05.11.2012 Aufrufe

Entwicklung, Diagnose und Frühförderung mathematischer ...

Entwicklung, Diagnose und Frühförderung mathematischer ...

Entwicklung, Diagnose und Frühförderung mathematischer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

So werden innerhalb der Neuropsychologie Störungen umgrenzter neuropsychologischer Funktionen,<br />

wie solche der auditiven oder visuellen Wahrnehmung beschrieben. Ältere Ansätze, die Schwierigkeiten<br />

im mathematischen Bereich (oder auch im Bereich Lese-Rechtschreibschwäche) als<br />

Teilleistungsstörungen auf inhaltsunspezifische Dysfunktionen in den <strong>Entwicklung</strong>sbereichen beschreiben,<br />

gelten dabei als überholt. Aktuellere Erkenntnisse ermöglichen eine Subtypenbildung im<br />

Rahmen von Erkenntnissen zu Zahlverarbeitung <strong>und</strong> Zahlrepräsentation im Gehirn (vgl. u.a. von Aster<br />

2005).<br />

Aus kognitionspsychologischer Sicht wird die <strong>Entwicklung</strong> mathematischen Verstehens <strong>und</strong> der<br />

mathematischen Begriffsbildung vor dem Hintergr<strong>und</strong> von Informationsverarbeitungsprozessen<br />

betrachtet. Dabei wurde beispielsweise die Unterscheidung zwischen prozeduralem <strong>und</strong> konzeptionellem<br />

Wissen getroffen (vgl. ua. Baroody/Dowker 2003 <strong>und</strong> Stern 2005).<br />

Die <strong>Entwicklung</strong>spsychologie betrachtet die <strong>Entwicklung</strong> <strong>mathematischer</strong> Kompetenzen <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

im Verlauf der kindlichen <strong>Entwicklung</strong>. Kindliche Strategien werden dabei als gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

sinnhaft auf Basis der vorhandenen Kompetenzen <strong>und</strong> Vorstellungen betrachtet. Zu nennen sind hier<br />

beispielsweise Piagets <strong>Entwicklung</strong>sstadien im Verlauf der Verinnerlichung der Welt <strong>und</strong> ihrer Regelhaftigkeiten,<br />

Aeblis vier Phasen vom Anschaulichen zum Abstrakten (1961, S.11f), ebenso wie die<br />

<strong>Entwicklung</strong> des Zählens <strong>und</strong> Zahlbegriffs. Aus Sicht der Mathematikdidaktik sind Analysen <strong>und</strong><br />

Klassifikation der konkreten Fehler hilfreich, um die individuellen Schwierigkeiten zu erkennen. Nach<br />

Lorenz (2005) können mangelndes Sprach-/Textverständnis, Schwierigkeiten bei der Analyse von<br />

Anschauungsmaterial, falsche Assoziationen <strong>und</strong> Vorstellungen oder die Nichtberücksichtigung<br />

relevanter Bedingungen Fehlerquellen sein.<br />

Auch die Betrachtung unterrichtlicher Faktoren als Erklärung für Lernschwierigkeiten hat eine große<br />

Bedeutung, indem beispielsweise untersucht wird, ob eine Nichtpassung der kindlichen Bedürfnisse<br />

zum unterrichtlichen Vorgehen vorliegt oder der Teufelskreislauf aus Frustration, negativen Erwartungen<br />

<strong>und</strong> Motivationsverlust aufgedeckt wird, in den Kinder geraten, die den schulischen<br />

Anforderungen nicht genügen.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich die Entstehung von Lernschwierigkeiten im Mathematikunterricht<br />

nicht (mono-)kausal erklären lässt, d.h. dass immer ein Geflecht von Ursachen zusammenwirkt.<br />

Dieser Tatsache tragen systemische Ansätze Rechnung, die auch in der aktuellen<br />

Sonderpädagogik favorisiert werden. Verschiedene Ursachenfelder werden betrachtet, unterschiedliche<br />

theoretische Hintergründe integriert <strong>und</strong> die Wechselwirkung verschiedener Faktoren in Hinblick<br />

sowohl auf das Individuum als auch auf das soziale <strong>und</strong> schulische Umfeld betrachtet.<br />

Ein Problem, dass sich bei den meisten Kindern mit Schwierigkeiten im Mathematikunterricht zeigt,<br />

ist das lange Verbleiben beim zählenden Rechnen, das oftmals erst mit dem Beginn des Rechnens im<br />

100er Raum zu Tage tritt. Präventiv sollte daher – neben der Absicherung der Vorläuferfähigkeiten –<br />

also von Beginn an darauf geachtet werden, dass alle Kinder, z.B. durch den Einsatz von Arbeitsmitteln<br />

(wie dem Rechenrahmen oder dem Zwanzigerfeld), in der <strong>Entwicklung</strong> von Strategien<br />

unterstützt werden, die ihnen eine Ablösung vom zählenden Rechnen ermöglichen. Kinder, denen der<br />

dazu notwendige flexible Umgang mit Zahlen <strong>und</strong> Zahlbeziehungen nicht gelingt, sollten rechtzeitig<br />

entdeckt <strong>und</strong> begleitet werden, d.h. bevor sich die Schwierigkeiten manifestieren. Die Literatur zum<br />

mathematischen Anfangsunterricht bietet hierzu zahlreiche Hinweise.<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!