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Ausgabe 09 (10.05.2012) PDF - Herrnhut

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Seite 24 Kontakt 9-2012<br />

Gruppenreise Nordzypern im März 2012<br />

Zypern, Urlaubsinsel der Götter, Sonne, Meer und Aphrodite.<br />

Nun ja, wir wollten das ursprüngliche Zypern finden, das Zypern,<br />

welches der grandiose Schriftsteller Lawrence Durrell in seinem<br />

Buch »Bittere Limonen« so trefflich beschrieb. Und das liegt im<br />

Norden der so tragisch geteilten Insel. Viele Kulturen sah diese<br />

Insel kommen und gehen und jede hinterließ ihre schönen und –<br />

wie gegenwärtig – weniger schönen Spuren. Wir waren also insgesamt<br />

gespannt, was uns in dieser Woche erwartet, wie sich dieser<br />

seit 1975 fast verschlossene Inselteil präsentiert. Am<br />

17.3.2012 flogen wir von Dresden via München mit der Lufthansa<br />

nach Larnaca, im griechischen Teil der Insel gelegen. Dort<br />

wurden wir von unserer charmanten, deutschen Reiseleiterin Marina<br />

empfangen und in den türkischen Teil zu unserem Hotel Bellapais<br />

Gardens gebracht. Zum herzlichen Willkommen wurde<br />

ein Brandy Sour, das Nationalgetränk Zyperns, gereicht. Das<br />

kleine, aber feine Hotel liegt hoch über dem Meer und der Stadt<br />

Kyrenia (Girne) und direkt<br />

an der Ruine der<br />

wunderschönen Prämonsteranerabtei,<br />

welche<br />

fränkische Kreuzfahrer<br />

im 12. Jahrhundert errichteten.<br />

Nach einer ersten,<br />

kühlen Nacht erfreute<br />

uns ein sonnenerfüllter<br />

Himmel, ein Blick<br />

über das blaue Meer hin<br />

zu den schneebedeckten<br />

Bergen des türkischen<br />

Taurusgebirges und das<br />

leuchtende Orange der<br />

ungezählten Zitrusfrüchte<br />

in unseren Vorgärten.<br />

Am Vormittag fuhren wir<br />

mit unserem Reisebus<br />

und unserer Reiseleiterin<br />

zur Burganlage St. Hilarion.<br />

Diese gotische<br />

Kreuzritterburg, auf einem<br />

Bergsporn 500 Meter<br />

über dem Meer gelegen,<br />

ist wohl die Urform<br />

aller Burgen und Märchen schlösser. Gebaut von den Lusignan<br />

Königen, welche Zypern nach Richardt Löwenherz und den<br />

Templern beherrschten. Es war sehr interessant, den Ausführungen<br />

von Marina zu folgen und auch die riesige Anlage selbst zu<br />

erkunden und dabei die herrlichsten Farbkombinationen der erwachenden<br />

Vegetation in sich aufzunehmen. Am Nachmittag besuchten<br />

wir das malerische Hafenstädtchen Girne mit seiner massigen<br />

Burg aus venezianischer Zeit. Beim Licht der sinkenden<br />

Sonne standen wir wieder vor dem Meisterwerk gotischer Baukunst,<br />

der Abtei Bellapais, welche in goldenen Tönen erstrahlte.<br />

Der folgende Tag führte uns in die antike Geschichte Zyperns.<br />

Zuerst besuchten wir das Grab des heiligen Barnabas, einem Mitstreiter<br />

des Apostel Paulus und Begründer der Eigenständigkeit<br />

der zypriotischen Kirche. Danach ging es ganz in den Osten der<br />

Insel, zu den Ausgrabungen von Salamis. Diese schon von Homer<br />

besungene Stadt galt einst als die größte und reichste aller<br />

antiken Städte der Insel und ist in einem gut restaurierten Zustand.<br />

Im Anschluss besuchten wir die einst mächtige venezianische<br />

Stadt Famagusta mit ihrer uneinnehmbaren Festung und den<br />

vielen Baudenkmalen vergangener Epochen. Gleichzeitig ist es<br />

die tragischste Stadt der geteilten Insel. Einst Wirtschaftsmetropole,<br />

Hafen und Tourismuszentrum der Insel, liegt die Stadt in einem<br />

