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Stammzellentherapie - wissenschaftliche, ethische und rechtliche ...

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II. Forschung- <strong>und</strong> Anwendungsbereiche der <strong>Stammzellentherapie</strong><br />

2.1 Einleitung<br />

Die Transplantation von Organen ist zu einem häufig angewandten <strong>und</strong> allgemein<br />

akzeptierten Verfahren in der Medizin geworden.<br />

Zum Durchbruch dieser Technologie führte die Entdeckung der Immunsuppression durch<br />

Cyclosporin A im Jahre 1972. Seither wurden modernere Immunsuppressiva entwickelt, <strong>und</strong><br />

auch die Chirurgen fanden immer bessere Techniken zur Übertragung von Geweben <strong>und</strong><br />

Organen. So entwickelte sich die Transplantationsmedizin in rasendem Tempo. Es werden<br />

immer mehr Transplantationen vorgenommen, <strong>und</strong> es werden immer wieder neue Organe<br />

transplantiert.<br />

Diese Technologie stößt nun an ihre Grenzen, weil die Spenderorgane nicht in genügender<br />

Menge vorhanden sind. Am ersten Januar 1999 warteten alleine in der Schweiz 444<br />

Personen auf ein Organ, 28 Patienten verstarben 1998, bevor für sie ein Ersatzorgan<br />

gef<strong>und</strong>en werden konnte, <strong>und</strong> auch die Empfänger der Organe stehen in der Regel schon<br />

nach wenigen Jahren wieder auf der Warteliste, denn die übertragenen Organe erfüllen ihren<br />

Dienst in der Regel nur für 5 bis 10 Jahre.<br />

Kurz gefasst: die Haupthürden der Transplantationsmedizin stellen die nicht in ausreichender<br />

Anzahl vorhandenen Spenderorgane sowie die „Graft versus Host Diseases“, die auch mit<br />

der Verwendung moderner Immunsuppressiva noch grosse Probleme bereiten, dar.<br />

Um diese Hürde zu überwinden wurden Anstrengungen zur Erforschung der Potentiale der<br />

Xenotransplantation unternommen. Genetisch manipulierte Schweine sollten einst eine<br />

unbeschränkte Quelle immunkompatibler Ersatzorgane für den Menschen werden. Die<br />

Verwendung von tierischen Organen in der Transplantationsmedizin wird in der Bevölkerung<br />

sehr emotional <strong>und</strong> kontrovers diskutiert.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> muss die Veröffentlichung der Arbeit von James A. Thomson et al.,<br />

(1998) betrachtet werden. In seinem im Herbst 1998 im Science veröffentlichten Artikel<br />

beschreibt Thomson die Gewinnung von menschlichen embryonalen Stammzellen aus der<br />

inneren Zellmasse der Blastozyste sowie die in-vitro Kultivierung <strong>und</strong> Vermehrung dieser<br />

Stammzellen. Kurze Zeit später publizierte eine Gruppe um John D. Gearhart von der John<br />

Hopkins University in Baltimore die Resultate ihrer Forschung. Ihnen gelang es, Stammzellen<br />

mit denselben Eigenschaften aus den Urkeimzellen von 5 - 9 wöchigen, abortierten<br />

Embryonen abzuleiten <strong>und</strong> diese in Kultur zu halten. (Shamblott et al., 1998)<br />

Wiederum wenig später publizierte eine Firma namens „Advanced Cell Technology“, die<br />

Resultate ihrer Forschung (http://www.advancedcell.com/PR111298.html): ACT versucht die<br />

ethisch begründeten Einwände gegen die Verwendung von Stammzellen aus IVF<br />

Blastozysten sowie aus abortierten Föten wie auch die Immuninkompatibilität dieser Zellen<br />

durch die Produktion von Chimären zu umgehen. Dazu werden Zellkerne aus adulten,<br />

menschlichen Körperzellen (z.B. menschliche Hautzellen) in enukleierte Oocyten von Kühen<br />

transferiert. Diese Verfahren nennt man „therapeutic cloning“, es erlaubt aus einer<br />

Spendereizelle <strong>und</strong> aus einem Zellkern eines erwachsenen Menschen Zellen mit den selben<br />

Eigenschaften wie die embryonalen Stammzellen zu produzieren. Diese Zellen sind<br />

totipotent, das heisst aus den Zellen, die mit diesem durch ACT patentierten Verfahren<br />

produziert werden können, könnte theoretisch für jedes Organ des menschlichen Körpers ein<br />

genetisch identisches Ersatzorgan hergestellt werden, es könnte sogar ein dem Spender des<br />

Zellkernes genetisch identisches Individuum produziert werden.<br />

Mit diesen neuen Erkenntnissen stehen nun drei Technologien zur Verfügung, welche die<br />

Bereitstellung des Ausgangsmateriales für neue Therapiestrategien in unbeschränkten<br />

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