Jahresbericht 2009 - Murg Stiftung
Jahresbericht 2009 - Murg Stiftung
Jahresbericht 2009 - Murg Stiftung
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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong>
<strong>Stiftung</strong>szweck<br />
Zweck der <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong> sind die Einrichtung und der<br />
Betrieb geeigneter Arbeitsstätten, um den psychisch Behinderten<br />
eine ihrer Individualität entsprechende Tätigkeit<br />
und Verdienstmöglichkeit zu bieten, sowie die Schaffung<br />
weiterer Einrichtungen wie Beratungsstellen und Wohnheime.<br />
Ambulatorium und Beratungsstelle des Externen Psychiatrischen<br />
Dienstes Sirnach sind der <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong> angeschlossen.<br />
<strong>Stiftung</strong>srat<br />
Humbert Entress, Präsident, Aadorf<br />
Hans Schwyn, Vizepräsident, Littenheid<br />
Dr. med. Markus Binswanger, Littenheid<br />
Myrta Klarer, Sirnach
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong><br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
In ihren Beiträgen berichten die Mitarbeitenden<br />
der <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong> über<br />
viele Veränderungen, welche das vergangene<br />
Jahr im personellen Bereich<br />
und in konzeptioneller Hinsicht mit<br />
sich brachte.<br />
Im Wohnheim ist es nicht mehr selbstverständlich, dass<br />
die Betreuungsplätze lückenlos belegt sind. In der Geschützten<br />
Werkstätte unterliegen die Arbeitsaufträge externer<br />
Firmen grösseren Schwankungen und garantieren keine<br />
durchgehende Auslastung der Arbeitsplätze. Die Beiträge<br />
schildern den Prozess der Strategieanpassungen aus der Sicht<br />
der Mitarbeiter und eines Klienten, um sich im Grossen wie<br />
im Kleinen den Veränderungen des Umfeldes anzupassen.<br />
Dank den frühzeitig eingeleiteten Anpassungen konnten die<br />
Budgetvorgaben gut erfüllt werden und bringen Verbesserungen<br />
und Erleichterungen in der täglichen Arbeit.<br />
Im Externen Psychiatrischen Dienst Sirnach galt es, die<br />
deutliche Zunahme an Anmeldungen zu bewältigen, bei<br />
gleichzeitigen Wechseln im ärztlichen Bereich. Dank ihren<br />
früheren Tätigkeiten in der Clienia Privatklinik Littenheid<br />
ist den beiden Assistenzärztinnen sowohl das Fachgebiet<br />
wie die Region bestens vertraut, und Herr Minder als neuer<br />
Oberarzt kann dank seinem therapeutischen Hintergrund<br />
die von seinem Vorgänger aufgebauten Therapieangebote<br />
weiter führen. Mit Berichten zur therapeutischen Behandlung<br />
per Internet, zu Gewalt unter Jugendlichen, Mobbing<br />
und den Anforderungen in Zusammenarbeit mit Migrantinnen<br />
erhalten Sie einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten<br />
im Ambulatorium und der sozialen Beratungsstelle.<br />
Im Namen des <strong>Stiftung</strong>srates danke ich allen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern herzlich für ihren grossen Einsatz<br />
in der täglichen Arbeit und ihre aktive Mitgestaltung der<br />
Zukunft unserer <strong>Stiftung</strong>. Ebenfalls gilt unser Dank allen<br />
Partnern und Personen, die uns in unserer Arbeit unterstützen.<br />
Humbert Entress<br />
Präsident des <strong>Stiftung</strong>srates<br />
1<br />
* Zugunsten einer besseren Lesbarkeit wählen wir jeweils die männliche<br />
Form, die weibliche Form ist immer mit einbezogen.
<strong>Jahresbericht</strong> des Wohnheims<br />
und der Geschützten Werkstätte<br />
Urs Zürcher, Gesamtleiter Wohnheim und Geschützte Werkstätte<br />
2<br />
Auch in Institutionen des Sozial- und<br />
Gesundheitswesens ist die zunehmende<br />
Beschleunigung im Alltag zu<br />
spüren und so haben auch wir uns<br />
den Erwartungen der modernen Gesellschaft<br />
zu stellen. Geschwindigkeit<br />
alleine genügt aber nicht. Denn wir<br />
müssen und wollen uns und unsere Leistungen ständig verbessern.<br />
Dabei ist es nicht leicht, die Schlagworte «schneller<br />
sein» und «besser werden» unter einen Hut zu bringen und<br />
den speziellen Bedürfnissen unserer Klienten immer gerecht<br />
zu werden.<br />
Aufbau- und Ablauforganisation verbessern<br />
Gerade weil wir die Anliegen unserer Anspruchsgruppen<br />
ernst nehmen, haben wir uns im Jahr <strong>2009</strong> intensiv mit der<br />
Überprüfung unserer Strategie befasst und dabei unsere Stärken,<br />
Schwächen, Chancen und Gefahren genau analysiert<br />
sowie Schwerpunkte für unser zukünftiges Tun erarbeitet.<br />
Nachstehende Massnahmen haben wir bereits eingeleitet:<br />
Zusammenarbeit mit unseren Partnern klären, neue<br />
Marketinginstrumente erarbeiten, Konzept von Wohnheim<br />
und Geschützte Werkstätte überprüfen und die Führungsstrukturen<br />
den heutigen Gegebenheiten anpassen. Unsere<br />
Führungsstruktur soll schlanker werden, die Schnittstellen<br />
sollen reduziert und die Kommunikationswege kürzer<br />
werden. Indem wir die Funktionen der Gesamtleitung und<br />
der Bereichsleitung in einer Person vereint haben, sind wir<br />
diesen Zielen bereits einen Schritt näher gekommen. Die<br />
wichtigsten Strukturänderungen möchten wir im laufenden<br />
Jahr umsetzen.<br />
Veränderte Nachfrage<br />
Erstmals seit der Eröffnung des Wohnheims im Jahre 1996<br />
waren über einige Zeit zwei bis drei Wohnheimplätze nicht<br />
besetzt. Dies macht bei 29 Plätzen mehr als zehn Prozent<br />
Belegung aus. Obwohl wir angenommen haben, dass die geringere<br />
Nachfrage nur vorübergehender Natur war, haben<br />
wir versucht, die Entwicklung zu beeinflussen. Mit einzelnen<br />
Massnahmen aus dem Strategieworkshop konnten wir<br />
etwas Gegensteuer geben, so dass sich die Belegung in den<br />
letzten Monaten wieder verbessert hat.<br />
Qualitätsmanagement<br />
Zum zweiten Mal seit der Erstzertifizierung hatten wir zu<br />
Beginn des Berichtsjahres ein Re-Zertifizierungsaudit zu bestehen.<br />
Nachdem wir während sechs Jahren erfolgreich mit<br />
derselben Zertifizierungsfirma zusammengearbeitet hatten,<br />
schien es uns an der Zeit, anderen Auditoren Einblick in<br />
unser Wohnheim und in die Geschützten Werkstätte zu ermöglichen.<br />
Das Audit bestätigte, dass dieser Schritt für uns<br />
ein Gewinn war. Denn die neue Auditorin betrachtete unsere<br />
Arbeit aus einem anderen Blickwinkel, was uns neue wertvolle<br />
Hinweise lieferte. Wie bei frühren Audits durften wir<br />
viel Lob und Anerkennung für unsere Arbeit entgegennehmen<br />
und wir freuen uns, dass wir nun für weitere drei Jahre<br />
nach ISO 9001-2008 und BSV-IV 2000 zertifiziert sind.<br />
Regelmässig führen wir im Rahmen unserer Qualitätssicherung<br />
Befragungen bei unseren Anspruchsgruppen durch.<br />
Für einmal war die Reihe an unseren Klienten im Wohnbereich.<br />
Erfreulicherweise ergab die Befragung ein sehr positives<br />
Gesamtbild, wobei die kritischen Antworten unserer Klienten<br />
dazu beitragen, dass wir uns weiter verbessern können.<br />
Danke für den grossen Einsatz<br />
Die Mitarbeitenden im Wohnheim und in der Geschützten<br />
Werkstätte waren im Berichtsjahr ganz besonders gefordert.<br />
Denn die Anforderungen im Alltag sind weiter gestiegen,<br />
und die Strategiearbeit sowie die Entwicklung eines neuen<br />
Leitbildes waren weitere grosse Herausforderungen. Gefordert<br />
waren unsere Mitarbeitenden aber auch wenn es galt,<br />
längere krankheitsbedingte Ausfälle ihrer Arbeitskollegen<br />
auf zu fangen. Unsere Klienten mussten durch die Personalengpässe<br />
kurzfristige Umstellungen im Tagesprogramm in<br />
Kauf nehmen und Vertrauen zu neuen Personen aufbauen.<br />
Mitarbeitende und Klienten haben die vielen Herausforderungen<br />
bravourös gemeistert. Ihnen gebührt deshalb mein<br />
ganz besonderes Dankeschön. Zum guten Gelingen unserer<br />
Tätigkeiten tragen aber auch unser <strong>Stiftung</strong>srat, die Verantwortlichen<br />
des Kantons und weitere wichtige Partner bei.<br />
Ihnen allen danke ich deshalb ebenfalls von Herzen. Gerne<br />
zählen wir weiter auf sie.<br />
■
Gedanken zum Jahr <strong>2009</strong><br />
Gabriella Capassi, Bereichsleiterin Wohnheim und Geschützte Werkstätte<br />
Die Tatsache, dass wir in unserer Geschützten<br />
Werkstätte bis zu 95 Prozent<br />
ausgelastet waren, zeigt, wie<br />
begehrt Arbeitsplätze im geschützten<br />
Rahmen sind und wie wichtig unser<br />
Angebot für die Region ist. Unsere<br />
Klienten sollen einerseits ihre Leistungsfähigkeiten<br />
erhalten und verbessern und andererseits<br />
mehr Selbstvertrauen aufbauen. Erleben unsere Klienten<br />