Dämmerschlaf, bewacht von türkischem Militär und UN-<br />

Blauhelmen. Die großen Hoffnungen auf Wiedervereinigung der<br />

Inselteile, die mit dem Plan von Kofi Annan bestanden, wurden<br />

durch die Ablehnung dessen durch die griechische Bevölkerungsgruppe<br />

zerstört. Seitdem wird der Status quo zementiert<br />

und wiederum waren es die Griechen, die alles wollten und alles<br />

verloren. Aber die Beschreibung dieses achtzig Jahre alten Konfliktes<br />

würde nicht hierher passen. Während eines Besuches der<br />

geteilten Inselhauptstadt Nicosia /Lefkosia erfuhren wir viel<br />

über diese Geschichte. Auch unsere Reiseleiterin ist darin involviert,<br />

kam sie doch der Liebe wegen vor 25 Jahren nach Zypern,<br />

heiratete, und zog zwei Töchter groß. Nun lebt sie, verwitwet, im<br />

türkischen Teil der Insel und wünscht sich nichts mehr als eine<br />

friedliche, gemeinsame Zukunft.<br />

Da der Norden Zyperns vom waldreichen Zwölf-Finger-Gebirge<br />

beherrscht wird, bietet es sich gerade an, eine Wanderung zu unternehmen.<br />

Neben der reizvollen Landschaft war es auch die Fülle<br />

an botanischen Besonderheiten, seltenen Orchideen und duftenden<br />

Wildkräutern, Zitronen, Myrte, Lorbeer u. v. a., die diesen<br />

Tag ausfüllten. Ein Picknick an dem aus dem 12. Jh. stammenden<br />

Kloster Antiphonitis rundeten<br />

das Erlebnis perfekt<br />

ab.<br />

Am vorletzten Tag unseres<br />

Aufenthaltes führte<br />

uns der Hotelchef auf<br />

dem alten Kreuzfahrerweg<br />

hinab in ein typisches,<br />

zypriotisches<br />

Dorf, lud uns ein zu Tee<br />

und erzählte über das<br />

derzeitige Leben der Bewohner,<br />

von Angestammten<br />

und Zugezogenen<br />

und von der Toleranz<br />

der Religionen. Zuvor<br />

hatten wir schon Gelegenheit,<br />

den Bauernmarkt<br />

in Girne mit all<br />

seinen mediterranen<br />

Köstlichkeiten zu besuchen.<br />

Das Obst- und Gemüseangebot<br />

war überwältigend<br />

und wurde in<br />

einer sehr guten Qualität<br />

angeboten. Ach, wie sehr<br />

vermisse ich diese in unseren Supermärkten.<br />

Am Abend vor unserer Abreise ergab sich die Möglichkeit, in der<br />

Abtei einem Klavier-Konzert von jungen Nachwuchskünstlern<br />

beizuwohnen. Es war ein außerordentliches Erlebnis, in einer gotischen<br />

Abtei auf einer Insel im östlichen Mittelmeer Musik von<br />

Bach zu genießen, dargeboten von sehr guten jungen türkischen<br />

Zyprioten. Wieder einmal spürte man die unheimliche Kraft der<br />

Musik, Unüberwindliches zu überwinden.<br />

Nun war es wieder Sonnabend, die Koffer gepackt, ein letztes<br />

Mal ein paar Zitrusfrüchte gepflückt, noch einmal die Abtei in ihrer<br />

majestätischen Schönheit umrundet, von Hotelpersonal und<br />

Reiseleitung verabschiedet, und los ging es Richtung Süden, zum<br />

Flughafen von Larnaca. Via München erreichten wir pünktlich<br />

Dresden und wurden vom Busbetrieb Wendler gut nach Hause<br />

gebracht. Es war eine Reise in ein vergessenes Land.<br />

Wir begegneten wenigen Touristen, die meist individuell ihr Ziel<br />

erkundeten, Engländern, die ihrer Kronkolonie treu blieben und<br />

freundlichen, aufgeschlossenen Einwohnern. Es gab viel Interessantes<br />

zu hören, viel Beeindruckendes und Schönes zu sehen.<br />

Wünschen wir diesem herrlichem Land endlich Frieden und Verständigung.<br />

PS: Im Februar 2013 gibt es wieder eine Reise zur Mandelblüte<br />

Mallorca, Anmeldung ab sofort.<br />

Hartmut Tittmann

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