Frankreichs schönste Seiten - Maison de la France

li. oben: Junge Réunionnais erholen sich in
einer Pause vom Moringue-Training. Der
einstige Kampftanz der Sklaven erfreut sich
bei der Jugend wachsender Beliebtheit.
li. unten: von Café au lait bis Petit Noir –
Einwanderer aus Europa, Afrika und Asien
haben sich auf La Réunion zu einer bunten
Mischung zusammengetan.
rechte Seite: Ahnenkult und Minarett –
christliche, muslimische und hinduistische
Religion (s. S. 18) leben friedlich neben- und
miteinander
Z
'oreil: Franzose aus Europa, der eine Zeitlang
auf La Réunion lebt. Gros Blanc: ein weißer
Nachkomme reicher Plantagenbesitzer. P´tit
Blanc: Nachkomme armer weißer Kleinbauern
aus dem Hochland. Cafre: Nachfahre von afrikanischen
Sklaven, die im 17. und 18. Jahrhundert auf die Insel im
Indischen Ozean verschleppt wurden. Z´arabe: Nachfahre
indischer Einwanderer muslimischen Glaubens.
Die Aufzählung der Bevölkerungsgruppen auf La
Réunion ließe sich mühelos fortsetzen. Was alle eint, ist
die Kommunikation. Über achtzig Prozent der Réunionnais
beherrschen Kreolisch.
Die identitätsstiftende Sprache
entstand auf der Basis des Französischen
mit madegassischen,
tamilischen und afrikanischen
Einflüssen.
Auf seine kreolische Herkunft
ist jeder Réunionnais zu Recht
stolz. Es vergeht kein Tag,
an dem man sich die Insel
nicht als Modell für die Welt
wünscht. Ein Spaziergang am
Barachois, der Strandpromenade
von St-Denis, eignet sich als
Probe aufs Exempel. Die ganze
Insel scheint nachmittags
hier verabredet zu sein. Ein
blonder Z`oreil hält Händchen
mit einer gazellenschönen
Malabar. Eine Maman, die so
schwarz wie die Nacht ist,
spaziert mit einer Schar Kinder
vorbei, deren Hautfarbe
von Café au lait bis Petit Noir
reichen. Friedlich vermischt
wie sonst nur in der Werbung
lächeln sich Gesichter
jeglicher Couleur und Kultur
an. Auf wen der ältere Herr
mit den feinen chinesischen
Gesichtszügen wohl warten
mag? Eine Dame gesellt sich
zu ihm, die Haut bronze-
farben, das Haar schwarz gekräuselt. Vielleicht eine
Z´arabe?
Métissage, Bevölkerungsmix, heißt das gesellschaftliche
Ideal der Insel. Sich Gedanken über die Hautfarbe zu
machen, käme einem Kreolen nie in den Sinn. Afrikanische
Locken, chinesische Mandelaugen, die bronzefarbene
Haut der Madegassen, die anmutigen Gesten der
Inder, das energische Kinn der Bretonen und die blauen
Augen der Normannen bilden die Zutaten, aus denen
der Genpool der bunten Generationen schöpfen kann.
Wer das Glück hat, zu einer Familienfeier eingeladen
zu sein, wird mit Sicherheit von allem etwas
entdecken.
Nicht nur jede
Hautfarbe, auch fast
jeder Glaube ist auf
der Insel vertreten.
Die Réunionnais beten
je nach Bekenntnis
zu Christus, Allah,
Buddah, zum Elefantengott
Shiva, zum
chinesischen Helden
Guan Di.
Die ethnisch-religiöse
Vielfalt bereichert
den Festkalender. Im
Januar oder Februar
feiern die Chinesen mit
prächtigen, gold und
rot leuchtenden Prozessionen
ihr Neujahrsfest.
Die beiden Farben bedeuten
übrigens Glück.
Zum zehntägigen
Cavadée-Fest verwandeln
gläubige Hindus
ihren Körper mit langen
silbernen Nadeln in
Piercing-Kunstwerke.
Blumenpyramiden werden
vor die knallbunten
Tempel getragen. Das
Lichterfest der Tamilen
Créolité | 17