Individualisierende Lernarrangements
Individualisierende Lernarrangements
Individualisierende Lernarrangements
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<strong>Individualisierende</strong> <strong>Lernarrangements</strong><br />
Input Lernbegleitung<br />
«Das Lernen anregen, begleiten,<br />
optimieren – Lernhilfen geben»<br />
Zusammenfassung<br />
Man kann zwischen «natürlichem» und «angeleitetem» Lernen unterscheiden. Das<br />
bedeutet: Der Mensch lernt längst vor der Schule und meistens ohne Lehrer – wobei<br />
Mutter, Vater, Geschwister, Grossmutter, Grossvater, Tante, Kolleginnen und<br />
Kollegen durchaus Lehrfunktionen übernehmen können. Auch als Erwachsene lernen<br />
wir oft ohne Lehrer, nämlich aus guten und schmerzlichen Erfahrungen. Wir merken<br />
zum Beispiel, dass man einen Stadtplan auch vor dem Städtebesuch studieren kann,<br />
dass uns städtekundige Kollegen, Reiseführer, Einheimische oder Insider gut beraten<br />
können, dass es hilfreich sein kann, mit seinem Auto hinter einem gemieteten Taxi<br />
nachzufahren, dass man in Barcelona sehr günstig mit einem Bus den Südteil der<br />
Stadt besichtigen kann usw.<br />
Manches lernen wir ganz ohne Absicht (d.h. «inzidentell», z.B. freundlich zu sein)<br />
oder «implizit», das heisst relativ unbewusst und ohne nachträglich Zeit und Ort des<br />
Lernens angeben zu können (z.B. die Grammatik unserer Muttersprache). In der<br />
Schule ist oft ein Überhang an «angeleitetem Lernen», eine Überbetonung des<br />
Dozierens, Anleitens und Beibringens festzustellen. Trotzdem kann das bewusste<br />
und gezielte – das «explizite» Lernen – hilfreich sein, nämlich dann, wenn dem<br />
Lernenden bewusst gemacht wird, wie er lernt, welche Schwierigkeiten er erlebt und<br />
bewältigt hat, welche Strategien er eingesetzt hat oder hätte einsetzen können. All<br />
dies bezeichnet man als «Metakognition» (Wissen, wie man selber am besten lernt).<br />
(aus: Peter Gasser, 2003. Lehrbuch Didaktik. hep-Verlag. Bern)<br />
Reflexion<br />
Erläutern Sie an einem konkreten Beispiel den Begriff der «dosierten Lernhilfe».<br />
Wie regen Sie das Lernen an, wie begleiten und optimieren Sie Lernprozesse –<br />
welche Lernhilfen geben Sie?<br />
Was muss noch bearbeitet und umgesetzt werden?<br />
David Steinbeck 2006<br />
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<strong>Individualisierende</strong> <strong>Lernarrangements</strong><br />
Input Lernen planen und steuern<br />
«Lernaktivitäten – Lernsituationen –<br />
Lernparadigmen»<br />
Zusammenfassung<br />
Wenn wir lernen, tun wir dies immer in einer konkreten und beschreibbaren Situation:<br />
Ich stehe in meinem Arbeitszimmer am Stehpult, lese in verschiedenen Lexika über<br />
den Begriff Bildung, fasse das Gelesene mit eigenen Worten in vier Definitionen<br />
zusammen — und bleibe beim Vergleichen der Bildungsbegriffe und bei der Frage<br />
hängen, wie weit ich all dem zustimmen kann etc.<br />
Was bedeutet das? Ich habe mir selber ein Ziel gesetzt, werde auf Grund meines<br />
Vorwissens aktiv, lese, schreibe, denke nach, halte die Ergebnisse fest. Ich arbeite<br />
bzw. lerne allein, bearbeite Buchtexte, lerne relativ eigenständig und selbstkontrolliert,<br />