ihre berufliche Tätigkeit wieder als Teil der eigenen Persönlichkeit,<br />
so erfüllt sie das zu Recht mit Stolz und dies ist<br />
für ein gesundes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten von<br />
grosser Bedeutung.<br />
Wenn wir uns über Neuzuzüge und über Klienten, die<br />
den Schritt in ihren normalen Arbeitsalltag schaffen, freuen,<br />
so sind mit Ein- und Austritten natürlich immer auch<br />
Abklärungen verbunden: Einholen von Kosten-Übernahmegarantien,<br />
Adressmutationen sowie Austrittsmeldungen<br />
an verschiedene Kantone. Flexibilität, Disziplin, Verantwortungsbewusstsein<br />
und eine hohe Identifikation sind bei uns<br />
auf allen Ebenen gefordert. Dies hat sich nicht nur auf meine<br />
Tätigkeit ausgewirkt. Auch die Mitarbeitenden des Wohnheims<br />
und der Geschützten Werkstätte haben sich neben<br />
dem Kerngeschäft engagiert um die zusätzlichen zeitintensiven<br />
administrativen Aufgaben gekümmert.<br />
Grosse Herausforderungen<br />
Es liegt ein turbulentes Jahr hinter uns und oft haben wir uns<br />
gefragt, wo die Tage geblieben sind. Messen wir das Jahr <strong>2009</strong><br />
allerdings an den Ereignissen und Veränderungen, so war es<br />
kein kurzes, sondern ein langes und intensives Jahr. Mit gemeinsamen<br />
Anstrengungen konnten wir das schwierige Jahr<br />
letztlich doch erfolgreich abschliessen. So haben die Mitarbeitenden<br />
die krankheitsbedingten Ausfälle ihrer Kollegen<br />
stets mitgetragen. Die vorerst knapp im Budget liegenden<br />
Belegungstage haben uns bewogen, trotz engen personellen<br />
Ressourcen mehr Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und unsere<br />
Homepage auf Vordermann zu bringen. Die Umsetzung<br />
dieser Vorhaben ist noch immer in Arbeit und wir werden<br />
uns auch in den nächsten Monaten gegenseitig helfen und<br />
unterstützen sowie alle zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />
ausschöpfen. Unsere hohe Betreuungsqualität bewährt sich<br />
und darüber hinaus haben wir dank der Anwendung eines<br />
elektronischen Erfassungs- und Informationssystems weitere<br />
Fortschritte gemacht. Dass wir diese wichtigen Schritte stets<br />
im Einklang mit erstklassiger Qualität realisierten konnten,<br />
ist nicht nur das Verdienst unserer Mitarbeitenden, sondern<br />
auch der Flexibilität unserer Aushilfskräfte aus der Clienia<br />
Privatklinik Littenheid zu verdanken.<br />
Veränderungen<br />
Das Jahr <strong>2009</strong> brachte auch für mich Veränderungen: Die<br />
zusätzliche Aufgabe als Bereichsleiterin der Geschützten<br />
Werkstätte ist für mich eine neue Herausforderung, der ich<br />
mich gerne stelle. Die Tatsache, dass ich mit Christine Amstutz<br />
eine sehr kompetente Werkstattleiterin zur Seite habe,<br />
hat mir den Einstieg in meinen erweiterten Verantwortungsbereich<br />
wesentlich erleichtert. Sei es beim Akquirieren von<br />
externen Aufträgen, beim Entwickeln und Umsetzen unserer<br />
Eigenproduktionen; die vielseitigen Erfahrungen von Christine<br />
Amstutz sind sowohl innerbetrieblich wie auch in der<br />
Zusammenarbeit mit Externen sehr wertvoll.<br />
Zuversichtlich für die Zukunft<br />
Ich bin überzeugt, dass wir dank der engen und zukunftsorientierten<br />
Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau<br />
alle wichtigen Bestimmungen für psychisch beeinträchtigte<br />
Menschen im Rahmen des NFA erfüllen und damit unseren<br />
Auftrag auch in Zukunft erfolgreich leisten können. Den<br />
Herausforderungen der nächsten Jahre sehe ich mit Zuversicht<br />
entgegen. Dies einerseits weil unsere Mitarbeitenden<br />
über ausgezeichnete Fachkompetenz verfügen und wir uns<br />
andererseits auch mit unseren Zuweisern regelmässig austauschen.<br />
Den Zuweisern möchte ich an dieser Stelle ein grosses<br />
Dankeschön aussprechen. Gerne hoffe ich auf eine weiterhin<br />
angenehme Zusammenarbeit. Die Vergangenheit verstehen,<br />
die Gegenwart leben und die Zukunft gestalten; in diesem<br />
Sinn freue ich mich als Bindeglied zwischen <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
und freier Gesellschaft einen Beitrag leisten zu dürfen und<br />
für psychisch beeinträchtigte Menschen in den Bereichen<br />
Wohnen und Arbeiten neuen Lebensraum zu schaffen. ■<br />
3
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> des Wohnheims und der Geschützten Werkstätte<br />
Veränderung – neue Ziele<br />
Stefan Kaiser Aral, Gruppenleiter, Wohngruppe Sonnegg<br />
4 Im vergangenen Jahr war unsere Belegung<br />
auf einem tieferen Niveau. Wir<br />
fragten uns, woran das liegt und wie<br />
wir das ändern könnten? Die Gründe,<br />
weshalb Interessenten, nicht bei<br />
uns eingetreten sind, haben unseres<br />
Erachtens verschiedene Ursachen:<br />
– Ihre Erkrankung liess keinen Übertritt ins Wohnheim zu.<br />
– Das Betreuungskonzept ist zu engmaschig.<br />
– Verstärkte Konkurrenz durch andere Wohnheime.<br />
– Unverbindliche Besichtigung ohne nachfolgende Anmeldung.<br />
– Normale Belegungsschwankungen.<br />
An der von Urs Zürcher, dem Gesamtleiter der Wohnheime<br />
und Geschützten Werkstätte initiierten Klausurtagung<br />
zum Thema Strategie haben wir die aktuelle Situation gründlich<br />
überdacht und uns mit dem Thema «Veränderung» und<br />
«Neue Ziele» auseinander gesetzt. An der Tagung haben wir<br />
wichtige Ansätze und Ideen entwickelt sowie sofort umsetzbare<br />
Massnahmen definiert und mit einem neuen Leitbild<br />
den Grundstein für den kommenden Veränderungsprozess<br />
gelegt.<br />
Eintritt<br />
Die Kommunikationswege mit den Interessenten, Fachpersonen<br />
und Behörden müssen vereinfacht werden. So konnte<br />
beispielsweise die Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst<br />
der Clienia Privatklinik Littenheid neu definiert werden.<br />
Auch das Aufnahmeverfahren wird künftig weitgehend den<br />
Möglichkeiten des Interessenten angepasst. Das ganze Anmelde-<br />
und Aufnahmeverfahren wird flexibler gestaltet,<br />
Schnupperwochen individueller abgemacht und die Bedürfnisse<br />
und Möglichkeiten von Angehörigen und Behörden<br />
für Besuche und Begleitung stärker berücksichtigt.<br />
Aufnahmekriterien<br />
Auch die Aufnahmekriterien haben wir angepasst. So halten<br />
wir nicht mehr an der bisherigen Halbtagesstruktur als Anforderung<br />
an die Beschäftigung fest. Denn wir wissen aus<br />
Erfahrung, dass kurz nach dem Eintritt oft erst stundenweise<br />
Leistungen möglich sind. Sobald unsere Klienten dann ihre<br />
erste Gewöhnungs- und Orientierungsphase vorbei haben,<br />
suchen wir gemeinsam nach der optimalen Tagesstruktur.<br />
Dieses Vorgehen bewährt sich in der Praxis.<br />
Zusammenarbeit von Wohnen und Werkstatt<br />
Die Abläufe zwischen Wohnheim und Geschützter Werkstätte<br />
sollen so gestaltet werden, dass auch in komplexen Betreuungssituationen<br />
mehr kreative Ideen umgesetzt werden<br />
können. Damit möchten wir die Betreuungsmöglichkeiten<br />
zum Wohl unserer Klienten individueller und flexibler zusammenstellen.<br />
Seit Gabriella Capassi die Leitung über die<br />
Wohngruppe und die Geschützte Werkstätte übernommen<br />
hat und Ansprechsperson für beide Bereiche ist, sind die<br />
Kommunikationswege kürzer geworden und Ideen und Entscheidungen<br />
können schneller umgesetzt werden.<br />
Ferien – eine neue Erfahrung<br />
Ganz andere Veränderungen ergaben sich bei den Ferien mit<br />
unseren Klienten. Sind wir in den letzten Jahren meistens<br />
nach Spanien ans Meer gereist, so haben unsere Klienten zunehmend<br />
den Wunsch geäussert, einmal etwas ganz Anderes<br />
zu unternehmen. In unseren wöchentlichen Gruppentreffen<br />
fielen Aussagen wie etwa: Strandurlaub ist langweilig und<br />
Berge und Wandern sind keine Alternative. Die nachstehenden<br />
Punkte hingegen waren allen wichtig: eine kurze Reisezeit,<br />
deutschsprachig, viele Freizeitangebote und die Möglichkeit,<br />
sich am Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu<br />
bewegen. So kristallisierte sich ein Städteurlaub heraus. Die<br />
Wahl war schnell getroffen und fiel auf München. Der Entscheid<br />
erwies sich als goldrichtig, denn die Ferienwoche war<br />
in jeder Beziehung ein grosser Erfolg. Individuell in kleinen<br />
oder grösseren Gruppen, zu Fuss oder bequem mit der U-<br />
Bahn unterwegs; unsere Klienten haben viele Sehenswürdigkeiten<br />
besichtigt und sind mit unvergesslichen Eindrücken<br />
zurückgekehrt. Schon bald werden wir entscheiden, welche<br />
Stadt wir in diesem Jahr besuchen möchten.<br />
■
Aufbruch<br />
