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012 marketingwissen :: marketing im profifußball<br />
usp – menschen im marketing. 2 : 2008<br />
<strong>Marketing</strong> im Profifußball<br />
Entwicklung und Trends in der Vermarktung von Sponsoring-Paketen<br />
von Stefan Chatrath und Dr. Stefan Wengler<br />
Wer sind eigentlich die Kunden eines Fußballbundesligisten?<br />
Jetzt werden Sie<br />
sagen: Das ist doch klar! Die Fans – wer<br />
denn sonst? Sie haben damit natürlich<br />
recht – aber nur zu einem Drittel. Denn,<br />
was viele vergessen: Zwei Drittel seines<br />
Geschäfts macht ein Fußballbundesligist<br />
mit Geschäftskunden, also über Businessto-Business:<br />
Sponsoren, Fernsehanstalten,<br />
VIPs – sie alle finanzieren die Fußballbundesliga;<br />
im Sponsoring ist die Fußballbundesliga<br />
gar führend in Europa. Keine andere<br />
Liga ist so erfolgreich wie die deutsche,<br />
wenn es darum geht, Unternehmen dazu<br />
zu bewegen, sie finanziell zu unterstützen.<br />
Best practice in Deutschland – lassen Sie<br />
uns das im Folgenden doch einmal etwas<br />
genauer anschauen: Wie erfolgt eigentlich<br />
der Verkauf von „Sponsoring“? Welche<br />
Leistungselemente werden zum Beispiel<br />
typischerweise vertraglich vereinbart?<br />
Wer als Sponsor eines Fußballbundesligisten<br />
tätig ist, hat das Recht, diesen kommerziell<br />
zu nutzen. Die Fußballbundesligisten<br />
bieten hierfür typischerweise folgende<br />
Leistungselemente an:<br />
Werbebande/Cam Carpets (Teppiche, die<br />
so gestaltet sind, dass sie aufgrund des<br />
Kamerawinkels dem Fernsehzuschauer<br />
zu Hause an den Bildschirmen den Ein-<br />
druck erwecken, als würden sie sich aufrichten)<br />
PR-Termine mit der Mannschaft, Einzelspielern<br />
und Verantwortlichen<br />
Verkaufsförderungsaktionen und/oder<br />
Gewinnspiele vor dem Heimspiel und<br />
während der Halbzeitpause<br />
Geschäftsmodelle: Der Fußballbundesligist<br />
wird als ein (weiterer) Vertriebskanal<br />
genutzt. Die Unternehmen passen ihr Leistungsangebot<br />
speziell an die Bedürfnisse<br />
der Fußballinteressierten an. Der FC<br />
Bayern München beispielsweise hat über<br />
400 verschiedene Fanartikel in seinem<br />
Leistungsprogramm: von der Bettwäsche<br />
und dem Fanschal bis hin zur EC-Karte<br />
und dem „FCB Champions“, ein Fernsehkanal,<br />
den der Verein in Kooperation mit<br />
der Deutschen Telekom AG seinen Fans<br />
gegen ein entsprechendes Entgelt zur<br />
Nutzung anbietet.<br />
Hospitality (Business Seats und/oder<br />
VIP-Loge)<br />
In der Fußballbundesliga ist es weit verbreitet,<br />
die einzelnen Leistungselemente<br />
nach den Vorstellungen der jeweiligen Kunden<br />
zu einem individuellen Leistungsangebot<br />
zu „bündeln“. Bei der Zusammenstellung<br />
der Leistungspakete wird grundsätzlich<br />
unterschieden zwischen einem Hauptverwerter<br />
und den Co-Verwertern, Unter-<br />
nehmen, die den Profifußball zwar auch als<br />
<strong>Marketing</strong>-Plattform nutzen wollen, aber im<br />
Vergleich zum Hauptverwerter nur ein vergleichsweise<br />
kleines Rechte-Paket erworben<br />
haben. Der Hauptverwerter hat Zugang<br />
zu zusätzlichen, z.T. exklusiven Leistungselementen,<br />
wie zum Beispiel dem Trikotsponsoring.<br />
Unterhalb der Hauptverwertung sind die<br />
Co-Verwerter auf mehreren (Hierarchie-)Stufen<br />
angesiedelt. Der Umfang der Leistungspakete<br />
nimmt von Stufe zu Stufe ab, der<br />
dem Bundesligisten zu zahlende Betrag<br />
verringert sich entsprechend. Somit erhalten<br />
auch kleinere Unternehmen die Möglichkeit,<br />
kommerzielle Verwertungsrechte<br />
zu erwerben. Sie gehen allerdings das Risiko<br />
ein, in ihrer Zielgruppe nicht als Verwerter<br />
wahrgenommen zu werden: Die Anzahl<br />
der Rechteverwerter nimmt in der Hierarchie<br />
von oben nach unten zu. Zur untersten<br />
Ebene erhalten nicht selten an die 100<br />
Unternehmen Zugang.<br />
Bei Hertha BSC <strong>Berlin</strong> beispielsweise sind<br />
unterhalb der Hauptverwertung vier Kategorien<br />
angeordnet, die sich sowohl im<br />
Umfang des Rechtepakets als auch in der<br />
Verwerter-Anzahl unterscheiden: Ausrüster,<br />
Exklusivpartner, Co-Sponsor und Hertha<br />
VIP <strong>Club</strong> (vgl. Abbildung). Der Ausrüster, in<br />
diesem Fall Nike, darf den Bundesligisten<br />
mit seinem Leistungsprogramm ausrüsten,<br />
Fanartikel verkaufen (u.a. Trikots) und<br />
erhält, genauso wie die acht Exklusivpartner,<br />
für sein Entgelt die o.g. Leistungselemente.<br />
Co-Sponsoren sind hingegen nur an<br />
der Werbung im Stadion interessiert, VIP<br />
<strong>Club</strong>-Mitglieder erwerben ausschließlich die<br />
Berechtigung, das Spiel mit ihren<br />
Geschäftskunden von Business Seats<br />
und/oder einer VIP-Loge aus zu verfolgen.<br />
Das Olympiastadion, Heimspielort der Hertha,<br />
ermöglicht hierfür derzeit den Verkauf<br />
von maximal 5000 Business Seats und 84<br />
VIP-Logen. {Abb.}