also «autonom». Die eigentliche Lernarbeit besteht im Transformieren<br />
(Verdichten, Auswählen, Paraphrasieren, Umformulieren, Vereinfachen, Präzisieren)<br />
des Gelesenen in eigene Kurztexte.<br />
Der Amerikaner Bruner nennt dies das Übertragen (Transformieren) eines Inhalts in<br />
einen symbolischen Repräsentationsmodus (das heisst: ein aus Zeichen und<br />
Sprachsymbolen bestehender Text wird in einen andern Text umformuliert). Man<br />
könnte einen Text auch in eine Skizze bringen (ikonische Repräsentation) oder<br />
vorspielen (handelnde bzw. enaktive Repräsentation).<br />
Wer so selbst-bestimmt arbeitet, bewegt sich im Paradigma des autonomen Lernens<br />
(Paradigma heisst hier so viel wie grundsätzliche Form, beispielhafte Art und Weise).<br />
Wer zusätzliches Material, Ideen, Unterstützung, Hinweise erhält, aber doch relativ<br />
frei bleibt, arbeitet im Paradigma des «moderierten Lernens».<br />
Wer schliesslich präzise Anleitungen befolgt, Aufgaben löst, Fragen beantwortet,<br />
Korrekturen und Bestätigungen erhält, lernt im Paradigma des «angeleiteten<br />
Lernens».<br />
Es hat übrigens keinen Sinn, ein Paradigma für absolut zu erklären; es handelt sich<br />
eben um drei grundlegende Möglichkeiten und Formen des Lernens.<br />
(aus: Peter Gasser, 2003. Lehrbuch Didaktik. hep-Verlag. Bern)<br />
Reflexion<br />
Wie lernen Sie selber?<br />
Wie unterrichten Sie?<br />
Was muss noch bearbeitet und umgesetzt werden?<br />
David Steinbeck 2006<br />
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<strong>Individualisierende</strong> <strong>Lernarrangements</strong><br />
Input Lernen planen und steuern 2<br />
«Von der Lernaufgabe zu den<br />
erweiterten Lernformen»<br />
Zusammenfassung<br />
Die «Lernaufgabe» ist der Baustein für viele erweiterte Formen des Lernens. Wer eine<br />
Geometrieaufgabe löst, bewältigt eine Lernaufgabe, das heisst: Der innere, nicht<br />
beobachtbare Lerndialog und -prozess führt zu einem Lerngewinn, zu einem<br />
besseren Können und Wissen. Mit Blick auf die äusseren Lernaktivitäten kann man<br />
auch von «Arbeitsaufgaben» sprechen. Wer demnach viele Lern- und<br />
Arbeitsaufgaben gelöst hat, ist eigentlich für die Arbeit in Werkstätten, mit<br />
Wochenplan, mit Leitprogrammen, mit Gruppenaufträgen usw. gut gerüstet. Obschon<br />
die Lernaufgabe als Baustein vieler «erweiterter Lernformen» bezeichnet werden darf,<br />
kommen bei letzteren neue konzeptuelle und didaktische Qualitäten oder<br />
Erfordernisse hinzu: Man kann eine Schulklasse oder Lerngruppe nicht<br />
voraussetzungslos in eine Werkstatt «werfen» oder einfach mit einem Wochenplan<br />
konfrontieren. Die Lernenden müssen gewissermassen das besondere<br />
Organisations- und Lernkonzept der betreffenden Lehr-Lern-Form kennen, aufbauen<br />
und realisieren lernen:<br />
Wie verschaffe ich mir als Lernender einen Postenüberblick, wie sichte ich Aufgaben<br />
und Materialien, wie entwerfe ich einen Lernplan, wie setze ich mir selber Lernziele,<br />
wie plane ich einen eigenen Arbeitsrhythmus, wie benutze ich Materialien, Quellen,<br />
Medien und Mediothek, wie und bei wem hole ich Rat und Lernhilfen, wie verfasse ich<br />
ein Lernprotokoll oder ein Lernjournal, wann lasse ich mich von der Lehrerin berate ,<br />
