUR AUSTRIA 0662 40 88 40 reservierung@<strong>de</strong>rtour.at www.<strong>de</strong>rtour.<strong>de</strong><br />
GRUBER REISEN 0316 70 89 10 91 office@gruberreisen.at www.gruberreisen.at<br />
GULET TOURISTIK 01 98 14 20 info@gulet.at www.gulet.at<br />
KLINGER TOURS 0732 78 32 00 k.klinger@klinger-tours.com www.klinger-tours.com<br />
NECKERMANN REISEN 01 50 20 20 info@neckermannreisen.at www.neckermannreisen.at<br />
PONCHO TOURS/STARTOURS/JUMBO 01 51 44 71 7 startours@poncho.at www.poncho.at, www.startours.at, www.jumbo.at<br />
RUEFA REISEN 01 58 80 09 64 0 tropic@ruefa.at www.ruefa.at<br />
TAI PAN TOURISTIK 01 90 23 39 99 office@taipan.at www.taipan.at<br />
TUI AUSTRIA 01 52 55 20 tui.austria@tui.at www.tui.at<br />
WINDROSE FERNREISEN 01 72 62 74 3 info@windrose.at www.windrose.at<br />
Schweiz (0041)<br />
2 AIR MARIN - LE MUST 022 73 13 21 8 airmarin@airmarin.ch www.airmarin.ch<br />
ALBERTS EN VOYAGES 021 32 17 74 4 info@albertsen.ch www.albertsen.ch<br />
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ANTILLES & ILES EVASIONS VOYAGES 022 82 03 24 7 admin@antilles.ch www.iles.ch<br />
BAKOUATOURS 061 68 18 48 4 info@bakouatours.com www.bakouatours.com<br />
CAT TRAVEL CABANE REISEN AG 061 28 17 87 7 info@cat-travel.ch www.cat-travel.ch<br />
CLUB AVENTURE - TERRES SAUVAGES SA 022 32 05 08 0 info@clubaventure.ch www.clubaventure.ch<br />
FLEX TRAVEL 044 45 54 44 4 info@flextravel.ch www.flextravel.ch<br />
HOTELPLAN SCHWEIZ AG 043 21 18 88 5 indianocean_africa@hotelp<strong>la</strong>n.ch www.hotelp<strong>la</strong>n.ch<br />
INDALO SPACE SA 026 34 71 52 0 voyages@indalo.ch www.indalo.ch<br />
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LEGENDS TRAVEL GMBH 044 25 04 47 7 info@legendstravel.ch www.legendstravel.ch<br />
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TOURPACK 022 73 17 70 0 info@tourpack.ch www.tourpack.ch<br />
TUI SUISSE LTD 044 45 54 30 7 ba<strong>de</strong>ferien@tui.ch www.tui.ch<br />
VIA VERDE REISEN GMBH 084 88 23 82 3 info@via-ver<strong>de</strong>-reisen.ch www.via-ver<strong>de</strong>-reisen.ch<br />
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