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Picknick mit den 28 | Familienausflug Fast jede Woche trifft sich Familie Pauliac zum Picknick. Immer mit dabei: die Samoussas von Großmutter Pauline. Einer der beliebtesten Picknick-Plätze ist der Palmenstrand von Grande Anse bei St-Pierre Man nehme eine Insel mit wunderschöner Landschaft, einer vielfältigen Küche sowie geselligen Bewohnern und schenke ihnen einen freien Tag pro Woche. Was machen sie daraus? Sie treffen sich zum Picknick! Mit Kind und Kegel, Schüsseln und Kanistern, zum Essen, Trinken und Neuigkeiten- austauschen von Birgit Weidt
E ndlich Sonntag! Mit den ersten Sonnenstrahlen springt Luc aus dem Bett und stößt die Fensterläden auf. Der Siebenjährige hat heute eine wichtige Aufgabe: Er soll gleich nach dem Frühstück vom Haus der Familie Pauliac in Le Tampon hinauf zur Picknickwiese kurz vor dem Nachbarort Plaine des Cafres radeln und einen Platz für seine Familie freihalten. Keine leichte Aufgabe. Denn sonntags ist Picknickzeit. Da sind die besten Stellen im Schatten unter den Bäumen schnell belegt. Überall auf der Insel schwärmen die Réunionnais ins Grüne oder an die Strände aus und machen es sich rund um einen Grill, ein Kochfeuer und viele Schüsseln voller Köstlichkeiten gemütlich. Pascal, Lucs acht Jahre älterer Bruder, der sonst nur die hübschen Mädchen aus der Schule im Kopf hat, ist an diesem Tag ausnahmsweise mit von der Partie. Die beiden Jungen müssen ganz schön strampeln. Die Straße windet sich über fünf Kilometer den Berg hinauf. Aber die Mühe lohnt sich: Am Picknickplatz sind sie die Ersten. Zwischen zwei alten Vacoabäumen spannen sie die orangefarbene Hängematte fest und legen vier Baumwolltücher zu einem Rechteck zusammen. Gerade rechtzeitig, denn schon hält neben ihnen ein Kleinbus mit einer anderen Familie. Die Sonne brennt, aber im Schatten lässt es sich gut aushalten. Von hier oben hat man einen tollen Blick über die Pauliacs Ein Sonntag en Famille zum Meer hin abfallenden Berghänge. Vielleicht fährt der Vater ja nachher noch mit ihnen baden? Gegen Mittag füllt sich der Platz, von überall strömen die Leute herbei. Endlich biegt auch der Jeep von Lucs Eltern um die Ecke, im Schlepptau der Wagen von Lucs Tante Catrine und ihrer Familie. Eine halbe Stunde später treffen auch die Großeltern sowie George und Patrice, die beiden Brüder von Lucs Mutter Annick, samt Frauen und Kindern ein. Im Nu wimmelt es von Tanten, Onkeln, Cousins und Cousinen. Sie flitzen zwischen Autos und Picknickplatz hin und her: Campingtische, Kopfkissen, Fußbälle, Bananenkisten mit Schüsseln, Töpfen, Rumflaschen, Wasserkanistern und Kuchenblechen werden entladen. Taschen schleifen, Teller scheppern, Besteck klappert, Gläser klirren. Die Großmutter, die es im Kreuz hat, darf sich in den Campingstuhl setzen, der Großvater macht es sich in der Hängematte gemütlich und schiebt sich den Strohhut ins Gesicht. Lucs Vater facht derweil ein Feuer an, auf dem schon bald kreolische Gerichte in riesigen Töpfen vor sich hinblubbern. Jeder hat etwas mitgebracht: Annick Pauliac hat ein Cari Poulet vorbereitet, ein Ragout aus Huhn, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen. Tante Odile stellt einen dampfenden Topf Massalé de Cabri, gewürztes Ziegenfleisch, sowie dicke Bohnen und Linsen dazu. Doch zuerst macht sich die ganze Familie über Großmutter Paulines Vorspeisen her: mit Zitrone und Pfeffer gewürzter Palmherzensalat sowie die kreolischen Klassiker, Bonbons piments, scharf gewürzte Kichererbsenbällchen, und Samoussas, indische Teigtaschen mit Gemüsefül- lung. Auch das Dessert wartet schon: für die Kinder Süßkartoffelkuchen und geschnittene Mangos, für die Frauen Vanillepunch. Die Männer trinken Rhum arrangé, mit Früchten und Gewürzen angesetzten weißen Rum. Nach dem Essen nicken die Großeltern satt und etwas trunken ein; die Männer reden über Politik und die Frauen werten den neuesten Klatsch aus. „Puh, wie langweilig“, denkt Luc. Er wäre jetzt lieber am Strand von Grande Anse bei St-Pierre, wo die Pauliacs vergangene Woche gepicknickt haben. Der liegt eingebettet in eine kuschelige Bucht, und in dem vorgelagerten Natursteinbecken kann man wunderbar baden und schnorcheln. Genau das Richtige für Luc, Pascal und die Cousins. Aber heute haben die Kinder Glück: Eine Gruppe von Moringue-Kämpfern hat sich auf der Wiese breit gemacht und beginnt mit ihrem Training. Umringt von den Ausflüglern springen und bewegen sie sich im Takt einer großen Trommel, schlagen Räder und klatschen in der Luft mit nackten Oberkörpern aneinander. Der Moringue ist ein alter kreolischer Kampftanz, der dem brasilianischen Capoeira ähnelt. Im 19. Jahrhundert wurde er von afrikanischen Sklaven heimlich in den Zuckerrohrfeldern entwickelt – als Zeitvertreib, aber auch als Vorbereitung für den Tag des Aufstandes gegen die Plantagenherren. Seit einigen Jahren hat die kreolische Jugend diese Tradition wieder für sich entdeckt. Auch an Lucs Schule wird seit Kurzem ein Kurs angeboten. Fasziniert schauen die Kinder den in der Luft herumwirbelnden Körpern zu und fangen an, die Kampftänzer nachzuahmen und auf dem Rasen herumzutollen. Erschöpft und zufrieden packt die ganze Familie abends langsam den Hausrat zusammen. Großvater kneift der Großmutter fröhlich in die Seite und summt leise vor sich hin. Annick und George zwinkern sich gut gelaunt zu. So muss ein Sonntag auf La Réunion sein: entspannt, gesellig und mit vielen Leckereien. Auch Luc ist glücklich. Er weiß jetzt, was er später mal werden will: Natürlich Moringue-Kämpfer! i Informationen Picknicken kann man auf La Réunion fast überall. Ausgewiesene Plätze, teilweise mit Grillplatz, Tischen und Bänken gibt es bei vielen Natur-Sehenswürdigkeiten sowie in den Naherholungsgebieten. Der wohl beliebteste Picknickplatz ist der Strand von Grand Anse. Er liegt gut ausgeschildert an der N2 zwischen Grand Bois und Manapany-les-Bains. Familienausflug | 29
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