wie führe ich Selbstkontrollen durch, wie überprüfe ich meine Lernfortschritte, wie<br />
muss ich einen Arbeitsposten aufräumen usw. Der beste Zugang zu den «erweiterten<br />
Lernformen», das heisst zu Werkstatt, Planarbeit, Leitprogramm, PC-Einsatz,<br />
Atelierarbeit, Ausstellungsbesuch, Lernspiel usw. liegt in der praktischen Arbeit.<br />
(aus: Peter Gasser, 2003. Lehrbuch Didaktik. hep-Verlag. Bern)<br />
Reflexion<br />
Wie führen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler in die erweiterten Lernformen<br />
ein?<br />
Wie begleiten und optimieren Sie diesen Lernprozess?<br />
Was muss noch bearbeitet und umgesetzt werden?<br />
David Steinbeck 2006<br />
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<strong>Individualisierende</strong> <strong>Lernarrangements</strong><br />
Input Lernen planen und steuern 3<br />
«Einblicke in die Erweiterten<br />
Lernformen»<br />
Zusammenfassung<br />
Es gibt weder in der alten noch in der neuen Lernkultur sichere Automatismen, die<br />
von selbst zum guten Unterricht und zum garantierten Lernerfolg führen. Obschon<br />
die erweiterten Lernformen zunächst durch ihr aufgelockertes und individualisiertes<br />
Design auffallen und beeindrucken, sind es doch die Tiefenstrukturen des Lernens,<br />
die wirksam werden müssen: Lernberatung, Aufbau von Lernstrategien und<br />
Lernautonomien, Förderung subjektiver und interaktionaler Lernprozesse,<br />
Gesprächskultur, problemorientiertes und einsichtiges Lernen, vertieftes Verstehen,<br />
Aufbau metakognitiver Einsichten usw. bedürfen der Pflege. Dies sind denn auch die<br />
herausstechenden Prinzipien der erneuerten Lernkultur: Subjekt-, Interaktions-<br />
,Handlungs- und Sinn- bzw. Wert-Orientierung. Mit anderen Worten: Die Unterrichtsund<br />
Lernsituationen sind an den Ansprüchen des Personen-, Sozial-, Fach- und<br />
Lebensbezugs zu orientieren. Aus der Sicht der Lernenden ist zu fragen: Kann ich als<br />
Schüler oder Schülerin meine Vermutungen äussern, meine (zunächst) subjektive<br />
Sicht einbringen, darf ich Fehler machen, mit andern etwas ausprobieren,<br />
meine Ergebnisse selber überprüfen, in meinem individuellen Lerntempo arbeiten,<br />
etwas selber erforschen usw.? Aus der Sicht der Lehrenden geht es darum, ein<br />
erweitertes Lehr-Lern-Formen-Angebot zu machen. Die Lehrperson baut sich ein<br />
persönlich angemessenes und in sich stimmiges Methoden-Repertoire auf. Dieses<br />
bezieht beispielsweise neben frontalem Klassenunterricht auch die<br />
individualisierenden Formen des Werkstatt-, Plan-, Projekt- und Gruppenunterrichts,<br />
der Einzelarbeit und des Blockunterrichts, sowie die Arbeit mit Rollen- und<br />
Planspielen, mit Leitprogrammen, Lernpfad, Karteiaufgaben, PC-Programmen usw.<br />
mit ein. Es dürfte generell sinnvoll sein, einige Grundformen und erweiterte<br />
Lernformen zu kombinieren, diese aber methodisch sauber und formgerecht zu<br />
realisieren.<br />
(aus: Peter Gasser, 2003. Lehrbuch Didaktik. hep-Verlag. Bern)<br />
Reflexion<br />
Welche Lernformen gehören zu Ihrem Methodenrepertoire?<br />
Wie häufig setzen Sie erweiterte Lernformen ein und wie sind Ihre Vorlieben?<br />
(Beiblätter)<br />