Klient der Wohngruppe Erle<br />
Jeder Klient hegt den Wunsch, in einem Umfeld zu leben,<br />
welches ihm eine gewisse Sicherheit und somit möglichst<br />
eine grosse innere Ruhe bringt. Deshalb sind eine ausgeglichene<br />
Lebenssituation und Stabilität von grossem Nutzen.<br />
Die meisten Patienten haben eine Vorstellung, wie ihr Leben<br />
vonstatten gehen soll. Sie wollen in diesen Belangen ernst<br />
genommen werden, auch wenn sie falsch liegen. Das Team<br />
steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Alle können ihren<br />
Fähigkeiten entsprechend frei handeln und den Alltag im<br />
Rahmen der Möglichkeiten frei gestalten.<br />
Strukturen sind wichtig<br />
Auf das Einhalten der Tagesstruktur wird grosses Gewicht<br />
gelegt, beispielsweise bei den Arbeitszeiten, die aber je nach<br />
Klient auch individuell sein können. Ebenso ist die regelmässige<br />
Einnahme der Mahlzeiten und Medikamente erwünscht.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die aktive Teilnahme<br />
an der jeweiligen Gruppenarbeit. Dabei werden Themen<br />
wie Hygiene, soziales Verhalten, Sicherheit und Allgemeines<br />
behandelt. Weiter besteht eine Freizeitgruppe. Jeder Klient<br />
wird aufgefordert, die oben genannten Aktivitäten zeitlich<br />
einzuhalten. Eine gewisse Regelmässigkeit im Alltag ist ausdrücklich<br />
erwünscht.<br />
Bedürfnisse<br />
Durch Personalwechsel und Krankheiten waren einzelne<br />
Stellen länger nicht besetzt. Mitarbeiter waren genötigt, allfällige<br />
krankheitsbedingte Ausfälle so gut wie möglich auszugleichen.<br />
Dies bedeutete wiederum, dass die Arbeitszeiten<br />
noch unregelmässiger wurden. Den Klienten konnten solche<br />
Rochaden kaum kommuniziert werden. Deshalb gab es oft<br />
Überraschungen in Bezug auf das anwesende Personal. Auch<br />
der Wunsch nach freiem Handeln hatte bei den Klienten so<br />
seine Tücken. So mussten übertriebene Wünsche vom Team<br />
gemassregelt werden. Es handelte sich dabei einerseits um<br />
das Einhalten der Tagesstruktur, andererseits um Handlungen<br />
in der Freizeit.<br />
Anforderungen<br />
Die Anforderungen des Wohnheims an die Bewohner stiegen<br />
sowohl in Bezug auf die Fachkompetenz wie auch auf<br />
die Toleranz. So kann nicht jeder IV-Bezüger in der Erle<br />
aufgenommen werden. Denn das Wohnheim steht vor allem<br />
psychischkranken und sozial eingeschränkten Personen<br />
offen. Über eine allfällige Aufnahme entscheidet die Heimleitung.<br />
Es wird erwartet, dass der Klient ein Mindestmass<br />
an sozialen Kompetenzen mitbringt, die es ihm ermöglicht,<br />
ohne allzu grosse Schwierigkeiten am Leben in der Erle teilzunehmen.<br />
Sind diese Eigenschaften mangelhaft, kann das<br />
Team die Sozialkompetenz zum Ziel des Aufenthalts machen.<br />
■<br />
5
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> des Wohnheims und der Geschützten Werkstätte<br />
Veränderung – neue Ziele –<br />
Umbruchstimmung<br />
Christine Amstutz, Leiterin Geschützte Werkstätte und André Müller, Stellvertreter<br />
6<br />
Das Jahr <strong>2009</strong> war geprägt von verschiedenen Krisen in unserer<br />
Gesellschaft, die sich schleichend mehr oder weniger<br />
bemerkbar machten. In den Medien kursierten Meinungen<br />
über Meinungen; es wurde viel berichtet, bestätigt und dementiert.<br />
Das Wort «Krise» war in aller Leute Mund. Sogar<br />
bis hin zu uns, in unsere Geschützte Werkstätte, ist dieses<br />
vielverwendete Wort gedrungen.<br />
Unsere grundsätzliche Ausrichtung dient den behinderten<br />
Menschen eine optimale Arbeitssituation<br />
zu gewähren, um ihre persönliche Entwicklung<br />
zu fördern.<br />
Trotz allen Entwicklungsschritten und wirtschaftlichen Anpassungen<br />
steht bei uns der psychisch behinderte Mensch<br />
im Mittepunkt. Es gilt, die Balance zwischen Machbarkeit<br />
und Komplexität der Aufträge zu finden. Weil es zum Teil<br />
für unsere Kunden einfacher und billiger ist, die Fabrikation<br />
an Ort und Stelle auszuführen, anstatt die Güter in unsere<br />
Geschützte Werkstätte zu transportieren, haben wir uns mit<br />
unseren Klienten auch schon extern betätigt und die Aufträge<br />
in den Betrieben unserer Kundschaft erledigt. Das Echo<br />
war von allen Seiten durchaus positiv.<br />
Veränderung als Chance oder auch strukturelle<br />
Entwicklung<br />
Die Zeichen der Zeit haben uns motiviert, unser Profil zu<br />
schärfen, unsere Position besser zu behaupten, uns zu verändern<br />
und uns weiter zu entwickeln. Aus wirtschaftlichen<br />
Gründen sind Schwankungen immer möglich. Um die Auftragslage<br />
auszugleichen, haben wir verschiedene Nischen<br />
entdeckt wie etwa die Produktion von Meditationskissen<br />
und viele weitere. Ideenreichtum war nicht nur beim Entwickeln<br />
und Produzieren unserer Eigenprodukte gefragt,<br />
sondern auch bei der Umsetzung unserer Kundenaufträge.<br />
So hat sich etwa ein Kaffeelieferant nach der Machbarkeit<br />
von Taschen aus leeren Kaffeebeuteln erkundigt. Unsere<br />
Eigenprodukte, zu denen auch die beliebten Kirschsteinund<br />
Traubenkernkissen zählen, werden in unserem Lädeli<br />
und im «Huggi» zum Verkauf angeboten.<br />
Neue Zielsetzungen ergaben sich aber auch aus der immer<br />
grösser werdenden Vielfalt unserer Klientel. So durften wir<br />
im Berichtsjahr erstmals einen Klienten bei der erfolgreichen<br />
Neuplatzierung in einen ganz normalen Handwerksbetrieb<br />
begleiten. Dabei kam einmal mehr zum Ausdruck, dass<br />
der regelmässige Austausch zwischen allen Beteiligten ganz<br />
wichtig ist. Das gute Gelingen der Umplatzierung hat uns<br />
zu einem weiteren Versuch angespornt und so ist auch der<br />
Klient, der in der Küche der Clienia Privatklinik Littenheid<br />
arbeitet, auf bestem Wege sich in einem ganz normalen Betrieb<br />
zu etablieren.<br />
Mit der Angliederung der geschützten Arbeitsstellen in<br />
die Haushaltungen der beiden Wohnheime sind auch unsere<br />
Klienten in die Veränderungen eingebunden. Zusammen<br />
mit den Haushaltverantwortlichen werden diese Arbeitsplätze<br />
laufend angepasst.<br />
Umbruchstimmung<br />
Allgemein gesprochen, bedeutet ein Umbruch eine plötzliche<br />
Änderung eines bis dahin kontinuierlich verlaufenden<br />
Vorgangs. Dazu kommt die Stimmung mit Gefühlen und<br />
Emotionen, die zeitlich länger ausgedehnt erlebt wird. Stimmungen<br />
spielen eine wichtige Rolle in der Motivation. Verstehen<br />
es die Mitarbeiter in der Geschützten Werkstätte eine<br />
freudvolle und optimistische Stimmung zu erzeugen, so ist<br />
automatisch die Arbeitszufriedenheit der Klienten erhöht.<br />
Motivierte Klienten haben eine bessere Chance, sich zu verändern.<br />
Wie aber bringt man es fertig, dass alle Mitarbeiter motiviert<br />
an einem Umbruch mitmachen und wie bringt man<br />
sie dazu, neue Projekte lustvoll und neugierig in Angriff zu<br />
nehmen? Umbruch, Neuerungen und Projekte sind meist<br />
verbunden mit mehr Arbeit und an dieser fehlt es meistens<br />
ohnehin nicht. In der Geschützten Werkstätte verfügen alle<br />
Mitarbeitenden über ein grosses Interesse an ihrer täglichen<br />
Arbeit und an ihren Kompetenzbereichen. Offenheit und<br />
Vertrauen sind ein guter Nährboden für die tägliche Arbeit.<br />
Die gegenseitige Unterstützung hilft uns, auch schwierige<br />
Situationen zu meistern und daraus zu lernen. Dieses Engagement<br />
war im Jahr <strong>2009</strong> bei unseren Mitarbeitenden einmal<br />
mehr deutlich zu spüren. Ohne die positive Einstellung<br />
und den Willen, die vielen Veränderungen mitzutragen,<br />
wäre vieles nicht gelungen. Ihre tatkräftige Unterstützung<br />
im Tagesgeschäft, ihre Ideen für Neues aber auch ihr Humor<br />
haben geholfen, die Geschützte Werkstätte zu dem zu machen,<br />
was sie heute ist.<br />
■
Leitbild Wohnheim und<br />
Geschützte Werkstätte<br />
Eigenverantwortung und Lebensraum<br />
Wir ermöglichen unseren Klienten Freiraum um Selbstbestimmung<br />
und Mitentscheidung zu erfahren und<br />
Eigenverantwortung zu übernehmen.<br />
1. Wir reden miteinander.<br />
2. Anlässlich der regelmässig stattfindenden Wohn- und<br />
Werkstattversammlungen planen wir mit unseren<br />
Klienten gemeinsam die Aktivitäten und Inhalte der<br />
themenbezogenen Gruppenarbeiten.<br />
3. Wir und die Klienten pflegen in konkreten Situationen<br />
einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen<br />
Energien.<br />
4. Die Klienten erreichen in Zusammenarbeit mit den Bezugspersonen<br />
und in Standortgesprächen die Fähigkeit,<br />
ihr Handeln und dessen Folgen selbst einzuschätzen.<br />
Haltung und Kompetenz<br />
Die Klienten werden kompetent und individuell von<br />
Fachpersonen verschiedener Berufsgruppen begleitet.<br />
1. Wir lachen miteinander<br />
2. Wir arbeiten sinnvoll und effizient mit einem modernen<br />
Klienten-Informationssystem.<br />
3. Die Teammitglieder bilden sich persönlich und fachlich weiter.<br />
4. Zu unserem ganzheitlichen Menschenbild gehören auch<br />
Freundschaften, und Partnerschaften. Wir bieten sexualpädagogische<br />
Beratung an.<br />
5. Gemeinsam halten wir uns an Abmachungen<br />
Wandel und Innovation<br />
Unser stetig optimiertes Leistungsangebot mit innovativen<br />
Lösungsansätzen ermöglicht ein Milieu zur individuellen<br />
Weiterentwicklung.<br />
1. Durch die jährlich abwechselnde Klientinnen- und Mitarbeiterinnenbefragung<br />
optimieren wir unser Angebot.<br />
2. An regelmässigen Sitzungen werden Ideen der Mitarbeiterinnen<br />
aufgenommen, geprüft und weiterentwickelt.<br />
3. Jedem Klienten steht Freiraum zu, seine persönlichen<br />
Ziele festzulegen, die in regelmässigen Gesprächen zusammen<br />
mit dem Team reflektiert werden.<br />
4. Unsere Tätigkeiten und Strukturen werden jährlich durch<br />
ein internes und externes Audit überprüft und gegebenenfalls<br />
angepasst.<br />
Integration und Gesellschaft<br />
Wir engagieren uns für eine respektvolle Haltung gegenüber<br />
Andersdenkenden und einen achtsamen Umgang<br />
mit unserer Umwelt und der Gesellschaft.<br />
1. Wir vermitteln in der Gruppenarbeit das Wissen über<br />
verschiedene Lebensbereiche.<br />
2. In der individuellen Betreuung geben wir anders denkenden<br />
Menschen den Raum, sich mitzuteilen und Eigenes<br />
zu pflegen.<br />
3. Wir unterstützen unsere Klienten bei ihren Integrationsbemühungen<br />
in ihr jetziges und/oder zukünftiges Umfeld.<br />
4. Wir begleiten die Klienten je nach Bedürfnis in die freie<br />
Gesellschaft.<br />
Zusammenarbeit und Zukunft<br />
Als gut etablierte Institution engagieren wir uns in kantonalen<br />
– regionalen und schweizerischen Organisationen.<br />
Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern beruht<br />
auf einer zuverlässigen und verbindlichen Grundlage.<br />
1. Klienten und Mitarbeiter beteiligen sich an internen wie<br />
externen sportlichen und kulturellen Anlässen.<br />
2. Wir laden unsere Zuweiser und Angehörige zu aktuellen<br />
Anlässen, die auf unserer Homepage ersichtlich sind ein.<br />
3. Wir knüpfen und pflegen Kontakte zu anderen Wohnheimen<br />
und Werkstätten. Sind Mitglied der INSOS, (Soziale<br />
Institutionen für Menschen mit Behinderung Schweiz)<br />
und des VWO (virtuelle Werkstatt Ostschweiz).<br />
4. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist im Qualitätsmanagement<br />
geregelt.<br />
Leistung und Beurteilung<br />
Die Beurteilung von Leistungsnachweisen ist transparent<br />
und fair.<br />
Motivation und Kreativität spornen alle Mitarbeiter der<br />
<strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong> zu hoher Leistung an.<br />
1. Alle Mitarbeiter der <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong> sind bereit, hohe Leistung<br />
zu erbringen.<br />
2. In unseren alltäglichen Abläufen schaffen wir Raum, situationsgerechte<br />
Flexibilität und ermöglichen den Klienten<br />
somit persönliches Wachstum.<br />
3. Wir erfüllen unsere Aufgaben im Rahmen der Leistungsvereinbarung<br />
mit dem Standortkanton und berücksichtigen<br />
dabei die betriebswirtschaftlichen Grundsätze.<br />
4. Die Leistungsqualität ist für jeden transparent und verständlich.<br />
Die Leistung ist dokumentiert und zertifiziert<br />
von ISO und BSV.<br />
5. Der Datenschutz ist gewährleistet. Wir geben gezielt Auskunft<br />
6. Fundiertes Wissen der Mitarbeiter ist unser Alltagsinstrument.<br />
7
Statistik Wohnheim und<br />
Geschützte Werkstätte<br />
8<br />
Klientinnen und Klienten im Wohnheim<br />
(Stichtag 31.12.09)<br />
Alter Männer Frauen Total<br />
15 – 19 1 0 1<br />
20 – 24 0 3 3<br />
25 – 29 3 1 4<br />
30 – 34 2 1 3<br />
35 – 39 2 1 3<br />
40 – 44 2 0 2<br />
45 – 49 2 1 3<br />
50 – 54 3 0 3<br />
55 – 59 2 3 5<br />
60 – 64 0 0 0<br />
Total 17 10 27<br />
Nach Kantonen (Stichtag 31.12.09)<br />
Klienten<br />
Glarus 2<br />
Schwyz 8<br />
St. Gallen 2<br />
Thurgau 10<br />
Zürich 2<br />
Zug 2<br />
Fürstentum Lichtenstein 1<br />
Total 27<br />
Belegung im Wohnheim<br />
Tage<br />
2005 9 846<br />
2006 10 136<br />
2007 10 695<br />
2008 9 964<br />
<strong>2009</strong> 9 715<br />
Mutationen Klientinnen und Klienten Wohnheim im <strong>2009</strong><br />
Eintritte<br />
Austritte<br />
Frauen 2 1<br />
Männer 5 7<br />
Total 7 8<br />
Mutationen Klientinnen und Klienten<br />
Geschützte Werkstätten im <strong>2009</strong><br />
Eintritte<br />
Austritte<br />
Frauen 5 2<br />
Männer 9 9<br />
Total 14 11<br />
Geleistete Arbeitsstunden in den Geschützten Werkstätten und bei den Einzelarbeitsplätzen<br />
Plätze Stunden <strong>2009</strong> Stunden 2008 Stunden 2007<br />
Total 30 36 400 34 041 35 114
9<br />
Aufträge von externen Unternehmen ermöglichen uns die<br />
Aufrechterhaltung unserer Geschützten Werkstätte und die<br />
Sicherstellung einer Tagesstruktur für unsere Klientinnen und<br />
Klienten. Wir danken folgenden Firmen für ihre Aufträge:<br />
Dargebotene Hand, St. Gallen; FAIRDRUCK Druckerei Sirnach;<br />
Gmür-Grafik, Bazenheid; HakaGerodur, Gossau; Hauri AG,<br />
Bischofszell; Heimstätte Wil, Wil; Hunter Douglas, Wängi;<br />
Jagdschutzverein Thurgau, Frauenfeld; Johnson Diversey,<br />
Münchwilen; Clienia Privatklinik Littenheid; Rosskopf Hans,<br />
Rickenbach; Schloss Herdern, Herdern; SLRG, Rickenbach;<br />
Sonderegger AG, Wil; Theater JETZT, Sirnach; Traxler AG,<br />
Bichelsee; Valida, St.Gallen; Virtuelle Werkstatt Ostschweiz (VWO)<br />
Spenden <strong>2009</strong><br />
Im Jahr <strong>2009</strong> wurde die <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong> von folgenden<br />
Personen, Behörden und Institutionen unterstützt:<br />
Elo und Jürg Baumberger, Sirnach; Brunner & Schär<br />
Treuhand AG, Aadorf; Ed. Vetter AG, Lommis; Evang.<br />
Kirchenpflege, Sirnach; Dr. med. Hans Geigenmüller, Busswil;<br />
Gemeinnützige <strong>Stiftung</strong> JonsonDiversey, Münchwilen;<br />
Elsy Gerschwiler, Wil; Emil Halter, Frauenfeld; Urs Leutenegger,<br />
Zuzwil; Alfred Müller, Frauenfeld; Ch. und P. Rutishauser,<br />
Kreuzlingen; Heinrich Schmid-Klaus, Zug; Marie Strüby-<br />
Langenegger, Ibach; Zellweger Treuhand- und Verwaltungs AG,<br />
Herisau<br />
Den Spendern danken wir herzlich für ihre Unterstützung
<strong>Jahresbericht</strong> des Externen<br />
Psychiatrischen Dienstes<br />
Dr. med. Christine Nussbaumer, Leitende Ärztin<br />
10 Interessant sind die Ergebnisse der<br />
ersten Untersuchungen über die therapeutische<br />
Beziehung in der psychiatrischen<br />
Behandlung über das Internet.<br />
Demnach soll die Qualität der<br />
virtuellen, im Vergleich zur konventionellen,<br />
therapeutischen Beziehung<br />
äquivalent sein. Kann man daraus ableiten, dass soziale Vernetzungen<br />
und Beziehungen, die mittels Internet gepflegt<br />
werden ebenso befriedigend (oder schwierig) sind wie Beziehungen,<br />
bei denen man sich trifft, miteinander spricht<br />
und etwas zusammen unternimmt? Unser Oberarzt Daniel<br />
Minder beschäftigt sich in seinem Artikel mit dem Thema<br />
«Psychotherapie über das Internet» und so vor allem mit<br />
der zunehmenden Veränderung von Kommunikation und<br />
Beziehungsgestaltung in der Psychiatrie durch die elektronischen<br />
Medien.<br />
Die Frage, inwieweit Video- und Computerspiele aggressives<br />
Verhalten von Jugendlichen fördern, bietet immer<br />
wieder Diskussionsstoff. Dieser und anderen Fragestellungen<br />
ist das Kriminologische Institut der Universität Zürich<br />
mit dem Forschungsbericht «Jugenddelinquenz im Kanton<br />
St. Gallen» nachgegangen. In ihrem Artikel erörtert unsere<br />
Assistenzärztin Gabriella Hunziker diesen Bericht. Unsere<br />
Assistenzärztin Violeta Lapadatovic widmet sich in ihrem<br />
Beitrag dem Thema «Mobbing». Auch unsere Patienten sind<br />
mit diesem Thema hin und wieder konfrontiert.<br />
Der Begriff Migration wird immer mehr zu einem<br />
Reizthema und verpolitisiert. Politiker denken laut nach, ob<br />
Migrantinnen Kopftücher oder Burkas tragen dürfen oder<br />
nicht und gebärden sich damit als veritable Frauenrechtler.<br />
Denn Kopftücher und Burkas dienen angeblich nur dazu,<br />
Frauen zu unterdrücken. Mit solchen Aussagen entstehen<br />