Was muss noch bearbeitet und umgesetzt werden?<br />
David Steinbeck 2006<br />
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<strong>Individualisierende</strong> <strong>Lernarrangements</strong><br />
Input Lernjournal<br />
«Lernen planen, umsetzen und<br />
reflektieren»<br />
Lernjournale führen<br />
Die Schülerinnen und Schüler führen im Unterricht Lernjournale.<br />
Die Schülerin soll im Lernjournal<br />
sich selber und anderen laufend Rechenschaft über die strukturierte Zeit<br />
(Zeitbudget) ablegen können.<br />
Arbeitsschritte sowie Tätigkeiten notieren (Was wurde wann, wie, mit wem<br />
bearbeitet).<br />
über sein Arbeits- und Sozialverhalten nachdenken<br />
Pendenzen festhalten.<br />
Die nachstehenden Leitfragen geben Ihnen einen Gedankenanstoss für das<br />
Schreiben des Arbeits- und Lernjournals:<br />
1. Ist es Ihnen gelungen, den Zeitplan einzuhalten? Was müssen Sie beim nächsten<br />
Mal anders planen?<br />
2. Ist Ihnen der Einstieg sofort gelungen oder hatten Sie am Anfang Mühe?<br />
3. Was haben Sie hauptsächlich gemacht? Was hat Sie während der Arbeit stark<br />
beschäftigt?<br />
4. Wie sind Sie vorwärts gekommen? Welchem Umstand schreiben Sie dieses<br />
Ergebnis zu?<br />
5. Wie fühlen Sie sich jetzt? Was hat sich bei Ihnen im Verlauf der Arbeit verändert?<br />
6. Was hat Sie hauptsächlich angeregt? Was hat Ihnen Spass gemacht? Was war<br />
mühsam?<br />
7. Was hat Sie behindert, blockiert, abgelenkt?<br />
8. Auch wenn Sie mit Ihrer Arbeit nicht die erwarteten Fortschritte erzielt haben – und<br />
daher eigentlich unzufrieden sein müssten: Kann es sein, dass Sie bei der<br />
Auseinandersetzung mit dem Problem etwas erkannt haben?<br />
9. Wie war die Stimmung in Ihrer Gruppe? Gab es Konfliktsituationen? Wie sind Sie<br />
damit umgegangen?<br />
10. Welches Ziel haben Sie für die nächste Arbeitsphase? Welche Schwierigkeiten sind<br />
zu erwarten, wie könnten Sie sich darauf vorbereiten?<br />
(aus: Peter Gasser, 2003. Lehrbuch Didaktik. hep-Verlag. Bern)<br />
Reflexion<br />
Klären Sie Ihre Kriterien für ein Lernjournal.<br />
Was muss noch bearbeitet und umgesetzt werden?<br />
David Steinbeck 2006<br />
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<strong>Individualisierende</strong> <strong>Lernarrangements</strong><br />
Input Lernorte<br />
«Lernorte – Lernlandschaften –<br />
Lernumgebungen»<br />
Zusammenfassung<br />
Die Qualität des Lernens wird nicht nur massgeblich vom Vorwissen, von Motivation<br />
und metakognitivem Wissen (wie man selber am besten lernt) beeinflusst, sondern<br />
auch vom Lernort, von räumlichen Gestaltungselementen, von Medien und<br />
technischen Angeboten. Das Insgesamt dieser Einflussfaktoren und<br />
Lernbedingungen wird heute als «Lernlandschaft» bezeichnet, die nicht<br />
nur eng begrenzte Arbeitsplätze definiert, sondern auch Bewegungsräume,<br />
interaktive Chancen und Bewegungsmöglichkeiten eröffnet.<br />
Die räumliche Organisation, Sitzweise, Körperposition, Bewegungsformen, mediale<br />
Ausstattung, Gestaltungsfreiräume usw. sind Faktoren einer Lernumwelt-<br />
Psychologie, welche die verlorene Sinnlichkeit zurückholt, Schule als ökologischen<br />
und ergonomisch gestalteten Raum versteht, individuelle und soziale Lernaktivitäten<br />