unheilvolle Vorurteile über Migrantinnen, denen auch ich<br />
mich manchmal kaum entziehen kann. Im EPD versuchen<br />
wir stets von Neuem, diese Klischees zu hinterfragen<br />
und Migrantinnen als Individuen mit anderem kulturellen<br />
Hintergrund zu begegnen und zu behandeln. Unsere Sozialarbeiterin<br />
Rosemary Capt setzt sich in ihrem Artikel «Frauen<br />
und Migration» mit diesem Thema auseinander.<br />
Personelles<br />
In unserem Dienst hat es einige Veränderungen gegeben. So<br />
hat Oberarzt Klaus Elbs per Ende Mai gekündigt. Er arbeitet<br />
nun als Oberarzt in der Clienia Littenheid AG. Assistenzärztin<br />
Claudia Willeke hat uns im April verlassen, um ihre Weiterbildung<br />
für den FMH mit einem somatischen Fremdjahr<br />
abzuschliessen. Noch in der ersten Jahreshälfte konnten wir<br />
die Assistenzärztinnen Gabriella Hunziker und Violeta Lapadatovic<br />
zu je 50 Prozent anstellen. Im Juni <strong>2009</strong> trat auch<br />
unser neuer Oberarzt Daniel Minder seine Stelle bei uns an.<br />
Er ist ausgebildeter Verhaltenstherapeut und führt die von<br />
Klaus Elbs aufgebaute Angstsprechstunde weiter. Der Psychologe<br />
Lorenz Kunz hat auf Ende <strong>2009</strong> gekündigt, da er<br />
seine Stelle in Bülach aufstocken konnte. Obwohl wir noch<br />
keinen Ersatz für die 20-Prozentstelle in der Kinder- und<br />
Jugendsprechstunde gefunden haben, nehmen wir wie gewohnt<br />
Anmeldungen für Kinder und Jugendliche entgegen.<br />
Die Abklärungen werden momentan durch das Zentrum für<br />
Jugendpsychiatrie der Clienia Littenheid abgedeckt.<br />
Das Jahr <strong>2009</strong> war also geprägt vom Abschiednehmen<br />
von «alten» und der Einarbeitung von «neuen» Mitarbeitenden.<br />
Um all unseren Patienten gerecht werden zu können,<br />
mussten unsere neuen Mitarbeitenden vom ersten Tag an<br />
voll mitziehen.<br />
Jahresstatistik<br />
Da wir im Ambulatorium eine Steigerung der Neu- und<br />
Wiederanmeldungen um 33 Prozent von 198 auf 264 zu<br />
verzeichnen hatten, war das Berichtsjahr für uns sehr anspruchsvoll.<br />
Die Beratungsstelle hat mit 148 Neu- und<br />
Wiederanmeldungen nicht nur den Vorjahreswert um 20<br />
übertroffen, sondern auch einen neuen Rekordwert erreicht.<br />
Dementsprechend stiegen bei der Beratungsstelle auch die<br />
Konsultationsstunden und Kurzberatungen an (von 1192 auf<br />
1772 Stunden respektive von neun auf 49 Stunden). Diese<br />
Steigerung bildet ab, dass unsere Patienten bei der heutigen<br />
schwierigeren Wirtschaftslage rascher Probleme mit den Finanzen,<br />
mit dem Arbeitsplatz oder mit Sozialversicherungen<br />
haben. Die Konsultationsanzahl und –stunden beim Ambulatorium<br />
waren leicht niedriger als 2008. Dies weil die ärztlichen<br />
Stellen nicht nahtlos besetzt werden konnten.<br />
Wir stellen eine leichte Zunahme von Patienten über 65<br />
Jahre fest. Diese Altersgruppe ist bei uns aber nach wie vor<br />
untervertreten. Wie jedes Jahr litten die meisten (73 Prozent)<br />
angemeldeten Patienten unter einer Angst- oder depressiven<br />
Störung. Ansonsten sind gegenüber der Statistik<br />
vom Vorjahr kaum Veränderungen zu verzeichnen. ■
Psychotherapie über das Internet<br />
Dr. med. Daniel Minder, Oberarzt<br />
In den letzten Jahren haben sich die<br />
Gewohnheiten der Kommunikation<br />
und Informationsbeschaffung durch<br />
die elektronischen Medien stark verändert.<br />
Es erstaunt deswegen nicht,<br />
dass man zunehmend auch versucht,<br />
die elektronischen Medien für die<br />
Psychotherapie zu nutzen. Eine interessante Möglichkeit ist<br />
dabei eine Psychotherapie, bei der der Patient und der Therapeut<br />
ausschliesslich über das Internet in Verbindung stehen.<br />
Es wird beispielsweise per E-Mail kommuniziert oder es<br />
werden auf Webseiten Programme zum Absolvieren bereitgestellt,<br />
die in der Regel Diagnostik mit Hilfe eines Fragebogens,<br />
Informationen über das Krankheitsbild, Schreibaufgaben<br />
und Rückmeldungen eines Therapeuten beinhalten.<br />
Meist werden dabei kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapieansätze<br />
angewandt.<br />
Erfahrungen mit Psychotherapie über das Internet hat<br />
man vor allem mit Patienten mit Angststörungen, Zwangsstörungen,<br />
komplizierter Trauer, leichten bis mittelschweren<br />
depressiven Zuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen<br />
gemacht. Dabei ergaben die bisher durchgeführten<br />
Studien, dass für diese Störungsbilder die Wirksamkeit<br />
und die Patientenzufriedenheit bei der Psychotherapie über<br />
das Internet etwa gleich sind wie bei der konventionellen<br />
Psychotherapie.<br />
Aufgrund der bisherigen vielversprechenden Erfahrungen<br />
ist damit zu rechnen, dass diese Form von Therapie an Bedeutung<br />
gewinnen wird.<br />
Die Vorteile einer solchen Therapie sind die örtliche und<br />
zeitliche Unabhängigkeit von Patient und Therapeut und<br />
die meist niedrigeren Kosten. Schriftliche Informationen<br />
können differenzierter formuliert werden und es besteht die<br />
Möglichkeit, etwas mehrmals nachzulesen.<br />
Ein interessanter Punkt ist die Auswirkung auf die therapeutische<br />
Beziehung, die als einer der wichtigsten Wirkfaktoren<br />
in der Psychotherapie angesehen wird. Erste Untersuchungen<br />
diesbezüglich haben ergeben, dass die therapeutische<br />
Beziehung bei der Behandlung übers Internet gleich gut<br />
oder sogar eher besser ist. Dieses auf den ersten Blick überraschende<br />
Resultat kann damit erklärt werden, dass mehr<br />
Anonymität zu vermehrter Offenheit führen kann und dass<br />
die fehlende Information über den Gesprächspartner oft zu<br />
positiven Vorstellungen über dessen Eigenschaften führt.<br />
Auf der anderen Seite werden durch die fehlenden Informationen<br />
über den Patienten für den Therapeuten natürlich<br />
Diagnostik und Behandlung erschwert. Über das Internet<br />
sind nonverbale Informationen wie zum Beispiel Mimik,<br />
Gestik oder Tempo und Intonation der Sprache nicht oder<br />
nur sehr beschränkt beobachtbar.<br />
Kritische Stimmen unter den Fachleuten meinen denn<br />
auch, dass aufgrund der fehlenden nonverbalen Informationen<br />
keine verlässliche Diagnostik betrieben und somit<br />
auch keine seriöse Behandlung durchgeführt werden könne.<br />
Zudem würden die fehlenden Informationen über den<br />
Therapeuten nur bei den gesünderen Patienten zu positiven<br />
Vorstellungen über dessen Eigenschaften führen, bei schwerer<br />
Kranken könne aber genau das Gegenteil passieren, was<br />
beispielsweise Misstrauen noch verstärken könne.<br />
Einig ist man sich darin, dass für die Behandlung von<br />
Patienten, bei denen die nonverbale Information sehr wichtig<br />
ist oder bei denen Krisen auftreten, die eine rasche Intervention<br />
erfordern, eine Therapie über das Internet nicht<br />
empfehlenswert ist. Dazu gehören Patienten mit Psychosen,<br />
schweren Depressionen, dissoziativen Symptomen, starkem<br />
Drogenkonsum oder Suizidgefahr.<br />
In den USA gehören Online-Therapien mittlerweile zum<br />
gängigen Angebot im Gesundheitswesen. In den Niederlanden,<br />
Schweden, Grossbritannien und Australien werden die<br />
Kosten von bestimmten Psychotherapien über das Internet<br />
bereits von den meisten Krankenkassen oder vom Staat übernommen.<br />
In der Schweiz sind solche Angebote erst in der Entstehung.<br />
An den Universitäten Bern und Zürich werden Studien<br />
zur Wirksamkeit von Psychotherapie übers Internet<br />
durchgeführt. Im Sommer <strong>2009</strong> ist in der Schweiz das erste<br />
grössere Internetportal (www.psy-help-online.ch), das online<br />
eine Therapie anbietet, lanciert worden.<br />
In der Schweiz wird Psychotherapie über das Internet jedoch<br />
(noch?) nicht von den Krankenkassen übernommen.<br />
Vom EPD ist, unter anderem deswegen, in nächster Zukunft<br />
nicht geplant, Psychotherapie über das Internet anzubieten.<br />
Vorausgesetzt weitere Studien bestätigen die gute Wirksamkeit,<br />
kann die Internet-Therapie aber mittelfristig für den<br />
EPD durchhaus eine Option werden.<br />
Literatur:<br />
Wagner, Brigit. Die virtuelle Couch – Psychotherapie im Internet.<br />
Schweizerische Ärztezeitung. 2008, 89 (34), S. 1457–<br />
1460 (www.saez.ch/pdf_d/2008/2008-34/2008-34-533.PDF)<br />
Puls. Psychotherapie via Internet. Schweizer Fernsehen SF 1.<br />
Sendung vom 14.12.09 (www.sf.tv/sendungen/puls/merkblatt.php?docid=<strong>2009</strong>1214-2)<br />
■<br />
11
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> des Externen Psychiatrischen Dienstes<br />
Jugendgewalt und was wir dagegen<br />
tun können<br />
Dr. med. Gabriella Hunziker, Assistenzärztin<br />
12<br />
In letzter Zeit stehen täglich Berichte<br />
in den Zeitungen, in welchen beschrieben<br />
wird, wie wehrlose Frauen<br />
und Männer von Jugendlichen zusammengeschlagen<br />
werden. Die Meinung,<br />
als Erwachsene keinen oder<br />
nur wenig Einfluss auf gewalttätige<br />
Jugendliche zu haben, ist weit verbreitet. Ohnmacht und<br />
Resignation gegenüber der Gewalt ist aber nicht am Platz.<br />
Durch das Studium des Forschungsberichtes des Kriminologischen<br />
Instituts der Universität Zürich «Jugenddelinquenz<br />
im Kanton St. Gallen», bekommt man dazu eine ganz andere<br />
Meinung. Wir können sehr wohl etwas gegen die Jugendgewalt<br />
tun; wir sind ihr nicht ausgeliefert. Die Analyse zeigt<br />
zahlreiche Wege zur Vorbeugung und Intervention auf. Im<br />
Frühjahr 2008 wurden 5200 Schüler aus 338 Klassen des<br />
neunten Schuljahres des Kantons St. Gallen über erfahrene,<br />
wie auch begangene Delikte befragt. Obwohl die Teilnahme<br />
freiwillig war, haben 90 Prozent der Klassen die Fragebogen<br />
beantwortet. Der Bericht zeigt auf, dass die Gewalt mit Faktoren<br />
wie unvollständiger Familie, Migrationshintergrund,<br />
schwachen Schulleistungen, geringer elterlicher Kontrolle,<br />
häufigen abendlichen Ausgängen, Konsum von grossen<br />
Mengen an Alkohol oder Drogen und gewissen Erscheinungen<br />
im Umfeld der Schule (Fernbleiben vom Unterricht,<br />
Durchsetzung von Regeln) zusammenhängt.<br />
Emotionale Bindung zur Schule<br />
Rund 26 Prozent aller Schüler der dritten Oberstufenklassen<br />
des Kantons St. Gallen gaben an, dass sie in ihrem bisherigen<br />
Leben mindestens einmal eine Gewalttat (Körperverletzung,<br />
Gruppenschlägerei, Raub oder sexuelle Gewalt) begangen<br />
haben. Die Studie fand heraus, dass es einen starken Zusammenhang<br />
zwischen der emotionalen Bindung zur Schule<br />
und dem delinquenten Verhalten gibt. Jugendliche mit einer<br />
positiven Schulbindung begehen seltener strafbare Handlungen.<br />
Derselbe Zusammenhang besteht auch zwischen<br />
Schulbindung und Gewalt. Eine positive emotionale Schulbindung<br />
wirkt sich aber nicht nur auf die Gewalttätigkeit<br />
in der Schule aus, sondern in gleichem Masse auch auf jene<br />
ausserhalb der Schule.<br />
Freizeitfaktoren<br />
Die Studie untersuchte auch, inwiefern Freizeitaktivitäten<br />
und Ausgehverhalten mit Gewalt in Zusammenhang stehen.<br />
Die Ergebnisse sind eindeutig: Gewalttätige Jugendliche<br />
üben folgende ausserhäusliche Aktivitäten häufiger aus als<br />
nichtgewalttätige Jugendliche: Sie gehen in Discos, an Partys<br />
oder Konzerte, verbringen mehr Zeit in Restaurants, Bars<br />
oder Jugendtreffs, hängen einfach so an öffentlichen Orten<br />
oder bei Freunden zu Hause rum. Zuhause surfen sie häufiger<br />
im Internet oder spielen Computerspiele. Gewalttätige<br />
Jugendliche spielen zu Hause seltener ein Musikinstrument<br />
oder lesen ein Buch. Auch unternehmen sie weniger oft etwas<br />
mit ihren Eltern. Jugendliche, deren Eltern eine starke<br />
Kontrolle ausüben, begehen massiv weniger Delikte als Jugendliche,<br />
deren Eltern nur selten Bescheid wissen, wann,<br />
mit wem und wohin ihre Kinder am Abend fortgehen.<br />
SIG OR<br />
Körperverletzung *** 3.1<br />
11.6<br />
starke elterliche Kontrolle<br />
26.5 schwache elterliche Kontrolle<br />
Gruppenschlägerei *** 3.5<br />
13.1<br />
30.2<br />
Raub *** 3.5 2.5<br />
8.2<br />
sexuelle Gewalt ** 3.0<br />
0.6<br />
1.8<br />
Ladendiebstahl *** 2.4<br />
23.9<br />
43.2<br />
sonstiger Diebstahl *** 2.2<br />
21.3<br />
37.2<br />
Velo-/Mofadiebstahl *** 3.9<br />
10.7<br />
32.1<br />
Einbruch *** 6.1<br />
1.8<br />
9.9<br />
Vandalismus *** 4.0<br />
16.5<br />
44.3<br />
Waffentragen *** 4.1<br />
11.8<br />
35.6<br />
Drogenverkauf *** 4.2<br />
7.5<br />
25.3<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />
Jahresprävalenz (in %)
Risikoverhalten<br />
Zu den risikoreichen Verhaltensweisen wie Schule schwänzen,<br />
ohne Erlaubnis der Eltern eine ganze Nacht von zu<br />
Hause fortbleiben, regelmässiger (wöchentlicher) Alkoholkonsum,<br />
sowie der Konsum von Cannabis und harten<br />
Drogen konnte ein klarer Zusammenhang zu delinquentem<br />
Verhalten aufgezeigt werden. Besonders stark ist dieser Zusammenhang<br />
für den Drogenverkauf. Ganze 31 Prozent aller<br />
Jugendlichen, die Cannabis konsumieren, dealen auch mit<br />
Drogen. Ein Viertel aller Jugendlichen haben in den letzten<br />
zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert.<br />
Auffallend ist generell die recht enge Verknüpfung zwischen<br />
Delinquenz und Cannabiskonsum.<br />
SIG OR<br />
Körperverletzung *** 3.3 9.0<br />
kein Cannabiskonsum<br />
24.5<br />
Cannabiskonsum<br />
Gruppenschlägerei *** 3.1<br />
10.3<br />
26.4<br />
Raub *** 4.9<br />
1.6<br />
7.5<br />
sexuelle Gewalt * 2.2 0.6<br />
1.3<br />
Ladendiebstahl *** 5.2<br />
16.1<br />
49.6<br />
sonstiger Diebstahl *** 3.1<br />
16.8<br />
38.4<br />
Velo-/Mofadiebstahl *** 6.4<br />
6.5<br />
30.7<br />
Einbruch *** 8.6<br />
1.0<br />
8.0<br />
Vandalismus *** 6.5<br />
10.5<br />
43.2<br />
Waffentragen *** 5.2<br />
8.3<br />
32.1<br />
Drogenverkauf ***23.6<br />
1.8<br />
30.6<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Jahresprävalenz (in %)<br />
Tatumstände<br />
Es wurde festgestellt, dass am Abend (nach 20 Uhr) oder<br />
nachts nicht nur überproportional mehr Gewaltdelikte<br />
verübt werden, sondern dass sie auch häufiger in Gruppen<br />
und unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen begangen<br />
werden. Auch zeigte sich, dass ein Grossteil der Delikte an<br />
öffentlichen Orten geschehen, wo die Jugendlichen unter<br />
keinerlei Aufsicht von erwachsenen Personen sind. 19 Prozent<br />
aller Raubüberfälle und Körperverletzungen geschehen<br />
während der Schulzeit. 15 Prozent aller Gewaltdelikte werden<br />
aus Langeweile verübt. Bei Gruppendelikten geschieht<br />
die Tat häufiger aus Langeweile als bei Einzeldelikten.<br />
Was ist zu tun<br />
Klare elterliche und schulische Regeln, traditionelle Familienverhältnisse<br />
(zusammen mit Mutter und Vater), familiäre<br />
Freizeitgestaltung, Aufklärung über die Gefahr von Alkoholund<br />
Drogenkonsum und – besonders wichtig – sinnvolle Lebensaufgaben<br />
sind Schutzfaktoren gegen Gewalt für unsere<br />
Jugendlichen. Regeln, deren Nicht-Durchsetzung «normal»<br />
sind, werden nicht ernst genommen und verlieren ihre Wirkung.<br />
Da Gewalt in den Schulen häufig ist (19 Prozent!),<br />
sollte die Schule genügend Erwachsene auf den Schulhof<br />
schicken, um eine gute Aufsicht über die Schüleraktivitäten<br />
zu gewährleisten. Die Erwachsenen müssen auch bereit sein,<br />
in Gewaltsituationen schnell und entschlossen einzugreifen,<br />
und dies auch in Situationen, in denen nur der Verdacht<br />
besteht, dass Gewalt stattfindet. Ein entschlossenes und konsequentes<br />
Eingreifen durch Erwachsene verrät eine wichtige<br />
Einstellung: «Wir akzeptieren Gewalt nicht.» Der weltweit<br />
anerkannte Psychologieprofessor und Gewaltexperte Albert<br />
Bandura schreibt zum Thema Aggression: «Menschen werden<br />
nicht mit einem vorgeformten Repertoire aggressiver<br />
Verhaltensweisen geboren, sie müssen sie auf irgendeine Art<br />
und Weise lernen.» Kinder und Jugendliche lernen demzufolge<br />
aggressives Verhalten von Vorbildern, wie sie ihnen in<br />
Video- und Computerspielen, im Fernsehen und in der Musik<br />
dargeboten werden. Selbst Kinder, die keine Aggressionsbereitschaft<br />
mitbringen, übernehmen Aggressionsverhalten<br />
von Vorbildern (Bandura): «Offensichtlich muss man nicht<br />
emotional gestört oder hyperaggressiv sein, um aggressive<br />
Taktiken durch Beobachtung zu lernen. Sanfte Kinder lernen<br />
genauso viel von einem aggressiven Vorbild wie aggressive<br />
Kinder».<br />
Übrigens kann sich jede interessierte Person den vollständigen<br />
Forschungsbericht unter dem Stichwort «Jugenddelinquenz<br />
im Kanton St. Gallen» im Internet herunterladen.<br />
Quelle:<br />
http://www.rwi.uzh.ch/lehreforschung/alphabetisch/killias/<br />
JugenddelinquenzSG.pdf<br />
■<br />
13
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> des Externen Psychiatrischen Dienstes<br />
Was ist Mobbing?<br />
Dr. med. Violeta Lapadatovic, Assistenzärztin<br />
14 Der Begriff stammt aus dem Englischen<br />