in flexible Raumorganisation einbettet. Dabei ist die Klassengrösse (die das Zimmer<br />
«füllt») insofern relevant, als nicht nur frontal, sondern methodisch variabel<br />
unterrichtet wird, das Lernen demnach individualisierend anregt, begleitet und<br />
unterstützt wird.<br />
(aus: Peter Gasser, 2003. Lehrbuch Didaktik. hep-Verlag. Bern)<br />
Reflexion<br />
Welches sind Ihre Vorstellungen und Bedürfnisse?<br />
Entwerfen Sie auf einem Beiblatt den Grundriss eines optimalen und ideal-typischen<br />
Schulzimmers. Beziehen Sie dabei die Raum-Organisation auf das wünschbare<br />
Lehr-Lern-Geschehen. Stellen Sie Ihre Lösung der Lerngruppe vor.<br />
Was ist schon vorhanden?<br />
Was muss noch bearbeitet und umgesetzt werden?<br />
David Steinbeck 2006<br />
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<strong>Individualisierende</strong> <strong>Lernarrangements</strong><br />
Input Unterricht differenzieren<br />
«Differenzieren im Unterricht»<br />
Die "Verschiedenheit der Köpfe" macht eine Differenzierung im Unterricht notwendig.<br />
Unterschieden wird in der Regel in eine äussere und innere Differenzierung.<br />
Die äussere Differenzierung umfasst die Einteilung der Schüler in Jahrgangsklassen,<br />
Leistungs- und Neigungsgruppen.<br />
Bei der inneren Differenzierung lassen sich verschiedene Massnahmen<br />
innerhalb einer Klasse umsetzen. Zwei Grundformen sind zu unterscheiden, die<br />
einander nicht ausschliessen, sondern die miteinander kombiniert werden. Wir<br />
zeigen, wie die Differenzierung im Unterricht angegangen werden kann.<br />
Erstens gibt es eine Differenzierung von Methoden, Medien und Beratung bei<br />
gleichen Zielen und Inhalten für alle Schülerinnen und Schüler in einer Klasse.<br />
Eine Differenzierung kann hier ansetzen bei den Methoden, Medien und dem<br />
Ausmass der Beratung durch die Lehrperson. Bei dieser Form zeigt sich für den<br />
Unterricht folgendes Bild:<br />
Die Lehrperson führt in ein neues Thema ein. Dann lässt sie die Schüler und<br />
Schülerinnen selbstständig arbeiten. Dabei verweist sie auf verschiede Lehrmittel (4)<br />
im Klassenzimmer, fordert die Schüler auf, in Gruppen eigene Lösungswege (3) zu<br />
suchen und erklärt (5) zum wiederholten Mal dem Schüler X, wie die Aufgabenstellung<br />
zu verstehen ist. Die Schnell-Lerner fordert sie auf, den Langsam-Lernern zu<br />
erklären, wie sie vorgehen können. Am Ende kommt es zu einer Prüfung. Alle<br />
Schüler bearbeiten die gleichen Aufgaben (1 bzw. 2). Das Erreichen der<br />
vorgegebenen Ziele und Inhalte durch nur eine Differenzierung auf der Ebene<br />
der Methoden, Medien und Beratung ist erstrebenswert und wichtig, in der Realität<br />
aber äusserst schwierig umzusetzen.<br />
Reflexion<br />
Welche weitere Differenzierungsmöglichkeit steht Ihnen offen?<br />
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In einem gewissen Mass wird meistens eine Differenzierung auf der Ebene von<br />
Zielen undInhalten unvermeidlich sein.<br />
Dies führt uns zur zweiten Möglichkeit:<br />
Eine Differenzierung auf dieser zweiten Ebene setzt voraus, dass die Ziele und<br />
Inhalte für ein Fach mindestens zweifach aufgegliedert werden. Einmal in eine für alle<br />