«to mob» und bedeutet soviel<br />
wie ärgern, schikanieren. Massgeblich<br />
geprägt wurde der Ausdruck<br />
durch den Verhaltensforscher Konrad<br />
Lorenz (1963). 1969 verwendete<br />
der schwedische Arzt Heinemann<br />
den Begriff für das Phänomen, dass Gruppen eine sich von<br />
der Norm abweichend verhaltende Person attackieren oder<br />
ausgrenzen. Der schwedische Arzt und Psychologe Heinz<br />
Leymann sprach als Erster von Mobbing am Arbeitsplatz.<br />
Nach 20 Jahren Forschung veröffentlichte er anfangs der<br />
90er-Jahre seine Arbeit.<br />
Seine Definition: Mobbing kann überall vorkommen, wo<br />
Menschen zusammenarbeiten oder zueinander in Beziehungen<br />
stehen. In der Schule, am Arbeitsplatz, in einem Verein,<br />
in der Nachbarschaft oder in der Familie.<br />
Aufgrund einer allgemeinen Unzufriedenheit, die nicht weiter<br />
thematisiert werden kann, wird eine Person oder eine<br />
Personengruppe systematisch, häufig, wiederholt und über<br />
einen längeren Zeitraum (mindestens ein halbes Jahr) schikaniert,<br />
beleidigt, ausgegrenzt, mit kränkenden Arbeitsaufgaben<br />
bedacht sowie blossgestellt. Dies mit der Wirkung,<br />
dass die gemobbte Person mit der Zeit «kaputt geht».<br />
Wenn der Arbeitsplatz zum Albtraum wird<br />
Einstellungsstopp, Kurzarbeit und Stellenabbau sind derzeit<br />
aktuelle Themen in vielen Unternehmen.<br />
Immer häufiger treten als Begleiterscheinung auch Unstimmigkeiten<br />
am Arbeitsplatz auf. Mitarbeiter sind unzufrieden<br />
und haben Angst. Der Druck am Arbeitsplatz nimmt<br />
zu. Mobbing kann eine Antwort auf diesen Druck sein. Solche<br />
permanente Belastungssituationen und persönliche Angriffe<br />
führen zu Atemnot, Nervosität, Erschöpfungsgefühlen,<br />
Schmerzen, Einsamkeit, Ängsten, Medikamentenkonsum,<br />
Schlafstörungen, Appetitminderung, Depressionen, Kreislaufproblemen,<br />
Rückzug, Versagenszuständen. Selten und<br />
höchstens bei schweren Mobbingsituationen, kann es sogar<br />
zu Suizidalitätshandlungen kommen.<br />
Mobbing-Dynamik nach Leymann:<br />
Phase 1, Schlechte Konfliktfähigkeit<br />
Unausgetragene Konflikte<br />
Phase 2, Feindseligkeiten<br />
Gehässigkeiten gegen eine Person (Sündenbock-Phänomen)<br />
Phase 3, Rechts- und Machtübergriffe<br />
Konfrontationen verstärken sich, Ausgrenzung, Isolation,<br />
Respektlosigkeit, Unsicherheit, Nahelegung der Kündigung<br />
Phase 4, Ausschluss aus der Arbeitswelt<br />
Krankschreibung, Frührente, Kündigung, Gewalt<br />
Mobbing-Handlungen nach Leymann<br />
Mobbinghandlungen orientiert sich an fünf Kategorien:<br />
– Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen<br />
Beispiel: Man wird ständig unterbrochen<br />
– Angriffe auf die sozialen Beziehungen<br />
Beispiel: Man wird wie Luft behandelt<br />
– Angriffe auf das soziale Ansehen<br />
Beispiel: Man verbreitet Gerüchte<br />
– Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation<br />
Beispiel: Man gibt sinnlose Arbeitsaufträge<br />
– Angriffe auf die Gesundheit<br />
Beispiel: Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten<br />
Folgen des Mobbings für Betroffene:<br />
Physische, psychische, verhaltensmässige, soziale (auch im<br />
Familien und Freundeskreis) sowie finanzielle Auswirkungen.<br />
Folgen des Mobbings für den Betrieb und die<br />
Volkswirtschaft<br />
Fehlzeiten, Minderproduktion (sowohl bei der betroffenen<br />
Person, wie auch beim Aggressor), Beeinträchtigung des Arbeitsklimas<br />
(Kostenfolge, geringere Lernbereitschaft) und<br />
höhere Kosten für Krankenkassen und Rentenwesen.
Was können Vorgesetzte und Organisationen tun?<br />
Der Vorgesetzte soll für Sicherheit, Akzeptanz, Vertrauen<br />
und ein gutes Arbeitsklima für alle sorgen und die Befindlichkeit<br />
am Arbeitsplatz regelmässig überprüfen.<br />
– Weiterbildung zum Thema organisieren<br />
– Betriebsinterne Anlaufstellen und Hinweise auf externe<br />
Hilfsangebote schaffen<br />
– Betriebsvereinbarungen gegen Diskriminierung und<br />
Mobbing aufstellen<br />
– Klare Organisationsstrukturen und Pflege einer transparenten<br />
Informationspolitik<br />
Im Gespräch nach Entlastungsmöglichkeiten für die betroffene<br />
Person suchen wie zum Beispiel Freistellung oder Versetzung<br />
in ein anderes Team.<br />
– Vorwürfe überprüfen<br />
– Mediative Konfliktlösung (runder Tisch) anstreben<br />
– Unangenehme Gefühle zur Sprache bringen, ohne verletzend<br />
zu sein.<br />
– Sanktionen, wie Mahnung, Verweis, Kündigung, Umplatzierung<br />
einleiten<br />
– Nachsorge einrichten (Supervision, Coaching, Therapie)<br />
Fortgeschrittene Ohnmacht und Hilflosigkeit:<br />
– Betriebsinterne Anlaufstelle angehen<br />
– Ausserbetriebliche fachliche Anlaufstelle angehen<br />
Literaturquelle:<br />
– Mobbing, Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich<br />
wehren kann, LEYMANN, Heinz<br />
– Mobbing-Studie des seco<br />
Nützliche Internetadressen:<br />
www.mobbing-zentrale.ch<br />
www.mobbing-info.ch<br />
■<br />
15<br />
Was kann der Einzelne tun?<br />
Die betroffene Person soll belastende Situationen rasch mit<br />
dem Vorgesetzten besprechen.<br />
– Persönliche Stabilisierung zum Beispiel durch Aktivierung<br />
des sozialen Netzwerkes<br />
– Tagebuch mit Erfolgen (= Wertschätzung der eigenen Fähigkeiten)<br />
– Tagebuch mit Mobbing-Vorkommnissen (Reflexion<br />
schafft Distanz)<br />
– Information über Rechtslage
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> des Externen Psychiatrischen Dienstes<br />
Frauen und Migration<br />
Rosemary Capt, Dipl. Sozialarbeiterin FH<br />
16 Die Bewältigung von Lebenskrisen in<br />
Migrantenfamilien ist eine Themenstellung,<br />
mit der sich Sozialarbeitende<br />
regelmässig konfrontiert sehen.<br />
Nicht selten kann von einer «Multiproblemfamilie»<br />
(vgl. <strong>Jahresbericht</strong><br />
2008) gesprochen werden, also von<br />
Familien, die sich mit vielfältigen Problemen in den unterschiedlichsten<br />
Lebensbereichen bewegen.<br />
Ich möchte hier den Fokus auf Migrantinnen richten. Welche<br />
Herausforderungen stellen sich den Frauen im Aufnahmeland<br />
vermehrt?<br />
Weltweit sind mehr als die Hälfte der Migrantinnen und<br />
Migranten Frauen. In der Schweiz sind es 47 Prozent. Frauen<br />
mit vielfältigen Bildungshintergründen wandern in die<br />
Schweiz ein. Es wird von einer Feminisierung der Migration<br />
gesprochen, da Frauen häufig aus individuellen Gründen<br />
migrieren und nicht wie oft angenommen, als Frauen von<br />
Migrationswilligen mitreisen. Verschiedene Faktoren beeinflussen<br />
den Entscheid zur Einwanderung. «Pushfaktoren»<br />
wie politische und religiöse Verfolgung, Wirtschaftskrisen,<br />
Kriege oder Umweltkatastrophen. «Pullfaktoren» wie gute<br />
Wirtschaftslage, bessere Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten,<br />
Familienzusammenführung, demokratische Strukturen<br />
und religiöse Glaubensfreiheit.<br />
Je besser die Aufnahmegesellschaft auf die Integration von<br />
Migrantinnen vorbereitet ist, desto erfolgreicher entwickelt<br />
sich die Eingliederung der Frauen in ihr neues Umfeld. Im<br />
Medienbericht der Eidgenössischen Kommission für Migrationsfragen<br />
(vgl. EKM, <strong>2009</strong>) wird jedoch von inadäquaten<br />
und nicht gender-gerechten Integrationsprogrammen gesprochen<br />
und einer daraus entstehenden stigmatisierenden,<br />
diskriminierenden und intoleranten Umgebung für Migrantinnen.<br />
Über Generalisierungen werden häufig traditionelle Geschlechterbilder<br />
auf Migrantinnen übertragen. Es entsteht<br />
der Eindruck, dass Migrantinnen «nur» Familienfrauen sind.<br />
Bei Männern wird in den Vordergrund gestellt, was sie tun<br />
und wo sie arbeiten. Frauen werden jedoch über ihre Nationalität<br />
und den zivilen Status vorgestellt, was zu gängigen<br />
Klischees führt. Auch werden Frauen häufig als Opfer dargestellt,<br />
als Opfer ihrer Ehemänner, Familien, Traditionen<br />
und Religionen.<br />
Die Migration kann zu einer Stärkung wie auch zu einer<br />
Schwächung der Position der Frauen führen und daraus können<br />
Rollenverschiebungen innerhalb von Familiensystemen<br />
entstehen. Patriarchate Familienstrukturen schaffen für viele<br />
Migrantinnen Abhängigkeiten und Zwänge von Traditionen.<br />
Durch Konfrontationen mit neuen Frauenbildern, dem<br />
Wertewandel und neuem Kulturverständnis im Aufnahmeland<br />
jedoch gleichen sich die Rollen zwischen Frauen und<br />
Männern an. Veränderungen der Aufgabenteilung können<br />
eine Folge davon sein. In der Rolle der Ehefrau und Mutter,<br />
aber auch als Arbeitende im Haus und ausserhäuslichen<br />
Beschäftigungen, als Kulturvermittlerin und nicht selten als<br />
Pflegende der Angehörigen hat sie eine hohe Verantwortung<br />
im Erhalt der Familienstrukturen und dadurch eine tragende<br />
Funktion.<br />
Migrantinnen sehen sich mit diversen Problembereichen<br />
konfrontiert. Mangelnde Informationen, Nichtbeherrschung<br />
der Sprache und das Unverständnis für die im Migrationsland<br />
gelebte Kultur verursachen Verunsicherungen, Adaptionsschwierigkeiten,<br />
Überforderungen und Ängste. Dabei<br />
werden Spannungen in vielen Lebensbereichen ausgelöst,<br />
die zu einem Kultur- und Identitätsverlust und Hinterfragung<br />
von religiösen Loyalitäten führen, eventuell verschärft<br />
durch unverarbeitete Traumatas aus ihrem Heimatland.<br />
Für die Mitarbeitenden der Sozialberatung verhilft Kulturverständnis<br />
zu einer Annäherung migrationsspezifischer<br />
Themenstellungen und ermöglicht den Einbezug ganzheitlicher<br />
Sichtweisen. Durch die «Migrationsbrille» gesehen<br />
können Sozialarbeitende auf die Mehrfachbelastungen der<br />
Frauen eingehen und in die Hilfestellungen mit einbeziehen.<br />
Im 2010 plant der EPD Sirnach eine Gesprächsgruppe<br />
für Frauen mit Migrationshintergrund. Diese Plattform soll<br />
den Frauen Möglichkeiten für Reflexionen auf ihre Probleme<br />
bieten.<br />
Quellenverzeichnis<br />
Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen (EKM),<br />
(<strong>2009</strong>): Frauen in der Migration. Gefunden am 23.01.10<br />
unter http://www.ekm.admin.ch/de/dokumentation/doku/<br />
mat_frauen_d.pdf<br />
■
Jahresstatistik für Ambulatorium<br />
und Beratungsstelle<br />
Betreute Patienten/Klienten 2008 <strong>2009</strong> davon Frauen Männer<br />
17<br />
Ambulatorium 432 489 54.2% 45.8%<br />
Beratungsstelle 211 253 52.0% 48.0%<br />
Erst- und Wiederanmeldungen 2008 <strong>2009</strong><br />
Ambulatorium 198 264<br />
Beratungsstelle 128 146<br />
Zeitaufwand Ambulatorium<br />
Konsultationen (Anzahl) 3 718 3 673<br />
Patientenbezogener Aufwand (Stunden) 2 984 2 951<br />
Zeitaufwand Beratungsstelle (Stunden)<br />
Sozialberatung und Betreuung von KlientInnen 1 192 1 772<br />
Kurzberatungen 9 49<br />
Hausbesuche (Stunden)<br />
Ambulatorium 3 3<br />
Alter der Neu- und Wiedereintritte im Ambulatorium Frauen Männer Total<br />
Bis 17 5 (4 %) 6 (4 %) 11 (4 %)<br />
18–24 21 (16 %) 30 (22 %) 51 (19 %)<br />
25–34 19 (15 %) 30 (22 %) 49 (19 %)<br />
35–44 25 (20 %) 28 (21 %) 53 (20 %)<br />
45–54 28 (22 %) 28 (21 %) 56 (21 %)<br />
55–64 15 (12 %) 8 (6 %) 23 (9 %)<br />
65–74 4 (3 %) 5 (3 %) 9 (3 %)<br />
75–84 7 (5 %) 1 (1 %) 8 (3 %)<br />
85 und älter 4 (3 %) 0 (0 %) 4 (2 %)<br />
Total 128 (100 %) 136 (100 %) 264 (100 %)<br />
Alter der Neu- und Wiedereintritte der Beratungsstelle Frauen Männer Total<br />
Bis 17 0 (0 %) 0 (0 %) 0 (0 %)<br />
18–24 8 (12 %) 8 (10 %) 16 (11 %)<br />
25–34 14 (20 %) 19 (24 %) 33 (22 %)<br />
35–44 16 (24 %) 14 (18 %) 30 (21 %)<br />
45–54 23 (34 %) 27 (35 %) 50 (34 %)<br />
55–64 6 (9 %) 7 (9 %) 13 (9 %)<br />
65–74 0 (0 %) 3 (4 %) 3 (2 %)<br />
75–84 1 (1 %) 0 (0 %) 1 (1 %)<br />
Total 68 (100 %) 78 (100 %) 146 (100 %)
18<br />
Diagnosen der Neu- und Wiedereintritte (ICD-10) <strong>2009</strong> davon Frauen Männer<br />
keine Diagnose 3 34% 66%<br />
F0 = Organische einschliesslich symptomatischer<br />
psychischer Störungen<br />
F1 = Psychische und Verhaltensstörungen durch<br />
psychotrope Substanzen<br />
6 50% 50%<br />
15 7% 93%<br />
F2 = Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen 15 20% 80%<br />
F3 = Affektive Störungen 76 57% 43%<br />
F4 = Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 116 53% 47%<br />
F5 = Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen<br />
und Faktoren<br />
1 100% 0%<br />
F6 = Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 19 47% 53%<br />
F7 = Intelligenzminderung 1 100% 0%<br />
F8 = Entwicklungsstörungen 0 0% 0%<br />
F9 = Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn<br />
in der Kindheit und Jugend<br />
12 34% 66%<br />
Gutachten 2008 <strong>2009</strong><br />
Militärgutachten 2 1<br />
Strafrechts- und Zivilrechtsgutachten 1 0<br />
Vormundschaftsgutachten 3 0<br />
IV-Gutachten 1 2<br />
Wohnkantone der Patienten/Klienten 2008 <strong>2009</strong> 2008 2008<br />
Ambulatorium<br />
Beratungsstelle<br />
Hinterthurgau 86,9% 87,5% 85,6% 86,2%<br />
Übriger Thurgau 3,5% 2,2% 6,9% 6,7%<br />
Kanton St. Gallen 5,0% 3,3% 3,5% 3,9%<br />
Andere 4,6% 7,0% 4,0% 3,2%<br />
Zuweiser der Neu- und Wiedereintritte 2008 <strong>2009</strong><br />
Von sich aus 112 111<br />
Niedergelassene Ärzte 93 141<br />
PK Littenheid 21 23<br />
Amt/Behörden/Gericht 2 8<br />
PK Münsterlingen 3 8<br />
Andere Institutionen und Wohnheime 12 12<br />
Versicherungen 0 2<br />
KS Frauenfeld 4 4<br />
Andere PK/Spitäler 6 0<br />
Familienmitglieder/Drittpersonen 11 20<br />
Interne Anmeldung 62 81<br />
Unbekannt 0 0<br />
Total 326 410
<strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong> Littenheid<br />
Bilanz per 31. Dezember <strong>2009</strong><br />
Betrag in Fr.<br />
Aktiven<br />
Flüssige Mittel 582 705.21<br />
Forderungen aus Leistungen 279 549.55<br />
Aktive Rechnungsabgrenzungsposten 652 991.64<br />
Total Aktiven 1 515 246.40<br />
Passiven<br />
Kreditoren 22 012.45<br />
Darlehen 969 037.95<br />
Rückstellungen 359 112.54<br />
Passive Rechnungsabgrenzungsposten 8 477.50<br />
<strong>Stiftung</strong>skapital 20 000.00<br />
Freies <strong>Stiftung</strong>svermögen 83 743.10<br />
Gewinnvortrag 52 862.86<br />
Vorschlag 0.00<br />
Total Passiven 1 515 246.40<br />
19<br />
Gewinn- und Verlustrechnung <strong>2009</strong><br />
Aufwand<br />
Personalaufwand 2 641 126.90<br />
Warenaufwand 318 673.95<br />
Unterhalt, Reparaturen und Energie 20 089.70<br />
Anlagenutzung 618 095.66<br />
Zinsaufwand 35 769.10<br />
Verwaltungsaufwand 217 789.10<br />
Übriger Betriebsaufwand 44 511.41<br />
Total Aufwand 3 896 055.82<br />
Ertrag<br />
Kostgelder 1 177 450.35<br />
Medizinische Leistungen 775 131.04<br />
Zinsertrag 1 131.32<br />
Übriger Betriebsertrag 69 112.36<br />
Erträge des Betriebes 2 022 825.07<br />
Beitrag Bundesamt für Sozialversicherung 1 523 987.64<br />
Beitrag übrige 34 312.85<br />
Kanton Thurgau, Externer Psychiatrischer Dienst 310 000.00<br />
Defizitbeitrag Externer Psychiatrischer Dienst 4 930.26<br />
Beiträge 1 873 230.75<br />
Total Ertrag 3 896 055.82<br />
Rekapitulation<br />
Total Aufwand 3 896 055.82<br />
Total Ertrag 3 896 055.82<br />
Vorschlag 0.00
Kurzporträt der <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
20<br />
Externer Psychiatrischer Dienst (EPD) in Sirnach<br />
Das therapeutische Angebot des Ambulatoriums umfasst psychiatrische und<br />
psychotherapeutische Abklärungen und Behandlungen für Erwachsene. Wir bieten<br />
Kriseninterventionen mit täglicher Notfallsprechstunde, Verhaltenstherapie<br />
und psychodynamisch orientierte Therapie an. Die Beratungsstelle leistet Hilfestellung<br />
bei sozialen Problemen und Unterstützung zur Verbesserung der psychosozialen<br />
Situation in verschiedenen Bereichen.<br />
Geschützte Werkstätte<br />
In der Geschützten Werkstätte und in den externen geschützten Arbeitsplätzen<br />
in der Clienia Privatklinik Littenheid haben 30 psychisch beeinträchtige Menschen<br />
ihren Arbeitsplatz. Sie werden behutsam und schrittweise in die Arbeitswelt<br />
eingegliedert. Die Geschützte Werkstätte führt ver schiedene abwechslungsreiche<br />
Arbeiten für Unternehmen aus der Region aus.<br />
Wohnheim<br />
In den Wohngruppen «Erle» und «Sonnegg» bieten wir 29 psychisch beeinträchtigten<br />
Menschen beider Geschlechter für kürzere oder längere Abschnitte<br />
eine stabile Wohn- und Lebenssituation, in der ihre Selbst ständigkeit gefördert<br />
wird und sie sich auf die Wiedereingliederung in den Alltag vorbereiten können.
So erreichen Sie uns:<br />
<strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
CH-9573 Littenheid<br />
Telefon: 071 929 60 60, Fax: 071 929 60 30<br />
info@murg-stiftung.ch, www.murg-stiftung.ch<br />
Externer Psychiatrischer Dienst<br />
Ambulatorium und Beratungsstelle<br />
CH-8370 Sirnach<br />
Telefon: 071 969 55 10, Fax: 071 969 55 11<br />
epd@murg-stiftung.ch<br />
Grünaustrasse<br />
Dreitannen<br />
Frauenfelderstrasse<br />
Obermattstr.<br />
Wil<br />
Eschlikon<br />
Winterthurerstrasse<br />
Kirchplatz<br />
Kath. Kirche<br />
Post<br />
Wilerstrasse<br />
Bahnhof SBB<br />
Oberer Bahnhofstrasse<br />
Fischingen