verbindliche Basis und dann in zusätzliche Ziele und Inhalte in verschiedenen<br />
Aufbaustufen. Das Arbeiten mit Leitprogrammen kommt dieser Vorstellung von<br />
Differenzierung sehr nahe (siehe Instrument 4.3). Alle Schüler in einer Klasse<br />
bearbeiten zuerst den Basisteil. Dann wählen sie Aufgaben aus dem Zusatzangebot<br />
(Additum). Beim Arbeiten mit Leitprogrammen steht das Mastery Learning im<br />
Zentrum. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten eine Lerneinheit. Am Ende<br />
der Einheit steht eine Erfolgskontrolle. Zu einem frei wählbaren Zeitpunkt kann sich<br />
der Lernende zur Erfolgskontrolle melden und auf diese Weise unter Beweis stellen,<br />
dass er den Lernstoff beherrscht. Erst dann geht er zur nächsten Lerneinheit über.<br />
Beim Lernen mit Leitprogrammen ist der Unterricht stark zielorientiert. Die<br />
Lehrperson hat ihn detailliert vorbereitet. Ziele (1) und Inhalte (2) im Basisteil können<br />
von den Schülerinnen und Schülern nicht selbst ausgewählt werden. Sie haben dafür<br />
die Möglichkeit, das Lerntempo (3) selbst zu bestimmen, für die Bearbeitung der<br />
Aufträge unterschiedliche Medien (4) einzusetzen, in Partner- oder Einzelarbeit (3)<br />
die Probleme zu lösen. Durch eine Erfolgskontrolle erhalten sie von der Lehrperson<br />
eine Rückmeldung (5) über den aktuellen Stand ihres Wissens. Nach Bedarf kann sie<br />
dem einzelnen Schüler / der einzelnen Schülerin zusätzliche Hilfen anbieten. Ist der<br />
Basisteil bearbeitet, so stehen im so genannten Additum (1 bzw. 2) für die Schnell-<br />
Lernenden weitere Aufgaben zur Verfügung.<br />
Neben dem Lernen mit Leitprogrammen bietet auch der Werkstattunterricht<br />
(Städeli & Obrist, 1996) eine gute Möglichkeit, die Ideen der Differenzierung im<br />
Unterricht umzusetzen (siehe Instrument 4.4). Beim Werkstatt-Unterricht arbeiten die<br />
Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Sozialformen (3) und gehen von Posten<br />
zu Posten. An jedem Arbeitsplatz bearbeiten sie Aufgaben- oder Problemstellungen<br />
(1). Die Unterlagen dazu hat die Lehrperson bereits säuberlich vorbereitet. Neben<br />
vielen Gemeinsamkeiten mit dem Leitprogramm-Lernen besteht ein gewichtiger<br />
Unterschied darin, dass nach den einzelnen Einheiten keineverbindlichen<br />
Erfolgskontrollen (5) durchgeführt werden. Der Werkstatt-Unterricht zielt im<br />
Vergleich zum Leitprogramm zudem weniger auf die Wissensvermittlung (2) und auf<br />
eintiefgehendes, abtestbares Verstehen. Er ist eher eine gut organisierte Form der<br />
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individuellen Themenbearbeitung. Am meisten inhaltlichen Freiraum haben die<br />
Schülerinnen bei der Projektmethode (siehe Instrument 4.5). Hier suchen die<br />
Schülerinnen selber Fragestellungen (2), setzen sich eigene Ziele (1), suchen<br />
eigenständig Materialien (4) und übernehmen die Verantwortung für das eigene<br />
Lernen (1 bzw. 5).<br />
(aus: Peter Gasser, 2003. Lehrbuch Didaktik. hep-Verlag. Bern)<br />
Reflexion<br />
Wie differenzieren Sie Ihren Unterricht?<br />
Was muss noch bearbeitet und umgesetzt werden?<br />
David Steinbeck 2006<br />
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